Geschäftsbericht 2008
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Deutlich oberhalb des gesamtwirtschaftlichen<br />
Produktivitätsfortschritts liegen die beschlossenen<br />
Entgeltanhebungen von insgesamt 6,9 %, die Ende<br />
März im öffentlichen Dienst zwischen dem Bund,<br />
der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände<br />
(VKA) sowie ver.di und der dbb-tarifunion<br />
vereinbart wurden. Der Tarifabschluss beinhaltet<br />
einen einheitlichen Sockelbetrag von 50 € je Monat<br />
und eine zusätzliche Anhebung der Entgelte um<br />
3,1 % in einer ersten Stufe sowie eine Einmalzahlung<br />
von 225 € und eine weitere Erhöhung um<br />
2,8 % ab 2009.<br />
Im April folgte der Tarifabschluss in der chemischen<br />
Industrie. Dieser enthält eine 4,4 % ige<br />
Entgeltanhebung im Jahr <strong>2008</strong>, verbunden mit einer<br />
variablen Einmalzahlung und anschließenden<br />
3,3 % Entgeltanhebung im Jahr 2009. Als Entlastungsmoment<br />
wirken jedoch auch hier die relativ<br />
lange Gesamtlaufzeit des Tarifvertrages von<br />
25 Monaten und die Möglichkeit, durch Betriebsvereinbarungen<br />
die Einmalzahlung aus wirtschaftlichen<br />
Gründen zu verschieben, zu verkürzen oder<br />
wegfallen zu lassen.<br />
Einen besonders hohen Preis zur Aufrechterhaltung<br />
ihres Tarifwerks musste die Deutsche<br />
Bahn AG zahlen. Zum einen hebt sich die Entgelterhöhung,<br />
die mit der Gewerkschaft Deutscher<br />
Lokomotivführer (GDL) vereinbart wurde, mit<br />
zunächst 8,0 % und anschließenden 3,0 % zuzüglich<br />
einer Einmalzahlung von 800 € bei einer<br />
Gesamtlaufzeit von nur 19 Monaten deutlich von<br />
den Ergebnissen anderer Branchen ab. Zum anderen<br />
war dieser Tarifkonflikt durch über elf Monate<br />
währende Streikmaßnahmen der GDL belastet.<br />
Hintergrund war die Forderung der GDL nach<br />
einem eigenständigen Tarifvertrag. Schließlich<br />
konnte aber ein Ergebnis erzielt werden, das sich<br />
konflikt- und widerspruchsfrei in das Tarifgefüge<br />
des Konzerns einfügt.<br />
Die Tarifvertragsparteien des Einzelhandels<br />
haben Mitte Juli in Baden-Württemberg nach insgesamt<br />
über 18-monatigen Verhandlungen eine<br />
Einigung mit Pilotcharakter erzielt. Sie sieht eine<br />
Erhöhung der Entgelte um 3,0 % ab April <strong>2008</strong><br />
vor, zuzüglich einer Einmalzahlung in Höhe von<br />
400 € für den Zeitraum April 2007 bis März <strong>2008</strong>.<br />
Weiterhin wurde für die Beschäftigten in den Verkaufsstellen<br />
des Einzelhandels für die Jahre 2009<br />
und 2010 eine Vorsorgeleistung in Höhe von je<br />
150 € vereinbart, die grundsätzlich wahlweise in<br />
Form einer Altersvorsorge oder als Guthaben für<br />
ein Langzeitkonto gewährt wird. Mit der regionalspezifischen<br />
Übernahme des Abschlusses durch<br />
weitere Tarifgebiete konnte so das drohende<br />
Ende der Flächentarifverträge im Einzelhandel<br />
abgewendet werden. Damit ist zugleich auch ein<br />
Signal an die Politik gegangen, dass die Tarifvertragsparteien<br />
selbst in schwierigen Situationen in<br />
der Lage sind, Lösungen zu finden, und dass die<br />
Festlegung von Mindestentgelten Aufgabe der<br />
Tarifvertragsparteien und nicht des Staates ist.<br />
Am 1. August <strong>2008</strong> haben sich die Tarifpartner<br />
ver.di und AVH/DLH für das Bodenpersonal<br />
im Lufthansa-Konzern auf einen Tarifabschluss<br />
verständigt, dessen Laufzeit insgesamt 21 Monate<br />
beträgt. Ab dem 1. Juli <strong>2008</strong> werden die Vergütungen<br />
für die Bodenmitarbeiter um 5,1 % und ab<br />
dem 1. Juli 2009 um weitere 2,3 % angehoben. Außerdem<br />
erhalten sie eine Einmalzahlung in Höhe<br />
von 1,5 % des jeweiligen Jahreseinkommens. Für<br />
die Kabinenmitarbeiter gelang ein Abschluss mit<br />
gleichem Volumen, aber kabinenspezifischer Ausgestaltung.<br />
Am 8. September <strong>2008</strong> wurde für die keramische<br />
Industrie ein Tarifergebnis erzielt. Für die<br />
einzelnen Tarifbereiche werden in allen Betrieben<br />
der technischen Keramik die Löhne, Gehälter<br />
und Ausbildungsvergütungen für die Dauer von<br />
18 Monaten um 4,0 % erhöht. Danach erfolgt für<br />
weitere zehn Monate eine Erhöhung um 2,45 %.<br />
Die Gesamtlaufzeit beträgt 28 Monate. Für die<br />
Tarifbereiche der feinkeramischen Industrie erfolgt<br />
die erste Tarifanhebung nach drei Nullmonaten für<br />
die Dauer von 15 Monaten und anschließend eine<br />
Erhöhung um 2,45 % für weitere zehn Monate.<br />
Die Empfehlungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe<br />
AKI/IG BCE zur Anpassung der Manteltarifverträge<br />
an die Anforderungen des Allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sollen bis zum<br />
1. Januar 2009 umgesetzt werden.<br />
Anfang November <strong>2008</strong> einigten sich der Bundesverband<br />
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV)<br />
und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger<br />
(VDZ) mit den beiden Journalisten-Gewerkschaften<br />
Deutscher Journalisten-Verband (DJV)<br />
und Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-<br />
BDA | <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2008</strong> | Tarifpolitik 75