Untersuchungstechniken des Schultergelenks - DVSE
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Empfehlungen<br />
2 Instabilität<br />
Vordere Instabilität<br />
2.1 Apprehension-Test<br />
Grundlagen<br />
Der Apprehension-Test untersucht bei<br />
einer vorderen Instabilität das Abwehr-<br />
und Vermeidungsverhalten, das auftritt,<br />
wenn der Patient in der Wurfarmposition<br />
seine Schulter nicht gut stabilisieren kann.<br />
Der Test wurde 1981 von Rowe et al. [4]<br />
sowohl für die sitzende als auch für die liegende<br />
Position beschrieben.<br />
Die Qualität, die in dem Test untersucht<br />
wird, ist vor allem die Instabilität:<br />
Diese kann (neben der Äußerung hinsichtlich<br />
einer Instabilität durch den Patienten)<br />
gut durch das unwillkürliche Anspannen<br />
<strong>des</strong> M. pectoralis in der Wurfarmposition<br />
ertastet werden.<br />
Erfasst werden sollten aber auch zusätzlich<br />
ein Schmerzempfinden (mit Angabe<br />
zur Lokalisation: vorne, hinten, oben<br />
oder unten) und ein Gefühl der Dehnung.<br />
Zu bemerken ist jedoch, dass viele Auto-<br />
Abb. 20 8 Apprehension-Test<br />
Tab. 5 Apprehension-Test<br />
Autor Zeichen Sensitivität<br />
(%)<br />
Lo et al. 2004 Apprehension,<br />
Schmerz<br />
oder Dehnung<br />
22 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012<br />
ren empfehlen, eine Schmerzäußerung<br />
nicht als positiven Test zu werten [3].<br />
Sofern ausschließlich das Gefühl <strong>des</strong><br />
Auskugelns, d. h. das reflektorische Anspannen<br />
<strong>des</strong> M. pectoralis, herangezogen<br />
wird, ist die Sensitivität mäßig, die<br />
Spezifität jedoch hoch [4, 3]. Sofern nur<br />
der Schmerz als Kriterium herangezogen<br />
wird, ist auch die Spezifität gering [3]. In<br />
einer vergleichenden Studie von Lo et al.<br />
[2] wurden sowohl Apprehension als auch<br />
Schmerz und Dehnung als positiv gewertet<br />
(. Tab. 5).<br />
Der Grad der Instabilität lässt sich klinisch<br />
in drei Stufen einteilen:<br />
F sehr instabile Schulter: der Patient<br />
traut sich nicht, den Arm in die<br />
Wurfarmposition zu bringen;<br />
F mittlere Instabilität: der Patient kann<br />
die Wurfarmposition einnehmen, erträgt<br />
aber durch den Untersucher keinen<br />
Druck <strong>des</strong> Humeruskopfes von<br />
posterior nach anterior;<br />
F geringere Instabilität: der Patient<br />
kann die Wurfarmposition einnehmen,<br />
und der Untersucher kann von<br />
posterior Druck auf den Humerus-<br />
Spezifität<br />
(%)<br />
Positiver prädiktiver<br />
Wert<br />
(%)<br />
53 99 98 73<br />
Abb. 21 8 Apprehension-Test<br />
Negativer<br />
prädiktiver<br />
Wert (%)<br />
kopfes ausüben, ohne dass es dem Patienten<br />
zu unangenehm ist.<br />
Cave: Der Test sollte vorsichtig und langsam<br />
durchgeführt werden, denn andernfalls<br />
kann eine schmerzhafte Luxation bei<br />
einer sehr instabilen Schulter verursacht<br />
werden.<br />
Untersuchungstechnik<br />
Der Humeruskopf wird bei abduziertem,<br />
außenrotiertem Arm durch leichten Daumendruck<br />
von dorsal nach ventral gedrückt<br />
(. Abb. 20). Von vielen Untersuchern<br />
wird die Technik im Liegen bevorzugt<br />
(. Abb. 21).<br />
Es ist darauf zu achten, dass parallel<br />
zum Glenoid gedrückt wird (also etwa<br />
30−40° nach medial), um die größtmögliche<br />
ventrale Translation zu erreichen.<br />
Sofern der Patient diese Armposition<br />
nicht toleriert und/oder ein Auskugeln<br />
befürchtet, ist der Test als positiv zu werten.<br />
Es kommt dabei zu einem unwillkürlichen<br />
Gegenspannen <strong>des</strong> M. pectoralis<br />
<strong>des</strong> Patienten, was seine Furcht widerspiegelt,<br />
dass die Schulter auskugeln könnte.