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Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif

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gegen Russland per Funk. Anschliessend hörte man nur noch englische Funknachrichten aus<br />

Neuseeland, Australien und Fidji mangels an<strong>der</strong>er Äther-Kontakte, abgesehen von Honolulu, San<br />

Francisco, Pago Pago und amerikanischen Schiffen auf hoher See. Die SAMOA ZEITUNG erschien<br />

täglich in deutscher und samoanischer Sprache mit solchen Neuigkeiten (ohne Gewähr), aber aus <strong>der</strong><br />

Heimat gab es keinerlei Lebenszeichen mehr.<br />

Am 29. August 1914 landeten britisch-neuseeländische Einheiten als Besatzungsmacht. Rechtzeitig<br />

hatten die deutschen Ingenieure die Funkstation unbrauchbar gemacht und einzelne Teile irgendwo<br />

verborgen. Es dauerte einige Monate, bis dass die Militärs mit dem eigenen Funk neu beginnen konnten,<br />

um vor allem Fidji und Neuseeland zu rufen.<br />

Am 11. und 12. August besuchte die australische Flotte Rabaul und Herbertshöhe mit dem Sitz des<br />

deutschen Gouverneurs von Neu-Guinea und leitete Kapitulationsverhandlungen ein.<br />

Da die geplante Grossfunkstelle erst halb fertig war, lohnte sich eine Zerstörung nicht. Nach dem Abzug<br />

<strong>der</strong> Australier bemühten sich die deutschen Techniker, wichtige Teile <strong>der</strong> Station abzubauen und für den<br />

Aufbau einer neuen Ersatzstation im Urwald-Dschungel fern von allen feindlichen Mächten zu nutzen.<br />

Trotz vielfältiger Aktivität misslang das kühne Unternehmen. Am 21. September 1914 übergab <strong>der</strong><br />

Gouverneur Deutsch-Neuguinea formell in australische Hände.<br />

Welche hervorragende Bedeutung die <strong>Telegrafie</strong> in <strong>der</strong> Südsee unter deutscher Regie hatte, beweist ein<br />

Artikel in <strong>der</strong> britischen Fachzeitschrift WIRELESS WORLD vom November 1915: "Im Lauf des<br />

vergangenen Jahres bemühte sich Admiral Patty mit <strong>der</strong> SCHARNHORST und <strong>der</strong> GNEISENAU<br />

zusammen zu treffen, um sie zu vernichten. Er plante sorgfältig, um die Kreuzer nach Simpsonhafen zu<br />

locken. Die deutsche drahtlose Station in Rabaul übermittelte jedoch unserem Feind die Bewegungen <strong>der</strong><br />

britischen Flotte und vereitelte auf diese Weise die Manöver des Admirals. Wenn wir uns erinnern, dass<br />

diese beiden deutschen Schiffe an <strong>der</strong> Küste von Chile einige Monate später das britische Geschwa<strong>der</strong><br />

im Stillen Ozean vernichteten, muss man einräumen, dass eine deutsche drahtlose Station schon durch<br />

diese einzigartige Tat die für ihre Errichtung und Instandhaltung benötigten Ausgaben gerechtfertigt hat“.<br />

Letzte Nachrichten aus China<br />

Nach Zerstörung <strong>der</strong> beiden von Tsingtau (Deutsches Pachtgebiet Kiautschou) ausgehenden Land-<br />

Telegrafenlinien hatte ab 9. September 1914 <strong>der</strong> belagerte Ort nur noch durch die Funkstelle mit <strong>der</strong><br />

Aussenwelt telegrafische Verbindung, und zwar mit <strong>der</strong> Bordfunkstelle des in Shanghai liegenden<br />

Reichspostdampfers SIKIANG <strong>der</strong> Hamburg-Amerika Linie. Da sich die auf <strong>der</strong> SIKIANG eingerichtete 0,5<br />

KW Bordfunkstelle als zu dürftig erwies, wurde sie durch eine Anlage von 1,5 KW Schwingungsenergie<br />

ersetzt.<br />

Während <strong>der</strong> Belagerung von Tsingtau war auf diese Weise die Verbindung gesichert. Ausserdem<br />

versuchte man im Inneren Shantungs kleine fahrbare Funkstellen einzurichten, doch verhin<strong>der</strong>ten die<br />

chinesischen Beamten solche Aktivität mit Rücksicht auf ihre gebotene Neutralität und beschlagnahmten<br />

alle Geräte. Bis zur Übergabe <strong>der</strong> Stadt an die Japaner am 7. November 1914 war jedoch die<br />

Hauptstation betriebsfähig für militärische Zwecke und wurde zuletzt gesprengt.<br />

Quellen<br />

Dr. M. Roscher: Von Nauen ins tropische Afrika<br />

(Kolonialverlag Sachers und Kuschel, Berlin 1925)<br />

Interessengemeinschaft Funkstation Nauen<br />

Stadt Nauen Service<br />

x x x<br />

O.Nairz: Eine Führung durch die Großstation Nauen 1920<br />

Deutsches Kolonialblatt 1900 – 1920

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