Geschäftsbericht 2008

07.05.2015 Aufrufe

eine kontraproduktive Ausweitung des Einflusses des BMAS auf die Arbeitslosenversicherung, die inzwischen erfolgreich im Sinne von Arbeitslosen, Gesamtwirtschaft und Beitragszahlern operiert, verhindert werden konnte. Die Bestrebungen des BMAS, seinen Einflussbereich auszubauen, erscheinen umso widersinniger, als die größten Probleme am deutschen Arbeitsmarkt im Bereich der staatlichen Fürsorgeleistung Arbeitslosengeld II fortbestehen. Auch hier will sich das BMAS bei der Neuorganisation der Arbeitslosengeld-II-Verwaltung eine eigene Dominanz sichern und hat hierzu „Zentren für Arbeit und Grundsicherung“ aus Arbeitsagenturen und Kommunen vorgeschlagen. Letztlich würde damit aber die kontraproduktive Mischverwaltung der jetzigen verfassungswidrigen Arbeitsgemeinschaften fortgesetzt. Es ist mehr als zweifelhaft, ob damit die dringend notwendige Aktivierung der Langzeitarbeitslosen durch ein konzentriertes Fordern und Fördern geleistet werden kann. Kommunen, die in einem Mega-Bundessozialamt lediglich Zulieferer für die Arbeitsagenturen sind, erhalten keine ausreichenden Anreize für die unerlässliche Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Ohne die zielgerichtete Entfaltung der kommunalen Netzwerke ist bei der Langzeitarbeitslosigkeit aber kein Durchbruch zu erreichen. Deshalb haben sich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft BDA, BDI, DIHK und ZDH für eine kommunale Lösung ausgesprochen. Die BDA hat dazu dargelegt, wie diese mit ausreichender Transparenz und einer Steuerung nach Wirkung und Wirtschaftlichkeit verbunden werden kann, so dass die Erfolge in der Arbeitslosenversicherung auch in der Fürsorgeleistung Arbeitslosengeld II erreicht werden können. Wenn der im internationalen Vergleich viel zu hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen drastisch reduziert werden soll, dann darf auch der Niedriglohnbereich nicht verteufelt werden. Da die Hälfte der Langzeitarbeitslosen nur gering qualifiziert ist, besitzen viele von ihnen nur die Chance, mit einfachen Arbeiten wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dieses Kalkül ist in den letzten Jahren erfolgreich aufgegangen. Hier haben viele aus der Langzeitarbeitslosigkeit neue Chancen zum Ein- und Aufstieg erhalten. Auf keinen Fall dürfen diese Menschen durch marktwidrige gesetzliche Mindestlöhne vom Arbeitsmarkt dauerhaft ausgesperrt werden. Warnsignale vom Arbeitsmarkt ernst nehmen Der Arbeitsmarkt hat sich 2008 insgesamt noch weiterhin positiv entwickelt. Die Unternehmen haben auch in diesem Jahr kräftig eingestellt und viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik waren im Jahresschnitt mehr als 40 Mio. Menschen in Deutschland erwerbstätig. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen sank im Oktober erstmals seit 16 Jahren wieder unter die Drei-Millionen-Marke. Die nach wie vor positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Signale verdichten, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt ausläuft. Viele Unternehmen verzeichneten in der zweiten Jahreshälfte 2008 zum Teil stark sinkende Auftragseingänge. Obgleich der Arbeitsmarkt mit Verzögerung auf Veränderungen bei der Auftragslage reagiert, hat der Abbau der Arbeitslosigkeit bereits im Jahresverlauf spürbar an Schwung verloren und verlief insgesamt nicht mehr so dynamisch wie im letzten Jahr: Während die Zahl der Arbeitslosen im Februar noch um 630.000 unter dem Niveau von 2007 lag, schrumpfte der Vorjahresabstand bis November auf weniger als 400.000 zusammen. Zwischen 2005 und 2008 sind rund 1,3 Mio. neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze aufgebaut worden. Trotzdem wurde der Höchststand an Beschäftigung aus dem Jahr 2000 im Schnitt noch um 370.000 unterschritten. Das heißt, der Verlust von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung nach 2000 ist immer noch nicht wettgemacht. BDA | Geschäftsbericht 2008 | Beschäftigung 11

Aufbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Aufschwung Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse 28.000.000 27.800.000 27.825.624 27.817.114 27.600.000 27.400.000 27.482.584 27.571.147 27.451.900 27.200.000 27.207.804 27.000.000 26.800.000 26.954.686 26.854.566 26.600.000 26.400.000 26.523.982 26.354.336 26.200.000 26.000.000 26.178.266 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr Stichtag jeweils 30. Juni Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Darstellung: BDA 12 BDA | Geschäftsbericht 2008 | Beschäftigung

eine kontraproduktive Ausweitung des Einflusses<br />

des BMAS auf die Arbeitslosenversicherung, die<br />

inzwischen erfolgreich im Sinne von Arbeitslosen,<br />

Gesamtwirtschaft und Beitragszahlern operiert,<br />

verhindert werden konnte.<br />

Die Bestrebungen des BMAS, seinen Einflussbereich<br />

auszubauen, erscheinen umso widersinniger,<br />

als die größten Probleme am deutschen<br />

Arbeitsmarkt im Bereich der staatlichen Fürsorgeleistung<br />

Arbeitslosengeld II fortbestehen. Auch<br />

hier will sich das BMAS bei der Neuorganisation<br />

der Arbeitslosengeld-II-Verwaltung eine eigene<br />

Dominanz sichern und hat hierzu „Zentren für Arbeit<br />

und Grundsicherung“ aus Arbeitsagenturen<br />

und Kommunen vorgeschlagen. Letztlich würde<br />

damit aber die kontraproduktive Mischverwaltung<br />

der jetzigen verfassungswidrigen Arbeitsgemeinschaften<br />

fortgesetzt. Es ist mehr als zweifelhaft,<br />

ob damit die dringend notwendige Aktivierung der<br />

Langzeitarbeitslosen durch ein konzentriertes Fordern<br />

und Fördern geleistet werden kann. Kommunen,<br />

die in einem Mega-Bundessozialamt lediglich<br />

Zulieferer für die Arbeitsagenturen sind, erhalten<br />

keine ausreichenden Anreize für die unerlässliche<br />

Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Ohne die<br />

zielgerichtete Entfaltung der kommunalen Netzwerke<br />

ist bei der Langzeitarbeitslosigkeit aber kein<br />

Durchbruch zu erreichen. Deshalb haben sich die<br />

Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft BDA,<br />

BDI, DIHK und ZDH für eine kommunale Lösung<br />

ausgesprochen. Die BDA hat dazu dargelegt, wie<br />

diese mit ausreichender Transparenz und einer<br />

Steuerung nach Wirkung und Wirtschaftlichkeit<br />

verbunden werden kann, so dass die Erfolge in<br />

der Arbeitslosenversicherung auch in der Fürsorgeleistung<br />

Arbeitslosengeld II erreicht werden<br />

können.<br />

Wenn der im internationalen Vergleich viel<br />

zu hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen drastisch<br />

reduziert werden soll, dann darf auch der Niedriglohnbereich<br />

nicht verteufelt werden. Da die Hälfte<br />

der Langzeitarbeitslosen nur gering qualifiziert<br />

ist, besitzen viele von ihnen nur die Chance, mit<br />

einfachen Arbeiten wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen.<br />

Dieses Kalkül ist in den letzten Jahren<br />

erfolgreich aufgegangen. Hier haben viele aus<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit neue Chancen zum<br />

Ein- und Aufstieg erhalten. Auf keinen Fall dürfen<br />

diese Menschen durch marktwidrige gesetzliche<br />

Mindestlöhne vom Arbeitsmarkt dauerhaft ausgesperrt<br />

werden.<br />

Warnsignale vom<br />

Arbeitsmarkt ernst nehmen<br />

Der Arbeitsmarkt hat sich <strong>2008</strong> insgesamt noch<br />

weiterhin positiv entwickelt. Die Unternehmen<br />

haben auch in diesem Jahr kräftig eingestellt<br />

und viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Erstmals<br />

in der Geschichte der Bundesrepublik waren<br />

im Jahresschnitt mehr als 40 Mio. Menschen in<br />

Deutschland erwerbstätig. Die Zahl der registrierten<br />

Arbeitslosen sank im Oktober erstmals seit<br />

16 Jahren wieder unter die Drei-Millionen-Marke.<br />

Die nach wie vor positive Entwicklung darf<br />

jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich<br />

die Signale verdichten, dass der Aufschwung am<br />

Arbeitsmarkt ausläuft. Viele Unternehmen verzeichneten<br />

in der zweiten Jahreshälfte <strong>2008</strong> zum<br />

Teil stark sinkende Auftragseingänge. Obgleich<br />

der Arbeitsmarkt mit Verzögerung auf Veränderungen<br />

bei der Auftragslage reagiert, hat der Abbau<br />

der Arbeitslosigkeit bereits im Jahresverlauf<br />

spürbar an Schwung verloren und verlief insgesamt<br />

nicht mehr so dynamisch wie im letzten Jahr:<br />

Während die Zahl der Arbeitslosen im Februar<br />

noch um 630.000 unter dem Niveau von 2007 lag,<br />

schrumpfte der Vorjahresabstand bis November<br />

auf weniger als 400.000 zusammen. Zwischen<br />

2005 und <strong>2008</strong> sind rund 1,3 Mio. neue sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze aufgebaut<br />

worden. Trotzdem wurde der Höchststand an Beschäftigung<br />

aus dem Jahr 2000 im Schnitt noch<br />

um 370.000 unterschritten. Das heißt, der Verlust<br />

von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung<br />

nach 2000 ist immer noch nicht wettgemacht.<br />

BDA | <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2008</strong> | Beschäftigung 11

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