Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif
Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif
Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif
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Technische Daten zur Großstation Nauen<br />
1906 bis 1909 Knallfunken-System mit 10 KW Antennenleistung, 100 m hoher Sendemast,<br />
Reichweite 3600 km.<br />
1909 bis 1911 Umbau zu einer tönenden Funkanlage und Steigerung <strong>der</strong> Antennenleistung<br />
auf 35 KW mit Reichweiten bis 5000 km.<br />
1911 bis 1916 Verlängerung des 100 m hohen Mastes auf 200 m sowie Verstärkung des<br />
tönenden Löschfunken-Sen<strong>der</strong>s auf eine 80 bis 100 KW Antennenleistung.<br />
Einrichtung <strong>der</strong> ersten Hochfrequenz-Maschine mit ungefähr 100 KW<br />
Antennenleistung.<br />
Zusammensturz des 200 m hohen Mastes im Frühjahr 1912 und Ersatz durch<br />
einen 260 m hohen Mast. Umwandlung <strong>der</strong> bisherigen Schirmantenne in eine<br />
L-förmige Antenne. Erste Kontakte mit Stationen in Afrika (Kolonien) und USA<br />
sowie in an<strong>der</strong>en Erdteilen (neutrale Län<strong>der</strong>).<br />
1916 bis 1920 Der tönende Löschfunkensen<strong>der</strong> verliert allmählich seine Bedeutung. Ersatz in<br />
Europa durch einen neuen Hochfrequenzmaschine–Sen<strong>der</strong> mit 130 KW<br />
Antennenleistung und für Übersee einen ähnlichen Sen<strong>der</strong> mit 400 KW<br />
Antennenleistung. Theorie: Jetzt sind alle Punkte <strong>der</strong> Erde durch Funk<br />
erreichbar geworden!<br />
Sende-Anlagen Der tönende Funksen<strong>der</strong> gab 1920 nur noch das Zeitsignal ab (ein Uhr und 13<br />
Uhr MEZ) und war technisch überholt. Von <strong>der</strong> Spannung 75.000 Volt werden<br />
über den Transformator die Ölkondensatoren gespeist, die sich über die<br />
luftgekühlten Serienfunkenstrecken und die im Stosskreis befindliche Spule<br />
entladen. In Schränken angebrachte Variometer gestatten die Abstimmung auf<br />
die Wellenlängen 3900 und 5500 m.<br />
Die getasteten Morsezeichen geben einen sehr reinen musikalischen Ton,<br />
scharf abgehoben von atmosphärischen Störungen.<br />
Antennen-<br />
Anlagen<br />
Nauen besitzt 1920 zwei Antennen-Anlagen: Die B-Antenne ist nach Westen<br />
gerichtet für den europäischen Verkehr. Die an<strong>der</strong>e verläuft dazu senkrecht als<br />
A-Antenne und dient dem Verkehr mit Übersee. Die Gesamtlänge <strong>der</strong><br />
Antennen-Anlage beträgt 2500 m. Bei einem Zug in jedem Antennendraht von<br />
225 Kilogramm beträgt die Bruchfestigkeit <strong>der</strong> verwendeten Bronzelitze etwa<br />
1500 Kilogramm.<br />
Masten-Anlagen Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden 260 m Maste hat ein Eigengewicht von 360 Tonnen, also 1,4<br />
kg je Millimeter Höhe und drückt ihn wegen des Zuges <strong>der</strong> Halteseile auf sein<br />
Fundament mit einem vermehrten Gewicht von 800 Tonnen. Der ganze Mast<br />
steht auf einem mit einem Kugelgelenk versehenen T-Verteilungsträger. Dieser<br />
Träger ruht auf 24 Säulen von je vier aufeinan<strong>der</strong> gestellten Porzellankörpern<br />
zur Isolierung <strong>der</strong> Eisenmasse des Mastes von <strong>der</strong> Erde.<br />
Erdungs-<br />
Anlagen<br />
Als Erdungsanlage dient in Nauen ein System von ausgespannten und<br />
eingegrabenen Drähten (über dem Boden zum Teil) sowie Platten. So besteht<br />
die zur A-Antenne gehörige Erdung aus sternförmig verlegten, in den Boden<br />
eingepflügten Strahlen aus Eisendraht von 200 m Länge. Ferner liegen als<br />
Projektion unter <strong>der</strong> A-Antenne 20 Drähte aus Bronze von 660 m Länge vom<br />
Gebäude aus nach Norden und nach Süden mit einer am Ende eines jeden<br />
Drahtes in das Grundwasser versenkten Eisenplatte.