Die Finanzkrise und ihre Auswirkungen auf ... - Xecutives.net
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<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong><br />
<strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> Konjunktur,<br />
Geld- <strong>und</strong> Kapitalmärkte - Eine<br />
Standortbestimmung<br />
(Redaktionsschluss 30. Oktober 2008)<br />
Prof. Dr. Josef Marbacher,<br />
Leiter des Instituts für Finanzmanagement IFF<br />
der FHNW<br />
josef.marbacher@fhnw.ch<br />
www.fhnw.ch/iff<br />
Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Institut für Finanzmanagement IFF<br />
Stahlrain 2<br />
5200 Brugg
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Management Summary (Redaktionsschluss: 30.10.2008) 3<br />
1 Ausgangslage 3<br />
1.1 Schwerste Bankenkrise seit den Dreissiger Jahren 3<br />
2 Globale Konjunkturentwicklung 5<br />
2.1 USA 5<br />
2.2 Europa: Realwirtschaft unter Druck 7<br />
3 Wirtschaftspolitik 10<br />
3.1 Notenbanken als Lender of Last Resort 10<br />
3.2 Fiskalpolitik 12<br />
3.3 Vorl<strong>auf</strong>ende Indikatoren 13<br />
4 Wirtschaftliche Prognose 14<br />
4.1 Spillovereffekte <strong>auf</strong> die Realwirtschaft 14<br />
4.2 Inflation 15<br />
4.3 Kurzfristige Zinssätze 16<br />
4.4 Langfristige Zinssätze 16<br />
4.5 Währungen 17<br />
4.6 Aktien 19<br />
4.7 Risiken/Chancen 22<br />
2
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
MANAGEMENT SUMMARY (REDAKTIONSSCHLUSS: 30.10.2008)<br />
Finanzsystem <strong>auf</strong><br />
höchster Gefahrenstufe<br />
Das gesamte westliche Finanzsystem ist im dritten Quartal nahezu kollabiert. Das Vertrauen<br />
der Anleger ist eingebrochen. Ein globaler Bankenrun mit unübersehbaren Folgen für die<br />
Realwirtschaft zeich<strong>net</strong>e sich ab. Viele Banken gerieten in Liquiditätsschwierigkeiten, da der<br />
globale Interbankenmarkt einbrach. Notenbanken sprangen ein <strong>und</strong> stellten praktisch<br />
unbegrenzt kurzfristige Gelder zur Verfügung. Immer mehr jedoch stellten sich<br />
Solvenzprobleme <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> ständig steigender Verluste der Banken im US-Immobilien- <strong>und</strong><br />
Verbriefungsbereich (Subprime) ein. Damit kamen auch die Notenbanken an <strong>ihre</strong> Grenzen.<br />
Sie haben in der Regel nicht die Kompetenz, insolvente Marktteilnehmer zu stützen. <strong>Die</strong><br />
Politik war gefordert, insbesondere die amerikanische Regierung, die im Zentrum des<br />
Finanzbebens stand. Sie hat - nach einigen wenig koordinierten <strong>und</strong> fallweisen<br />
Löschversuchen - zu einem Konzept mit einem Gesamtpaket von 700 Mrd. Dollar ausgeholt.<br />
Auch dieses konnte die Märkte nicht beruhigen. Erst das beispiellose Engagement der<br />
europäischen Regierungen mit einem Gesamtpaket in der Höhe von nahezu 2'000 Mrd. Euro<br />
hat das Beben <strong>auf</strong>halten können. Der Aufbau von Vertrauen ist jedoch ein langfristiger<br />
Prozess. Rückschläge sind vorprogrammiert. Weiterhin hohe Volatilität wird die Folge sein.<br />
1 AUSGANGSLAGE<br />
1.1 SCHWERSTE BANKENKRISE SEIT DEN DREISSIGER JAHREN<br />
7<br />
3 M Libor Zinsen 15/10/08<br />
6<br />
UK<br />
5<br />
Euro<br />
4<br />
US<br />
3<br />
2<br />
CH<br />
1<br />
O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S<br />
SW ITZER LAN D IBK. 3 MTH (LD N :BBA) - OFFER ED R ATE U K IN TER BAN K 3 MTH (LD N :BBA) - OFFER ED R ATE<br />
U S IN TER BAN K 3 MTH (LD N :BBA) - OFFER ED R ATE<br />
EU R O IN TER BAN K 3 MTH (LD N :BBA) - OFFER ED R ATE<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Schwere Systemkrise<br />
Abkoppelungsthese<br />
abgestraft<br />
Das Finanzsystem ist im dritten Quartal an den Rand eines eigentlichen Zusammenbruchs<br />
geraten. Das Vertrauen aller Beteiligten war praktisch zerstört. Zuerst brach der<br />
Interbankenmarkt ein <strong>und</strong> anschliessend drohte der Kreditmarkt auszutrocknen. Ein globaler<br />
Bankenrun schien Realität zu werden. Erinnerungen an die Dreissiger Jahre wurden wach.<br />
Erst das einmalige Eingreifen nahezu aller westlichen Regierungen im Sinne eines Bailouts<br />
des gesamten Sektors konnte das sinkende Schiff stabilisieren. Auf Kurs ist es jedoch noch<br />
nicht gebracht.<br />
<strong>Die</strong> von vielen vertretene These der Abkoppelung der <strong>auf</strong>strebenden Länder von den<br />
Industrieländern - ja gar die Erwartung, diese Länder hätten eine Eigendynamik, die durch<br />
derart sektorielle Ereignisse, wie eine Subprimekrise, nicht tangiert würden - hat sich als<br />
fataler Irrtum erwiesen, da die Kurse dieser Länder im dritten Quartal buchstäblich<br />
3
Source: Thomson Datastream<br />
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
eingebrochen sind. Anlagen in diesem Bereich haben seit <strong>ihre</strong>m Höchstwert im Jahre 2007 bis<br />
Ende September r<strong>und</strong> 40%, einzelne Länder gar über 50%, an Wert eingebüsst. Allerdings<br />
liegen deren Aktienindizes noch deutlich von den Tiefstwerten der letzten Krise zu Beginn<br />
dieses Jahrzehnts weg. <strong>Die</strong> Marktteilnehmer brachten damit zum Ausdruck, dass die<br />
<strong>Finanzkrise</strong> ernsthafte realwirtschaftliche Auswirken haben dürfte.<br />
Ölpreis mit deutlicher<br />
Korrektur<br />
In dieselbe Richtung weist der Fall der Rohstoffpreise, insbesondere des Ölpreises. Letzterer<br />
ist einer der wenigen Lichtblicke für die Industriestaaten, da das Risiko des Aufkeimens der<br />
Inflation deutlich kleiner geworden ist <strong>und</strong> die Notenbanken wieder mehr Raum für system<strong>und</strong><br />
konjunkturstützende Massnahmen erhalten.<br />
160<br />
Oilprice West Texas $/Barrel 15/10/08<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Crude Oil-WTI Near Month FOB U$/BBL<br />
<strong>Die</strong> vom Markt vorgenommene Neueinschätzung der <strong>Auswirkungen</strong> der <strong>Finanzkrise</strong> <strong>auf</strong> die<br />
Realwirtschaft hat im Berichtsquartal zu deutlichen Aktienverlusten geführt, wie die folgende<br />
Grafik zeigt.<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
Aktien Welt, EMMAS, EE 30/10/08<br />
EMMAS<br />
EE<br />
100<br />
Welt<br />
50<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
MSCI AC WORLD - TOT RETURN IND<br />
MSCI EM - TOT RETURN IND<br />
MSC I EM EASTER N EU R OPE - TOT R ETU R N IN D<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Fazit<br />
Der Kapitalmarkt zeigte zu Beginn des vierten Quartals eine deutliche Wende in Richtung<br />
einer Verschlechterung der realwirtschaftlichen Weltwirtschaftslage an. Zu Recht?<br />
4
Source: Thomson Datastream<br />
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
2 GLOBALE KONJUNKTURENTWICKLUNG<br />
2.1 USA<br />
Häuserpreise<br />
verlangsamt weiter<br />
gefallen<br />
Der Zerfall der Häuserpreise hat sich im dritten Quartal verlangsamt fortgesetzt. Insgesamt hat<br />
der Case/Shiller-Homepriceindex für die 20 grössten Metropolen seit dem Höchststand im<br />
Jahre 2006 19.5% an Wert eingebüsst. Wir erwarten unverändert einen weiteren Einbruch <strong>auf</strong><br />
r<strong>und</strong> -25%, da die Leerstandsquote mit 2.5% r<strong>und</strong> doppelt so hoch ist wie im langfristigen<br />
Durchschnitt.<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
US Hom e Pre is Index 30/10/08<br />
20<br />
Index<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
%-Änderung<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
110<br />
-20<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
US S&P/CASE-SHILLER HOME PRICE INDEX - 20-CITY COMPOSITE NADJ<br />
(PCH#(USCSHP20F,1Y))(R.H.SCALE)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
<strong>Finanzkrise</strong> bringt<br />
geringeres<br />
Kreditangebot<br />
Einkäuferindex bricht<br />
ein<br />
<strong>Die</strong> Bankenkrise zwingt die Banken dazu, <strong>ihre</strong> Risiken zu reduzieren. Da <strong>auf</strong> der Passivseite<br />
beträchtliche Mittel abfliessen, müssen sie das Kreditwachstum <strong>auf</strong> der Aktivseite der Bilanz<br />
drosseln. Auch wenn es mit den drastischen Massnahmen der Regierungen gelingt, das<br />
System zu stabilisieren, müssen die Banken in den nächsten Jahren die Bilanzrisiken<br />
reduzieren. In jedem Fall werden die Unternehmen <strong>und</strong> Konsumenten mit einer geringeren<br />
Verfügbarkeit von Kredit konfrontiert sein. Ob dabei ein eigentlicher "Kredit-Crunch" vermieden<br />
werden kann, muss sich noch zeigen.<br />
<strong>Die</strong> US Konjunkturzahlen sind im dritten Quartal durch den Einbruch des US Einkäuferindex<br />
(Purchasing Manager Index) von 50 <strong>auf</strong> 43.5 Punkte innerhalb eines Monats geprägt<br />
gewesen. Damit wurde erstmals seit 2001 ein Niveau erreicht, das eine Rezession innerhalb<br />
der nächsten sechs Monate anzeigt.<br />
65<br />
US Einkaeuferindex 30/10/08<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
US ISM PURCHASING MANAGERS INDEX (MFG SURVEY) SADJ<br />
5
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Arbeitslosenzahlen<br />
deutlich gestiegen<br />
<strong>Die</strong> Arbeitslosenzahlen sind im dritten Quartal überraschend deutlich von 5.5% <strong>auf</strong> 6.1%<br />
hochgeschnellt. Wir haben erst per Ende Jahr mit diesem Wert gerech<strong>net</strong>. <strong>Die</strong>ser Anstieg wird<br />
die Konsumentenstimmung weiter belasten.<br />
Auch die Auslastung der Industrie ist von r<strong>und</strong> 80% <strong>auf</strong> unter 76% gestürzt. <strong>Die</strong>s ist ein<br />
weiteres Indiz, dass in den USA in den kommenden zwei Quartalen mit negativen<br />
Wachstumsraten gerech<strong>net</strong> werden muss. <strong>Die</strong>s umso mehr als die Wirkungen der expansiven<br />
Fiskalpolitik nächstens ausl<strong>auf</strong>en.<br />
US: Kapazitaetsauslastung <strong>und</strong> Arbeitslosenrate<br />
82<br />
30/10/08<br />
81<br />
80<br />
79<br />
78<br />
77<br />
76<br />
75<br />
6.4 0<br />
6.2 0<br />
6.0 0<br />
5.8 0<br />
5.6 0<br />
5.4 0<br />
5.2 0<br />
5.0 0<br />
4.8 0<br />
4.6 0<br />
74<br />
4.4 0<br />
Kapazitätsauslastung Arbeitslosenrate<br />
73<br />
4.2 0<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
US CAPACITY UTILIZATION RATE - ALL INDUSTRY SADJ<br />
US UNEMPLOYMENT RATE SADJ(R.H.SCALE)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Export weiterhin hoch<br />
<strong>Die</strong> einzige Nachfragekomponente, die sich in den USA noch positiv entwickelt hat, ist der<br />
Export, der weiterhin vom unterbewerteten Dollar profitiert.<br />
25<br />
US Exporte <strong>und</strong> Importe v on Gütern 15/10/08<br />
20<br />
15<br />
Exporte<br />
10<br />
5<br />
Importe<br />
0<br />
2004 2005 2006 2007 2008<br />
(PCH#(USEXPBOPB,1Y))<br />
(PCH#(USIMPBOPB,1Y))<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> US Konjunktur hat im dritten Quartal eine deutliche Wende zum Schlechteren genommen.<br />
Eine zumindest technische Rezession mit zwei negativen Quartalen dürfte nicht mehr zu<br />
vermeiden sein.<br />
6
15/10/08<br />
Sour ce:ThomsonDatastr eam<br />
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
2.2 EUROPA: REALWIRTSCHAFT UNTER DRUCK<br />
IFO-Index bricht ein<br />
<strong>Die</strong> globale Verschlechterung der realwirtschaftlichen Lage zeigt sich besonders deutlich bei<br />
der Exportnation Nr.1 in Europa: Deutschland. So ist der IFO-Geschäftsklima-Index im dritten<br />
Quartal regelrecht eingebrochen.<br />
115<br />
D: IFO Geschaeftsklim a Index 30/10/08<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
BD ASSESSMEN T OF BU SIN ESS SITU ATION : MAN U FAC TU R IN G N AD J<br />
Source: Thomson Datastream<br />
KOF-Indikator weiter<br />
gesunken<br />
Auch der KOF-Indikator zeigt für die Exportnation Schweiz in dieselbe Richtung. Er ist<br />
erstmals seit 2003 in den negativen Bereich gefallen. Damit ist in den kommenden sechs<br />
Monaten mit einer Abschwächung des realwirtschaftlichen Outputs unter das<br />
Potenzialwachstum zu rechnen.<br />
15<br />
CH: KOF Barometer <strong>und</strong> Industr. Produktion<br />
3.00<br />
10<br />
KOF-Barometer<br />
2.50<br />
2.00<br />
5<br />
1.50<br />
0<br />
1.00<br />
-5<br />
0.50<br />
0<br />
-10<br />
Industrielle Produktion<br />
-0.50<br />
Credit Crunch?<br />
Ungleichgewicht im<br />
Immobilienmarkt<br />
-15<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
(PCH#(SWIPTOT.H,1Y))<br />
KOF BAROMETER(R.H.SCALE)<br />
-1.00<br />
Zweifellos wird die realwirtschaftliche Situation für die europäische Wirtschaft kritischer, weil<br />
die Bankenkrise zu einer geringeren Verfügbarkeit von Krediten führt, da die Banken <strong>ihre</strong><br />
Bilanzen bereinigen müssen. Das schliesst nebst der Rekapitalisierung auch die Anwendung<br />
höherer Kreditstandards ein.<br />
Eine weitere Belastung stellt das Ungleichgewicht <strong>auf</strong> dem europäischen Immobilienmarkt dar.<br />
<strong>Die</strong> Hauspreise haben sich innerhalb des vergangenen Jahrzehnts in praktisch allen Ländern<br />
verdoppelt. Einzig in Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz kann von einer gleichgewichtigen<br />
Entwicklung gesprochen werden, da sich hier die Mieten <strong>und</strong> Häuserpreise im Gleichschritt<br />
mit den verfügbaren Einkommen der Haushalte entwickelt haben. <strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit des<br />
Platzens der europäischen Immobilienblase ist mit den rezessiven Tendenzen grösser<br />
geworden. Das dürfte zu neuen Abschreibungen der Banken führen.<br />
7
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
UK als Beispiel<br />
In Grossbritannien ist der Immobilienmarkt besonders stark aus dem Gleichgewicht geraten,<br />
haben sich doch die Preise innerhalb des vergangenen Jahrzehnts nahezu verdreifacht. Im<br />
letzten Quartal sind die Immobilienpreise deutlich ins Rutschen geraten. Sie haben seit dem<br />
Höchststand r<strong>und</strong> 16% an Wert eingebüsst. Somit muss mit einer deutlichen Verlangsamung<br />
bei den Bauinvestitionen gerech<strong>net</strong> werden. Auch die Banken dürften in den kommenden<br />
Monaten kritische Zeiten erleben, haben sie doch in den letzten Jahren den Bauboom mit<br />
hohen hypothekarischen Belastungen der Eigentümer unterstützt. Allerdings ist die<br />
Verschuldung des britischen Konsumenten deutlich tiefer als in den USA.<br />
30<br />
UK: Housing Priceindex 30/10/08<br />
400<br />
25<br />
20<br />
350<br />
15<br />
300<br />
10<br />
5<br />
250<br />
0<br />
-5<br />
200<br />
-10<br />
150<br />
-15<br />
-20<br />
100<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
(PCH#(UKNWHOUSE,1Y))<br />
U K N ATION W ID E MON TH L Y AVE. H OU SE PR IC E IN D EX (SEAS. AD J .) SAD<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Osteuropa: Weitere<br />
Verlangsamung<br />
angezeigt<br />
<strong>Die</strong> vorl<strong>auf</strong>enden Indikatoren der OECD für die osteuropäischen Länder haben sich weiter<br />
abgeschwächt. Zudem dürfte die Risikoaversion der Investoren, die sich <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der<br />
Bankenkrise entwickelt hat, zu geringeren Nettokapitalzuflüssen führen, was sich negativ <strong>auf</strong><br />
die Investitionsraten auswirken wird. An den osteuropäischen Aktienmärkten sind die Spuren<br />
dieses Verhaltens deutlich sichtbar. Deren Kurse sind deutlich stärker gefallen als im Westen,<br />
obwohl erst noch vor kurzem die Abkoppelungsthese vertreten worden ist.<br />
14<br />
Fruehindikator OECD Europa <strong>und</strong> Osteuropa 30/10/08<br />
12<br />
10<br />
8<br />
EE<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
OECD - EU<br />
-4<br />
-6<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
EC COMPOSITE LEADING INDICATOR: 6-MONTHS RATE CHANGE AT ANNUA<br />
EE CLI: 6-MONTHS RATE OF CHANGE (AR) (OECD EASTERN EUROPE) NA<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Japan: Deutlicher<br />
Exportrückgang<br />
Im dritten Quartal ist die tragende Säule des japanischen Konjunktur<strong>auf</strong>schwungs, der Export,<br />
ins Stocken geraten. <strong>Die</strong> Wachstumsrate hat sich nahezu <strong>auf</strong> 5% halbiert. Den Exporteuren<br />
macht auch die Rohstoffhausse der vergangenen Monate zu schaffen, da sie die<br />
Gewinnmarge geschmälert hat. Mit dem Fall der Rohstoffpreise zeich<strong>net</strong> sich allerdings eine<br />
8
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Entspannung ab. Japan ist zudem wenig von der Bankenkrise der westlichen Staaten<br />
betroffen. Auch der Immobilienmarkt ist nach zwei Jahrzehnten der Strukturanpassung wieder<br />
näher beim Gleichgewicht.<br />
20<br />
J: BIP, Inflation, Export 15/10/08<br />
15<br />
10<br />
Export<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
BIP<br />
Inf lation<br />
-10<br />
-15<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
(PCH#(JPGDP...D,1Y))<br />
( PC H # (J PI6 4...F,1 Y) )<br />
(PCH#(JPEXNGS.D,1Y))<br />
Source: Thomson Datastream<br />
EMMAs in der Defensive<br />
Noch im Sommer war der Glaube an die Eigendynamik der EMMAs ungebrochen. Im dritten<br />
Quartal ist jedoch klar geworden, dass die Abschwächung der globalen Wirtschaft zu einer<br />
deutlichen Verlangsamung der Exporte dieser Staaten führen dürfte. Damit kommen diese<br />
Staaten in eine schwierige Situation, da die Inflation insbesondere in den BRIC-Staaten nach<br />
wie vor hoch ist. Der geldpolitische Handlungsspielraum ist somit eingeschränkt.<br />
16<br />
BRIC: INFLATION (- 4 YEARS) 15/10/08<br />
800<br />
Oel-<strong>und</strong> Agrarpreise 15/10/08<br />
160<br />
14<br />
12<br />
Russia<br />
700<br />
600<br />
Oel (l)<br />
140<br />
10<br />
China<br />
500<br />
120<br />
8<br />
400<br />
100<br />
6<br />
India<br />
300<br />
80<br />
4<br />
2<br />
Brazil<br />
200<br />
100<br />
Agrar (r)<br />
60<br />
0<br />
2005 2006 2007 2008<br />
BR AZIL C H AN GE IN C PI (%YO Y)<br />
C H IN A C H AN GE IN C PI (%YO Y)<br />
R U SSIA C H AN GE IN C PI (%YO Y)<br />
IN D IA C H AN GE IN C PI (%YOY)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
0<br />
40<br />
94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08<br />
Crude Oil-WTI Spot Cushing U$/BBL<br />
D J AIG-Agric ulture Sub Index - PR IC E IN D EX(R .H .SC ALE)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Öl- <strong>und</strong><br />
Agrarpreisbubble<br />
geplatzt<br />
Im dritten Quartal hat die gefährliche Hausse der Öl- <strong>und</strong> Agrarpreise ein abruptes Ende<br />
gef<strong>und</strong>en. Damit ist für die westlichen Volkswirtschaften ein wichtiger Risikofaktor, zumindest<br />
vorläufig, weggefallen. <strong>Die</strong> noch im Sommer geschürte Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale ist<br />
damit kaum mehr berechtigt. <strong>Die</strong> EZB muss <strong>und</strong> kann jetzt handeln.<br />
9
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
3 WIRTSCHAFTSPOLITIK<br />
3.1 NOTENBANKEN ALS LENDER OF LAST RESORT<br />
Dramatische Zuspitzung<br />
der Bankenkrise<br />
Im September <strong>und</strong> Oktober hat sich die <strong>Finanzkrise</strong> zu einer eigentlichen Systemkrise<br />
ausgeweitet. Der globale Interbankenmarkt ist praktisch zusammengebrochen. So hat sich der<br />
Risiko<strong>auf</strong>schlag für ungesicherte Dreimonatsgelder (Euribor) gegenüber den gesicherten<br />
dreimonatigen Swapindexsätzen (EONIA) von 80 <strong>auf</strong> 140 Basispunkte nahezu verdoppelt. Es<br />
ist dies der höchste Wert seit Ausbruch der <strong>Finanzkrise</strong> <strong>und</strong> dies trotz nahezu unbegrenzter<br />
Mittel, die die Notenbank als "Lender of Last Resort" den Banken zur Verfügung stellt. Das<br />
erste Mal seit den Dreissiger Jahren erleben wir auch, dass die Regierungen weltweit in Aktion<br />
treten müssen, um Schlimmeres zu vermeiden. Notenbanken <strong>und</strong> Aufsichtsbehörden stossen<br />
an <strong>ihre</strong><br />
Euro Geldmarktsaetze gesichert <strong>und</strong> ungesichert<br />
5.50<br />
30/10/08<br />
Euribor<br />
5.00<br />
6<br />
5<br />
US: Kurz- <strong>und</strong> langfristiger Zinssatz 30/10/08<br />
3M<br />
4<br />
4.50<br />
4.00<br />
Eonia<br />
3<br />
2<br />
10J<br />
3.50<br />
1<br />
3.00<br />
NDJ FMAMJ J ASOND J FMAMJ J ASO<br />
EURIBOR 3 Mte ungesichert<br />
EONIA SWAP Index 3 Mte gesichert<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Source: Thomson Datastream<br />
0<br />
2006 2007 2008<br />
US BENCHMARK 10 YEAR DS GOVT. INDEX - RED. YIELD<br />
US FEDERAL FUNDS (EFFECTIVE) - MIDDLE RATE<br />
Grenzen. So hat der amerikanische Kongress einem 700 Milliardenkredit zugestimmt, der für<br />
den Aufk<strong>auf</strong> riskanter Positionen der Banken eingesetzt werden soll. Auch in Europa sind<br />
nahezu alle Regierungen dazu übergegangen, private Risiken in die Obhut des Staates zu<br />
nehmen oder zumindest Garantien in begrenzter oder gar unbegrenzter Höhe abzugeben.<br />
Auch die Schweiz hat sich mit einem Rettungspaket von gegen 70 Mrd. Schweizerfranken<br />
angeschlossen. <strong>Die</strong>se Massnahmen sollen dazu dienen, das Risikos eines Einbruchs des<br />
gesamten Bankensystems zu verhindern, wie er sich ergeben könnte, wenn <strong>auf</strong> mehrere<br />
Banken ein Bankenrun einsetzen sollte.<br />
Neue Dimension der<br />
Interventionen<br />
<strong>Die</strong> Bekanntgabe des Fed, direkt in den Kreditmarkt einzugreifen, indem es über eine<br />
Commercial Paper F<strong>und</strong>ing Facility (CPFF) dreimonatige Commercial Papers <strong>auf</strong>k<strong>auf</strong>t, die<br />
zum Teil ungesichert sind, stellt eine neue Dimension notenbankpolitischen Handelns dar. Es<br />
ist dies ein Zeichen dafür, dass die Bankenkrise nun den Kreditmarkt erreicht hat. Das Fed<br />
versucht damit, die Finanzierung der unternehmerischen Aktivitäten im realen Sektor<br />
sicherzustellen. Es ist höchst zweifelhaft, dass dies gelingen wird, da der Staat schlecht<br />
gerüstet ist, die Kapitalallokation der Banken zu übernehmen. In jedem Fall sind damit<br />
Effizienzverluste verb<strong>und</strong>en, die letztlich der Steuerzahler zu berappen hat. Zudem wird mit<br />
dieser Massnahme ein Signal ausgesendet, das für die Marktteilnehmer beunruhigend ist.<br />
Verständlicherweise konnte die Massnahme wenig zur Beruhigung der Aktienmärkte<br />
beitragen.<br />
10
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Koordinierte<br />
Zinssenkungsaktion<br />
Wie weiter?<br />
Spillovereffekte <strong>auf</strong> die<br />
Realwirtschaft<br />
Nur einen Tag nach Ankündigung des Fed, die Finanzierung des Commercial Paper Marktes<br />
selbst in die Hand zu nehmen, erfolgte am 8. Oktober die Ankündigung von sieben<br />
Notenbanken, eine koordinierte Zinssenkung von einem halben Prozent vorzunehmen. Es<br />
sind dies die US-Notenbank Fed, die Europäische Notenbank, die Bank of England, die<br />
kanadische, die schwedische, die schweizerische <strong>und</strong> die chinesische Notenbank. Am Vortag<br />
hatte bereits die australische Notenbank eine Zinssenkung vorgenommen. <strong>Die</strong>se Massnahme<br />
konnte die Marktteilnehmer nicht beruhigen. Auch die Ankündigung der meisten Regierungen,<br />
den Einlegerschutz deutlich zu erhöhen, hat die Flucht aus den privaten Banken nicht stoppen<br />
können.<br />
Erst mit den aussergewöhnlichen Massnahmen der westlichen Regierungen, die über das<br />
zweite Oktoberwochenende beschlossen wurden, konnte das gefährlich schlingernde<br />
Finanzsystem stabilisiert werden. Vor allem das koordinierte Vorgehen der Europäer hat dabei<br />
geholfen. Davor waren die Einbrüche an den Aktienmärkten an einzelnen Tagen beispiellos.<br />
So verlor z. B. der japanische Aktienmarkt innerhalb von 14 Tagen einen Viertel seines<br />
Wertes. Das System drohte aus den Fugen zu geraten. Drastischere Massnahmen waren eine<br />
Notwendigkeit. <strong>Die</strong> Regierungen mussten eine konzertierte, systematisch <strong>auf</strong>gebaute<br />
Konzeption der Lösung des Problems vorlegen, um das Vertrauen wieder herstellen zu<br />
können. Dazu gehörte nicht nur die Übernahme von privaten Risiken durch den Staat,<br />
sondern auch die ausreichende Ausstattung des Finanzsektors mit risikotragendem Kapital.<br />
<strong>Die</strong>ses kann in der ersten Phase der Stabilisierungsbemühungen nur vom Staat kommen.<br />
<strong>Die</strong>sem Vorschlag standen jedoch gewaltige ideologische <strong>und</strong> politische Hindernisse im<br />
Wege. Erst das beherzte <strong>und</strong> entschlossene Handeln Gordon Browns hat den Weg für<br />
weitergehende Massnahmen geeb<strong>net</strong>. Jetzt stehen alleine im europäischen Raum über 2'000<br />
Mrd. Euro für Garantien <strong>und</strong> Rekapitalisierungen der Banken zur Verfügung. Trotzdem: Alle<br />
Marktteilnehmer sind durch die Staatsgarantien nicht abgedeckt. Im Gegenteil: Das massive<br />
staatliche Engagement könnte leicht zu Marktverzerrungen führen, die insbesondere<br />
Finanzintermediäre im Parabankenbereich gefährden könnten. Dazu gehören zum Beispiel<br />
Hedge F<strong>und</strong>s <strong>und</strong> Private Equity Firmen, die noch verstärkt mit Kapitalabflüssen konfrontiert<br />
werden dürften, da die Investoren weiterhin nach Sicherheit streben <strong>und</strong> den staatlich<br />
geschützten Bereich bevorzugen. Wir rechnen deshalb mit einer deutlichen Zunahme der<br />
Schliessungen von derartigen Anlagevehikeln. <strong>Die</strong>se sind in der Regel mit beträchtlichen<br />
Vermögenseinbussen verb<strong>und</strong>en, die bis zum Totalverlust reichen können. Auch jene<br />
Entwicklungsländer, die nicht glaubwürdig die Sicherheit <strong>ihre</strong>s Bankensystems gewährleisten<br />
können, werden weiterhin mit Kapitalabflüssen konfrontiert sein. Allerdings haben die G7-<br />
Staaten den IMF be<strong>auf</strong>tragt, derartige Fälle zu überwachen <strong>und</strong> sie allenfalls zu unterstützen.<br />
Offen ist die Frage, inwiefern der reale Sektor bereits durch die Bankenkrise Schaden<br />
genommen hat. Gewiss ist, dass durch das beherzte Vorgehen der westlichen Regierungen<br />
das Schlimmste, nämlich ein Einbruch der Realwirtschaft in Richtung Depression, vermieden<br />
werden konnte. Trotzdem: <strong>Die</strong> Banken müssen in den nächsten Jahren <strong>ihre</strong> Risikopositionen<br />
deutlich reduzieren, um den Leverage in <strong>ihre</strong>r Bilanz abbauen zu können. Da genügt es auch<br />
nicht, dass der Staat zur Bedingung macht, dass die zu unterstützenden Banken das<br />
Kreditvolumen <strong>auf</strong>rechterhalten müssen. Im Gegenteil: diese Bedingung könnte diese Banken<br />
erheblich schwächen, da sie einen Zwang haben, Kredite zu vergeben, die wirtschaftlich unter<br />
Umständen nicht gerechtfertigt sind. Zudem werden jene Banken, die <strong>ihre</strong> Unabhängigkeit<br />
bewahren wollen, umso aggressiver <strong>ihre</strong> Kreditportfolios abbauen, um schneller dem von den<br />
Investoren geforderten Deleveraging entsprechen zu können. Zudem stellt sich die Frage, wie<br />
viele Banken überhaupt vom Angebot des Staates Gebrauch machen werden, denn die<br />
Anreize für das Management sind mit der Begrenzung der Boni so gesetzt, dass eine Bank<br />
nur im Notfall dar<strong>auf</strong> einsteigen wird. Insgesamt erwarten wir deshalb weiterhin einen langen<br />
schmerzhaften Prozess des Deleveraging, der auch die Verlangsamung des Kreditwachstums<br />
11
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
einschliesst <strong>und</strong> damit die Verfügbarkeit von Krediten begrenzt. Davon werden vor allem<br />
kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen betroffen sein. Auch die Finanzierung von Projekten in<br />
Staaten mit erhöhtem Investitionsrisiko werden dazu gehören.<br />
Für Europa kommt ein weiterer Risikofaktor dazu: Das Ungleichgewicht <strong>auf</strong> dem<br />
Immobilienmarkt. Mit Ausnahme des deutschen <strong>und</strong> des schweizerischen Immobilienmarktes<br />
hat sich praktisch in ganz Europa in den letzten zehn Jahren eine eigentliche Immobilienblase<br />
<strong>auf</strong>gebaut. <strong>Die</strong> Häuserpreise haben sich nahezu verdoppelt. <strong>Die</strong>se Rate liegt weit über der<br />
Zunahme der nominellen Einkommen. Mit dieser Bereinigung werden die Banken erst noch<br />
konfrontiert werden.<br />
Ungleichgewichte<br />
müssen korrigiert<br />
werden<br />
Als Fazit ergibt sich, dass die einmalige international koordinierte Intervention zur Rettung des<br />
Bankensystems Schlimmeres verhindert hat. Trotzdem bleibt ein langer Weg des<br />
Deleveraging der Banken <strong>und</strong> der Haushalte vor uns, der sich begrenzend <strong>auf</strong> das<br />
wirtschaftliche Wachstum in den kommenden zwei Jahren auswirken wird.<br />
3.2 FISKALPOLITIK<br />
Es besteht kein Zweifel, dass sich nach dem Erdbeben an den Finanzmärkten <strong>und</strong> dem<br />
beispiellosen Bailout der Banken durch die Notenbanken <strong>und</strong> die Regierungen, die<br />
Vermögenslage der westlichen Staaten wesentlich verschlechtert hat. Es ist auch schwer<br />
abzuschätzen, wie weit die zum Teil unbegrenzten Garantien für Einleger tatsächlich in<br />
Anspruch genommen werden. Kritischer zu beurteilen ist das Engagement der Regierungen<br />
im Bankensektor. Sollte sich die Situation nicht bald beruhigen, müsste mit einer länger<br />
dauernden Rezession gerech<strong>net</strong> werden. Weitere Abschreibungen <strong>auf</strong> den Aktiven der<br />
Banken wären unumgänglich. Der Staat als neuer Aktionär hätte sie zu tragen. In jedem Fall<br />
wird die Staatsschuld der westlichen Staaten deutlich ansteigen.<br />
2<br />
1<br />
Welt: Budgetdefizite 15/10/08<br />
9<br />
EMMA Bonds <strong>und</strong> US Zinsen (10Y)<br />
15/10/08<br />
0<br />
8<br />
-1<br />
EU<br />
7<br />
EMMA<br />
-2<br />
-3<br />
US<br />
6<br />
-4<br />
J<br />
5<br />
-5<br />
4<br />
US<br />
-6<br />
3<br />
-7<br />
2<br />
-8<br />
1<br />
-9<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
US GENERAL GOVERNMENT FINANCIAL BALANCE (% NOMINAL GDP)<br />
JP GENERAL GOVERNMENT FINANCIAL BALANCE (% NOMINAL GDP)<br />
EC G OVER N MEN T BU D G ET BALAN C E ( %GD P)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
0<br />
O N D J F M A M J J A S O<br />
LEH MAN EM W OR LD ALL SER IES - R ED . YIELD<br />
U S BEN C H MAR K 10 YEAR D S G OVT. IN D EX - R ED . YIELD<br />
Source: Thomson Datastream<br />
EMMAs: Risikoprämie<br />
deutlich angestiegen<br />
Der Spread der EMMA-Obligationen zu den langfristigen Staatsanleihen in den USA hat sich<br />
im dritten Quartal dramatisch ausgeweitet. Es sind jetzt nicht mehr die Inflationsrisiken, wie<br />
noch im letzten Quartal, die im Vordergr<strong>und</strong> stehen, sondern die Angst, dass der globale<br />
Abschwung die Rohstoffpreise weiter unter Druck setzten könnte. Viele Investitionsprojekte<br />
müssten damit für einige Zeit <strong>auf</strong> Eis gelegt werden. <strong>Die</strong> hohen Wachstumsraten dieser<br />
Volkswirtschaften wären nicht mehr durchzuhalten.<br />
12
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
3.3 VORLAUFENDE INDIKATOREN<br />
Vorl<strong>auf</strong>ende Indikatoren<br />
deutlich negativ<br />
<strong>Die</strong> vorl<strong>auf</strong>enden Indikatoren sind im dritten Quartal sowohl in den USA wie auch in Europa<br />
<strong>auf</strong> ein Niveau gesunken, das nicht mehr weit von den Werten der letzten globalen Rezession<br />
entfernt liegt. <strong>Die</strong>se vorl<strong>auf</strong>enden Indikatoren haben jedoch nach der Systemkrise von Anfang<br />
Oktober keinen Aussagewert mehr. Wir rechnen jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer<br />
Rezession in den westlichen Volkswirtschaften. <strong>Die</strong>s wird sich erst in einigen Wochen in den<br />
Indikatoren widerspiegeln.<br />
12<br />
Leading Indicators: US, Eu, J 30/10/08<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
US<br />
J<br />
Eu<br />
-8<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
USA<br />
EU (15)<br />
J APAN<br />
Source: Thomson Datastream<br />
BRIC: Verlangsamung<br />
Auch die vorl<strong>auf</strong>enden Indikatoren für die BRIC-Staaten sind nach der <strong>Finanzkrise</strong> kein<br />
sinnvoller Wegweiser für die kommenden Monate. Wir rechnen mit einem deutlichen Einbruch<br />
der Investitionstätigkeit, da die Finanzierung über externe Quellen schwieriger werden dürfte.<br />
Zudem fliessen die Einnahmen für die Rohstoffe ebenfalls spärlicher. Am ehesten dürfte sich<br />
China noch über Wasser halten, da es ein Netto-Importeur von Rohstoffen ist <strong>und</strong> die<br />
Investitionstätigkeit weniger von ausländischen Finanzierungsquellen abhängig ist.<br />
25<br />
Leading Indicators: BRIC 15/10/08<br />
20<br />
15<br />
China<br />
10<br />
Russia<br />
5<br />
0<br />
India<br />
-5<br />
Brasil<br />
-10<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Bra s ilien<br />
China<br />
Russland<br />
Indien<br />
Source: Thomson Datastream<br />
13
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
4 WIRTSCHAFTLICHE PROGNOSE<br />
4.1 SPILLOVEREFFEKTE AUF DIE REALWIRTSCHAFT<br />
<strong>Finanzkrise</strong> gefährdet<br />
Realwirtschaft<br />
<strong>Die</strong> Konsensusprognosen für das wirtschaftliche Wachstum sind im dritten Quartal nach den<br />
USA auch für Europa <strong>und</strong> Japan deutlich nach unten angepasst worden. Wir halten diese<br />
Werte jetzt für realistisch, da die <strong>Auswirkungen</strong> des Erdbebens in der Finanzwirtschaft<br />
ausreichend berücksichtigt worden sind <strong>und</strong> wir von der Wirksamkeit der politischen<br />
Rettungspakete der westlichen Welt ausgehen, die Schlimmeres verhindert. Deshalb erachten<br />
wir die möglichen Abweichungen nach unten für ebenso wahrscheinlich wie jene nach oben.<br />
Wir erwarten allerdings noch weitere negative Nachrichten aus dem Immobilienbereich in<br />
Europa <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en entsprechende Abschreibungen im Bankenbereich. Auch<br />
rechnen wir weltweit mit einer Reihe von Investitionsprojekten, die in nächster Zeit gestoppt<br />
werden, dies weil sie nicht mehr finanzierbar sind, da die Banken trotz staatlicher Stützung<br />
<strong>und</strong> Auflagen für den Kreditprozess den Deleveraging-Prozess relativ aggressiv fortsetzen<br />
müssen. In einer späteren Phase kommen Gewinnwarnungen <strong>und</strong> Entlassungen dazu, die<br />
das Konsumklima negativ tangieren werden.<br />
Szenarien zum BIP-Wachstum der G-10 Länder<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
2<br />
1<br />
3<br />
Higher Growth 30<br />
Baseline 40% (Consensus)<br />
Lower Growth 30%<br />
2<br />
1<br />
3<br />
2003 2004 2005<br />
2006 2007<br />
2008<br />
2009<br />
GDP REAL %YOY<br />
CPI %YOY<br />
2006 2007 2008F 2009F 2006 2007 2008F 2009F<br />
World 4.0% 3.8% 2.9% 2.7% 3.7% 3.9% 5.9% 4.5%<br />
G10 Countries 2.7% 2.3% 1.1% 0.7% 2.2% 2.1% 3.0% 2.1%<br />
USA 2.8% 2.0% 1.8% 0.5% 3.2% 2.9% 4.5% 2.4%<br />
European Union 2.9% 2.7% 1.7% 0.9% 2.1% 2.1% 3.4% 2.5%<br />
Japan 2.4% 2.1% 0.7% 0.7% 0.2% 0.1% 1.8% 1.4%<br />
Eastern Europe 6.4% 6.2% 4.8% 4.7% 3.6% 4.4% 6.5% 4.5%<br />
Switzerland 3.2% 3.1% 1.9% 0.9% 1.1% 0.7% 2.6% 1.8%<br />
Latin America 5.4% 5.4% 4.1% 3.4% 5.2% 5.4% 8.0% 7.4%<br />
Asia ex Japan 5.6% 5.8% 5.8% 4.2% 3.5% 3.4% 3.3% 0.0%<br />
14
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Insgesamt rechnen wir 2009 nur noch mit einem BIP-Wachstum der G-10 Staaten von 0.7%<br />
<strong>und</strong> mit mindestens zwei Quartalen im Negativbereich.<br />
BSP real nach Regionen 2006 - 2009 (Schätzung: 3. Okt. 2008)<br />
7.0%<br />
6.0%<br />
5.0%<br />
4.0%<br />
3.0%<br />
2.0%<br />
2006<br />
2007<br />
2008F<br />
2009F<br />
1.0%<br />
0.0%<br />
World<br />
G10 Countries<br />
USA<br />
European Union<br />
Japan<br />
Eastern Europe<br />
Switzerland<br />
Latin America<br />
Asia ex Japan<br />
In regionaler Hinsicht gibt es kaum wesentliche Unterschiede, da auch die EMMAs deutlich an<br />
Dynamik einbüssen werden. Ihre absoluten Raten dürften jedoch nicht unter 3.5% zu liegen<br />
kommen. Nur ein drastischer Einbruch der Rohstoffpreise <strong>und</strong> der Portfolioinvestitionen<br />
könnte zu noch schlechteren Resultaten führen.<br />
4.2 INFLATION<br />
Inflation transitorisch<br />
<strong>Die</strong> Inflationsraten werden auch im kommenden Jahr noch relativ hoch liegen, jedoch deutlich<br />
an Dynamik verlieren. Sie sind angesichts der Systemschocks - zumindest in den<br />
Industriestaaten - vorläufig kein Thema für die Geldpolitik. Wenn die Vertrauenskrise<br />
nachhaltig überw<strong>und</strong>en werden kann, könnten allerdings die Rohstoffpreise wieder deutlicher<br />
ansteigen <strong>und</strong> die bereits hohe Inflation in vielen EMMAs erneut zum Problem werden.<br />
Inflation nach Regionen 2006 - 2009 (Schätzung: 3. Okt. 2008)<br />
9.0%<br />
8.0%<br />
7.0%<br />
6.0%<br />
5.0%<br />
4.0%<br />
3.0%<br />
2.0%<br />
1.0%<br />
0.0%<br />
2006<br />
2007<br />
2008F<br />
2009F<br />
World<br />
G10 Countries<br />
USA<br />
European Union<br />
Japan<br />
Eastern Europe<br />
Switzerland<br />
Latin America<br />
Asia ex Japan<br />
15
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
4.3 KURZFRISTIGE ZINSSÄTZE<br />
Systemstabilisierung<br />
<strong>Die</strong> Geldpolitik der nächsten Monate wird ganz im <strong>Die</strong>nste der Systemstabilisierung stehen.<br />
Dabei können wir davon ausgehen, dass weitere Zinssenkungen zu erwarten sind. In den<br />
USA ist die Fed-F<strong>und</strong>s Rate bereits <strong>auf</strong> 1% gesenkt worden. Auch Europa hat Bedarf nach<br />
weiteren Zinsschritten. Wir rechnen mit weiteren zwei Zinsschritten in den nächsten sechs<br />
Monaten um gesamthaft einen Prozentpunkt. Nach der Stabilisierung des Systems sind die<br />
Notenbanken jedoch mit der Aufgabe der Abschöpfung der enormen Überschussliquidität<br />
konfrontiert.<br />
7<br />
Money Market Rates 30/10/08<br />
6<br />
UK<br />
5<br />
4<br />
3<br />
Euro<br />
US<br />
2<br />
CH<br />
1<br />
J<br />
0<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
EU R O 3M<br />
UK STERLING CERTS. 3 MONTH - MIDDLE RATE<br />
US 3M<br />
JAPAN INTERBANK (OFFSHORE) 3M - OFFERED RATE<br />
CH 3M<br />
Source: Thomson Datastream<br />
4.4 LANGFRISTIGE ZINSSÄTZE<br />
Flucht in Sicherheit<br />
<strong>Die</strong> Flucht in die Sicherheit hat zu extrem tiefen Zinsen bei den Staatsanleihen geführt. Hier<br />
erwarten wir trotz Rezessionsszenario keine weitere Abschwächung mehr, da der<br />
Sicherheitsbonus, der im Zinssatz eingebaut ist, mit der Systemstabilisierung wieder abgebaut<br />
wird. Bei den Firmenanleihen rechnen wir <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der wirtschaftlichen Verschlechterung mit<br />
einer eher noch leicht höheren Risikoprämie, hingegen dürfte die Inflationskomponente im<br />
Zinssatz weiter abgebaut werden, so dass <strong>net</strong>to kaum mit einer Niveauänderung der<br />
Langfristzinsen zu rechnen ist.<br />
7<br />
Langfristige Zinssaetze US, Eu, J <strong>und</strong> CH<br />
30/10/08<br />
3.50<br />
US: SPREAD 10Y-TREASURY - TIPS<br />
30/10/08<br />
6<br />
5<br />
US<br />
3.00<br />
Spread=Inflation expectation<br />
4<br />
2.50<br />
3<br />
Eu<br />
2.00<br />
2<br />
CH<br />
1.50<br />
1<br />
J<br />
1.00<br />
Tips=Realverzinsung<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
US 10Y Gov. Bond<br />
J 10Y Gov. Bond<br />
EU 10 Y Gov. Bonds<br />
CH 10Y Gov Bond<br />
Source: Thomson Datastream<br />
0.50<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
SPR EAD 10Y-TR EA - TIPS<br />
ML US.TRES. INFL-LKD ($) - RED. YIELD<br />
Source: Thomson Datastream<br />
16
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Credit Spreads: In neun<br />
Monaten vervierfacht<br />
<strong>Die</strong> Credit Spreads zwischen den globalen Hochzinsanlagen <strong>und</strong> den risikolosen 10-jährigen<br />
US-Staatsanleihen haben sich <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der schockartigen Verschärfung der Finanz- <strong>und</strong><br />
Bankenkrise Anfang Oktober vorübergehend <strong>auf</strong> über 14%, r<strong>und</strong> das Siebenfache der<br />
Aufschwungsperiode 2003 bis 2006, erhöht. <strong>Die</strong>ser Satz dürfte mit der Systemstabilisierung<br />
wieder deutlich zurückkommen, aber angesichts der erwarteten Rezession hoch bleiben.<br />
20<br />
Global High-Yield Bonds - US-Gov.-Bonds<br />
30/10/08<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
High-Yield<br />
10<br />
8<br />
6<br />
Spread<br />
Us Treasury 10 Y<br />
4<br />
2<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
ML GLB HIGH YIELD ($) - RED. YIELD<br />
U S TR EAS.BEN C H MAR K BON D 10 YR (D S) - R ED . YIELD<br />
MLH GBU $(R Y)-U SBD 10Y(R Y)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
4.5 WÄHRUNGEN<br />
Dollar im Aufwind<br />
Der Dollar hat in den Wochen der Systemdestabilisierung wieder an Wert zugelegt.<br />
Offensichtlich dient er - ähnlich wie der Schweizerfranken - als Zufluchtsort. Es kommt jedoch<br />
dazu, dass sich die Situation in Europa relativ zu den USA verschlechtert hat. Das dürfte mit<br />
der kommenden Rezession noch einige Zeit so bleiben. Das spricht weiterhin für den Dollar.<br />
Auch der Sachverhalt, dass die EZB die Zinsen stärker senken wird müssen als die USA<br />
spricht für den Dollar.<br />
1.60<br />
US $ TO EURO (DS SYNTHETIC)<br />
30/10/08<br />
1.50<br />
1.40<br />
1.30<br />
1.20<br />
1.10<br />
1.00<br />
0.90<br />
0.80<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
US $ TO EURO (DS SYNTHETIC) - EXCHANGE RATE (IN US $)<br />
AVERAGE<br />
+ 1.5SD<br />
+ 1SD - 1SD<br />
- 1.5SD Source: Thomson Datastream<br />
CHF Save Haven<br />
Der Schweizerfranken hat in den Krisenwochen von Ende September bis Anfang Oktober<br />
wieder an Wert zugelegt. Das dürfte sich mit der Systemstabilisierung wieder ändern, es sei<br />
denn, die UBS oder die CS würden in eine Lage geraten, die ein stärkeres Engagement der<br />
Behörden erfordern würde, was wir nach dem globalen Rettungspaket nicht mehr als<br />
wahrscheinlich betrachten. <strong>Die</strong> Carrytrades dürften damit wieder <strong>auf</strong>genommen werden,<br />
17
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
allerdings in weit geringerem Ausmass als vor der <strong>Finanzkrise</strong>, da das Deleveraging der<br />
meisten Finanzintermediäre noch längere Zeit anhalten dürfte. Das Abwertungspotenzial des<br />
Schweizerfrankens ist somit kleiner geworden.<br />
2.10<br />
EUR-CHF and PPP 15/10/08<br />
2.00<br />
1.90<br />
1.80<br />
1.70<br />
1.60<br />
1.50<br />
1.40<br />
1.30<br />
86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07<br />
EU SW ISS FR AN C S TO EU R 1 PU R C H ASIN G POW ER PAR ITY (D atas tream)<br />
EUR-CHF (berech<strong>net</strong> aus CHF-USD (SNB) <strong>und</strong> EUR-USD (WM/REUTERS))<br />
KKP +/- 2* mittlere jährlic he STABW . (über ges amte L<strong>auf</strong>z eit)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Pf<strong>und</strong> weiter unter Druck<br />
Mit der Abschwächung der europäischen <strong>und</strong> britischen Konjunktur wird das immer noch<br />
überbewertete Pf<strong>und</strong> weiter unter Druck geraten, dies vor allem, weil die Bank of England <strong>auf</strong><br />
Gr<strong>und</strong> der bedrohlicheren Immobilienkrise grösseren Handlungsbedarf hat als die EZB.<br />
4.00<br />
GPB-CHF <strong>und</strong> K<strong>auf</strong>kraftparitaet 15/10/08<br />
1.70<br />
JPY-CHF <strong>und</strong> K<strong>auf</strong>kraftparitaet 15/10/08<br />
1.60<br />
3.50<br />
1.50<br />
1.40<br />
3.00<br />
2.50<br />
CHF/£<br />
1.30<br />
1.20<br />
1.10<br />
PPP<br />
1.00<br />
0.90<br />
CHF/Yen<br />
2.00<br />
PPP<br />
0.80<br />
1.50<br />
82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06<br />
UK SWISS FRANCS TO £1 PURCHASING POWER PARITY (Datastream)<br />
SW ISS FR AN C TO U K £ ( W MR ) - EXC H AN GE R ATE<br />
KKP +/- 2* mittlere jährliche STABW. (über gesamte L<strong>auf</strong>zeit)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
0.70<br />
82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06<br />
JP SWISS FRANCS TO YEN 100 PURCHASING POWER PARITY (Datastream)<br />
SWISS FRANC TO 100 JAPAN .YEN (SN B) - EXC H AN GE R ATE<br />
KKP +/- 2* mittlere jährlic he STABW . (über gesamte L<strong>auf</strong>zeit)<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Yen: wenig Änderung<br />
In der Relation des Schweizerfrankens zum Yen dürfte sich auch nach der<br />
Systemstabilisierung wenig ändern, da beide dieselbe Finanzierungsfunktion im Rahmen der<br />
Carrytrades einnehmen. <strong>Die</strong> Verringerung der Zinsdifferenz des Yen zum Rest der Welt dürfte<br />
eher für eine leichte Aufwertung des Yen sprechen.<br />
18
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
4.6 AKTIEN<br />
Aktien <strong>auf</strong> neuen<br />
Tiefstwerten<br />
<strong>Die</strong> Befürchtung eines Systemzusammenbruchs im Oktober hat die globalen Aktienmärkte in<br />
einem Ausmass einbrechen lassen wie zur Zeit der Technologieblase, nämlich kumuliert r<strong>und</strong><br />
50%. Mit dem globalen Rettungspaket ist einiges davon wieder korrigiert worden. <strong>Die</strong><br />
Aktienmärkte befinden sich jetzt <strong>auf</strong> einem Niveau, das in unserer Einschätzung dem weiteren<br />
Abstieg der Konjunktur <strong>und</strong> der schwierigen Phase der Restrukturierung des Bankensystems<br />
ausreichend Rechnung trägt. Unterstellt wird dabei jedoch, dass die aussergewöhnlichen<br />
Massnahmen der westlichen Regierungen, die über das zweite Oktoberwochende in<br />
Washington <strong>und</strong> Paris angekündigt worden sind, das System zu stabilisieren vermögen, so<br />
dass sich der Geld- <strong>und</strong> der Kreditmarkt aus der Systemstarre lösen können <strong>und</strong> damit ein<br />
eigentliches Krisenszenario in der Realwirtschaft vermieden werden kann. Allerdings dürften<br />
die Märkte äusserst volatil bleiben, da in den nächsten zwölf Monaten l<strong>auf</strong>end negative<br />
Nachrichten eintreffen werden, die das Vertrauen in die Systemstabilität erneut in Frage<br />
stellen werden. Dazu gehört der Konkurs einer Reihe von kleineren <strong>und</strong> mittleren Banken, die<br />
vor allem im europäischen <strong>und</strong> amerikanischen Immobilienmarkt engagiert sind. Dazu<br />
gehören jedoch auch Meldungen über Konkurse von Hedge F<strong>und</strong>s <strong>und</strong> anderen hoch<br />
verschuldeten Intermediären, die sich üblicherweise am Geldmarkt refinanzieren. Auch<br />
Konkurse von realwirtschaftlichen Unternehmen <strong>und</strong> Entlassungen werden verstärkt <strong>auf</strong>treten.<br />
600<br />
Aktien <strong>und</strong> Bonds (Lc) 15/10/08<br />
500<br />
400<br />
300<br />
Aktien<br />
200<br />
Bonds<br />
100<br />
80<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08<br />
MSCI WORLD U$ - TOT RETURN IND<br />
CGBI WGBI WORLD 3-5Y. (E) - TOT RETURN IND<br />
Source: Thomson Datastream<br />
Gewinnrevisionen zu<br />
erwarten<br />
<strong>Die</strong> unten dargestellten IBES-Schätzungen der Gewinne (Stand 3. Okt. 2008) dürften in den<br />
kommenden Wochen deutlich nach unten korrigiert werden, wenn sich zeigt, dass sich die<br />
Konjunktur dem Rezessionsszenario annähert.<br />
40%<br />
Earnings Growth 2007 - 2010<br />
(IBES-Konsensus)<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
-10%<br />
USA JAPAN EUROZONE UK SWITZERLAND<br />
-20%<br />
-30%<br />
2007 2008F 2009F 2010F<br />
19
Sour ce:ThomsonDatastream<br />
Sour ce:ThomsonDatastream<br />
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
Wir gehen global von r<strong>und</strong> 20% tieferen Gewinnen in den Jahren 2009 <strong>und</strong> 2010 aus. Weiter<br />
nehmen wir an, dass dieser Sachverhalt in den Aktienkursen berücksichtigt ist, da bekannt ist,<br />
dass die Gewinnschätzungen der Analysten nur mit Verzögerung an die makroökonomischen<br />
Veränderungen angepasst werden.<br />
Price/Earnings mit wenig<br />
Veränderung<br />
Da die Aktienkurse bereits deutlich gefallen sind, dürften die Gewinnrevisionen nicht zu einer<br />
wesentlichen Veränderung der Preis/Ertragsverhältnisse führen. Insgesamt gelten die Aktien<br />
auch unter dem Aspekt, dass eine Rezession vor der Türe steht, als im historischen Vergleich<br />
vernünftig bewertet.<br />
Price/Earnings 2007 - 2010 (IBES-Konsensus)<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
USA JAPAN EUROZONE UK SWITZERLAND<br />
P/E 2007 P/E 2008F P/E 2009F P/E 2010F<br />
Relation Bond/Aktien<br />
immer noch ausserhalb<br />
der Norm<br />
In Europa hat sich mit der Korrektur am Aktienmarkt <strong>und</strong> den nur wenig veränderten<br />
Obligationenrenditen die Relation Bondyield/Earningsyield weiter gesenkt. Wir erwarten<br />
jedoch <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der erwarteten tieferen Gewinne eine deutliche Korrektur nach oben. In den<br />
USA hingegen ist die Risikoprämie in den Bonds bereits deutlich angestiegen. Sie dürfte <strong>auf</strong><br />
Gr<strong>und</strong> der Gewinnrevisionen nach unten auch weiter ansteigen. Trotz dieser Korrekturen<br />
bleiben Aktien in Relation zu Obligationen im historischen Vergleich günstig bewertet.<br />
EMU: BOND YIELD / EARNINGS YIELD (MEAN +/- 1 SIGMA)<br />
1.60<br />
15/10/08<br />
1.40<br />
2.40<br />
2.20<br />
2.00<br />
US: BOND YIELD / EARNINGS YIELD 15/10/08<br />
1.20<br />
1.80<br />
1.00<br />
0.80<br />
1.60<br />
1.40<br />
1.20<br />
0.60<br />
1.00<br />
0.40<br />
0.80<br />
0.60<br />
0.20<br />
83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07<br />
BOND YIELD / EARNINGS YIELD - 1 SIGMA<br />
MEAN<br />
+ 1 SIGMA<br />
0.40<br />
83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07<br />
BOND YIELD / EARNINGS YIELD - 1 SIGMA<br />
MEAN<br />
+ 1 SIGMA<br />
Rohstoffpreise im freien<br />
Fall<br />
Das Auseinanderklaffen von Konjunktur <strong>und</strong> Rohstoffpreisen hat nicht lange Stand gehalten.<br />
<strong>Die</strong> Rohstoffpreise sind - wie erwartet - im 3. Quartal deutlich eingebrochen. Mit der<br />
Stabilisierung der Finanzmärkte dürfte auch der schockartige Auszug der Investoren aus<br />
20
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
diesem Bereich ein Ende finden. <strong>Die</strong> Volatilität wird jedoch hoch bleiben.<br />
EMMAs deutlich<br />
korrigiert<br />
<strong>Die</strong> EMMA-Staaten sowie die osteuropäischen Aktienmärkte haben im dritten Quartal weiter<br />
an Wert eingebüsst. Da die Gewinnerwartungen weniger gefallen sind, weisen diese Staaten<br />
jetzt eine leicht bessere Bewertung <strong>auf</strong> als im letzten Quartal. Allerdings werden sie vom<br />
Entschuldungsprozess der westlichen Banken stärker betroffen sein, da sich die Mutterhäuser<br />
stärker <strong>auf</strong> <strong>ihre</strong>n Heimmarkt konzentrieren werden <strong>und</strong> Kredite eher ausserhalb <strong>ihre</strong>s<br />
Kernbereiches abbauen werden.<br />
110<br />
MSCI: Welt, EMMAS <strong>und</strong> Osteuropa<br />
30/10/08<br />
20<br />
EMERGING MARKETS PRICE EARNINGS RATIO<br />
30/10/08<br />
100<br />
90<br />
EMMAS<br />
18<br />
80<br />
16<br />
70<br />
60<br />
EE<br />
14<br />
50<br />
12<br />
40<br />
Welt<br />
10<br />
30<br />
20<br />
N D J F M A M J J A S O<br />
MSCI AC WORLD - TOT RETURN IND<br />
MSCI EM - TOT RETURN IND<br />
MSC I EM EASTER N EU R OPE - TOT R ETU R N IN D<br />
So ur c e : Tho ms o n D a tas tr ea m<br />
8<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
D ATASTR EAM EMER GIN G MAR KETS - PER<br />
AVER AGE<br />
+ 1.5SD<br />
+ 1SD - 1SD<br />
- 1.5SD So ur c e : Tho ms o n D a tas tr ea m<br />
KMUs im Tandem mit<br />
gross-kapitalisierten<br />
Werten<br />
Im Oktobercrash sind die KMU-Titel etwas weniger gefallen als die gross-kapitalisierten Werte.<br />
Aber auch für sie gilt der Sachverhalt, dass sie im Rahmen des Deleveraging der Banken<br />
schlechtere Karten haben, da sie im Durchschnitt mehr Risiko <strong>und</strong> weniger Transparenz<br />
<strong>auf</strong>weisen.<br />
160<br />
EU: Small, Medium, Large Companies<br />
30/10/08<br />
1.40<br />
S&P400 (PE) / S&P100 (PE) 30/10/08<br />
150<br />
Small<br />
1.30<br />
140<br />
130<br />
Medium<br />
1.20<br />
1.10<br />
120<br />
1.00<br />
110<br />
Large<br />
0.90<br />
100<br />
0.80<br />
90<br />
0.70<br />
80<br />
0.60<br />
70<br />
2006 2007 2008<br />
DJ EURO STOXX LARGE - PRICE INDEX<br />
DJ EURO STOXX MID - PRICE INDEX<br />
DJ EURO STOXX SMALL - PRICE INDEX<br />
Source: Thomson Datastream<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
S&PMIDZ(PE)/S&P100Z(PE)<br />
- 1SD<br />
AVER AGE<br />
+ 1.5SD<br />
+ 1SD<br />
- 15.SD Source: Thomson Datastream<br />
<strong>Die</strong> Bewertungsunterschiede zwischen gross- <strong>und</strong> klein-kapitalisierten Werten sind wieder<br />
grösser geworden, wie das Beispiel der USA zeigt. <strong>Die</strong> Grafik der Preis/Gewinnverhältnisse<br />
der mittleren zu den grossen Gesellschaften - hier am Beispiel des S&P 400/S&P 100<br />
dargestellt - zeigt, dass sich diese Relation wieder stärker von der historischen Norm entfernt<br />
hat. Wir halten diese Korrektur für transitorisch.<br />
21
<strong>Die</strong> <strong>Finanzkrise</strong> - Eine Standortbestimmung<br />
Josef Marbacher, IFF<br />
4.7 RISIKEN/CHANCEN<br />
<strong>Finanzkrise</strong> als<br />
Risikofaktor<br />
Housing als Downside-<br />
Risiko…<br />
Das grösste Risiko für unser Baseline-Szenario besteht darin, dass das von den westlichen<br />
Regierungen konzipierte einmalige Rettungspaket die Finanzmärkte nur vorübergehend zu<br />
beruhigen vermag. Das Paket ist praktisch ohne Vorbereitung verabschiedet worden. Viele<br />
prozedurale Fragen sind noch offen. Auch der Teilnehmerkreis ist nicht definitiv festgelegt.<br />
Was geschieht beim Konkurs nicht systemrelevanter Finanzinstitute? Was geschieht beim<br />
Fallieren anderer grosser Teilmärkte, wie dem 50'000 Mrd. Dollar grossen CDS-Markt oder<br />
beim Konkurs einer grösseren Zahl von Hedge F<strong>und</strong>s, Special Investment Vehicles (SIVs)<br />
oder Private Equity F<strong>und</strong>s?<br />
Nach wie vor fallen die Preise im amerikanischen Häusermarkt. <strong>Die</strong> Preiskorrektur hat sich im<br />
dritten Semester von 16% <strong>auf</strong> 18% erhöht. Sollte sich diese Korrektur <strong>auf</strong> über 25%<br />
ausdehnen, wäre mit ernsthaften Konsequenzen im realwirtschaftlichen Bereich zu rechnen.<br />
Der IMF hat in seinem neuesten Report die potenziellen Verluste <strong>auf</strong> Krediten in den USA<br />
drastisch von r<strong>und</strong> 1'000 Mrd. Dollar, geschätzt im letzten April, <strong>auf</strong> 1'400 Mrd. Dollar erhöht.<br />
Das ist das Basisszenario. Bei einem Anhalten der <strong>Finanzkrise</strong> könnten es auch mehr sein.<br />
Risiken bestehen auch für die europäische Konjunktur. Auch hier könnten die extremen<br />
Hauspreissteigerungen, wie sie die meisten europäischen Länder im vergangenen Jahrzehnt<br />
erfahren haben, deutlicher als bisher ins Trudeln geraten. Damit dürfte sich die bereits<br />
eingeleitete Negativspirale über den steigenden Leerwohnungsbestand, die weiter fallenden<br />
Preise, die fallenden Bauinvestitionen, die Entlassungen in der Bauindustrie, den fallenden<br />
Konsum <strong>und</strong> die neuerlichen Abschreibungen bei den Banken noch verstärken. Sollte zudem<br />
der Euro wieder ansteigen, müsste auch bei den Exporten mit deutlichen Einbussen<br />
gerech<strong>net</strong> werden.<br />
Auch das grosse staatliche Engagement mit nahezu unbegrenzten Garantien könnte den<br />
Steuerzahler noch teuer zu stehen kommen, wenn es nicht gelingt, den konjunkturellen<br />
Abwärtstrend zu stoppen. Zunehmende Konkurse im Finanzbereich <strong>und</strong> der realen Wirtschaft<br />
würden die Staatsschulden in die Höhe treiben <strong>und</strong> zu einem Verdrängen der privaten<br />
Investitionen führen (Crowding-out Effekt).<br />
…dem auch Chancen<br />
gegenüberstehen<br />
Sollte das einmalige Rettungspaket hingegen in der Lage sein, das Vertrauen der<br />
Wirtschaftssubjekte wieder herzustellen, so dass die Geld- <strong>und</strong> Kreditmärkte wieder voll<br />
spielen könnten, wären die <strong>Auswirkungen</strong> des Finanzbebens weniger ausgeprägt. <strong>Die</strong> bisher<br />
in die Kapitalmarktpreise eingebaute Rezession der Realwirtschaft würde nicht stattfinden. <strong>Die</strong><br />
Korrektur der Aktienmärkte nach oben könnte kräftig ausfallen. Wir halten jedoch dieses<br />
Szenario für nicht sehr wahrscheinlich, da zu viele negative Prozesse bereits am L<strong>auf</strong>en sind.<br />
Chancen bestehen auch, dass die eingebrochenen Rohstoffpreise länger <strong>auf</strong> tieferem Niveau<br />
verharren als noch vor kurzem angenommen. Damit würden die Inflationserwartungen, die<br />
sich an den Märkten gebildet haben, reduziert werden. Der Konjunkturzug könnte so schneller<br />
eine Wende nehmen, als bisher angenommen.<br />
Ausgewogenes<br />
Chancen-,<br />
Risikoverhältnis<br />
Insgesamt erachten wir die Spannbreite der möglichen Szenarien nach wie vor für<br />
überdurchschnittlich gross. Nach den Wertkorrekturen der vergangenen Wochen schätzen wir<br />
jedoch das Chancen-Risikopotenzial als ausgeglichen ein.<br />
22