Geschäftsbericht 2008
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Finanzmarktkrise verstärkt<br />
Konjunkturabschwung<br />
Die letzten Monate des Jahres <strong>2008</strong> standen politisch<br />
und wirtschaftlich ganz im Zeichen der Finanzmarktkrise.<br />
Spätestens mit der Insolvenz der<br />
US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September<br />
schlug die Vertrauenskrise zwischen Banken<br />
in eine Systemkrise der Finanzmärkte um und<br />
hat die Regierungen in zahlreichen Ländern der<br />
Welt zum Handeln veranlasst.<br />
Die seitdem zugesagten Stützungsprogramme<br />
der Regierungen belaufen sich allein bei<br />
den bezifferten Garantien und Kapitalhilfen auf zusammen<br />
rund 2.500 Mrd. €. Die Bundesregierung<br />
hat in diesem Rahmen ein Maßnahmenbündel<br />
beschlossen, dessen Komponenten eine Staatsgarantie<br />
für Verbindlichkeiten zwischen Banken<br />
bis zu 400 Mrd. € und Hilfen zur Rekapitalisierung<br />
von Banken bis zu 80 Mrd. € vorsehen. Umgesetzt<br />
werden diese Maßnahmen von einem Finanzmarktstabilisierungsfonds,<br />
für dessen Ausstattung<br />
der Bundesfinanzminister zur Aufnahme von Krediten<br />
bis zu einem Volumen von 100 Mrd. € ermächtigt<br />
wird.<br />
Bis Ende September rechneten die Forschungsinstitute<br />
für Deutschland lediglich mit einer<br />
etwas verstärkten zyklischen Abschwächung<br />
des Wirtschaftswachstums im Jahr 2009 von<br />
rund 1 %. Doch bei einer Exportquote von zuletzt<br />
47 % des Bruttoinlandsproduktes kann sich die<br />
deutsche Wirtschaft den Nachfrageeinbrüchen in<br />
den wichtigsten Absatzmärkten nicht entziehen.<br />
Das Herbstgutachten der Forschungsinstitute sah<br />
Mitte Oktober die deutsche Wirtschaft 2009 mit<br />
einem Wachstum von nur 0,2 % schon am Rande<br />
der Rezession und die Bundesregierung setzte<br />
ihre Vorhersage unmittelbar danach auf ebenfalls<br />
0,2 % herunter. Die Prognose des Sachverständigenrates<br />
von Mitte November zeigte mit einem<br />
Nullwachstum weiter nach unten. Kurz zuvor hatte<br />
der Internationale Währungsfonds mit – 0,8 % sogar<br />
ein tiefes Abgleiten Deutschlands in die Rezession<br />
prognostiziert.<br />
In diesem Umfeld beschloss die Bundesregierung<br />
am 5. November <strong>2008</strong> das Maßnahmenpaket<br />
„Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“,<br />
dessen steuerliche Komponenten<br />
am 5. Dezember den Bundesrat passiert haben.<br />
Damit will die Bundesregierung in den Jahren<br />
2009 und 2010 Investitionen und Aufträge von Unternehmen,<br />
privaten Haushalten und Kommunen<br />
in einer Größenordnung von rund 50 Mrd. € anstoßen.<br />
Zudem sollen Maßnahmen zur Sicherung der<br />
Finanzierung und Liquidität bei Unternehmen die<br />
Finanzierung von Investitionen im Umfang von gut<br />
20 Mrd. € gewährleisten.<br />
Maßnahmenpaket der Bundesregierung<br />
mit Licht und Schatten<br />
Die Bundesregierung setzt damit einzelne Impulse,<br />
die für die Stabilisierung der Konjunktur hilfreich<br />
sein können. Insbesondere das Vorziehen<br />
von Infrastrukturinvestitionen ist konjunktur- und<br />
wachstumspolitisch sinnvoll. Die Wiedereinführung<br />
der degressiven Abschreibung stärkt die<br />
Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen. Ihre<br />
Befristung auf zwei Jahre soll zu Vorzieheffekten<br />
bei Unternehmensinvestitionen führen und damit<br />
den Konjunkturverlauf glätten helfen. Doch der<br />
kurzfristige konjunkturelle Effekt dieser Maßnahme<br />
bleibt begrenzt. Unter wachstumspolitischen<br />
Gesichtspunkten sollte auf eine Befristung der<br />
degressiven Abschreibung verzichtet werden. Die<br />
anderen Maßnahmen des Wachstumsstärkungspakets<br />
dürften zwar auch einen Beitrag zur Konjunkturstabilisierung<br />
leisten, ihre Wirkung dürfte<br />
aber teilweise aufgrund von Mitnahmeeffekten<br />
oder in Anbetracht des vorgesehenen Fördervolumens<br />
nur gering sein.<br />
Konsolidierung bleibt wichtig<br />
Die Bundesregierung veranschlagt für das Maßnahmenbündel<br />
Gesamtkosten von 23 Mrd. € für<br />
den Zeitraum 2009 – 2012. Bei einer damit beabsichtigten<br />
zusätzlichen Bruttowertschöpfung von<br />
50 Mrd. € für diesen Vierjahreszeitraum ergibt eine<br />
gesamtwirtschaftliche „Kosten-Erlös-Rechnung“<br />
eine Nettobelastung für den Bundeshaushalt von<br />
insgesamt 8,5 Mrd. € oder etwa 0,7 % des jeweiligen<br />
Haushaltsvolumens 2009 – 2012. Das heißt<br />
die Bundesregierung unterstellt, dass durch das<br />
Maßnahmenpaket zusätzliche Steuereinnahmen<br />
erzeugt werden, die einen großen Teil der Gegenfinanzierung<br />
der Maßnahmen sicherstellen,<br />
152 BDA | <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2008</strong> | Volkswirtschaft