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Geschäftsbericht 2008

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Nachhaltig wirtschaften –<br />

Vertrauen zurückgewinnen<br />

Die Soziale Marktwirtschaft, deren 60-jähriges Bestehen<br />

wir in diesem Jahr gefeiert haben, hat uns<br />

einen in dieser Breite historisch einmaligen Wohlstand,<br />

eine gute soziale Sicherung und politische<br />

Stabilität beschert. Trotzdem muss uns alarmieren,<br />

dass sich der sichtbare und messbare Erfolg der<br />

Sozialen Marktwirtschaft nicht mehr im Vertrauen<br />

der Bürger in unsere freiheitliche und soziale Wirtschaftsordnung<br />

spiegelt: Nur noch jeder zweite<br />

Deutsche glaubt, dass sich die Soziale Marktwirtschaft<br />

bewährt hat. Vor vier Jahren waren es noch<br />

56 %, vor acht Jahren sogar 70 % der Deutschen,<br />

die der Aussage „Die Soziale Marktwirtschaft hat<br />

sich bewährt“ zustimmten (Bankenverband, <strong>2008</strong>).<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig. Schon vor der Finanzmarktkrise<br />

haben wir beobachten müssen,<br />

dass die Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft<br />

dramatisch gesunken ist. Die Globalisierung und<br />

die Diskussion über soziale Gerechtigkeit und<br />

Armut in Deutschland haben zu einer tiefen Verunsicherung<br />

der Menschen beigetragen. Eine der<br />

vorrangigen Aufgaben der BDA muss es deshalb<br />

künftig sein, langfristige und nachhaltige Strategien<br />

und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen,<br />

um so der Vertrauenskrise entgegenzuwirken. Die<br />

Wirtschaft muss in der aktuellen Debatte über die<br />

Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft Vertrauen<br />

zurückgewinnen. Unsere freiheitliche, auf Wettbewerb,<br />

Eigenverantwortung und Solidarität fußende<br />

Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist darauf<br />

angewiesen.<br />

Eine Lehre aus der Finanzmarktkrise ist,<br />

dass ein kurzatmig an Gewinnen orientiertes<br />

Wirtschaften keinen Bestand hat. Für die BDA<br />

geht es deshalb jetzt noch stärker darum, für eine<br />

Wirtschaftskultur der Nachhaltigkeit im Sinne der<br />

Sozialen Marktwirtschaft einzutreten und auch für<br />

eine nachhaltige Politikgestaltung zu werben. Es<br />

gilt aber auch, die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftseliten<br />

wiederherzustellen. Der Vertrauensverlust<br />

in die Führungskräfte der deutschen Wirtschaft ist<br />

ernst zu nehmen und in Teilen leider auch selbst<br />

verschuldet. Es ist jedoch der falsche Weg, Unternehmer<br />

und Manager unter Generalverdacht<br />

zu stellen und kollektiv auf die Anklagebank zu<br />

setzen. Die überwiegende Zahl von ihnen arbeitet<br />

verantwortungsvoll und erfolgreich. Auch innerhalb<br />

der Unternehmen spielt werteorientiertes Handeln<br />

eine wichtige Rolle. Viele Unternehmen haben sich<br />

freiwillig Leitlinien gegeben, die eine ethische Unternehmenskultur<br />

fördern und zu verantwortlichem<br />

und nachhaltigem Handeln ermutigen, viele haben<br />

die positiven Wirkungen von Diversity Management<br />

erkannt und setzen sich im Rahmen ihrer betrieblichen<br />

Personalpolitik für Chancengleichheit und<br />

Vielfalt ein. Eine überwältigende Mehrheit der Unternehmen<br />

in Deutschland engagiert sich darüber<br />

hinaus in vielfältiger Weise gesellschaftlich.<br />

Wer für die freiheitliche und soziale Wirtschaftsordnung<br />

wirbt, muss überzeugend darstellen,<br />

wie attraktiv und überzeugend sie ist, und die<br />

Menschen dafür gewinnen. Gerade junge Menschen<br />

müssen an den Schulen, in den Betrieben<br />

und an den Hochschulen für die Soziale Marktwirtschaft<br />

gewonnen und umfassend ökonomisch<br />

gebildet werden. Wir stehen in Deutschland, aber<br />

auch weltweit, vor neuen, großen Herausforderungen,<br />

auf die wir gemeinsam Antworten finden<br />

müssen: Die Wirtschaft muss sich den grundlegenden<br />

Orientierungsfragen der Menschen stellen<br />

und sich aktiv an der aktuellen Debatte über unser<br />

Wirtschafts- und Gesellschaftssystem beteiligen.<br />

Ihre Führungskräfte müssen Werte vorleben und<br />

im Sinne einer Ethik der Verantwortung als glaubwürdige<br />

Vorbilder handeln. Die Politik muss sich<br />

stärker an nachhaltigen Strategien und langfristigen<br />

Zielen orientieren und sich so den großen Herausforderungen<br />

der Zukunft gewachsen erweisen.<br />

Jeder Einzelne muss sich auf seinen Beitrag in<br />

einer Gesellschaftsordnung besinnen, die neben<br />

Solidarität auch Eigenverantwortung postuliert.<br />

Die BDA hat zu diesen Themen den kompakt „Wirtschaftsethik“<br />

sowie die argumente „Wirtschaft und<br />

Ethik – kein Widerspruch!“ veröffentlicht.<br />

Kirche und Wirtschaft im Dialog<br />

Die christlichen Kirchen sind wichtige Gesprächspartner<br />

für die Arbeitgeber. Sie tragen zur Werteorientierung<br />

unserer Gesellschaft und zur öffentlichen<br />

Meinungsbildung maßgeblich bei. Die Arbeitgeber<br />

wollen im Gespräch mit den Kirchen ihre Sichtweise<br />

auf aktuelle wirtschafts- und sozialpolitische Fragen<br />

verdeutlichen und ihrerseits die Perspektive der Kirchen<br />

auf diese Fragen aufnehmen. Nur über das gemeinsame<br />

Gespräch können wir unsere wirtschafts-<br />

140 BDA | <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2008</strong> | Gesellschaftspolitik

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