Reckeweg - ein Brückenbauer, Festvortrag von Dr. Dagmar Uecker

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16.11.2012 Aufrufe

Er begann dann mit 50 Jahren noch Medizin zu studieren, avancierte sehr schnell als Prüfungsassistent in der Biochemie, verzichtete nach dem Studium schließlich auf einen Lehrstuhl für Medizin, weil er sich im ganzheitlichen Denken der Homöotherapie und der Naturheilverfahren verpflichtet fühlte. Seine Studien über die Rhythmik des Säure Basen Haushaltes im gesunden und kranken Organismus waren bahnbrechend und führten zu einer Zusammenarbeit mit H. Schade und später auch mit Hans Heinrich Reckeweg. Als ich Friedrich Sander näher kennenlernte war ich 17 Jahre und hatte gerade die Reifeprüfung absolviert. Es ergab sich, dass ich ihn und seine Frau auf einer Reise nach Südfrankreich in das Land der Katharer begleiten durfte. Er war damals 70 Jahre alt und verstand es wahrhaft meisterlich, sein hermetisch naturphilosophisches Weltbild wie eine fällige Saat in meine Seele fallen zu lassen auf den schon zubereiteten Grund, den die paracelsische Botschaft in mir hinterlegt hatte. Die Schlichtheit, mit der er tiefe Zusammenhänge der Chemie und den großen Wurf der kosmologischen Gesetzmäßigkeiten vermittelte, wie er mir auf die subtilste Art und Weise die eigentliche Bedeutung der Elemente, ihren Stand im periodischen System auf dem Hintergrund physikalisch energetischer Ordnungsprinzipien nahebrachte, lösten in mir großes Staunen und eine tiefe Bewunderung aus. Während meines Medizinstudiums gab es kostbare Stunden, in denen wir im Garten sitzend tief in die Geheimnisse der hermetischen Philosophie eintauchten, wodurch er mich im analogischen Denken schulte und ein tiefes Verständnis für die Alchemie und die Transmutationsprozesse in der Natur weckte. Nachdrücklich wies er mich auf die natürliche Phänomenologie der Homöopathie hin mit ihrem Simile Gesetz und der Umkehrwirkung, die aus einem Gift durch Subtilisierung ein Heilmittel werden lässt. So bereitete er liebevoll einen Garten in meinem Bewusstsein, in dem seine und spätere Saaten schnell aufgehen konnten. 1965, nach meiner Promotion und Approbation, schenkte er mir die Erstausgabe seines Werkes über den Säure Basenhaushalt mit der Widmung: „der Kollegin und verehrten Freundin Dagmar zugeeignet.“ 2

Ihm, diesem geistigen Vater und seelenverwandten Freund verdanke ich unendlich viel. Soweit das Vorspiel. Der Augenblick war gekommen, dass er mich zu Hans Heinrich Reckeweg schickte, mit dem er viele Jahre in wissenschaftlichem und geistigem Austausch stand und dessen therapeutisches Konzept er mir ans Herz legen wollte. Beide forschenden Geister erkannten die ganzheitliche Funktion der Matrix lange vor den Veröffentlichungen von Pischinger, der sein Grundlagenwerk erst 1975 herausbrachte. Sie erkannten das Mesenchym als funktionelle Einheit und gaben ihm wegen seiner entgiftenden Funktion den Namen „Vorniere“. Sander und Reckeweg waren aufgrund der Studien über den rhythmisch ablaufenden Säure – Basen – Haushalt absolut vertraut mit der biokybernetischen Grundregulation und all ihrer vielseitigen, intelligenten selbstregulativen Möglichkeiten. Das gesamte vegetative System, so erkannten sie, reagiert relaisartig, nicht konsekutiv, sondern gleichzeitig als Ausdruck für ein ganzheitlich kohärentes System auf den Umschwung im täglichen Säure – Basen Wechselspiel des Organismus. Im Zeitgeschehen ihrer Studien wurden viele wissenschaftliche Einzelbausteine in die Zitadelle einer Ganzheitsschau eingefügt. H. Schade beschäftigte sich bereits seit zwei Jahrzehnten mit der Gewebsacidose und der absorbierenden Kraft des kolloidalen Bindegewebes für Säuren. Unter den Namen dieser drei Forscher wurde die Kurve der physiologischen Säuren – Basenflut in 24 Stunden und deren Bedeutung für die Pathogenes von Stoffwechselerkrankungen veröffentlicht, die wir auch in den Werken von Reckeweg immer wieder als fundamentalen Verständnisbaustein finden. Namen wie Selye und sein Adaptationssyndrom (1953), Ricker (!948) und Speranski (1950) mit ihren Grundlagenforschungen über den Biorhythmus der Entzündungen im Bindegewebsorgan, die Ergebnisse von Rössle (1923), der die Entzündung als parenterale Verdauung im Mesenchym bezeichnet hatte und auch Pischingers Entdeckung, dass die vegetative Endformation blind im Mesenchym endet, waren die Fundamente, auf denen die Studien und 3

Er begann dann mit 50 Jahren noch Medizin zu studieren, avancierte<br />

sehr schnell als Prüfungsassistent in der Biochemie, verzichtete nach<br />

dem Studium schließlich auf <strong>ein</strong>en Lehrstuhl für Medizin, weil er sich<br />

im ganzheitlichen Denken der Homöotherapie und der<br />

Naturheilverfahren verpflichtet fühlte.<br />

S<strong>ein</strong>e Studien über die Rhythmik des Säure Basen Haushaltes im<br />

gesunden und kranken Organismus waren bahnbrechend und<br />

führten zu <strong>ein</strong>er Zusammenarbeit mit H. Schade und später auch mit<br />

Hans H<strong>ein</strong>rich <strong>Reckeweg</strong>.<br />

Als ich Friedrich Sander näher kennenlernte war ich 17 Jahre und<br />

hatte gerade die Reifeprüfung absolviert. Es ergab sich, dass ich ihn<br />

und s<strong>ein</strong>e Frau auf <strong>ein</strong>er Reise nach Südfrankreich in das Land der<br />

Katharer begleiten durfte. Er war damals 70 Jahre alt und verstand<br />

es wahrhaft meisterlich, s<strong>ein</strong> hermetisch naturphilosophisches<br />

Weltbild wie <strong>ein</strong>e fällige Saat in m<strong>ein</strong>e Seele fallen zu lassen auf den<br />

schon zubereiteten Grund, den die paracelsische Botschaft in mir<br />

hinterlegt hatte. Die Schlichtheit, mit der er tiefe Zusammenhänge<br />

der Chemie und den großen Wurf der kosmologischen<br />

Gesetzmäßigkeiten vermittelte, wie er mir auf die subtilste Art und<br />

Weise die eigentliche Bedeutung der Elemente, ihren Stand im<br />

periodischen System auf dem Hintergrund physikalisch energetischer<br />

Ordnungsprinzipien nahebrachte, lösten in mir großes Staunen und<br />

<strong>ein</strong>e tiefe Bewunderung aus.<br />

Während m<strong>ein</strong>es Medizinstudiums gab es kostbare Stunden, in<br />

denen wir im Garten sitzend tief in die Geheimnisse der<br />

hermetischen Philosophie <strong>ein</strong>tauchten, wodurch er mich im<br />

analogischen Denken schulte und <strong>ein</strong> tiefes Verständnis für die<br />

Alchemie und die Transmutationsprozesse in der Natur weckte.<br />

Nachdrücklich wies er mich auf die natürliche Phänomenologie der<br />

Homöopathie hin mit ihrem Simile Gesetz und der Umkehrwirkung,<br />

die aus <strong>ein</strong>em Gift durch Subtilisierung <strong>ein</strong> Heilmittel werden lässt. So<br />

bereitete er liebevoll <strong>ein</strong>en Garten in m<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong>, in dem<br />

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1965, nach m<strong>ein</strong>er Promotion und Approbation, schenkte er mir die<br />

Erstausgabe s<strong>ein</strong>es Werkes über den Säure Basenhaushalt mit der<br />

Widmung: „der Kollegin und verehrten Freundin <strong>Dagmar</strong><br />

zugeeignet.“<br />

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