Geschäftsbericht 2008
Die BDA hat zu diesem Thema den kompakt „Schulpolitik“ veröffentlicht. Selbstständige Schule konsequent umsetzen Die Wirtschaft setzt auf einen Paradigmenwechsel im Schulsystem – weg von der administrativen Durchregulierung ohne Effizienzüberprüfung hin zu einem neuen System von selbstständigen Schulen und definierten, überprüften Zielen. Die Selbstständige Schule ist dabei Dreh- und Angelpunkt des Paradigmenwechsels im Schulsystem hin zu Wettbewerb und Profilbildung der einzelnen Schule. Zur Umsetzung der Selbstständigen Schule muss die Entwicklung in den Ländern über Modellversuche oder Teilselbstständigkeiten weit hinausgehen. Zu oft fehlt es noch an wirklichem Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Selbstständigen Schule. Die Schulen brauchen mehr Freiheiten, um einen individuellen Weg bei der Förderung ihrer Schüler einschlagen, eigene Schwerpunkte setzen, Lehrkräfte aussuchen, Verträge schließen und ein Budget verwalten zu können. Dabei muss der Schulleiter zum Chef des „Unternehmens“ Schule werden. Für die Entwicklung der notwendigen Führungs- und Managementkompetenzen sind Erfahrungen der Unternehmen mit Leitung, Personalentwicklung und Verantwortung hilfreich. Dies machte BDA-Vizepräsident Dr. Braun im Rahmen der BDA/BDI-Tagung „Selbstständige Schule braucht Führung“ am 23. Juni 2008 in Berlin deutlich. Kultusminister Rau stellte den Entwicklungsstand der Selbstständigen Schule und die Rolle der Schulleitung in Baden-Württemberg vor und betonte die Notwendigkeit eines neues Führungsverständnisses in der Schule. Im Rahmen der Tagung wurde die neueste Publikation der von der BDA und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln getragenen Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT vorgestellt: „Was Schulleiter als Führungskräfte brauchen“. Die Studie analysiert die Auswahl, die Qualifizierung und das Kompetenzprofil der Schulleiter in den Bundesländern und gibt Empfehlungen für die Aus- und Fortbildung von Schulleitern. Die Studienergebnisse fanden in Öffentlichkeit, Schulen, Politik und Presse ein breites Echo. Ökonomische Bildung: Schulfach Wirtschaft statt Häppchenwissen 60 Jahre nach Einführung der Sozialen Marktwirtschaft fehlt in Deutschland immer noch eine umfassende ökonomische Bildung in der Schule als Kernbereich einer zielgerichteten Allgemeinbildung. BDA und BDI fordern deshalb ein Schulfach Wirtschaft an allen weiterführenden Schulen statt Häppchenwissen. Aktuelle Untersuchungen der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigen, dass Wirtschaft in Schulen immer noch ein Randthema ist. Die Verankerung wirtschaftlicher Grundkenntnisse in Schulbüchern und Lehrplänen ist absolut unzureichend. So wird häufig eine einseitig interessenorientierte Sichtweise vermittelt, während die Funktionsweisen von Unternehmen in sich ständig ändernden Märkten, die Leistungen von Unternehmern und auch die Motivation zur unternehmerischen Selbstständigkeit fehlen. Die Bertelsmann-Studie „Heute Schüler, morgen Unternehmer?“ hat mit beeindruckenden Zahlen belegt, dass sich sowohl Schüler als auch Lehrer eine breitere und fundierte Behandlung wirtschaftlicher Themen im Schulunterricht wünschen. Dabei haben die Jugendlichen durchweg großes Interesse an Wirtschaftsthemen, jeder Zweite schätzt sich selbst als Unternehmertyp ein. BDA und BDI haben sich intensiv mit diesem Thema befasst und ihre Forderung nach einer besseren ökonomischen Bildung in der Schule in einem 6-Punkte-Katalog erneuert. Die Kultusminister und die Bundesbildungsministerin wurden aufgefordert, in einer umfassenden Initiative zusammen mit der Wirtschaft diese Punkte umzusetzen. Des Weiteren haben BDA, DIHK und ZDH, erste Gespräche mit Schulbuchverlagen geführt und gemeinsam Möglichkeiten diskutiert, wie Wirtschaftsthemen in Schulbüchern so aufbereitet werden können, dass sie Jugendlichen Lust und Mut machen, auch Selbstständigkeit und Unternehmertum für sich als interessante berufliche Perspektive auszuloten, und ihnen ein Verständnis davon vermitteln, wie Unternehmer in der modernen Wirtschaftswelt ihre Unternehmen führen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. BDA | Geschäftsbericht 2008 | Bildung 97
9-Punkte-Plan der Wirtschaft für den Bund-Länder-Bildungsgipfel 1. Frühkindliche Bildung zur ersten Stufe des Bildungssystems ausbauen Hier werden die entscheidenden Weichen für den Bildungserfolg gestellt. Es geht darum, unabhängig vom sozialen Hintergrund der Eltern frühzeitig die Potenziale aller Kinder zu entfalten und zur Einschulung eine deutsche Sprachfertigkeit sicherzustellen, die sie zur aktiven Teilnahme am Unterricht befähigt. Hierfür muss als erster Schritt ein obligatorisches beitragsfreies Vorschuljahr mit einem systematischen Vorschulcurriculum einschließlich obligatorischer Sprachstandstests eingeführt werden. Die Kindergartenleitung verfügt über eine pädagogische Hochschulausbildung oder vergleichbare Kompetenzen. 2. Bedarfsgerechtes Ganztagsschulangebot und individuelle Förderung der Schüler sicherstellen Auf Basis regelmäßiger Kompetenzfeststellungen werden individuelle Förderpläne für Schüler erstellt und umgesetzt. Schwächen der Schüler können hierdurch abgebaut und gleichzeitig Stärken ausgebaut werden. Rhythmisierte Ganztagsschulen, die den Unterricht und das Lernen auf Vor- und Nachmittag verteilen, bieten hierfür besonders viel Raum und sollten daher bedarfsgerecht ausgebaut werden. Ziel muss die Sicherstellung der Ausbildungsreife der Schulabgänger sein. 3. Unterricht und Lehre in Schule und Hochschule qualitativ verbessern Methodisch-didaktische Kompetenzen der Lehrenden sind Schlüssel zur Verbesserung der Lernergebnisse. Lehrer erfahren im Studium heute allerdings eher eine Prägung als Fachwissenschaftler. Für Hochschul-„Lehrer“ sind Drittmittel und Reputation ausschließlich an die Forschungsleistung gekoppelt. In Schule und Hochschule müssen daher stärkere Anreize zur Verbesserung der Lehre gesetzt werden, indem die Vergabe von Finanzmitteln an die Qualität des Unterrichts und der Lehre gekoppelt wird. Zudem muss die Aus- und Weiterbildung der Lehrenden praxisnäher gestaltet werden und verstärkt methodisch-didaktische Fertigkeiten vermitteln. 4. Selbstständigkeit und Wettbewerb aller Bildungseinrichtungen stärken Schulen und Hochschulen müssen Autonomie in Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen erhalten. Im Gegenzug werden Unterstützungsangebote durch die Schulaufsicht und die zuständigen Länderministerien gestärkt. Die Bildungseinrichtungen können so ein eigenständiges Profil entwickeln und individuell auf besondere Herausforderungen reagieren. Dies ist Schlüssel für mehr Qualität. 5. Demografische Rendite voll zur Finanzierung der Qualitätsverbesserungen im Bildungswesen einsetzen Durch die zurückgehenden Schülerzahlen entsteht ein wachsender finanzieller Spielraum, der allein im Schulbereich schon 2012 das Ausmaß von ca. 8 bis 10 Mrd. € p. a. annimmt. Diese Mittel müssen insbesondere für Investitionen in eine bessere Betreuung und individuelle Förderung der Schüler sowie für die Stärkung der frühkindlichen Bildung genutzt werden. 98 BDA | Geschäftsbericht 2008 | Bildung
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1. Frühkindliche Bildung zur ersten Stufe des Bildungssystems ausbauen<br />
Hier werden die entscheidenden Weichen für den Bildungserfolg gestellt. Es geht darum, unabhängig<br />
vom sozialen Hintergrund der Eltern frühzeitig die Potenziale aller Kinder zu entfalten und<br />
zur Einschulung eine deutsche Sprachfertigkeit sicherzustellen, die sie zur aktiven Teilnahme am<br />
Unterricht befähigt. Hierfür muss als erster Schritt ein obligatorisches beitragsfreies Vorschuljahr<br />
mit einem systematischen Vorschulcurriculum einschließlich obligatorischer Sprachstandstests eingeführt<br />
werden. Die Kindergartenleitung verfügt über eine pädagogische Hochschulausbildung oder<br />
vergleichbare Kompetenzen.<br />
2. Bedarfsgerechtes Ganztagsschulangebot und individuelle Förderung der Schüler sicherstellen<br />
Auf Basis regelmäßiger Kompetenzfeststellungen werden individuelle Förderpläne für Schüler erstellt<br />
und umgesetzt. Schwächen der Schüler können hierdurch abgebaut und gleichzeitig Stärken<br />
ausgebaut werden. Rhythmisierte Ganztagsschulen, die den Unterricht und das Lernen auf Vor- und<br />
Nachmittag verteilen, bieten hierfür besonders viel Raum und sollten daher bedarfsgerecht ausgebaut<br />
werden. Ziel muss die Sicherstellung der Ausbildungsreife der Schulabgänger sein.<br />
3. Unterricht und Lehre in Schule und Hochschule qualitativ verbessern<br />
Methodisch-didaktische Kompetenzen der Lehrenden sind Schlüssel zur Verbesserung der Lernergebnisse.<br />
Lehrer erfahren im Studium heute allerdings eher eine Prägung als Fachwissenschaftler.<br />
Für Hochschul-„Lehrer“ sind Drittmittel und Reputation ausschließlich an die Forschungsleistung<br />
gekoppelt. In Schule und Hochschule müssen daher stärkere Anreize zur Verbesserung der Lehre<br />
gesetzt werden, indem die Vergabe von Finanzmitteln an die Qualität des Unterrichts und der Lehre<br />
gekoppelt wird. Zudem muss die Aus- und Weiterbildung der Lehrenden praxisnäher gestaltet werden<br />
und verstärkt methodisch-didaktische Fertigkeiten vermitteln.<br />
4. Selbstständigkeit und Wettbewerb aller Bildungseinrichtungen stärken<br />
Schulen und Hochschulen müssen Autonomie in Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen erhalten.<br />
Im Gegenzug werden Unterstützungsangebote durch die Schulaufsicht und die zuständigen<br />
Länderministerien gestärkt. Die Bildungseinrichtungen können so ein eigenständiges Profil entwickeln<br />
und individuell auf besondere Herausforderungen reagieren. Dies ist Schlüssel für mehr<br />
Qualität.<br />
5. Demografische Rendite voll zur Finanzierung der Qualitätsverbesserungen<br />
im Bildungswesen einsetzen<br />
Durch die zurückgehenden Schülerzahlen entsteht ein wachsender finanzieller Spielraum, der allein<br />
im Schulbereich schon 2012 das Ausmaß von ca. 8 bis 10 Mrd. € p. a. annimmt. Diese Mittel müssen<br />
insbesondere für Investitionen in eine bessere Betreuung und individuelle Förderung der Schüler<br />
sowie für die Stärkung der frühkindlichen Bildung genutzt werden.<br />
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