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Euro-Info Nr. 01/2014

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Industriestandort <strong>Euro</strong>pa in den Fokus rücken<br />

Arbeitgeberpräsident Kramer beim BUSINESSEUROPE Day<br />

Am 28. Januar 2<strong>01</strong>4 fand in Brüssel der "BUSINESSEUROPE<br />

Day" statt. Anlässlich dieser Veranstaltung hat BUSINESS-<br />

EUROPE nahezu zeitgleich zur industriepolitischen Mitteilung<br />

der Kommission Empfehlungen für eine vorwärtsgewandte Industriepolitik<br />

einer hochrangigen politischen Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Hauptredner der Konferenz waren u. a. Kommissionspräsident<br />

Barroso, Parlamentspräsident Schulz sowie der griechische<br />

Ministerpräsident Samaras. Die Empfehlungen der europäischen<br />

Wirtschaft basieren auf der Studie "Industry as a<br />

growth engine in the global economy" zur industriellen Basis<br />

<strong>Euro</strong>pas, die im Auftrag von BUSINESSEUROPE vom Institut<br />

der deutschen Wirtschaft Köln erarbeitet wurde. Neben Klimaund<br />

Energiepolitik, Innovations- und Infrastrukturpolitik betreffen<br />

die Empfehlungen vor allem auch die Modernisierung der<br />

Arbeitsmärkte, Fachkräftesicherung und zukunftsorientierte Bildungspolitik.<br />

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warb im Rahmen der Paneldiskussion<br />

für eine weitere Flexibilisierung der Arbeitsmärkte<br />

und betonte die immense Bedeutung der Bildung als wesentlichen<br />

Standortfaktor in einer wissensbasierten Innovationswirtschaft.<br />

Angesichts des zusehends wachsenden Fachkräftebe-<br />

darfs und des demografisch bedingten Nachwuchsmangels, vor<br />

allem im Bereich der beruflich Qualifizierten sowie im<br />

MINT-Bereich, ist darin eine der wichtigsten Herausforderungen<br />

für die globale Wettbewerbsfähigkeit <strong>Euro</strong>pas zu sehen.<br />

Industriepolitische Mitteilung<br />

Anton Bauch<br />

EU-Kommission bleibt hinter den Erwartungen<br />

zurück<br />

In der EU-28, befinden sich derzeit zehn Mitgliedstaaten in Rezession,<br />

zehn Mitgliedstaaten in Stagnation und acht Mitgliedstaaten<br />

haben ein mageres Wachstum zwischen 0,1 und 1,0<br />

Prozent vorzuweisen. Trotz erster zaghafter Erfolge bei der<br />

Rückgewinnung von Wettbewerbsfähigkeit in den Krisenstaaten<br />

verliert die europäische Wirtschaft insgesamt im internationalen<br />

Vergleich zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere<br />

im Verhältnis zu Schwellenländern. Besorgniserregend ist der<br />

schleichende Deindustrialisierungsprozess in <strong>Euro</strong>pa. So be-<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

Arbeitgeberpräsident Kramer beim BUSINESSEUROPE<br />

Day<br />

Industriepolitische Mitteilung der EU-Kommission<br />

Griechische Ratspräsidentschaft im 1. Halbjahr 2<strong>01</strong>4<br />

Hintergrund: <strong>Euro</strong>pawahl 2<strong>01</strong>4<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit in <strong>Euro</strong>pa<br />

Initiativbericht zur Schwarzarbeit<br />

Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung im<br />

Trilog<br />

BDA | Bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

Mitglied von BUSINESSEUROPE<br />

Breite Straße 29 | 1<strong>01</strong>78 Berlin<br />

T +49 30 2033-1900<br />

F +49 30 2033-1905<br />

europa@arbeitgeber.de<br />

Verantwortlich: Renate Hornung-Draus<br />

Redaktion: Martin Kumstel<br />

Satz: Konstanze Wilgusch<br />

Offizielle Stellungnahmen der Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände sind als solche gekennzeichnet<br />

BDA | euro-info <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4


trägt der aktuelle Anteil des produzierenden Gewerbes lediglich<br />

15,3 Prozent.<br />

Mit einer am 22. Januar 2<strong>01</strong>4 veröffentlichten Mitteilung mit<br />

dem Titel "Für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie"<br />

versucht die <strong>Euro</strong>päische Kommission dem entgegenzusteuern.<br />

Ziel müsse es sein, bis 2020 den Anteil des produzierenden<br />

Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt der EU auf 20 Prozent<br />

zu erhöhen. Konkrete oder gar neue Vorschläge lässt die Mitteilung<br />

der Kommission allerdings vermissen. So werden altbekannte<br />

Forderungen zur Verbesserung der EU-Rahmenbedingungen<br />

für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, wie die<br />

Schaffung eines unternehmerfreundlichen Rechtsrahmens, die<br />

Vollendung des Binnenmarktes für Dienstleistungen, die Förderung<br />

der Arbeitnehmermobilität sowie der Zugang zu Energiequellen<br />

und Rohstoffen zu erschwinglichen Preisen aufgelistet.<br />

Vor allem fehlt in der Mitteilung ein konkreter Vorschlag zur<br />

besseren Abstimmung einzelner Politikfelder unter dem Gesichtspunkt<br />

"globale Wettbewerbsfähigkeit", wie beispielsweise<br />

die noch in der Entwurfsfassung von der Kommission vorgeschlagene<br />

Einrichtung eines "Competitiveness Observatory".<br />

Die BDA hatte alternativ im Vorfeld dafür plädiert, dass der<br />

Wettbewerbsfähigkeitsrat aufgewertet wird und die Möglichkeit<br />

erhält, "dossierübergreifend" gesetzgeberische EU-Initiativen<br />

auf wirtschaftliche Folgen hin zu überprüfen und gegebenenfalls<br />

zu intervenieren – ebenso wie dies der Finanzministerrat<br />

bereits tun kann. Der <strong>Euro</strong>päische Rat, der Ende März zum<br />

Schwerpunkt "Industrielle Wettbewerbsfähigkeit" tagen wird, hat<br />

die Möglichkeit hier entscheidende institutionelle Weichenstellungen<br />

zu treffen.<br />

Griechische Ratspräsidentschaft im 1. Halbjahr 2<strong>01</strong>4<br />

Anton Bauch<br />

Durch Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit<br />

Vertrauen der Bürger wiedergewinnen<br />

Am 1. Januar 2<strong>01</strong>4 hat Griechenland den halbjährlichen Vorsitz<br />

des Rates der <strong>Euro</strong>päischen Union übernommen und schließt<br />

damit die gemeinsame Trio-Ratspräsidentschaft mit Irland und<br />

Litauen ab. Mit dem Titel ihres Arbeitsprogramms „<strong>Euro</strong>pa –<br />

unser gemeinsames Ziel“ will die griechische Ratspräsidentschaft<br />

eine klare Botschaft an <strong>Euro</strong>pa und die ganze Welt senden,<br />

dass in der <strong>Euro</strong>päischen Union Entscheidungen für einen<br />

gemeinsamen Weg in eine gemeinsame Zukunft allen Schwierigkeiten<br />

zum Trotz getroffen werden. Vier Prioritäten werden in<br />

ihrem Arbeitsprogramm genannt: 1. Entwicklung, Beschäftigung,<br />

Kohäsion; 2. Vertiefung der EU, Integration der <strong>Euro</strong>zone;<br />

3. Migration, Grenzen, Mobilität; 4. Meerespolitik als Querschnittsthema.<br />

Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen will die griechische<br />

Ratspräsidentschaft die Finanzstabilität durch die Vertiefung<br />

der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) weiter sichern<br />

sowie eine nachhaltig wachstumsfördernde Politik der<br />

Strukturreformen verfolgen, damit Arbeitslosigkeit strukturell<br />

bekämpft wird. Ein prioritäres Thema wird die Vollendung und<br />

konsequente Umsetzung der europäischen Bankenunion sein.<br />

Insbesondere die konkrete Ausgestaltung eines einheitlichen<br />

Bankenabwicklungsmechanismus soll vollendet werden. Dieser<br />

soll nicht nur ermöglichen, insolvente Banken zu restrukturieren,<br />

sondern er soll auch Sparer besser schützen und Steuerzahler<br />

bei Zusammenbrüchen von Geldhäusern schonen. Das<br />

Vertrauen der globalen Märkte in die <strong>Euro</strong>päische Union soll<br />

zudem wieder hergestellt werden.<br />

Griechenland legt während der EU-Ratspräsidentschaft die<br />

Schwerpunkte auf Maßnahmen, die das Wachstum fördern und<br />

die Arbeitslosigkeit vor allem im Süden <strong>Euro</strong>pas bekämpfen.<br />

Der 2<strong>01</strong>2 geschlossene „Pakt für Wachstum und Beschäftigung“<br />

soll nach Vorbild der Kohäsionsfonds in europäische Investitionsprogramme<br />

für Beschäftigung umgewandelt werden.<br />

Die Stärkung der sozialen Dimension der EU und der WWU<br />

gehört zu einer weiteren Priorität der griechischen Ratspräsidentschaft.<br />

Der Rat für Beschäftigung, Soziales, Gesundheit<br />

und Verbraucherschutz (EPSCO) wird sich im Rahmen des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Semesters im ersten Halbjahr 2<strong>01</strong>4 mit der Umsetzung<br />

des „Social Scoreboards“ beschäftigen.<br />

Ein weiteres wichtiges Thema wird auch die legale und illegale<br />

Migration sein, da dies vor allem für die südeuropäischen Staaten<br />

eine bedeutsame Frage ist. In diesem Zusammenhang soll<br />

eine Nachfolgelösung für das „Stockholmer Programm“ beschlossen<br />

werden, mit dem die Zusammenarbeit der<br />

EU-Staaten in der Innen- und Justizpolitik in den Jahren von<br />

2<strong>01</strong>0-2<strong>01</strong>4 intensiviert wurde. Die griechische Ratspräsidentschaft<br />

will den positiven Einfluss von Migration auf Wachstum<br />

hervorheben sowie wirtschaftliche und soziale Probleme, die<br />

aus illegaler Migration entstehen, angehen.<br />

Dieser fünfte griechische Ratsvorsitz fällt in eine Zeit, in der das<br />

Land mit der schwersten Staatsschulden- und Finanzkrise seiner<br />

Geschichte zu kämpfen hat. Zudem findet während dieser<br />

Präsidentschaft die <strong>Euro</strong>pawahl statt. Der wachsenden Skepsis<br />

gegenüber der WWU und mancherorts sogar gegenüber der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Integration insgesamt überzeugend entgegenzutreten,<br />

wird die größte politische Aufgabe während der griechischen<br />

Ratspräsidentschaft sein. Als Herausforderung kann sie<br />

gesehen werden - bei gleichzeitiger Durchführung eines Anpassungsprogramms<br />

mit der Anwesenheit der Troika - aber<br />

auch als Chance zugleich, einen stabilen Kurs in der EU bis hin<br />

zur Umsetzung der Prioritäten mit europäischem Wertezuwachs<br />

zu gewährleisten.<br />

Diese Themen waren Bestandteil der Gespräche in Athen, die<br />

die Hauptgeschäftsführung der BDA, vertreten durch Peter Clever,<br />

am 24. Januar 2<strong>01</strong>4 mit hochrangingen Vertretern der griechischen<br />

Ratspräsidentschaft führte. Wie zu jeder neuen Ratspräsidentschaft<br />

legte die BDA die Erwartungen der deutschen<br />

Arbeitgeber dar. Dabei kamen neben den großen europapolitischen<br />

Grundsatzfragen im Zusammenhang mit der Wachs-<br />

BDA | euro-info <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4 2


tumsförderung auch konkrete sozialpolitische Dossiers zur<br />

Sprache, wie z. B. der Richtlinienvorschlag zur verbesserten<br />

Durchsetzung der Entsenderichtlinie oder der Richtlinienvorschlag<br />

zur konzerninternen Entsendung von Drittstaatsangehörigen.<br />

Mit großem Interesse und Offenheit haben die Gesprächspartner,<br />

u. a. der griechische Minister für Entwicklung<br />

und Wettbewerbsfähigkeit Konstantinos Hatzidakis und die<br />

Staatssekretärin im Ministerium für Beschäftigung, soziale Sicherung<br />

und Wohlfahrt, Anna Stratinaki, die Anliegen der BDA<br />

zur Kenntnis genommen und zugesichert, dass die griechische<br />

Präsidentschaft keine überflüssigen EU-Richtlinienvorschläge<br />

unterstützen wird.<br />

Das Arbeitsprogramm der griechischen Präsidentschaft (in englischer<br />

Sprache) ist unter folgendem Link abrufbar:<br />

http://www.gr2<strong>01</strong>4.eu/de/Programme-Greek-Presidency-EU<br />

Hintergrund: <strong>Euro</strong>pawahl 2<strong>01</strong>4<br />

Neue Spielregeln durch Lissabon<br />

Séverine Féraud<br />

<strong>Euro</strong>päische Parteifamilien treten bei der im Mai stattfindenden<br />

<strong>Euro</strong>pawahl zum ersten Mal mit eigenen Spitzenkandidaten an<br />

und wollen über eine höhere Personalisierung des Wahlkampfs<br />

vor allem eins erreichen: Die niedrige Wahlbeteiligung (43 Prozent),<br />

die seit der Einführung der Direktwahl des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Parlaments (1979) noch nie so gering war wie bei den letzten<br />

Wahlen, zu steigern.<br />

Grund für die geplante Spitzenkandidatennominierung sind neben<br />

der sinkenden Wahlbeteiligung aber vor allem die erstmalig<br />

zum Einsatz kommenden Änderungen durch den Vertrag von<br />

Lissabon. Diese sehen vor, dass der vom <strong>Euro</strong>päischen Rat<br />

vorzuschlagende Präsident der EU-Kommission vom <strong>Euro</strong>päischen<br />

Parlament „gewählt“ und nicht wie bisher lediglich „bestätigt“<br />

wird. Zusätzlich soll der <strong>Euro</strong>päische Rat bei seinem<br />

Kandidatenvorschlag ausdrücklich das Ergebnis der <strong>Euro</strong>pawahl<br />

berücksichtigen. Die europäischen Parteien und die<br />

EU-Kommission leiten daraus ab, dass der <strong>Euro</strong>päische Rat<br />

den Spitzenkandidaten der europäischen Partei vorschlagen<br />

wird, die bei der Wahl das beste Ergebnis erzielt hat. Da diese<br />

rechtliche Neuerung bisher noch nicht zur Anwendung gekommen<br />

ist, ist ihre Reichweite jedoch noch nicht abschließend bestimmt.<br />

Bundeskanzlerin Merkel machte bereits vor einiger Zeit<br />

klar, dass sie „keinen Automatismus“ zwischen Spitzenkandidatur<br />

und Ämtervergabe sieht. In der Praxis wird aber davon ausgegangen,<br />

dass der Spitzenkandidat der größten Parlamentsfraktion<br />

vom <strong>Euro</strong>päischen Rat zum Kommissionspräsidenten<br />

vorgeschlagen wird.<br />

Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei <strong>Euro</strong>pas<br />

(SPE) ist der momentane EU-Parlamentspräsident Martin<br />

Schulz, der im November 2<strong>01</strong>3 von seiner Partei nominiert<br />

wurde. Die <strong>Euro</strong>päische Linke (EL) verständigte sich auf den<br />

Vorsitzenden der größten griechischen Oppositionspartei<br />

Syriza Alexis Tsipras. Die Allianz der Demokraten und Liberalen<br />

für <strong>Euro</strong>pa (ALDE) hat sich inoffiziell auf eine Doppelspitze<br />

aus dem momentanen Wirtschafts- und Währungskommissar<br />

Olli Rehn sowie dem früheren belgischen Premierminister<br />

Guy Verhofstadt geeinigt, die auf einem Fraktionstreffen Anfang<br />

Februar 2<strong>01</strong>4 bestätigt werden soll. Die <strong>Euro</strong>päischen Grünen<br />

(EGP) haben per Online-Abstimmung als Spitzenduo die beiden<br />

<strong>Euro</strong>paparlamentarier José Bové (Frankreich) und<br />

Ska Keller (Deutschland) ausgewählt. Über den Spitzenkandidaten<br />

der stärksten Fraktion im <strong>Euro</strong>päischen Parlament der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Volkspartei (EVP) besteht noch Unklarheit.<br />

Offiziell möchte die EVP ihren Spitzenkandidaten auf einem<br />

Parteikongress Anfang März bestimmen. Bereits seit Monaten<br />

werden verschiedenste Kandidaten ins Spiel gebracht, wie<br />

IWF-Präsidentin Christine Lagarde, der ehemalige luxemburgische<br />

Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, Irlands Premierminister<br />

Enda Kenny, der polnische Ministerpräsident Donald<br />

Tusk sowie die beiden EU-Kommissare Viviane Reding und Michel<br />

Barnier. Aufgrund der Vielzahl an Kandidaten sowie der<br />

Tatsache, dass nach der <strong>Euro</strong>pawahl nicht nur die Amtszeit des<br />

Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso sondern auch<br />

die von Ratspräsidenten Herman Van Rompuy und<br />

EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton enden, schlug Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert jüngst vor, dass die EVP<br />

von einem Team aus drei bis vier Persönlichkeiten angeführt<br />

werden könnte um somit eine Festlegung auf einen Spitzenkandidaten<br />

zu vermeiden.<br />

Die BDA wird sich aktiv an der politischen Debatte im Vorfeld<br />

der <strong>Euro</strong>pawahl beteiligen. Im März wird die BDA gemeinsam<br />

mit dem BDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft eine<br />

Broschüre zur Positionierung der deutschen Wirtschaft im <strong>Euro</strong>pawahlkampf<br />

2<strong>01</strong>4 herausbringen.<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit in <strong>Euro</strong>pa<br />

Martin Kumstel<br />

BDA und DGB werben in gemeinsamer Erklärung<br />

für Freizügigkeit<br />

In ihrer am 21. Januar 2<strong>01</strong>4 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung,<br />

bekennen sich BDA und DGB zur Freizügigkeit als einer<br />

der europäischen Grundwerte, die einen wichtigen Beitrag<br />

zur Fachkräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit und kulturellen<br />

Vielfalt in Deutschland leiste. Die politische Debatte über sog.<br />

Armutszuwanderung müsse differenziert und den Realitäten<br />

angemessen geführt werden, appellieren BDA und DGB.<br />

BDA und DGB betonen in ihrer gemeinsamen Erklärung, dass<br />

es zur Deckung des Fachkräftebedarfs gleichermaßen notwendig<br />

sei, Menschen im Inland besser zu qualifizieren sowie qualifizierten<br />

Fachkräften aus dem Ausland eine Perspektive auf<br />

dem deutschen Arbeitsmarkt zu eröffnen. Sie warnen davor,<br />

dass mit übertriebenen Befürchtungen über massenhafte Zuwanderung<br />

in die Sozialsysteme antieuropäische Stimmungen<br />

BDA | euro-info <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4 3


verstärkt werden. Damit verpasse man die Chance, gut qualifizierten<br />

ausländischen Fachkräften zu signalisieren, dass sie in<br />

Deutschland willkommen sind und dringend benötigt werden.<br />

Gesellschaft und Politik stünden daher in der Verantwortung,<br />

eine differenzierte und den Realitäten angemessene Debatte<br />

zu führen. BDA und DGB erklären, dass sie sich für gleiche<br />

Teilhabechancen und Gleichbehandlung bei den Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen unabhängig von der Staatsangehörigkeit<br />

einsetzen. Dazu gehöre auch der Einsatz gegen den Missbrauch<br />

der Freizügigkeit. Einige Kommunen stünden vor Integrationsproblemen,<br />

die sie nicht alleine bewältigen können. DGB<br />

und BDA fordern Bund und Länder auf, diese Kommunen gezielt<br />

und konsequent bei ihren Integrationsaufgaben zu unterstützen.<br />

Die gemeinsame Erklärung von BDA und DGB ist unter folgendem<br />

Link abrufbar: http://tinyurl.com/pczqr4s<br />

Initiativbericht zur Schwarzarbeit<br />

Christina Breit<br />

EU-Parlament unterstützt Entschließung zur<br />

Bekämpfung von Schwarzarbeit<br />

Mit breiter Mehrheit (586 Ja-Stimmen, 58 Nein-Stimmen, 47<br />

Enthaltungen) hat das <strong>Euro</strong>päische Parlament in seiner Plenarsitzung<br />

am 14. Januar 2<strong>01</strong>4 die von der deutschen Abgeordneten<br />

Jutta Steinruck (S&D-Fraktion) erarbeitete rechtlich nicht<br />

bindende Entschließung über wirksame Kontrollen am Arbeitsplatz<br />

angenommen. Die Entschließung enthält aus Sicht der<br />

BDA nach wie vor kritische Punkte, wurde gegenüber dem Ursprungsentwurf<br />

(vgl. euro-info <strong>Nr</strong>. 05/2<strong>01</strong>3) aber entschärft.<br />

Insbesondere wird die EU-Kommission darin nicht mehr zur<br />

Vorlage von mehreren EU-Richtlinienvorschlägen zur Bekämpfung<br />

von Schwarzarbeit aufgefordert, wogegen sich auch die<br />

BDA unter Verweis auf die hierzu fehlende Kompetenz der EU<br />

und Subsidiaritätserwägungen nachdrücklich gewandt hatte.<br />

Begrüßenswert ist, dass das <strong>Euro</strong>päische Parlament die von<br />

der EU-Kommission im Rahmen der im Juli 2<strong>01</strong>3 erfolgten<br />

Konsultation der <strong>Euro</strong>päischen Sozialpartner vorgeschlagene<br />

EU-Plattform für Arbeitsinspektoren zur Kontrolle von Schwarzarbeit<br />

unterstützt. Auch aus Sicht der BDA kann diese Plattform<br />

ein sinnvolles Instrument zur besseren Verwaltungszusammenarbeit<br />

zwischen den Mitgliedstaaten im Kampf gegen<br />

Schwarzarbeit sein (z. B. durch Mitarbeiteraustausch, gemeinsame<br />

Schulungen und Best-Practice-Austausch). Da die Faktoren<br />

für die Begünstigung von Schwarzarbeit je nach Mitgliedstaat<br />

jedoch beträchtlich variieren, muss die Bekämpfung von<br />

Schwarzarbeit in erster Linie die Aufgabe der Mitgliedstaaten<br />

bleiben. Eine „one size fits all“-Lösung auf EU-Ebene ist gerade<br />

nicht zielführend. Abzulehnen sind daher die vom <strong>Euro</strong>päischen<br />

Parlament geforderten Grundsätze effektiver Arbeitsaufsicht in<br />

den Mitgliedstaaten. Dies hat die BDA auch im Rahmen der<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „Bekämpfung der Schwarzarbeit<br />

– gibt es europäische Antworten?“ am 27. Januar 2<strong>01</strong>4 in<br />

der Vertretung des Landes Hessen bei der EU gegenüber EU-<br />

Beschäftigungskommissar Andor betont. Dieser kündigte an,<br />

dass die EU-Kommission bald die zweite Stufe der Konsultation<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Sozialpartner durchführen werde.<br />

Corporate Social Responsibility (CSR)<br />

Christina Breit<br />

Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung<br />

im Trilog zwischen Rat, Kommission<br />

und Parlament<br />

Derzeit finden Trilogverhandlungen zwischen Rat, Kommission<br />

und <strong>Euro</strong>päischen Parlament zum Richtlinienvorschlag über<br />

nichtfinanzielle Berichterstattung und Diversity statt. Der<br />

Rechtsausschuss des <strong>Euro</strong>päischen Parlaments hatte hierzu<br />

am 17. Dezember 2<strong>01</strong>3 den Bericht von MdEP Baldassarre<br />

(EVP, Italien) verabschiedet. Darin werden weitere Verschärfungen<br />

gefordert. Beispielsweise sollen Unternehmen auch<br />

über den sozialen Dialog und über „eingeführte Verfahren zur<br />

Sorgfaltspflicht“ in ihrer Lieferkette berichten. Auch sollen sich<br />

die Unternehmen bei der Bereitstellung der <strong>Info</strong>rmationen auf<br />

bislang freiwillige internationale Standards, wie z. B. die dreigliedrige<br />

Grundsatzerklärung der ILO, stützen. Die zuständige<br />

Ratsarbeitsgruppe Gesellschaftsrecht hält demgegenüber Erleichterungen<br />

an der Richtlinie für notwendig. So soll nach dem<br />

letzten Beratungsstand der Anwendungsbereich auf börsennotierte<br />

Unternehmen mit einer durchschnittlichen Beschäftigtenzahl<br />

von über 500 während des Geschäftsjahres beschränkt<br />

werden. Die Berichtspflicht soll nur greifen, soweit dies für das<br />

Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses<br />

und der Lage der Gesellschaft erforderlich ist. Eine weitere<br />

Überlegung ist, dass eine Veröffentlichung bestimmter <strong>Info</strong>rmationen<br />

nicht erfolgen muss, wenn dies ernsthaft nachteilig für<br />

das Unternehmen sein würde. Diese Überlegungen würden im<br />

Vergleich zum Kommissionsentwurf eine Verbesserung darstellen.<br />

Die BDA hält ebenso wie BDI, DIHK und ZDH den verpflichtenden<br />

Ansatz der Richtlinie weiterhin für falsch, da er dem Prinzip<br />

der Freiwilligkeit von CSR widerspricht. Es deutet sich aber an,<br />

dass eine Ablehnung des Richtlinienvorschlags an sich nicht<br />

durchsetzbar ist. Die griechische Ratspräsidentschaft versucht<br />

auch zu diesem Dossier Fortschritte zu erreichen. Zwei weitere<br />

Trilogsitzungen sind vor der Abstimmung im Plenum des<br />

EU-Parlaments am 10. März 2<strong>01</strong>4 geplant. Die Richtlinie soll<br />

auch im Rahmen der Sitzung des Rats für Wettbewerbsfähigkeit<br />

am 20./21. Februar 2<strong>01</strong>4 behandelt werden. Die BDA fordert<br />

zum weiteren Prozess, dass keine übereilte Abstimmung<br />

im Trilog erfolgen sollte und dass sich genügend Zeit genommen<br />

wird, um die Diskussionen nach der <strong>Euro</strong>pawahl fortzuführen.<br />

Paul Noll<br />

BDA | euro-info <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4 4

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