07.05.2015 Aufrufe

Geschäftsbericht 2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geschäfts bericht <strong>2013</strong>


BDA | DIE ARBEITGEBER<br />

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)<br />

ist die sozialpolitische Spitzenorganisation der gesamten deutschen<br />

gewerblichen Wirtschaft. Sie vertritt die Interessen kleiner, mittelständischer<br />

und großer Unternehmen aus allen Branchen in allen<br />

Fragen der Sozial- und Tarifpolitik, des Arbeitsrechts, der Arbeitsmarktpolitik<br />

sowie der Bildung. Die BDA setzt sich auf nationaler, europäischer<br />

und internationaler Ebene für die Interessen von 1 Mio. Betriebe<br />

ein, die 20 Mio. Arbeitnehmer beschäftigen und die der BDA durch<br />

freiwillige Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbänden verbunden sind. Die<br />

Arbeitgeberverbände sind in den der BDA unmittelbar angeschlossenen<br />

52 bundesweiten Branchen organisationen und 14 Landes vereinigungen<br />

organisiert.


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>2013</strong> war ein Jahr der Rekorde: Noch<br />

nie waren in Deutschland so viele<br />

Menschen in Arbeit wie heute. EUweit<br />

hat Deutschland die niedrigste<br />

Jugendarbeitslosigkeit. Die Steuereinnahmen<br />

des Staats haben einen<br />

neuen Höchststand erreicht und auch<br />

die Sozialversicherungen verzeichnen<br />

Rekordeinnahmen. Bei aller Euphorie<br />

dürfen wir jedoch nicht übersehen,<br />

dass die Staatsschuldenkrise in Europa<br />

noch nicht überwunden ist. Auch<br />

Deutschland muss seinen Haushalt<br />

konsolidieren und seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

verbessern.<br />

Erstmals seit Jahren eröffnet sich<br />

die Chance, in unserem Land Vollbeschäftigung<br />

zu erreichen. Hierfür dürften<br />

die erfolgreichen Reformen der zurückliegenden<br />

Jahre – insbesondere<br />

in der Arbeitsmarkt­, Renten­ und<br />

Steuerpolitik – nicht zurückgedreht<br />

werden. Der politische Mainstream<br />

im Bundestagswahlkampf ging allerdings<br />

in eine völlig andere Richtung:<br />

Neue Regulierungen am Arbeitsmarkt,<br />

Leistungsausweitungen in den<br />

Sozialversicherungen und mehr Umverteilung<br />

durch Steuererhöhungen<br />

waren die prägenden Themen.<br />

Die BDA hat sich klar gegen diesen<br />

Mainstream gestellt. Wir haben die<br />

Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Deutschlands deutlich gemacht,<br />

die Finanzierungsfolgen von<br />

Leistungsausweitungen in den Sozialversicherungen<br />

offengelegt und vor<br />

staatlichen Eingriffen in die Tarifautonomie<br />

gewarnt.<br />

CDU, CSU und SPD haben sich<br />

schließlich auf einen Koalitionsvertrag<br />

geeinigt, der von Kompromissen gekennzeichnet<br />

ist. Es ist zu begrüßen,<br />

dass die neue Koalition ab 2015 keine<br />

neuen Schulden mehr machen will. Die<br />

Entscheidung, auf zusätzliche Steuererhöhungen,<br />

insbesondere auf eine<br />

Substanzbesteuerung, zu verzichten,<br />

ist richtig. Zu begrüßen ist zudem die<br />

klare Absicht der Koalitionspartner,<br />

die Tarifeinheit durch eine gesetzliche<br />

Regelung wiederherzustellen.<br />

Der vorgesehene gesetzliche<br />

Mindestlohn ab 2015 wird allerdings<br />

Bremsspuren auf dem Arbeitsmarkt<br />

hinterlassen. Wichtig ist jedoch,<br />

dass laufende Tarifverträge nicht<br />

außer Kraft gesetzt werden sollen.<br />

Die im Koalitionsvertrag vorgesehenen<br />

milliarden schweren Ausgaben im<br />

Bereich der Renten­ und Pflegeversicherung<br />

stellen mittel­ und langfristig<br />

eine erhebliche Belastung dar.<br />

Die Lohnzusatzkosten werden dadurch<br />

langfristig steigen. Die geplante<br />

Mütterrente, die unter bestimmten<br />

Voraussetzungen vorgesehene abschlagsfreie<br />

Rente ab 63 und die weiteren<br />

rentenpolitischen Maßnahmen<br />

werden in der Rentenkasse jährlich<br />

mit zweistelligen Milliardenbeträgen<br />

zu Buche schlagen.<br />

In den kommenden Monaten wird<br />

es die Aufgabe der BDA sein, die Gesetzgebungsverfahren<br />

konstruktiv zu<br />

begleiten, damit durch falsche Entscheidungen<br />

die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt<br />

nicht gefährdet werden,<br />

die Tarifautonomie nicht beschädigt<br />

wird und die sozialen Sicherungssysteme<br />

nachhaltig finanzierbar bleiben.<br />

Der vorliegende <strong>Geschäftsbericht</strong><br />

stellt die Positionen der BDA dar und<br />

gibt Ihnen einen umfassenden Überblick<br />

über die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

und Tätigkeitsbereiche der<br />

BDA im Jahr <strong>2013</strong>.<br />

Dr. Reinhard Göhner<br />

Hauptgeschäftsführer der BDA


ARBEITS- und<br />

TARIfrecHT<br />

lohn- und<br />

TARIfpolITIk<br />

6 28<br />

Bildung<br />

82<br />

Europa und<br />

internATIonales<br />

100


BESchäfTIGung<br />

46<br />

sozIAle<br />

SIcHERung<br />

64<br />

wirtschaft<br />

und finanzen<br />

DIE bda<br />

116 138


Arbeits- und<br />

tArifrecht


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

8<br />

seit 2010 neu gegründete spArtengewerkschAften<br />

tarifautonomie sichern –<br />

tarifeinheit gesetzlich<br />

regeln<br />

cdu, csu und sPd haben sich bereits<br />

in ihren Programmen zur bundestagswahl<br />

ausdrücklich zu einer gesetzlichen<br />

regelung der tarifeinheit bekannt.<br />

der Koalitionsvertrag bekräftigt<br />

dieses bekenntnis. die Vertragspartner<br />

haben sich darauf verständigt, die<br />

tarif einheit gesetzlich festzuschreiben.<br />

eine solche gesetzliche regelung ist<br />

überfällig, um die tarifeinheit und die<br />

von tarifverträgen ausgehende friedenspflicht<br />

als unverzichtbare basis<br />

der tarifautonomie zu garantieren.<br />

beide elemente unserer erfolgreichen<br />

tarifordnung müssen im tarifvertragsgesetz<br />

in dieser Legislaturperiode geregelt<br />

werden.<br />

die tarifautonomie, also das Verhandeln<br />

von tarifverträgen, ist zentraler<br />

bestandteil der vom grundgesetz<br />

garantierten Koalitionsfreiheit.<br />

Aufgabe von tarifverträgen ist es, die<br />

Arbeitsbeziehungen zu ordnen und zu<br />

befrieden. dies setzt Klarheit und Vorhersehbarkeit<br />

der tarifbeziehungen<br />

voraus. Auf dieser grundlage haben die<br />

seit der entscheidung des bundesarbeitsgerichts (bAg) zur Aufgabe<br />

des grundsatzes der tarifeinheit im Jahr 2010 haben sich mehrere neue<br />

sparten gewerkschaften formiert:<br />

• Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr (AgiL)<br />

november 2012<br />

• deutsche feuerwehr-gewerkschaft (dfeug)<br />

Mai 2011<br />

• technik gewerkschaft Luftfahrt (tgL)<br />

dezember 2010<br />

• gewerkschaft der servicekräfte (gds)<br />

dezember 2010<br />

• neue Assekuranz gewerkschaft (nAg)<br />

november 2010<br />

tarifvertragsparteien die tarif verträge<br />

z. b. durch die einführung einer großen<br />

Anzahl von Öffnungsklauseln in den<br />

vergangenen Jahren grundlegend modernisiert<br />

und erneuert.<br />

die funktionsfähigkeit der tarifordnung<br />

in deutschland war eine wesentliche<br />

Voraussetzung dafür, dass<br />

die durch die finanzkrise im Jahr 2008<br />

und 2009 hervorgerufenen Verwerfungen<br />

auf dem Arbeitsmarkt durch die<br />

tarifvertragspartner abgefedert werden<br />

konnten. eine funktionierende tarifordnung<br />

ist daher unverzichtbar für<br />

eine funktionierende Wirtschaftsordnung.<br />

dies setzt voraus, dass sich die<br />

tarifvertragsparteien auf die Verlässlichkeit<br />

und friedenstiftende Wirkung<br />

der tarifverträge verlassen können.<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen<br />

wissen, woran sie sind und was<br />

für sie gilt!<br />

Überschneiden sich tarifverträge<br />

in ihrem sachlichen oder persönlichen<br />

Anwendungsbereich, muss klar sein,<br />

welcher tarifvertrag gilt. ebenso muss<br />

sichergestellt sein, dass der anwendbare<br />

tarifvertrag friedenspflicht auslöst.<br />

Ohne diese beiden gewährleistungen<br />

verlieren die tarifautonomie<br />

und auch der flächentarifvertrag ihre<br />

Akzeptanz. die bereitschaft der unternehmen,<br />

aber auch der Arbeitnehmer,<br />

sich in Arbeitgeberverbänden oder<br />

gewerkschaften zu organisieren, wird<br />

abnehmen, wenn nicht sichergestellt<br />

ist, dass ein tarifsystem friedenswirkung<br />

und Ordnungsfunktion erfüllen<br />

kann.<br />

Jüngste studien belegen, dass die<br />

friedenswirkung des tarifvertragssystems<br />

durch das Auftreten von spartenorganisationen<br />

erheblich gestört<br />

wird. solche spartengewerkschaften<br />

legen eine deutlich höhere Konfliktbereitschaft<br />

an den tag als gewerkschaften,<br />

die auch den Ausgleich zwischen<br />

einzelnen Arbeitnehmergruppen finden<br />

müssen. fehlt diese bereitschaft,<br />

einen Ausgleich zu suchen, wird der<br />

Verteilungskonflikt zwischen den Arbeitnehmern<br />

in die einzelnen betriebe<br />

hineingetragen. das bisherige system<br />

von flächentarifverträgen und betriebsverfassung<br />

hat diese Verteilungskonflikte<br />

erfolgreich aus den betrieben<br />

herausgehalten.


9<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

ein beispiel dafür hat die situation<br />

am frankfurter flughafen rhein-<br />

Main gegeben, wo im frühjahr 2012<br />

rd. 160 Vorfeldlotsen versucht haben,<br />

den betrieb mit mehr als 20.000 beschäftigten<br />

zum erliegen zu bringen,<br />

obwohl auch für sie der tarifvertrag<br />

gegolten hat, der alle anderen Arbeitsverhältnisse<br />

regelte. Mit jeder neuen<br />

spartenorganisation nimmt dieses<br />

Konflikt potenzial zu und steigt die Möglichkeit<br />

von Arbeitskämpfen, obwohl in<br />

einem betrieb ein tarifvertrag für alle<br />

Arbeitnehmer gilt und für alle Arbeitnehmer<br />

tarifliche friedenspflicht begründet.<br />

im vergangenen Jahr ist in deutschland<br />

deutlich mehr gestreikt worden.<br />

dabei erfasst die offizielle streikstatistik<br />

des instituts für Arbeitsmarktund<br />

berufsforschung (iAb) aufgrund<br />

der gesetzeslage noch nicht einmal<br />

alle Arbeitskämpfe in deutschland. so<br />

muss ein Arbeitskampf nicht erfasst<br />

werden, wenn er nicht länger als einen<br />

tag dauert. dies aber kann die Wirkung<br />

einer statistik erheblich verzerren. ein<br />

streik – und sei es ein „Warnstreik“ –<br />

von nur einem tag am flughafen in<br />

frankfurt/Main kann weitgehend den<br />

gesamten flugverkehr in der bundesrepublik<br />

zum erliegen bringen.<br />

das Miteinander der tarifpartner<br />

in deutschland ist bei Weitem nicht in<br />

demselben umfang wie in anderen großen<br />

europäischen Volkswirtschaften,<br />

wie z. b. frankreich, großbritannien<br />

und italien, von Konflikt und gegeneinander<br />

geprägt. das ist gerade auf<br />

die Wirkungen der tarifeinheit zurückzuführen,<br />

die in den vergangenen Jahrzehnten<br />

wesentlichen Anteil an der<br />

stabilisierung des flächentarifvertrags<br />

gehabt hat. dies darf auch künftig nicht<br />

in frage gestellt werden. Zur stabilisierung<br />

des tarifwesens ist die tarifeinheit<br />

somit unverzichtbar.<br />

ich begrüße es, dass sich cdu, csu und sPd im Koalitionsvertrag<br />

auf eine gesetzliche regelung der tarifeinheit verständigt<br />

haben. tarifeinheitswidrige Arbeitskämpfe sind eine<br />

große gefahr für die Akzeptanz der tarifautonomie. Wenn ein<br />

tarifvertrag mit einer Mehrheitsgewerkschaft für alle Arbeitnehmer<br />

gilt, muss für dessen Laufzeit seine friedenswirkung<br />

gewährleistet sein.<br />

ingo kramer | Präsident der bdA, geschäftsführender gesellschafter J. heinr.<br />

Kramer holding gmbh


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

10<br />

der im Jahr 2010 gemeinsam von<br />

bdA und dgb entwickelte Vorschlag<br />

zur Wiederherstellung der tarifeinheit<br />

sichert die Anwendbarkeit der<br />

tarifverträge in den betrieben und die<br />

von diesen tarifverträgen ausgehende<br />

friedenspflicht. er sieht eine klarstellende<br />

ergänzung des geltenden tarifvertragsgesetzes<br />

vor, die zwei regelungsgegenstände<br />

enthalten muss:<br />

• soweit sich die geltungsbereiche<br />

mehrerer tarifverträge überschneiden,<br />

die auf gewerkschaftsseite<br />

von unterschiedlichen tarifvertragsparteien<br />

geschlossen worden sind,<br />

findet im betrieb der tarifvertrag<br />

Anwendung, der die größere Arbeitnehmerzahl<br />

erfasst.<br />

• für die Laufzeit des danach im betrieb<br />

anzuwendenden tarifvertrags<br />

gilt – wie bisher – die friedenspflicht.<br />

diese friedenspflicht sorgt<br />

dafür, dass während der Laufzeit<br />

des repräsentativen tarifvertrags<br />

für konkurrierende tarifverträge<br />

kein Arbeitskampf geführt werden<br />

darf. die vom repräsentativen tarifvertrag<br />

ausgehende friedenspflicht<br />

wird damit stabilisiert und<br />

unterstrichen. das risiko von friedenspflichtwidrigen<br />

Arbeitskämpfen<br />

wird ausgeschlossen und damit die<br />

Akzeptanz des flächentarifvertrags<br />

erhöht.<br />

der Vorschlag bedeutet nicht, die<br />

existenz bestehender gewerkschaften<br />

in frage zu stellen. bedeutende spartengewerkschaften,<br />

wie die gewerkschaft<br />

der Lokomotivführer oder die<br />

spartenorganisationen für Piloten und<br />

flugbegleiter, haben sich unter der<br />

geltung der tarifeinheit entwickelt. die<br />

tarifeinheit unterstützt vielmehr ein<br />

geordnetes Miteinander von einzelnen<br />

tarifakteuren und gewerkschaften in<br />

einem betrieb. sie erzwingt ein solches<br />

Miteinander allerdings nicht und ordnet<br />

damit auch nicht vor dem hintergrund<br />

der Koalitionsfreiheit fragwürdige<br />

gesetzliche tarifgemeinschaften<br />

an. der Vorschlag gestaltet vielmehr<br />

1,2 Mio.<br />

beschäftigte haben im Jahr 2012<br />

an streiks teilgenommen.<br />

streiktAge hAben zugenommen<br />

das institut für Arbeitsmarkt- und berufsforschung (iAb) und das Wirtschafts-<br />

und sozialwissenschaftliche institut (Wsi) der hans-böckler-stiftung<br />

kommen gemeinsam zu dem schluss, dass die Zahl der streiktage<br />

deutlich zugenommen hat. die Zahl der an streiks und Warnstreiks beteiligten<br />

beschäftigten hat sich einer studie des Wsi zufolge im Vergleich zum<br />

Jahr 2011 von ca. 180.000 auf 1,2 Mio. erhöht. diese entwicklungen zeigen,<br />

dass eine gesetzliche regelung der tarifeinheit weiterhin notwendig ist.


11<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

die bestehende, durch die Verfassung<br />

geschützte Koalitionsfreiheit in einer<br />

Weise aus, die die funktionsfähigkeit<br />

der tarifautonomie erhält und unterstreicht.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „tarifeinheit“<br />

werk- und dienstverträge –<br />

unverzichtbar für wettbewerbsfähigkeit<br />

im Laufe des Jahres hatten die sPdbundestagsfraktion<br />

und der bundesrat<br />

zwei initiativen für gesetzliche regelungen<br />

zu Werk- und dienstverträgen<br />

durch selbstständige und/oder Werkvertragsarbeitnehmer<br />

gestartet. Während<br />

der gesetzesantrag des bundesrats<br />

noch dem bundestag durch die<br />

neue bundesregierung zugeleitet werden<br />

muss, hat schon der 17. bundestag<br />

die initiative der sPd-bundestagsfraktion<br />

zurückgewiesen.<br />

cdu, csu und sPd haben sich im<br />

Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die<br />

Prüftätigkeit der Kontroll- und Prüfinstanzen<br />

organisatorisch effektiver<br />

zu gestalten, das informations- und<br />

unterrichtungsrecht des betriebsrats<br />

zu konkretisieren, den gesetzlichen<br />

Arbeitsschutz für Werkvertragsarbeitnehmer<br />

sicherzustellen und die durch<br />

die rechtsprechung entwickelten Abgrenzungskriterien<br />

für den einsatz von<br />

fremdpersonal gesetzlich niederzulegen.<br />

dazu bedarf es keiner gesetzlichen<br />

neuregelung. sollte es zu einem<br />

Missbrauch von Werk- und dienstverträgen<br />

durch sog. scheinwerkverträge<br />

oder scheindienstverträge kommen,<br />

kann dieser bereits mit den gesetzlichen<br />

Mitteln bekämpft werden. das<br />

geltende recht bietet eine ausreichende<br />

rechtsgrundlage zur bekämpfung<br />

eines nicht gesetzmäßigen einsatzes.<br />

für die Arbeitnehmer, die aufgrund<br />

von Werkverträgen eingesetzt werden,<br />

gilt schon heute das gesamte Arbeits-,<br />

sozialversicherungs- und tarifrecht.<br />

ist ihr Arbeitgeber an tarifverträge gebunden,<br />

finden auch diese tarifverträge<br />

Anwendung. insbesondere gelten<br />

tArifeinheit: ALternAtivvorschLäge<br />

unzureichend und kontrAproduktiv<br />

richtig ist: der Vorschlag von bdA und dgb für eine gesetzliche regelung<br />

der tarifeinheit mit der darin vorgesehenen sicherung der Ordnungs- und<br />

befriedungsfunktion des tarifvertrags löst nicht alle Probleme der rechtsprechung<br />

zum Arbeitskampf. er bewahrt allerdings die tarifordnung in<br />

deutschland vor ihrer Zerfaserung, indem er die Zersplitterung der tarifpartner<br />

in unterschiedliche Partikularinteressen verhindert. der Vorschlag<br />

zielt damit punktuell darauf, die basis der tarifordnung zu erhalten.<br />

der Vorschlag, gesetzliche Quoren für das tätigwerden einer gewerkschaft<br />

oder die streikerlaubnis einer gewerkschaft einzuführen, löst die frage<br />

nach der stabilität des tarifvertragssystems nicht. Quoren sind beliebig und<br />

können beliebig verändert werden. sie können sogar zu einer verstärkten<br />

Aufsplitterung von belegschaften führen. Von ihnen betroffene gewerkschaften<br />

werden versuchen, das Quorum zu erreichen. damit wird der<br />

Kampf um die Arbeitnehmer innerhalb der gesamtbelegschaft erst recht<br />

in die betriebe hineingetragen. dies hat das höchst erfolgreiche system der<br />

flächentarifverträge in der bundes republik deutschland weitgehend verhindern<br />

können.<br />

auch die Mitbestimmungsrechte des<br />

betriebsverfassungsgesetzes. diese<br />

Mitbestimmungsrechte werden verantwortungsvoll<br />

durch die bei den Werkunternehmen<br />

gebildeten betriebsräte<br />

ausgeübt. darüber hinaus bestehen<br />

umfassende informationsrechte der<br />

betriebsräte in den betrieben, in denen<br />

die Arbeitnehmer eingesetzt werden.<br />

diese können dem einsatz von Arbeitnehmern<br />

in fällen von scheinverträgen<br />

sogar die Zustimmung verweigern.<br />

daher muss vermieden werden,<br />

dass im rahmen einer gesetzesänderung,<br />

die der Klarstellung dienen<br />

soll, faktisch doch ein eingriff in die<br />

unternehmensfreiheit stattfindet. die<br />

entscheidung darüber, was und mit<br />

welchen Mitteln produziert wird und<br />

welche für die Produktion unverzichtbaren<br />

bestandteile des Prozesses<br />

hinzugekauft werden, kann nur der Arbeitgeber<br />

selbst fällen. der betriebsrat<br />

haftet für seine entscheidungen nicht<br />

und kann daher in diesem Punkt auch<br />

nicht mitbestimmen. diese entscheidung<br />

ist mitbestimmungsfrei und muss<br />

mitbestimmungsfrei bleiben.<br />

es bestehen keinerlei bedenken<br />

gegen Prüfungen durch die zur bekämpfung<br />

von Missbrauch zuständigen<br />

behörden. eine Klarstellung


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

12<br />

von Abgrenzungskriterien zu anderen<br />

formen des Personaleinsatzes birgt<br />

aber das risiko, dass unterschiedliche<br />

sachverhalte über denselben Leisten<br />

geschlagen werden. Zu recht prüft die<br />

rechtsprechung jeden einzelnen fall<br />

genau anhand der von ihr aufgestellten<br />

Kriterien, die je nach Ausgestaltung<br />

des einzelfalls unterschiedlich abgewogen<br />

werden müssen. gesetzliche<br />

Vermutungsregelungen können diesen<br />

Abwägungsprozess nicht angemessen<br />

wiedergeben. solche Vermutungsregelungen<br />

für die Abgrenzung von<br />

Werk- und dienstverträgen z. b. zur<br />

Arbeitnehmerüberlassung würden der<br />

bisherigen rechtsprechung entgegenstehen.<br />

für den einsatz von Werk- und<br />

dienstverträgen haftet zu recht der Arbeitgeber,<br />

der einen Werk- und dienstvertrag<br />

annimmt. das unternehmen,<br />

in dessen Auftrag und ggf. in dessen<br />

räumen der Werkvertrag durchgeführt<br />

wird, kann nicht überprüfen, wie<br />

die entlohnungsgrundlagen bei seinem<br />

Vertragspartner sind. die Kontrolle<br />

der Arbeitsbedingungen beim<br />

Vertragspartner ist nicht Aufgabe des<br />

Werk- und dienstverträge unterstützen die Arbeitsteilung<br />

und spezialisierung der deutschen Wirtschaft und sind<br />

für die Wertschöpfung der unternehmen in deutschland unverzichtbar.<br />

der gesetzgeber darf diese bewährte Vertragsform<br />

nicht beschränken. das geltende recht bietet bereits<br />

alle Möglichkeiten, einen Missbrauch von Werkverträgen<br />

auszuschließen.<br />

margret suckale | Vizepräsidentin der bdA, Vorsitzende bdA-Ausschuss Arbeitsrecht,<br />

Präsidentin bAVc, Vorstandsmitglied bAsf se<br />

AufgAbenteiLung ist grundLAge für wertschöpfung<br />

Werk- und dienstverträge sind eine übliche und faire Vertragsform zwischen unternehmen und Verbrauchern wie auch<br />

zwischen unternehmen. sie helfen, Arbeitsteilung und spezialisierung in der Wirtschaft zu sichern, und ermöglichen<br />

kostengünstige und damit wettbewerbsfähige industrielle Produktion und dienstleistung in deutschland. die Arbeitnehmer,<br />

die zur durchführung solcher Verträge eingesetzt werden, sind umfassend durch das gesamte gesetzliche<br />

Arbeits- und tarifrecht der bundesrepublik deutschland geschützt.


13<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

Auftraggebers. damit würde er auch<br />

an rechtliche grenzen stoßen. bei einem<br />

fehlerhaften einsatz von Werkund<br />

dienstverträgen muss daher der<br />

Auftragnehmer als Arbeitgeber haften.<br />

die fiktion eines Arbeitsverhältnisses<br />

zum Auftraggeber widerspräche<br />

grundsätzlich der risikozuordnung und<br />

wäre systemwidrig. daher bedarf es<br />

auch im einzelfall der genauen Kontrolle,<br />

wie Arbeitsschutzvorschriften<br />

für Werkvertragsarbeitnehmer angewendet<br />

werden können. selbstverständlich<br />

müssen risiken beim einsatz<br />

minimiert werden. dies garantiert<br />

allerdings das geltende recht. es ist<br />

demgegenüber nicht akzeptabel, wenn<br />

Mitbestimmungsrechte des betriebsrats<br />

im betrieb des Auftraggebers auf<br />

dem umweg des Arbeitsschutzes auch<br />

auf Arbeitnehmer ausgeweitet werden,<br />

die in keinem Arbeitsverhältnis zum<br />

Arbeitgeber stehen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Werkverträge“<br />

zeitarbeit baut brücken in<br />

beschäftigung<br />

Arbeitnehmerüberlassung hat sich in<br />

deutschland zu einer anerkannten beschäftigungsform<br />

entwickelt. Zeitarbeit<br />

ist eine reguläre sozialversicherungspflichtige<br />

beschäftigung. für die Zeitarbeit<br />

gilt das gesamte Arbeitsrecht<br />

wie z. b. das Kündigungsschutzgesetz<br />

sowie das betriebsverfassungsrecht.<br />

durch tarifliche entgeltregelungen<br />

und zusätzlich durch viele branchenzuschlagstarifverträge<br />

wird Zeitarbeit<br />

anständig bezahlt. die tarifliche Abdeckung<br />

der Arbeitsverhältnisse in der<br />

Zeitarbeit beträgt annähernd 100 %.<br />

Zeitarbeit ist eine vollwertige beschäftigungsform,<br />

in der sich die tarifautonomie<br />

besonders bewährt hat, was der<br />

tarifabschluss in der Zeitarbeit vom<br />

17. september <strong>2013</strong> erneut belegt. die<br />

Koalitionspartner haben sich darauf<br />

verständigt, eine höchstüberlassungsgrenze<br />

von 18 Monaten gesetzlich festzulegen.<br />

Allerdings sollen durch einen<br />

tarifvertrag oder aufgrund eines tarifvertrags<br />

in einer betriebsvereinbarung<br />

unter berücksichtigung der berechtigten<br />

interessen der stammbelegschaft<br />

abweichende Lösungen gefunden werden<br />

können. darüber hinaus enthält<br />

der Koalitionsvertrag die Abrede, Zeitarbeitskräfte<br />

spätestens nach neun<br />

Monaten hinsichtlich des Arbeitsentgelts<br />

mit den stammarbeitnehmern<br />

gleichzustellen. es soll klargestellt<br />

werden, dass Zeitarbeitskräfte bei<br />

den betriebsverfassungsrechtlichen<br />

schwellenwerten grundsätzlich zu berücksichtigen<br />

sind und der einsatz von<br />

Zeitarbeitskräften in einem Arbeitskampf<br />

ausgeschlossen ist.<br />

für die in Arbeitgeberverbänden organisierten<br />

Arbeitgeber stellt Zeitarbeit<br />

kein instrument dar, um eine „zweite<br />

Lohnlinie“ in den betrieben aufzubauen.<br />

Zeitarbeit ist vielmehr ein instrument,<br />

beschäftigungsengpässe abzufedern<br />

und in unsicherer wirtschaftlicher situation<br />

Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten.<br />

dadurch sichert Zeitarbeit<br />

Arbeitsplätze nicht nur in der branche<br />

der Arbeitnehmerüberlassung, sondern<br />

auch unter den stammbeschäftigten<br />

der einsatzbetriebe.<br />

die Akzeptanz der Zeitarbeit auf<br />

europäischer ebene, wie auch in<br />

deutschland, wird durch die richtlinie<br />

zur Zeitarbeit und durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />

gesichert.<br />

in umsetzung der Zeitarbeitsrichtlinie<br />

hat der gesetzgeber dies noch einmal<br />

unterstrichen: er hat bestimmt, dass<br />

Zeitarbeit „vorübergehend“ stattfindet.<br />

diese gesetzliche Klarstellung<br />

war überflüssig, weil schon zuvor klar<br />

und unbestritten war, dass eine nicht<br />

vorübergehende Überlassung von der<br />

Zeitarbeitsrichtlinie nicht gedeckt ist.<br />

einem dauerhaften, auf den Austausch<br />

von Arbeitsverhältnissen zielenden einsatz<br />

von Zeitarbeitskräften kann der<br />

betriebsrat widersprechen. das bedeutet<br />

aber nicht, dass jeder einsatz von<br />

Zeitarbeitnehmern auf dauerarbeitsplätzen<br />

ein Widerspruchsrecht des betriebsrats<br />

auslöst. selbstverständlich<br />

kann Zeitarbeit vorübergehend auch auf<br />

dauerarbeitsplätzen stattfinden.<br />

Mit urteil vom 10. dezember <strong>2013</strong><br />

hat das bundesarbeitsgericht (bAg) zu<br />

recht entschieden, dass auch bei einem<br />

als dauerhaft geplanten einsatz<br />

von Zeitarbeitskräften kein Arbeitsverhältnis<br />

zum einsatzbetrieb zustande<br />

kommt. der zuständige Arbeitgeber ist<br />

Jobmotor zeitArbeit<br />

Zeitarbeitskräfte und ihre<br />

Vorbeschäftigung, in %<br />

37<br />

vorher ohne Beschäftigung<br />

vorher noch gar nicht beschäftigt<br />

1 Jahr und mehr ohne Beschäftigung<br />

bis 1 Jahr ohne Beschäftigung<br />

vorher beschäftigt<br />

Quelle: bA, <strong>2013</strong><br />

11<br />

44<br />

8


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

14<br />

das Zeitarbeitsunternehmen und nicht<br />

der betreib, bei dem die Arbeitskraft<br />

eingesetzt wird. Anders als vielfach behauptet,<br />

bedeutet das keine schutzlücke<br />

für Arbeitnehmer. Vielmehr haftet z. b.<br />

der Arbeitgeber schon heute – soweit<br />

ein schaden eingetreten ist – auf schadensersatz.<br />

die festlegung einer höchstüberlassungsdauer<br />

von 18 Monaten lässt einen<br />

großen teil der Arbeitnehmerüberlassung<br />

unbeeinträchtigt. nach vorliegenden<br />

erhebungen beträgt die dauer der<br />

Überlassung von Arbeitnehmern in 85 %<br />

der fälle nicht mehr als zwölf Monate.<br />

gerade für qualifizierte, gut ausgebildete<br />

Zeitarbeitskräfte kann sich eine<br />

höchstüberlassungsgrenze aber als<br />

beschäftigungspolitisch kontraproduktiv<br />

erweisen. beim einsatz solcher Arbeitskräfte<br />

ist die einarbeitungszeit regelmäßig<br />

höher und der Verbleib ist für<br />

längere Zeiträume geplant. daher ist es<br />

zu begrüßen, dass in branchen und betrieben,<br />

in denen ein tarifvertrag zu den<br />

einsatzbedingungen von Zeitarbeit gilt<br />

oder eine betriebsvereinbarung auf der<br />

grundlage eines solchen tarifvertrags<br />

abgeschlossen worden ist, abweichende<br />

einsatzdauern möglich bleiben.<br />

schon jetzt sehen die geltenden<br />

branchenzuschlagstarifverträge für die<br />

Zeitarbeit eine gleichstellung beim<br />

Arbeitsentgelt nach Ablauf von neun<br />

Monaten vor. daher bedarf es keiner<br />

besonderen gesetzlichen neuregelung.<br />

das gilt zumindest für die branchen,<br />

in denen entsprechende branchenzuschlagstarifverträge<br />

zur Anwendung<br />

kommen. der gesetzgeber muss die<br />

verfassungsrechtlich gesicherte tarifautonomie<br />

achten und darf nicht die<br />

geltenden entgelttarifverträge für die<br />

Zeitarbeitnehmer entwerten. Zumindest<br />

dort, wo branchenspezifisch durch<br />

Zuschläge equal Pay gewährleistet<br />

wird, ist eine gesetzliche regelung zum<br />

Arbeitsentgelt überflüssig.<br />

Zeitarbeitskräfte sind nicht Arbeitnehmer<br />

des einsatzbetriebs. daher ist<br />

schon das im betriebsverfassungsgesetz<br />

geltende Wahlrecht für Zeitarbeitnehmer<br />

im einsatzbetrieb fragwürdig.<br />

soweit darüber nachgedacht wird, Zeitarbeitskräfte<br />

auch bei den schwellenwerten<br />

in Mitbestimmungsgesetzen zu<br />

berücksichtigen, muss es angemessene<br />

fristen für eine solche berücksichtigung<br />

geben. die geltende frist von<br />

drei Monaten für das aktive Wahlrecht<br />

ist viel zu kurz. bei den schwellenwerten<br />

geht es nicht um das Wahlrecht einer<br />

bestimmten Person, sondern um<br />

die Anzahl der beschäftigungsverhältnisse.<br />

daher kann nicht auf die zufällige<br />

Anwesenheit einer Person im betrieb<br />

abgestellt werden. die beschäftigung<br />

muss stattdessen auf dauer im betrieb<br />

vorhanden sein.<br />

ein generelles gesetzliches Verbot,<br />

Zeitarbeitskräfte im fall des Arbeitskampfs<br />

einzusetzen, ist von der einschlägigen<br />

Zeitarbeitsrichtlinie nicht<br />

gefordert. es ist auch überflüssig, da<br />

sich die Arbeitgeberverbände der Zeitarbeit<br />

dazu verpflichtet haben, in fällen<br />

von Arbeitskämpfen keine Zeitarbeitskräfte<br />

einzusetzen. darüber hinaus besteht<br />

schon heute im fall des einsatzes<br />

bei einem Arbeitskampf für den einzelnen<br />

Arbeitnehmer ein gesetzliches<br />

Leistungsverweigerungsrecht.<br />

dass die Zeitarbeit in den betrieben<br />

funktioniert und einen wesentlichen<br />

beitrag zur beschäftigungssicherung<br />

und zum beschäftigungsaufbau leistet,<br />

hat ein Workshop des bundesarbeitsministeriums<br />

im frühsommer <strong>2013</strong><br />

nachdrücklich unterstrichen. deutlich<br />

wurde, dass sich die Zeitarbeit durch<br />

die geltenden branchenzuschlagstarifverträge<br />

als anerkanntes flexibles instrument<br />

des Arbeitsmarkts bewährt<br />

hat. die bdA hat im rahmen dieses<br />

Workshops nachdrücklich davor gewarnt,<br />

neue beschäftigungshürden für<br />

die Zeitarbeit zu schaffen. Wir werden<br />

weiter dafür werben, dieses wichtige<br />

instrument für die Arbeitslosen, die Arbeitssuchenden<br />

und den Arbeitsmarkt<br />

zu erhalten.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Zeitarbeit“


15<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

befristete Arbeitsverhältnisse<br />

bieten auch künftig<br />

e instieg in Arbeit<br />

es ist ein großer erfolg für beschäftigungssuchende<br />

und unternehmen,<br />

dass sich die Koalitionspartner entgegen<br />

ersten Ankündigungen darauf<br />

verständigt haben, das instrument der<br />

sachgrundlosen befristung unangetastet<br />

zu lassen. die sachgrundlose<br />

befristung ermöglicht es, Arbeitsplätze<br />

z. b. auch dann zu schaffen, wenn<br />

aufgrund der ungewissheit der wirtschaftlichen<br />

Zukunft noch unklar ist,<br />

ob eine bestehende nachfrage nach<br />

beschäftigung auch über einen längeren<br />

Zeitraum fortbesteht. die sachgrundbefristung<br />

ist gerade in diesen<br />

fällen keine Alternative zur sachgrundlosen<br />

befristung. eine unsichere<br />

Auftragslage ist als befristungsgrund<br />

in der rechtsprechung des bAg und<br />

auch nach dem teilzeit- und befristungsgesetz<br />

(tzbfg) nicht anerkannt.<br />

Anders als die öffentliche hand verfügen<br />

private Arbeitgeber nicht über die<br />

Möglichkeit, wegen eingeschränkter<br />

finanzieller haushaltsvorgaben einen<br />

befristeten bedarf an Arbeit durch eine<br />

mit dem sachgrund der sog. haushaltsbefristung<br />

gerechtfertigte einstellung<br />

abzufangen. daher ist die<br />

sachgrundlose befristung besonders<br />

wichtig, um auch in wirtschaftlich unsicheren<br />

Zeiten oder sogar in Krisenzeiten<br />

beschäftigung aufzubauen oder zu<br />

halten. Von der gesetzlich vorgegebenen<br />

Öffnungsklausel für tarifverträge<br />

zur sachgrundlos befristeten beschäftigung<br />

haben die tarifpartner vor diesem<br />

hintergrund immer wieder angemessen<br />

gebrauch gemacht.<br />

befristete beschäftigung von Arbeitnehmern<br />

ist auf dem deutschen<br />

Arbeitsmarkt kein Massenphänomen.<br />

der Anteil der befristeten beschäftigungen<br />

an allen beschäftigungsverhältnissen<br />

liegt seit Jahren stabil<br />

unter 9 %. befristung steigert insbesondere<br />

die einstellungschancen der<br />

Menschen ohne berufserfahrung oder<br />

mit langer erwerbsunterbrechung.<br />

sie ist ein beitrag, Arbeitslosigkeit<br />

zu beenden oder gar nicht erst eintreten<br />

zu lassen. Während befristeter<br />

beschäftigungen wird wertvolle<br />

AnteiL von befristeter beschäftigung und teiLzeit nAhezu konstAnt<br />

beschäftigungsformen der 15- bis 64-Jährigen, in %<br />

40 5 6 6 5<br />

38<br />

2000<br />

40 7 7 8 7<br />

32<br />

2010<br />

Vollzeit<br />

Befristet<br />

Selbstständig<br />

Teilzeit, 20 bis 31 Std./Woche<br />

Weniger als 20 Std./Woche<br />

Nicht erwerbstätig oder arbeitslos<br />

Quelle: statistisches bundesamt, 2012


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

16<br />

72 %<br />

aller befristet beschäftigten werden<br />

nach Ablauf der befristung weiterbeschäftigt.<br />

Arbeitserfahrung gesammelt und die<br />

Mehrzahl der befristet beschäftigten<br />

(72 %) wird nach Ablauf der befristung<br />

weiterhin beschäftigt.<br />

die Vereinbarung einer sachgrundlosen<br />

befristung ist darüber hinaus an<br />

strenge Voraussetzungen gebunden.<br />

Wenn nicht von der tariföffnungsklausel<br />

durch die tarifpartner gebrauch gemacht<br />

worden ist, darf die sachgrundlose<br />

befristung einen gesamtzeitraum<br />

von zwei Jahren nicht überschreiten.<br />

eine kürzere befristung darf nicht<br />

häufiger als dreimal innerhalb dieses<br />

Zeitraums verlängert werden. Zudem<br />

gilt das Vorbeschäftigungsverbot: der<br />

jeweilige Arbeitnehmer darf innerhalb<br />

eines Zeitraums von bis zu drei Jahren<br />

nicht bereits einmal bei demselben<br />

Arbeitgeber beschäftigt gewesen sein.<br />

sachgrundlose befristungen sind neben<br />

den befristungen mit sachgrund<br />

in den vergangenen Jahren ein gestaltungsinstrument<br />

geworden, das<br />

Arbeitnehmern und Arbeitgebern die<br />

Möglichkeit bietet, für vereinbarte Zeiträume<br />

neue beschäftigungspotenziale<br />

zu erschließen und beschäftigungsbarrieren<br />

abzubauen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „befristungen“<br />

befristete teilzeit und<br />

rückkehransprüche<br />

auf vollzeit erschweren<br />

personalplanung<br />

der Koalitionsvertrag sieht die einführung<br />

eines befristeten teilzeit anspruchs<br />

vor. Arbeitnehmer sollen nach einer<br />

zeitlich befristeten teilzeit wieder zur<br />

früheren Arbeitszeit zurückkehren können.<br />

für bestehende teilzeitarbeitsverhältnisse<br />

soll die darlegungslast auf<br />

den Arbeitgeber übertragen werden.<br />

schon heute stellen die gesetzlichen<br />

regelungen zur teilzeit kleine<br />

und mittlere Arbeitgeber vor große<br />

Probleme bei der Personalplanung.<br />

das gilt für den allgemeinen teilzeitanspruch<br />

nach dem tzbfg ebenso wie für<br />

spezielle teilzeitansprüche in anderen<br />

gesetzen. im rahmen der eltern- als<br />

auch der Pflegezeit können Arbeitnehmer<br />

zeitlich befristet in teilzeit<br />

tätig sein, um danach wieder zu ihrer<br />

ursprünglichen Arbeitszeit zurückzukehren.<br />

Qualifizierte Arbeitnehmer,<br />

die frei werdende Arbeitszeit ausfüllen<br />

können, sind vielfach nicht für eine<br />

entsprechende beschäftigung, z. b. an<br />

einzelnen tagen oder nur an nachmittagen,<br />

zu gewinnen. eine ersatzkraft zu<br />

finden, würde noch schwieriger, wenn<br />

ihr die tätigkeit nur noch befristet angeboten<br />

werden kann.<br />

befristungen: weiterbeschäftigungsquote<br />

steigt<br />

die Quote derjenigen Arbeitnehmer, die nach einer befristeten beschäftigung<br />

weiterbeschäftigt werden, ist über die Jahre deutlich angestiegen. sie<br />

liegt heute bei fast drei Vierteln (72 %) aller zuvor befristet beschäftigten,<br />

fast 40 % werden dabei unmittelbar in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />

übernommen. nicht erfasst sind davon außerdem solche befristet beschäftigte,<br />

die nach Auslaufen ihres Vertrags in einem anderen betrieb eine unbefristete<br />

beschäftigung erhalten.<br />

die hohe Anzahl jüngerer Arbeitnehmer in befristeten Arbeitsverhältnissen<br />

ist vor allem bedingt durch eine ständige Praxis der öffentlichen hand,<br />

Arbeitsverträge zu befristen. im bereich erziehung und unterricht werden<br />

76 % aller einstellungen befristet, im bereich Organisation ohne erwerbscharakter<br />

sind es 68 % und im bereich der öffentlichen Verwaltung 60 %.<br />

dies verzerrt die statistiken, die durchschnittswerte der gesamten Wirtschaft<br />

wiedergeben.<br />

den Koalitionspartnern ging es entsprechend<br />

ihren Wahlprogrammen bei<br />

dem instrument der befristeten teilzeit<br />

um eine bessere Vereinbarkeit von familie<br />

und beruf. die einführung eines<br />

generellen Anspruchs auf rückkehr zur<br />

ursprünglichen Arbeitszeit unabhängig<br />

vom grund für die befristete teilzeit<br />

lehnt die bdA ab. teilzeitbeschäftigte,<br />

die in Vollzeit arbeiten wollen, müssen<br />

bereits heute bei der besetzung eines<br />

Vollzeitarbeitsplatzes bevorzugt berücksichtigt<br />

werden. ein Anspruch, jederzeit<br />

ohne rücksicht auf die betrieblichen<br />

Möglichkeiten von teil- in Vollzeit<br />

zu wechseln, wäre dagegen nicht erfüllbar.<br />

der beste Weg, unfreiwillige<br />

teilzeit abzubauen, ist der Ausbau von<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen. darüber<br />

hinaus existieren schon heute viele<br />

tarifvertragliche und maßgeschneiderte<br />

betriebliche Lösungen, die auf eine<br />

hohe Akzeptanz stoßen.


17<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

eine Verschiebung der darlegungsund<br />

beweislast auf den Arbeitgeber<br />

bei einem Wunsch des Arbeitnehmers<br />

auf Verlängerung der Arbeitszeit wäre<br />

auch ein schwerwiegender eingriff in<br />

das recht des Arbeitgebers, seinen betrieb<br />

selbstbestimmt zu organisieren.<br />

die erbringung eines negativbeweises<br />

ist in der Praxis regelmäßig fast ausgeschlossen.<br />

Aufgabe und recht des<br />

Arbeitgebers sind es, zu entscheiden,<br />

welches Arbeitsvolumen bereitgehalten<br />

wird, wie es aufgeteilt wird und ob<br />

ein bewerber für eine freie stelle qualifiziert<br />

ist. Aus verfassungsrechtlichen<br />

gründen kann eine Verschiebung der<br />

darlegungs- und beweislast nicht dazu<br />

führen, dass der Arbeitgeber beweisen<br />

muss, dass er gar keine beschäftigungsmöglichkeit<br />

hat, um dem Wunsch<br />

des Arbeitnehmers zu entsprechen.<br />

die bdA hat sich in der politischen<br />

diskussion, wie z. b. bei den beratungen<br />

der bundesregierung zur demografiestrategie,<br />

intensiv gegen die schaffung<br />

eines befristeten teilzeitanspruchs<br />

eingesetzt. Vor dem hintergrund, dass<br />

sich in allen Parteiprogrammen für<br />

fAmiLie: häufigster grund für teiLzeit<br />

unfreiwillige teilzeit ist nicht die regel, sondern die Ausnahme. Laut statistischem<br />

bundesamt arbeitet ein großer teil der erwerbstätigen aus<br />

familiären gründen in teilzeit: fast ein drittel gibt familiäre Pflichten als<br />

grund an, wie die betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen.<br />

bei den teilzeitbeschäftigten frauen sind es sogar 54 %. ein weiterer<br />

wichtiger grund ist eine Aus- oder Weiterbildung (14,7 %). nur 3,2 % aller<br />

erwerbstätigen sind unfreiwillig in teilzeit beschäftigt.<br />

teiLzeittätigkeit meist Auf wunsch der Arbeitnehmer<br />

gründe für teilzeit, in %<br />

Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen<br />

2,7<br />

Sonstige familiäre oder persönliche Verantwortungsbereiche<br />

7,6<br />

26,1<br />

27,6<br />

23,0<br />

Aus- oder Weiterbildung<br />

6,4<br />

Krankheit oder Unfallfolgen<br />

6,8<br />

2,6<br />

35,9<br />

Vollzeittätigkeit aus anderen Gründen nicht erwünscht<br />

23,0<br />

24,1<br />

Vollzeittätigkeit nicht zu finden<br />

14,3<br />

Quelle: statistisches bundesamt, 2012


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

18<br />

die neue Legislaturperiode entsprechende<br />

Vorhaben fanden, wurden deren<br />

praktische Auswirkungen bereits<br />

im rahmen des bdA-Arbeitskreises<br />

„teilzeitansprüche“ eingehend erörtert.<br />

die bdA wird sich weiterhin dafür<br />

einsetzen, dass unternehmen durch<br />

eine fortentwicklung des teilzeitrechts<br />

nicht übermäßig belastet werden. dazu<br />

gehört insbesondere auch, dass ein<br />

Arbeitnehmer den Arbeitgeber durch<br />

seinen Verlängerungswunsch nicht<br />

verpflichten kann, unnötige, weil von<br />

ihm nicht gebrauchte Arbeitsvolumina<br />

bereitzustellen.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

argumente > „teilzeit weiterhin flexibel<br />

handhaben“<br />

rechtsmissbrAuch des teiLzeitAnspruchs<br />

der Arbeitgeber kann einen teilzeitanspruch nicht nur ablehnen, wenn ihm betriebliche gründe entgegenstehen,<br />

sondern auch dann, wenn der Arbeitnehmer ihn rechtsmissbräuchlich geltend macht. dies hat das bAg im fall<br />

eines flugzeugführers entschieden. der zuletzt als Kapitän beschäftigte Kläger hatte von seinem Arbeitgeber eine<br />

reduzierung seiner Arbeitszeit um 3,29 % verlangt. die verbleibende Arbeitszeit sollte so verteilt werden, dass er<br />

jeweils vom 22. dezember eines Jahres bis zum 2. Januar eines folgejahres frei hat. die beklagte hat den Antrag für<br />

rechtsmissbräuchlich gehalten und ihn deshalb abgelehnt.<br />

diese Auffassung hat das bAg bestätigt. die regelung zum teilzeitanspruch in § 8 tzbfg enthalte zwar keine Vorgaben<br />

hinsichtlich des umfangs der Vertragsänderung. insbesondere nenne sie kein Mindestmaß der Verringerung<br />

der Arbeitszeit. daher handle ein Arbeitnehmer, der nur eine verhältnismäßig geringfügige Verringerung seiner<br />

Arbeitszeit und eine bestimmte Verteilung der reduzierten Arbeitszeit verlangt, nicht per se rechtsmissbräuchlich.<br />

besondere umstände des einzelfalls, die darauf schließen lassen, der Arbeitnehmer wolle die ihm gem. § 8 tzbfg<br />

zustehenden rechte zweckwidrig dazu nutzen, unter inkaufnahme einer unwesentlichen Verringerung der Arbeitszeit<br />

und der Arbeitsvergütung eine blockweise freistellung durchzusetzen, könnten allerdings die Annahme eines<br />

rechtsmissbrauchs rechtfertigen.<br />

die besonderen umstände, die einen rechtsmissbrauch indizieren, lägen darin, dass die vom Kläger begehrte<br />

blockweise freistellung einen Zeitraum umfasse, in dem erfahrungsgemäß viele flugzeugführer der beklagten<br />

von der Verpflichtung zur Arbeitsleistung freigestellt werden wollen. der Kläger verfolge mit seinem geringfügigen<br />

Verringerungsverlangen die garantie freier tage jeweils vom 22. dezember eines Jahres bis zum 2. Januar des<br />

folgejahres, ohne damit rechnen zu müssen, dass sein urlaubsantrag für diese Zeit wegen entgegenstehender<br />

Wünsche anderer Arbeitnehmer abgelehnt werden könnte. damit nutze der Kläger eine formale rechtsposition, um<br />

einen Anspruch geltend zu machen, an dem er isoliert betrachtet kein erkennbares interesse hat.<br />

Zu recht bejaht das bAg die rechtsmissbräuchliche geltendmachung des teilzeitanspruchs. trotzdem ist für die<br />

umsetzung des urteils in die Praxis zu beachten, dass das bAg nicht jede geringfügige Arbeitszeitreduzierung,<br />

die mit einer bestimmten neuverteilung der restarbeitszeit verbunden ist, als rechtsmissbrauch ansieht. Kein<br />

rechtsmissbrauch liegt nach dem Arbeitsgericht stuttgart vor, wenn die Arbeitszeitverringerung einen dem tzbfg<br />

entsprechenden Zweck verfolgt, z. b. die Arbeitszeit an die Öffnungszeiten einer Kindertagesstätte angepasst werden<br />

soll.


19<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

gesetzentwurf zur Ausweitung<br />

der großelternzeit zu<br />

recht nicht weiter betrieben<br />

die bundesregierung hatte im rahmen<br />

der demografiestrategie im April <strong>2013</strong><br />

beschlossen, die elternzeit weiterzuentwickeln<br />

und dabei insbesondere<br />

die großelternzeit auszuweiten.<br />

bundesfamilienministerin dr. schröder<br />

hatte dazu einen referentenentwurf<br />

vorgelegt. die ressorts der beteiligten<br />

bundesministerien konnten sich nicht<br />

auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.<br />

neben der Ausweitung des elternzeitanspruchs<br />

auf alle großeltern,<br />

der auch gemeinsam mit den eltern in<br />

Anspruch genommen werden können<br />

sollte, sah der entwurf vor, dass ein<br />

Anteil der elternzeit von bis zu 24 Monaten<br />

(bisher 12 Monate) bis zur Vollendung<br />

des 14. Lebensjahres (bisher<br />

8. Lebensjahr) in Anspruch genommen<br />

werden kann. die inanspruchnahme<br />

eines Anteils von 24 Monaten<br />

der elternzeit bis zum 8. Lebensjahr<br />

wird im Koalitionsvertrag wieder aufgegriffen.<br />

die bdA hat sich mit ihrer stellungnahme<br />

„für eine praxistaugliche<br />

Ausgestaltung der elternzeit- und<br />

elterngeldregelungen“ vom 14. november<br />

2012 sowie im rahmen der<br />

beratungen der demografiestrategie<br />

der bundesregierung für eine<br />

praxis gerechte Ausgestaltung der<br />

elternzeit- und elterngeldregelungen<br />

eingesetzt. Zahlreiche gesetzliche,<br />

tarifvertragliche und betriebliche regelungen<br />

unterstützen heute bereits<br />

umfassend die Vereinbarkeit von beruf<br />

und familie. die bdA hat deutlich<br />

gemacht, dass es einer Ausweitung<br />

des Anspruchs auf großelternzeit<br />

darüber hinaus nicht bedarf. Auch<br />

großeltern haben nach dem tzbfg<br />

einen Anspruch, ihre Arbeitszeit zu<br />

reduzieren. Zudem können sie betreuungsengpässe<br />

mit einer Arbeitszeitreduzierung<br />

nach dem gesetz zum<br />

elterngeld und zur elternzeit (beeg)<br />

abfedern, sofern ein elternteil minderjährig<br />

ist, kurz vor dem Ausbildungsabschluss<br />

steht oder krank ist.<br />

hilfreicher als eine großelternzeit ist<br />

es, eltern mit einer ausreichenden<br />

und qualifizierten staatlichen Kinderbetreuung<br />

zu unterstützen.<br />

Arbeitszeitflexibilität<br />

stärken<br />

die Möglichkeit, flexible Arbeitszeitregelungen<br />

zwischen Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern zu treffen, ist für<br />

alle beteiligten unverzichtbar. flexible<br />

Arbeitszeiten sind ein zunehmend<br />

wichtiger faktor im Wettbewerb um<br />

fachkräfte. Arbeitszeitflexibilität unterstützt<br />

die Vereinbarkeit von familie<br />

und beruf. die tarifvertragsparteien<br />

haben in vielen branchen in den letzten<br />

Jahren den rahmen dafür geschaffen,<br />

dass auf betrieblicher ebene solche<br />

Lösungen gefunden werden können.<br />

flexible Arbeitszeitregelungen sind ein<br />

beleg für das sinnvolle ineinandergreifen<br />

von tarifvertrag, betriebsvereinbarung<br />

und Arbeitsvertrag.<br />

der rahmen für Arbeitszeit flexibilität<br />

wird in deutschland durch verschiedene<br />

gesetze vorgegeben. insbesondere<br />

das Arbeitszeitgesetz (ArbZg)<br />

ist noch an vielen stellen reformbedürftig.<br />

so schöpft es Arbeitszeitflexibilität,<br />

die von der europäischen<br />

LebensArbeitszeitkonten wenig verbreitet<br />

Verbreitung der verschiedenen Arten von Arbeitszeitkonten in den<br />

unternehmen, in %<br />

Gleitzeit-, Überstunden- oder Flexi-Konten<br />

mit einem Ausgleichszeitraum von mehr als einem Jahr<br />

Langzeitkonten mit Wertguthaben<br />

für längere Freistellungen<br />

14<br />

29<br />

befragung von 4.699 geschäftsführern, Personalleitern oder filialleitern von<br />

september bis Oktober 2010; unternehmen mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen<br />

beschäftigten<br />

Quelle: iW Köln, 2012<br />

Gleitzeit-, Überstunden- oder Flexi-Konten<br />

ohne festgelegten Ausgleichszeitraum<br />

Gleitzeit-, Überstunden- oder Flexi-Konten mit<br />

einem Ausgleichszeitraum von bis zu einem Jahr


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und Tarifrecht<br />

20<br />

Flexible Arbeitszeiten unverzichtbar für unternehmen<br />

Verbreitung von Arbeitszeitmodellen in Unternehmen verschiedener Branchen, in %<br />

Unternehmensnahe Dienstleistungen,<br />

Finanzsektor,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

4<br />

24<br />

75<br />

Gesellschafts- und personennahe<br />

Dienstleistungen<br />

2<br />

43<br />

63<br />

Metall- und<br />

Elektrobranche<br />

3<br />

40<br />

58<br />

Großhandel, Verkehr, Logistik,<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

27<br />

53<br />

Einzelhandel,<br />

Gastgewerbe<br />

35<br />

50<br />

Sonstiges<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

2<br />

42<br />

54<br />

Alle Unternehmen<br />

2<br />

37<br />

58<br />

Hohe Flexibilität bei Arbeitszeiten<br />

Jahresarbeitszeitkonten<br />

Lebensarbeitszeitkonten<br />

Befragung von 1.853 Personalverantwortlichen im Juli und August 2010;<br />

alle Unternehmen mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten;<br />

Mehrfachnennungen und keine Angaben möglich<br />

Quelle: IW Köln, 2012


21<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

Arbeitszeitrichtlinie vorgegeben wird,<br />

nicht in vollem umfang aus. entsprechend<br />

der rechtspolitischen diskussion<br />

zu beginn des 20. Jahrhunderts gilt<br />

z. b. als Maßstab für die bemessung<br />

der zulässigen höchstarbeitszeit eine<br />

tägliche Arbeitszeit. die richtlinie der<br />

eu ist hier viel weiter, indem sie auf<br />

eine wöchentliche höchstarbeitszeit<br />

rekurriert. An dieser stelle sollte das<br />

ArbZg entsprechend angepasst werden.<br />

ein wichtiges flexibilisierungsinstrument<br />

stellen Arbeitszeitkonten<br />

dar. es war ein bedeutender erfolg der<br />

bdA, dass flexible Arbeitszeitkonten<br />

auch künftig ohne bürokratischen Aufwand<br />

möglich sind. in der Wirtschaftskrise<br />

2009 haben Arbeitszeitkonten<br />

für kurzzeitige Arbeitszeitschwankungen<br />

(sog. flexi-Konten) wesentlich<br />

dazu beigetragen, Auftragsrückgänge<br />

abzufedern und Arbeitnehmer in den<br />

unternehmen zu halten. in Zeiten mit<br />

guter Auftragslage können Arbeitszeitkonten<br />

dazu genutzt werden, um<br />

auf Auftragsspitzen schnell zu reagieren.<br />

flexi-Konten sind ein unverzichtbarer<br />

baustein für eine moderne Arbeitszeitorganisation.<br />

die nutzung von Zeitwertkonten<br />

als Lebensarbeitszeitkonten ist eine<br />

Möglichkeit, den Übergang aus dem<br />

erwerbsleben in den ruhestand flexibel<br />

den bedürfnissen von betrieben<br />

und Arbeitnehmern anzupassen. bei<br />

der durch das sog. flexi-ii-gesetz<br />

geschaffenen rahmenregelung besteht<br />

aber Optimierungsbedarf. die<br />

gesetzlichen rahmenbedingungen für<br />

Lebensarbeitszeitkonten müssen so<br />

unbürokratisch und flexibel wie möglich<br />

sein, ohne dass die sicherheit der<br />

angesparten Werte gefährdet wird.<br />

nach einer von der bundesregierung<br />

in Auftrag gegebenen evaluation bieten<br />

erst 2 % aller betriebe Wertguthaben<br />

an.<br />

die bundesregierung hat angekündigt<br />

zu prüfen, welche Maßnahmen<br />

dazu beitragen können, die Verbreitung<br />

von Wertguthaben insbesondere<br />

bei kleinen und mittleren unternehmen<br />

zu erleichtern. dazu muss identifiziert<br />

werden, welche hindernisse<br />

bzw. gründe für die unzureichende<br />

nutzung bestehen. Außerdem wäre es<br />

wünschenswert, gerade kleinen und<br />

mittleren betrieben verstärkt passgenaue<br />

hilfestellungen anzubieten,<br />

um Wertguthaben einzuführen. die<br />

bundesregierung wird die entwicklung<br />

geeigneter instrumente initiieren<br />

(z. b. checklisten, handlungsleitfäden,<br />

standardisierungen, prototypische<br />

formen der Anwendung).<br />

um Wertguthaben besser nutzen<br />

zu können, haben sich die sozialpartner<br />

im rahmen der demografiestrategie<br />

darauf geeinigt, dass folgender<br />

Ansatz überprüft wird: Je mehr Mitarbeiter<br />

in einem unternehmen beschäftigt<br />

sind, desto unpraktikabler<br />

ist die bestehende regelung, dass<br />

jeder einzelne beschäftigte einem<br />

Wechsel des trägers der insolvenzsicherung<br />

der Wertguthaben zustimmen<br />

muss. sofern im unternehmen<br />

ein betriebsrat besteht, sollte dessen<br />

Zustimmung ausreichen. darüber hinaus<br />

werden die sozialpartner und<br />

fachleute die diskussion über weitere<br />

zu überprüfende regelungen und gesetzgeberische<br />

Anpassungsnotwendigkeiten<br />

fortsetzen, die die Attraktivität<br />

von Wertguthaben steigern.<br />

unter federführung von bdA und<br />

dgb wurden im rahmen der demografiestrategie<br />

von der Arbeitsgruppe<br />

„Motiviert, qualifiziert und gesund arbeiten“<br />

die – teils unterschiedlichen –<br />

Positionen zur flexiblen gestaltung<br />

des Übergangs in den ruhestand sowie<br />

zu den rahmenbedingungen für<br />

flexible Arbeitszeitgestaltung herausgearbeitet.<br />

die bdA hat sich in einem<br />

Workshop des bundesarbeitsministeriums<br />

für eine rechtssichere beschäftigungsmöglichkeit<br />

älterer, die bereits<br />

das renteneintrittsalter erreicht<br />

haben, eingesetzt. um Kalkulierbarkeit<br />

und rechtssicherheit für Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer zu unterstützen,<br />

könnten etwa die einschlägigen<br />

Vorschriften im sgb Vi so angepasst<br />

werden, dass eine beschäftigung<br />

auch über die Vollendung des renteneintrittsalters<br />

hinaus planbar bleibt.<br />

die bestehenden tariflichen und arbeitsvertraglichen<br />

regelungen im<br />

renteneintrittsalter würden dadurch<br />

nicht in frage gestellt.


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

22<br />

für eine „rentnerbeschäftigung“<br />

bedarf es maßgeschneiderter Lösungen<br />

für den einzelfall und verlässlicher<br />

rechtsgrundlagen, die z. b. das<br />

hinausschieben der automatischen<br />

beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

möglich machen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Arbeitszeitkonten“<br />

mobile Arbeits- und<br />

kommunikationsmittel –<br />

kein zusätzlicher<br />

regulierungsbedarf<br />

Mobile Arbeits- und Kommunikationsmittel<br />

bieten chancen. Vollkommen zu<br />

recht gehen daher auch die Koalitionspartner<br />

davon aus, dass sich durch die<br />

zunehmende digitalisierung chancen<br />

für flexible Arbeitszeit modelle zur besseren<br />

Vereinbarkeit von familie und<br />

beruf ergeben. bei der z. t. einseitig<br />

geführten diskussion über mobile Arbeits-<br />

und Kommunikationsmittel werden<br />

diese chancen oft nicht erwähnt.<br />

Mobile Arbeits- und Kommunikationsmittel<br />

ermöglichen es, Arbeit ortsunabhängig<br />

nachzugehen, also auch außerhalb<br />

des betriebs, wenn dies z. b. aus<br />

familiären gründen erforderlich ist.<br />

die bdA hat im rahmen ihres Leitfadens<br />

„Vernetzung der Arbeitswelt<br />

fördert flexibilität und beschäftigung“<br />

deutlich gemacht, welche chancen<br />

mobile Arbeits- und Kommunikationsmittel<br />

bieten. Kein Arbeitnehmer muss<br />

dabei ständig erreichbar sein. die geltenden<br />

europäischen und nationalen<br />

bestimmungen sichern vielmehr den<br />

gesundheitsschutz der Arbeitnehmer<br />

in umfassender Weise. das Arbeitszeitrecht<br />

steht einer dauerbeanspruchung<br />

zu recht klar entgegen. neue gesetzliche<br />

regelungen sind daher nicht erforderlich.<br />

die Koalitionspartner appellieren<br />

in diesem Zusammenhang an die<br />

tarifvertragsparteien, tätig zu werden<br />

und regelungen für telearbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Moderne Arbeitsformen“<br />

offshore-Arbeitszeit flexibel<br />

gestaltet – energiewende<br />

wird unterstützt<br />

Zum 1. August <strong>2013</strong> ist das seearbeitsgesetz<br />

in Kraft getreten. dieses erstreckt<br />

die Anwendung des ArbZg<br />

auf die Ausschließliche Wirtschaftszone<br />

(AWZ) deutschlands, die bis zu


23<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

200 seemeilen vor die deutsche Küste<br />

reicht. damit würden tätigkeiten in der<br />

Offshore-industrie dem regime des<br />

ArbZg unterliegen, das eine tägliche<br />

höchstarbeitszeit von zehn stunden<br />

vorsieht.<br />

Auf initiative der bdA wird jedoch<br />

Abhilfe durch die zugleich in Kraft tretende<br />

Offshore-Arbeitszeit-Verordnung<br />

(OffshoreArbZV) geschaffen. nach dieser<br />

kann u. a. der Offshore-einsatzzeitraum<br />

für bis zu 14 tage am stück auf<br />

bis zu zwölf stunden pro tag erhöht<br />

werden. die über acht stunden hinausgehende<br />

Arbeitszeit wird an Land<br />

ausgeglichen. damit wird das auch international<br />

in der Praxis gelebte Zweischichten-system<br />

möglich. Zugleich<br />

wird den bedürfnissen der Arbeitnehmer<br />

rechnung getragen, denen nach<br />

intensiven Offshore-einsatzphasen mit<br />

z. t. langen Anreisewegen Zeit an Land<br />

zur Verfügung steht. die OffshoreArbZV<br />

schafft die arbeitszeitrechtlich erforderliche<br />

flexibilität, um die energiewende<br />

voranzubringen, insbesondere<br />

durch die errichtung von Windparks.<br />

die bdA hat sich im gesetzgebungsbzw.<br />

Verordnungsverfahren für praktikable<br />

Lösungen eingesetzt. durch die<br />

nun erlassene OffshoreArbZV wurde<br />

dieses Ziel erreicht.<br />

rechtssicherheit im<br />

urlaubsrecht schaffen<br />

Mit einem urteil vom Juni <strong>2013</strong> hat der<br />

europäische gerichtshof (eugh) erneut<br />

die systematik des urlaubsrechts<br />

durcheinandergeworfen. der eugh hat<br />

nun geurteilt, dass teilzeitarbeitnehmer<br />

hinsichtlich ihres urlaubs teilweise<br />

wie Vollzeitarbeitnehmer zu behandeln<br />

sind. Kann ein urlaubsanspruch<br />

wegen Krankheit nicht verwirklicht<br />

werden und wechselt der Arbeitnehmer<br />

nach seiner genesung in teilzeit,<br />

muss er für den nicht genommenen<br />

urlaubs anspruch wie eine Vollzeitkraft<br />

behandelt werden. demgegenüber<br />

entsprach es bisher der systematik in<br />

deutschland und vielen anderen europäischen<br />

staaten, den urlaub zeitratierlich<br />

anzupassen. in Zeiten, in denen<br />

ohnehin keine Arbeitspflicht besteht,<br />

ist es sinnlos, eine Arbeitsfreistellung<br />

qua gesetzes zu gewähren.<br />

für Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

ist wichtig, dass das urlaubsrecht<br />

wieder eine klare Linie erhält und für<br />

die Arbeitsvertragsparteien rechtssicherheit<br />

geschaffen wird. Zielführend<br />

ist hierfür, auf die rechtsprechung des<br />

eugh gesetzgeberisch zu reagieren.<br />

im bundesurlaubsgesetz (burlg) sollte<br />

klargestellt werden, dass urlaub<br />

auch bei lang andauernder Krankheit<br />

spätestens 15 Monate nach ende des<br />

urlaubsjahres verfällt. Zugleich sollte<br />

es möglich sein, den Jahresurlaub entsprechend<br />

den Monaten des Jahres in<br />

teilurlaub aufzuteilen und diesen abschnittsweise<br />

zu berechnen. dies ist<br />

bereits für bestimmte Konstellationen<br />

(beginn und ende des Arbeitsverhältnisses)<br />

in § 5 burlg geregelt. der Anwendungsbereich<br />

dieser norm sollte<br />

weiter ausgedehnt werden. Vor allem<br />

beim Wechsel von Voll- in teilzeitbeschäftigung<br />

bzw. bei rückkehr zur Vollzeitbeschäftigung<br />

ermöglicht eine abschnittsweise<br />

berechnung des urlaubs<br />

sachgerechte Lösungen. die bdA setzt<br />

sich – auch auf europäischer ebene –<br />

für praxisgerechte Lösungen ein.<br />

Antidiskriminierungsstelle<br />

des bundes stellt die situation<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

verzerrt dar<br />

die Antidiskriminierungsstelle des<br />

bundes (Ads) hat der bundesregierung<br />

alle vier Jahre einen bericht über empfehlungen<br />

zur beseitigung und Vermeidung<br />

von benachteiligungen vorzulegen.<br />

Am 13. August <strong>2013</strong> hat sie ihren<br />

bericht dem deutschen bundestag<br />

übergeben. er behandelt das thema<br />

„diskriminierung im bildungsbereich<br />

und im Arbeitsleben“. im Koalitionsvertrag<br />

wurde vereinbart, dass die ergebnisse<br />

der evaluierung der Ads zu empfehlungen<br />

führen und diese umgesetzt<br />

werden.<br />

die förderung von Vielfalt einerseits<br />

bzw. die bekämpfung und Verhinderung<br />

von diskriminierung andererseits<br />

sind wichtige gesellschaftliche<br />

Ziele. in deutschland ist beides eine<br />

selbstverständlichkeit. ein gutes Arbeitsklima<br />

liegt im interesse von Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern. es


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

24<br />

trägt zur Arbeitszufriedenheit und damit<br />

auch zur Motivation der beschäftigten<br />

bei. Zufriedene Arbeitnehmer<br />

sind gesünder und produktiver. damit<br />

ist das bewusste eintreten des Arbeitgebers<br />

für ein benachteiligungsfreies<br />

Arbeitsumfeld nicht nur eine frage<br />

des Anstands und der erfüllung gesetzlicher<br />

Vorgaben, sondern auch<br />

eine frage der wirtschaftlichen Vernunft.<br />

der bericht stellt die Wirklichkeit<br />

verzerrt dar, wenn u. a. behauptet<br />

wird, dass in deutschland diskriminierungen<br />

und benachteiligungen im<br />

bildungsbereich und im Arbeitsleben<br />

weit verbreitet seien. damit wird die<br />

betriebliche realität ignoriert. die<br />

Oecd hat dem deutschen Arbeitsmarkt<br />

gerade erst bescheinigt, dass<br />

die Arbeitsbedingungen im internationalen<br />

Vergleich weit überdurchschnittlich<br />

sind. die Verzerrung gilt<br />

besonders für die diffamierung flexibler<br />

Arbeitsbeziehungen als „dirty,<br />

dangerous and difficult“. schon die<br />

reine bewertung von Arbeitsvertragstypen<br />

ist vom gesetz nicht dem<br />

Kompetenzbereich der Ads zugewiesen.<br />

Vor allem aber gehen diese<br />

einschätzungen völlig an der sache<br />

vorbei: flexible beschäftigungsformen<br />

haben ganz wesentlich zu den<br />

Arbeitsmarkterfolgen der letzten<br />

Jahre beigetragen und wirken damit<br />

diskriminierungen entgegen. nicht<br />

zielführend sind vor allem forderungen<br />

nach einführung eines Verbandsklagerechts,<br />

von Quoten für frauen in<br />

führungspositionen und für andere<br />

„unterrepräsentierte gruppen“, die<br />

undifferenzierten Ausführungen zu<br />

entgeltunterschieden und zu den Arbeitsbedingungen<br />

in deutschland.<br />

die bdA hat sich in ihrer stellungnahme<br />

vom 26. April <strong>2013</strong> bereits im<br />

entwurfsstadium des berichts deutlich<br />

gegen zahlreiche forderungen<br />

gewandt. sie wird sich weiterhin dafür<br />

einsetzen, dass die betriebliche realität<br />

richtig dargestellt wird.<br />

kein weiterer regelungsbedarf<br />

bei daten- und<br />

informantenschutz<br />

die geplante europäische datenschutzgrundverordnung<br />

hat in den<br />

vergangenen Monaten zu kontroversen<br />

debatten im europäischen Parlament<br />

und rat über die zukünftige gestaltung<br />

des datenschutzes in europa<br />

geführt. der federführende innenausschuss<br />

des europäischen Parlaments<br />

hat mit großer Mehrheit seinen bericht<br />

zur Verordnung verabschiedet.<br />

die festlegung auf eine gemeinsame<br />

Linie im rat steht weiterhin aus, die<br />

Verhandlungen dauern an. für Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer ist der Aspekt<br />

des beschäftigtendatenschutzes<br />

besonders relevant. im Koalitionsvertrag<br />

wurde vereinbart, weitere nationale<br />

regelungen zu treffen, falls es<br />

nicht zu einer europäischen regelung<br />

kommt. Vereinbart wurde auch, weitergehende<br />

standards zum beschäftigtendatenschutz,<br />

als sie die Verordnung<br />

vorsieht, auf nationaler ebene zu<br />

ermöglichen.<br />

die unternehmen haben ein großes<br />

interesse an einheitlichen regelungen<br />

zum datenschutz. gerade bei<br />

grenzüberschreitenden Aktivitäten<br />

führen unterschiedliche rechtliche<br />

Vorgaben zu hohem bürokratischem<br />

Aufwand. deshalb unterstützt die<br />

bdA die bestrebungen der eu-Kommission<br />

nach einer harmonisierung<br />

des datenschutzes auf europäischer<br />

grundlage. die bdA setzt sich dafür<br />

ein, dass eine weitgehende harmonisierung<br />

auch für den beschäftigtendatenschutz<br />

gilt.<br />

in der eu-datenschutzgrundverordnung<br />

sollten betriebsvereinbarungen<br />

und tarifverträge auch weiterhin<br />

als grundlage für datenverarbeitungen<br />

festgeschrieben werden. die bdA<br />

macht sich für die Klarstellung in der<br />

datenschutzgrundverordnung stark,<br />

dass dies unzweifelhaft sichergestellt<br />

ist. gerade betriebsvereinbarungen<br />

zwischen Arbeitgebern und<br />

Arbeitnehmervertretern gewährleisten,<br />

dass unbestimmte rechtliche Vorgaben<br />

„vor Ort“ praxisnah umgesetzt<br />

werden. deshalb ist es ein wichtiger<br />

schritt, dass der innenausschuss des


25<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

europäischen Parlaments die regelung<br />

der datenverarbeitung auf der<br />

grundlage von Kollektivvereinbarungen<br />

grundsätzlich zulassen will.<br />

eine Vielzahl von unternehmen hat<br />

entschieden, betriebliche regelungen<br />

zum Whistleblowing zu schaffen<br />

und damit auch datenschutz rechtliche<br />

fragen zu regeln. dies ist sowohl ein<br />

beispiel für die notwendigkeit maßgeschneiderter<br />

Lösungen im datenschutz<br />

als auch dafür, dass gesetzliche<br />

regelungen für hinweisgeber<br />

überflüssig sind. deutschland hat alle<br />

internationalen Verpflichtungen durch<br />

die bestehenden gesetzlichen Verpflichtungen<br />

erfüllt. ein weiterer gesetzlicher<br />

regelungsbedarf ist nicht<br />

vorhanden.<br />

die bdA setzt sich zudem dafür<br />

ein, die einwilligung auch weiterhin<br />

im beschäftigungsverhältnis zu erlauben.<br />

dass der innenausschuss des<br />

europäischen Parlaments sich deshalb<br />

im gegensatz zur eu-Kommission<br />

für die einwilligung im beschäftigungsverhältnis<br />

starkmacht, ist ein<br />

positives Zeichen hin zu mehr Privatautonomie.<br />

es ist vollkommen richtig,<br />

dass die neue bundesregierung das<br />

europäische gesetzgebungsverfahren<br />

abwarten will, bevor neue nationale<br />

regelungen diskutiert werden.<br />

nicht richtig ist es, die mit der<br />

europäischen Verordnung angestrebte<br />

europaweite Vereinheitlichung des<br />

datenschutzes durch weitergehende<br />

nationale regelungen auch im bereich<br />

des beschäftigungsverhältnisses<br />

zu konterkarieren.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Arbeitnehmerdatenschutz“<br />

und unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

argumente > „Whistleblowing –<br />

neue gesetze überflüssig“<br />

compliance für Arbeitgeber<br />

verbände ein<br />

wichtiges Anliegen<br />

die einhaltung von gesetzen ist für<br />

Arbeitgeberverbände und ihre Arbeit<br />

ein wichtiges Anliegen. das gilt auch<br />

für das Wettbewerbsrecht. im rahmen<br />

der Verbandsarbeit kommen bei<br />

verschiedenen Anlässen Vertreter


dA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Arbeits- und tArifrecht<br />

26<br />

von unternehmen zusammen. der<br />

dabei erfolgende Meinungsaustausch<br />

ist im rahmen von tarifverhandlungen<br />

zwingend erforderlich, um eine<br />

einheitliche Verhandlungsposition auf<br />

Arbeitgeberseite zu schaffen und<br />

spielräume bei tarifverhandlungen<br />

abschätzen zu können. der im rahmen<br />

von tarifverhandlungen erfolgende<br />

informationsaustausch ist daher umfassend<br />

durch die tarifautonomie gegenüber<br />

dem Wettbewerbsrecht privilegiert.<br />

sonstige Verbandsaktivitäten<br />

sind dagegen am Wettbewerbsrecht<br />

zu messen.<br />

die bdA hat zum thema „Wettbewerbsrecht<br />

und tarifautonomie“<br />

einen Leitfaden erstellt. darin wird<br />

vor allem der besondere schutz, den<br />

der informationsaustausch im rahmen<br />

von tarifverhandlungen durch<br />

Art. 9 Abs. 3 gg genießt, deutlich gemacht.<br />

Zudem wird klargestellt, dass<br />

die Arbeitgeberverbände sich für eine<br />

einhaltung vor allem des Wettbewerbsrechts<br />

in Zusammenhang mit<br />

ihrer tätigkeit einsetzen. beispielhaft<br />

werden elemente einer complianceerklärung<br />

dargestellt.<br />

gesellschaftsrecht vor<br />

überfrachtung schützen<br />

das von den Koalitionspartnern<br />

erwogene unternehmensstrafrecht<br />

ist systemwidrig und überflüssig. das<br />

bestehende straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht<br />

bietet bereits alle Möglichkeiten,<br />

Verantwortliche von straftaten<br />

zur rechenschaft zu ziehen. das<br />

geltende und bewährte individuelle<br />

schuld- und haftungsprinzip muss<br />

erhalten werden. Kollektiv wirkende<br />

strafvorschriften für unternehmen<br />

würden im ergebnis dazu führen,<br />

dass indirekt alle beschäftigten eines<br />

unternehmens für Verfehlungen<br />

einzelner haften. das bestehende<br />

Ordnungswidrigkeitenrecht sorgt bereits<br />

dafür, dass neben der geldbuße,<br />

die unternehmen bereits empfindlich<br />

trifft, instrumente des Verfalls und<br />

der Vorteilsabschöpfung in betracht<br />

kommen. ein darüber hinausgehender<br />

regelungsbedarf ist nicht vorhanden.<br />

ebenso wenig bieten sich änderungen<br />

bei der festsetzung der Vergütung<br />

von Vorständen an. gehaltsexzesse<br />

gibt es in deutschland nicht. die<br />

Aufsichtsräte nehmen ihre Aufgaben<br />

verantwortungsvoll wahr. der breit<br />

akzeptierte corporate governance<br />

Kodex, der von allen deutschen dAXund<br />

MdAX-unternehmen angewendet<br />

wird, enthält umfassende regelungen<br />

zur transparenz – jegliches weitere<br />

gesetz würde den bewährten freiwilligen<br />

Kodex obsolet machen. die ergänzungen<br />

des Kodex im Jahr <strong>2013</strong> sehen<br />

vor, dass die Vorstandsvergütung betragsmäßige<br />

höchstgrenzen aufweisen<br />

soll und dass der Aufsichtsrat das<br />

Verhältnis von Vorstandsvergütung<br />

zur Vergütung des oberen führungskreises<br />

und der belegschaft insgesamt<br />

auch in der zeitlichen entwicklung<br />

berücksichtigen soll.<br />

neue ziele beim bürokratieabbau<br />

setzen<br />

der nationale normenkontrollrat<br />

(nKr) hat im Monitor erfüllungsaufwand<br />

im Juli <strong>2013</strong> festgestellt, dass<br />

seit Juli 2011 der erfüllungsaufwand,<br />

also der Zeitaufwand und die<br />

Kosten, die bei Wirtschaft, bürgern<br />

und Verwaltung zur erfüllung einer<br />

bundesrechtlichen norm entstehen,<br />

um rd. 2,1 Mrd. € netto angestiegen<br />

ist, davon allein für die Wirtschaft<br />

mit einer zusätzlichen belastung von<br />

1,4 Mrd. €.<br />

dieser negativen entwicklung<br />

muss durch die neue bundesregierung<br />

mit verstärkten Anstrengungen<br />

entgegengewirkt werden. Zwar<br />

wollen die Koalitionspartner spürbare<br />

entlastungen bei unnötiger<br />

bürokratie schaffen, insbesondere<br />

entlastungen bei den informationspflichten.<br />

Zielführend dazu wäre es,<br />

wenn sich die neue bundes regierung<br />

direkt ein quantifizierbares Abbauziel<br />

auch beim erfüllungsaufwand setzen<br />

würde. die erfahrung beim Abbau<br />

der durch informationspflichten entstehenden<br />

Kosten hat gezeigt, dass<br />

nur ein quantifizierbares Abbauziel<br />

bei allen beteiligten zu dem engagement<br />

führt, das für einen effektiven<br />

bürokratieabbau erforderlich ist. die


27<br />

Arbeits- und tArifrecht | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bdA<br />

bdA hat sich im rahmen der Projektgruppe<br />

„einfacher beschäftigen“ im<br />

Austausch mit Vertretern der bundesregierung<br />

und des nKr sowie in<br />

regelmäßigen gesprächen mit politischen<br />

entscheidungsträgern für einen<br />

weiteren Abbau bürokratischer<br />

belastungen eingesetzt. Zugleich<br />

wollen sich die Koalitionspartner für<br />

einen normenkontrollmechanismus<br />

auf europäischer ebene starkmachen.<br />

dies entspricht einer stetig wiederholten<br />

forderung der bdA nach einem<br />

europa-nKr.<br />

2,1 Mrd. €<br />

beträgt der Anstieg von bürokratiekosten<br />

für Wirtschaft, bürger und<br />

Verwaltung seit 2011.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

bürokratieabbau<br />

stAtt bürokrAtieAbbAu: erfüLLungsAufwAnd stArk Angestiegen<br />

in Mrd. €<br />

2,1<br />

Zusätzlicher<br />

gesamter jährlicher<br />

Erfüllungsaufwand<br />

1,4 Zusätzlicher<br />

jährlicher Erfüllungsaufwand<br />

der<br />

Wirtschaft<br />

Juli 2011 Juli <strong>2013</strong><br />

Quelle: nationaler normenkontrollrat, <strong>2013</strong>


LOHN- UND<br />

TARIFPOLITIK


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

30<br />

Tarifjahr <strong>2013</strong> – geprägt<br />

durch differenzierte<br />

Entgeltabschlüsse<br />

die tarifverhandlungen <strong>2013</strong> standen<br />

wie seit Langem nicht mehr im Zeichen<br />

der entgeltentwicklung. dabei<br />

erzielten die tarifvertragsparteien<br />

in über 60 branchen differenzierte<br />

Verhandlungsergebnisse, die den<br />

betrieben neben branchenadäquaten<br />

tarifsteigerungsraten mehrheitlich<br />

planungssicherheit durch lange Laufzeiten<br />

bieten.<br />

die zu beginn des Jahres verstärkten<br />

forderungen nach überdurchschnittlich<br />

hohen tariflohnsteigerungen<br />

– von seiten der gewerkschaften,<br />

von einzelnen Wirtschaftswissenschaftlern<br />

bzw. politikern aus dem europäischen<br />

ausland – fanden erfreulicherweise<br />

in den tarifabschlüssen<br />

grundsätzlich keinen nachhall. die<br />

tarifpartner ließen sich von den wirtschaftspolitisch<br />

zweifelhaften aufforderungen,<br />

die Wirtschaft konjunkturell<br />

angeschlagener eu-Länder durch<br />

kräftige Lohnanstiege in deutschland<br />

zu stärken, nicht beirren. Vielmehr<br />

war die branchenkonjunktur auch<br />

<strong>2013</strong> wieder der kompass für eine angemessene<br />

tariflohnentwicklung.<br />

das tarifjahr war anfangs von<br />

einem äußerst schwachen konjunkturellen<br />

einstieg und anschließend<br />

von einer steigenden exportnachfrage<br />

– insbesondere im verarbeitenden<br />

gewerbe – geprägt. die vereinbarten<br />

tarifsteigerungsraten für <strong>2013</strong> lagen<br />

schließlich mehrheitlich bei 3 %, die<br />

spanne reichte hingegen von 1,5 % bis<br />

4 %. dieses ergebnis zeigt deutlich,<br />

dass die beschäftigten auch dieses<br />

Jahr, soweit es sich tariflich abbilden<br />

ließ, vom erfolg ihrer branche profitierten.<br />

Zugleich veranschaulicht die<br />

bestehende differenziertheit die tarifpolitische<br />

anpassungsfähigkeit an<br />

unterschiedliche wirtschaftliche gegebenheiten<br />

der branchen und Möglichkeiten<br />

der betriebe.<br />

ein weniger differenziertes, aber<br />

nicht minder positives bild zeigt der<br />

blick auf die vereinbarten Laufzeiten,<br />

nullmonate und einmalzahlungen.<br />

Überwiegend gelten die<br />

Lohntarifverträge länger als 20 Monate<br />

– oftmals gar länger als zwei Jahre<br />

– und sie geben den betrieben<br />

damit in konjunkturell immer noch<br />

unsicheren Zeiten wichtige planungssicherheit.<br />

genauso häufig wie lange<br />

Laufzeiten gehören auch dieses Jahr<br />

nullmonate – oftmals kombiniert mit<br />

einmalzahlungen vor beginn der ersten<br />

entgeltanhebung – zu den wirtschaftlich<br />

noch vertretbaren belastungen<br />

aus den Lohnabschlüssen.<br />

eine weniger ausgeprägte rolle<br />

spielten diesmal hingegen betriebliche<br />

flexibilisierungsmöglichkeiten in<br />

form von Öffnungsklauseln. Lediglich<br />

in der kautschukindustrie und der papiererzeugenden<br />

industrie konnte der<br />

einsatz einer entgeltanhebungsstufe<br />

variiert werden – dabei handelte es<br />

sich in der kautschukindustrie lediglich<br />

um das Vorziehen einer der vereinbarten<br />

entgeltsteigerungen.<br />

dieses bild verdeutlicht den von der<br />

bda stets hervorgehobenen verantwortungsvollen<br />

umgang der tarifpartner<br />

mit dem tarifpolitischen instrumentarium.<br />

standen in Zeiten wirtschaftlicher<br />

schwierigkeiten und hoher arbeitslosigkeit<br />

vor allem Öffnungsklauseln im<br />

bereich der arbeitszeit und bei massiven<br />

konjunkturschwankungen vor<br />

allem flexibilisierungsmöglichkeiten<br />

im bereich der entgeltgestaltung im<br />

Vordergrund der tarifrunden, kann in<br />

wirtschaftlich gesünderen phasen der<br />

schwerpunkt auf der tariflohnanhebung<br />

liegen. Wichtig ist, dass die tarifeinigungen<br />

letztlich immer die wirtschaftliche<br />

Lage und die betrieblichen<br />

gegebenheiten widerspiegeln und die<br />

gewerkschaften branchenweit die tür<br />

zu notwendigen betrieblichen flexibilisierungsspielräumen<br />

offen halten.<br />

dass dies trotz der tarifpolitischen erfolge<br />

der jüngeren Vergangenheit noch<br />

nicht für alle branchen selbstverständlich<br />

ist, zeigt sich dieses Jahr deutlich<br />

am beispiel des einzelhandels. die<br />

ab Mai laufenden regionalen tarifverhandlungen,<br />

bei denen die arbeitgeber<br />

neben einer moderaten entgeltentwicklung<br />

wichtige strukturelle änderungen<br />

auch bei Manteltarifmaterien<br />

angestrebt haben, wurden von ver.di<br />

lange blockiert und führten erst anfang<br />

dezember zu einer ersten einigung in<br />

baden-Württemberg.


31<br />

Lohn- und Tarifpolitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

LANge LAUFzEITEN und differenzIERTE EntgELT ANHEBUNgen prägen<br />

DIE TARIFABscHLüsse <strong>2013</strong><br />

Tarifbereich (Laufzeit)<br />

Landwirtschaft<br />

(Mrz. <strong>2013</strong> bis Jun. 2015, regional angepasst)<br />

Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie<br />

(Jan. <strong>2013</strong> bis Apr. 2014, regional angepasst)<br />

Steinkohlebergbau<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Dez. 2014)<br />

Eisen- und Stahlindustrie<br />

(Mrz. <strong>2013</strong> bis Mai 2014)<br />

Öffentlicher Dienst, Länder (ohne Hessen)<br />

(Jan. <strong>2013</strong> bis Dez. 2014)<br />

Deutsche Bahn AG<br />

(Jan. <strong>2013</strong> bis Jul. 2014)<br />

Bauwirtschaft<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Apr. 2014)<br />

Kautschukindustrie<br />

(Mai <strong>2013</strong> bis Jun. 2014)<br />

Feinkeramische Industrie, West<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Jun. 2014)<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie, Ost<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2015)<br />

Deutsche Post AG<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mai 2015)<br />

Deutsche Lufthansa AG, Boden<br />

(Feb. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2015)<br />

Metall- und Elektroindustrie<br />

(Mai <strong>2013</strong> bis Dez. 2014, regional angepasst)<br />

Volkswagen AG, West<br />

(Jul. <strong>2013</strong> bis Feb. 2015)<br />

Zuckerindustrie<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2014)<br />

Versicherungen, Innendienst<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2015)<br />

Groß- und Außenhandel<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2015, regional angepasst)<br />

Gebäudereinigerhandwerk<br />

(Nov. <strong>2013</strong> bis Okt. 2015)<br />

Papiererzeugende Industrie<br />

(Jun. <strong>2013</strong> bis Jun. 2015)<br />

Zeitarbeit<br />

(Nov. <strong>2013</strong> bis Dez. 2016)<br />

Zeitschriftenverlage, Redakteure<br />

(Okt. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2016)<br />

Einzelhandel, Baden-Württemberg<br />

(Apr. <strong>2013</strong> bis Mrz. 2015)<br />

Eckpunkte Tarifabschluss<br />

3,7 % ab Mrz. <strong>2013</strong>,<br />

2,8 % ab Jul. 2014<br />

3 % ab Mrz. <strong>2013</strong><br />

630 € Pauschalzahlung,<br />

3,5 % ab Apr. <strong>2013</strong><br />

3 % ab Mrz. <strong>2013</strong><br />

2,65 % ab Jan. <strong>2013</strong>,<br />

2,95 % ab Jan. 2014<br />

500 € Einmalzahlung,<br />

3 % ab Mai <strong>2013</strong>,<br />

3 % ab Apr. 2014<br />

3,2 % (West),<br />

4 % (Ost) ab Mai <strong>2013</strong><br />

2,1 % ab Mai <strong>2013</strong>,<br />

1,1 % ab Jan. 2014<br />

(Zweite Erhöhung kann durch BV vorgezogen werden.)<br />

2,6 % ab Mai <strong>2013</strong><br />

60 € Einmalzahlung,<br />

3 % ab Mai <strong>2013</strong>,<br />

2,6 % ab Feb. 2014<br />

3,1 % ab Aug. <strong>2013</strong>,<br />

2,6 % ab Okt. 2014<br />

1,5 % ab Aug. <strong>2013</strong>,<br />

1,5 % ab Aug. 2014<br />

3,4 % ab Jul. <strong>2013</strong>,<br />

2,2 % ab Mai 2014<br />

3,4 % ab Sep. <strong>2013</strong>,<br />

2,2 % ab Jul. 2014<br />

3,1 % ab Apr. <strong>2013</strong><br />

3,2 % ab Aug. <strong>2013</strong>,<br />

2,2 % ab Okt. 2014<br />

90 € Pauschalzahlung,<br />

3 % ab Jun. <strong>2013</strong>,<br />

2,1 % ab Apr. 2014<br />

3,44 % (West) ab Jan. 2014,<br />

2,58 % (West) ab Jan. 2015,<br />

Lohnniveau (Ost) ab Jan. 2014 85,5 % und ab Jan. 2015 86 %<br />

des Lohnniveaus (West)<br />

1,8 % ab Jul. <strong>2013</strong>,<br />

3 % ab Mai 2014<br />

(Erste Erhöhung kann durch BV um bis zu zwei Monate<br />

verschoben werden.)<br />

3,8 % (West), 4,8 % (Ost) ab Jan. 2014,<br />

3,5 % (West), 4,3 % (Ost) ab Apr. 2015,<br />

2,3 % (West), 3,7 % (Ost) ab Jun. 2016<br />

2 % ab Dez. <strong>2013</strong>,<br />

1,9 % ab Nov. 2014<br />

3 % ab Jul. <strong>2013</strong>,<br />

2,1 % ab Apr. 2014<br />

Quelle: BDA-Tarifarchiv, <strong>2013</strong>


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

32<br />

Beschäftigte partizipieren an<br />

ausgewogener geschäftslage<br />

der Betriebe<br />

im ersten halbjahr <strong>2013</strong> richtete sich<br />

der tarifpolitische blick vor allem auf<br />

die einigung für die Metall- und elektroindustrie<br />

(M+e-industrie). dort<br />

erzielten die tarifpartner nach einer<br />

zügigen, konstruktiven und von<br />

verstaubten ritualen losgelösten<br />

Verhandlungszeit am 14. Mai <strong>2013</strong><br />

in bayern einen pilotabschluss für<br />

die branche. arbeitgeberpräsident<br />

prof. dr. hundt bewertete das ergebnis<br />

als fairen tarifabschluss: die zweistufige<br />

entgeltanhebung von 3,4 %<br />

zum Juli <strong>2013</strong> und 2,2 % zum Mai 2014<br />

sei aufgrund der langen Laufzeit von<br />

20 Monaten und zweier nullmonate<br />

zu beginn wirtschaftlich noch vertretbar.<br />

Zwar stellt der abschluss angesichts<br />

der unterschiedlich ausgeprägten<br />

konjunkturlage innerhalb der<br />

M+e-branche für viele betriebe eine<br />

besondere herausforderung dar. der<br />

tarifvertrag bietet aber vor allem eine<br />

lange planungssicherheit und ist deshalb<br />

ein wichtiger beitrag zur konjunkturellen<br />

entwicklung. trotz der bedeutung<br />

dieses tarifbereichs unterstrich<br />

die bda stets, dass kein abschluss<br />

eine blaupause für tarifergebnisse<br />

anderer branchen darstellen kann.<br />

bereits die ersten tarifergebnisse<br />

dieses Jahres verdeutlichen die differenziertheit<br />

der branchenlohnsteigerungen.<br />

so liegen z. b. die für <strong>2013</strong><br />

vereinbarten tarifsteigerungsraten<br />

in der schuhindustrie bei 2,2 %, für<br />

die fluglotsen bei 2 %, die entgeltanhebungen<br />

in der holz und kunststoff<br />

verarbeitenden industrie hingegen<br />

bei 3 %, im steinkohlebergbau bei<br />

3,5 % und in der Landwirtschaft sogar<br />

bei 3,7 %. in der Mitte dieser Lohnentwicklungen<br />

befindet sich der am<br />

6. März <strong>2013</strong> erzielte und insgesamt<br />

ausgewogene tarifkompromiss für die<br />

stahlindustrie (West). er sieht bei einer<br />

Laufzeit von 15 Monaten ab März<br />

dieses Jahres eine entgeltsteigerung<br />

von 3 % vor. darüber hinaus wurden<br />

der altersteilzeittarifvertrag modifiziert<br />

sowie die vermögenswirksamen<br />

Leistungen für auszubildende bei<br />

Wahl einer altersvorsorgewirksamen<br />

anlageform angehoben.<br />

nach den durch bundesweite Warnstreiks<br />

begleiteten tarifverhandlungen<br />

im Öffentlichen dienst der Länder<br />

(ohne hessen) erzielten die tarifpartner<br />

am 9. März <strong>2013</strong> ein tarifergebnis,<br />

das Lohnsteigerungen von 2,65 % bzw.<br />

2,95 % ab Januar <strong>2013</strong> bzw. 2014 bei<br />

einer 24-monatigen Laufzeit vorsieht.<br />

für viele Länder stellt diese tarifvereinbarung<br />

vor allem angesichts der<br />

angespannten haushaltslage jedoch<br />

eine erhebliche belastung dar.<br />

in dem am 25. März <strong>2013</strong> von<br />

der deutsche bahn ag (db) und der<br />

eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />

(eVg) vereinbarten tarifergebnis,<br />

das nach einer einmalzahlung von<br />

500 € eine zweistufige tariflohnanhebung<br />

von jeweils 3 % ab Mai <strong>2013</strong><br />

bzw. april 2014 vorsieht, kam auch<br />

die zuletzt sehr gute wirtschaftliche<br />

entwicklung des db-konzerns zum<br />

ausdruck. planungssicherheit liefern<br />

die differenzierten Laufzeiten von 19<br />

bzw. 23 Monaten im dienstleistungsbereich.<br />

ein vergleichbares ergebnis<br />

mit einer 18-monatigen Laufzeit und<br />

identischen entgeltanhebungen zum<br />

februar <strong>2013</strong> sowie april 2014 wurde<br />

für die sechs privatbahnen erzielt.<br />

in der bauwirtschaft wurden bei<br />

einer Laufzeit von 13 Monaten und<br />

einem anfänglichen nullmonat die<br />

entgelte (West) im Mai dieses Jahres<br />

um 3,2 % erhöht. die tariflohnanhebung<br />

um 4 % in ostdeutschland sowie<br />

die bis 2017 stufenweise annäherung<br />

des West/ost-differenzierten Mindestlohns<br />

i sind ein wichtiger schritt zur<br />

angleichung der unterschiedlichen<br />

tariflohnniveaus, die bis 2022 erfolgen<br />

soll.<br />

in einem wettbewerbsfähigen kostenrahmen<br />

bewegt sich das Mitte april<br />

beschlossene tarifergebnis der kautschukindustrie<br />

mit der ig bce. bei<br />

einer Laufzeit von 14 Monaten steigen<br />

die tariflöhne um 2,1 % ab Mai <strong>2013</strong><br />

und um 1,1 % zum Januar 2014; hier<br />

konnte die zweite entgeltstufe durch<br />

betriebsvereinbarung bis auf den Mai<br />

<strong>2013</strong> vorgezogen werden.<br />

Weniger ausgeglichen und begleitet<br />

von z. t. ausufernden Warnstreiks<br />

verliefen die tarifverhandlungen mit<br />

ver.di, z. b. bei der deutsche post ag


33<br />

Lohn- und Tarifpolitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

AussTEHENDE TARIFVERHANDLUNgen 2014/2015 – KURs brancHENKONFORMER<br />

TARIFABscHLüsse BEIBEHALTEN<br />

Kündigungsmonat<br />

Branche Tarifgebiete<br />

<strong>2013</strong><br />

Dezember<br />

2014<br />

Januar<br />

Februar<br />

März<br />

April<br />

Druckindustrie<br />

Entsorgungswirtschaft<br />

Fluglotsen (DFS)<br />

Chemische Industrie<br />

Deutsche Telekom AG + Servicegesellsch.<br />

Energieversorgung<br />

Öffentlicher Dienst (Bund + Gemeinden)<br />

Gerüstbauerhandwerk<br />

T-Systems<br />

Feinkeramische Industrie<br />

Zuckerindustrie<br />

Banken<br />

Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie<br />

Bauwirtschaft<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

E.ON<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

Beschäftigte<br />

in 1.000<br />

Mai Eisen- und Stahlindustrie West + Ost 75 IGM<br />

160<br />

35<br />

1,9<br />

550<br />

67<br />

30<br />

2.000<br />

23<br />

18<br />

8<br />

5<br />

230<br />

170<br />

750<br />

Gewerkschaft<br />

ver.di<br />

ver.di<br />

GdF<br />

IG BCE<br />

ver.di<br />

ver.di, IG BCE<br />

ver.di, dbb-Tarifunion<br />

IG BAU<br />

ver.di<br />

IG BCE<br />

NGG<br />

ver.di<br />

IGM<br />

IG BAU<br />

Juni<br />

Deutsche Bahn AG – Lokführer<br />

Kautschukindustrie<br />

Feinkeramische Industrie<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West<br />

Juli Deutsche Bahn AG West + Ost 135 EVG<br />

20<br />

75<br />

25<br />

GDL<br />

IG BCE<br />

IG BCE<br />

August<br />

Dachdeckerhandwerk<br />

Papier, Pappe und Kunststoff verarb. Ind.<br />

Eisen- und Stahlindustrie<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

Saarland<br />

60<br />

100<br />

15<br />

IG BAU<br />

ver.di<br />

IGM<br />

September Schuhindustrie West + Ost 8 IG BCE<br />

November Systemgastronomie West + Ost 100 ngg<br />

Dezember<br />

2015<br />

Februar<br />

März<br />

Mai<br />

Juni<br />

Zigarettenindustrie<br />

Steinkohlebergbau<br />

Öffentlicher Dienst, Länder (ohne Hessen)<br />

Metall- und Elektroindustrie<br />

Kali- und Steinsalzindustrie<br />

Volkswagen AG<br />

Energieversorgung<br />

Kfz-Handwerk<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

Deutsche Lufthansa AG (Boden)<br />

Versicherungen (Innendienst)<br />

Groß- und Außenhandel<br />

Deutsche Post AG<br />

Deutsche Seehafenbetriebe<br />

Landwirtschaft<br />

Papiererzeugende Industrie<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West<br />

Vattenfall<br />

West + Ost<br />

Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

West + Ost<br />

8<br />

17<br />

800<br />

3.700<br />

9<br />

100<br />

15<br />

453<br />

18<br />

33<br />

170<br />

1.600<br />

130<br />

15<br />

120<br />

50<br />

ngg<br />

IG BCE<br />

ver.di, dbb-Tarifunion<br />

IGM<br />

IG BCE<br />

IGM<br />

IG BCE<br />

IGM<br />

IGM<br />

ver.di<br />

ver.di, DBV, DHV<br />

ver.di<br />

ver.di<br />

ver.di<br />

IG BAU<br />

IG BCE<br />

Oktober Gebäudereinigerhandwerk West + Ost 590 IG BAU<br />

Quelle: BDA-Tarifarchiv, <strong>2013</strong>


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

34<br />

22 Monate<br />

beträgt <strong>2013</strong> die durchschnittlich<br />

vereinbarte Laufzeit von tarifverträgen.<br />

und der deutsche Lufthansa ag. die<br />

tarifpartner für die postbeschäftigten<br />

einigten sich letztlich am 26. april <strong>2013</strong><br />

auf einen 26 Monate laufenden tarifvertrag,<br />

der nach vier nullmonaten<br />

eine zweistufige entgeltanhebung von<br />

3,1 % zum august <strong>2013</strong> und 2,6 % zum<br />

oktober 2014 vorsieht. ein erstmals<br />

nach unterschiedlichen geschäftsfeldern<br />

differenziertes tarifergebnis<br />

erzielte am 1. Mai <strong>2013</strong> die deutsche<br />

Lufthansa ag für ihr bodenpersonal.<br />

Während einer gesamtlaufzeit von<br />

26 Monaten steigen die tarifentgelte<br />

bereichsdifferenziert nach sechs bzw.<br />

neun nullmonaten zweistufig um 1,5 %<br />

bzw. 2,4 % im Jahr <strong>2013</strong> und 1,5 % bzw.<br />

2,3 % im Jahr 2014.<br />

ende Mai <strong>2013</strong>, zwei Wochen nach<br />

dem tarifabschluss in der M+e-industrie,<br />

erzielte die Volkswagen ag (VW)<br />

ein tarifergebnis, das sich im entgeltbereich<br />

lediglich in der gewährung<br />

eines einmalbetrags i. h. v. 275 € bzw.<br />

300 € als baustein der betrieblichen<br />

altersvorsorge von dem abschluss in<br />

der M+e-industrie unterscheidet. Zudem<br />

wird der Versorgungsaufwand<br />

für auszubildende und nunmehr auch<br />

studierende im praxisverbund von<br />

bislang 13,50 € auf 27 € monatlich angehoben.<br />

Zwar bleibt die schwierige<br />

konjunkturelle Lage in europa nicht<br />

ohne risiken für die automobilwirtschaft,<br />

dennoch stellen diese entgeltanhebungen<br />

sicherlich eine handhabbare<br />

herausforderung für den<br />

VW-konzern dar.<br />

die am 7. Juni <strong>2013</strong> geschlossene<br />

tarifeinigung für die innendienstmitarbeiter<br />

der Versicherungen fügt sich<br />

mit einer Laufzeit von 24 Monaten<br />

und einer zweistufigen entgeltanhebung<br />

von 3,2 % zum august dieses<br />

und 2,2 % zum oktober des nächsten<br />

Jahres in das bild anderer <strong>2013</strong> mit<br />

ver.di erzielter tarifabschlüsse. der<br />

reine entgeltabschluss stellt für die<br />

Versicherungswirtschaft ein noch<br />

vertretbares ergebnis dar. die vereinbarten<br />

einmalbeträge von jeweils<br />

150 € für die beschäftigungswirksamen<br />

Lohngruppen, die nach früherem<br />

outsourcing wieder in den branchentarifvertrag<br />

integriert wurden, führen<br />

aufgrund der niedrigen Zahl betroffener<br />

Mitarbeiter nur zu geringem<br />

Mehraufwand.<br />

nachdem die arbeitgeberseite<br />

die tarifverhandlungen im groß- und<br />

außenhandel mit einem abschlussnahen<br />

angebot eröffnet hatte, kam es<br />

trotz vereinzelter streikmaßnahmen<br />

am 14. Juni <strong>2013</strong> zu einem ersten regionalen<br />

tarifabschluss in baden-<br />

Württemberg mit pilotcharakter für<br />

die branche. anfang Juli folgte bayern<br />

als letztes bundesland dem Verhandlungsergebnis,<br />

das bei einer zweijährigen<br />

Laufzeit eine zweistufige entgeltanhebung<br />

von 3 % zum Juni <strong>2013</strong><br />

und 2,1 % zum april 2014 vorsieht. für<br />

die Monate Januar bis april 2014 erhalten<br />

die beschäftigten zudem eine<br />

pauschalzahlung von 90 €. der abschluss<br />

bietet planungssicherheit im<br />

personalkostenbereich, stellt aber vor<br />

allem für betriebe, die wirtschaftliche<br />

einbußen wegen der im frühjahr wetterbedingten<br />

rückgänge in der bauproduktion<br />

verkraften mussten, eine<br />

neuerliche bürde dar.<br />

der bundesinnungsverband des<br />

gebäudereiniger-handwerks einigte<br />

sich am 20. Juni <strong>2013</strong> mit der ig bau<br />

auf einen 24 Monate laufenden tarifvertrag.<br />

nach zwei nullmonaten werden<br />

in den westdeutschen bundesländern<br />

die entgelte um 3,44 % zum<br />

Januar 2014 und um weitere 2,58 %<br />

zum Januar des folgejahres erhöht.<br />

Mit der zweistufigen erhöhung der<br />

Löhne in ostdeutschland auf vorerst<br />

85,5 % und anschließend auf 86 % des<br />

Westniveaus ist ein gebotener schritt<br />

zur angleichung der ost- an die Westlöhne<br />

gelungen.<br />

als bislang einziger tarifabschluss<br />

dieses Jahres sieht die einigung in<br />

der papiererzeugenden industrie vom<br />

26. Juni <strong>2013</strong> mit der ig bce eine betriebliche<br />

entlastungsmöglichkeit in<br />

form einer Öffnungsklausel während<br />

der 25-monatigen Laufzeit vor. so<br />

steigen die tarifentgelte nach einem<br />

nullmonat zum Juli <strong>2013</strong> um 1,8 %.<br />

aus wirtschaftlichen gründen kann<br />

diese tariflohnanhebung um bis zu<br />

zwei Monate verschoben werden. Zum<br />

Mai nächsten Jahres folgt eine entgeltanhebung<br />

um 3 %. im Mittelpunkt<br />

der Verhandlungen stand vor allem die<br />

vorzeitige Verlängerung des noch bis<br />

2015 laufenden tarifvertrags zur förderung<br />

der altersteilzeit bis zum Jahr<br />

2020.


35<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

der am 17. september <strong>2013</strong> geschlossene<br />

tarifvertrag für die Zeitarbeitnehmer<br />

in deutschland ist mit<br />

seinen dreistufigen, West/ost-differenzierten<br />

anhebungen von 3,8 %<br />

(West) bzw. 4,8 % (ost) zum Januar<br />

2014, 3,5 % (West) bzw. 4,3 % (ost)<br />

zum april 2015 und 2,3 % (West) bzw.<br />

3,7 % (ost) ab Juni 2016, aufgrund der<br />

vorgeschalteten zwei nullmonate sowie<br />

der langen gesamtlaufzeit von<br />

38 Monaten vertretbar. das lange planungskonzept<br />

bringt wichtige stabilität<br />

sowohl in die Zeitarbeitsunternehmen<br />

als auch in die einsatzbetriebe.<br />

Mit den entgeltsteigerungen und vor<br />

allem mit der absicht, abermals eine<br />

Lohnuntergrenze für die Zeitarbeitsbranche<br />

in einer rechtsverordnung<br />

verbindlich festsetzen zu lassen, haben<br />

die tarifvertragsparteien einmal<br />

mehr ihr tarifpolitisches Verantwortungsbewusstsein<br />

bewiesen.<br />

in baden-Württemberg haben sich<br />

nach monatelangen und von streiks<br />

begleiteten Verhandlungen die tarifvertragsparteien<br />

im einzelhandel am<br />

5. dezember <strong>2013</strong> auf einen ersten<br />

regionalen tarifabschluss geeinigt.<br />

Während der 24-monatigen Laufzeit<br />

sieht die Vereinbarung nach drei nullmonaten<br />

eine zweistufige entgeltanhebung<br />

von 3 % rückwirkend zum<br />

1. Juli <strong>2013</strong> und 2,1 % ab 1. april 2014<br />

vor. die tarifpartner verständigten sich<br />

zudem darauf, durch ergänzungen bei<br />

den entgelt regelungen für die Warenverräumung<br />

für die einzelhandelsunternehmen<br />

einen anreiz zu schaffen,<br />

diese tätigkeiten wieder vermehrt<br />

von eigenen Mitarbeitern ausführen<br />

zu lassen. der ebenfalls gekündigte<br />

Manteltarifvertrag wurde rückwirkend<br />

zum 1. Mai <strong>2013</strong> mit einer Laufzeit von<br />

24 Monaten wieder in kraft gesetzt.<br />

in einer protokollnotiz werden die arbeitszeitregelungen<br />

neu gedeutet und<br />

damit die Möglichkeit eröffnet, arbeitszeitkonten<br />

zu praktizieren.<br />

gestaltung des demografischen<br />

Wandels bleibt<br />

wichtiges tarifpolitisches<br />

Feld<br />

das thema „demografie“ gehörte<br />

<strong>2013</strong> zwar nicht – anders als in den<br />

Jahren zuvor – zu den zentralen themen<br />

der tarifverhandlungen. die<br />

diesjährigen Vereinbarungen zeigen<br />

dennoch, dass die befassung mit dem<br />

demografischen Wandel ein wichtiges<br />

gestaltungsfeld der tarifvertragsparteien<br />

bleibt. so haben dieses Jahr die<br />

schuhindustrie und die Leder erzeugende<br />

industrie demografie-tarifverträge<br />

abgeschlossen.<br />

die eisen- und stahlindustrie im<br />

saarland folgt mit ihrem einstieg in<br />

den tarifvertrag „Lebensarbeitszeit<br />

und demografie“ den Vereinbarungen<br />

in der stahlindustrie (West). auch<br />

die stahlindustrie (ost) sowie weitere<br />

branchen wie die Zigarettenindustrie,<br />

die textil- und bekleidungsindustrie<br />

(ost), das elektrohandwerk<br />

nordrhein-Westfalen und die papiererzeugende<br />

industrie vereinbarten<br />

Verhandlungsverpflichtungen zum<br />

komplex „demografie“.<br />

Zur bewältigung der herausforderung<br />

alternder belegschaften gehört<br />

gleichermaßen die fachkräftesicherung,<br />

zu der u. a. auch die Übernahme<br />

von auszubildenden zählen kann. dieser<br />

aspekt, der vor allem während der<br />

tarifrunde 2012 in vielen branchen zu<br />

den zentralen gewerkschaftsforderungen<br />

gehörte, wurde dieses Jahr sehr<br />

viel geräuschloser tarifpolitisch weiter<br />

umgesetzt. die ergebnisse reichen von<br />

der einigung über gespräche bzw. Verhandlungsverpflichtungen<br />

zur Übernahme<br />

von auszubildenden, wie z. b.<br />

in der bayerischen süßwarenindustrie<br />

und beim energieversorger rWe ag,<br />

bis zu Vereinbarungen zu befristeten<br />

Übernahmen, wie z. b. im Öffentlichen<br />

dienst der Länder (ohne hessen). dort<br />

wurde die bereits 2012 getroffene regelung<br />

für die beschäftigten des Öffentlichen<br />

diensts beim bund und den<br />

kommunen übernommen.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

36<br />

in der papiererzeugenden industrie<br />

vereinbarten die tarifvertragsparteien<br />

eine empfehlung an die betriebe,<br />

auch über bedarf auszubilden und<br />

ausgebildete möglichst für mindestens<br />

zwölf Monate zu übernehmen.<br />

im bereich der energieversorgung<br />

baden-Württemberg sowie bei der<br />

e.on ag einigte man sich auf eine regelung<br />

zur befristeten Übernahme der<br />

ausgebildeten für zwölf Monate. darüber<br />

hinaus gab es einige branchen, die<br />

weitergehende tarifvertragliche regelungen<br />

vereinbarten. so unterzeichnete<br />

z. b. die textil- und bekleidungsindustrie<br />

die unbefristete Übernahme<br />

der ausgebildeten bei bestandener<br />

abschlussprüfung.<br />

diese Maßnahmen zeigen, dass die<br />

tarifvertragsparteien ihrer Verantwortung<br />

gerecht werden. sie arbeiten<br />

erfolgreich daran, die auswirkungen<br />

des gesellschaftlichen Wandels auf<br />

die arbeitswelt aktiv mitzugestalten.<br />

Wichtig bei dieser entwicklung ist<br />

stets, dass es bei einer tarifpolitischen<br />

flankierung bleibt, bei der die betriebe<br />

immer noch über genügend eigene<br />

gestaltungsfreiräume verfügen.<br />

Flächendeckender gesetzlicher<br />

Mindestlohn ist Eingriff<br />

in die Tarif autonomie<br />

cdu, csu und spd haben sich im rahmen<br />

ihrer koalitionsvereinbarung auf<br />

die einführung eines allgemeinen gesetzlichen<br />

Mindestlohns geeinigt. Laut<br />

koalitionsvertrag soll ab 2015 – unter<br />

berücksichtigung einer Übergangsfrist<br />

mit tariflichen abweichungsmöglichkeiten<br />

bis ende 2016 – ein flächendeckender<br />

gesetzlicher Mindestlohn<br />

i. h. v. 8,50 € eingeführt werden. dieser<br />

soll regelmäßig von einer kommission<br />

der tarifpartner geprüft und<br />

angepasst werden.<br />

ein bundesweiter gesetzlicher Mindestlohn bedroht vor<br />

allem die arbeitsplätze von geringqualifizierten und berufseinsteigern.<br />

Wir werden dafür kämpfen, dass die tarifautonomie<br />

nicht angetastet wird. Wenn überhaupt, dann müssen<br />

arbeitgeber und gewerkschaften Lohnuntergrenzen miteinander<br />

vereinbaren.<br />

Dr. Rainer V. Dulger | Vizepräsident der bda, präsident gesaMtMetaLL<br />

gesamtverband der arbeitgeberverbände der Metall- und elektro-industrie,<br />

geschäftsführender gesellschafter proMinent dosiertechnik gmbh<br />

ein solcher gesetzlicher Mindestlohn<br />

wird bremsspuren auf dem arbeitsmarkt<br />

hinterlassen, vor allem im<br />

dienstleistungsbereich in den östlichen<br />

bundesländern. Menschen, die<br />

noch nie gearbeitet haben, junge Leute<br />

ohne schulabschluss, Langzeitarbeitslose<br />

und geringqualifizierte werden<br />

schwierigkeiten haben, einen einstieg<br />

in arbeit zu finden, wenn undifferenziert<br />

ein stundenlohn von 8,50 € für<br />

alle beschäftigten gelten soll.<br />

daher ist es wichtig, dass der koalitionsvertrag<br />

vorsieht, dass der Mindestlohn<br />

im dialog mit arbeitgebern<br />

und arbeitnehmern erarbeitet werden<br />

soll und bei der umsetzung entstehende<br />

probleme, wie z. b. bei der saisonarbeit,<br />

differenzierten Lösungen<br />

zugeführt werden können. gerade für<br />

junge Menschen darf ein Mindestlohn<br />

nicht zu einer Verriegelung des arbeitsmarkts<br />

führen, wie dies z. b. in<br />

anderen Mitgliedstaaten der eu festzustellen<br />

ist.


37<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Zu recht ist der Mindestlohn auf<br />

arbeitsverhältnisse beschränkt. so<br />

werden z. b. ausbildungs- oder praktikumsverhältnisse<br />

nach dem Wortlaut<br />

der Vereinbarung nicht betroffen.<br />

durch die Übergangsregelung wird ferner<br />

sichergestellt, dass alle laufenden<br />

tarifverträge, die geringere arbeitsentgelte<br />

vorsehen, während ihrer Laufzeit<br />

nicht erfasst werden. damit werden<br />

zumindest für diese bestehenden<br />

tarifverträge die tarifautonomie und<br />

die positive koalitionsfreiheit in weitem<br />

umfang gesichert.<br />

trotzdem: der umstand, dass der<br />

im koalitionsvertrag vorgesehene<br />

Mindestlohn im Juni 2017, und damit<br />

unmittelbar vor der nächsten bundestagswahl,<br />

überprüft werden soll,<br />

belegt, dass eine solche gesetzliche<br />

regelung leicht politischen einflüssen<br />

geopfert werden kann. die erfahrungen<br />

mit vergabespezifischen<br />

Mindestlöhnen in den bundesländern<br />

aus den letzten Jahren unterstreichen<br />

dies. dort wurden immer höhere<br />

Mindestlöhne eingeführt – von zunächst<br />

7,50 € 2009 in bremen bis zum<br />

aktuellen spitzensatz von 9,18 € seit<br />

august <strong>2013</strong> in schleswig-holstein.<br />

Mehrere bundesländer haben ihre<br />

Vergabemindestlöhne bereits erhöht.<br />

damit der Mindestlohn nicht zur<br />

gefahr für die tarifautonomie und die<br />

koalitionsfreiheit wird, bedarf es eines<br />

behutsamen umgangs mit diesem<br />

neuen instrument. eine funktionierende<br />

tarifautonomie wie in deutschland<br />

Über<br />

20 €<br />

beträgt der durchschnittliche<br />

bruttostundenverdienst in deutschland<br />

im verarbeitenden gewerbe und<br />

bei dienstleistungen.<br />

EUROPäIscHE LäNDER DIFFERENzIEREN BEIM gEsETzLIcHEN MINDEsTLOHN<br />

die gefahr eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns geht vor allem von seiner höhe und starrheit aus.<br />

der derzeit von den koalitionsparteien vorgesehene Mindestlohn i. h. v. 8,50 € entspricht bei einer 38-stunden-<br />

Woche einem Monatseinkommen von über 1.400 €. Wenn die betriebe in Zukunft z. b. schulabbrechern, geringqualifizierten<br />

oder Langzeitarbeitslosen nur dann eine beschäftigung anbieten können, wenn sie ihnen von beginn an<br />

1.400 € pro Monat zahlen, werden die chancen dieser Menschen auf einen einstieg in den arbeitsmarkt erheblich<br />

sinken.<br />

um diese drohende arbeitsmarktbarriere zumindest etwas zu öffnen, sind für diese personengruppen differenzierungen<br />

bzw. ausnahmen unabdingbar. fast alle anderen europäischen Länder, die gesetzliche Mindestlöhne haben,<br />

berücksichtigen diese problematik durch unterschiedliche differenzierungsmodelle:<br />

belgien:<br />

frankreich:<br />

irland:<br />

arbeitnehmer der privatwirtschaft ab 21 Jahren; für jüngere arbeitnehmer ab 16 Jahren wird der Mindestlohn<br />

pro Jahr abstand zur altersgrenze um 6 prozentpunkte reduziert (20-Jährige 94 %, 19-Jährige<br />

88 % usw.); höherer Mindestlohn für berufserfahrung<br />

alle arbeitnehmer ab 18 Jahren; sofern sie weniger als sechs Monate berufserfahrung haben, erhalten<br />

16- bis 17-Jährige 80 % und 17- bis 18-Jährige 90 %; einen reduzierten anspruch gibt es für<br />

auszubildende bis 26 Jahre (mindestens 55 %, abhängig von alter und Qualifikation)<br />

alle arbeitnehmer; reduzierungen für unter 18-Jährige (70 %), für berufsanfänger mit bis zu zwei beschäftigungsjahren<br />

(80/90 %) und auszubildende ab 18 Jahren (75–90 % je nach ausbildungsdauer)<br />

Luxemburg: alle arbeitnehmer ab 18 Jahren; mit anerkannter berufsausbildung 120 %; im alter von 17–18 Jahren<br />

80 %, 75 % für 15- bis 17-Jährige<br />

niederlande: alle arbeitnehmer ab 23 Jahren; reduzierter Mindestlohn für 15-Jährige (30 %) bis 22-Jährige (85 %)<br />

portugal:<br />

Vereinigtes<br />

königreich:<br />

alle arbeitnehmer in der privatwirtschaft; reduzierter Mindestlohn für unter 18-Jährige und auszubildende<br />

unter 25 Jahren (80 %)<br />

alle arbeitnehmer; reduzierter Mindestlohn für 18- bis 20-Jährige und 16- bis 17-Jährige sowie für<br />

auszubildende unter 19 Jahren bzw. über 19 Jahren im ersten Lehrjahr


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

38<br />

HÖHERE JUgENDARBEITsLOsIgKEIT UND ARBEITsLOsIgKEIT IN LäNDERN MIT<br />

EINHEITLIcHEM gEsETzLIcHEM MINDEsTLOHN<br />

Werte für oktober <strong>2013</strong><br />

in €<br />

8,65<br />

9,43<br />

9,10<br />

7,78<br />

kein einheitlicher gesetzlicher<br />

Mindestlohn vorhanden<br />

Irland<br />

Frankreich<br />

Belgien<br />

Großbritannien *<br />

Deutschland<br />

in %<br />

26,0<br />

12,6<br />

25,8<br />

10,9<br />

23,4<br />

9,0<br />

20,8<br />

7,5<br />

7,8<br />

5,2<br />

einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn<br />

* Werte für august <strong>2013</strong><br />

Jugendarbeitslosigkeit<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Quellen: eurostat, <strong>2013</strong>; Wsi, <strong>2013</strong><br />

FEsTsETzUNg DER MINDEsTLÖHNE sOLL VERäNDERT WERDEN<br />

cdu, csu und spd planen in ihrem koalitionsvertrag neben einem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn erhebliche<br />

Veränderungen der bestehenden instrumente zur festsetzung von Mindestlöhnen:<br />

gesetzlicher Mindestlohn<br />

ab 1. Januar 2015 soll ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 € (brutto) je stunde gelten. bis zum 31. dezember 2016<br />

ermöglicht eine Übergangsregelung tarifliche abweichungen. ab 1. Januar 2017 soll dann das Mindestlohn-niveau<br />

von 8,50 € uneingeschränkt gelten. eine Mindestlohn-kommission soll in regelmäßigen abständen – erstmals zum<br />

10. Juni 2017 – den Mindestlohn prüfen und ggf. – erstmals mit Wirkung zum 1. Januar 2018 – anpassen können.<br />

Tarifvertragsgesetz (TVg)<br />

auf der grundlage des geltenden tVg kann ein tarifvertrag vom bundesarbeitsministerium auch für die bisher nicht<br />

an ihn gebundenen arbeitgeber und arbeitnehmer für allgemeinverbindlich erklärt werden. kernvoraussetzung<br />

einer solchen allgemeinverbindlicherklärung (aVe) ist bisher, dass die an den tarifvertrag bereits gebundenen arbeitgeber<br />

mindestens 50 % aller arbeitnehmer in dieser branche beschäftigen und ein öffentliches interesse an der<br />

aVe besteht. künftig soll hierfür ein besonderes öffentliches interesse erforderlich sein.<br />

Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntg)<br />

das aentg wurde ursprünglich eingeführt, um in bestimmten branchen drohende soziale Verwerfungen durch die<br />

entsendung ausländischer arbeitnehmer nach deutschland zu verhindern. dazu kann ein bestehender Mindestlohn-tarifvertrag<br />

einer der im aentg genannten branchen durch rechtsverordnung auch auf die in deutschland<br />

tätigen arbeitnehmer ausländischer arbeitgeber erstreckt werden. Laut koalitionsvertrag soll der geltungsbereich<br />

des aentg über die bereits dort genannten branchen hinaus für alle branchen geöffnet werden.


39<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

bedarf eines gesetzlichen Mindestlohns<br />

nicht. Wenn trotzdem die politische<br />

entscheidung für seine einführung<br />

fällt, sind gesetzgeber und<br />

bundesregierung in der pflicht, die<br />

damit verbundenen risiken verantwortungsvoll<br />

zu handhaben. die angekündigte<br />

kommission zur festsetzung<br />

des Mindestlohns darf kein feigenblatt<br />

für politische einflussnahme auf<br />

die Lohngestaltung in deutschland<br />

werden. dies muss durch das anstehende<br />

gesetzgebungsverfahren gewährleistet<br />

bleiben.<br />

Branchenmindestlöhne<br />

verantwortungsvoll<br />

weiterentwickeln<br />

eine Öffnung des arbeitnehmer-entsendegesetzes<br />

(aentg) für weitere<br />

branchen ist akzeptabel, wenn dies<br />

von beiden tarifpartnern der jeweiligen<br />

branche gewünscht wird. nur wenn die<br />

tarifpartner gemeinsam einen antrag<br />

auf aufnahme in das aentg stellen, besteht<br />

eine gewähr dafür, einen möglichen<br />

Missbrauch der erstreckung von<br />

tariflichen Mindestentgelten abzuwehren.<br />

eine generelle Öffnung des aentg<br />

ohne oder gar gegen den Willen beider<br />

tarifpartner in einer branche lehnt die<br />

bda auch künftig ab.<br />

die im koalitionsvertrag angekündigten<br />

änderungen bei der allgemeinverbindlicherklärung<br />

(aVe) von<br />

tarifverträgen sind differenziert zu<br />

bewerten. nach geltendem recht genügt<br />

ein öffentliches interesse an einer<br />

solchen aVe, wenn die tarifgebundenen<br />

arbeitgeber mindestens 50 %<br />

der unter den geltungsbereich des<br />

tarifvertrags fallenden arbeitnehmer<br />

beschäftigen. es ist zu begrüßen, dass<br />

künftig hierfür ein besonderes öffentliches<br />

interesse erforderlich sein soll,<br />

wie es der koalitionsvertrag von cdu,<br />

csu und spd formuliert.<br />

dies soll laut koalitionsvertrag<br />

dann gegeben sein, wenn die funktionsfähigkeit<br />

von gemeinsamen einrichtungen<br />

der tarifvertragsparteien<br />

(sozialkassen) gesichert werden soll.<br />

die bisher notwendige nachweisgrenze<br />

von 50 % kann in der praxis zu schwierigkeiten<br />

führen. für sozialkassen ist<br />

es daher nachvollziehbar, wenn ein<br />

solches öffentliches interesse faktisch<br />

unterstellt wird, weil die tarifpartner<br />

eine entsprechende einrichtung geschaffen<br />

haben.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

40<br />

IN ELF BRANcHEN sIND MINDEsTLÖHNE<br />

ALLgEMEINVERBINDLIcH<br />

derzeit geltende unterste branchenmindestlöhne auf bundesebene, in €<br />

Abfallwirtschaft, inklusive<br />

Straßenreinigung und Winterdienst<br />

Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Dachdeckerhandwerk<br />

Elektrohandwerk<br />

Gebäudereinigerhandwerk<br />

Gerüstbauerhandwerk<br />

Maler- und Lackiererhandwerk<br />

Pflegedienste (Altenpflege)<br />

Sicherheitsdienstleistungen<br />

(regional differenziert)<br />

Steinmetz- und<br />

Steinbildhauerhandwerk<br />

8,68<br />

8,68<br />

12,60<br />

11,25<br />

11,05<br />

10,25<br />

11,20<br />

11,20<br />

9,90<br />

8,85<br />

9,00<br />

7,56<br />

10,00<br />

10,00<br />

9,90<br />

9,90<br />

9,00<br />

8,00<br />

7,50–8,90<br />

7,50<br />

11,00<br />

10,13<br />

ebenfalls nachvollziehbar erscheinen<br />

die regelungen des koalitionsvertrags,<br />

dass ein besonderes öffentliches<br />

interesse vorliegt, wenn die tarifvertragsparteien<br />

eine tarifbindung von<br />

mindestens 50 % glaubhaft darlegen.<br />

die notwendige glaubhaftmachung<br />

verhindert eine beliebigkeit, die eine<br />

erstreckung auch bei sehr geringer tarifbindung<br />

möglich machen würde.<br />

demgegenüber ist völlig unklar,<br />

was der koalitionsvertrag meint,<br />

wenn die aVe die effektivität der tarifvertraglichen<br />

normsetzung gegen<br />

die folgen wirtschaftlicher fehlentwicklungen<br />

sichern soll. dies muss<br />

einer klärung und präzisierung im<br />

gesetzgebungsverfahren zugeführt<br />

werden. andernfalls würde die allgemeinverbindlichkeit<br />

von tarifverträgen<br />

faktisch voraussetzungs- und<br />

konturlos. das ist nicht akzeptabel.<br />

im gesetzgebungsverfahren ist darauf<br />

zu achten, dass nicht unter dem<br />

deckmantel wirtschaftlicher fehlentwicklungen<br />

eine grenzenlose Öffnung<br />

für aVe erfolgt.<br />

die im koalitionsvertrag darüber<br />

hinaus vorgesehene prüfung einer<br />

beteiligung der betroffenen tarifvertragsparteien<br />

am Verfahren zur aVe<br />

ist nach geltendem recht erfüllt. die<br />

tarifvertragsparteien werden bereits<br />

im tarifausschuss bei einem entsprechenden<br />

Verfahren angehört und<br />

können schriftlich stellung nehmen.<br />

Werden diese Voraussetzungen eingehalten,<br />

ist davon auszugehen, dass von<br />

den rd. 68.000 geltenden tarifverträgen<br />

auch in Zukunft die weit überwiegende<br />

Zahl nicht allgemeinverbindlich<br />

sein wird. die aVe wird und muss eine<br />

ausnahme bleiben, für die künftig<br />

nicht mehr ein einfaches öffentliches<br />

interesse ausreichend sein wird, sondern<br />

entsprechend der forderung der<br />

koalitionspartner ein gesteigertes besonderes<br />

öffentliches interesse notwendig<br />

sein muss.<br />

West<br />

Ost<br />

Quelle: bda-tarifarchiv, <strong>2013</strong>


41<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Tarifausschuss stimmt<br />

neuen Branchenmindestlöhnen<br />

zu<br />

der tarifausschuss beim bundesarbeitsministerium<br />

hat <strong>2013</strong> der<br />

jeweils ersten Mindestlohnverordnung<br />

für das gerüstbauerhandwerk<br />

sowie für das steinmetz- und steinbildhauerhandwerk<br />

zugestimmt. Zudem<br />

hatte sich der tarifausschuss<br />

mit den Verlängerungsanträgen des<br />

bauhauptgewerbes, des Maler- und<br />

Lackiererhandwerks sowie des gebäudereinigerhandwerks<br />

und des<br />

elektrohandwerks befasst und sich<br />

im ergebnis für diese anträge ausgesprochen.<br />

die mittlerweile neunte<br />

Mindestlohnverordnung für das baugewerbe<br />

bewertete die arbeitgeberseite<br />

im tarifausschuss als wichtigen<br />

schritt in richtung eines bundeseinheitlichen<br />

branchenmindestlohnniveaus<br />

und damit eines künftigen<br />

Wegfalls des Mindestlohns ii. deshalb<br />

stimmte sie der Mindestlohnverordnung<br />

trotz ihrer bedenken u. a. hinsichtlich<br />

der langen Laufzeit des tarifvertrags<br />

zu.<br />

die neue Möglichkeit einer arbeitszeitflexibilisierung<br />

mit einem verstetigten<br />

Monatsgehalt rechnung getragen.<br />

positiv hervorzuheben sind die<br />

bestrebungen weiterer branchen<br />

nach einem branchenmindestlohn.<br />

so unterstützt die bda ausdrücklich<br />

das Vorhaben der fleischindustrie,<br />

für die beschäftigten der schlachthöfe<br />

einen Mindestlohntarifvertrag<br />

auszuhandeln. damit der Mindestlohntarifvertrag<br />

auf alle in- und<br />

ausländischen arbeitnehmer auf<br />

deutschen schlachthöfen erstreckt<br />

werden kann, muss diese branche<br />

aber zunächst in das aentg aufgenommen<br />

werden.<br />

Zum ende des Jahres zeigten<br />

sich auch die bemühungen um einen<br />

branchenmindestlohn im friseurhandwerk<br />

erfolgreich: am 27. november<br />

<strong>2013</strong> stimmte der tarifausschuss<br />

der aVe des ersten bundesweit geltenden<br />

Mindestlohntarifvertrags im<br />

friseurhandwerk zu. bemerkenswert<br />

ist dabei, dass die tarifvertragsparteien<br />

diesen tarifvertrag bereits zum<br />

rund<br />

68.000<br />

tarifverträge sind in<br />

deutschland in kraft.<br />

erneut problematisch war der<br />

Mindestlohn für die aus- und Weiterbildungsdienstleistungen<br />

nach dem<br />

sgb ii oder sgb iii. bei seiner sitzung<br />

im Mai <strong>2013</strong> hatte der tarifausschuss<br />

auf initiative der arbeitgebervertreter<br />

einvernehmlich keine stellung zum<br />

antrag und entwurf einer Zweiten Verordnung<br />

für dieses segment der bildungsbranche<br />

genommen. schon die<br />

erste Verordnung war erlassen worden,<br />

obwohl der tarifausschuss wegen<br />

bedenken gegen die repräsentativität<br />

einvernehmlich kein Votum abgegeben<br />

hatte. die arbeitgebervertreter im<br />

tarifausschuss und die bda in ihrer<br />

stellungnahme stellten abermals die<br />

repräsentativität des tarifvertrags in<br />

frage und bemängelten den Mindesturlaub<br />

i. h. v. 29 tagen. einzig den einwänden<br />

gegen die besonders strengen<br />

und nicht praxisgerechten Vorgaben<br />

zum stundenlohn und zur arbeitszeitdokumentation,<br />

die im Zuge der<br />

umsetzung der ersten Mindestlohnverordnung<br />

immer wieder von betroffenen<br />

bildungsträgern und auch der<br />

bda vorgebracht worden waren, haben<br />

die tarifvertragsparteien durch<br />

sO VIELE BUNDEsWEITE BRANcHENMINDEsTLÖHNE<br />

WIE NOcH NIE<br />

in kraft gesetzte rechtsverordnungen nach dem aentg während der jeweiligen<br />

Legislaturperiode<br />

3<br />

Quelle: bda-tarifarchiv, <strong>2013</strong><br />

8 9<br />

1998–2002 2002–2005 2005–2009 2009–<strong>2013</strong><br />

28


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

42<br />

1. august <strong>2013</strong> in kraft gesetzt haben,<br />

obwohl die von den branchenvertretern<br />

angestrebte aVe zunächst noch<br />

offen war. denn es war zunächst unklar,<br />

ob der branche der nachweis der<br />

für die aVe erforderlichen gesetzlichen<br />

Voraussetzungen gelingt. dieses<br />

Vorgehen beweist einmal mehr den<br />

Willen der tarifpartner, die arbeitsbedingungen<br />

und entgelte in ihrer branche<br />

selbst zu gestalten. bei einem<br />

einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn<br />

wird dieser handlungsfreiraum<br />

entscheidend beschnitten. die jetzt<br />

erreichte aVe trat rückwirkend zum<br />

1. november <strong>2013</strong> in kraft.<br />

ENTWIcKLUNg ALLgEMEINVERBINDLIcHER BRANcHENMINDEsTLÖHNE<br />

aktuell gelten in elf branchen auf dem Verordnungsweg erstreckte tarifmindestlöhne. in der Legislaturperiode<br />

von 2009 bis <strong>2013</strong> sind bislang 28 Mindestlohnverordnungen erlassen worden. in einer weiteren branche des<br />

aentg, im elektrohandwerk, wurden Mindestlöhne traditionell über das tVg für allgemeinverbindlich erklärt.<br />

bundesweite branchenmindestlöhne gelten damit bereits für rd. 4 Mio. beschäftigte. Zum Vergleich: in der Legislaturperiode<br />

von 2005 bis 2009 sind neun Mindestlohnverordnungen erlassen worden und ein weiterer Mindestlohn<br />

wurde über das tVg für allgemeinverbindlich erklärt. Von 2002 bis 2005 gab es neben einem allgemeinverbindlichen<br />

Mindestlohn weitere acht nach dem aentg verordnete Mindestlöhne. in der Legislaturperiode von<br />

1998 bis 2002 sind drei Mindestlohnverordnungen erlassen und ein Mindestlohn für allgemeinverbindlich erklärt<br />

worden.<br />

Aktuelle Branchenmindestlöhne nach AEntg<br />

im rahmen des aentg gelten derzeit elf branchendifferenzierte Mindestlöhne mit einer spanne von 7,50 € bis<br />

13,70 €. Zu den branchen des aentg gehören:<br />

• die abfallwirtschaft<br />

• das bauhauptgewerbe<br />

• bergbauspezialarbeiten auf steinkohlebergwerken<br />

• das dachdeckerhandwerk<br />

• briefdienstleistungen<br />

• das elektrohandwerk<br />

• das gebäudereinigerhandwerk<br />

• das gerüstbauerhandwerk<br />

• das Maler- und Lackiererhandwerk<br />

• die pflegedienste (altenpflege)<br />

• die sicherheitsdienstleistungen<br />

• die aus- und Weiterbildungsdienstleistungen nach dem sgb ii/iii<br />

• Wäschereidienstleistungen im objektkundengeschäft<br />

• das steinmetz- und steinbildhauerhandwerk<br />

Lohnuntergrenze in der zeitarbeitsbranche nach Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (Aüg)<br />

für Zeitarbeitnehmer galt seit 2012 bis 31. oktober <strong>2013</strong> eine verbindliche Lohnuntergrenze in höhe von 7,50 € (ost)<br />

und 8,19 € (West).<br />

Aktuelle Branchenmindestlöhne nach TVg<br />

im rahmen des tVg gelten bundesweit bzw. regional in sechs branchen allgemeinverbindliche tarifmindestlöhne<br />

von bis zu 19,10 €. Zu den branchen gehören:<br />

• das bäckerhandwerk<br />

• das elektrohandwerk<br />

• das friseurhandwerk<br />

• das hotel- und gaststättengewerbe<br />

• das Wach- und sicherheitsgewerbe<br />

• die bodenverkehrsdienstleistungen an flughäfen


43<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

zeitarbeit mit neuen<br />

Tarifverträgen<br />

in deutschland erreicht die tarifbindung<br />

in der Zeitarbeit praktisch<br />

100 %. damit gilt für ca. 850.000 Zeitarbeitnehmer<br />

ein tarifvertrag. erst am<br />

17. september <strong>2013</strong> einigte sich die aus<br />

dem bundesarbeitgeberverband der<br />

personaldienstleister (bap) sowie dem<br />

interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen<br />

(igZ) bestehende<br />

Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit<br />

(VgZ) mit den dgb-gewerkschaften auf<br />

einen neuen, wichtigen tarifabschluss,<br />

der der branche und den einsatzbetrieben<br />

lange planungssicherheit und notwendige<br />

stabilität bietet. neben Modifizierungen<br />

im bereich der Mantel- und<br />

entgeltrahmentarifverträge wurden<br />

neue entgelttarifverträge vereinbart.<br />

damit werden während der 38-monatigen<br />

Laufzeit die tariflöhne nach zwei<br />

nullmonaten in drei stufen jeweils zum<br />

1. Januar 2014, zum 1. april 2015 sowie<br />

zum 1. Juni 2016 angehoben. die vereinbarten<br />

tarifsteigerungsraten betragen<br />

in Westdeutschland 3,8 %, 3,5 %<br />

und 2,3 %, in ostdeutschland liegen sie<br />

bei 4,8 %, 4,3 % und 3,7 %.<br />

diese tariflohnsteigerungen führen<br />

zu Mindestlöhnen von 8,50 €<br />

(West) bzw. 7,86 € (ost) ab 2014 und<br />

bis zu 9,00 € (West) bzw. 8,50 € (ost)<br />

ab Juni 2016, die abermals in einer<br />

rechtsverordnung als verbindliche<br />

Lohnuntergrenze für die Zeitarbeitsbranche<br />

festgelegt werden sollen.<br />

oberhalb dieser Mindestlöhne führen<br />

die tarifsteigerungsraten zu einem<br />

anstieg der entgelttabelle in<br />

ihrer letzten stufe auf bis zu 20,00 € in<br />

Westdeutschland und 18,03 € in ostdeutschland.<br />

da in der industrie die entgelte teilweise<br />

über den tarifen der Zeitarbeit<br />

liegen, hat die VgZ mit den jeweils für<br />

die einsatzbranchen zuständigen dgbgewerkschaften<br />

für diese bereiche<br />

spezielle branchenzuschlagstarifverträge<br />

vereinbart, um das entgelt der<br />

Zeitarbeitnehmer schrittweise an das<br />

niveau der stammarbeitnehmer heranzuführen.<br />

neben den bereits im letzten Jahr<br />

in kraft getretenen branchenzuschlagsvereinbarungen<br />

für Zeitarbeit<br />

in der M+e-industrie sowie in der chemischen<br />

industrie gelten ab 1. Januar<br />

<strong>2013</strong> branchenzuschlagsregelungen<br />

für Zeitarbeit in der kautschukindustrie<br />

sowie in der kunststoff verarbeitenden<br />

industrie, ab 1. april <strong>2013</strong> die<br />

entsprechenden Vereinbarungen für<br />

den schienenverkehrsbereich, die textil-<br />

und bekleidungsindustrie sowie die<br />

holz und kunststoff verarbeitende industrie.<br />

am 1. Mai <strong>2013</strong> trat der branchenzuschlagstarifvertrag<br />

für Zeitarbeit<br />

in der papier, pappe und kunststoffe<br />

verarbeitenden industrie in kraft und<br />

am 1. Juli <strong>2013</strong> die Vereinbarung für<br />

gewerbliche Zeitarbeitnehmer in der<br />

druckindustrie. somit können bereits<br />

mehr als die hälfte der Zeitarbeitnehmer<br />

von branchenzuschlägen profitieren.<br />

denn der mit abstand größte<br />

anteil der Zeitarbeitnehmer ist im verarbeitenden<br />

gewerbe tätig.<br />

die tarifpartner der Zeitarbeitsbranche haben durch die<br />

branchenzuschlagstarifverträge ihre handlungsfähigkeit bewiesen.<br />

die branchenzuschlagstarifverträge stellen bereits<br />

jetzt die Zeitarbeitnehmer nach gewissen fristen weitgehend<br />

mit dem stammpersonal in den einsatzbetrieben gleich. dies<br />

zeigt, dass die tarifpartner differenzierte und damit praxisgerechte<br />

Lösungen finden.<br />

Elke strathmann | Vizepräsidentin der bda, Vorsitzende bda-ausschuss Lohnund<br />

tarifpolitik, Vorstandsmitglied continental ag


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Lohn- und tarifpoLitik<br />

44<br />

DIE MEHRHEIT DER zEITARBEITNEHMER ERHäLT<br />

BRANcHENzUscHLägE<br />

Einsatzbranche<br />

Quelle: bda-tarifarchiv, <strong>2013</strong><br />

Branchenzuschlag<br />

(nach Einsatzdauer)<br />

Metall- und elektroindustrie 15–50 % alle egr<br />

chemische industrie 15–50 %<br />

10–35 %<br />

kautschukindustrie 4–16 %<br />

3–10 %<br />

4–16 %<br />

kunststoff verarbeitende industrie 7–25 %<br />

4–15 %<br />

3–10 %<br />

schienenverkehrsbereich 4–14 %<br />

3–10 %<br />

4–14 %<br />

in dienstleistungsbranchen sind<br />

aufgrund vergleichbarer entgeltstrukturen<br />

Zuschlagstarifverträge in<br />

der regel nicht erforderlich. Wird ein<br />

Zeitarbeitnehmer in eine einsatzbranche<br />

entsandt, wo das entgelt für einen<br />

vergleichbaren stammarbeitnehmer<br />

sogar niedriger liegt, gelten dennoch<br />

die höheren entgelte der mit der dgbtarifgemeinschaft<br />

Zeitarbeit vereinbarten<br />

Vergütungstarifverträge. diese<br />

sehen mit entgelten ab 2014 von 8,50 €<br />

bis 18,89 € (West) bzw. 7,86 € bis<br />

16,67 € (ost) selbst eine differenzierte<br />

Vergütungsstruktur mit einsatzbezogenen<br />

Zuschlägen vor.<br />

Entgeltgruppen der<br />

zeitarbeit<br />

egr 1 + 2<br />

egr 3–5<br />

egr 1 + 2<br />

egr 3<br />

egr 4–6<br />

egr 1 + 2<br />

egr 3 + 4<br />

egr 5<br />

egr 1 + 2<br />

egr 3<br />

egr 4 + 5<br />

textil- und bekleidungsindustrie 5–25 % alle egr<br />

holz und kunststoff verarbeitende industrie 7–31 % alle egr<br />

papier, pappe und kunststoffe<br />

verarbeitende industrie<br />

tapetenindustrie<br />

4–20 %<br />

7–23 %<br />

alle egr<br />

alle egr<br />

druckindustrie (gewerblich) 8–45 % egr 1–5<br />

die branchenzuschläge folgen einem<br />

einheitlichen Muster und erhöhen<br />

sich bei ununterbrochener tätigkeit<br />

in einem einsatzbetrieb in fünf stufen<br />

(nach vier bzw. sechs Wochen, drei,<br />

fünf, sieben und neun Monaten). einsatzunterbrechungen<br />

unter drei Monaten<br />

bleiben hierbei unberücksichtigt.<br />

die prozentualen branchenzuschläge<br />

beziehen sich zwar auf die jeweilige<br />

entgeltgruppe im Zeitarbeitstarifvertrag,<br />

sie sind aber auf das Lohnniveau<br />

in der einsatzbranche hin orientiert.<br />

daher weisen die branchenzuschläge<br />

zwischen den einzelnen einsatzbranchen,<br />

aber auch teilweise innerhalb<br />

eines einsatzbereichs zwischen den<br />

einzelnen entgeltgruppen deutliche<br />

unterschiede auf. so erhöhen sich z. b.<br />

die branchenzuschläge für Zeitarbeit<br />

in der M+e-industrie oder in der papier,<br />

pappe und kunststoffe verarbeitenden<br />

industrie für alle neun entgeltgruppen<br />

der Zeitarbeitstarifverträge hinweg in<br />

gleichen stufen. nach neun Monaten<br />

beträgt der branchenzuschlag dann in<br />

der M+e-industrie 50 % und in der papier,<br />

pappe und kunststoffe verarbeitenden<br />

industrie 20 %.<br />

die branchenzuschläge spiegeln<br />

die zunehmende betriebliche erfahrung<br />

und produktivität der Zeitarbeitnehmer<br />

im einsatzbetrieb wider. auch<br />

in branchentarifverträgen werden unterschiede<br />

bei erfahrung und produktivität<br />

z. b. durch einarbeitungstarife<br />

gemacht. eine obergrenzenregelung<br />

stellt sicher, dass Zeitarbeitnehmer<br />

infolge des Zuschlags nicht höher<br />

vergütet werden als vergleichbare<br />

stammarbeitnehmer in den einsatzbetrieben.<br />

damit sehen die geltenden branchenzuschlagstarifverträge<br />

schon jetzt<br />

für die Zeitarbeit eine gleichstellung<br />

beim arbeitsentgelt nach ablauf von<br />

neun Monaten vor. Vor diesem hintergrund<br />

bedarf es zumindest bei<br />

branchen, in denen entsprechende<br />

branchenzuschlagstarifverträge zur<br />

anwendung kommen, keiner gesetzlichen<br />

regelung. der gesetzgeber<br />

muss die verfassungsrechtlich gesicherte<br />

tarifautonomie achten und darf<br />

die geltenden entgelttarifverträge und<br />

ihre Zuschläge für die Zeitarbeitnehmer<br />

nicht vollständig entwerten.


45<br />

Lohn- und tarifpoLitik | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

DEUTscHLANDs TARIFLIcHE JAHREsARBEITszEIT<br />

IMMER NOcH WEIT UNTER EU-DURcHscHNITT<br />

Jahresarbeitszeit im Jahr 2012, in std.<br />

PL<br />

IR<br />

PT<br />

BE<br />

ES<br />

AT<br />

EU-28<br />

GB<br />

NL<br />

IT<br />

DE<br />

FR<br />

1.848<br />

1.778<br />

1.774<br />

1.739<br />

1.731<br />

1.730<br />

1.712<br />

1.702<br />

1.699<br />

1.680<br />

1.659<br />

1.574<br />

Quelle: eurofound, <strong>2013</strong><br />

JAHREsARBEITszEIT <strong>2013</strong> LEIcHT RücKLäUFIg<br />

im Jahr <strong>2013</strong> ist laut aktuellen prognosen des instituts für arbeitsmarkt- und berufsforschung (iab) die Jahresarbeitszeit<br />

der Vollzeitbeschäftigten um 0,4 % gegenüber dem Vorjahr auf durchschnittlich 1.639 stunden gesunken.<br />

die Wissenschaftler sehen die gründe hierfür neben der konjunkturellen schwächephase zu beginn des Jahres und<br />

dem höheren krankenstand von durchschnittlich 9,5 tagen je arbeitnehmer auch in gestiegenen urlaubsansprüchen<br />

einiger branchen sowie in den ausfalltagen während der hochwasserkatastrophe. ebenso nahm die Zahl der<br />

bezahlten Überstunden je beschäftigten <strong>2013</strong> gegenüber 2012 von durchschnittlich 47,6 stunden auf 46,5 stunden<br />

pro Jahr leicht ab. 2014 soll sich laut iab aufgrund der konjunkturellen belebung die Jahresarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten<br />

hingegen wieder um 0,4 % gegenüber <strong>2013</strong> erhöhen. die Wochenarbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten<br />

wird um durchschnittlich 0,3 stunden auf 38,10 stunden steigen und somit erstmals über dem Vorkrisenniveau<br />

von 2008 (38,09 stunden) liegen. die Überstunden erhöhen sich voraussichtlich um 0,5 stunden auf durchschnittlich<br />

jährlich insgesamt 47 stunden pro beschäftigten und die salden der arbeitszeitkonten steigen weiter um 1,8 %.<br />

die konjunkturell bedingten arbeitszeitschwankungen verdeutlichen, wie gut einzelne arbeitszeitkomponenten<br />

dazu beitragen, sich zügig wirtschaftlichen und betrieblichen Veränderungen anzupassen. im europäischen Vergleich<br />

gehört deutschland jedoch immer noch zu den Ländern mit den geringsten arbeitszeiten. um langfristig<br />

wettbewerbsfähig bleiben und arbeitsplätze sichern zu können, ist daher entscheidend, den ausbau tarifvertraglicher<br />

gestaltungsspielräume im bereich der arbeitszeit fortzusetzen.


BESCHÄFTIGUNG


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

48<br />

Flexible Beschäftigung:<br />

Debatte sachlich führen!<br />

Die beschäftigung in Deutschland befindet<br />

sich auf rekordniveau, die Arbeitslosigkeit<br />

liegt auf dem niedrigsten<br />

stand seit 20 Jahren, die sockelarbeitslosigkeit<br />

sinkt erstmals seit bestehen<br />

der bundesrepublik Deutschland<br />

und umfragen bestätigen eine<br />

überdurchschnittlich hohe Arbeitszufriedenheit<br />

der Deutschen. Dennoch<br />

wird die öffentliche Diskussion von<br />

berichten bestimmt, die schlechte<br />

Arbeitsbedingungen und Zukunftssorgen<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

beklagen. immer wieder<br />

werden die erfolge am Arbeitsmarkt<br />

und die ihnen zugrunde liegenden<br />

Arbeitsmarktreformen in frage gestellt.<br />

insbesondere flexible beschäftigungsformen,<br />

die maßgeblich zum<br />

FlExIBlE BESCHÄFTIGUNG HAT zUm ABBAU<br />

DEr ArBEITSloSIGkEIT BEIGETrAGEN<br />

entwicklung der beschäftigungsformen als Anteil an den 15- bis 64-Jährigen, in %<br />

nicht erwerbstätig/arbeitslos<br />

flexible Beschäftigung<br />

Selbstständige<br />

Normalarbeitsverhältnis<br />

38<br />

14<br />

7<br />

41<br />

33<br />

15<br />

7<br />

45<br />

Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen<br />

haben, werden als „atypisch“ oder<br />

gar „prekär“ diffamiert. Auf der basis<br />

falscher Zahlen werden neue regulierungen<br />

gefordert. ein blick in die<br />

statistik genügt, um viele falsche Darstellungen<br />

zu korrigieren.<br />

Die bDA hat deshalb die broschüre<br />

„Die realität am deutschen Arbeitsmarkt<br />

– fakten statt Zerrbilder“ veröffentlicht,<br />

die halb- und unwahrheiten<br />

zum Arbeitsmarkt bloßstellt, indem<br />

sie die fakten zur beschäftigungsentwicklung<br />

darstellt. Damit leistet<br />

die bDA einen beitrag, die Diskussion<br />

über die zukünftige Weiterentwicklung<br />

der Arbeitsmarktpolitik wieder auf<br />

eine sachliche basis zu stellen. einige<br />

beispiele:<br />

• es gibt keine Verdrängung des sog.<br />

normalarbeitsverhältnisses (sozialversicherungspflichtiges<br />

unbefristetes<br />

Vollzeitarbeitsverhältnis bei dem<br />

Arbeitgeber, mit dem der Arbeitsvertrag<br />

besteht) durch flexible beschäftigungsverhältnisse.<br />

sie sind<br />

in der regel zusätzliche Arbeitsplätze,<br />

die insbesondere tausenden<br />

ehemals arbeitslosen Menschen<br />

den einstieg in den Arbeitsmarkt<br />

ermöglicht haben. Die Zahl der sog.<br />

normalarbeitnehmer ist seit 2006<br />

um über 2 Mio. Personen angestiegen.<br />

Die flexible beschäftigung legte<br />

hingegen um rd. 320.000 zu.<br />

• Der Anteil der befristet beschäftigten<br />

an allen abhängig beschäftigten<br />

liegt seit Jahren unter 10 %, zuletzt<br />

ist er auf 8,5 % gesunken. fast<br />

drei Viertel der zunächst befristet<br />

beschäftigten (72 %) erhalten in<br />

ihrem betrieb eine Anschlussbeschäftigung.<br />

Dabei ist der Anteil<br />

der Übernahmen in ein unbefristetes<br />

Arbeitsverhältnis in den letzten<br />

Jahren deutlich gestiegen (2009:<br />

30 %, 2012: 39 %).<br />

2006<br />

2012<br />

• Die Zahl der ausschließlich geringfügig<br />

beschäftigten ist ebenfalls seit<br />

Jahren konstant. sie lag 2006 bei<br />

4,85 Mio. und 2012 bei 4,82 Mio.<br />

Quelle: statistisches bundesamt, <strong>2013</strong><br />

• Zeitarbeit ermöglicht vielen Arbeitslosen<br />

den einstieg in den Arbeitsmarkt.<br />

2012 waren rd. zwei<br />

Drittel der neu eingestellten Zeit-


49<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

arbeiter vorher ohne Arbeit, fast<br />

jeder Dritte davon war vorher langzeitarbeitslos<br />

oder noch nie beschäftigt.<br />

• Auch der viel gescholtene niedriglohnbereich<br />

bietet insbesondere<br />

geringqualifizierten beschäftigungschancen.<br />

seit den reformen<br />

der Agenda 2010 im Jahr 2005<br />

weitet sich der niedriglohnbereich<br />

auch nicht mehr aus: Der Anteil der<br />

niedriglohnbeschäftigten schwankt<br />

zwischen 23 % und 24 % mit zuletzt<br />

rückläufiger tendenz. er hat in besonderem<br />

Maße dazu beigetragen,<br />

dass die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

gesunken ist: Die Zahl der Menschen,<br />

die zwölf Monate oder länger<br />

ohne Job sind, hat sich seit 2005 um<br />

mehr als 1 Mio. verringert.<br />

Die bDA wird sich weiter dafür einsetzen,<br />

dass die flexiblen beschäftigungsverhältnisse<br />

nicht aufgrund der<br />

verzerrten Darstellung der Arbeitsmarktlage<br />

weiter reguliert werden<br />

und so die positive entwicklung bei<br />

der beschäftigung von geringqualifizierten<br />

und Langzeitarbeitslosen<br />

wieder zurückgedreht wird. um<br />

mehr sog. Aufstocker in vollzeitnahe<br />

tätigkeiten zu bringen, sollten zudem<br />

die hinzuverdienstregelungen<br />

beim Arbeitslosengeld ii weiterentwickelt<br />

werden. Aktuell geht von den<br />

Über<br />

2 Mio.<br />

zusätzliche normalarbeitsplätze sind<br />

seit 2006 entstanden.<br />

HArTEr kErN DEr ArBEITSloSIGkEIT SCHmIlzT ENDlICH<br />

entwicklung der sockelarbeitslosigkeit<br />

2003<br />

Beginn der Agenda 2010<br />

2005<br />

Einführung von<br />

Arbeitslosengeld II<br />

4,4<br />

1990<br />

Wiedervereinigung<br />

3,6<br />

3,9<br />

3,3<br />

2,9<br />

1,9<br />

0,1<br />

0,9<br />

1960 1970 1979 1990 1995 2001 2004 2008 2012<br />

Zahl der Arbeitslosen<br />

Sockelarbeitslosigkeit<br />

sockelarbeitslosigkeit: harter Kern der Arbeitslosigkeit, der auch in konjunkturell guten Zeiten bestehen bleibt;<br />

Zahl der Arbeitslosen: bis 1990 nur Westdeutschland<br />

Quelle: bA, <strong>2013</strong>; eigene Darstellung


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

50<br />

Arbeitslosengeld-ii-beziehern mit Job<br />

(rd. 1,3 Mio.) jeder Zweite nur einer<br />

geringfügigen beschäftigung nach.<br />

Diese sog. Aufstocker stocken nicht<br />

ein unzureichendes erwerbseinkommen<br />

durch Leistungen der grundsicherung<br />

auf, sondern verdienen sich<br />

mit geringstmöglichem zeitlichem<br />

ArBEITSmArkTENTWICklUNG IN DEUTSCHlAND:<br />

BESSEr AlS jE zUvor!<br />

• Die Arbeitslosigkeit lag 2012 mit 2,9 Mio. Menschen auf dem niedrigsten<br />

niveau seit 20 Jahren (bA, <strong>2013</strong>). im november <strong>2013</strong> lag sie bei<br />

2,806 Mio. Personen.<br />

• insbesondere die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich seit 2005 mehr als<br />

halbiert und liegt aktuell bei rd. 1 Mio. Personen (OecD, <strong>2013</strong>). bei der<br />

Jugendarbeitslosigkeit weist Deutschland mit einer Jugenderwerbslosenquote<br />

von zuletzt lediglich 7,8 % (Oktober <strong>2013</strong>) den eu-weit niedrigsten<br />

Wert auf (eurostat, <strong>2013</strong>).<br />

• Die beschäftigung ist auf ein rekordniveau gestiegen: im Oktober <strong>2013</strong><br />

(letztverfügbarer Wert) waren 42,294 Mio. Menschen erwerbstätig. Knapp<br />

30 Mio. waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt (bA, <strong>2013</strong>). insbesondere<br />

frauen und ältere beschäftigte haben zum beschäftigungszuwachs<br />

der letzten Jahre beigetragen. Die frauenerwerbstätigenquote<br />

(20- bis 64-Jährige) ist zwischen 2000 und 2012 von rd. 61 % auf rd. 72 %<br />

gestiegen. Die erwerbsbeteiligung älterer ist in diesem Zeitraum von<br />

rd. 37 % auf rd. 62 % gestiegen (jeweils eurostat, <strong>2013</strong>).<br />

• Das sog. normalarbeitsverhältnis hat in den letzten Jahren zugenommen:<br />

Die Zahl der normalarbeitnehmer ist seit 2006 um über 2 Mio.<br />

Personen angestiegen.<br />

• Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden aller erwerbstätigen ist seit<br />

2005 um rd. 2,2 Mrd. stunden auf rd. 58 Mrd. stunden gestiegen (iAb,<br />

<strong>2013</strong>).<br />

Arbeitseinsatz einen spürbaren geldbetrag<br />

brutto für netto zur nahezu<br />

vollen fürsorgeleistung hinzu. nur ca.<br />

jeder vierte Aufstocker hat eine vollzeitnahe<br />

tätigkeit.<br />

Die bDA setzt sich weiter dafür<br />

ein, dass die richtigen Anreize gesetzt<br />

werden für die Aufnahme einer<br />

vollzeitnahen tätigkeit und gegen die<br />

Kombination des Arbeitslosengelds ii<br />

mit einem nur sehr geringen hinzuverdienst.<br />

bruttoeinkommen bis zu 200 €<br />

monatlich sollten deshalb künftig voll<br />

auf das Arbeitslosengeld ii angerechnet<br />

und im gegenzug vollzeitnahe einkommen<br />

stärker freigestellt werden.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

broschüren > beschäftigung<br />

Fachkräftegewinnung –<br />

Willkommenskultur deutlich<br />

machen<br />

Deutschland besitzt ein strukturelles<br />

fachkräftedefizit, das durch Mängel<br />

im bildungssystem und den demografischen<br />

Wandel noch gravierend<br />

verschärft wird. um dem wachsenden<br />

fachkräftemangel effektiv zu begegnen,<br />

sind weitere schritte erforderlich:<br />

reformen im bildungssystem,<br />

nachhaltige Aus- und Weiterbildungsaktivitäten,<br />

weitere Maßnahmen zur<br />

stärkeren erschließung inländischer<br />

Potenziale und eine moderne, an<br />

den bedürfnissen des Arbeitsmarkts<br />

Deutschlands Arbeitsmarkt ist robust, aber nicht gegen<br />

falsche regulierung resistent. statt erfolgreiche Arbeitsmarktreformen<br />

zurückdrehen zu wollen und die im Wettbewerb<br />

notwendige flexible beschäftigung zu kritisieren,<br />

müssen wir unsere Anstrengungen für Arbeitslose erhöhen –<br />

mit gezielter Weiterbildung und Qualifizierung, flexibilität und<br />

Durchlässigkeit am Arbeitsmarkt.<br />

Brigitte Faust | Vorsitzende bDA-Ausschuss Arbeitsmarktfragen, Präsidentin<br />

Arbeitgebervereinigung nahrung und genuss


51<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

ausgerichtete Zuwanderungspolitik.<br />

erfreulich ist, dass die Attraktivität<br />

Deutschlands für qualifizierte<br />

ausländische fachkräfte gestiegen<br />

ist und dass die neuzuwanderer im<br />

Durchschnitt höher qualifiziert sind<br />

als die gesamtbevölkerung. Da die<br />

neuzuwanderer hauptsächlich aus<br />

der eu kommen, muss es aber gelingen,<br />

nicht nur fachkräfte aus europa,<br />

sondern auch mehr staatsangehörige<br />

aus staaten außerhalb europas für ein<br />

Leben und Arbeiten in Deutschland zu<br />

gewinnen. Zwar wurden in den letzten<br />

Jahren substanzielle Verbesserungen<br />

im Zuwanderungsrecht erreicht, so<br />

dass Deutschland heute ein im internationalen<br />

Vergleich sehr offenes Zuwanderungsrecht<br />

hat. Dennoch gibt es<br />

bei der umsetzung und im bereich der<br />

Potenzialzuwanderung noch Verbesserungsbedarf.<br />

Die erfolgreiche umsetzung der<br />

änderungen im Zuwanderungsrecht<br />

wird umso besser gelingen, je schneller<br />

sie von einem entsprechenden<br />

Mentalitätswechsel hin zu einer echten<br />

Willkommenskultur in den zuständigen<br />

Verwaltungen und behörden, in den<br />

unternehmen und der gesellschaft<br />

getragen wird, den die betroffenen<br />

Zuwanderer persönlich spüren. bürokratische<br />

hemmnisse bei der einstellung<br />

und beschäftigung ausländischer<br />

fachkräfte müssen beseitigt und die<br />

regelungen für den internationalen<br />

Personalaustausch vereinfacht werden,<br />

u. a. durch die praxisgerechte<br />

umsetzung der eu-Vorschläge zur<br />

konzerninternen entsendung von Drittstaatsangehörigen<br />

(ict).<br />

NEUE oNlINE-PlATTForm<br />

WWW.CArEEr-IN-GErmANy.NET<br />

ErFolGrEICH GESTArTET<br />

Die bDA arbeitet bei der errichtung<br />

einer Willkommenskultur und<br />

bei der beseitigung noch bestehender<br />

hemmnisse u. a. im rahmen der<br />

Demografie strategie eng mit der<br />

bundesregierung zusammen. in der<br />

Arbeitsgruppe „Ausländisches Arbeitskräftepotenzial<br />

erschließen und<br />

Willkommenskultur schaffen“ der Demografiestrategie<br />

wirkt sie intensiv an<br />

der entwicklung von Praxistipps mit.<br />

Diese Praxistipps sollen Arbeitgebern<br />

einen kompakten Überblick über die<br />

wichtigsten fragestellungen bieten,<br />

die im Zusammenhang mit der gewinnung<br />

und einstellung ausländischer<br />

Auszubildender und fachkräfte auftreten<br />

können.<br />

Die bDA wird sich auch bei der geplanten<br />

fortführung der Arbeitsgruppe<br />

in einem gleichnamigen netzwerk<br />

einbringen, u. a. bei Maßnahmen zur<br />

stärkung der Willkommenskultur, zur<br />

Weiterentwicklung des rechtsrahmens<br />

für ausländische fachkräfte sowie<br />

zur sicherung des studienerfolgs<br />

ausländischer studierender und zum<br />

Verbleib ausländischer studienabsolventen<br />

in Deutschland.<br />

um für eine echte Willkommenskultur<br />

gegenüber fachkräften aus<br />

dem Ausland zu werben und aufzuzeigen,<br />

welchen beitrag unternehmen<br />

hier schon leisten, hat die bDA ihre<br />

broschüre zur Willkommenskultur in<br />

unternehmen neu aufgelegt und eine<br />

englische Version erstellt. Die bDA hat<br />

darüber hinaus einen forderungskatalog<br />

zum bürokratieabbau im Zuwanderungsrecht<br />

und -verfahren erstellt,<br />

Die bDA unterstützt mit www.career-in-germany.net das engagement<br />

von unternehmen und Verbänden im Werben um ausbildungsinteressierte<br />

Jugendliche und fachkräfte aus dem Ausland sowie für deren<br />

erfolgreiche integration. Die Online-Plattform übernimmt eine wichtige<br />

Lotsenfunktion, indem sie die vielfältigen informationsangebote bündelt<br />

und transparent macht sowie Praxisbeispiele aus unternehmen und Verbänden<br />

zur fachkräftegewinnung aus dem Ausland darstellt.<br />

nähere informationen unter www.career-in-germany.net<br />

NEUzUWANDErEr<br />

üBErDUrCHSCHNITTlICH<br />

GUT qUAlIFIzIErT<br />

Qualifikationsstruktur der 25- bis<br />

64-Jährigen in Deutschland im<br />

Jahr 2010, in %<br />

22<br />

42<br />

35<br />

11<br />

61<br />

43<br />

20<br />

38<br />

28<br />

hochqualifiziert (isceD-Level 5–6)<br />

Mittelqualifiziert (isceD-Level 3–4)<br />

geringqualifiziert (isceD-Level 0–2)<br />

Quelle: iAb, <strong>2013</strong><br />

Neuzuwanderer<br />

2009/2010<br />

Alle Ausländer<br />

(ohne Neuzuwanderer<br />

2009/2010)<br />

Deutsche<br />

Die Qualifikationsebenen wurden<br />

anhand der „international standard<br />

classification of education“ (isceD)<br />

gebildet.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

52<br />

Demografiestrategie – neue<br />

Netzwerkmöglichkeiten und<br />

praxisgerechte lösungen<br />

statt neuer regulierung<br />

Mehr als<br />

80 %<br />

der unternehmen helfen ihren<br />

neuen ausländischen Mitarbeitern<br />

bei behördengängen und der<br />

erledigung von formalitäten.<br />

den sie weiter mit den zuständigen<br />

Ministerien und behörden diskutieren<br />

wird.<br />

um das Verfahren und fördervoraussetzungen<br />

des <strong>2013</strong> gestarteten<br />

Programms „förderung der beruflichen<br />

Mobilität von ausbildungsinteressierten<br />

Jugendlichen und arbeitslosen<br />

jungen fachkräften aus europa“ (Mobi-<br />

Pro-eu) des bundesarbeitsministeriums<br />

für unternehmen transparenter zu<br />

machen, hat die bDA zudem verschiedene<br />

sachverhalte aufgegriffen und in<br />

fragen-und-Antworten-Katalogen zusammengestellt.<br />

Vor allem kleine und<br />

mittlere unternehmen müssen bei der<br />

sozialen und kulturellen integration<br />

der ausländischen Auszubildenden außerhalb<br />

des unternehmens unterstützt<br />

werden. Die bDA wird sich weiterhin<br />

für tragfähige Lösungen einsetzen, die<br />

das engagement der unternehmen und<br />

Verbände für eine erfolgreiche integration<br />

sinnvoll ergänzen. Das bundesarbeitsministerium<br />

hat die forderungen<br />

der bDA hierzu bei der zum 1. november<br />

in Kraft getretenen neufassung der<br />

förderrichtlinien zu MobiPro-eu aufgegriffen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

Zuwanderung<br />

im Mai <strong>2013</strong> wurden auf dem zweiten<br />

Demografiegipfel der bundesregierung<br />

die ergebnisse der seit<br />

Oktober 2012 tagenden neun Arbeitsgruppen<br />

vorgestellt. Die bDA war in<br />

verschiedene Arbeitsgruppen intensiv<br />

eingebunden. in den Arbeitsgruppen<br />

ging es darum, Vorschläge zu entwickeln,<br />

um den demografischen Wandel<br />

zu gestalten. Diskutiert wurde u. a.,<br />

wie bildungsbiografien gefördert und<br />

dabei alle Lernphasen erfasst werden<br />

können, oder auch die frage der Qualifizierung<br />

von geringqualifizierten und<br />

Migranten sowie die wissenschaftliche<br />

Weiterbildung. Darüber hinaus wurde<br />

nach Lösungen gesucht, wie familien<br />

gestärkt und Zeitkonflikte von<br />

familien im Arbeits- und Privatleben<br />

entschärft werden können. behandelt<br />

wurde auch, wie zusätzliche inländische<br />

und ausländische fachkräftepotenziale<br />

gehoben werden können, insbesondere<br />

die von frauen, von jungen<br />

erwachsenen ohne berufsabschluss<br />

und von Zuwanderern. ebenso wurde<br />

diskutiert, wie eine altersgerechte<br />

Arbeitsgestaltung gefördert, der umgang<br />

mit erkrankten beschäftigten<br />

und flexible Übergänge aus dem erwerbsleben<br />

weiterentwickelt werden<br />

können.<br />

Die bDA hat in den Arbeitsgruppen<br />

darauf hingewirkt, dass handlungsansätze<br />

erarbeitet werden, um<br />

erwerbspotenziale insgesamt besser<br />

zu entwickeln und zu erschließen.<br />

Zum teil wurden dazu in den Arbeitsgruppen<br />

bereits Maßnahmen identifiziert.<br />

Diese zielen z. b. auf Verbesserungen<br />

bei der Kinderbetreuung, die<br />

Vereinfachung des Wiedereinstiegs<br />

von berufsrückkehrerinnen, bessere<br />

Möglichkeiten zur flexiblen gestaltung<br />

des Übergangs in den ruhestand, den<br />

erhalt der beschäftigungsfähigkeit bis<br />

in das rentenalter, die stärkung der<br />

Willkommenskultur in Verwaltung und<br />

gesellschaft oder auch auf die Überwindung<br />

von familiären und beruflichen<br />

Zeitkonflikten ab.


53<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Die bDA hat in den Arbeitsgruppen<br />

darauf hingewiesen, dass zur erreichung<br />

dieser Ziele bereits zahlreiche<br />

gesetzliche, tarifvertragliche und betriebliche<br />

regelungen geschaffen wurden<br />

und dass es im rahmen der Demografiestrategie<br />

vor allem darum gehen<br />

muss, „best-Practice-beispiele“ darzustellen,<br />

unbürokratische Lösungen<br />

und neue netzwerkmöglichkeiten aufzuzeigen,<br />

statt neue regulierung zu<br />

schaffen. Zudem hat sich die bDA dafür<br />

eingesetzt, dass nicht nur Maßnahmen<br />

von unternehmen eingefordert werden,<br />

sondern dass mit gleicher intensität<br />

die Verantwortung jedes einzelnen<br />

Arbeitnehmers für den erhalt der eigenen<br />

Arbeits- und beschäftigungsfähigkeit<br />

betont wird. Die bDA wird auch bei<br />

der fortsetzung der Demografiestrategie<br />

oder einzelner Arbeitsgruppen dafür<br />

plädieren, dass die ergebnisse der<br />

Arbeitsgruppen mit den betrieblichen<br />

flexibilitätsanforderungen im einklang<br />

stehen und dass sich Politik und bildungsinstitutionen<br />

ihrer eigenen Verantwortung<br />

stellen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

Demografiestrategie der bundesregierung<br />

Erfolge bei der<br />

Beschäftigung Älterer<br />

weiter ausbauen<br />

Die erwerbstätigenquote der 55- bis<br />

64-Jährigen ist zwischen 2000 und<br />

2012 um mehr als die hälfte gestiegen<br />

und liegt heute mit rd. 62 % auf<br />

ErWErBSBETEIlIGUNG ÄlTErEr mENSCHEN Im lETzTEN jAHrzEHNT<br />

mASSIv GESTIEGEN<br />

erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen im Vergleich zur erwerbsbeteiligung ingesamt (15- bis 64-Jährige)<br />

in %<br />

80<br />

70<br />

65,1<br />

72,8<br />

+7,7 %<br />

60<br />

Erwerbstätigenquote<br />

insgesamt<br />

61,5<br />

50<br />

40<br />

37,4<br />

Erwerbstätigenquote der<br />

55­ bis 64­Jährigen<br />

+24,1 %<br />

30<br />

2000 2012<br />

Quelle: eurostat, <strong>2013</strong>


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

54<br />

rekordniveau. bei den 60- bis 64-Jährigen<br />

hat sie sich seitdem sogar mehr<br />

als verdoppelt. in der eu hat lediglich<br />

schweden mit 73 % eine noch höhere<br />

erwerbsbeteiligung älterer. für die<br />

deutschen unternehmen bleibt es angesichts<br />

der demografischen entwicklung<br />

und der daraus resultierenden<br />

fachkräfteengpässe unverzichtbar, die<br />

Potenziale älterer noch besser zu nutzen.<br />

Die bDA hat sich schon frühzeitig<br />

für einen Paradigmenwechsel bei der<br />

beschäftigung älterer eingesetzt. hieran<br />

knüpft sie weiterhin an: nach wie<br />

vor bestehende gesetzliche hemmnisse<br />

gegen die beschäftigung älterer<br />

müssen weiter abgebaut und die Potenziale<br />

älterer durch eine demografiefeste<br />

Personalpolitik noch besser<br />

entfaltet werden. Die bDA hat im April<br />

<strong>2013</strong> das aktualisierte Positionspapier<br />

„erfolgreich mit älteren Arbeitnehmern“<br />

neu herausgebracht, um für<br />

eine konsequente fortsetzung des<br />

erfolgreichen Kurses für mehr beschäftigung<br />

älterer Arbeitnehmer zu<br />

werben. Zahlreiche unternehmen setzen<br />

bereits erfolgreich auf das Wissen<br />

und den erfahrungsschatz der älteren<br />

Arbeitnehmer. um diese beispiele guter<br />

Praxis auch für andere unternehmen<br />

sichtbar zu machen und um einen<br />

Überblick über personalpolitische<br />

handlungsfelder und Lösungsansätze<br />

zu geben, hat die bDA die broschüre<br />

„Demografiefeste Personalpolitik –<br />

ein erfolgsfaktor“ veröffentlicht. Diese<br />

gibt einen Überblick über erfolgsrelevante<br />

handlungsfelder sowie über<br />

die Vielzahl betrieblicher Lösungsansätze<br />

zum thema.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

ältere Mitarbeiter<br />

Arbeitgeber werben für<br />

Inklusion von menschen mit<br />

Behinderung<br />

Menschen mit behinderung brauchen<br />

die chance, ihre fähigkeiten und talente<br />

zu entwickeln und ihr Können unter<br />

beweis zu stellen. Mehr inklusion<br />

zu ermöglichen, ist nicht nur gesellschaftspolitisch<br />

erwünscht, sondern<br />

für Arbeitgeber gerade auch aufgrund<br />

des fachkräftemangels betriebswirtschaftlich<br />

sinnvoll und volkswirtschaftlich<br />

notwendig. Die Arbeitgeber<br />

setzen sich aktiv für die inklusion von<br />

Menschen mit behinderung ein. sie<br />

engagieren sich bei der Ausbildung,<br />

der beruflichen integration und beim<br />

nachhaltigen Abbau der Arbeitslosigkeit<br />

von Menschen mit behinderung.<br />

Deutlich mehr als 1 Mio. schwerbehinderte<br />

Menschen in beschäftigung<br />

im Jahr 2011 belegen dies. sie sind –<br />

richtig eingesetzt – voll leistungsfähige<br />

Mitarbeiter, die vielfach besonders<br />

motiviert ihre Aufgaben erfüllen.<br />

Überregulierung und bürokratisierung<br />

des schwerbehindertenrechts<br />

erschweren Arbeitgebern jedoch die<br />

beschäftigung von schwerbehinderten<br />

Menschen.<br />

Die bDA beteiligt sich an der inklusionsinitiative<br />

für Ausbildung und beschäftigung<br />

des bundesarbeitsministeriums,<br />

die im Oktober <strong>2013</strong> vereinbart<br />

wurde. Mit der botschaft „inklusion<br />

UNTErNEHmENS ENGAGEmENT zUr INklUSIoN voN mENSCHEN mIT<br />

BEHINDErUNG AUSGEzEICHNET<br />

Am 15. Oktober hat die bDA gemeinsam mit dem unternehmensforum und der Antidiskriminierungsstelle des<br />

bundes den vom unternehmensforum ins Leben gerufenen inklusionspreis verliehen. Die prämierten unternehmen<br />

– vom Klein- bis zum großunternehmen – haben in hervorragender Weise gezeigt, wie inklusion von Menschen<br />

mit behinderung im betrieb gelingen und welcher Mehrwert damit für alle beteiligten verbunden sein kann. Das<br />

engagement der unternehmen, das zum nachahmen anregen soll, ist in der broschüre „Alle Potenziale nutzen“<br />

dokumentiert. Die broschüre kann abgerufen und bestellt werden unter www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

broschüren > beschäftigung


55<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

gelingt!“ wird die bDA gemeinsam<br />

mit den anderen spitzenverbänden<br />

der Wirtschaft für mehr Ausbildung<br />

und beschäftigung von Menschen mit<br />

behinderung werben. Die Website<br />

www.inklusion-gelingt.de soll Arbeitgebern<br />

einen einstieg in das thema und<br />

wichtige informationen zur Ausbildung<br />

und beschäftigung von Menschen mit<br />

behinderung bieten. Die botschaften<br />

der Kampagne der spitzenverbände<br />

der Wirtschaft „inklusion gelingt!“ sollen<br />

zudem u. a. durch das Ausgleichsfondsprojekt<br />

WirtschAft inKLusiV<br />

der bundesarbeitsgemeinschaft ambulante<br />

berufliche rehabilitation und<br />

die hier zusammengeschlossenen<br />

bildungswerke der Wirtschaft in die<br />

regionen und zu den betrieben vor Ort<br />

getragen werden.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

inklusion<br />

reform der Eingliederungshilfe<br />

– Belastung der Beitragszahler<br />

vermeiden<br />

ein wichtiges reformvorhaben in der<br />

neuen Legislaturperiode wird die reform<br />

der eingliederungshilfe für wesentlich<br />

behinderte Menschen nach<br />

dem sgb Xii sein. Die reform der<br />

eingliederungshilfe steht schon seit<br />

Längerem auf der Agenda. Ziel ist vor<br />

allem, die Kommunen von den Kosten<br />

der eingliederungshilfe zu entlasten,<br />

die in den letzten Jahren stetig gestiegen<br />

sind und mittlerweile mehr als die<br />

hälfte der sozialhilfeausgaben betragen.<br />

2011 lagen die Ausgaben für die<br />

Leistungen der eingliederungshilfe<br />

bei über 14 Mrd. €. nach dem Koalitionsvertrag<br />

von cDu, csu und sPD soll<br />

ein bundesleistungsgesetz für Menschen<br />

mit behinderung erarbeitet werden<br />

(bundesteilhabegesetz). im rahmen<br />

seiner Verabschiedung sollen die<br />

Kommunen vom bund i. h. v. 5 Mrd. €<br />

jährlich bei der eingliederungshilfe<br />

entlastet werden. Damit würde eine<br />

Übereinkunft von bund und Ländern<br />

bei den Verhandlungen zum fiskalpakt<br />

umgesetzt, wonach sich der bund<br />

an den Kosten der eingliederungshilfe<br />

beteiligen soll.<br />

Darüber hinaus soll die eingliederungshilfe<br />

inhaltlich reformiert werden.<br />

Dabei stehen insbesondere forderungen<br />

nach einer individualisierung der<br />

Leistungen, einer effektiveren Leistungserbringung<br />

und einer einkommensunabhängigen<br />

Ausgestaltung der<br />

eingliederungshilfe sowie einer Verschiebung<br />

von Aufgaben und Kosten<br />

der eingliederungshilfe auf die sozialversicherungsträger<br />

(insbesondere auf<br />

die Arbeitslosen- und Pflegeversicherung)<br />

im Vordergrund.<br />

Die bDA wird sich aktiv in die<br />

Diskussion über die reform der eingliederungshilfe<br />

einbringen. Die eingliederungshilfe<br />

nimmt eine wichtige<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

wahr, indem sie die teilhabe von Menschen<br />

mit wesentlicher behinderung<br />

sichert. Die mit der reform angestrebte<br />

entlastung der Kommunen von<br />

Kosten der eingliederungshilfe muss<br />

deshalb aus steuermitteln erfolgen.<br />

Wichtig ist auch, dass mit der reform<br />

nicht nur fragen der finanzierungsverantwortung<br />

angegangen werden,<br />

sondern auch inhaltliche Verbesserungen<br />

erfolgen, z. b. zum erleichterten<br />

Übergang von Menschen aus einer<br />

Werkstatt für behinderte Menschen<br />

auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

verbesserungen bei der<br />

vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen<br />

erreicht<br />

Die bundesregierung hat das Vergaberecht<br />

reformiert und insbesondere<br />

für arbeitsmarktnahe Dienstleistungen<br />

flexibilisiert. bieterbezogene Qualitätskriterien<br />

können nun auch bei<br />

der Zuschlagsentscheidung stärker<br />

gewichtet werden. Anbieter von Arbeitsmarktdienstleistungen<br />

mit nachweislich<br />

guten eingliederungsleistungen<br />

– und folglich den langfristig<br />

wirtschaftlicheren ergebnissen – können<br />

so verstärkt zum Zuge kommen.<br />

Die bDA hat sich seit Längerem<br />

gegenüber der Politik für eine dahingehende<br />

rechtsänderung bei Arbeitsmarktdienstleistungen<br />

eingesetzt und<br />

deshalb die reform des Vergaberechts<br />

aktiv unterstützt. Die zügige und


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

56<br />

nachhaltige integration in beschäftigung<br />

und Ausbildung ist Ziel aller<br />

Arbeitsmarktmaßnahmen und muss<br />

für die Zuschlagsentscheidung eine<br />

entscheidende rolle spielen – auch<br />

mit blick auf die steuerung nach Wirkung<br />

und Wirtschaftlichkeit und damit<br />

auf die beitrags- und steuerzahler.<br />

bundesagentur für Arbeit (bA) und<br />

Jobcenter als Auftraggeber von Arbeitsmarktdienstleistungen<br />

müssen<br />

den unter integrationsgesichtspunkten<br />

am effektivsten arbeitenden Anbieter<br />

bevorzugt berücksichtigen können.<br />

Denn das führt dazu, dass Arbeitslose<br />

schnellstmöglich und nachhaltig<br />

aus dem sozialbezug gelangen. Dies<br />

wird durch die änderung des Vergaberechts<br />

grundsätzlich ermöglicht.<br />

inkonsequent ist die reform des<br />

Vergaberechts aber insoweit, als erfolg<br />

und Qualität bereits erbrachter<br />

Leistungen lediglich als bewertungsparameter<br />

für das eingesetzte Personal<br />

und nicht als eigenes vom Personal<br />

unabhängiges Zuschlagskriterium<br />

betrachtet werden können. Dadurch<br />

drohen in der Vergangenheit erreichte<br />

eingliederungsfortschritte eines Anbieters<br />

ihrer bedeutung als entscheidende<br />

größe für die beurteilung der<br />

Wirtschaftlichkeit von Arbeitsmarktmaßnahmen<br />

nicht gerecht werden zu<br />

können. Die bDA wird sich weiterhin<br />

dafür einsetzen, dass Anbieter mit<br />

guter ergebnisperformance bei der<br />

Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen<br />

verstärkt zum Zuge kommen.<br />

NEUE HErAUSForDErUNGEN BEI DEr BEWÄlTIGUNG DEr ArBEITSloSIGkEIT<br />

Anzahl der Arbeitslosen in den rechtskreisen Arbeitslosenversicherung (sgb iii) und grundsicherung (sgb ii), in Mio.;<br />

steigender Anteil der schwerer Vermittelbaren, in %<br />

∑ 4,86<br />

2,09<br />

1,66<br />

43 %<br />

2,77 2,82<br />

1,24<br />

2,52<br />

1,01<br />

1,19<br />

1,08<br />

∑ 2,81<br />

0,89 0,90 0,88<br />

31 %<br />

2,25 2,22 2,16 2,08<br />

1,99 1,93<br />

57 %<br />

69 %<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong>*<br />

Arbeitslosenversicherung (SGB III)<br />

Grundsicherung (SGB II)<br />

* letztverfügbarer Wert november <strong>2013</strong><br />

Quelle: bA, <strong>2013</strong>


57<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Arbeitsmarktpotenziale<br />

auch von Asylbewerbern<br />

und Geduldeten besser<br />

nutzen<br />

Asylbewerber und geduldete bringen<br />

z. t. wertvolle berufliche Kenntnisse<br />

und Qualifikationen mit, die am<br />

Arbeitsmarkt möglichst zeitnah genutzt<br />

werden sollten. Dennoch gilt<br />

aktuell in den ersten neun Monaten<br />

ihres Aufenthalts in Deutschland ein<br />

Arbeitsverbot. Arbeitsmarktpolitisch<br />

ist nicht nachvollziehbar, warum<br />

man diese Menschen zum nichtstun<br />

und zum bezug von sozialleistungen<br />

zwingt und verhindert, dass sie selbst<br />

für ihren Lebensunterhalt aufkommen<br />

können.<br />

Die bDA setzt sich dafür ein, Asylsuchenden<br />

und geduldeten einen unbeschränkten<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

schon nach sechs Monaten bzw.<br />

ab erteilung der Duldung zu eröffnen.<br />

Die Verkürzung des Arbeitsverbots für<br />

Asylsuchende von zwölf auf neun Monate<br />

ist zwar ein schritt in die richtige<br />

richtung, jedoch noch nicht ausreichend.<br />

entscheidend ist ein Arbeitsmarktzugang<br />

ohne Vorrangprüfung.<br />

Der im Koalitionsvertrag vereinbarte<br />

Arbeitsmarktzugang für geduldete<br />

und Asylsuchende nach drei Monaten<br />

lässt erkennen, dass die bundesregierung<br />

hier ebenfalls handlungsbedarf<br />

identifiziert hat.<br />

Tatsächliche Ursachen<br />

für Unterrepräsentanz<br />

von Frauen in Führungspositionen<br />

angehen<br />

bei der teilhabe von frauen an führungspositionen<br />

ist ein stetiger Aufwärtstrend<br />

festzustellen, auch wegen<br />

der vielfältigen Anstrengungen<br />

der Wirtschaft. in den vergangenen<br />

beiden Jahren haben die Aufsichtsratswahlen<br />

in deutschen unternehmen<br />

zu einer erheblichen steigerung<br />

des frauenanteils in Aufsichtsräten<br />

geführt. so wurden bei den nachwahlen<br />

zu den Aufsichtsräten in den<br />

DAX-30-unternehmen in den vergangenen<br />

beiden Jahren jeweils 40 %<br />

der frei werdenden Posten mit frauen<br />

besetzt. Der frauenanteil in den<br />

DAX-30-Aufsichtsräten beträgt heute<br />

rd. 22 %. Anfang 2011 lag der Anteil<br />

noch bei 13 %. Dennoch haben die<br />

Verhandlungspartner von union und<br />

sPD im Koalitionsvertrag eine starre<br />

geschlechterquote in Aufsichtsräten<br />

voll mitbestimmungspflichtiger und<br />

börsennotierter unternehmen beschlossen.<br />

sie soll auf ab dem Jahr<br />

2016 neu zu besetzende Aufsichtsräte<br />

Anwendung finden und 30 % betragen.<br />

Dabei werden mit einer solchen Quote<br />

allenfalls die symptome der unterrepräsentanz<br />

von frauen in führungspositionen<br />

angegangen.<br />

Wir wollen mehr frauen in führungspositionen und gesamtwirtschaftliche<br />

entgeltgleichheit. es ist aber der falsche<br />

Weg, diese Ziele über Quoten, mehr regulierung oder eingriffe<br />

in die tarifautonomie erreichen zu wollen. Wir brauchen vor<br />

allem eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung, weitere erfolge<br />

bei der familienfreundlichen Personalpolitik und mehr unterstützung<br />

der frauen in der familie.<br />

Ingrid Hofmann | Vorsitzende bDA-Ausschuss betriebliche Personal politik,<br />

geschäftsführende gesellschafterin i.K. hofmann gmbh


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

58<br />

rund<br />

22 %<br />

beträgt der frauenanteil<br />

in den Aufsichtsräten der<br />

DAX-30- unternehmen.<br />

Die bDA spricht sich vehement gegen<br />

eine starre frauenquote aus. sie<br />

ist der falsche Weg, um den Anteil von<br />

frauen in führungspositionen zu erhöhen.<br />

eine starre Quote beseitigt nicht<br />

die ursachen für die unterrepräsentanz<br />

von frauen in führungspositionen,<br />

insbesondere das berufswahlverhalten,<br />

die längeren<br />

erwerbsunterbrechungen und langfristige<br />

teilzeittätigkeit in geringem<br />

stundenumfang. Wer erreichen will,<br />

dass mehr frauen in führungspositionen<br />

gelangen und dass frauen<br />

auch beim einkommen mit Männern<br />

gleichziehen, muss hier ansetzen.<br />

entscheidende hebel sind die gezielte<br />

berufsorientierung zur erweiterung<br />

des berufswahlspektrums,<br />

der bedarfsdeckende Ausbau der<br />

Kinderbetreuungsinfrastruktur und<br />

von ganztagsschulen, die weitere Arbeitszeitflexibilisierung,<br />

die Vermeidung<br />

von fehlanreizen im sozial- und<br />

steuerrecht, das rollenverständnis in<br />

der Partnerschaft und die berufliche<br />

Mobilität von frauen.<br />

Die bDA unterstützt die unternehmen,<br />

die sich eine freiwillige selbstverpflichtung<br />

zu frauen in führungspositionen<br />

geben. bereits im Oktober<br />

2011 hatten die 30 DAX-unternehmen<br />

eine freiwillige selbstverpflichtung<br />

ImmEr mEHr FrAUEN IN DEUTSCHlAND BErUFSTÄTIG<br />

entwicklung der erwerbstätigenquoten von frauen (20 bis 64 Jahre) in ausgewählten Ländern der eu<br />

in %<br />

Schweden<br />

Deutschland<br />

Vereinigtes Königreich<br />

Frankreich<br />

EU­27<br />

2000<br />

2005*<br />

2012<br />

* Zeitreihenbruch aufgrund erhebungsumstellung in Deutschland<br />

Quelle: eurostat, <strong>2013</strong>


59<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

vorgestellt. im April <strong>2013</strong> haben die<br />

beteiligten unternehmen auf der internetseite<br />

der bDA den inzwischen<br />

zweiten statusbericht zur umsetzung<br />

dieser selbstverpflichtung veröffentlicht,<br />

der die positive tendenz eines<br />

wachsenden frauenanteils in führungspositionen<br />

bestätigt.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

argumente > „frauen in führungspositionen“<br />

und unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „frauen in der Wirtschaft“<br />

mythos Entgeltdiskriminierung<br />

beenden<br />

frauen und Männer gehen in berufsund<br />

familienleben in der regel unterschiedliche<br />

Wege, was sich auch<br />

auf ihr einkommen und ihre Karriereaussichten<br />

auswirkt. frauen haben<br />

längere erwerbsunterbrechungen<br />

und sind deutlich häufiger in teilzeit<br />

beschäftigt. sie erzielen laut statistischem<br />

bundesamt in Deutschland<br />

im Durchschnitt gesamtwirtschaftlich<br />

betrachtet 22 % weniger einkommen<br />

als Männer. Aufgrund dieser Zahl wird<br />

der Mythos genährt, frauen würden<br />

aufgrund ihres geschlechts geringer<br />

entlohnt, also diskriminiert. nach<br />

CHANCENGlEICHHEIT kommT vorAN – vIElFÄlTIGEr BEITrAG DEr UNTErNEHmEN<br />

seit der unterzeichnung der „Vereinbarung zur förderung von chancengleichheit von frauen und Männern in der<br />

Privatwirtschaft“ im Jahr 2001 werden die gemeinsamen fortschritte bei der förderung der chancengleichheit<br />

von frauen und Männern in der Privatwirtschaft bilanziert. Die bundesregierung hat in Zusammenarbeit mit bDA,<br />

bDi, DihK und ZDh die „5. bilanz chancengleichheit: chancengleichheit auf einem guten Weg“ im Juni <strong>2013</strong> veröffentlicht.<br />

Die bilanz zeigt vielfältige fortschritte in der Privatwirtschaft auf. so hat sich der frauenanteil in allen<br />

bereichen der akademischen Ausbildung weiter erhöht. Die erwerbstätigenquote von frauen (20- bis 64-Jährige)<br />

ist auf hohem niveau weiter angestiegen. Zwischen 2000 und 2012 nahm sie um über elf Prozentpunkte zu und liegt<br />

mit aktuell knapp 72 % deutlich über dem eu-Durchschnitt von nur 62 %. Die bDA hat für die 5. bilanz u. a. eine<br />

Vielzahl an beispielen zum engagement der unternehmen aus den bereichen bildung und Vereinbarkeit von familie<br />

und beruf beigesteuert.<br />

Das vielfältige engagement der unternehmen hat die bDA auch in der broschüre mit dem titel „Vereinbarkeit von<br />

familie und beruf – Praxisbeispiele aus der Wirtschaft“ (Juni <strong>2013</strong>) dokumentiert. Anhand von 50 ausgewählten<br />

beispielen von unternehmen und Verbänden verschiedener branchen, die auch das thema „Vereinbarkeit von beruf<br />

und Pflege“ aufgreifen, werden betriebsindividuelle Ansätze aufgezeigt und so Anregungen für erfolgreiche Modelle<br />

für die Vereinbarkeit von familie und beruf gegeben.<br />

Die im März <strong>2013</strong> gemeinsam mit dem netzwerkbüro „erfolgsfaktor familie“ veröffentlichte broschüre „tarifpolitik<br />

für familienbewusste Arbeitszeiten“ zeigt anhand von beispielen auf, wie die tarifpartner zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung<br />

beitragen. Konkrete unternehmensbeispiele aus verschiedenen branchen unterlegen zudem, wie familienfreundliche<br />

und flexible Arbeitszeitregelungen auf grundlage tarifvertraglicher regelungen in der betrieblichen<br />

Praxis umgesetzt werden können. Ziel war es, die funktion und rolle der tarifpolitik bei einer familienfreundlichen<br />

Personalpolitik zu verdeutlichen und die sehr unterschiedlichen Lösungsansätze darzustellen, mit denen betrieblichen<br />

und familiären Anforderungen rechnung getragen werden kann.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z > Vereinbarkeit familie und beruf/familienfreundlichkeit sowie www.arbeitgeber.de<br />

> inhalte > chancengleichheit sowie www.arbeitgeber.de > Publikationen > broschüren > beschäftigung


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

60<br />

80 %<br />

der teilzeittätigen Mütter schränken<br />

ihren beschäftigungsumfang<br />

wegen persönlicher oder familiärer<br />

Verpflichtungen ein.<br />

entwürfen für entgeltgleichheitsgesetze<br />

von sPD und bündnis 90/<br />

Die grünen im frühjahr <strong>2013</strong> hat diese<br />

irreführende grundorientierung nun<br />

auch in den Koalitionsverhandlungen<br />

von union und sPD ihren niederschlag<br />

gefunden.<br />

Die noch bestehenden gesamtwirtschaftlichen<br />

entgeltunterschiede<br />

zwischen frauen und Männern sind<br />

fast komplett auf sachliche gründe<br />

zurückzuführen, nämlich das unterschiedliche<br />

berufswahl- und erwerbsverhalten,<br />

insbesondere lange<br />

erwerbsunterbrechungen von frauen.<br />

Den tarifparteien und unternehmen<br />

wird jedoch – wie nun auch im Koalitionsvertrag<br />

– strukturelle entgeltdiskriminierung<br />

unterstellt. unterschiedliche<br />

bezahlung von frauen und<br />

Männern bei gleicher tätigkeit und<br />

gleichem Arbeitgeber ist schon heute<br />

verboten. tarifverträge und bestehende<br />

gesetzliche regelungen verhindern<br />

gerade entgeltdiskriminierung.<br />

Die im Koalitionsvertrag vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen zielen auf<br />

die Überprüfung von tarifverträgen<br />

und die neugestaltung von Arbeitsbewertungs-<br />

und entgeltfindungssystemen.<br />

es werden Auskunftsansprüche,<br />

Dokumentations- und transparenzpflichten,<br />

entgeltberichte oder die verbindliche<br />

einführung von Verfahren<br />

zur Lohnmessung oder beseitigung<br />

von vermeintlichen Diskriminierungen<br />

gefordert. Dies darf nicht zu einem<br />

eingriff in Koalitionsfreiheit, Privatund<br />

tarifautonomie führen. Die vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen würden die<br />

unternehmen unnötig mit bürokratie<br />

belasten. entgeltberichte und Auskunftsansprüche<br />

bringen erheblichen<br />

unfrieden in die betriebe. Zudem können<br />

die geforderten berichtspflichten<br />

praktisch nicht umgesetzt werden:<br />

entweder der bericht ist zu abstrakt<br />

oder er ist zu detailliert und deshalb<br />

mit den Vorgaben des Datenschutzes<br />

nicht vereinbar.<br />

statt solcher regulatorischer eingriffe<br />

muss an den tatsächlichen ursachen<br />

der gesamtwirtschaftlichen entgeltunterschiede<br />

angesetzt werden:<br />

vor allem durch gezielte berufsorientierung,<br />

den bedarfsdeckenden Ausbau<br />

der Kinderbetreuungsinfrastruktur und<br />

von ganztagsschulen, eine familienfreundliche<br />

betriebliche Personalpolitik,<br />

die Vermeidung von fehlanreizen<br />

im sozial- und steuerrecht sowie eine<br />

partnerschaftliche Aufgabenteilung<br />

innerhalb der familie, damit mehr<br />

frauen ohne längere erwerbsunterbrechungen<br />

und in vollzeitnaher tätigkeit<br />

berufstätig sein, aufsteigen<br />

und vermehrt in führungspositionen<br />

gelangen können. Diese Zusammenhänge<br />

und ursachen bleiben bei dem<br />

in der öffentlichen Diskussion oftmals<br />

herangezogenen gesamtwirtschaftlichen<br />

einkommensunterschied zwischen<br />

frauen und Männern i. h. v. 22 %<br />

unberücksichtigt. nach Abzug der wissenschaftlich<br />

messbaren ursachen<br />

ergibt sich ein bereinigter gesamtwirtschaftlicher<br />

entgeltunterschied von<br />

unter 2 %, der nicht eindeutig geklärt<br />

ist, aber auch nicht als indiz für Diskriminierung<br />

gelten kann. Die bDA wird<br />

sich in der neuen Legislaturperiode gegen<br />

die geplanten, nicht zielführenden<br />

Zwangsmaßnahmen wenden.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

entgeltgleichheit<br />

Studien bestätigen familienpolitische<br />

Forderungen der<br />

BDA<br />

bundesfamilien- und bundesfinanzministerium<br />

haben eine gesamtevaluation<br />

zentraler ehe- und familienbezogener<br />

Leistungen in Auftrag<br />

gegeben. Diese hat das Zusammenwirken<br />

der Leistungen, bezogen auf<br />

vier familienpolitische Ziele, untersucht:<br />

Vereinbarkeit von familie und<br />

beruf, Wohlbefinden und entwicklung<br />

von Kindern, wirtschaftliche stabilität<br />

von familien und nachteilsausgleich<br />

sowie erfüllung von Kinderwünschen.<br />

Der großteil der studien wurde seit<br />

beginn der evaluation sukzessive veröffentlicht<br />

und bestätigt zentrale familienpolitische<br />

forderungen der bDA.<br />

Die jetzt vorliegenden ergebnisse<br />

sollten konsequent in politisches handeln<br />

umgesetzt werden. Die familienpolitik<br />

sollte basierend auf den neuen


61<br />

beschäftigung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

erkenntnissen und instrumenten stärker<br />

auf Wirkung und effizienz mit blick<br />

auf die erreichung der vier zentralen<br />

Ziele von familienpolitik ausgerichtet<br />

werden. Der Ausbau einer qualitativen<br />

und bedarfsgerechten Kinderbetreuungsinfrastruktur<br />

muss daher<br />

fortgesetzt werden. bei der Qualität,<br />

in einigen bundesländern und in großstädten<br />

auch bei der Verfügbarkeit und<br />

bei den Öffnungszeiten, besteht weiterhin<br />

handlungsbedarf. erwerbsbedingte<br />

Kinderbetreuungskosten sollten<br />

voll bis zum höchstbetrag von 6.000 €<br />

pro Kind und Jahr abzugsfähig sein.<br />

eine Anhebung des Kinderfreibetrags<br />

oder eine erhöhung des Kindergelds<br />

sind dagegen abzulehnen. Diese Ausweitungen<br />

würden die öffentlichen<br />

haushalte belasten, ohne gleichzeitig<br />

die genannten Ziele der familienpolitik<br />

zu befördern. stattdessen werden<br />

dadurch negative arbeitsmarktpolitische<br />

Anreize gesetzt, da insbesondere<br />

Mütter bei einer erhöhung ihre<br />

erwerbstätigkeit einschränken. Die<br />

Mittel aus dem Kindergeld, das für<br />

über 18-Jährige gezahlt wird, sollten<br />

bei studierenden in ein grundbudget<br />

umgewandelt werden.<br />

ehe- und familienpolitische regelungen,<br />

die Anreize setzen, die erwerbstätigkeit<br />

einzuschränken oder<br />

aufzugeben, wie die beitragsfreie<br />

Mitversicherung in der gesetzlichen<br />

Kranken- und Pflegeversicherung,<br />

müssen kritisch hinterfragt und korrigiert<br />

werden. eine reform des ehegattensplittings<br />

muss verfassungskonform<br />

erfolgen, dem grundsatz<br />

der besteuerung nach der Leistungsfähigkeit<br />

folgen und darf zu keinen<br />

steuerlichen Mehrbelastungen führen<br />

– gerade auch wenn beide Partner<br />

vollumfänglich berufstätig sind. Das<br />

im August <strong>2013</strong> eingeführte betreuungsgeld<br />

sollte abgeschafft werden.<br />

es setzt falsche finanzielle Anreize,<br />

dass eltern dem Arbeitsmarkt auch im<br />

zweiten und dritten Lebensjahr ihres<br />

Kindes fernbleiben und Kinder aus bildungsfernen<br />

haushalten nicht betreut<br />

werden. Die bDA hat hierzu ein Positionspapier<br />

veröffentlicht und wird sich<br />

in der neuen Legislaturperiode für die<br />

konsequente umsetzung der handlungsempfehlungen<br />

und erkenntnisse<br />

der studien einsetzen.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | beschäftigung<br />

62<br />

INqA­Audit: Freiwilligkeit<br />

und individuelle Gestaltungsfreiheit<br />

erhalten<br />

Das bundesarbeitsministerium entwickelt<br />

derzeit das inQA-Audit „Zukunftsfähige<br />

unternehmenskultur“,<br />

das künftig auf freiwilliger basis an<br />

unternehmen vergeben werden soll.<br />

Zielsetzung des mehrstufigen Audits<br />

soll es sein, die teilnehmenden unternehmen<br />

bei der Weiterentwicklung<br />

ihrer betrieblichen Personalpolitik<br />

in den bereichen Personalführung,<br />

chancengleichheit und Diversity, gesundheit<br />

sowie Wissen und Kompetenz<br />

systematisch und prozessorientiert<br />

zu unterstützen.<br />

Die bDA begleitet dieses entwicklungsvorhaben<br />

als Mitglied des<br />

inQA-steuerkreises kritisch und dringt<br />

insbesondere darauf, dass die vom<br />

bundesarbeitsministerium mehrfach<br />

zugesagte freiwilligkeit des Audits<br />

gewährleistet wird. Wesentlicher bestandteil<br />

des Audits ist ein umfassender<br />

Kriterienkatalog. Dieser dient<br />

als Orientierungsrahmen und soll die<br />

Auditoren bei der einschätzung der<br />

betrieblichen Personalpolitik des teilnehmenden<br />

unternehmens unterstützen.<br />

hier muss deutlich werden, dass<br />

die im rahmen des Audits verwendeten<br />

Kriterien lediglich als beispiele personalpolitischer<br />

Maßnahmen herangezogen<br />

werden, keinesfalls aber als zwingende<br />

Kennzahlen, Mindeststandards,<br />

benchmarks etc. individuelle gestaltungsmöglichkeiten<br />

der betrieblichen<br />

Personalpolitik in Abhängigkeit von<br />

branche, unternehmensgröße sowie<br />

von weiteren unternehmensspezifischen<br />

gegebenheiten müssen berücksichtigt<br />

und erhalten bleiben.<br />

ISo­Normierungsvorhaben<br />

„Human resource management“<br />

– zwingende Normen<br />

verhindern<br />

von Personalmanagement aufzunehmen.<br />

Zielsetzung ist es, weltweit gültige<br />

sowie durch allgemein anerkannte<br />

Kennzahlen messbare und damit vergleichbare<br />

Minimalanforderungen in<br />

allen bereichen des human resource<br />

Management zu schaffen, u. a. bei der<br />

rekrutierung, entlohnung, Personalentwicklung,<br />

Personalbeurteilung und<br />

der Dokumentation sowie bei sozialpartnerbeziehungen,<br />

Managing Diversity<br />

und change Management. Die<br />

norm soll Leitbildcharakter haben,<br />

z. t. aber auch Mindestanforderungen<br />

an die unternehmen beschreiben.<br />

Die bDA arbeitet intensiv im Dinspiegelgremium<br />

mit, um die normungsarbeit<br />

kritisch zu begleiten<br />

und zu verhindern, dass bindende<br />

standards, Kennzahlen und Zertifizierungen<br />

im Personalmanagement<br />

eingeführt werden, die die jeweiligen<br />

nationalen gegebenheiten nicht ausreichend<br />

berücksichtigen können.<br />

Aufgrund der international überwiegenden<br />

Zustimmung zum isO-Vorhaben<br />

und der daraus resultierenden<br />

tatsache, dass eine wie auch immer<br />

gestaltete norm kaum noch zu verhindern<br />

ist, ist es vorrangiges Ziel<br />

der bDA-Aktivitäten, der norm den<br />

charakter eines Leitfadens mit empfehlungscharakter<br />

zu geben, der insbesondere<br />

nationale, kulturelle und<br />

unternehmensspezifische besonderheiten<br />

ausreichend berücksichtigt.<br />

Dies lehnt sich an die isO-norm 26000<br />

an, die ebenfalls als Leitfaden lediglich<br />

erstrebenswerte und beispielhafte<br />

Anwendungen enthält und nicht auf<br />

Zertifizierungszwecke abzielt.<br />

Der bDA ist es im Jahr <strong>2013</strong> gelungen,<br />

verschiedene unternehmensvertreter<br />

– vor allem aus der mittelständischen<br />

Metall- und elektroindustrie – für<br />

eine Mitarbeit im spiegelgremium zu<br />

gewinnen, um insbesondere die personalpolitischen<br />

Anforderungen der<br />

kleinen und mittleren unternehmen in<br />

der normungsarbeit stärker zu implementieren.<br />

bereits 2010 hat die internationale Organisation<br />

für normung (isO) gegen<br />

die stimme des Deutschen instituts für<br />

normung (Din) beschlossen, Arbeiten<br />

auf dem gebiet der standardisierung


So anziehend wie nie zuvor: Das »personalmagazin«<br />

Jetzt noch aktueller, fundierter und relevanter.<br />

Sie möchten sich im HR-Bereich gezielt verbessern? Und Ihre Laufbahn voran bringen? Dann haben Sie allen<br />

Grund jetzt zum neuen »personalmagazin« zu greifen. Neben wichtigen News finden Sie hier ein umfassendes<br />

Themenspektrum und fundierte Antworten auf sämtliche Personalfragen. Denn wahre Profis werfen<br />

keine flüchtigen Blicke auf Informationen – sondern nehmen das Heft selbst in die Hand.<br />

www.personalmagazin.de


SOZIALE<br />

SICHERUNG


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

66<br />

10 Mio.<br />

rentenakten müssen bei einführung<br />

der Mütterrente bearbeitet werden.<br />

Rentenpläne der Koalition<br />

langfristig nicht finanzierbar<br />

cDu, csu und sPD haben in ihrem<br />

Koalitionsvertrag milliardenschwere<br />

zusätzliche ausgaben im bereich<br />

der rentenversicherung vereinbart.<br />

Diese stellen sowohl kurz- als auch<br />

langfristig eine erhebliche belastung<br />

dar und werden zu einem anstieg<br />

der lohnzusatzkosten führen. zu den<br />

teuersten rentenpolitischen Projekten<br />

zählen die bessere anerkennung<br />

von Kindererziehung im rentenrecht<br />

(„Mütterrente“), die abschlagsfreie<br />

rente ab 63 Jahren, die ost-Westrentenangleichung,<br />

die „solidarische<br />

lebensleistungsrente“ sowie die leistungsverbesserungen<br />

bei der erwerbsminderungsrente.<br />

Die umsetzung der rentenpläne der großen Koalition<br />

würde die lohnzusatz- und damit die arbeitskosten erheblich<br />

erhöhen. besonders die ausweitung der anerkennung der<br />

Kindererziehungszeiten ist ein teures unterfangen. so ist die<br />

nachhaltige finanzierung des rentensystems nicht gewährleistet.<br />

Prof. Randolf Rodenstock | Vizepräsident der bDa, Vorsitzender bDa-ausschuss<br />

soziale sicherung, geschäftsführender gesellschafter optische Werke g. rodenstock<br />

gmbh & co. Kg<br />

in den zurückliegenden legislaturperioden<br />

ist es durch mehrere rentenreformen<br />

gelungen, die gesetzliche<br />

rentenversicherung auf den demografischen<br />

Wandel vorzubereiten. richtschnur<br />

des handelns war immer, die<br />

nachfolgenden generationen nicht finanziell<br />

zu überfordern und den langfristig<br />

drohenden beitragssatzanstieg<br />

zu begrenzen. Diese einsicht droht<br />

nun auf der strecke zu bleiben. Der<br />

beitragssatz zur rentenversicherung<br />

würde bei umsetzung sämtlicher Koalitionspläne<br />

künftig deutlich höher liegen.<br />

Daher würde auch das gesetzlich<br />

definierte ziel, dass der beitragssatz<br />

bis 2030 die belastungsobergrenze<br />

von 22 % nicht übersteigen darf, aller<br />

Voraussicht nach verfehlt.<br />

Die geplante ausweitung der anerkennung<br />

von Kindererziehungszeiten<br />

für geburten vor 1992 ist abzulehnen,<br />

da sie das jährlich im umlageverfahren<br />

zu finanzierende rentenvolumen<br />

sofort um 6,5 Mrd. € erhöhen wird.<br />

bis 2030 würden die Mehrausgaben<br />

der rentenversicherungsträger sogar<br />

auf 8 Mrd. € pro Jahr steigen. nach<br />

berechnungen der Deutschen rentenversicherung<br />

bund (DrV bund)<br />

würde die „Mütter rente“ bei der im<br />

Koalitionsvertrag vereinbarten ausgestaltung<br />

bis 2030 neue finanzierungslasten<br />

von insgesamt 125 Mrd. €<br />

schaffen und käme damit die rentenversicherung<br />

sehr teuer. eine weitere<br />

besserstellung für die überwiegend<br />

rentennahen Jahrgänge wäre zudem<br />

gegenüber den jüngeren beitragszahlern<br />

ungerecht, weil sie die zusätzlichen<br />

lasten zu tragen hätten, obwohl<br />

ihr rentenniveau deutlich niedriger<br />

liegen wird als das der heutigen rentner<br />

bzw. rentennahen Jahrgänge. Die<br />

bDa wird darauf dringen, dass die<br />

„Mütterrente“ nicht aus beitragsmitteln<br />

finanziert wird. es muss dabei<br />

bleiben, dass der bund – wie sonst<br />

auch bei renten für Kindererziehungszeiten<br />

– die finanzierung übernimmt.<br />

Die geplante abschlagsfreie rente<br />

mit 63 Jahren wäre ein kapitaler<br />

fehler. Die entlastung der rentenversicherung<br />

durch die „rente mit<br />

67“ würde für viele Jahre vollständig<br />

aufgezehrt. auf die beitragszahler<br />

kämen lasten in Milliardenhöhe<br />

zu. es wäre auch ungerecht, wenn<br />

ein teil der Versicherten künftig von


67<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

abschlägen ausgenommen würde.<br />

Wer vorzeitig abschlagsfrei mit<br />

63 Jahren in rente geht, würde –<br />

trotz gleicher beitragsleistung – besser<br />

stehen als derjenige, der später<br />

in rente geht und damit weniger lang<br />

rente erhält. zudem macht es keinen<br />

sinn, mit der abschlagsfreien rente<br />

mit 63 ein neues Privileg in der<br />

rentenversicherung ausgerechnet<br />

für rentner zu schaffen, die regelmäßig<br />

über besonders hohe renten<br />

verfügen. Die abschlagsfreie rente<br />

mit 63 wäre auch arbeitsmarktpolitisch<br />

ein fehler. Deutschland darf<br />

sich angesichts des demografischen<br />

Wandels keine neue frühverrentungspolitik<br />

leisten. im gegenteil: ältere<br />

arbeitnehmer werden mehr denn je<br />

gebraucht, um unseren Wohlstand zu<br />

erwirtschaften.<br />

es ist bedauerlich, dass die Koalitionäre<br />

sich nicht auf ein einheitliches<br />

rentenrecht für gesamtdeutschland<br />

verständigen konnten. Die stattdessen<br />

geplante angleichung der rentenwerte<br />

für ost und West würde die rentenversicherung<br />

bereits 2020 mit etwa<br />

4 Mrd. € belasten und für die heutigen<br />

beitragszahler die spaltung zwischen<br />

den rechtskreisen ost und West sogar<br />

vertiefen. schon heute werden für<br />

die gleichen beiträge im osten höhere<br />

renten erworben als im Westen.<br />

Künftig würde sich der abstand zulasten<br />

der Westbeitragszahler noch weiter<br />

erhöhen.<br />

Die vereinbarte „solidarische lebensleistungsrente“<br />

ist nicht nur<br />

teuer, sondern auch der sache nach<br />

falsch: sie ist eine ausnahme von der<br />

regel, dass sich die höhe der renten<br />

nach den zuvor eingezahlten beiträgen<br />

richtet. sie kann dazu führen, dass<br />

ein Versicherter, der während seines<br />

erwerbslebens höhere beitragszahlungen<br />

als ein anderer Versicherter<br />

geleistet hat, trotzdem eine geringere<br />

altersrente erhält. Die „solidarische<br />

lebensleistungsrente“ ist zudem nicht<br />

zielgenau, denn sie begünstigt nicht<br />

nur beschäftigte mit niedrigen stundenlöhnen,<br />

sondern auch Personen,<br />

die deshalb wenig verdient haben, weil<br />

sie nur wenige Wochenstunden gearbeitet<br />

haben. richtig ist zwar die absicht,<br />

dass die geplante aufstockung<br />

von altersrenten aus steuermitteln<br />

finanziert wird. es bleibt aber unklar,<br />

ob der rentenversicherung tatsächlich<br />

alle dafür erforderlichen Mittel vom<br />

bund bereitgestellt werden.<br />

Die vorgesehenen Verbesserungen<br />

bei der erwerbsminderungsrente sind<br />

nachvollziehbar, sollten aber beitragsneutral<br />

durch einsparungen an anderer<br />

stelle gegenfinanziert werden.<br />

nach angaben der DrV bund würde<br />

die bessere absicherung des erwerbsminderungsrisikos<br />

Kosten von<br />

bis zu 2,5 Mrd. € (bezogen auf das Jahr<br />

2030) verursachen. Die ausgestaltung<br />

der Verlängerung der zurechnungszeit<br />

– zum 1. Juli 2014 in einem schritt<br />

um zwei Jahre – ist allerdings wenig<br />

sachgerecht. sie sollte vielmehr stufenweise,<br />

parallel zur anhebung der<br />

regelaltersgrenze auf 67 Jahre erfolgen,<br />

weil damit im zeitverlauf ein konstanter<br />

abstand von fünf Jahren zwischen<br />

dem ende der zurechnungszeit<br />

und der regelaltersgrenze gewahrt<br />

bliebe.<br />

Vertrauensschutz für<br />

Altbefreiungen von der<br />

Rentenversicherungspflicht<br />

gewähren<br />

Das bundessozialgericht stellte mit<br />

urteilen vom 31. oktober 2012 fest,<br />

dass einmal erteilte befreiungen von<br />

der rentenversicherungspflicht immer<br />

nur für die jeweilige beschäftigung bei<br />

einem bestimmten arbeitgeber gelten<br />

und diese befreiungen spätestens mit<br />

dem ende der beschäftigung enden.<br />

für beschäftigungswechsel seit dem<br />

31. oktober 2012 ist daher zwingend<br />

ein neuer befreiungsantrag innerhalb<br />

von drei Monaten nach aufnahme der<br />

beschäftigung zu stellen.<br />

Die DrV bund teilte nach der Veröffentlichung<br />

der urteilsgründe mit,<br />

dass angehörige verkammerter berufe,<br />

die in „klassischen“ bereichen arbeiten,<br />

also ärzte in Krankenhäusern<br />

oder arztpraxen, apotheker in apotheken<br />

oder angestellte rechtsanwälte in<br />

rechtsanwaltskanzleien, weiter als von<br />

der rentenversicherung befreit gelten,<br />

wenn die derzeitige beschäftigung vor<br />

dem 31. oktober 2012 aufgenommen


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

68<br />

wurde, und einen befreiungsantrag<br />

erst bei einem Wechsel der beschäftigung<br />

stellen müssen.<br />

noch offen ist hingegen die behandlung<br />

der altfälle von angehörigen<br />

verkammerter berufe, die nicht in<br />

klassischen bereichen tätig sind, wie<br />

z. b. syndikusanwälte oder industrieapotheker.<br />

hier besteht die gefahr,<br />

dass der arbeitgeber unter umständen<br />

für beitragsnachzahlungen haftet,<br />

wenn der arbeitnehmer bei einem<br />

Wechsel der beschäftigung in der Vergangenheit<br />

keinen neuen befreiungsantrag<br />

gestellt hat.<br />

Die bDa hat sich daher mit nachdruck<br />

bei der DrV bund dafür eingesetzt,<br />

dass alle angehörigen der<br />

verkammerten berufe, die vor dem<br />

31. oktober 2012 von der Versicherungspflicht<br />

in der gesetzlichen rentenversicherung<br />

befreit wurden und weiter<br />

berufsgruppenspezifisch tätig sind, unabhängig<br />

von vor dem 31. oktober 2012<br />

erfolgten beschäftigungswechseln erst<br />

beim nächsten beschäftigungswechsel<br />

eine erneute befreiung beantragen<br />

müssen und solange als von der<br />

rentenversicherung befreit gelten.<br />

Die DrV bund hat der bDa daraufhin<br />

mitgeteilt, dass sie einen Vertrauensschutz<br />

bei altfällen anstrebe. Das<br />

bundesversicherungsamt (bVa) hat<br />

als aufsichtsbehörde der DrV bund<br />

eine ausweitung des Vertrauensschutzes<br />

in dem von der bDa geforderten<br />

umfang jedoch abgelehnt. Das bVa ist<br />

aber der auffassung der bDa gefolgt,<br />

dass für solche fälle eine regelung<br />

getroffen werden soll, die verhindert,<br />

dass für den betroffenen Personenkreis<br />

einzig aufgrund der fehlenden<br />

bescheinigung nach dem Wechsel der<br />

tätigkeit eine Versicherungspflicht eintritt.<br />

allerdings soll für die neue tätigkeit<br />

rückwirkend ein befreiungsantrag<br />

gestellt werden müssen. zur Klärung<br />

des sachverhalts beabsichtigt die DrV<br />

bund, allen betroffenen, die in einem<br />

nicht „klassischen" bereich tätig sind<br />

und noch keinen befreiungsbescheid<br />

für diese tätigkeit haben, erneut ein<br />

NIEDRIGStER RENtENBEItRAGSSAtZ SEIt 1995 wäRE möGLICH<br />

arbeitgeber- und arbeitnehmeranteil am bruttolohn, in %<br />

19,2<br />

20,3<br />

19,3 19,5<br />

19,1<br />

19,9<br />

19,6<br />

18,9<br />

18,3<br />

2000 2005 2010 2014*<br />

* schätzung<br />

Quelle: DrV bund, <strong>2013</strong>


69<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

antragsrecht für den zeitraum seit<br />

dem tätigkeitswechsel einzuräumen<br />

und sie aufzufordern, einen antrag auf<br />

befreiung zu stellen. eine offizielle Mitteilung<br />

durch die DrV bund steht noch<br />

aus.<br />

in einer Diskussionsveranstaltung<br />

der bDa am 1. oktober <strong>2013</strong>, an der<br />

sich auch die DrV bund, die arbeitsgemeinschaft<br />

berufsständischer Versorgungseinrichtungen<br />

und der Deutsche<br />

anwaltsverein beteiligten, konnten viele<br />

fragestellungen rund um das thema<br />

„befreiung“ besprochen werden.<br />

Erneute Beitragssatzsenkung<br />

in der Rentenversicherung<br />

möglich und sinnvoll<br />

Der beitragssatz zur allgemeinen<br />

rentenversicherung ist zum 1. Januar<br />

<strong>2013</strong> von 19,6 % auf 18,9 % gesenkt<br />

worden. Dadurch wurden Versicherte<br />

und betriebe im Jahr <strong>2013</strong> um insgesamt<br />

6,5 Mrd. € entlastet. einen geringeren<br />

rentenbeitragssatz als <strong>2013</strong><br />

hat es zuletzt im Jahr 1995 gegeben.<br />

Die absenkung des beitragssatzes<br />

wird die rentenanpassung 2014 um<br />

0,9 Prozentpunkte erhöhen, so dass<br />

zeitversetzt auch die rentner von ihr<br />

profitieren.<br />

Mit der erneuten senkung des<br />

rentenbeitragssatzes ist der gesetzgeber<br />

einer Kernforderung der bDa<br />

gefolgt. Die bDa und ihre Mitgliedsverbände<br />

hatten sich mit nachdruck<br />

auf allen ebenen für eine spürbare<br />

beitragssatzsenkung eingesetzt. Die<br />

Mittel gehören den beitragszahlern<br />

und dürfen insbesondere vor dem<br />

hintergrund der demografischen<br />

entwicklung nicht für reformrücknahmen<br />

und leistungsausweitungen<br />

zweckentfremdet werden. Die beitragssatzsenkung<br />

trägt dazu bei, dass<br />

dauerhaft nicht bezahlbare Mehrausgaben<br />

unterbleiben, und leistet damit<br />

einen wichtigen beitrag zur langfristigen<br />

sicherung der finanzierbarkeit<br />

der rentenversicherung.<br />

Die bundesregierung ist in ihrem<br />

letzten rentenversicherungsbericht<br />

vom november zu dem ergebnis<br />

gekommen, dass – nach geltendem<br />

recht – der rentenbeitragssatz zum<br />

1. Januar 2014 weiter auf 18,3 % gesenkt<br />

werden muss. Dies entspricht<br />

einer entlastung der beitragszahler<br />

von 6 Mrd. €. Die bDa wird sich weiter<br />

nachdrücklich dafür einsetzen, dass<br />

dieser schritt auch tatsächlich vollzogen<br />

wird.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte > soziale<br />

sicherung > rentenversicherung<br />

Betriebliche Altersvorsorge<br />

mit besseren Rahmenbedingungen<br />

stärken<br />

für die betriebliche altersvorsorge<br />

haben die deutschen arbeitgeber ihre<br />

erwartungen und Vorschläge gegenüber<br />

der neuen bundesregierung in<br />

ihrem Positionspapier „betriebliche<br />

altersvorsorge – Mit verbesserten<br />

rahmenbedingungen einen weiteren<br />

ich begrüße die ankündigung im Koalitionsvertrag, die<br />

betriebliche altersvorsorge zu stärken. Jetzt wird es darauf<br />

ankommen, dass die bestehenden hemmnisse tatsächlich<br />

angegangen werden. Die arbeitgeber haben hierzu konkrete<br />

Verbesserungsvorschläge unterbreitet.<br />

milagros Caiña­Andree | Präsidiumsmitglied der bDa, Vorsitzende bDa-ausschuss<br />

betriebliche altersvorsorge, Vorstandsmitglied bMW ag


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

70<br />

ausbau erreichen“ im Juni <strong>2013</strong> zusammengefasst.<br />

hierin hat die bDa,<br />

gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden<br />

und den angeschlossenen<br />

unternehmen, ihre grundsatzposition<br />

zur betrieblichen altersvorsorge aktualisiert<br />

und erweitert.<br />

für die arbeitgeber bleibt eine<br />

stärkung der betrieblichen altersvorsorge<br />

als zweiter säule der alterssicherung<br />

notwendig. gerade im aktuellen<br />

Kapitalmarktumfeld kommen<br />

die besonderen stärken der betrieblichen<br />

altersvorsorge zum tragen:<br />

ihre sehr effizienten finanzierungsmöglichkeiten<br />

sowie das hohe Maß an<br />

sicherheit.<br />

Damit noch mehr beschäftigte von<br />

der betrieblichen altersvorsorge profitieren<br />

können, müssen bestehende<br />

bürokratische, steuerliche sowie beitragsrechtliche<br />

hemmnisse abgebaut<br />

werden (siehe Kasten). falsch wäre,<br />

den weiteren ausbau der betrieblichen<br />

altersvorsorge statt über bessere<br />

rahmenbedingungen durch staatliche<br />

zwangslösungen erreichen zu<br />

wollen. hier ist zu berücksichtigen,<br />

dass der aufwand für betriebliche altersvorsorge<br />

immer aus der von den<br />

beschäftigten erwirtschafteten Wertschöpfung<br />

finanziert wird und teil der<br />

gesamtvergütung der arbeitnehmer<br />

ist. insofern können – wie bei sonstiger<br />

Vergütung auch – nur die arbeitsbzw.<br />

tarifvertragsparteien darüber<br />

entscheiden, inwieweit ein teil der gesamtvergütung<br />

für die finanzierung<br />

betrieblicher altersvorsorge verwendet<br />

werden soll.<br />

Verfehlt wäre auch, eine automatische<br />

entgeltumwandlung mit abwahlmöglichkeit<br />

des arbeitnehmers<br />

(opt-out-Modell) staatlich anzuordnen.<br />

Dies würde die bürokratielasten<br />

ALtERSVORSORGE-VERBESSERUNGSGESEtZ<br />

zum 1. Juli <strong>2013</strong> ist das „gesetz zur Verbesserung der steuerlichen förderung der privaten altersvorsorge“ (altersvorsorge-Verbesserungsgesetz)<br />

in Kraft getreten. es soll die staatlich geförderte altersvorsorge transparenter und<br />

noch attraktiver machen. Die wesentlichen neuregelungen des gesetzes sind:<br />

Einführung eines verpflichtenden Produktinformationsblatts<br />

zur Verbesserung der Vergleichbarkeit von staatlich geförderten altersvorsorgeprodukten müssen anbieter künftig<br />

für alle Produktgruppen (z. b. rentenversicherungen, fondssparpläne, banksparpläne, bausparverträge) Produktinformationsblätter<br />

vorhalten, deren inhalt und gestaltung gesetzlich normiert sind.<br />

Begrenzung der Abschluss­ und Vertriebskosten bei Vertragswechseln<br />

um Vertragswechsel zu erleichtern, darf der bisherige anbieter künftig nicht mehr als 150 € für einen Vertragswechsel<br />

in rechnung stellen. gleichzeitig darf der neue anbieter nicht mehr als 50 % des übertragenen altersvorsorgevermögens<br />

bei der berechnung der abschluss- und Vertriebskosten berücksichtigen.<br />

Verbesserung des Erwerbsminderungs­/Berufsunfähigkeitsschutzes<br />

es werden die Möglichkeiten erweitert, im rahmen der staatlich geförderten altersvorsorge das invaliditätsrisiko<br />

abzusichern. anbieter von riester-Verträgen können künftig bis zu 20 % der gesamtbeiträge (bisher: 15 %) für die<br />

absicherung des erwerbsminderungsrisikos vorsehen. bei den sog. rürup-Verträgen wird ein neuer Vertragstyp<br />

geschaffen. Künftig können auch basisrentenverträge zur ausschließlichen absicherung von berufsunfähigkeit<br />

oder verminderter erwerbsfähigkeit zertifiziert werden.<br />

mehrere Vereinfachungen bei der Eigenheimrente<br />

Die förderunschädliche entnahme von altersvorsorgevermögen für die anschaffung bzw. herstellung einer selbst<br />

genutzten immobilie ist künftig jederzeit in der ansparphase möglich. Die steuerpflichtigen können jetzt jederzeit<br />

wählen, ob sie die noch ausstehenden steuern jährlich (ratierliche besteuerung bis zum 85. lebensjahr) oder auf<br />

einmal (sofortbesteuerung mit 30 % steuerrabatt) bezahlen wollen. staatlich gefördertes altersvorsorgevermögen<br />

kann nach neuer rechtslage auch für umbaumaßnahmen zur beseitigung von barrieren in der eigenen Wohnung<br />

eingesetzt werden.


71<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

nochmals steigern. Die angestrebte<br />

flächendeckende und dauerhafte Verbreitung<br />

der betrieblichen altersvorsorge<br />

wäre dennoch ungewiss.<br />

Bei EU­Pensionsfondsrichtlinie<br />

Zeit gewonnen<br />

Die von der eu-Kommission geplante<br />

Überarbeitung der eu-Pensionsfondsrichtlinie<br />

wird sich erheblich<br />

verzögern. nachdem die Kommission<br />

bereits im Mai <strong>2013</strong> angekündigt hat,<br />

von änderungen der eigenmittelvorgaben<br />

bei der jetzigen novellierung vollständig<br />

abzusehen, wird sich die Überarbeitung<br />

der Pensionsfondsrichtlinie<br />

auch für die übrigen Vorgaben (z. b.<br />

risikomanagement, berichtswesen)<br />

um Monate verzögern, so dass eine<br />

befassung des europäischen Parlaments<br />

mit dem richtlinienvorschlag<br />

bis zum ende der legislaturperiode<br />

des europäischen Parlaments im<br />

Mai 2014 unwahrscheinlich ist. Damit<br />

ist zumindest zeit gewonnen, um eine<br />

milliardenschwere zusätzliche belastung<br />

der trägerunternehmen und ihrer<br />

einrichtungen der betrieblichen altersvorsorge<br />

endgültig abzuwenden. Diese<br />

entwicklung ist sehr zu begrüßen und<br />

ein wichtiger zwischenerfolg, auf den<br />

die bDa mit ihren Mitgliedsverbänden<br />

und den sozialpartnern auf europäischer<br />

und nationaler ebene hingewirkt<br />

hat.<br />

Die ursprünglich vorgesehene anwendung<br />

der solvency-ii-eigenmittelvorgaben<br />

auf die betriebliche altersvorsorge<br />

hätte viele einrichtungen der<br />

betrieblichen altersvorsorge sowie<br />

die dahinterstehenden arbeitgeber<br />

überfordert und einen erheblichen<br />

schaden für die betriebliche altersvorsorge<br />

bedeutet. Mehr sicherheit für<br />

die betriebsrenten wäre mit einem eigenmittelregime<br />

nach solvency ii nicht<br />

86 %<br />

der betrieblichen altersvorsorge<br />

werden vom arbeitgeber finanziert.<br />

VERBREItUNGSGRAD DER BEtRIEBLICHEN<br />

ALtERSVORSORGE (BAV) AUf REKORDNIVEAU<br />

anteil der sozialversicherungs pflichtig beschäftigten mit baV- anwartschaft, in %<br />

48,9 60,3 60,5<br />

2001 2010 2011<br />

Quelle: tns infratest sozialforschung, 2012


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

72<br />

geschaffen worden. Die bDa dringt nun<br />

gegenüber der eu-Kommission darauf,<br />

jetzt endgültig von den eigenmittelvorgaben<br />

nach solvency ii abstand<br />

zu nehmen, um die unternehmen und<br />

ihre Versorgungseinrichtungen von der<br />

noch bestehenden unsicherheit zu befreien.<br />

zudem hat die bDa bereits darauf<br />

hingewiesen, dass die betrieblichen<br />

Versorgungswerke auch bei den geplanten<br />

Vorgaben zum risikomanagement<br />

und zu berichtspflichten nicht mit<br />

unnötiger bürokratie belastet werden<br />

dürfen.<br />

mobilitätsrichtlinie darf<br />

betriebliche Altersvorsorge<br />

nicht belasten<br />

Der beschäftigungsrat der eu hat im<br />

Juni <strong>2013</strong> eine einigung bezüglich des<br />

richtlinienvorschlags über „Mindestvorschriften<br />

zur erhöhung der Mobilität<br />

von arbeitnehmern durch Verbesserung<br />

der begründung und Wahrung<br />

von zusatzrentenansprüchen vom<br />

9. oktober 2007“ (vormals „Portabilitätsrichtlinie“)<br />

erzielt. Derzeit wird der<br />

Vorschlag im europäischen Parlament<br />

beraten. Der Kompromissvorschlag<br />

sieht insbesondere vor, die unverfallbarkeitsfrist<br />

auf max. drei Jahre<br />

festzulegen (in Deutschland bisher<br />

fünf Jahre) und außerdem die gleichbehandlung<br />

von ausgeschiedenen und<br />

aktiven Mitarbeitern bei der anwartschaftsanpassung<br />

festzuschreiben.<br />

BDA-VORSCHLäGE ZUR StäRKUNG DER BEtRIEB LICHEN ALtERSVORSORGE (BAV)<br />

1. erweiterung des steuerlichen und beitragsrechtlichen Dotierungsrahmens<br />

2. Verbesserte nutzbarkeit der riester-förderung in der baV<br />

3. erweiterung der nachgelagerten besteuerung von übertragenen betriebsrentenverpflichtungen<br />

auf den „future service“<br />

4. Verhinderung der finanztransaktionsteuer<br />

5. aufhebung der vollen besteuerung von streubesitzdividenden<br />

6. Volle steuerliche anerkennung der handelsbilanziellen betriebsrentenverpflichtungen<br />

7. Vermeidung unnötiger bürokratie bei Überarbeitung der eu-Pensionsfondsrichtlinie<br />

8. schaffung eines eigenen aufsichtsrechts für einrichtungen der baV<br />

9. Verhinderung von belastungen durch eine eu-richtlinie für Mindeststandards in der baV<br />

10. erleichterung der anpassungsregelungen für laufende betriebsrenten<br />

11. Vereinfachung des Versorgungsausgleichs<br />

12. erleichterung der abfindungsmöglichkeiten<br />

13. Vereinfachung der altersgrenzenanhebung in der baV<br />

14. erleichterung der Übertragung von Wertguthaben in die baV bei sog. störfällen<br />

15. Verhinderung des eintritts der Pflicht zur Versicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

durch entgeltumwandlung


73<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

anders als die Vorentwürfe dieser<br />

richtlinie soll sich der anwendungsbereich<br />

allein auf grenzüberschreitende<br />

arbeitnehmerwechsel innerhalb<br />

der eu beschränken. gleichwohl ist<br />

wahrscheinlich, dass die Vorgaben der<br />

richtlinie im rahmen ihrer nationalen<br />

umsetzung auch inländische fälle<br />

erfassen werden, um eine benachteiligung<br />

von inländern zu vermeiden.<br />

auch dieser Kompromissvorschlag<br />

ist – wie die entwürfe von 2007 – mit<br />

belastungen für die betriebliche altersvorsorge<br />

verbunden. allerdings<br />

konnte die bDa weitere Verschlechterungen<br />

des Kompromissvorschlags<br />

verhindern.<br />

zu bedauern ist insbesondere,<br />

dass die geplante Verkürzung der<br />

unverfallbarkeitsfrist zu einer zunahme<br />

von geringen anwartschaften<br />

und somit zu einem höheren Verwaltungsaufwand<br />

der betriebe bzw. der<br />

einrichtungen der betrieblichen altersvorsorge<br />

führen wird. außerdem<br />

wird hierdurch die betriebliche altersvorsorge<br />

als Personalbindungsinstrument<br />

entwertet. offen ist noch die<br />

auswirkung der anpassungsregelung<br />

von betriebsrentenanwartschaften.<br />

hier wird der entsprechenden interpretation<br />

bzw. umsetzung durch den<br />

nationalen gesetzgeber eine maßgebliche<br />

bedeutung zukommen.<br />

Leistungsfähige private<br />

Krankenversicherung<br />

erhalten<br />

sPD, bündnis 90/Die grünen und Die<br />

linke haben in ihren Wahlprogrammen<br />

die einführung einer bürgerversicherung<br />

gefordert. in dieser einheitsversicherung<br />

soll die gesamte<br />

bevölkerung Deutschlands zwangsversichert<br />

sein. alle bürgerversicherungsmodelle<br />

sind vor allem auf mehr<br />

umverteilung fixiert: höhere beitragsbemessungsgrenzen,<br />

heranziehung<br />

von weiteren einkunftsarten und mehr<br />

beitragszahlern, indem die private<br />

Krankenversicherung (PKV) faktisch<br />

abgeschafft wird.<br />

Die bDa hat nachdrücklich klargestellt,<br />

dass zu einem freiheitlichen<br />

und pluralen gesundheitssystem auch<br />

leistungsfähige private Krankenversicherungen<br />

gehören. Mit alterungsrückstellungen<br />

i. h. v. derzeit insgesamt<br />

rd. 170 Mrd. € verfügt die PKV<br />

über Mittel in höhe des siebenfachen<br />

der jährlich ausgezahlten Versicherungsleistungen<br />

der privaten Krankenversicherungsunternehmen.<br />

sie ist<br />

dadurch wirksam in der lage, alterungsbedingten<br />

beitragssteigerungen<br />

entgegenzuwirken, und besonders gut<br />

auf den demografischen Wandel vorbereitet.<br />

Die bDa begrüßt daher nachdrücklich,<br />

dass die einführung einer<br />

bürgerversicherung nicht im Koalitionsvertrag<br />

enthalten ist.<br />

170 Mrd. €<br />

alterungsrückstellungen: Private<br />

Krankenversicherung sorgt vor.<br />

cDu, csu und sPD haben zu recht die einführung einer<br />

bürgerversicherung nicht in den Koalitionsvertrag aufgenommen.<br />

Jetzt kommt es darauf an, das gesundheitswesen nicht<br />

nur qualitativ hochwertig, sondern auch generationengerecht<br />

zu gestalten.<br />

Dr. h. c. Josef Beutelmann | Vizepräsident der bDa, Vorsitzender arbeitgeberverband<br />

der Versicherungsunternehmen in Deutschland, aufsichtsratsvorsitzender<br />

barmenia Versicherungen


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

74<br />

Neues Begutachtungsverfahren<br />

in der Pflege<br />

kostenneutral gestalten<br />

am 27. Juni <strong>2013</strong> haben die Vorsitzenden<br />

des „expertenbeirats zur<br />

konkreten ausgestaltung des neuen<br />

Pflegebedürftigkeitsbegriffs“ den<br />

abschlussbericht an den bundesgesundheitsminister<br />

übergeben. Danach<br />

sollen in zukunft auch pflegebedürftige<br />

Personen mit kognitiven erkrankungen<br />

und psychischen störungen<br />

durch ein standardisiertes begutachtungsverfahren<br />

erfasst werden (siehe<br />

Kasten).<br />

Der expertenbeirat konnte im<br />

Konsens nur in einigen bereichen<br />

brauchbare ergebnisse erarbeiten.<br />

immerhin ist es gelungen, eine unbürokratische<br />

formale Überleitung der<br />

bisherigen leistungsbezieher in das<br />

neue system zu entwickeln. Wesentliche<br />

andere fragen, die an den beirat<br />

gestellt wurden, blieben jedoch unbeantwortet.<br />

Die bDa unterstützt die einführung<br />

eines neuen, differenzierteren<br />

Pflegebegriffs im laufe der 18. legislaturperiode,<br />

wenn er die bedarfe von<br />

Versicherten mit unterschiedlichen<br />

beeinträchtigungen in einem differenzierten<br />

begutachtungsverfahren<br />

besser abbildet. als Mitglied des expertenbeirats<br />

hat sich die bDa erfolgreich<br />

für die Klarstellung im abschlussbericht<br />

eingesetzt, dass eine<br />

neudefinition von Pflegebedürftigkeit<br />

auch kostenneutral umgesetzt werden<br />

kann.<br />

zudem ist zu berücksichtigen,<br />

dass im Vorgriff auf eine neudefinition<br />

bereits 2008 mit dem Pflege-<br />

Weiterentwicklungsgesetz (PfWg) für<br />

Personen mit eingeschränkter alltagskompetenz<br />

(Pea) ohne Pflegestufe<br />

die „Pflege stufe 0“ eingeführt<br />

wurde und seit <strong>2013</strong> mit dem Pflegeneuausrichtungs-gesetz<br />

(Png) Pflegegeld<br />

und sachleistungen für Pea<br />

als sonderleistungen anerkannt sind.<br />

insofern hat der gesetzgeber in den<br />

letzten Jahren bereits Maßnahmen<br />

ergriffen, um Pflegebedürftige mit<br />

kognitiven störungen besserzustellen.<br />

union und sPD haben im Koalitionsvertrag<br />

vereinbart, den beitragssatz<br />

zur sozialen Pflegeversicherung<br />

spätestens zum 1. Januar 2015 für<br />

leistungsverbesserungen, eine Dynamisierung<br />

der leistungen sowie den<br />

aufbau eines Pflegevorsorgefonds<br />

AKtUELLE fINANZDAtEN DER GESEtZLICHEN KRANKENVERSICHERUNG<br />

Der schätzerkreis für die gesetzliche Krankenversicherung beim bundesversicherungsamt (bVa) kam – anders als<br />

in den Vorjahren – nicht zu einer einvernehmlichen Prognose des ausgabenvolumens. Das bVa und das bundesgesundheitsministerium<br />

gehen von ausgaben i. h. v. 189,1 Mrd. € für <strong>2013</strong> und von 199,6 Mrd. € für 2014 aus. Der gKVspitzenverband<br />

rechnet dagegen mit höheren ausgaben von 190 Mrd. € <strong>2013</strong> und 201,1 Mrd. € 2014.<br />

einvernehmen herrschte bei der schätzung der einnahmen, die <strong>2013</strong> bei 194,2 Mrd. € und 2014 bei 202,2 Mrd. €<br />

liegen werden. Damit wird ein Deckungsbeitrag von 100 % erreicht, wodurch der durchschnittliche zusatzbeitrag je<br />

gKV-Mitglied (§ 242a sgb V) 2014 erneut null betragen wird. es findet daher – wie bereits 2011 bis <strong>2013</strong> – auch im<br />

nächsten Jahr kein sozialausgleich statt (§ 242b sgb V), der über die betriebe abgewickelt werden müsste. union<br />

und sPD haben im Koalitionsvertrag einen Verzicht auf einkommensunabhängige zusatzbeiträge vereinbart. Dadurch<br />

verringern sich einerseits die Preistransparenz für die Versicherten und der Preiswettbewerb zwischen den<br />

Krankenkassen. andererseits entfällt der für die betriebe extrem bürokratische sozialausgleich, weil der zusatzbeitrag<br />

in zukunft einkommensabhängig erhoben wird.<br />

Der Verzicht auf pauschale zusatzbeiträge darf aber nicht dazu führen, dass die notwendige abkopplung der gesundheitskostenfinanzierung<br />

vom arbeitsverhältnis unterbleibt. Vielmehr bedarf es einer neuen Diskussion, wie<br />

dieses ziel erreicht und eine noch stärkere belastung von löhnen und gehältern durch sozialbeiträge damit verhindert<br />

werden kann.


75<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

um 0,3 Prozentpunkte anzuheben. für<br />

die umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />

soll der beitrag<br />

in einem zweiten schritt um weitere<br />

0,2 Prozentpunkte ansteigen. für<br />

leistungsverbesserungen bedarf es<br />

jedoch einer nachhaltigen finanzierung,<br />

worüber im Koalitionsvertrag<br />

nichts vereinbart wurde. Wie in der<br />

Krankenversicherung gilt auch hier:<br />

es muss erreicht werden, dass nicht<br />

alle Kostensteigerungen im gesundheits-<br />

und Pflegebereich vor allem<br />

zulasten von löhnen und gehältern<br />

finanziert werden.<br />

Deutliche Erhöhung der<br />

Künstlersozialabgabe<br />

belastet Unternehmen<br />

Der satz für die Künstlersozialabgabe<br />

wird im kommenden Jahr von 4,1 %<br />

auf 5,2 % steigen. Der hauptgrund für<br />

den überaus kräftigen anstieg ist das<br />

ergebnis der Überschussberechnung<br />

für das Jahr 2012. bei der berechnung<br />

des bedarfs an Künstlersozialabgabe<br />

sind fehlbeträge oder Überschüsse<br />

des vorvergangenen Kalenderjahres<br />

zu berücksichtigen. Der Überschuss<br />

aus dem Jahr 2012 vermindert somit<br />

den bedarf an Künstlersozialabgabe<br />

PfLEGEBEDüRftIGKEItSBEGRIff:<br />

wICHtIGStE ERGEBNISSE DES ExPERtENBEIRAtS<br />

• Die beurteilung von Pflegebedürftigkeit sollte künftig nach fünf Pflegegraden<br />

anstelle der bisherigen drei Pflegestufen erfolgen.<br />

• Der neue begriff der Pflegebedürftigkeit bezieht, gleichberechtigt zu<br />

körperlich betroffenen, auch Pflegebedürftige mit kognitiven erkrankungen<br />

und psychischen störungen ein.<br />

• grundlage für die einstufung in Pflegegrade und die gleichbehandlung<br />

der Pflegebedürftigen ist das „neue begutachtungsassessment (nba)“,<br />

das modular aufgebaut ist und den grad der selbstständigkeit in den<br />

pflegerelevanten bereichen des täglichen lebens misst.<br />

• es gibt keine wissenschaftlich kurzfristig umsetzbaren Möglichkeiten,<br />

leistungshöhen und leistungsspreizungen aus dem nba empirisch<br />

zu begründen. Daher ist eine zuverlässige ermittlung des gesamtaufwands<br />

für Pflege und betreuung unmöglich.<br />

• berechnungen oder zahlenangaben über einen finanziellen Mehraufwand<br />

durch die anwendung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs fehlen.<br />

gesamtszenarien werden in keiner form abgeleitet und dargestellt.<br />

• Die einzig wirklich konkrete finanzaussage im bericht bezieht sich auf<br />

die Möglichkeit eines ausgabenneutralen szenarios, das ohne beitragssatzerhöhung<br />

auskommt und die beitragszahler nicht zusätzlich belastet.<br />

• alle im bericht enthaltenen teilszenarien und beispielhaften berechnungen<br />

sind ausschließlich als analytische Werkzeuge und illustrativ zu<br />

verstehen, stellen also keine empfehlungen dar.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

76<br />

für das Jahr 2014. Die Überschussberechnung<br />

für das Jahr 2012 wurde<br />

dabei mit ca. 24 Mio. € berücksichtigt.<br />

im Vergleich dazu hatte der<br />

Überschuss für das Jahr 2011, der<br />

in die berechnung für das Jahr <strong>2013</strong><br />

eingeflossen ist, noch ca. 67 Mio. €<br />

betragen.<br />

ohne die eigentlichen ursachen zu<br />

ergründen, hat der beirat der Künstlersozialkasse<br />

als reaktion auf den<br />

gestiegenen abgabesatz erneut die<br />

flächendeckende Prüfung aller unternehmen<br />

durch die betriebsprüfung<br />

der Deutschen rentenversicherung<br />

gefordert. Die bDa spricht sich klar<br />

gegen diese Maßnahme aus. Der zusätzliche<br />

Kostenaufwand für die dafür<br />

erforderlichen Prüfungen wäre mit<br />

50 Mio. € jährlich allein für die rentenversicherungsträger<br />

höher als die<br />

zu erwartenden nachforderungen an<br />

die unternehmen. Dies zeigen zahlen<br />

der rentenversicherung. Darüber hinaus<br />

wären die betriebe durch die ausweitung<br />

der Prüfungen spürbar mehr<br />

belastet worden.<br />

Die bDa hat sich erfolgreich dafür<br />

eingesetzt, dass eine solche flächendeckende<br />

Prüfung der arbeitgeber durch<br />

die betriebsprüfung der Deutschen<br />

rentenversicherung, wie sie im entwurf<br />

des bundesunfallkassen-neuorganisationsgesetzes<br />

vorgesehen war, nicht<br />

realisiert wird und es beim bisherigen<br />

sachgerechten Prüfumfang bleibt. im<br />

Koalitionsvertrag von cDu, csu und<br />

sPD wird zwar erneut das ziel formuliert,<br />

die Künstlersozialversicherung<br />

durch eine regelmäßige Überprüfung<br />

der unternehmen auf ihre abgabepflicht<br />

hin dauerhaft zu stabilisieren.<br />

Die gefundene formulierung lässt aber<br />

hoffen, dass damit eine sachgerechte<br />

begrenzung des Prüfungsaufwands<br />

auf die tatsächlich abgabepflichtigen<br />

unternehmen gemeint ist.<br />

ziel muss es sein, die im zusammenhang<br />

mit dem Künstlersozialversicherungsgesetz<br />

anfallenden Kosten<br />

für die arbeitgeber zu reduzieren. Die<br />

beste lösung ist es, die Künstlersozialversicherung<br />

durch eine Versicherungspflicht<br />

für selbstständige<br />

Künstler und Publizisten in der Kranken-,<br />

Pflege- und rentenversicherung<br />

zu ersetzen, auf die die gleichen beitragsrechtlichen<br />

bedingungen wie für<br />

sonstige pflichtversicherte selbstständige<br />

anwendung finden.<br />

Optimiertes meldeverfahren<br />

in der sozialen Sicherung –<br />

vielversprechende<br />

Zwischenergebnisse<br />

im september 2011 hat die bundesregierung<br />

das bundesarbeitsministerium<br />

beauftragt, zu prüfen, inwieweit<br />

die bestehenden Meldewege zwischen<br />

arbeitgebern und sozialversicherungsträgern<br />

unter nutzung der<br />

bei elena gewonnenen erfahrungen<br />

zur optimierung und Vereinfachung<br />

der elektronischen Meldeverfahren<br />

genutzt werden können. zu diesem


77<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

zweck wurde das Projekt „optimiertes<br />

Meldeverfahren in der sozialen sicherung“<br />

(oMs) ins leben gerufen. Der<br />

start des oMs-Projekts beruht maßgeblich<br />

auf einer initiative der bDa, die<br />

mit einem entsprechenden Vorschlag<br />

an die zuständigen bundesministerien<br />

herangetreten war. zielsetzung für die<br />

bDa war und ist eine spürbare Verringerung<br />

der bürokratischen belastungen<br />

für die arbeitgeber.<br />

in der ersten Phase des Projekts<br />

wurde eine ausführliche Verfahrensanalyse<br />

vorgenommen. Die<br />

ergebnisse wurden im bericht zur<br />

ist-aufnahme zusammengefasst. Damit<br />

liegt erstmals eine konsolidierte<br />

Übersicht der geschäftsprozesse und<br />

der technischen abläufe der wesentlichen<br />

Meldeverfahren in der sozialen<br />

sicherung vor. auf basis dieser Prozessbeschreibungen<br />

wurde der erfüllungsaufwand<br />

ermittelt, der in den<br />

Prozessabläufen bei allen beteiligten<br />

entsteht. Die dafür erforderliche erhebung<br />

hat das statistische bundesamt<br />

unterstützt und den gesamten erfüllungsaufwand<br />

berechnet. Demnach<br />

entstehen für die arbeitgeber jährlich<br />

Kosten i. h. v. mehr als 3 Mrd. €, allein<br />

um den Verpflichtungen aus den Meldeverfahren<br />

in der sozialversicherung<br />

nachzukommen.<br />

Die bDa setzt sich dafür ein, die<br />

eingereichten optimierungsvorschläge<br />

so umzusetzen, dass es zu einsparungen<br />

für die arbeitgeber kommt.<br />

hierzu arbeitet sie bei der bewertung<br />

der Vorschläge mit, die wiederum<br />

unter der federführung des statistischen<br />

bundesamts erfolgt. im engen<br />

Kontakt mit dem bundesarbeitsministerium<br />

verfolgt die bDa das ziel,<br />

einsparpotenziale für die arbeitgeber<br />

zu erkennen und die Voraussetzungen<br />

zu schaffen, diese rasch in die Praxis<br />

umzusetzen.<br />

3 Mrd. €<br />

pro Jahr kosten die Meldeverfahren<br />

in der sozialversicherung die<br />

arbeitgeber.<br />

QUANtIfIZIERUNG DES ERfüLLUNGSAUfwANDS<br />

UND OPtImIERUNGSPOtENZIAL<br />

im Projekt oMs wurden Meldeverfahren in der sozialversicherung untersucht.<br />

Das statistische bundesamt hat die erhebung der damit verbundenen<br />

Kosten unterstützt und den gesamten erfüllungsaufwand berechnet.<br />

im folgenden wird exemplarisch der für die arbeitgeber festgestellte<br />

jährliche erfüllungsaufwand für die volumenmäßig größten Meldeverfahren<br />

aufgeführt:<br />

• beitragsnachweisverfahren für arbeitgeber:<br />

1,128 Mrd. € bei 105 Mio. Meldungen<br />

• Meldeverfahren für sozialversicherungspflichtig beschäftigte:<br />

1,095 Mrd. € bei 87 Mio. Meldungen<br />

• Meldeverfahren für geringfügig beschäftigte:<br />

392 Mio. € bei 30 Mio. Meldungen<br />

• antragsverfahren auf erstattung gem. aufwendungsausgleichsgesetz<br />

(aag): 123 Mio. € bei 15,5 Mio. anträgen<br />

• bescheinigungsverfahren für den antrag auf arbeitslosengeld und die<br />

vom arbeitgeber zu erstellende arbeitsbescheinigung:<br />

112 Mio. € bei 2,4 Mio. bescheinigungen<br />

im anschluss an die ist-aufnahme untersucht das Projekt oMs die Möglichkeiten<br />

der optimierung der Meldeverfahren. Die sich aus den optimierungsvorschlägen<br />

ergebenden einsparpotenziale werden ebenfalls quantifiziert<br />

und bis zum ende des Jahres <strong>2013</strong> veröffentlicht.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

78<br />

Bundesunfallkassen­<br />

Neuorganisationsgesetz<br />

verabschiedet<br />

bürokratieaufwand für die unternehmen<br />

und die träger der rentenversicherung<br />

deutlich erhöht worden wäre.<br />

im oktober <strong>2013</strong> ist das bundesunfallkassen-neuorganisationsgesetz<br />

(buK-nog) im bundesgesetzblatt veröffentlicht<br />

worden. Mit dem buK-nog<br />

erfolgen rechtsänderungen insbesondere<br />

im arbeitsschutz sowie im<br />

Melde- und beitragsrecht. im arbeitsschutzgesetz<br />

wird klargestellt, dass<br />

die gefährdungsbeurteilung neben<br />

physischen faktoren auch psychische<br />

belastungen umfasst. in bezug auf<br />

die Dokumentation der gefährdungsbeurteilung<br />

wurde die ausnahme für<br />

Kleinbetriebe gestrichen. Die bDa<br />

hatte sich gegen die streichung der<br />

Kleinbetriebsklausel ausgesprochen,<br />

da die betroffenen betriebe hierdurch<br />

zusätzlich belastet werden und die<br />

streichung auch europarechtlich nicht<br />

geboten war.<br />

Die im Melderecht geschaffene<br />

option für arbeitgeber auf freiwilliger<br />

basis, arbeitsbescheinigungen,<br />

die zur bearbeitung des antrags auf<br />

arbeitslosengeld benötigt werden,<br />

elektronisch an die bundesagentur<br />

für arbeit zu übermitteln, hat die<br />

bDa hingegen nachdrücklich begrüßt.<br />

Durch diese neue option, die die bDa<br />

selbst vorgeschlagen hatte, kann die<br />

bürokratiebelastung der unternehmen<br />

spürbar reduziert werden. Die<br />

im laufe des gesetzgebungsverfahrens<br />

zwischenzeitlich vorgesehene<br />

ausweitung der betriebsprüfung zur<br />

Künstlersozialabgabe konnte die bDa<br />

verhindern. Die bDa hatte die ausweitung<br />

strikt abgelehnt, da dadurch der<br />

Gemeinsame Erklärung zur<br />

psychischen Gesundheit<br />

in der Arbeitswelt unterzeichnet<br />

Die bDa hat sich mit dem bundesarbeitsministerium<br />

und dem Dgb auf ein<br />

gemeinsames grundverständnis zum<br />

umgang mit psychischer belastung in<br />

der arbeitswelt verständigt und dies in<br />

einer gemeinsamen erklärung festgehalten.<br />

Die „gemeinsame erklärung zur<br />

psychischen gesundheit in der arbeitswelt“<br />

leistet einen wichtigen beitrag<br />

zum angemessenen umgang mit<br />

diesem thema. in der erklärung wird<br />

klargestellt, dass arbeit grundsätzlich<br />

einen positiven einfluss auf die psychische<br />

gesundheit hat. sie verweist ausdrücklich<br />

darauf, dass die ursachen<br />

für psychische erkrankungen vielfältig<br />

sind und arbeitsbezogene faktoren<br />

nur eine mögliche ursache neben<br />

anderen darstellen. Die erklärung<br />

konzentriert sich auf die formulierung<br />

eines gemeinsamen grundverständnisses<br />

und die Verständigung auf<br />

aktivitäten, um psychischen erkrankungen<br />

entgegenzuwirken. Jedwede<br />

Vorwürfe an die adresse von arbeitgebern,<br />

arbeitnehmern oder Dritten<br />

unterbleiben, weil nur konstruktive<br />

ansätze, nicht aber schuldzuweisungen<br />

in der Diskussion über psychische<br />

erkrankungen weiterhelfen.<br />

Psychische erkrankungen müssen ernst genommen werden.<br />

falsch ist es aber, die ursachen für psychische erkrankungen<br />

vor allem in der arbeit zu suchen. im gegenteil: arbeit<br />

hat deutlich häufiger einen positiven effekt. Die arbeitgeber<br />

dürfen nicht mit neuen gesetzen überfordert werden.<br />

Hans­Dieter Bremer | Vorsitzender bDa-ausschuss arbeitssicherheit, Präsident<br />

Vereinigung der unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern, geschäftsführer<br />

beton- service gmbh


79<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Die erklärung beschreibt die Verantwortung<br />

der arbeitgeber beim umgang<br />

mit psychischen belastungen im<br />

rahmen des bestehenden arbeitsschutzgesetzes,<br />

macht jedoch auch<br />

deutlich, dass weitere praktikable instrumente<br />

zur erfassung von psychischen<br />

belastungen notwendig sind.<br />

zur stärkung der handlungssicherheit<br />

der betriebe bei der gefährdungsbeurteilung<br />

hat die bDa im september<br />

<strong>2013</strong> einen Praxisleitfaden für arbeitgeber<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

in der erklärung wird ausdrücklich<br />

die Verantwortung der beschäftigten<br />

für den erhalt und die stärkung ihrer<br />

psychischen gesundheit hervorgehoben.<br />

Deutlich gemacht wird ferner,<br />

dass Maßnahmen zur Vermeidung psychischer<br />

erkrankungen nicht auf den<br />

bereich der arbeitswelt beschränkt<br />

sein können und dürfen. hingewiesen<br />

wird z. b. auf die notwendigkeit eines<br />

ausreichenden angebots an familien-,<br />

schulden- und sozialberatung sowie<br />

einer beseitigung der bestehenden<br />

Defizite in der psychotherapeutischen<br />

Versorgung.<br />

Die in der gemeinsamen erklärung<br />

vereinbarten Maßnahmen der sozialpartner<br />

sind ein weiterer grund, auf<br />

eine anti-stress-Verordnung – wie sie<br />

z. t. gefordert wird – zu verzichten.<br />

Das rechtliche instrumentarium im<br />

arbeitsschutz ist ohnehin schon ausreichend,<br />

zumal das arbeitsschutzgesetz<br />

inzwischen auch ausdrücklich<br />

regelungen zum umgang mit psychischen<br />

belastungen trifft. erfreulich<br />

ist daher, dass in der Koalitionsvereinbarung<br />

von cDu, csu und sPD Maßnahmen<br />

zur umsetzung des geltenden<br />

rechts der Vorrang gegeben wird gegenüber<br />

neuen gesetzlichen regulierungen.<br />

Wichtiges ziel muss vielmehr<br />

sein, wie in der gemeinsamen<br />

erklärung gefordert, durch konkrete<br />

hilfestellungen handlungssicherheit<br />

in den unternehmen zu erzeugen und<br />

auf diese Weise mögliche Verbesserungen<br />

zu erreichen. in der gemeinsamen<br />

erklärung wurde vereinbart, bis<br />

Dezember 2018 zu prüfen, zu welchen<br />

ergebnissen die aktivitäten geführt<br />

haben.<br />

Nähere Informationen und die<br />

„Gemeinsame Erklärung zur<br />

psychischen Gesundheit in der<br />

Arbeitswelt“ unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen a–z ><br />

Psychische belastung – psychische<br />

gesundheit<br />

forschungsprojekte zu<br />

Arbeitsqualität bestätigen<br />

hohe Arbeitszufriedenheit<br />

Das bundesarbeitsministerium führt<br />

derzeit die forschungsprojekte „arbeitsqualität<br />

in zeitarbeitsverhältnissen“<br />

und „arbeitsqualität und wirtschaftlicher<br />

erfolg“ (in Verknüpfung<br />

mit dem iab-betriebspanel) sowie<br />

eine repräsentative befragung zur gewünschten<br />

und erlebten arbeitsqualität<br />

durch. Die bDa hat als Mitglied des<br />

projektbegleitenden forschungsbeirats<br />

bei der gestaltung der fragebögen<br />

darauf hingewirkt, dass sich die<br />

fragestellungen an wissenschaftlich<br />

messbaren Kriterien orientieren und<br />

keine entscheidungslenkende oder ergebnisverzerrende<br />

Wirkung haben.<br />

Während die befragung der zeitarbeitnehmer<br />

erst ende <strong>2013</strong> gestartet<br />

ist, liegen für die beiden anderen<br />

forschungsprojekte bereits erste ergebnisse<br />

vor. Diese deuten darauf hin,<br />

dass die durch andere studien belegte<br />

hohe arbeitsqualität und arbeitszufriedenheit<br />

in Deutschland bestätigt<br />

werden. Das bundesarbeitsministerium<br />

plant eine Veröffentlichung der<br />

forschungsergebnisse voraussichtlich<br />

im frühjahr 2014.<br />

moderne Arbeitsformen<br />

bringen Vorteile für Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer<br />

in der öffentlichen Diskussion werden<br />

moderne arbeitsformen meist<br />

negativ beschrieben und als zusätzliche<br />

belastung für die beschäftigten<br />

dargestellt. in diesem zusammenhang<br />

werden flexible arbeitsformen<br />

diskreditiert und Projektarbeit, mehr<br />

elektronische Kommunikation und


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | soziale sicherung<br />

80<br />

ergebnisorientiertes führen automatisch<br />

mit Überforderung der Mitarbeiter<br />

gleichgesetzt.<br />

Die gründe für veränderte arbeitsformen<br />

sind vielschichtig und nicht<br />

nur unternehmensbedingt. neben den<br />

fortschritten bei mobilen endgeräten<br />

und anwendungen von elektronisch<br />

unterstützten arbeiten sind die<br />

zunehmende internationalisierung,<br />

die demografische entwicklung, aber<br />

auch der Wunsch der beschäftigten<br />

nach mehr flexibilität jeweils treiber<br />

für moderne arbeitsformen. Viele der<br />

jüngeren berufstätigen legen keinen<br />

Wert auf die strikte trennung von beruflichem<br />

und Privatem. ihnen ist es<br />

wichtiger, zeitlich flexibel arbeiten zu<br />

können.<br />

untersuchungen belegen, dass beschäftigte<br />

in flexibler arbeit zufriedener<br />

sind als der Durchschnitt, seltener<br />

krankheitsbedingt fehlen und weniger<br />

psychische beschwerden haben. Dazu<br />

kommt, dass eine flexibilisierung der<br />

arbeitszeiten nachgewiesenermaßen<br />

die Produktivität erhöht. Wichtig sind<br />

die richtige gestaltung der neuartigen<br />

arbeit und ein strukturierter Prozess<br />

für deren einführung.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Moderne arbeitsformen“<br />

Neue Verordnungsvorhaben<br />

im Arbeitsschutz belasten<br />

Betriebe<br />

im november <strong>2013</strong> hat das bundesarbeitsministerium<br />

einen zweiten<br />

referentenentwurf zur änderung der<br />

arbeitsstättenverordnung vorgelegt.<br />

Die bDa hat diesen entwurf – wie auch<br />

schon den ersten entwurf – nachdrücklich<br />

kritisiert, da dieser weiterhin<br />

an vielen stellen über den derzeitigen<br />

regelungsbereich der arbeitsstättenverordnung<br />

hinausgeht und damit<br />

die betriebe unnötig belasten würde.<br />

insbesondere die ausweitung des anwendungsbereichs<br />

der Verordnung auf<br />

telearbeitsplätze hätte für die arbeitgeber<br />

erhebliche finanzielle und organisatorische<br />

auswirkungen zur folge.<br />

auch für die beschäftigten würde diese<br />

änderung zu nachteilen führen, da<br />

damit zu rechnen ist, dass arbeitgeber<br />

telearbeit angesichts der nur schwer<br />

erfüllbaren Vorgaben der Verordnung<br />

nicht mehr in dem Maße unterstützen<br />

werden, wie das heute der fall ist. Die<br />

Vereinbarkeit von beruf und familie<br />

würde damit erschwert.<br />

Des Weiteren hat das bundesarbeitsministerium<br />

im laufe des Jahres<br />

<strong>2013</strong> verschiedene referentenentwürfe<br />

zur änderung der betriebssicherheitsverordnung<br />

vorgelegt. bDa und bDi


81<br />

soziale sicherung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

haben in ihren gemeinsamen stellungnahmen<br />

eine Vielzahl von Kritikpunkten<br />

benannt. insbesondere haben<br />

bDa und bDi kritisiert, dass der Verordnungsentwurf<br />

in einigen bereichen<br />

deutliche Verschärfungen gegenüber<br />

den bisherigen regelungen vorsieht,<br />

z. b. bei der gefährdungsbeurteilung,<br />

vorgesehenen schutzmaßnahmen und<br />

Dokumentationspflichten, welche in den<br />

unternehmen zu erheblichen Mehrbelastungen<br />

führen würden, ohne dass<br />

eine sicherheitstechnische rechtfertigung<br />

ersichtlich wäre.<br />

bereits verabschiedet wurde die<br />

änderungsverordnung zur arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge. sie ist ende oktober<br />

<strong>2013</strong> in Kraft getreten. Die bDa<br />

hatte im laufe des Verordnungsverfahrens<br />

die geplanten änderungen zur<br />

arbeitsmedizinischen Vorsorge mehrfach<br />

nachdrücklich kritisiert. Dabei hat<br />

die bDa insbesondere die etablierung<br />

neuer begriffe, die nicht – wie eigentlich<br />

beabsichtigt – zu mehr Klarheit<br />

führen, die einführung von angebotsuntersuchungen<br />

bei Muskel-skeletterkrankungen<br />

sowie den Wegfall der<br />

bescheinigung der gesundheitlichen<br />

unbedenklichkeit kritisiert. Durch den<br />

Wegfall dieser bescheinigung wird der<br />

arbeitgeber zukünftig nicht mehr erfahren,<br />

ob sich bei der untersuchung<br />

eines beschäftigten gesundheitliche<br />

bedenken ergeben haben oder nicht.<br />

er wird lediglich vom betriebsarzt darüber<br />

informiert, dass eine teilnahme<br />

an einer Vorsorgeuntersuchung stattgefunden<br />

hat. Dem arbeitsschutz wird<br />

damit ein bärendienst erwiesen.<br />

BDA­Checkliste und<br />

Broschüre zu minijobs<br />

überarbeitet<br />

nach inkrafttreten des gesetzes zu<br />

änderungen im bereich der geringfügigen<br />

beschäftigung am 1. Januar<br />

<strong>2013</strong> hat die bDa in enger abstimmung<br />

mit der Minijob-zentrale ihre<br />

checkliste für geringfügig entlohnte<br />

oder kurzfristig beschäftigte an die<br />

aktuellen Vorschriften angepasst. in<br />

der anlage der checkliste befindet<br />

sich ein Muster für den antrag auf befreiung<br />

von der rentenversicherungspflicht.<br />

Die checkliste ist verfügbar<br />

auf der Website der bDa. außerdem<br />

wurde die broschüre „geringfügige<br />

beschäftigung in der Praxis“ redaktionell<br />

überarbeitet und ist in neuer auflage<br />

erhältlich.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > service ><br />

checkliste<br />

UNtERNEHmEN BEtREIBEN ERfOLGREICHEN ARBEItSSCHUtZ<br />

arbeitsunfälle im bereich der gewerblichen Wirtschaft, in Mio.<br />

1,59<br />

1,42<br />

1,14<br />

1,06<br />

0,84<br />

0,83<br />

0,80<br />

1991<br />

1995<br />

2000<br />

2001<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

Quelle: DguV, <strong>2013</strong>


BILDUNG


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

84<br />

1,4 Mio.<br />

beruflich Qualifizierte werden bis<br />

2020 im Mint-bereich fehlen.<br />

Bildung ist der Schlüssel für<br />

die Zukunftsfähigkeit der<br />

Wirtschaft<br />

bildung ist in unserer wissensbasierten<br />

innovationswirtschaft ein standortfaktor.<br />

diese bedeutung wächst<br />

zusehends angesichts des steigenden<br />

fachkräftebedarfs und des demografisch<br />

bedingten nachwuchsmangels.<br />

bildung ist zugleich ein entscheidender<br />

faktor für die chancen jeder und<br />

jedes einzelnen, die eigenen Potenziale<br />

zu entfalten, und eine wesentliche<br />

grundlage des Wohlstands und der<br />

sozialen sicherheit unserer gesellschaft.<br />

Auch wenn die Kulturhoheit<br />

der bildungspolitik bei den bundesländern<br />

liegt, gibt es zentrale Aufgaben,<br />

an denen bund, länder und<br />

Kommunen im sinne des kooperativen<br />

föderalismus mit einer gemeinsamen<br />

bildungsstrategie arbeiten müssen.<br />

im Koalitionsvertrag wird eine grundlegende<br />

reform der bildungskooperation<br />

zwischen bund und ländern<br />

allerdings nicht angekündigt.<br />

MINT-Fachkräftenachwuchs<br />

sichern<br />

im Oktober <strong>2013</strong> fehlten den unternehmen<br />

in deutschland rd. 116.000 Mint-<br />

Arbeitskräfte, davon jeweils die hälfte<br />

mit beruflichem und akademischem<br />

Abschluss. da die studienanfängerzahlen<br />

im Mint-bereich in den vergangenen<br />

Jahren deutlich angestiegen<br />

sind, geht das institut der deutschen<br />

RUND 116.000 MINT-ARBeITSkRäFTe FehLTeN <strong>2013</strong><br />

rückgang der Akademikerlücke, zunehmende engpässe bei facharbeiterinnen und -arbeitern<br />

in Tsd.<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

MINT-Arbeitskräftelücke<br />

(gesamt)<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Aug<br />

2011<br />

Dez<br />

2011<br />

Apr<br />

2012<br />

Aug<br />

2012<br />

Dez<br />

2012<br />

Apr<br />

<strong>2013</strong><br />

Okt<br />

<strong>2013</strong><br />

Expertentätigkeit<br />

(akademischer Abschluss)<br />

Facharbeiter/-innen<br />

(Berufsbildungsabschluss)<br />

Spezialistentätigkeit<br />

(Meister-, Technikerabschluss)<br />

Quellen: iW Köln, <strong>2013</strong>; bA, 2012


85<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Wirtschaft Köln (iW Köln) davon aus,<br />

dass die engpässe bei Mint-Akademikerinnen<br />

und -Akademikern in den<br />

kommenden Jahren nicht so dramatisch<br />

ausfallen dürften wie befürchtet.<br />

Zu einer deutlichen Wachstumsbremse<br />

werden sich allerdings die engpässe<br />

bei den beruflich qualifizierten Mint-<br />

Kräften entwickeln. Zum einen werden<br />

weitaus mehr Mint-Arbeitskräfte in<br />

rente gehen, als aus dem system der<br />

beruflichen bildung nachrücken – bis<br />

zum Jahr 2020 rd. 600.000 Personen.<br />

Zum anderen entsteht im gleichen<br />

Zeitraum ein ungedeckter expansionsbedarf<br />

der unternehmen von<br />

etwa 800.000 Personen. damit wird<br />

die Mint-lücke im bereich der beruflich<br />

Qualifizierten bis 2020 auf ca.<br />

1,4 Mio. Arbeitskräfte anwachsen.<br />

der deutliche Anstieg der Mintstudienanfängerzahlen<br />

ist auch ein<br />

erfolg der vielen wirtschaftsseitigen<br />

Mint-initiativen wie „Mint Zukunft<br />

schaffen“ von bdA und bdi oder<br />

„think ing.“ von gesAMtMetAll. die<br />

bdA wird sich auch in den nächsten<br />

Jahren mit nachdruck für eine stärkung<br />

der Mint-bildung entlang der gesamten<br />

bildungskette einsetzen. insbesondere<br />

im beruflichen bereich gilt<br />

es, die Anstrengungen aller Akteure zu<br />

erhöhen. dabei müssen insbesondere<br />

die Potenziale von älteren, frauen und<br />

Zuwanderern in den fokus genommen<br />

werden. die zum 1. Juli <strong>2013</strong> geschaffene<br />

Möglichkeit der Zuwanderung<br />

auch von nicht akademischen fachkräften<br />

sollte gerade für den Mintbereich<br />

umfassend genutzt werden.<br />

Auch die Qualifizierung von An- und<br />

ungelernten – rd. 1,3 Mio. im Alter zwischen<br />

20 und 29 Jahren – wird von den<br />

unternehmen zunehmend als ein Weg<br />

der fachkräftesicherung wahrgenommen.<br />

rund drei von zehn unternehmen<br />

bieten den berufsbegleitenden erwerb<br />

von teilqualifikationen an. Vorrangiges<br />

Ziel bleibt es aber, die hohen studienabbrecherquoten<br />

in den Mint-studiengängen<br />

zu senken. daneben sollten<br />

auch umfassender als bisher studienabbrecher<br />

für eine duale berufsausbildung<br />

gewonnen werden.<br />

hochschulfinanzierung<br />

nachhaltig gestalten<br />

die hochschulen haben in den letzten<br />

Jahren einen enormen Zuwachs erlebt.<br />

immer mehr junge Menschen in<br />

deutschland entscheiden sich für ein<br />

studium. die finanzierungssituation<br />

der hochschulen allerdings ist geprägt<br />

von unsicherheitsfaktoren. eine dauerhafte<br />

Mitfinanzierung des bundes<br />

die fachkräftesicherung ist für die unternehmen eine<br />

der zentralen herausforderungen. Akademische und berufliche<br />

bildung dürfen dabei nicht gegeneinander ausgespielt<br />

werden. um weiterhin erfolgreich zu sein, brauchen wir gut<br />

qualifizierte Absolventinnen und Absolventen aus beiden bereichen.<br />

Ingo kramer | Präsident der bdA, geschäftsführender gesellschafter J. heinr.<br />

Kramer holding gmbh


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

86<br />

ist aktuell aufgrund von Art. 91b des<br />

grundgesetzes nicht möglich. die<br />

bestehenden bund-länder-Kooperationen<br />

(hochschulpakt, Pakt für<br />

forschung und innovation, exzellenzinitiative)<br />

laufen in den nächsten Jahren<br />

aus, gleichzeitig greift in den ländern<br />

die schuldenbremse. gerade in<br />

den weniger finanzkräftigen ländern<br />

werden verstärkte sparanstrengungen<br />

notwendig sein. bei der bisherigen<br />

Mittelzuweisung an die hochschulen<br />

spielte die tatsächlich erbrachte<br />

leistung in der lehre, gespiegelt in<br />

der Absolventenquote, kaum eine rolle.<br />

hohe Abbrecherquoten von 35 %<br />

an den universitäten und 19 % an den<br />

fachhochschulen prägen das bild.<br />

WISSeNSchAFTLIche WeITeRBILDUNG ALS<br />

BAUSTeIN DeR PeRSoNALeNTWIckLUNG<br />

Weiterbildung ist ein zentrales element der Personalentwicklung. Auch<br />

Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung – von berufsbegleitenden<br />

studiengängen, kürzeren Zertifikatskursen oder einzelveranstaltungen –<br />

für besonders qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für<br />

unternehmen unter drei gesichtspunkten zunehmend interessant:<br />

Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit<br />

die technologische entwicklung erfordert gerade in innovativen geschäftsfeldern<br />

eine kontinuierliche Aktualisierung des Wissens auf den<br />

neuesten stand der forschung. die erweiterung und Vertiefung von Wissen<br />

und Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hierfür eine<br />

zentrale Voraussetzung.<br />

Wissens- und Technologietransfer<br />

Über den Weg der Weiterbildung eröffnet sich die Möglichkeit eines direkten<br />

Austauschs von theorie/hochschule und Praxis/unternehmen. Kontakte<br />

zur Wissenschaft werden aufgebaut und/oder gepflegt. es kann ein<br />

direkter Austausch über forschungsfelder und forschungstrends entstehen,<br />

von dem alle profitieren.<br />

Nachwuchs- und Fachkräftesicherung<br />

demografisch bedingt steigt in den betrieben das durchschnittsalter der<br />

belegschaft. dadurch nimmt lebenslanges lernen zur fachkräftesicherung<br />

an bedeutung zu. die unterstützung von Weiterbildungen erhöht die<br />

Mitarbeiterbindung. Zugleich steigert die bereitschaft zur förderung von<br />

Weiterbildungen die Attraktivität eines unternehmens bei potenziellen<br />

bewerberinnen und bewerbern.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z > Wissenschaftliche Weiterbildung ><br />

leitfaden für unternehmen „Wissenschaftliche Weiterbildung als<br />

baustein der Personalentwicklung“<br />

durch die Abschaffung der studienbeiträge<br />

in allen bundesländern<br />

fehlt ein weiteres instrument, das zu<br />

einer stärkeren nachfrageorientierung<br />

der hochschulen führen würde.<br />

die Arbeitgeber sind jedoch überzeugt,<br />

dass die hochschulen in den<br />

kommenden Jahren nur mit einer<br />

nachhaltigen und leistungsorientierten<br />

finanzierung erfolgreich sein können,<br />

wobei gewährleistet sein muss,<br />

dass junge Menschen unabhängig von<br />

ihrem finanziellen hintergrund studieren<br />

können.<br />

die bdA hat gemeinsam mit dem<br />

bdi, dem iW Köln und dem stifterverband<br />

für die deutsche Wissenschaft<br />

konkrete Vorschläge für eine<br />

hochschul- und studienfinanzierung<br />

erarbeitet, die leistungen honoriert<br />

und chancen eröffnet. insbesondere<br />

sollten bund und länder durch eine<br />

Anpassung des grundgesetzes, andernfalls<br />

auch einen staatsvertrag<br />

oder eine Kombination aus beidem,<br />

dauerhaft zusammenarbeiten, zeitlich<br />

befristete Projektmittel verstetigen<br />

sowie nach transparenten und verlässlichen<br />

leistungskriterien in forschung<br />

und lehre investieren. die Mittel<br />

sollten als Absolventenbonus direkt<br />

an die hochschulen gezahlt werden.<br />

dies wird entscheidende Anreize dafür<br />

setzen, die studierenden zum schnellen<br />

und erfolgreichen Abschluss ihres<br />

studiums zu führen. der Koalitionsvertrag<br />

zwischen cdu, csu und sPd<br />

sieht im rahmen der fortsetzung des<br />

hochschulpakts eine honorierung von<br />

hochschulen vor, die besonders hohe<br />

Abschlussquoten vorweisen. bdA, bdi,<br />

iW Köln und stifterverband für die<br />

deutsche Wissenschaft fordern zudem,<br />

dass hochschulen nachgelagert<br />

und in sozialverträglicher Weise moderate<br />

studienbeiträge von ihren studierenden<br />

erheben können und so ihre<br />

lehrqualität zusätzlich verbessern.<br />

eine verbesserte lehre und betreuung<br />

wird auch zu einer senkung der<br />

Abbrecherquote führen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

hochschulfinanzierung > broschüre<br />

„hochschulfinanzierung ganzheitlich,<br />

transparent und leistungsorientiert<br />

gestalten“


87<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Bologna umsetzen –<br />

Berufsbefähigung fördern<br />

die schaffung eines europäischen<br />

hochschulraums, die seit der unterzeichnung<br />

der „bologna-erklärung“<br />

1999 vorangetrieben wird, ist ein<br />

wichtiger schrittmacher, um die Qualität<br />

der hochschulbildung in europa<br />

zu verbessern und ihre internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.<br />

die stufung der studienstruktur in<br />

bachelor und Master entspricht dem<br />

differenzierten bedarf des Arbeitsmarkts<br />

an wissenschaftlich ausgebildeten<br />

fachkräften. nach wie vor gibt<br />

es aber an den hochschulen und bei<br />

studierenden unsicherheit und Vorbehalte<br />

mit blick auf die Arbeitsmarktakzeptanz<br />

des bachelors.<br />

seit seinem start wird der bologna-Prozess<br />

von den Arbeitgebern<br />

positiv bewertet und unterstützt, insbesondere<br />

im rahmen der initiative<br />

„bologna@germany“ (vormals „bachelor<br />

Welcome“). der bachelor ist<br />

längst in den unternehmen angekommen,<br />

den Absolventinnen und Absolventen<br />

werden attraktive berufliche<br />

einstiegs- und entwicklungsmöglichkeiten<br />

geboten. der überwiegende<br />

teil der bachelorabsolventen des Prüfungsjahrgangs<br />

2009, die sich für den<br />

DeR BAcheLoR hAT SIch eTABLIeRT<br />

Mehrzahl aller Absolventinnen und Absolventen erwirbt als ersten studienabschluss einen bachelor<br />

in Tsd.<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012* <strong>2013</strong>* 2014* 2015*<br />

Bachelorstudienanfänger/-innen<br />

Bachelorabsolventen/-absolventinnen<br />

* schätzung<br />

Quelle: hrK, 2012


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

88<br />

direkten berufseintritt nach ihrem<br />

studium entschieden haben, übt ein<br />

Jahr nach dem Abschluss eine reguläre<br />

ausbildungsadäquate erwerbstätigkeit<br />

aus; die Arbeitslosenquote<br />

liegt mit 3 % (fh) und 2 % (uni) auf einem<br />

sehr niedrigen niveau. Auch wenn<br />

die staatsexamensstudiengänge Jura,<br />

lehramt und Medizin bisher kaum auf<br />

die zweistufige studienstruktur umgestellt<br />

worden sind, so erwirbt die<br />

Mehrzahl der studierenden als ersten<br />

hochschulabschluss inzwischen einen<br />

bachelortitel – in drei Jahren werden<br />

es voraussichtlich vier von fünf sein.<br />

der erfolg der bachelorabsolventinnen<br />

und -absolventen auf dem Arbeitsmarkt<br />

hängt entscheidend davon<br />

ab, dass die im gesetz geforderte beschäftigungsbefähigung<br />

tatsächlich<br />

gegeben ist. bestimmend hierfür sind<br />

in erster linie Praxisrelevanz und<br />

Praxisorientierung der lehre. den<br />

Versuchen von berufsständischen Organisationen<br />

oder hochschulen, über<br />

die hintertür den diplom-Abschluss<br />

wiedereinzuführen, erteilt die Wirtschaft<br />

eine klare Absage.<br />

STIFTUNG DeR DeUTScheN WIRTSchAFT:<br />

BILDUNGSFöRDeRUNG voN DeR GRUNDSchULe BIS ZUR PRoMoTIoN<br />

Zwei themen standen bei der stiftung der deutschen Wirtschaft (sdw) im Jahr <strong>2013</strong> ganz oben auf der Agenda: das<br />

engagement in der förderung junger Menschen entlang der bildungskette zu erweitern und den Wirkungskreis der<br />

bestehenden Programme zu vergrößern.<br />

rund 4.500 leistungsbereite junge Menschen nahmen an den Programmen der sdw teil, davon 1.700 studierende<br />

und Promovierende im studienförderwerk Klaus Murmann. sie erhielten stipendien und ein förderprogramm, das<br />

100 unternehmen des fördervereins wesentlich mitgestalteten. die Verbundenheit der ehemaligen stipendiatinnen<br />

und stipendiaten ist groß: erstmals hat der Alumni-Verein die Kopfzahl der aktuell geförderten überholt.<br />

seit herbst <strong>2013</strong> widmet sich die sdw auch den ganz Jungen, denn die grundschulzeit ist entscheidend für den Verlauf<br />

des bildungswegs. im Mittelpunkt der im ersten schuljahr beginnenden förderung stehen Persönlichkeitsentwicklung,<br />

förderung von basis- und lernkompetenzen und Zugang zu kulturellen Angeboten. begleitet werden die<br />

Kinder auch beim Übergang von der grundschule in die sekundarstufe i. Weitere sdw-Programme widmen sich den<br />

schnittstellen sekundarstufe i/Ausbildung („Zeig, was du kannst!“, „unternehmen:Jugend“) und sekundarstufe ii/<br />

hochschule (studienkompass, Mintoring, lehramt Mintoring) sowie der ökonomischen grundbildung („universum<br />

Wirtschaft“).<br />

Auch die förderung von Jugendlichen wurde weiter intensiviert. beim thema „studien- und berufsorientierung“<br />

z. b. arbeitet die sdw in Kooperation mit der vbw – Vereinigung der bayerischen Wirtschaft und dem bayerischen<br />

Kultusministerium flächendeckend mit allen gymnasien bayerns zusammen und nutzt ihr Know-how aus dem erfolgreichen<br />

Programm studienkompass.<br />

bis <strong>2013</strong> war die sdw zudem als transferstelle des Projekts „netzwerk SCHULEWirtschAft Ostdeutschland“ tätig,<br />

das vom Ostbeauftragten im bundesinnenministerium gefördert wurde und in dessen Zentrum die fachkräftegewinnung<br />

für die ostdeutschen bundesländer stand. gemeinsam mit den strategischen Partnern SCHULEWirtschAft<br />

und deutsche Kreditbank Ag entstanden zahlreiche Konzepte und lösungsmöglichkeiten, deren transfer in die<br />

breite wünschenswert wäre.<br />

Personelle Veränderungen gab es im Kuratorium. neue Mitglieder sind Prof. Jutta Allmendinger Ph.d. (Wissenschaftszentrum<br />

berlin für sozialforschung), Prof. dr. Michael hüther (iW Köln), Prof. dr. Manfred Prenzel (technische<br />

universität München) und Prof. dr. gunter thielen (Walter blüchert stiftung).<br />

Nähere Informationen:<br />

www.sdw.org


89<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

der Zugang zu bildung darf nicht von der sozialen herkunft<br />

abhängen. unser bildungssystem muss daher noch<br />

durchlässiger werden. Jeder und jede sollte die chance haben,<br />

die individuellen Kompetenzen zu entfalten. denn kluge<br />

Köpfe sind die zentrale ressource für die innovationskraft und<br />

den Wohlstand unseres landes.<br />

Dr. Gerhard F. Braun | Vizepräsident der bdA, Vorsitzender bdA/bdi-Ausschuss<br />

bildung, berufliche bildung, Präsident landesvereinigung unternehmerverbände<br />

rheinland-Pfalz, Mitglied des beirats der Karl Otto braun gmbh & co. Kg gruppe<br />

Durchlässigkeit im<br />

Bildungssystem erhöhen<br />

die erhöhung der durchlässigkeit im<br />

bildungssystem ist eine gesellschaftliche<br />

und wirtschaftliche notwendigkeit.<br />

Auch mit blick auf den großen bedarf<br />

an qualifizierten fachkräften gilt<br />

es, alle bildungsressourcen zu mobilisieren<br />

und jedem und jeder einzelnen<br />

die entfaltung der individuellen Potenziale<br />

zu ermöglichen. die individuellen<br />

chancen hängen in deutschland<br />

immer noch zu sehr von der sozialen<br />

herkunft ab. gerade für berufstätige<br />

und beruflich Qualifizierte (ohne<br />

Abitur) müssen sich die hochschulen<br />

stärker öffnen. laut einer studie des<br />

centrums für hochschulentwicklung<br />

(che) liegt der Anteil der beruflich<br />

Qualifizierten an den studienanfängern<br />

bundesweit aktuell bei 2,3 %. die<br />

situation in den einzelnen bundesländern<br />

ist dabei sehr unterschiedlich,<br />

sowohl in bezug auf die Zahlen als<br />

auch auf die konkreten Maßnahmen,<br />

die vor Ort zur förderung der studieninteressierten<br />

ohne Abitur ergriffen<br />

werden. berufstätige und beruflich<br />

Qualifizierte, die studieren wollen,<br />

brauchen mehr flexibilität und mehr<br />

berufsbegleitend studierbare formate.<br />

die Anerkennung und Anrechnung<br />

von im beruf erworbenen Kompetenzen<br />

müssen weiter vorangebracht<br />

werden, genauso wie der einsatz von<br />

blended-learning-Konzepten (Mix von<br />

Präsenzphasen und fernlehrunterricht)<br />

an den hochschulen. der bund<br />

sollte die hochschulen hierbei gezielt<br />

unterstützen.<br />

die bdA hat gemeinsam mit den<br />

fakultätentagen der ingenieurwissenschaften<br />

und der informatik an<br />

universitäten (4ing), der Konferenz<br />

der fachbereichstage (Kfbt) und<br />

dem stifterverband für die deutsche<br />

Wissenschaft im Oktober <strong>2013</strong> die<br />

fachtagung „technikwissenschaften<br />

stärken: brücken ins studium – Wege<br />

zum studienerfolg“ veranstaltet. Zudem<br />

hat die bdA gemeinsam mit dem<br />

stifterverband und der hochschulrektorenkonferenz<br />

(hrK) zum thema<br />

„durchlässigkeit“ ein format von<br />

expertenworkshops entwickelt, das<br />

auf direkten Wissenstransfer setzt:<br />

25–35 expertinnen und experten aus<br />

Politik, hochschulen, forschungsinstituten<br />

und den sozialpartnern bringen<br />

ihre erfahrungen, Perspektiven<br />

und Positionen zusammen, analysieren<br />

den ist-stand und erarbeiten konkrete<br />

Aufgaben und erfordernisse, die<br />

gemeinsam angegangen werden. der<br />

erste Workshop fand am 11. november<br />

<strong>2013</strong> in berlin statt.<br />

der Übergang von der akademischen<br />

in die berufliche bildung muss<br />

ebenfalls verbessert werden. studienabbrechern<br />

müssen attraktive einstiegsmöglichkeiten<br />

in eine berufliche<br />

Aus- und fortbildung eröffnet werden.<br />

Auch der deutsche Arbeitgeberpreis<br />

für bildung <strong>2013</strong> war dem thema<br />

„durchlässigkeit“ gewidmet: unter<br />

dem Motto „bildungsgerechtigkeit sichern<br />

– Übergänge aktiv gestalten“<br />

wurden beispielhafte bildungsinstitutionen<br />

ausgezeichnet, die gemeinsam<br />

mit ihren Kooperationspartnern


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

90<br />

rund<br />

56 %<br />

aller internationalen studierenden,<br />

die in deutschland ihren Abschluss<br />

gemacht haben, verlassen das<br />

land wieder.<br />

Verantwortung für erfolgreiche Anschlüsse<br />

zwischen den bildungsstufen<br />

übernehmen.<br />

Potenzial von internationalen<br />

Studierenden<br />

besser nutzen<br />

Vor dem hintergrund der demografischen<br />

entwicklung, des fachkräftemangels,<br />

fortschreitender globalisierung<br />

der Märkte und der zunehmenden<br />

internationalisierung in der Wissenschaft<br />

werden internationale studierende<br />

und Absolventen als Zielgruppe<br />

deutscher hochschulen und unternehmen<br />

immer wichtiger. laut einer<br />

aktuellen erhebung der Oecd gibt es<br />

weltweit rd. 4,3 Mio. mobile studierende<br />

– in den vergangenen 30 Jahren<br />

hat sich ihre Zahl vervierfacht. die<br />

Zahl der internationalen studierenden<br />

in deutschland ist zwar in den letzten<br />

Jahren deutlich gestiegen. deutschland<br />

ist mit 272.700 ausländischen<br />

studierenden das drittbeliebteste land<br />

für internationale studierende, davon<br />

etwa 190.000 junge Menschen, die<br />

ihre studienberechtigung außerhalb<br />

deutschlands erworben haben. Jedoch<br />

bricht fast die hälfte ihr studium<br />

ab. das iW Köln hat zudem ermittelt,<br />

dass von den Absolventinnen und Absolventen<br />

wiederum über die hälfte<br />

deutschland nach dem studienabschluss<br />

verlässt – ein gravierender<br />

Aderlass.<br />

Wie kann es gelingen, mehr internationale<br />

studierende zum studienerfolg<br />

zu führen und für einen einstieg<br />

in den deutschen Arbeitsmarkt<br />

zu gewinnen? Was können hochschulen<br />

und unternehmen gemeinsam<br />

leisten, um deutschland als studien-,<br />

lebens- und Arbeitsort attraktiver<br />

zu machen? bdA und hrK haben<br />

diese fragen im frühjahr <strong>2013</strong> in<br />

einem expertenworkshop beraten.<br />

dabei wurde deutlich, dass für die<br />

Verbesserung des studien erfolgs<br />

insbesondere die studieneingangsphase<br />

stärker als bisher in den fokus<br />

genommen werden muss. für<br />

die integration der internationalen<br />

studierenden ist die einbindung von<br />

studierendeninitiativen und des sozialen<br />

umfelds der hochschule von<br />

großer bedeutung.<br />

die beratungs- und betreuungsangebote<br />

brauchen insgesamt eine<br />

nachhaltige, nicht nur befristete finanzierung.<br />

studienbegleitende Praxiserfahrungen<br />

und die stärkung der<br />

Willkommenskultur aller Akteure,<br />

auch der unternehmen, sind dabei von<br />

großer bedeutung. die hochschulen<br />

sollten ihr selbstverständnis als Migrationsmagneten<br />

und integrationsmotoren<br />

stärken und internationale<br />

studierende stärker als bisher als<br />

„immigration candidates“ ansprechen<br />

und zum bleiben motivieren. für den<br />

einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt<br />

sollte der erwerb deutscher<br />

sprachkenntnisse gestärkt und die<br />

berufs- und Karriereberatung intensiviert<br />

werden, um frühzeitige Kontakte<br />

in die Wirtschaft zu fördern.<br />

Berufsbildungskooperationen<br />

in europa gestärkt<br />

Angesichts der eu-weit niedrigsten<br />

Jugendarbeitslosigkeit in deutschland<br />

stößt das duale system der berufsausbildung<br />

im europäischen und<br />

internationalen Kontext auf ein wachsendes<br />

interesse und dient als Vorbild<br />

für reformbestrebungen in den Krisenländern.<br />

im Juli <strong>2013</strong> wurde von<br />

der eu-Kommission, der eu-ratspräsidentschaft<br />

und den europäischen<br />

sozialpartnern eine europäische Ausbildungsallianz<br />

geschlossen. Ziel der<br />

Allianz ist es, die Qualität der berufsbildung<br />

und das Angebot an Ausbildungsplätzen<br />

in der gesamten eu zu<br />

verbessern und damit einen beitrag<br />

zur bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit<br />

zu leisten. die Weitergabe von<br />

erfahrungen und bewährten Verfahren<br />

sowie eine stärkere Wertschätzung der<br />

dualen berufsausbildung müssen dabei<br />

im Vordergrund stehen. Über den<br />

europäischen Arbeitgeberdachverband<br />

businesseurOPe hat die bdA diese<br />

Position in den erarbeitungsprozess<br />

eingebracht und hat sich erfolgreich<br />

gegen die Aufnahme einer quantitativen<br />

Verpflichtung zur schaffung von<br />

Ausbildungsverhältnissen eingesetzt.


91<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Auf nationaler ebene hat die bundesregierung<br />

einen „runden tisch für<br />

internationale berufsbildungszusammenarbeit“<br />

installiert, an dem neben<br />

den zuständigen Ministerien auch Vertreterinnen<br />

und Vertreter der länder,<br />

der Kammerorganisationen und der<br />

sozialpartner beteiligt sind. im rahmen<br />

des „runden tischs“ hat sich<br />

die bdA erfolgreich dafür eingesetzt,<br />

dass die rolle der sozialpartner in der<br />

strategie der bundesregierung „internationale<br />

berufsbildungszusammenarbeit<br />

aus einer hand“ angemessen<br />

beschrieben wird und – statt eines<br />

systemtransfers („berufsbildungsexport“)<br />

– die berufsbildungskooperation<br />

mit den Zielländern im Vordergrund<br />

steht.<br />

Auf dem europäischen berufsbildungsgipfel<br />

im dezember 2012<br />

hat die bundesregierung ein Memorandum<br />

mit spanien, griechenland,<br />

Portugal, italien, der slowakei und<br />

lettland unterzeichnet, das eine stärkere<br />

Zusammenarbeit im bereich der<br />

berufsbildung vorsieht. Mit spanien,<br />

Portugal, griechenland und italien hat<br />

die bundesregierung inzwischen bilaterale<br />

Kooperationsvereinbarungen<br />

geschlossen und vier „task forces“<br />

eingesetzt, die den Aufbau dualer Ausbildungsstrukturen<br />

in diesen ländern<br />

unterstützen sollen. die bdA ist an allen<br />

bilateralen „task forces“ beteiligt<br />

und setzt sich dafür ein, dass zentrale<br />

erfolgsfaktoren der dualen Ausbildung<br />

– wie das Prinzip der lernortkooperation<br />

und die einbindung der<br />

sozialpartner bei der erarbeitung von<br />

Ausbildungsordnungen und lehrplänen<br />

– bei der Weiterentwicklung der<br />

jeweils vorhandenen berufsbildungssysteme<br />

berücksichtigt werden. da<br />

die regierungen der Partnerländer<br />

der einbindung der nationalen sozialpartner<br />

oft kritisch gegenüberstehen,<br />

wirbt die bdA in den „task forces“ für<br />

eine gemeinsame Verantwortung von<br />

staat, Wirtschaft und sozialpartnern<br />

für die berufsbildung und steht den<br />

jeweiligen Arbeitgebervertretern beratend<br />

zur seite.<br />

Geeignete Bewerber für den<br />

Ausbildungsmarkt gesucht!<br />

Junge Menschen haben gute chancen<br />

auf einen Ausbildungsplatz. die bewerberinnen<br />

und bewerber auf dem<br />

Ausbildungsmarkt werden knapp. die<br />

aktuellen Zahlen bestätigen dies: Zum<br />

30. september <strong>2013</strong> meldete die bundesagentur<br />

für Arbeit (bA) ein „lehrstellenplus“:<br />

es gab rd. 12.500 mehr<br />

unbesetzte Ausbildungsstellen als unvermittelte<br />

bewerber. für die betriebe<br />

wird es immer schwerer, nachwuchs<br />

zu finden. im september suchten sie<br />

für rd. 33.500 offene Ausbildungsstellen<br />

geeignete Jugendliche.<br />

ÜBeRGANGSMASSNAhMeN köNNeN SPRUNGBReTT<br />

IN AUSBILDUNG SeIN<br />

Anteil der Jugendlichen, die ein Jahr nach Maßnahmenende einen<br />

Ausbildungsvertrag erhalten haben<br />

in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Quelle: bundesinstitut für berufsbildung, <strong>2013</strong><br />

Monate nach<br />

Abschluss der Maßnahme


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

92<br />

dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass vielen jungen Menschen die erforderlichen<br />

Voraussetzungen für den<br />

Übergang von der schule in die Ausbildung<br />

fehlen. für diese gibt es die<br />

Möglichkeit, in einer sog. Übergangsmaßnahme<br />

defizite auszugleichen und<br />

z. b. im rahmen von Praktika berufe<br />

kennenzulernen oder soziale Kompetenzen<br />

zu schulen. Zwar gelingt<br />

den Jugendlichen nach einer solchen<br />

Übergangsmaßnahme häufig der Weg<br />

in eine voll qualifizierende Ausbildung,<br />

dennoch muss es das Ziel sein, bereits<br />

in der schule die Ausbildungsreife sicherzustellen<br />

und eine fundierte berufsorientierung<br />

zu vermitteln. dies<br />

ist eine wichtige Aufgabe von ländern,<br />

bundesregierung und Wirtschaft im<br />

rahmen des Ausbildungspakts – und<br />

muss es auch im fall einer Verlängerung<br />

des Pakts 2014 bleiben.<br />

Wie stark das engagement der<br />

Wirtschaft trotz der schwierigkeiten,<br />

geeignete bewerberinnen und bewerber<br />

zu finden, ist, zeigt folgende entwicklung:<br />

im Zeitraum 2003 bis 2012<br />

ging die Zahl der schulabgänger insgesamt<br />

um 9,8 % bzw. der nicht studienberechtigten<br />

schulabgänger (die<br />

hauptinteressierten an einer berufsausbildung)<br />

sogar um 24,6 % zurück –<br />

gleichzeitig wurden 2012 nur 1,1 %<br />

weniger Ausbildungsverträge als 2003<br />

abgeschlossen. dies zeigt den erfolg<br />

des Ausbildungspakts.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

kompakt > „Ausbildungsmarkt“<br />

und unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

argumente > „Wir bilden aus!“<br />

Gestaltungsspielraum bei<br />

Ausbildungsordnungen<br />

gesichert<br />

die Angemessenheit der Ausbildungsdauer<br />

im hinblick auf dreieinhalbjährige<br />

berufe wurde in den vergangenen<br />

beiden Jahren intensiv diskutiert.<br />

Ausgangspunkt der diskussion war<br />

die entscheidung des Wirtschaftsministeriums,<br />

dreieinhalbjährige berufe<br />

nur noch befristet zu verordnen, und<br />

das Vorhaben, einen Kriterienkatalog<br />

zur bestimmung der „richtigen“ Ausbildungsdauer<br />

zu entwickeln.<br />

die bdA hat gemeinsam mit den<br />

gewerkschaften den spielraum der<br />

sozialpartner bei der festsetzung der<br />

regulären Ausbildungsdauer einzelner<br />

berufe erfolgreich verteidigt. die<br />

dauer einer Ausbildung wird durch<br />

Vertreter der sozialpartner und betriebliche<br />

experten festgelegt. dies<br />

hat sich in der Praxis bewährt. starre<br />

Kriterienkataloge oder umfangreiche<br />

studien über die Angemessenheit der<br />

Ausbildungsdauer hingegen schaffen<br />

nur bürokratische hürden und verlängern<br />

die neuordnungsverfahren<br />

unnötig. der hauptausschuss des<br />

bundesinstituts für berufsbildung hat<br />

im Juli <strong>2013</strong> daher beschlossen, dass<br />

Anträge auf neuordnung eines Ausbildungsberufs<br />

künftig eine kurze plausible<br />

erläuterung zur angemessenen<br />

Ausbildungsdauer enthalten müssen,<br />

die im Antragsgespräch näher erläutert<br />

wird. Mit diesem pragmatischen<br />

Verfahren wird sichergestellt, dass<br />

die Ausbildungsdauer auch künftig auf<br />

grundlage der jeweiligen beruflichen<br />

Wir können es uns nicht leisten, talente zu verlieren.<br />

deshalb kooperieren zahlreiche betriebe eng mit schulen.<br />

nur durch eine umfassende berufsorientierung können junge<br />

Menschen herausfinden, welcher beruf wirklich zu ihnen<br />

passt. Praxiserfahrung ist dafür der schlüssel.<br />

otto kentzler | Vizepräsident der bdA, Präsident Zentralverband des deutschen<br />

handwerks, geschäftsführender gesellschafter Kentzler gmbh & co. Kg


93<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Anforderungen und der erfahrungen<br />

der betrieblichen Praxis flexibel festgelegt<br />

werden kann.<br />

Deutscher Qualifikationsrahmen<br />

eingeführt<br />

im Mai <strong>2013</strong> haben das bildungs- und<br />

das Wirtschaftsministerium sowie die<br />

Kultus- und Wirtschaftsministerkonferenzen<br />

der länder einen „gemeinsamen<br />

beschluss zur einführung des<br />

deutschen Qualifikationsrahmens für<br />

lebenslanges lernen (dQr)“ unterzeichnet.<br />

in dem mehr als sechsjährigen<br />

erarbeitungsprozess hatte sich<br />

die bdA nachdrücklich für eine konsequente<br />

Orientierung an lernergebnissen<br />

und die gleichwertige Zuordnung<br />

von beruflichen und hochschulischen<br />

Qualifikationen eingesetzt. Mit der<br />

schrittweisen Ausweisung des dQrniveaus<br />

auf Qualifikationsbescheinigungen<br />

ab Januar 2014 wird nun die<br />

Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen<br />

verbessert und die hohe Qualität<br />

der deutschen berufsbildung im<br />

Ausland sichtbar gemacht. um künftig<br />

auch Kompetenzen sichtbar und für<br />

den Arbeitsmarkt nutzbar zu machen,<br />

die außerhalb von bildungsinstitutionen<br />

erworben wurden oder nicht<br />

durch ein Zertifikat belegt sind, wirkt<br />

die bdA an der entwicklung geeigneter<br />

Kriterien und Validierungsverfahren<br />

mit.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen A–Z ><br />

deutscher Qualifikationsrahmen<br />

Lehrkräfte – hohe erwartung,<br />

wenig Unterstützung<br />

die heutigen erwartungen an lehrerinnen<br />

und lehrer sind hoch – sie<br />

sollen junge Menschen fit machen für<br />

die Zukunft, erziehen, motivieren, Vorbilder<br />

sein, jedes Kind gleichermaßen<br />

fördern und dabei chancengerechtigkeit<br />

sichern. Alles, was die schule<br />

leisten soll, müssen letztlich die einzelnen<br />

lehrkräfte leisten. tatsächlich<br />

sehen sich viele aber alleingelassen,<br />

kritisieren die ungenügenden rahmenbedingungen<br />

und werden durch<br />

MoDeRNISIeRUNG DeR BeRUFLIcheN AUS- UND FoRTBILDUNG FoRTGeSeTZT<br />

Neu geordnet wurden <strong>2013</strong> die folgenden Berufe:<br />

fachkraft für Metalltechnik, fertigungsmechaniker/-in, fluggeräte elektroniker/-in, fluggerätemechaniker/-in,<br />

Klempner/-in, Kraftfahr zeugmechatroniker/-in, Mediengestalter/-in digital und Print, Milch wirtschaftliche/-r<br />

laborant/-in, Orthopädietechnik-Mechaniker/-in, Pflanzentechnologe/-technologin, stanz- und umformmechaniker/-in,<br />

Weintechnologe/-technologin, Werkstoffprüfer/-in<br />

In weiteren erarbeitungsverfahren für die Neuordnung zum 1. August 2014 befinden sich<br />

folgende Berufe:<br />

betonfertigteilbauer/-in, dachdecker/-in, fachkraft für lebensmitteltechnik, fachkraft für Veranstaltungstechnik,<br />

gießerei mechaniker/-in, holzmechaniker/-in, Karosserie- und fahrzeugbau mechaniker/-in, Kaufmann/-frau für<br />

büromanagement, Kaufmann/-frau für Versicherungen und finanzen, Mechaniker/-in für land- und baumaschinentechnik,<br />

Modenäher/-in, Modeschneider/-in, notarfachangestellte/-r, Patentanwaltsfachangestellte/-r, Polsterer/<br />

Polsterin, rechtsanwaltsfachangestellte/-r, rechtsanwalts- und notarfachangestellte/-r, süßwarentechnologe/<br />

-technologin, Werksteinhersteller/-in, Zupfinstrumentenmacher/-in, Zweiradmechatroniker/-in<br />

In der beruflichen Fortbildung wurden <strong>2013</strong> folgende verordnungen erlassen (nach § 53 BBiG/§ 42 hwo):<br />

fachkaufmann/-frau für logistiksysteme, fachwirt/-in für güterverkehr und logistik, fachwirt/-in für Personenverkehr<br />

und Mobilität, industriemeister/-in glastechnik, industriemeister/-in schuhfertigung, Kraftwerker/-in,<br />

Zweiradservicetechniker/-in<br />

Im Neuordnungs- bzw. erlassverfahren befinden sich die folgenden Fortbildungsverordnungen:<br />

einkäufer/-in, flugzeugabfertiger/-in, handelsassistent/-in einzel handel, handelsfachwirt/-in, industriemeister/-in<br />

Kunststoff- und Kautschuktechnik, bilanzbuchhalter/-in, fachkaufmann/-frau für Marketing


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

94<br />

ANTeIL DeR kINDeR MIT FöRDeRBeDARF STeIGT –<br />

BeDeUTUNG voN INkLUSIoN WächST<br />

schüler/-innen mit sonderpädagogischer förderung, in %<br />

5,7<br />

5,8 5,9<br />

Quelle: bundesarbeitsministerium, <strong>2013</strong><br />

die Politik eher behindert als unterstützt.<br />

in allen bundesländern ist oder<br />

wird die lehrerausbildung reformiert.<br />

dennoch fühlen sich angehende lehrkräfte<br />

nach wie vor unzureichend auf<br />

die berufliche Wirklichkeit vorbereitet.<br />

Was genau zu ihren Aufgaben gehört<br />

und was von anderen zu leisten ist, ist<br />

oft unklar – ein verbindliches leitbild<br />

fehlt.<br />

die bdA hat als diskussions- und<br />

Orientierungsbeitrag ein leitbild<br />

für den lehrerberuf vorgelegt und<br />

Vorschläge für eine praxisnahe reform<br />

der lehrerbildung entwickelt.<br />

das Positionspapier „Profilehrer: ein<br />

6,0<br />

6,2<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

ZAhLeN, DATeN UND FAkTeN ZU kINDeRN UND<br />

JUGeNDLIcheN MIT BehINDeRUNG<br />

um wen geht es?<br />

• 3 % der Kinder im frühkindlichen bereich<br />

• 6,4 % der schülerinnen und schüler<br />

• 7 % der studierenden haben studienerschwerende beeinträchtigungen.<br />

Von den Kindern mit behinderung im Kita-Alter besuchen 87 % eine<br />

regel-Kita (2008: 81 %).<br />

22 % der Kinder mit förderbedarf besuchen eine allgemeine schule<br />

(2007: 20 %).<br />

75 % der förderschülerinnen und förderschüler verlassen die schule<br />

ohne schulabschluss.<br />

6,4<br />

schlüssel für schulqualität“ von 2012<br />

ist dabei unterfüttert mit erfahrungen<br />

aus der Personalentwicklung und<br />

Qualitätssicherung in unternehmen.<br />

Über Profi lehrer und das lehrerleitbild<br />

der bdA wurde im rahmen<br />

der größten europäischen bildungsmesse<br />

„didacta“ im februar <strong>2013</strong> in<br />

einer eigenen Podiumsrunde diskutiert.<br />

die Ministerin für schule und<br />

Weiterbildung des landes nordrhein-<br />

Westfalen, sylvia löhrmann, begrüßte<br />

das bdA-Papier ausdrücklich und unterstrich<br />

die darin enthaltenen Ansätze.<br />

bdA-Vizepräsident dr. gerhard f.<br />

braun hob hervor, wie viel schulen<br />

und betriebe voneinander lernen können,<br />

wenn sie gleichberechtigt und<br />

vertrauensvoll kooperieren.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Publikationen ><br />

broschüren > bildung > Positionspapier<br />

„Profilehrer“<br />

Bildung inklusiv<br />

inklusion ist ein erklärtes politisches<br />

Ziel seit der Verabschiedung<br />

der un-Konvention zu den rechten<br />

von behinderten: Kinder und junge<br />

Menschen mit behinderung, beeinträchtigungen<br />

und sonderpädagogischem<br />

förderbedarf sollen, wo immer<br />

möglich, nicht mehr in speziellen<br />

einrichtungen lernen, sondern in den<br />

allgemeinen schulen gemeinsam mit<br />

allen Kindern unterrichtet werden.<br />

im frühkindlichen bereich ist die Aufnahme<br />

von Kindern mit beeinträchtigungen<br />

bereits weit vorangeschritten,<br />

während die große Mehrheit<br />

der schülerinnen und schüler mit<br />

sonderpädagogischem förderbedarf<br />

bundesweit in förder- und sonderschulen<br />

unterrichtet wird. dies kann<br />

sinnvoll sein, führt aber zu oft zu einem<br />

Automatismus von der förderschule<br />

in die behindertenwerkstatt.<br />

Auch an den hochschulen gibt es studierende,<br />

die durch eine beeinträchtigung<br />

oder chronische erkrankung<br />

besonders herausgefordert sind.<br />

die Arbeitgeber haben ein interesse<br />

daran, das Potenzial auch der<br />

jungen Menschen mit behinderung<br />

zu heben und mehr Jugendliche


95<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

für Ausbildung und beschäftigung<br />

zu gewinnen. die Zusammenarbeit<br />

im betrieb kann aber nur gelingen,<br />

wenn das gemeinsame lernen, Arbeiten<br />

und der umgang miteinander<br />

schon früh eingeübt wurden. die<br />

bdA plädiert daher in ihrem neuen<br />

und umfassenden Positionspapier<br />

„bildung inklusiv – Potenziale heben<br />

durch inklusion“ für einen frühen und<br />

selbstverständlichen umgang von<br />

behinderten und nicht behinderten<br />

Kindern und Jugendlichen miteinander<br />

– von der Kita bis zur hochschule.<br />

Allerdings droht die umsetzung der<br />

inklusion durch die Politik durch die<br />

streichung von förderschulen ohne<br />

sachgerechten Aufbau entsprechender<br />

strukturen in den aufnehmenden<br />

schulen zum sparmodell zu werden.<br />

es fehlen in der bildungspolitik oftmals<br />

klare Zielsetzungen und realistische<br />

Konzepte sowie konkrete<br />

unterstützung und begleitung der<br />

bildungseinrichtungen. Mit dem Positionspapier<br />

fordert die bdA die politisch<br />

Verantwortlichen auf, inklusion<br />

nicht nur als schlagwort zu verwenden,<br />

sondern planvoll und nachhaltig<br />

vorzugehen und die bildungseinrichtungen<br />

aktiv zu unterstützen und mit<br />

den notwendigen förderinstrumenten<br />

auszustatten. generell darf inklusion<br />

nicht pauschal vorgenommen<br />

werden, sondern muss das Wohl des<br />

einzelnen Kindes und Jugendlichen<br />

in den Mittelpunkt stellen. die bdA<br />

fordert daher „so viel gemeinsames<br />

lernen wie möglich, so viel spezielle<br />

förderung wie nötig“. differenzierte<br />

Angebote mit sonderpädagogischer<br />

Kompetenz bleiben neben dem Ausbau<br />

des gemeinsamen unterrichts<br />

notwendig.<br />

Schulaufsicht – von der verwaltung<br />

zur Dienstleistung<br />

ein wichtiger, aber in den debatten<br />

wenig beachteter Akteur in der bildungspolitik<br />

ist die schulaufsicht. dabei<br />

ist sie die entscheidende nächste<br />

„instanz“ für die schulen, über die die<br />

aktuellen reformen von der Politik an<br />

die schulen vermittelt werden. Zudem<br />

hilft sie den schulen in ihrer entwicklung<br />

und meldet wiederum die<br />

schulische Wirklichkeit an die Politik<br />

zurück. ihre rolle schwankt zwischen<br />

Aufsichtsbehörde und dienstleisterin.<br />

die bdA hat – als einziger externer<br />

Akteur – das thema „schulaufsicht“<br />

bewusst aufgegriffen. seit Jahren besteht<br />

eine Kooperation mit der Konferenz<br />

der schulaufsicht in deutschland<br />

(Ksd). ergebnis des dialogs war<br />

die Position „schulaufsicht neu managen<br />

– Paradigmen wechsel in der<br />

schulaufsicht“. die schulaufsicht hat<br />

aus sicht der bdA eine schlüsselrolle<br />

als direkte Ansprechpartnerin und<br />

operative ebene des systemmanagements<br />

für die schulen. sie muss sich<br />

als Partner der schule verstehen,<br />

entwicklungsprozesse anstoßen und<br />

begleiten sowie zur Verbesserung<br />

von unterrichtsqualität, Organisations-<br />

und Personalentwicklung beitragen.<br />

sie leistet Management durch<br />

unterstützung wie controlling. dies<br />

bedeutet einen gravierenden Wandel<br />

im selbstverständnis der schulaufsicht<br />

und ein verändertes berufsbild.<br />

in der realität ist die schulaufsicht<br />

allerdings oft noch nicht so weit. die<br />

aktuelle untersuchung des iW Köln<br />

für SCHULE WirtschAft „schulleiter<br />

brauchen mehr eigenverantwortung<br />

und entscheidungskompetenzen“ zeigt<br />

deutlich, dass die selbstständigkeit<br />

der schulen zwar in allen bundesländern<br />

verbaler Konsens ist, sich aber<br />

schnell als lippenbekenntnis erweist.<br />

tatsächlich verfügen schulen<br />

noch nicht in allen ländern über eine<br />

freie Personalauswahl und ein nennenswertes<br />

budget – in der regel hat<br />

die schulaufsichtsbehörde am ende<br />

das sagen. bei der 40-Jahr-feier der<br />

Ksd im september <strong>2013</strong> war die bdA<br />

eingeladen und konnte ihre Auffassung<br />

moderner schulsteuerung mit<br />

der versammelten schulaufsicht diskutieren<br />

und den Paradigmenwechsel<br />

ein stück weiter anschieben.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.schulewirtschaft.de ><br />

Publikationen > führung in schule<br />

und Wirtschaft


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

96<br />

hAUPT- UND ReALSchULeN SIND BeI BeRUFSWAhL-SIeGeL BeSoNDeRS eNGAGIeRT<br />

berufswahl-siegel: Qualitätsauszeichnung für berufs- und studien orientierung in schulen, Anteil der schulformen in %<br />

2 1 1<br />

förderschule<br />

13<br />

12<br />

gymnasium<br />

30<br />

hauptschule<br />

(allgemeinbildend)<br />

13<br />

gesamtschule<br />

28<br />

realschule<br />

Berufliche Schule (Hauptschulabschluss/Berufsreife)<br />

Berufliches Gymnasium/Fachoberschule/Berufskolleg<br />

Sonstige (Sekundarschule, Verbundschule etc.)<br />

Quelle: siegel-statistik, <strong>2013</strong><br />

BeRUFSWAhL-SIeGeL SeTZT IMPULSe<br />

FÜR exZeLLeNTe BeRUFS- UND STUDIeNoRIeNTIeRUNG<br />

das berufswahl-siegel wird schulen mit einer ausgezeichneten berufs- und studienorientierung verliehen. diese<br />

werden bei der systematischen Verbesserung ihrer berufs- und studienorientierung begleitet und erhalten dafür<br />

eine entsprechende Anerkennung. die umsetzung des berufswahl-siegels erfolgt durch eine Vielzahl regionaler<br />

träger. diese haben sich zum netzwerk berufswahl-siegel zusammengeschlossen, das von SCHULEWirtschAft<br />

koordiniert wird.<br />

es gibt keine vergleichbare bundesweite initiative, die so viele berufsorientierungsakteure und schulen miteinander<br />

vernetzt und gleichzeitig einen systematischen Qualitätsverbesserungsprozess in gang gesetzt hat. innerhalb eines<br />

Jahres wurde das siegel-Projekt auf vier weitere bundesländer ausgedehnt, so dass es aktuell in 14 bundesländern<br />

vergeben wird. die Zahl der träger, die das Projekt in den regionen umsetzen, ist <strong>2013</strong> von 39 auf 45 gestiegen.<br />

die Anzahl der siegel-schulen hat sich von 1.165 auf 1.335 erhöht. insgesamt 1.300 Jurorinnen und Juroren sind für<br />

das Projekt aktiv, davon 30 % aus unternehmen. Zusätzlich konnte ein schülerwettbewerb initiiert werden, bei dem<br />

sich schülerteams filmisch mit dem thema „berufswahl“ auseinandersetzen.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.netzwerk-berufswahlsiegel.de


97<br />

bildung | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Auf erfolgskurs –<br />

60 Jahre Netzwerk<br />

SchULe WIRTSchAFT<br />

das von den Arbeitgeberverbänden<br />

und dem iW Köln getragene netzwerk<br />

SCHULEWirtschAft hat sich in<br />

60 Jahren zu einer Marke in der deutschen<br />

schul- und unternehmenslandschaft<br />

entwickelt. sein fundament<br />

bilden 430 regionale Arbeitskreise, in<br />

denen schulen und unternehmen vor<br />

Ort vertrauensvoll zusammenarbeiten.<br />

Mehr als 22.000 ehrenamtliche<br />

Akteure setzen sich hier für eine praxisnahe<br />

berufs- und studienorientierung<br />

an schulen ein. Ziel der initiative<br />

ist die förderung der Zusammenarbeit<br />

zwischen schule und Wirtschaft,<br />

um junge Menschen auf die Arbeitswelt<br />

vorzubereiten und damit für<br />

fachkräfte nachwuchs zu sorgen.<br />

die Marke wurde in den letzten<br />

Jahren durch eine reihe von Maßnahmen<br />

gestärkt, insbesondere wurde ein<br />

leitbild entwickelt. es wurden Qualitätsstandards<br />

für die netzwerkarbeit<br />

festgelegt und die Außenwirkung des<br />

netzwerks durch die einführung bundesweiter<br />

Projekte und Wettbewerbe<br />

verstärkt. hierzu zählen die Projekte<br />

netzwerk berufswahl-siegel,<br />

beachmanager und JuniOr sowie die<br />

Wettbewerbe SCHULEWirtschAftunternehmenspreis<br />

und Ökonomischer<br />

schulbuchpreis.<br />

durch verschiedene schwerpunktthemen<br />

setzt das netzwerk zusätzlich<br />

Akzente in seiner Arbeit – und<br />

in der gesamten bildungslandschaft.<br />

bis 2014 läuft das schwerpunktthema<br />

„Migration.Qualifikation.integration“,<br />

das sich mit interkultureller Vielfalt<br />

und beruflicher Perspektive junger<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

beschäftigt. höhepunkt war <strong>2013</strong><br />

der schülerwettbewerb „ich hab’s<br />

22.000<br />

ehrenamtliche Akteure engagieren<br />

sich bei SCHULEWirtschAft.<br />

WIRTSchAFTLIche ZUSAMMeNhäNGe PRAxISNAh veRMITTeLN MIT<br />

SchULeWIRTSchAFT<br />

die bundesweiten JUNIOR-Programme bieten schülerinnen und schülern die Möglichkeit, ein eigenes schülerunternehmen<br />

zu gründen. im unterschied zum Planspiel entwickeln sie selbst eine geschäftsidee und setzen<br />

diese mit realen Waren bzw. dienstleistungen und geldströmen um. JuniOr startete im Jahr 1994 mit acht schülerfirmen.<br />

im schuljahr 2012/<strong>2013</strong> haben sich mehr als 7.600 schülerinnen und schüler mit 565 schülerfirmen<br />

beteiligt. deutschlands beste JuniOr-firma kam <strong>2013</strong> aus bayern: die schülerfirma Kragü der nymphenburger<br />

schulen. sie hatte die idee, aus Krawatten individuelle gürtel zu fertigen.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.juniorprojekt.de<br />

SCHULEWirtschAft hat das Wirtschaftsplanspiel beachmanager 2012 für haupt- und realschüler bundesweit<br />

eingeführt und den ersten deutschlandweiten beachmanager-Wettbewerb gestartet. im schuljahr 2012/<strong>2013</strong> setzten<br />

mehr als 320 lehrkräfte das Planspiel im unterricht ein, so dass rd. 10.000 schülerinnen und schüler erreicht<br />

werden konnten. insgesamt 700 schüler in 200 unternehmerteams starteten anschließend in den ersten bundeswettbewerb.<br />

An der finalrunde nahmen 14 teams (45 schülerinnen und schüler) und neun lehrkräfte teil. das team<br />

„Zum Anker“ der brombachsee-Mittelschule Pleinfeld (bayern) wurde bester „beachmanager deutschlands <strong>2013</strong>“.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.beachmanager.de<br />

schulbücher, die schülerinnen und schülern wirtschaftliche themen sachgerecht erschließen und ökonomische<br />

Kompetenzen vermitteln, erhalten von SCHULEWirtschAft ein gütesiegel. Verlage, die ein schulbuch mit wirtschaftlichen<br />

inhalten veröffentlicht haben, konnten sich für die Auszeichnung Schulbuch des Jahres Ökonomische<br />

Bildung <strong>2013</strong>/14 bis August <strong>2013</strong> bewerben. 21 schulbücher wurden eingereicht. Am 28. november <strong>2013</strong> wurden in<br />

Köln die Preisträger gewürdigt.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | bildung<br />

98<br />

geschafft“. hier haben rd. 270 schülerinnen<br />

und schüler knapp 100 beruflich<br />

erfolgreiche Menschen mit<br />

Migrationshintergrund porträtiert und<br />

wiesen damit auf die vielen hervorragenden<br />

integrationsgeschichten in<br />

deutschland hin.<br />

SCHULEWirtschAft hat auf<br />

bundesebene wichtige Kooperationen<br />

angestoßen und intensiviert,<br />

insbesondere mit der bA, der Kultusministerkonferenz<br />

und dem Zentralverband<br />

des deutschen handwerks.<br />

inzwischen werden viele Projekte mit<br />

förderern aus bundesministerien<br />

(bundes innenministerium, bundeswirtschaftsministerium,<br />

Migrationsbeauftragte<br />

der bundesregierung), Verbänden<br />

(gesAMtMetAll, deutscher<br />

sparkassen- und giroverband), unternehmen<br />

(siemens Ag, Mcdonald’s<br />

corporation, deutsche Kreditbank Ag),<br />

stiftungen (sdw, bertelsmann stiftung)<br />

und anderen institutionen (z. b. deutsche<br />

Kinemathek) umgesetzt.<br />

die Jubiläumsfeier am 30. september<br />

und 1. Oktober <strong>2013</strong> in berlin<br />

wurde dazu genutzt, grundlagen für<br />

die Zukunft des netzwerks zu erarbeiten:<br />

bei den themen „fachkräftegewinnung<br />

für unternehmen“ und<br />

„nachwuchsgewinnung für das eigene<br />

netzwerk“ will SCHULEWirtschAft<br />

auch in Zukunft punkten und impulse<br />

setzen. letzteres thema wird auch<br />

durch den Wettbewerb „Mein engagement<br />

macht schule!“ unterstützt,<br />

der <strong>2013</strong> zum zweiten Mal ausgelobt<br />

wurde. es konnten sich unternehmen<br />

bewerben, die sich in einem<br />

SCHULE WirtschAft-Arbeitskreis<br />

ganz besonders engagieren. insgesamt<br />

neun unternehmen in den Kategorien<br />

kleine, mittlere und große<br />

unternehmen wurden aus den 67 eingereichten<br />

bewerbungen ausgewählt<br />

und am 20. november <strong>2013</strong> in hamburg<br />

ausgezeichnet.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.schulewirtschaft.de<br />

PUBLIkATIoNeN voN SchULeWIRTSchAFT <strong>2013</strong> ZUR PRAxISNAheN UND<br />

SySTeMATIScheN BeRUFS- UND STUDIeNoRIeNTIeRUNG<br />

Mit den Checklisten Schülerbetriebspraktikum erhalten betriebe, schülerinnen und schüler, schulen und eltern<br />

praktische hilfen zur umsetzung von schülerbetriebspraktika mit Qualität. die wichtigsten Qualitätskriterien sind<br />

darin anschaulich dargestellt.<br />

Zusammen mit der bA hat SCHULEWirtschAft den leitfaden Eltern erwünscht!? Wie die Zusammenarbeit in<br />

der Berufs- und Studienorientierung gelingen kann entwickelt. er wendet sich an lehr- und beratungsfachkräfte<br />

oder Akteure in der schulsozialpädagogik bzw. berufseinstiegsbegleitung sowie an Multiplikatoren und netzwerkpartner<br />

und zeigt auf, was eltern bei der berufs- und studienwahl ihrer Kinder interessiert, wie eltern erfolgreich<br />

angesprochen, für eine aktive beteiligung motiviert und wie ihnen inhalte wirksam vermittelt werden können.<br />

die Publikation Gemeinsam für die duale Ausbildung stark machen zeigt gute beispiele in der Zusammenarbeit zwischen<br />

allgemeinbildenden und insbesondere auch berufsbildenden schulen mit dem netzwerk SCHULE WirtschAft,<br />

die zur nachahmung anregen sollen.<br />

Alle broschüren unter www.arbeitgeber.de > Publikationen > broschüren > bildung


EUROPA UND<br />

INTERNATIONALES


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

102<br />

Mit Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

aus der<br />

Krise<br />

die bewältigung der staatsschuldenkrise<br />

ist und bleibt auch <strong>2013</strong> die<br />

existenzielle herausforderung für<br />

die eu. der eingeschlagene Weg, die<br />

haushalte zu konsolidieren und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit vieler eu-Mitgliedstaaten<br />

durch strukturelle Wirtschaftsreformen<br />

insbesondere auch<br />

auf den arbeitsmärkten zurückzugewinnen,<br />

zeigt erste messbare erfolge.<br />

Mit der verstärkten wirtschaftspolitischen<br />

Koordinierung im rahmen<br />

des europäischen semesters wurden<br />

verbindlich Weichen für die Weiterentwicklung<br />

der Wirtschafts- und Währungsunion<br />

(WWu) zu einer echten<br />

stabilitätsunion gestellt. Jedoch brauchen<br />

die reformen Zeit, um ihre volle<br />

positive Wirkung zu entfalten.<br />

die bda hat in der erneut entbrannten<br />

debatte über den umfang<br />

der sozialen dimension der WWu<br />

(siehe Kasten) deutlich gemacht, dass<br />

die sicherstellung globaler Wettbewerbsfähigkeit<br />

die zentrale Voraussetzung<br />

für eine starke soziale<br />

dimension der eu ist. die wirtschaftspolitische<br />

Koordinierung im rahmen<br />

Zentrales anliegen all unserer bemühungen – auf<br />

nationaler wie auf europäischer ebene – muss es sein, global<br />

wettbewerbsfähig zu werden bzw. zu bleiben, offene Märkte<br />

zu schaffen und fairen Wettbewerb zu sichern. damit schaffen<br />

wir Wachstum, beschäftigung und Wohlstand und leisten<br />

einen beitrag zur sozialen gerechtigkeit – nicht nur bei uns,<br />

sondern auch über die grenzen europas hinaus.<br />

Prof. Dr. Marion Schick | präsidiumsmitglied der bda, Vorsitzende bda-ausschuss<br />

sozialpolitik in der europäischen union, Vorstandsmitglied deutsche telekom ag<br />

DEBATTE zU SOzIALER DIMENSION DER WIRTSchAfTS- UND<br />

WähRUNgSUNION (WWU)<br />

Vor dem hintergrund der anhaltenden Krise und der sich daraus ergebenden alarmierenden arbeitsmarktsituation<br />

in vielen Mitgliedstaaten ist auf europäischer ebene erneut eine debatte über den umfang der sozialen dimension<br />

der WWu entbrannt. die eu-Kommission hat am 2. oktober <strong>2013</strong> Vorschläge für eine stärkung der sozialen dimension<br />

der WWu vorgelegt.<br />

die arbeitsmarktentwicklung und die soziale lage in den Mitgliedstaaten sollen nach dem Willen der eu-Kommission<br />

durch die aufnahme gesonderter sozialindikatoren in das rein quantitative scoreboard künftig stärker bei der<br />

wirtschaftspolitischen Koordinierung berücksichtigt werden. damit besteht jedoch die gefahr, dass die Zielerreichung<br />

nicht über strukturelle reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erfolgt, sondern über kurzfristige<br />

Maßnahmen wie z. b. kreditfinanzierte öffentliche beschäftigungs- und ausgabenprogramme. solche Maßnahmen<br />

würden aber nur die symptome mangelnder Wettbewerbsfähigkeit überdecken und verhindern, dass die<br />

probleme selbst adressiert und nachhaltig gelöst werden. Mit dem hinauszögern notwendiger strukturreformen<br />

ist jedoch weder den Mitgliedstaaten noch ihren bürgern geholfen. Vielmehr werden hierdurch die wirtschaftlichen<br />

und sozialen probleme nur weiter vergrößert.


103<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

des europäischen semesters und<br />

insbesondere das Verfahren zur Vermeidung<br />

und Korrektur makroökonomischer<br />

ungleichgewichte müssen<br />

daher auf die beseitigung struktureller<br />

Wettbewerbsschwächen in den<br />

eu-Mitgliedstaaten ausgerichtet sein.<br />

globale Wettbewerbsfähigkeit und<br />

daraus resultierendes nachhaltiges<br />

Wirtschaftswachstum sind das unverzichtbare<br />

fundament für mehr beschäftigung<br />

sowie solide, langfristig<br />

finanzierbare soziale standards. arbeitsmarkt-<br />

und sozialpolitische Zielvorgaben<br />

sollten weiterhin im qualitativen<br />

Kontext der eu-2020-strategie<br />

behandelt werden.<br />

Europäische Sozialpartner<br />

einigen sich auf Aktionsrahmen<br />

Jugendbeschäftigung<br />

und Mitwirkung am<br />

Europäischen Semester<br />

die europäischen sozialpartner<br />

business europe, der europäische<br />

Verband öffentlicher arbeitgeber<br />

und unternehmen (ceep), die europäische<br />

union des handwerks und<br />

der kleinen und mittleren unternehmen<br />

( ueapMe) sowie der europäische<br />

gewerkschaftsbund (egb) haben<br />

sich auf einen aktionsrahmen zur<br />

förderung der Jugendbeschäftigung<br />

„EUROPäISchES SEMESTER“ STäRKT WIRTSchAfTSPOLITISchE KOORDINIERUNg<br />

Zeitlicher ablauf des „europäischen semesters“<br />

EU-Kommission<br />

legt Jahreswachstumsbericht<br />

vor<br />

erarbeitet empfehlungen für<br />

Mitgliedstaaten auf basis<br />

von nrps und sKps<br />

Ministerrat<br />

debattiert Jahreswachstumsbericht<br />

verabschiedet<br />

länderspezifische<br />

empfehlungen<br />

Europäisches<br />

Parlament<br />

debattiert Jahreswachstumsbericht<br />

Europäischer<br />

Rat<br />

legt auf frühjahrsgipfel<br />

leitlinien für politik fest<br />

billigt<br />

länderspezifische<br />

empfehlungen<br />

Mitgliedstaaten<br />

verabschieden nationale reformprogramme<br />

(nrps) und stabilitätsund<br />

Konvergenzprogramme (sKps)<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli<br />

Quelle: bundesfinanzministerium, 2012; eigene darstellung


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

104<br />

geeinigt. diesen haben sie beim europäischen<br />

rat im Juni <strong>2013</strong> gemeinsam<br />

den staats- und regierungschefs,<br />

dem präsidenten des europäischen<br />

rats und dem präsidenten der eu-<br />

Kommission vorgestellt. der aktionsrahmen,<br />

an dessen erarbeitung die<br />

bda maßgeblich beteiligt war, ist ein<br />

wichtiges signal an die europäische<br />

politik, dass sich die sozialpartner<br />

konstruktiv an lösungsansätzen zur<br />

bewältigung der Krise beteiligen.<br />

im rahmen der Verhandlungen<br />

konnten die arbeitgeber wichtige<br />

punkte erreichen. so werden strukturelle<br />

gründe als ursache der Jugendarbeitslosigkeit<br />

anerkannt und es wird<br />

klargestellt, dass durch arbeitsmarktreformen<br />

der Zugang junger leute zum<br />

arbeitsmarkt verbessert werden kann.<br />

ferner wird die bedeutung der dualen<br />

berufsausbildung zur förderung der<br />

Jugendbeschäftigung mehrfach hervorgehoben.<br />

hierbei wird aber auch<br />

darauf hingewiesen, dass bestehende<br />

duale ausbildungssysteme nicht eins<br />

zu eins von anderen ländern übernommen<br />

werden können.<br />

europäischen sozialpartner auf eine<br />

gemeinsame erklärung einigen, in<br />

der konkrete Vorschläge für eine gemeinsame<br />

einbindung der sozialpartner<br />

in die neuen Koordinierungsprozesse<br />

im rahmen des europäischen<br />

semesters unterbreitet werden. Wesentliche<br />

forderungen der bda, wie<br />

die angemessene einbindung der<br />

sozialpartner unter nutzung bestehender<br />

gremien und die Klarstellung,<br />

dass fragen der lohnfindung in der<br />

autonomie der tarifvertragsparteien<br />

auf nationaler ebene verbleiben müssen,<br />

konnten dabei durchgesetzt werden.<br />

in den fokus rückt nunmehr das<br />

thema „analyse der funktionsweise<br />

der arbeitsmärkte in europa“, eine<br />

weitere priorität des gemeinsamen<br />

arbeitsprogramms des sozialen dialogs<br />

2012 bis 2014. hierzu haben die<br />

Verhandlungen Mitte oktober <strong>2013</strong><br />

begonnen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > publikationen ><br />

kompakt > „europäischer sozialer<br />

dialog“<br />

neben jährlichen berichten zum<br />

umsetzungsstand werden die europäischen<br />

sozialpartner im Jahr 2016<br />

die auswirkungen auf arbeitgeber<br />

und arbeitnehmer bewerten und bis<br />

2017 einen abschlussbericht erstellen.<br />

darüber hinaus konnten sich die<br />

VERfAhRENSSchRITTE DES EUROPäISchEN<br />

SEMESTERS<br />

die eu-Kommission legt alljährlich zum Jahresbeginn einen Jahreswachstumsbericht<br />

vor, in dem sie die finanz-, wirtschafts- und beschäftigungspolitischen<br />

herausforderungen in der eu benennt und vorrangige<br />

Maßnahmen zu deren bewältigung empfiehlt. gestützt auf diesen<br />

bericht formuliert der europäische rat auf seiner frühjahrstagung im<br />

März leitlinien, die den Mitgliedstaaten als orientierung dienen. die<br />

Mitgliedstaaten sind aufgefordert, diese leitlinien bei der ausarbeitung<br />

ihrer nationalen reformprogramme (nrp) zu berücksichtigen, in denen<br />

sie die geplanten bzw. umgesetzten Maßnahmen zur Verwirklichung<br />

der Ziele der eu-2020-strategie darlegen. auf der grundlage eines<br />

Vorschlags der eu-Kommission verabschiedet der rat der finanz- und<br />

Wirtschaftsminister (ecofin) im Juni länderspezifische empfehlungen<br />

zu den nrps, die abschließend vom europäischen rat gebilligt werden.<br />

damit ist der sechsmonatige turnus des europäischen semesters abgeschlossen.


105<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Deutsch­französische<br />

Sozialpartner erarbeiten<br />

gemeinsame Empfehlungen<br />

arbeitgeberverbände und gewerkschaften<br />

aus deutschland und frankreich<br />

erarbeiten seit anfang <strong>2013</strong> in<br />

einer arbeitsgruppe gemeinsame<br />

politikempfehlungen an die deutsche<br />

und französische regierung. Vor<br />

dem hintergrund der europäischen<br />

staatsschuldenkrise und deren z. t.<br />

dramatischer auswirkungen auf die<br />

arbeitsmärkte in den eu-Mitgliedstaaten<br />

haben die deutsch-französischen<br />

sozialpartner beschlossen,<br />

sich zunächst auf die beiden themen<br />

„Jugendbeschäftigung“ und „globale<br />

Wettbewerbsfähigkeit“ zu konzentrieren.<br />

in den bisherigen beratungen<br />

wurde deutlich, dass beide themen<br />

eng miteinander verzahnt sind: Zum<br />

einen ist eine global wettbewerbsfähige<br />

Wirtschaft eine unerlässliche<br />

Voraussetzung für die schaffung von<br />

arbeitsplätzen. Zum anderen sind gut<br />

ausgebildete Jugendliche das fundament<br />

einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft.<br />

in einem ersten schritt fand ein<br />

intensiver erfahrungsaustausch u. a.<br />

über die stärken und schwächen der<br />

berufsbildungssysteme beider länder<br />

statt. dabei wurde deutlich, dass<br />

das duale ausbildungssystem einen<br />

wesentlichen beitrag zur vergleichsweise<br />

geringen Jugendarbeitslosenquote<br />

von 7,8 % in deutschland leistet,<br />

während z. b. in frankreich die<br />

Jugendarbeitslosenquote 25,8 % beträgt.<br />

der austausch dient als grundlage<br />

für die formulierung konkreter<br />

empfehlungen an die regierungen.<br />

die einrichtung der arbeitsgruppe<br />

geht zurück auf einen Vorschlag der<br />

deutschen und der französischen regierung<br />

zur weiteren Vertiefung der<br />

Zusammenarbeit beider länder aus<br />

anlass des 50. Jahrestags der unterzeichnung<br />

des Élysée-Vertrags. die<br />

bda hat diesen Vorschlag ausdrücklich<br />

begrüßt und beteiligt sich aktiv an<br />

den beratungen der arbeitsgruppe.<br />

7,8 %<br />

betrug die Jugendarbeitslosigkeit in<br />

deutschland im oktober <strong>2013</strong>.<br />

SchWERPUNKTE DES gEMEINSAMEN ARBEITS PROgRAMMS DES SOzIALEN<br />

DIALOgS 2012 BIS 2014<br />

• analyse der funktionsweise der arbeitsmärkte in europa<br />

• Jugendarbeitslosigkeit<br />

• gleichbehandlung von Männern und frauen<br />

• bildung und lebenslanges lernen<br />

• Mobilität und Wirtschaftsmigration<br />

• bessere umsetzung und auswirkungen der instrumente des sozialen dialogs<br />

• aufbau von Kapazitäten der sozialpartnerorganisationen in Mittel-, ost- und südeuropa<br />

• Wirtschaftliche und soziale governance der eu


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

106<br />

20 EU-Mitgliedstaaten<br />

haben keine generalunternehmerhaftung,<br />

eine eu-weite regelung<br />

wäre für sie systemfremd.<br />

Verbesserte Durchsetzung<br />

der Entsenderichtlinie:<br />

richtiges ziel, falscher Weg<br />

der Vorschlag für eine richtlinie zur<br />

verbesserten durchsetzung der heute<br />

geltenden entsenderichtlinie beschäftigt<br />

die bda intensiv. die beratungen<br />

im europäischen parlament<br />

und im rat hierzu befinden sich gerade<br />

in der „heißen phase“. hauptaufgabe<br />

der bda ist es, abgeordnete<br />

und ratsvertreter für die rechtslage<br />

in deutschland zu sensibilisieren,<br />

damit die richtlinie nicht dazu führt,<br />

dass das deutsche arbeitnehmerentsende<br />

gesetz (aentg) in der praxis<br />

durch europäische Vorgaben beeinträchtigt<br />

wird.<br />

der richtlinienvorschlag der eu-<br />

Kommission hat eigentlich das richtige<br />

Ziel, nämlich die durchsetzung<br />

der entsenderichtlinie zu verbessern.<br />

allerdings würde dieses Ziel gerade<br />

in sein gegenteil verkehrt, wenn<br />

die Kontrollmaßnahmen, mit denen<br />

die Mitgliedstaaten die einhaltung<br />

der entsenderichtlinie überprüfen<br />

können, restriktiv und abschließend<br />

ausgestaltet werden. Mit dem derzeit<br />

diskutierten Maßnahmenkatalog<br />

könnten in deutschland existierende<br />

Kontrollmöglichkeiten, wie z. b. unangemeldete<br />

baustellenkontrollen,<br />

zukünftig nicht mehr ohne weiteres<br />

durchgeführt werden. für die bda<br />

ist es deshalb ein zentrales anliegen<br />

zu verhindern, dass das gegenwärtige<br />

niveau an Kontrollen, das die<br />

Mitgliedstaaten zur einhaltung der<br />

entsenderichtlinie praktizieren, nicht<br />

abgesenkt wird. dazu muss der von<br />

der eu-Kommission vorgeschlagene<br />

Katalog grundlegend überarbeitet<br />

werden. diese einsicht hat sich auch<br />

im beschäftigungsausschuss des europäischen<br />

parlaments durchgesetzt,<br />

der in seinem bericht ausreichende<br />

Kontrollmöglichkeiten fordert.<br />

ein weiterer für die bda zentraler<br />

punkt ist die vorgesehene einführung<br />

einer eu-weiten generalunternehmerhaftung<br />

in der bauwirtschaft. dies<br />

wirft zahlreiche fragen auf, insbesondere,<br />

wie weit die haftung des unternehmers<br />

reicht. daneben betrifft<br />

es die frage, ob und wenn ja wie der<br />

unternehmer den nachweis erbringen<br />

kann, dass er sich in der lieferkette<br />

rechtstreu verhalten hat und damit<br />

nicht haftet. diese Möglichkeit der<br />

sog. exkulpation steht nicht im Widerspruch<br />

zu den Zielen der entsenderichtlinie,<br />

gesetzestreues und faires<br />

Verhalten in der lieferkette sicherzustellen.<br />

sie muss daher erhalten bleiben.<br />

andernfalls werden die in einigen<br />

Mitgliedstaaten bereits bestehenden<br />

systeme der generalunternehmerhaftung<br />

empfindlich gestört. dies ist<br />

umso gravierender, als diese systeme<br />

mühsam aufgebaut wurden und als<br />

ergebnis eines langen diskussionsprozesses<br />

zwischen den beteiligten<br />

fein ausbalanciert wurden.<br />

auch die 1999 in der deutschen<br />

bauwirtschaft eingeführte generalunternehmerhaftung<br />

ist das ergebnis<br />

intensiver diskussionen in den 1990er<br />

Jahren zwischen den sozialpartnern<br />

und der bundesregierung und wird<br />

allgemein anerkannt. diese breite akzeptanz<br />

würde verloren gehen, wenn<br />

durch die europäischen Vorgaben z. b.<br />

der haftungsumfang erweitert würde<br />

oder die Möglichkeit zur exkulpation<br />

beschränkt würde. um die bereits<br />

bestehenden, gut funktionierenden<br />

systeme der generalunternehmerhaftung<br />

nicht zu gefährden, sollte die<br />

vorgesehene einführung einer euweiten<br />

generalunternehmerhaftung<br />

in der bauwirtschaft gestrichen werden.<br />

dazu bedarf es noch erheblicher<br />

anstrengungen, zumal der beschäftigungsausschuss<br />

des europäischen<br />

parlaments dafür gestimmt hat, die<br />

generalunternehmerhaftung nicht nur<br />

für die bauwirtschaft, sondern allgemein<br />

für sämtliche branchen einzuführen<br />

und die exkulpationsmöglichkeit<br />

zu streichen.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > themen ><br />

europa/internationales > europäische<br />

gesetzgebung: arbeit und soziales


107<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Liberalisierung des Bodenabfertigungsmarkts<br />

sichern<br />

der Verordnungsvorschlag der eu-<br />

Kommission zu bodenabfertigungsdiensten<br />

vom dezember 2011 sieht<br />

vor, dass für bestimmte bodenabfertigungsdienste<br />

an flughäfen künftig<br />

die Mindestanzahl der zugelassenen<br />

dienstleister von bisher zwei auf drei<br />

erhöht werden kann. das europäische<br />

parlament hat in der abstimmung<br />

im april <strong>2013</strong> zwar die erhöhung der<br />

Mindestanzahl gebilligt, jedoch mit<br />

erheblichen schutzklauseln versehen.<br />

so müssen die Mitgliedstaaten<br />

sicherstellen, dass das personal der<br />

flughafendienste von dem neuen<br />

dienstleister übernommen wird. obwohl<br />

die Voraussetzungen für einen<br />

betriebsübergang in einem solchen<br />

fall der auftragsnachfolge nicht vorliegen,<br />

sollen den arbeitnehmern<br />

des alten auftragnehmers bei vollständigem<br />

ausschluss auch betriebsbedingter<br />

Kündigungen die rechte<br />

aus der betriebsübergangsrichtlinie<br />

(rl 2001/23/eg) zustehen. dies wäre<br />

jedoch beschäftigungspolitisch kontraproduktiv,<br />

weil dadurch möglichen<br />

und notwendigen spezialisierungen<br />

und auftragsvergaben unüberwindliche<br />

hindernisse in den Weg gelegt<br />

würden.<br />

der Verordnungsvorschlag findet<br />

darüber hinaus keine rechtsgrundlage<br />

in den europäischen Verträgen.<br />

auch der europäische gerichtshof hat<br />

in vielen entscheidungen bestätigt,<br />

dass eine auftragsneuvergabe grundsätzlich<br />

keinen betriebsübergang auslöst.<br />

die rechtlichen bedenken der<br />

bda werden von der eu-Kommission<br />

und der Mehrheit der Mitgliedstaaten<br />

geteilt. im rat liegt der Verordnungsvorschlag<br />

deshalb zu recht „auf eis“.<br />

die bda steht mit den europäischen<br />

entscheidungsträgern im dialog, um<br />

praxisgerechte lösungen zu finden.<br />

Verabschiedung des EU­<br />

Richtlinienvorschlags zur<br />

konzerninternen Entsendung<br />

verzögert sich weiter<br />

der im Juli 2010 von der eu-Kommission<br />

vorgelegte richtlinienvorschlag<br />

zur konzerninternen entsendung von<br />

drittstaatsangehörigen (intra-corporate<br />

transfer, ict) soll global agierenden<br />

unternehmen ermöglichen,<br />

ihr schlüsselpersonal effektiv und<br />

schnell in verschiedenen unternehmensteilen<br />

einzusetzen. grundsätzlich<br />

unterstützt die bda daher den<br />

richtlinienvorschlag, dringt aber auf<br />

Korrekturen für eine praxisgerechtere<br />

ausgestaltung.<br />

RIchTLINIENVORSchLAg zUR KONzERNINTERNEN<br />

ENTSENDUNg VON DRITTSTAATSANgEhöRIgEN<br />

• statt des von der eu-Kommission vorgeschlagenen zwölfmonatigen<br />

Weiterwanderungsrechts soll eine Weiterwanderung nur noch<br />

für max. drei Monate und nur einmalig innerhalb von sechs Monaten<br />

zulässig sein. global agierende unternehmen müssen ihr schlüsselpersonal<br />

aber oft länger oder für mehrere projekte hintereinander in<br />

verschiedenen unternehmensteilen einsetzen können. eine einsatzzeit<br />

von max. drei Monaten stellt für unternehmen angesichts des umfangs<br />

mancher projekte, für die Manager und fachkräfte geholt werden, keinen<br />

ausreichenden Zeitraum dar. sollte es bei der nur dreimonatigen<br />

Weiterentsendung bleiben, wird die ict-richtlinie bzw. der dann im nationalen<br />

recht einzuführende aufenthaltstitel für die betriebliche praxis<br />

nur sehr begrenzt einsetzbar.<br />

• Kritisch ist auch die im Verhandlungsverlauf erhobene forderung<br />

nach einer erneuten prüfung der einreisevoraussetzungen durch das<br />

Zweiteinreiseland. die dadurch entstehende rechtsunsicherheit und<br />

der bürokratieaufwand für unternehmen sind keinesfalls praxisgerecht.<br />

• auch die vorgeschlagenen sperrzeiten zwischen einzelnen entsendungen<br />

für icts von bis zu drei Jahren behindern den von der ict-richtlinie<br />

intendierten transfer in die eu und innerhalb der eu erheblich. Zudem<br />

stellt dies unternehmen vor noch nicht absehbare bürokratische hürden.<br />

• Völlig praxisfremd und daher zu recht im deutschen recht nicht vorgesehen<br />

ist eine verpflichtende Vorbeschäftigungszeit, die in dem den<br />

trilog-Verhandlungen zugrunde liegenden text enthalten ist. etliche<br />

qualifizierte Mitarbeiter werden aber eingestellt, um sofort international<br />

einsetzbar zu sein. sollte die ict-richtlinie dennoch einen zeitlichen<br />

rahmen vorgeben, innerhalb dessen die Mitgliedstaaten die Vorbeschäftigungszeit<br />

festlegen können, muss diese zumindest so kurz wie<br />

möglich bemessen sein.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

108<br />

einen echten Mehrwert liefert die<br />

ict-richtlinie für unternehmen nur<br />

dann, wenn arbeitnehmer aus drittstaaten<br />

bei konzerninternen entsendungen<br />

auf der grundlage der Zulassung<br />

im ersten eu-Mitgliedstaat<br />

ohne erneutes antragsverfahren in<br />

andere eu-Mitgliedstaaten weiterziehen<br />

können. dieses Kernelement<br />

des richtlinienvorschlags wurde im<br />

Verhandlungsverlauf leider erheblich<br />

eingeschränkt (siehe Kasten).<br />

die bda führt zu den Kritikpunkten<br />

intensive gespräche mit den relevanten<br />

entscheidungsträgern auf<br />

nationaler und europäischer ebene<br />

und setzt sich dafür ein, dass die ictrichtlinie<br />

mit dem größtmöglichen<br />

Mehrwert für unternehmen verabschiedet<br />

wird. auch hat die bda immer<br />

wieder darauf hingewiesen, dass<br />

der in der baubranche bestehenden<br />

gefahr von erheblichen Verwerfungen<br />

und Verdrängungseffekten am besten<br />

durch eine baubereichsausnahme begegnet<br />

werden kann. alternativ wäre<br />

zur gewinnung von rechtssicherheit<br />

die klarstellende regelung in der<br />

richtlinie zur möglichen festlegung<br />

branchenspezifischer nullkontingente<br />

durch die Mitgliedstaaten denkbar.<br />

der Zeitplan zur Verabschiedung der<br />

ict-richtlinie hat sich leider erheblich<br />

verzögert; eine einigung ist nunmehr<br />

unter griechischer ratspräsidentschaft<br />

im 1. halbjahr 2014 geplant.<br />

Trilog­Einigung über Saisonarbeitnehmerrichtlinie<br />

die trilog-Verhandlungen über den<br />

2010 von der eu-Kommission vorgelegten<br />

richtlinienvorschlag über<br />

die bedingungen für die einreise und<br />

den aufenthalt von saisonarbeitnehmern<br />

aus drittstaaten wurden ende<br />

oktober <strong>2013</strong> abgeschlossen. die<br />

trilog-einigung muss nun noch vom<br />

rat und dem europäischen parlament<br />

förmlich bestätigt werden. das Ziel<br />

der eu-Kommission, für saisonarbeitskräfte<br />

einheitliche Mindeststandards<br />

zu schaffen und eine schnelle<br />

und unbürokratische beschäftigung<br />

in der eu zu ermöglichen, ist grundsätzlich<br />

richtig. die bda hat aber<br />

wiederholt darauf hingewiesen, dass<br />

den bedürfnissen der unternehmen<br />

aus der betriebspraxis ebenso rechnung<br />

getragen werden muss wie dem<br />

Wunsch der Mitgliedstaaten nach flexibilität<br />

für die bedürfnisse des nationalen<br />

arbeitsmarkts.<br />

erfreulicherweise konnte die erzielte<br />

einigung über die einbeziehung<br />

von Kurzaufenthalten unter drei Monaten<br />

aufrechterhalten werden. für<br />

die schaffung eines einheitlichen<br />

rechtsrahmens für die gruppe der<br />

saisonarbeitnehmer hatte sich die<br />

bda eingesetzt. durchsetzen konnte<br />

sich auch die forderung der bda nach<br />

einer flexiblen beschäftigungsdauer,<br />

die nun zwischen fünf und neun Monaten<br />

innerhalb eines Zeitraums von<br />

zwölf Monaten von den Mitgliedstaaten<br />

festgesetzt werden soll. das europäische<br />

parlament hatte eine starre<br />

höchstbeschäftigungsdauer für saisonarbeitnehmer<br />

von sechs Monaten<br />

innerhalb eines Zeitraums von zwölf<br />

Monaten vorgeschlagen, mit der man<br />

den Mitgliedstaaten die Möglichkeit<br />

genommen hätte, flexibel auf bedürfnisse<br />

bestimmter branchen wie etwa<br />

in der landwirtschaft oder im gastgewerbe<br />

einzugehen.<br />

die vom europäischen parlament<br />

vorgeschlagene Übernahmeverpflichtung<br />

von z. b. reise-, Visa- und Krankenversicherungskosten<br />

durch den<br />

arbeitgeber konnte sich nicht durchsetzen.<br />

bda wie bundesregierung<br />

hatten sich nachdrücklich gegen eine<br />

solche eu-weite regelung der Übernahmeverpflichtung<br />

als erheblichen<br />

eingriff in die Vertragsfreiheit ausgesprochen.<br />

nach wie vor kritisch zu sehen<br />

ist, dass der Kompromisstext den<br />

Mitgliedstaaten dennoch die Möglichkeit<br />

einräumt, die Übernahme von reise-<br />

und Krankenversicherungskosten<br />

vom arbeitgeber zu verlangen. die<br />

Kostenübernahme muss aber sache<br />

des einzelnen arbeitsvertrags bleiben.<br />

sie würde darüber hinaus in der<br />

praxis zu vielen inakzeptablen doppelversicherungen<br />

führen, da viele der<br />

saisonarbeitnehmer in ihrem heimatland<br />

sozial- und damit auch krankenversicherungspflichtig<br />

bleiben.


109<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Berichtszwang für<br />

corporate Social<br />

Responsibility ist der<br />

falsche Weg<br />

die eu-Kommission hat im april <strong>2013</strong><br />

den richtlinienvorschlag vorgelegt,<br />

nach dem unternehmen im lagebericht<br />

angaben zu ihren aktivitäten in<br />

den bereichen umwelt-, sozial- und<br />

arbeitnehmerbelange, Menschenrechte<br />

sowie Korruptionsbekämpfung machen<br />

müssen. Zu diesen punkten sollen<br />

nicht nur die unternehmenspolitik,<br />

sondern auch die ergebnisse und sogar<br />

mögliche risiken und das risikomanagement<br />

dargelegt werden. Wenn ein<br />

unternehmen keine unternehmenspolitik<br />

in einem dieser punkte eingeführt<br />

hat, dann soll es eine erklärung hierfür<br />

abgeben.<br />

die vier spitzenverbände der deutschen<br />

Wirtschaft bdi, bda, dihK und<br />

Zdh haben bereits bei Veröffentlichung<br />

des richtlinienvorschlags scharfe<br />

Kritik geübt. der Vorschlag verkennt<br />

den Wesenskern von corporate social<br />

responsibility (csr), nämlich die<br />

freiwilligkeit des gesellschaftlichen<br />

engagements von unternehmen. der<br />

grundsatz der freiwilligkeit von csr<br />

ist auch im februar <strong>2013</strong> vom europäischen<br />

parlament in zwei initiativberichten<br />

bestätigt worden. eine gesetzliche<br />

Verpflichtung würde zu einem erheblichen<br />

bürokratischen aufwand führen<br />

und in keinem Verhältnis zum nutzen<br />

stehen. aus sicht der bda sind die förderung<br />

von dialogprozessen und der<br />

austausch von best practice sinnvoller<br />

als die geplanten berichtspflichten.<br />

155.000–600.000 €<br />

pro Jahr investieren große unternehmen in der eu in ihre csr-berichte.<br />

immerhin konnte vor der Verabschiedung<br />

des richtlinienvorschlags erreicht<br />

werden, dass er bei unternehmen<br />

mit weniger als 500 beschäftigten<br />

nicht greift. die ersten beratungen im<br />

europäischen parlament haben allerdings<br />

gezeigt, dass es schwierig<br />

werden wird, eine breite Mehrheit zu<br />

überzeugen, den irrweg dieses richtlinienvorschlags<br />

nicht zu gehen.<br />

DEUTSchE UNTERNEhMEN WEIT üBERWIEgEND AUch gESELLSchAfTLIch ENgAgIERT<br />

anteil der unternehmen mit gesellschaftlichem engagement nach betriebsgröße, in %<br />

Unter 50<br />

Mitarbeiter<br />

63,4<br />

50 bis 499<br />

Mitarbeiter<br />

71,3<br />

Ab 500<br />

Mitarbeiter<br />

96,2<br />

Quelle: bundesfamilienministerium, 2012


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

110<br />

Initiative zu transnationalen<br />

Unternehmensvereinbarungen<br />

entschärft<br />

der im september <strong>2013</strong> im europäischen<br />

parlament verabschiedete initiativbericht<br />

zu transnationalen unternehmensvereinbarungen<br />

(tcas), die<br />

zwischen gewerkschaftsorganisationen<br />

und einzelnen unternehmen abgeschlossen<br />

werden, ist nun weit weniger<br />

schädlich, als die ursprünglich<br />

diskutierten entwürfe vermuten ließen.<br />

so konnte die bda bewirken, dass<br />

forderungen nach einem recht auf<br />

durchführung grenzüberschreitender<br />

kollektiver Maßnahmen, nach einer<br />

europäischen arbeitsgerichtsbarkeit<br />

oder nach einem einheitlichen rechtsrahmen<br />

für tcas nicht aufgenommen<br />

wurden. in der verabschiedeten fassung<br />

wird lediglich angeregt, dass die<br />

eu-Kommission prüfen könnte, ob für<br />

tcas ein fakultativer europäischer<br />

rechtsrahmen notwendig und sinnvoll<br />

wäre. die eu-Kommission will diese<br />

prüfung nun vornehmen.<br />

VIELfALT DER INDUSTRIELLEN BEzIEhUNgEN<br />

WAhREN<br />

Überlegungen zu europäischen rahmenbedingungen für transnationale<br />

unternehmensvereinbarungen sind keineswegs neu. bereits im Jahr<br />

2005 hatte die eu-Kommission Überlegungen zur einführung eines optionalen<br />

rechtsrahmens für tcas vorgestellt und in den folgejahren untersuchungen<br />

und studien durchgeführt. aus diesen ergibt sich, dass die<br />

einführung eines rechtsrahmens nicht sinnvoll ist, da er weder notwendig<br />

noch realisierbar ist.<br />

Zahlreiche beispiele haben klargemacht, dass ein bedarf für einen europaweit<br />

einheitlichen rechtsrahmen nicht besteht, da der Zweck von<br />

tcas als flexiblem instrument zur anpassung an die im jeweiligen fall<br />

bestehenden konkreten Wünsche konterkariert werden würde. er ist<br />

auch nicht realisierbar, da sich in den eu-Mitgliedstaaten über einen<br />

langen Zeitraum hinweg eigenständige traditionen der industriellen<br />

beziehungen entwickelt haben. diese haben in sehr heterogenen nationalen<br />

regelungen ihren niederschlag gefunden. die bda hatte deshalb<br />

bereits bei einer offenen Konsultation aus dem Jahr 2012 betont,<br />

dass Überlegungen zur einführung eines optionalen rechtsrahmens für<br />

tcas verworfen werden sollten.<br />

Bessere Rechtsetzung:<br />

Mitteilung der EU­Kommission<br />

bleibt hinter<br />

Erwartungen zurück<br />

der abbau unnötiger Verwaltungslasten<br />

stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

europäischer unternehmen.<br />

darin liegt ein schlüssel<br />

für mehr Wachstum und beschäftigung<br />

in europa. die eu-Kommission<br />

macht mit der im oktober <strong>2013</strong> veröffentlichten<br />

Mitteilung zur besseren<br />

rechtsetzung (refit) deutlich, dass<br />

sie diesem thema große bedeutung<br />

beimisst. die darin enthaltenen Vorschläge<br />

zur evaluierung der europäischen<br />

arbeitsschutzrichtlinien sind<br />

mit blick auf Verwaltungsvereinfachung<br />

und Kostenreduzierung sinnvoll.<br />

dabei ist wünschenswert, dass<br />

aus den ergebnissen – unter einbeziehung<br />

des beratenden ausschusses<br />

für sicherheit und gesundheitsschutz<br />

am arbeitsplatz – prioritäten für eine<br />

neue europäische arbeitsschutzstrategie<br />

abgeleitet und handlungsfelder<br />

identifiziert werden. allerdings bleibt<br />

die mit der Mitteilung veröffentlichte<br />

inventurliste von gesetzgebungsvorhaben,<br />

die nicht weiterverfolgt oder<br />

zurückgezogen werden, weit hinter<br />

dem zurück, was im bereich der europäischen<br />

sozialpolitik angemessen<br />

und notwendig wäre.<br />

die bda hatte sich im Vorfeld der<br />

Mitteilung dafür eingesetzt, richtlinienvorschläge,<br />

z. b. zu Mutterschutz oder<br />

antidiskriminierung, zurückzuziehen.<br />

beide Vorschläge wurden von einer<br />

Vielzahl von Mitgliedstaaten über viele<br />

Jahre hinweg mangels notwendigkeit,<br />

geschweige denn europäischer<br />

Zuständigkeit, im gesetzgebungsverfahren<br />

abgelehnt. Mit der rücknahme<br />

dieser richtlinienvorschläge hätte die<br />

eu-Kommission ein richtungsweisendes<br />

signal für einen wahrnehmbaren<br />

Mentalitätswandel hin zur selbstdisziplinierten<br />

ausübung der ihr zugewiesenen<br />

Kompetenzen setzen können.<br />

sehr zu begrüßen ist es, dass im Koalitionsvertrag<br />

zwischen cdu, csu<br />

und spd „gold plating“, also der nationalen<br />

Übererfüllung europäischer<br />

richtlinien, eine eindeutige absage<br />

erteilt wird. europäische richtlinien<br />

sollten immer eins zu eins umgesetzt


111<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

REchTSETzUNg NUR MIT fOLgENABSchäTzUNg<br />

Verfahren der folgenabschätzung in der eu-rechtsetzungsphase<br />

ANfANgSPhASE<br />

Verfahren innerhalb<br />

der Kommission<br />

ANfANgSPhASE<br />

ablauf aus sicht<br />

externer betroffener<br />

IDEE<br />

Screening:<br />

fortfahren?<br />

folgenabschätzung<br />

notwendig?<br />

roadmap<br />

Folgenabschätzung:<br />

Konsultation,<br />

datenerhebung, analyse,<br />

berichtsentwurf<br />

Konsultationsersuchen<br />

Konsultation:<br />

bericht über ergebnisse<br />

Ausschuss für<br />

folgenabschätzung<br />

prüfung der folgenabschätzung<br />

und Vorschlag<br />

interne dienststellenübergreifende<br />

Konsultation<br />

Kollegium<br />

(politische einigung)<br />

Veröffentlichung<br />

Vorschlag, folgenabschätzungsberichte,<br />

stellungnahme<br />

des ausschusses<br />

REchTSETzUNgSPhASE<br />

Quelle: eu-Kommission, 2012


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

112<br />

werden, nicht nur um zusätzliche bürokratie<br />

und aufschaukelungseffekte<br />

zu vermeiden, sondern auch, um gleiche<br />

Wettbewerbsbedingungen in allen<br />

Mitgliedstaaten zu erreichen („level<br />

playing field“).<br />

Umstrukturierung von<br />

Unternehmen: EU­Kommission<br />

lenkt auf vernünftigen<br />

Weg ein<br />

nachdem die eu-Kommission seit<br />

2002 mehrfach anläufe unternommen<br />

hatte, um verbindliche regeln für umstrukturierungen<br />

von unternehmen<br />

aufzustellen, hat sie im dezember<br />

<strong>2013</strong> in einer Mitteilung lediglich bewährte<br />

Verfahren ("best practices")<br />

aufgezeigt. damit folgt die eu-Kommission<br />

nicht dem europäischen<br />

parlament, das die eu-Kommission<br />

anfang <strong>2013</strong> in einem mit großer<br />

Mehrheit verabschiedeten initiativbericht<br />

des spanischen europaabgeordneten<br />

cercas aufgefordert hatte,<br />

einen Vorschlag für einen rechtsakt<br />

zu „umstrukturierung und antizipierung<br />

von Veränderungen“ zu unterbreiten.<br />

ein initiativbericht ist für die<br />

eu-Kommission zwar rechtlich nicht<br />

bindend. allerdings haben teile des<br />

europäischen parlaments und die gewerkschaften<br />

in den vergangenen Monaten<br />

versucht, unter Verweis auf den<br />

initiativbericht von Mdep cercas politischen<br />

druck auf die eu-Kommission<br />

auszuüben, damit diese einen verbindlichen<br />

rechtsakt erlässt.<br />

bda und businesseurope haben<br />

sich seit langem gegen eu-weite<br />

Vorgaben für umstrukturierungen ausgesprochen.<br />

die gründe für umstrukturierungen<br />

sind sehr vielfältig, und<br />

damit variieren auch die damit verbundenen<br />

herausforderungen: ein mittelständisches<br />

unternehmen, das aufgrund<br />

von absatzproblemen personal<br />

abbauen muss, steht vor ganz anderen<br />

herausforderungen als ein Konzern,<br />

der aufgrund einer fusion entsteht.<br />

daher dürfen strategien für die bewältigung<br />

von umstrukturierungen<br />

kein einheitliches Vorgehen („one size<br />

fits all“) vorsehen. europaweit einheitliche<br />

Vorgaben würden angesichts der<br />

Vielfalt und Komplexität von umstrukturierungen<br />

den betrieblichen gegebenheiten<br />

nicht gerecht. im Übrigen<br />

besteht auf europäischer ebene bereits<br />

ein umfassender regulierungsrahmen,<br />

um umstrukturierungen von<br />

unternehmen konstruktiv und sozialverträglich<br />

zu gestalten. Vor diesem<br />

hintergrund ist die nun vorgelegte<br />

Mitteilung der eu-Kommission ein<br />

schritt in die richtige richtung.<br />

Internationale Debatte über<br />

unternehmerische Verantwortung<br />

intensiviert sich<br />

die tragischen geschehnisse in bangladesch,<br />

wo bei dem einsturz einer<br />

textilfabrik im april <strong>2013</strong> mehr als<br />

1.200 Menschen ums leben kamen,<br />

haben die internationale debatte über<br />

arbeitsbedingungen in entwicklungsländern<br />

und die soziale Verantwortung<br />

von unternehmen weiter angeheizt. als<br />

reaktion auf den einsturz haben einige<br />

handelskonzerne der textilbranche mit<br />

den gewerkschaften uni global union<br />

und industriall das „abkommen über<br />

brandschutz und gebäudesicherheit<br />

in bangladesch“ abgeschlossen, dem<br />

inzwischen über 100 unternehmen beigetreten<br />

sind. nach diesem rechtlich<br />

bindenden internationalen rahmenabkommen<br />

gehen die unternehmen für<br />

einen Zeitraum von fünf Jahren weitreichende<br />

Verpflichtungen gegenüber<br />

den internationalen gewerkschaften<br />

ein, die sich auf die gesamte Zulieferkette<br />

beziehen und vor allem die<br />

einsetzung von betrieblichen gewerkschaftsvertretungen<br />

für die bereiche<br />

arbeitsschutz und arbeitsinspektionen<br />

betreffen. demgegenüber hatte die internationale<br />

arbeitsorganisation (ilo)<br />

bereits unmittelbar nach dem unglück<br />

vor ort konkrete Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des arbeitsschutzes verabredet.<br />

diese Maßnahmen beruhen<br />

auf einem dreigliedrigen Konsens mit<br />

der regierung sowie den nationalen<br />

arbeitgeberverbänden und gewerkschaften.<br />

die bda wird weiter darauf dringen,<br />

dass die sozialen probleme in den<br />

entwicklungsländern, z. b. weit verbreitete<br />

Korruption, fehlen staatlicher


113<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

strukturen, keine arbeitsinspektion,<br />

effektiv an der Wurzel angegangen und<br />

nicht zur Verfolgung rein organisationspolitisch<br />

motivierter Machtpolitik<br />

von internationalen gewerkschaften<br />

oder nichtregierungsorganisationen<br />

missbraucht werden.<br />

Verbreitung der OEcD­<br />

Leitsätze für Wirtschaft und<br />

Menschenrechte wichtig<br />

die Verbreitung der oecd-leitsätze<br />

für multinationale unternehmen als<br />

instrument zur förderung verantwortungsbewusster<br />

unternehmensführung<br />

bleibt für die Wirtschaft ein wichtiges<br />

thema. den oecd-leitsätzen<br />

kommt in einer globalisierten Wirtschaft<br />

eine herausragende bedeutung<br />

bei der gestaltung eines fairen Wettbewerbs<br />

zu.<br />

die bda setzt sich dafür ein, dass<br />

die leitsätze über die oecd-Mitgliedstaaten<br />

hinaus als anerkannte<br />

grundsätze für verantwortliches unternehmerisches<br />

Verhalten bei auslandsinvestitionen<br />

weltweit verbreitet<br />

werden, insbesondere in schwellenländern<br />

wie china und indien. Von<br />

immer größerer bedeutung werden<br />

dabei die Verfahren vor den nationalen<br />

Kontaktstellen (nKs) im rahmen<br />

der oecd-leitsätze. durch diese Verfahren<br />

kann bei unstimmigkeiten oder<br />

beschwerden bezüglich der umsetzung<br />

vermittelt und geschlichtet werden.<br />

deshalb ist es wichtig, dass die<br />

gegenwärtige ansiedlung der deutschen<br />

nKs beim bundeswirtschaftsministerium<br />

auch in Zukunft erhalten<br />

bleibt. dadurch wird der Zusammenhang<br />

zur internationalen investitionstätigkeit<br />

gewahrt und gleichzeitig die<br />

angemessene beteiligung der stakeholder<br />

gewährleistet.<br />

Umsetzung der UN­Leitprinzipien<br />

für Wirtschaft<br />

und Menschenrechte<br />

die umsetzung der un-leitprinzipien<br />

für Wirtschaft und Menschenrechte,<br />

wonach unternehmen due-diligenceprüfungen<br />

im hinblick auf mögliche<br />

Menschenrechtsverletzungen durch<br />

ihre tätigkeit durchführen sollen,<br />

geht in eine neue phase, in der immer<br />

neue akteure sich auf diesem feld<br />

betätigen. so haben z. b. die nichtregierungsorganisation<br />

shift und die<br />

internationale Wirtschaftsprüfungsund<br />

beratungsgesellschaft Mazars<br />

eine initiative gestartet, mit der ein<br />

neuer berichtsstandard zu den unleitprinzipien<br />

für Wirtschaft und<br />

Menschenrechte und ein standard zur<br />

Überprüfung dieser berichte erarbeitet<br />

werden sollen.<br />

die bda und die ioe haben dieses<br />

Vorhaben klar abgelehnt. es wird<br />

verkannt, dass es auf internationaler,<br />

europäischer und nationaler ebene<br />

bereits hinreichend viele standards<br />

gibt, weshalb die erarbeitung eines<br />

weiteren standards nicht notwendig<br />

ist. auch werden durch diese initiative<br />

die einheitliche haltung und Zustimmung<br />

zu den un-leitprinzipien für<br />

Wirtschaft und Menschenrechte gefährdet.<br />

EU-KOMMISSION VERöffENTLIchT MENSchENREchTSLEITfäDEN<br />

auf eu-ebene hat die eu-Kommission zu beginn des Jahres <strong>2013</strong> leitfäden zur umsetzung für die sektoren<br />

„Öl und gas“, „arbeits- und personalvermittlung“, „informations- und Kommunikationstechnik (ict)“ sowie für<br />

„Kleine und Mittlere unternehmen (KMu)“ entwickelt. die bda und die international organisation of employers<br />

(ioe) hatten zu allen entwürfen umfassende stellungnahmen abgegeben und sich an den anhörungen beteiligt.<br />

Während die drei sektorleitfäden durchaus geeignet sind, den unternehmen hilfestellungen zu geben, zeigt sich<br />

beim leitfaden für KMu, dass häufig bei der auslegung der un-leitprinzipien über das Ziel hinausgeschossen<br />

wird. deshalb hat die bda deutlich darauf hingewiesen, dass dieser leitfaden als praktische handlungsanleitung<br />

für kleine unternehmen ungeeignet ist.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | europa und internationales<br />

114<br />

auf nationaler ebene verschärft<br />

sich die debatte über die umsetzung<br />

der un-leitprinzipien für Wirtschaft<br />

und Menschenrechte. die eu-<br />

Kommission hatte bereits in ihrer<br />

csr-Mitteilung von oktober 2011 die<br />

Mitgliedstaaten aufgefordert, nationale<br />

pläne für die umsetzung der<br />

un-leitprinzipien für Wirtschaft und<br />

Menschenrechte zu erstellen. das<br />

10. nationale csr-forum hat die bundesregierung<br />

im Juni <strong>2013</strong> dazu aufgefordert,<br />

über schritte zur umsetzung<br />

der un-leitprinzipien in die nationale<br />

politik zu entscheiden.<br />

die bda und die ioe sind in diesem<br />

bereich bereits seit langem aktiv. so<br />

führt die ioe regelmäßig schulungen<br />

und Webinare zur umsetzung der unleitprinzipien<br />

durch. auch die bda hat<br />

in broschüren und arbeitskreisen regelmäßig<br />

hinweise zur umsetzung der<br />

un-leitprinzipien gegeben.<br />

Arbeitgeber fordern<br />

Neuausrichtung der ILO<br />

auf der europäischen regionalkonferenz<br />

der ilo im april <strong>2013</strong> in oslo konnten<br />

die arbeitgeber einen großen erfolg<br />

auf dem Weg der neuausrichtung der<br />

ilo unter dem neuen generaldirektor<br />

guy ryder erzielen. die arbeitgeber<br />

haben auf der Konferenz erreicht, dass<br />

die von allen drei Mitgliedsgruppen<br />

der ilo – arbeitgeber, gewerkschaften<br />

und regierungen – erarbeiteten<br />

schlussfolgerungen der Konferenz<br />

anders als in der ilo bislang üblich<br />

kurz, konkret und handlungsorientiert<br />

ausgefallen sind. in der osloer erklärung<br />

konnten die arbeitgeber wichtige<br />

botschaften zur stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

durch haushaltskonsolidierung<br />

und strukturelle reformen<br />

sowie zur schaffung eines förderlichen<br />

umfelds für unternehmen verankern.<br />

außerdem wird die ilo in der erklärung<br />

dazu aufgefordert, regierungen<br />

und sozialpartner beim aufbau von<br />

Kapazitäten zu unterstützen und damit<br />

eine starke und verantwortungsvolle<br />

sozialpartnerschaft in den ländern<br />

europas und Zentralasiens zu fördern.<br />

auch soll die ilo den erfahrungsaustausch<br />

zu konkreten themen erleichtern,<br />

etwa durch die Veranstaltung von<br />

seminaren. die osloer erklärung ist<br />

von großer bedeutung für die arbeit<br />

der ilo insgesamt, die damit näher an<br />

die praxis heranrückt. Zudem hat die<br />

erklärung auch signalwirkung für andere<br />

regionen.<br />

auch im normenanwendungsausschuss<br />

der internationalen arbeitskonferenz,<br />

der über die umsetzung<br />

und beachtung der ilo-Übereinkommen<br />

wacht, konnten die arbeitgeber<br />

dieses Jahr einen erfolg erzielen.<br />

Wie in den Jahren zuvor hat die arbeitgebergruppe<br />

deutlich gemacht,<br />

dass das Übereinkommen nr. 87 zur<br />

Vereinigungsfreiheit – anders als von<br />

den sachverständigen der ilo unterstellt<br />

– kein allgemeines streikrecht<br />

regelt. dies ergibt sich sowohl<br />

aus der entstehungsgeschichte des<br />

Übereinkommens als auch aus dessen<br />

Wortlaut.<br />

in diesem Jahr haben die arbeitgeber<br />

durchgesetzt, dass eine missbräuchliche<br />

auslegung des Übereinkommens<br />

im normenanwendungsausschuss gestoppt<br />

und im abschlussbericht nicht<br />

mehr zu fragen des streikrechts stellung<br />

genommen wird.


115<br />

europa und internationales | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

zUNEhMENDE WEchSELWIRKUNg zWISchEN ILO- UND EU-REchT<br />

Vor dem hintergrund des verstärkten Zusammenwirkens zwischen der internationalen arbeitsorganisation (ilo)<br />

und der eu ist die ilo für die deutschen arbeitgeber von zunehmender relevanz. dies betrifft vor allem den bereich<br />

der in den ilo-Übereinkommen geregelten internationalen arbeits- und sozialstandards, die zunehmend auf die<br />

politische debatte auf eu-ebene ausstrahlen:<br />

• die urteile des europäischen gerichtshofs zum Verhältnis von nationalem streikrecht zur niederlassungsfreiheit<br />

(„Viking“) und dienstleistungsfreiheit („laval“) werden von gewerkschaften und teilen der politik unter Verweis auf<br />

ein angeblich im ilo-Übereinkommen nr. 87 geregeltes streikrecht in frage gestellt. deshalb ist die im normenanwendungsausschuss<br />

der internationalen arbeitskonferenz erfolgte Klarstellung durch die arbeitgeberseite, dass<br />

das Übereinkommen nr. 87 kein allgemeines streikrecht umfasst, auch europapolitisch von höchster bedeutung.<br />

• in der diskussion über die revision der eu-Mutterschutzrichtlinie wird von teilen der politik unter Verweis auf iloempfehlung<br />

nr. 191 zum Mutterschutz eine Verlängerung der gesetzlichen Mindestdauer der Mutterschutzzeit von<br />

14 auf 18 Wochen gefordert.<br />

• die eu-Kommission hat 2011 eine studie in auftrag gegeben, um ilo-Übereinkommen zu identifizieren, für deren<br />

ratifizierung die eu bei den Mitgliedstaaten werben sollte.<br />

• in der außenhandelspolitik, für die die eu die ausschließliche Zuständigkeit besitzt, macht die eu-Kommission<br />

zunehmend die ratifizierung von bestimmten ilo-Übereinkommen zur bedingung für den abschluss von freihandelsabkommen<br />

mit drittstaaten.


WIRTSCHAFT<br />

und Finanzen


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

118<br />

Wirtschaft gewinnt langsam<br />

an dynamik<br />

die wirtschaftliche entwicklung<br />

deutschlands zeichnet sich im europäischen<br />

Vergleich durch robustheit<br />

aus. großer unsicherheitsfaktor<br />

bleibt jedoch der weitere Verlauf der<br />

europäischen staatsschuldenkrise.<br />

zudem sind wichtige absatzmärkte<br />

in den schwellenländern immer noch<br />

durch ein verlangsamtes Wachstum<br />

gekennzeichnet und von der schwachen<br />

entwicklung in der eurozone<br />

geht eine dämpfende Wirkung aus.<br />

daher muss für das Jahr <strong>2013</strong> nur<br />

von wenig steigenden exporten ausgegangen<br />

werden, die erst im nächsten<br />

Jahr stärker anziehen: das institut<br />

der deutschen Wirtschaft Köln<br />

(iW Köln) erwartet für <strong>2013</strong> einen<br />

anstieg um 3,5 % und für 2014 einen<br />

zuwachs um 5 %.<br />

die unternehmerischen investitionen<br />

sind – trotz günstigem zinsumfeld<br />

– über ein Jahr rückläufig.<br />

sie steigen am aktuellen rand zwar<br />

wieder an, das investitionsniveau des<br />

Vorkrisenjahres 2008 konnte aber<br />

noch nicht wieder erreicht werden.<br />

deutschland weist nach berechnungen<br />

des iW Köln gegenüber dem<br />

durchschnitt der eurozone für den<br />

zeitraum 2001 bis 2012 eine deutliche<br />

investitionslücke auf, die sich jahresdurchschnittlich<br />

auf knapp 3 % des<br />

bruttoinlandsprodukts (biP) beläuft.<br />

gerade die öffentlichen investitionen<br />

haben sich stark rückläufig entwickelt.<br />

besonderer handlungsbedarf<br />

besteht bei infrastrukturinvestitionen.<br />

dafür ist finanzieller spielraum<br />

gegeben: bis 2017 werden nach berechnungen<br />

des deutschen instituts<br />

für Wirtschaftsforschung (diW) die<br />

jährlichen Überschüsse des staats<br />

auf rd. 28 Mrd. € steigen. gleichzeitig<br />

sind die finanzierungskosten für den<br />

deutschen staat derzeit so niedrig wie<br />

noch nie. investitionen z. b. in Verkehrsinfrastruktur<br />

und bildung sind<br />

notwendig, um die zukunft deutschlands<br />

als Wirtschaftsstandort nicht zu<br />

gefährden und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

nachhaltig zu sichern.<br />

InveSTITIonen unTeR voRkRISennIveAu<br />

ausrüstungsinvestitionen in deutschland<br />

in Mrd. €<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Quelle: statistisches bundesamt, <strong>2013</strong>


119<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

nach wie vor bleibt der private<br />

Konsum ein robuster Wachstumsträger.<br />

eine gute arbeitsmarktsituation<br />

und steigende einkommen stärken die<br />

Kaufkraft und sorgen für ein positives<br />

Konsumklima. hierzu haben auch<br />

die entlastungen durch den erhöhten<br />

grundfreibetrag bei der einkommensteuer<br />

und die absenkung der gesetzlichen<br />

rentenversicherungsbeiträge<br />

im Jahr <strong>2013</strong> beigetragen.<br />

nach dem herbstgutachten führender<br />

deutscher Wirtschaftsinstitute<br />

werden die Verbraucherpreise <strong>2013</strong><br />

mit 1,6 % weiter auf moderatem niveau<br />

steigen – immer noch unter der<br />

zielmarke der europäischen zentralbank<br />

(ezb). trotz der aktuellen niedrigzinspolitik<br />

der ezb besteht aktuell<br />

kein inflationsrisiko. gleichwohl muss<br />

die ezb mit einer glaubwürdigen strategie<br />

für einen ausstieg aus ihrer expansiven<br />

geldpolitik bereitstehen,<br />

um bei einer kräftiger anziehenden<br />

deuTSCHe expoRTWIRTSCHAFT BReIT AuFgeSTellT<br />

aufteilung der deutschen Warenexporte nach Ländern/regionen, in %<br />

insgesamt<br />

1.365 Mrd. €<br />

insgesamt<br />

919 Mrd. €<br />

9<br />

9<br />

2<br />

10<br />

8<br />

6<br />

38<br />

Asien (ohne China)<br />

USA<br />

China<br />

EWU<br />

45<br />

35<br />

38<br />

sonstige Absatzmärkte<br />

2005 2012<br />

Quellen: deutsche bundesbank, <strong>2013</strong>; statistisches bundesamt, <strong>2013</strong>


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

120<br />

Konjunktur ihrem zentralen auftrag,<br />

der sicherung der geldwertstabilität,<br />

zu entsprechen.<br />

durch den konjunkturellen einbruch<br />

ende 2012 und den verhaltenen<br />

start anfang <strong>2013</strong> ist deutschland<br />

<strong>2013</strong> insgesamt nur moderat gewachsen.<br />

zwar sorgten nachholeffekte im<br />

zweiten Quartal für ein relativ starkes<br />

Wachstum (+0,7 % im Vergleich<br />

zum ersten Quartal), doch schwächte<br />

sich die dynamik im dritten Quartal<br />

wieder ab (+0,3 % im Vergleich zum<br />

zweiten Quartal). das biP­Prognosespektrum<br />

liegt für das Jahr <strong>2013</strong> bei<br />

insgesamt +0,3 % bis +0,5 %. 2014 soll<br />

das Wachstum weiter anziehen (Prognosespektrum<br />

+1,3 % bis +2 %). damit<br />

belegt deutschland – wenngleich auf<br />

einem bescheidenen niveau – einen<br />

spitzenplatz beim Wachstum in europa.<br />

europäische Währungsunion:<br />

nachlassende<br />

Reformbereitschaft<br />

gefährdet Stabilisierung<br />

die anhaltende schuldenkrise in vielen<br />

Ländern der Wirtschafts­ und<br />

Währungsunion (WWu) hat strukturelle<br />

defizite und Wettbewerbsschwächen<br />

offengelegt und bereits<br />

viele seit Langem überfällige Konsolidierungs­<br />

und reformanstrengungen<br />

ausgelöst. so stellen sich<br />

langsam erste erfolge ein: es wurden<br />

fortschritte beim defizitabbau<br />

erzielt, sinkende Lohnstückkosten<br />

haben die Wettbewerbsfähigkeit südeuropas<br />

verbessert. die neuesten<br />

Konjunkturzahlen zeigen eine leichte<br />

aufwärtsbewegung. <strong>2013</strong> ist die eurozone<br />

aus einer langen rezessionsphase<br />

herausgekommen.<br />

WeITeRHIn RezeSSIve Tendenzen InneRHAlB deR eu<br />

Wachstumsrate des realen biP, Veränderung gegenüber Vorjahr<br />

in %<br />

2<br />

0<br />

GR* IT PT ES<br />

EU-27<br />

FR<br />

DE<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

–8<br />

2012<br />

<strong>2013</strong> (Prognose)<br />

* zahlen für griechenland vorläufig<br />

Quelle: eurostat, <strong>2013</strong>


121<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

dies hat sich jedoch noch nicht<br />

nachhaltig auf die staatsfinanzen<br />

ausgewirkt: daher bemängelte die<br />

eu­Kommission im zuge der Überprüfung<br />

der nationalen haushalte der<br />

eurozone („two­Pack“­Verordnung)<br />

die unzureichenden Konsolidierungsanstrengungen<br />

in 13 eurostaaten. bei<br />

der öffentlichen schuldenstandsquote<br />

sind noch keine durchschlagenden<br />

erfolge zu verzeichnen. zudem macht<br />

sich auch aufgrund der zunehmenden<br />

nationalen Widerstände reformmüdigkeit<br />

in einigen Ländern südeuropas<br />

breit. die eu­Kommission hat im<br />

rahmen des defizitverfahrens mehreren<br />

Ländern, allen voran frankreich,<br />

mehr zeit eingeräumt, um die Maastrichter<br />

defizitgrenze von 3 % einzuhalten.<br />

gleichzeitig hat sie zu recht<br />

zusätzliche reformanstrengungen angemahnt.<br />

strukturelle reformen, solide<br />

staatsfinanzen und die sicherung<br />

von Wettbewerbsfähigkeit sind die<br />

wesentlichen Voraussetzungen für<br />

nachhaltiges Wachstum und eine stabile<br />

gemeinschaftswährung. Je länger<br />

notwendige reformen hinausgezögert<br />

werden, umso einschneidender sind<br />

die erforderlichen Korrekturmaßnahmen.<br />

deshalb ist es besonders<br />

wichtig, an einer für die bevölkerung<br />

transparenten reformpolitik festzuhalten<br />

und die akzeptanz für die gemeinschaftliche<br />

europäische idee zu<br />

stärken.<br />

die Verantwortung für das gelingen<br />

der WWu tragen alle Mitgliedstaaten<br />

gemeinsam. dieser Verantwortung<br />

wurde mit der schaffung des<br />

europäischen semesters ein institutioneller<br />

rahmen gegeben, an dem<br />

sich alle Mitgliedsländer orientieren<br />

müssen. das bedeutet: reformen voranbringen,<br />

schulden abbauen, Wettbewerbsfähigkeit<br />

wiederherstellen,<br />

rahmenbedingungen für nachhaltiges<br />

Wachstum schaffen.<br />

in einer gemeinsamen erklärung<br />

mit dem bdi und ihren europäischen<br />

schwesterverbänden aus frankreich,<br />

italien, spanien, Österreich und den<br />

niederlanden hat die bda deshalb die<br />

politischen entscheidungsträger aufgefordert,<br />

konsequent am reformkurs<br />

festzuhalten und das Vertrauen der<br />

Kapitalmärkte in die zahlungsfähigkeit<br />

der eurostaaten nicht aufs spiel<br />

zu setzen.<br />

Nähere Informationen und die<br />

Erklärung im Wortlaut unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte > europa/<br />

internationales > standort europa<br />

griechenland konnte sein defizit<br />

zwischen 2009 und 2012 um rd.<br />

30 %<br />

verringern.<br />

globale Wettbewerbsfähigkeit muss ziel eines jeden eustaats<br />

sein: an einer wachstumsfreundlichen Konsolidierungspolitik<br />

und notwendigen strukturreformen führt deshalb<br />

kein Weg vorbei. auch deutschland muss stärker als<br />

bisher für attraktive investitionsbedingungen sorgen – sonst<br />

riskieren wir unseren Wohlstand.<br />

prof. dr. Michael Heise | Vorsitzender bda­ausschuss Volkswirtschaftliche<br />

fragen, Leiter der unternehmensentwicklung bereich economic research and<br />

corporate development allianz se


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

122<br />

WeITeRHIn HoHeR konSolIdIeRungSBedARF In deR euRozone<br />

anteil der staatsverschuldung am biP für 2012 und 2014 (Prognose)<br />

Maastrichter Schuldenobergrenze<br />

PL<br />

AT<br />

NL<br />

DE<br />

EU-27<br />

FR<br />

ES<br />

BE<br />

IE<br />

CY<br />

PT<br />

IT<br />

GR<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

2012<br />

2014 (Prognose der EU-Kommission)<br />

Quelle: eurostat, <strong>2013</strong>


123<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

nationales Reformprogramm:<br />

ungenutzte<br />

Beschäftigungspotenziale<br />

heben<br />

das bundeswirtschaftsministerium<br />

hat im März <strong>2013</strong> das nationale reformprogramm<br />

(nrP) vorgelegt. darin<br />

werden fortschritte dokumentiert,<br />

die im vorangegangenen Jahr bei der<br />

umsetzung von europäischen und nationalen<br />

Verpflichtungen erzielt wurden.<br />

darüber hinaus stellt der entwurf<br />

dar, welche weiteren reformmaßnahmen<br />

geplant sind.<br />

das nrP belegt erfolge der bundesregierung<br />

im hinblick auf die<br />

eu­2020­Kernziele: so konnten die<br />

erwerbstätigenquote und das bildungsniveau<br />

erhöht und die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

verringert werden.<br />

Positiv hervorzuheben ist auch, dass<br />

sich die bundesregierung quantitative<br />

ziele gesetzt hat, die über die<br />

eu­Vorgaben im rahmen der eu­<br />

2020­Wachstumsstrategie hinausgehen:<br />

es werden z. b. höhere zielmarken<br />

bei den erwerbstätigenquoten<br />

angestrebt und eine Verringerung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit um 20 %<br />

(2020 gegenüber 2008) anvisiert. erforderlich<br />

ist nun jedoch, dass die ambitionierten<br />

ziele mit geeigneten Maßnahmen<br />

erreicht werden.<br />

die bda hat in ihrer stellungnahme<br />

zum entwurf des nrP <strong>2013</strong> weiteren<br />

reformbedarf angemahnt und<br />

die bundesregierung aufgefordert,<br />

Maßnahmen umzusetzen, die der erschließung<br />

ungenutzter beschäftigungspotenziale<br />

dienen. um arbeitsmarktferne<br />

Personen stärker als<br />

bisher in beschäftigung zu bringen,<br />

sind flexible beschäftigungsformen<br />

als instrumente des Personaleinsatzes<br />

unverzichtbar. auch sind reformen<br />

im bildungssystem notwendig,<br />

um den anteil der schul­ und ausbildungsabbrecher<br />

zu reduzieren. um<br />

die Vereinbarkeit von familie und<br />

beruf zu verbessern, muss der ausbau<br />

der Kinderbetreuung stärker vorangebracht<br />

werden. darüber hinaus<br />

sollten fehlanreize für zweitverdiener<br />

im steuer­ und sozialversicherungssystem<br />

beseitigt werden.<br />

die bda fordert zudem, dass der<br />

faktor arbeit weniger mit abgaben<br />

belastet wird. der abgabenkeil zwischen<br />

arbeitskosten und nettolöhnen<br />

in deutschland ist im internationalen<br />

Vergleich mit am höchsten. Vor allem<br />

die sozialversicherungsbeiträge, die<br />

als „zusatzsteuer auf arbeit“ anzusehen<br />

sind, stellen ein hindernis bei der<br />

schaffung neuer arbeitsplätze dar.<br />

umso schwerer dürften die infolge<br />

der im Koalitionsvertrag vorgesehenen<br />

milliardenschweren zusätzlichen


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

124<br />

ausgaben im bereich der renten­ und<br />

Pflegeversicherung steigenden Lohnzusatzkosten<br />

die beschäftigungsentwicklung<br />

belasten. um bestehende<br />

arbeitsplätze zu sichern und neue<br />

beschäftigung zu schaffen, müssten<br />

vielmehr die lohnbezogenen sozialbeiträge<br />

durch ausgabenreduzierende<br />

Maßnahmen im bereich der sozialversicherung<br />

und durch eine stärkere abkopplung<br />

der finanzierung der sozialversicherung<br />

vom arbeitsverhältnis<br />

gesenkt werden.<br />

Bankenrestrukturierungsregime<br />

muss zeitnah auf<br />

europäische Bankenaufsicht<br />

folgen<br />

die staats­ und regierungschefs des<br />

euroraums haben sich im april <strong>2013</strong><br />

über die einrichtung einer einheitlichen<br />

bankenaufsicht unter dem dach<br />

der ezb geeinigt. im september <strong>2013</strong><br />

gab auch das europäische Parlament<br />

grünes Licht für den beschluss. die<br />

aufsicht ist der erste grundpfeiler der<br />

europäischen bankenunion und soll<br />

ab november 2014 ihre operative tätigkeit<br />

aufnehmen. davor sollen die<br />

bilanzen der 130 systemrelevanten<br />

banken der eurozone durchleuchtet<br />

und stresstests unterzogen werden,<br />

um etwaige risiken in den bilanzen<br />

noch vor dem start der neuen aufsicht<br />

zu beseitigen. zur finanzierung<br />

etwaiger Kapitallücken sollen zuerst<br />

die banken und gläubiger, dann die<br />

nationalstaaten und im extremfall<br />

der europäische stabilitätsmechanismus<br />

(esM) herangezogen werden. ein<br />

einheitliches bankenaufsichtsregime<br />

und eine harmonisierung der nationalen<br />

einlagensicherungssysteme sollen<br />

die bankenunion vervollständigen. ihr<br />

ziel ist es, die stabilität auf den finanzmärkten<br />

wiederherzustellen und<br />

zukünftig über eine frühe risikoerkennung<br />

der gefährlichen Verflechtung<br />

zwischen staatsfinanzen und bankensystemen<br />

entgegenzuwirken.<br />

es ist noch abzuwarten, wie die<br />

ezb innerhalb der beschlossenen aufsichtsstruktur<br />

die herausforderung<br />

der vollständigen trennung zwischen<br />

ihren aufsichtsrechtlichen und geldpolitischen<br />

Kompetenzen bewältigen<br />

wird. eine solche strikte trennung ist<br />

notwendig, damit die unabhängigkeit<br />

der ezb bei der Wahrnehmung ihrer<br />

zentralen aufgabe der sicherung der<br />

geldwertstabilität in der eurozone<br />

nicht gefährdet wird. der beschluss<br />

sieht eine organisatorische trennung<br />

der Politikbereiche mit einem neu<br />

eingerichteten aufsichtsgremium vor.<br />

strenge, unabhängige und transparente<br />

Überprüfungen der bankbilanzen<br />

sind notwendig, um die glaubwürdigkeit<br />

der ezb als neuer bankenaufseher<br />

nicht aufs spiel zu setzen. bei der<br />

abwicklung von altlasten müssen die<br />

nationalstaaten in die Pflicht genommen<br />

werden. Mit der nun im extremfall<br />

beim bankenstresstest ermöglichten<br />

schließung von Kapitallücken<br />

durch den esM wurden spielräume für<br />

die Vergemeinschaftung von schulden<br />

eröffnet und die bail­in­regeln noch<br />

vor beschluss eines einheitlichen<br />

abwicklungsmechanismus gefährlich<br />

aufgeweicht.<br />

noch vor ende der aktuellen Legislaturperiode<br />

des europäischen<br />

Parlaments im Jahr 2014 wollen sich<br />

die staats­ und regierungschefs auf<br />

ein gemeinsames bankenabwicklungsregime<br />

einigen. die eu­Kommission<br />

hat im Juli <strong>2013</strong> einen entsprechenden<br />

entwurf vorgelegt, nach<br />

dem die Kommission zukünftig über<br />

die abwicklung von banken entscheiden<br />

soll. auch soll ein gemeinsamer<br />

abwicklungsfonds errichtet werden,<br />

der durch bankenabgaben finanziert<br />

werden und dessen umfang binnen


125<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

zehn Jahren 1 % der gesicherten einlagen<br />

aller banken erreichen soll.<br />

ein Kernelement des Vorschlags ist<br />

die strikte einhaltung der haftungskaskade:<br />

für Verluste sollen zuerst<br />

eigentümer und gläubiger der bank<br />

haften, danach inhaber von bankeinlagen<br />

über 100.000 € und zuletzt ein<br />

noch zu schaffender europäischer abwicklungsfonds.<br />

ein glaubwürdiger und funktionsfähiger<br />

abwicklungsmechanismus<br />

als zweiter grundpfeiler der bankenunion<br />

ist dringend erforderlich. dafür<br />

hat sich die bda zusammen mit sechs<br />

anderen europäischen Wirtschaftsverbänden<br />

in einer resolution vom<br />

16. september <strong>2013</strong> eingesetzt. zu<br />

begrüßen ist die von der eu­Kommission<br />

geplante haftungskaskade,<br />

denn steuerzahler sollten – wenn<br />

überhaupt – erst als Letzte in die<br />

Mithaftung genommen werden. es<br />

ist entscheidend, einen solchen Mechanismus<br />

auf eine solide rechtliche<br />

basis zu stellen und eine mögliche<br />

aushebelung der nationalen budgethoheiten<br />

zu vermeiden.<br />

konsolidierung deutscher<br />

Staatsfinanzen weiterverfolgen<br />

die bundesregierung hat in der vergangenen<br />

Legislaturperiode die Konsolidierung<br />

der öffentlichen haushalte<br />

eingeleitet. die bda unterstützt<br />

diesen Kurs grundsätzlich. gerade<br />

die vorzeitige einhaltung der Obergrenze<br />

einer strukturellen neuverschuldung<br />

von max. 0,35 % des biP<br />

im bundeshaushalt 2012 und <strong>2013</strong> ist<br />

positiv hervorzuheben. die Vorgabe<br />

der schuldenbremse wird damit<br />

bereits vier Jahre früher erfüllt als<br />

durch das grundgesetz gefordert.<br />

gleichwohl sind in den kommenden<br />

Jahren zusätzliche anstrengungen<br />

zur sanierung der staatsfinanzen<br />

vordringlich. denn die gesamtstaatliche<br />

Verschuldung – u. a. als folge<br />

der stabilisierungsmaßnahmen der<br />

finanzmarktkrise – liegt mit rd. 80 %<br />

des biP weiterhin deutlich oberhalb<br />

der Maastrichter staatsschulden­<br />

Obergrenze von 60 % des biP.<br />

79,5 %<br />

des biP beträgt die gesamte staatsverschuldung<br />

deutschlands.<br />

enTSCHeIdungSSTRukTuRen deR ezB InneRHAlB deR BAnkenAuFSICHT<br />

(veRoRdnung [eu] nR. 1024/<strong>2013</strong> deS RATS voM 15. okToBeR <strong>2013</strong>)<br />

• ein neu eingerichtetes aufsichtsgremium soll die der ezb neu übertragenen aufsichtsaufgaben planen und ausführen.<br />

das gremium setzt sich aus einem Vorsitzenden und einem stellvertreter (ernannt vom europäischen rat),<br />

vier Vertretern der ezb sowie je einem Vertreter der nationalen aufsichtsbehörden der Mitgliedstaaten zusammen.<br />

• das aufsichtsgremium entscheidet mit einfacher Mehrheit. ein Lenkungsausschuss, gebildet aus dem Kreis der<br />

Mitglieder des aufsichtsgremiums, bereitet dessen entscheidungen vor.<br />

• der ezb­rat kann als oberstes ezb­beschlussorgan dem beschlussentwurf des aufsichtsgremiums widersprechen.<br />

dann wird der fall an eine dafür vorgesehene schlichtungsstelle aus je einem Mitglied der Mitgliedsländer<br />

verwiesen. diese soll die Meinungsverschiedenheiten zwischen den aufsichtsbehörden der betroffenen<br />

teilnehmenden Mitgliedstaaten und dem ezb­rat beilegen. die schlichtungsstelle entscheidet mit<br />

einfacher Mehrheit.<br />

• erhebt der ezb­rat keinen einwand, gilt der entwurf des aufsichtsgremiums als beschlossen.


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

126<br />

ziel der bundesregierung muss<br />

es daher sein, die Verschuldung<br />

schrittweise wieder in richtung der<br />

Maastrichter staatsschulden­Obergrenze<br />

abzubauen. dies gilt umso<br />

mehr, als die derzeit günstigen finanzierungsbedingungen<br />

des staats<br />

infolge des niedrigen zinsniveaus<br />

nicht von dauer sein werden. die bda<br />

unterstützt daher ausdrücklich den<br />

im Koalitionsvertrag festgeschriebenen<br />

Konsolidierungskurs: der bundeshaushalt<br />

soll 2014 strukturell<br />

ausgeglichen sein und ab 2015 ganz<br />

ohne neue schulden auskommen.<br />

die gesamtstaatliche Verschuldung<br />

soll bis ende 2017 auf unter 70 % des<br />

biP sinken. innerhalb von zehn Jahren<br />

soll die Maastricht­schuldenobergrenze<br />

(60 %) wieder eingehalten<br />

werden. Mit diesen klaren zielvorgaben<br />

stärkt die große Koalition das<br />

Vertrauen in den standort deutschland<br />

und unterstützt so Wachstum<br />

und beschäftigung.<br />

allerdings beruht die geplante Konsolidierung<br />

des bundeshaushalts z. t.<br />

auch auf Kürzungen von bundeszuschüssen<br />

an die sozialversicherungen.<br />

geSAMTSTAATlICHe veRSCHuldung: konSolIdIeRung konSequenT uMSeTzen<br />

finanzierungssaldo und schuldenstand in deutschland (Maastricht­Kriterien)<br />

Finanzierungssaldo<br />

in % des BIP<br />

Schuldenstand<br />

in % des BIP<br />

85<br />

1<br />

0<br />

0,2<br />

–0,1<br />

0,1 0,1 0 0<br />

0,5 0,5<br />

80<br />

75<br />

–1<br />

–0,8<br />

70<br />

–2<br />

65<br />

–3<br />

–3,1<br />

60<br />

–4<br />

55<br />

–4,2<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> 2014* 2015* 2016* 2017*<br />

Finanzierungssaldo<br />

Schuldenstand<br />

* Prognose der mittelfristigen finanzplanung des bundesfinanzministeriums<br />

Quellen: eurostat, <strong>2013</strong>; bundesfinanzministerium, <strong>2013</strong>; herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute, <strong>2013</strong>


127<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

so reduziert der bund seine zuschüsse<br />

an den gesundheitsfonds<br />

um 3,5 Mrd. € und an die gesetzliche<br />

rentenversicherung um 1,25 Mrd. €.<br />

zudem wird die bundesbeteiligung an<br />

den Kosten der arbeitsförderung bei<br />

gleichzeitigem Wegfall des eingliederungsbeitrags<br />

gestrichen, was den<br />

bundeshaushalt um rd. 2 Mrd. € entlastet.<br />

die bda lehnt diese Verschiebungen<br />

zulasten der beitragszahler<br />

entschieden ab. denn je stärker sich<br />

der bund aus der finanzierung der<br />

sozialversicherungen – gerade der<br />

versicherungsfremden Leistungen –<br />

zurückzieht, desto stärker müssen<br />

Löhne und gehälter zur finanzierung<br />

herangezogen werden. dies treibt die<br />

Lohnzusatzkosten und ist gerade vor<br />

dem hintergrund der zuletzt wieder<br />

deutlich gestiegenen Lohnstückkosten<br />

eine beschäftigungshemmende<br />

fehlentwicklung.<br />

notwendig sind dagegen strikte<br />

haushalts­ und ausgabendisziplin.<br />

dazu zählt die abschaffung von ineffizienten<br />

staatlichen Leistungen,<br />

wie z. b. dem betreuungsgeld. für<br />

Leistungsausweitungen insbesondere<br />

im bereich der sozialpolitik oder<br />

neue subventionstatbestände besteht<br />

kein finanzierungsspielraum. soweit<br />

durch steuermehreinnahmen und<br />

ausgabenseitige haushaltsdisziplin<br />

zusätzliche finanzmittel erschlossen<br />

werden können, müssen diese neben<br />

der vorrangigen schuldentilgung für<br />

staatliche zukunftsinvestitionen genutzt<br />

werden. Vorrang haben investitionen<br />

in bildung – insbesondere in<br />

betreuungseinrichtungen – und in die<br />

infrastruktur.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte > Volkswirtschaft<br />

> Öffentliche finanzen<br />

Rahmenbedingungen in der<br />

Steuerpolitik richtig setzen<br />

beste Voraussetzung für eine zügige<br />

und erfolgreiche Konsolidierungspolitik<br />

ist eine auf Wachstum und beschäftigung<br />

ausgerichtete Wirtschafts­ und<br />

steuerpolitik. denn sie trägt dazu bei,<br />

dass sich die finanzlage des staats<br />

in doppelter hinsicht verbessert: die<br />

einnahmebasis wird breiter und die<br />

zahl der Menschen, die auf staatliche<br />

hilfen angewiesen sind, sinkt. die bda<br />

setzt sich dafür ein, die dafür notwendigen<br />

politischen rahmenbedingungen<br />

zu setzen. neben der fortsetzung<br />

der richtigen arbeitsmarktpolitik der<br />

agenda 2010 und der Vermeidung neuer<br />

beschäftigungshürden zählen dazu<br />

insbesondere auch steuerliche strukturreformen.<br />

im Mittelpunkt muss dabei<br />

die stärkung der Leistungsgerechtigkeit<br />

und der unternehmerischen<br />

Wettbewerbsfähigkeit stehen.<br />

der in den Wahlprogrammen von<br />

sPd und bündnis 90/die grünen geforderten<br />

erhöhung der einkommensteuer<br />

hat die bda wiederholt eine<br />

deutliche absage erteilt. höhere einkommensteuern<br />

würden die Personenunternehmen<br />

und damit die Mehrzahl<br />

der unternehmen des deutschen<br />

Mittelstands treffen. Jeder euro an<br />

zusätzlicher steuerlast verschlechtert<br />

die selbstfinanzierungskräfte<br />

der unternehmen und geht zulasten<br />

von investitionen. dies gilt auch für<br />

verdeckte steuererhöhungen, wie<br />

z. b. eine Verschärfung der gewerbesteuerlichen<br />

hinzurechnungen oder<br />

einschränkungen bei der Verlustberücksichtigung,<br />

die von der sPd in<br />

den Koalitionsverhandlungen vorgeschlagen<br />

wurden. die bda begrüßt<br />

daher sehr, dass steuererhöhungen<br />

keinen eingang in den Koalitionsvertrag<br />

gefunden haben. erforderlich ist<br />

stattdessen, steuerliche investitionsbremsen<br />

zu lösen, z. b. durch eine<br />

praxisgerechte Weiterentwicklung der<br />

thesaurierungsregelung.<br />

in diesem zusammenhang tritt<br />

die bda entschieden dem argument<br />

entgegen, steuererhöhungen seien<br />

aufgrund des Konsolidierungsbedarfs<br />

der öffentlichen haushalte zu rechtfertigen.<br />

tatsächlich hat die öffentliche<br />

hand kein einnahmeproblem: so<br />

ist das steueraufkommen seit 2005<br />

deutlich stärker gewachsen als die<br />

Wirtschaftsleistung. in der folge<br />

ist die steuerquote, als relation der<br />

steuer einnahmen zum nominalen biP,<br />

um rd. 2 % angewachsen. Mit 23,3 %<br />

erreicht sie – wie das herbstgutachten<br />

der Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

zeigt – im Jahr <strong>2013</strong> das höchste niveau<br />

seit der Wiedervereinigung.<br />

3,5 Mrd. €<br />

beträgt die jährliche belastung durch<br />

die „kalte Progression“.<br />

107 Mrd. €<br />

beträgt das steuerplus bis 2017.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und Finanzen<br />

128<br />

SteueRquote steigt weITer an<br />

Veränderung der Steuerquote 2005 bis <strong>2013</strong>, in %<br />

22,2<br />

23,0<br />

23,1<br />

23,1<br />

22,0<br />

22,7<br />

23,2 23,3<br />

21,4<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011 2012<br />

<strong>2013</strong>*<br />

* Prognose<br />

Quellen: Bundesfinanzministerium, <strong>2013</strong>; Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute, <strong>2013</strong><br />

SteuereinnAHMen wachsen schneller als die WIRTSCHAFTSleISTung<br />

Veränderung von Steuereinnahmen und BIP 2005 bis <strong>2013</strong>, in % gegenüber Vorjahr<br />

10,2<br />

8,0<br />

4,3<br />

5,0<br />

4,0<br />

2,1 1,3<br />

1,9<br />

2009<br />

–6,6–4,0<br />

8,1<br />

5,1<br />

4,7<br />

4,6<br />

3,4<br />

1,3<br />

2,2 2,6<br />

2005 2006 2007 2008 2010 2011 2012 <strong>2013</strong>*<br />

Steuereinnahmen<br />

BIP (nominal)<br />

* Prognose<br />

Quellen: Bundesfinanzministerium, <strong>2013</strong>; Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute, <strong>2013</strong>


129<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

die rekordsteuerquote ist – wie<br />

auch der sachverständigenrat zur<br />

begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />

entwicklung feststellt – z. t.<br />

auf die kumulierte Mehrbelastung der<br />

„kalten Progression“ zurückzuführen.<br />

daher ist bei der einkommensteuer<br />

eine abmilderung dieser leistungsfeindlichen<br />

besteuerung vordringlich.<br />

die letzte bundesregierung hatte<br />

diesen ansatz richtigerweise mit<br />

dem „gesetz zum abbau der kalten<br />

Progression“ verfolgt. dass das Vorhaben<br />

im bundesrat im februar <strong>2013</strong><br />

keine Mehrheit gefunden hat, ist sehr<br />

zu bedauern. Mit der anpassung des<br />

steuertarifs wäre eine jährliche entlastung<br />

von rd. 6 Mrd. € verbunden<br />

gewesen.<br />

die bda wird dennoch weiterhin<br />

einfordern, in regelmäßigen abständen<br />

den gesamten einkommensteuertarif<br />

entsprechend der Preisentwicklung zu<br />

verschieben. so kann die Wirkung der<br />

kalten Progression wirksam abgemildert<br />

werden. die notwendigkeit dafür<br />

hat auch eine studie des iW Köln vom<br />

april <strong>2013</strong> deutlich gemacht. danach<br />

beläuft sich die belastung durch die<br />

kalte Progression auf rd. 3,5 Mrd. € pro<br />

Jahr. diese belastung trifft vor allem<br />

die Mittelschicht, da der einkommensteuertarif<br />

im unteren und mittleren<br />

bereich besonders steil ansteigt.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte ><br />

Volkswirtschaft > steuerpolitik<br />

vermögensbesteuerung:<br />

gefahr für den Standort<br />

deutschland abgewendet<br />

cdu, csu und sPd haben im Koalitionsvertrag<br />

vereinbart, von einer Wiedererhebung<br />

der Vermögen steuer<br />

bzw. der einführung einer Vermögensabgabe<br />

abzusehen. dies ist eine<br />

äußerst wichtige festlegung. Mit ihr<br />

wird die erhebliche Verunsicherung<br />

in weiten teilen der deutschen Wirtschaft<br />

beendet, zu der es aufgrund<br />

der gegenteiligen ankündigungen von<br />

sPd und bündnis 90/die grünen im<br />

Laufe des bundestagswahlkampfs<br />

gekommen war. die bda hat sich<br />

wiederholt und eindeutig gegen jede<br />

form einer Vermögensteuer oder<br />

Vermögensabgabe eingesetzt. arbeitgeberpräsident<br />

Prof. dr. hundt hat im<br />

februar <strong>2013</strong> in einem beitrag für<br />

die „frankfurter allgemeine zeitung“<br />

ausführlich die schädlichen folgen<br />

einer Vermögensbesteuerung dargelegt.<br />

durch die zusätzliche belastung<br />

durch eine Vermögensteuer werden<br />

die unternehmen massiv getroffen<br />

und die wirtschaftliche entwicklung<br />

akut gefährdet. selbst bei einer deckelung<br />

der Vermögensteuer auf 30 %<br />

des gewinns – wie zwischenzeitlich<br />

von der sPd vorgeschlagen – könnte<br />

die gesamtsteuerbelastung einer<br />

Personengesellschaft (einkommensteuer,<br />

solidaritätszuschlag und Vermögensteuer)<br />

noch auf über 80 % des<br />

gewinns steigen. dies schädigt die<br />

selbstfinanzierungskräfte der unternehmen<br />

und engt spielräume für investitionen<br />

erheblich ein.<br />

gemeinsam mit sieben weiteren<br />

spitzenverbänden der deutschen gewerblichen<br />

Wirtschaft hat die bda ein<br />

Positionspapier mit beispielberechnungen<br />

zu den auswirkungen einer<br />

Vermögensbesteuerung vorgelegt.<br />

die berechnungen zeigen, dass aus<br />

einer Vermögensbesteuerung eine<br />

unverhältnismäßig hohe belastung<br />

der unternehmen resultiert – sogar<br />

bis zum substanzverzehr. denn<br />

je weniger ertrag ein unternehmen<br />

erzielt, desto stärker wirkt sich die<br />

Vermögensbesteuerung aus. Müssen<br />

Maschinen, fuhrpark oder betriebsgrundstücke<br />

veräußert werden, um<br />

die steuerlast zu begleichen, sind<br />

arbeits­ und ausbildungsplätze akut<br />

gefährdet.<br />

schädlich sind insbesondere die<br />

langfristigen folgen einer Vermögensbesteuerung.<br />

denn die zusätzliche<br />

steuerlast geht zulasten von unternehmerischen<br />

innovationen und<br />

investitionen. diese sind jedoch für<br />

nachhaltiges Wachstum und entwicklung<br />

unverzichtbar. durch eine Vermögensbesteuerung<br />

werden so zukunftschancen<br />

und Wettbewerbsfähigkeit der<br />

betriebe aufs spiel gesetzt.<br />

Verfassungsrechtlich ist eine Vermögensbesteuerung<br />

äußerst zweifelhaft:<br />

die Konzepte einer Vermögen­


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

130<br />

steuer und Vermögensabgabe halten<br />

einer verfassungsrechtlichen Überprüfung<br />

nicht stand, wie eine studie<br />

von Prof. dr. Kube, universität Mainz,<br />

vom april <strong>2013</strong> darlegt. denn sie kann<br />

nicht nur den vollen unternehmensertrag<br />

abschöpfen, sondern auch zu echten<br />

substanzverlusten führen. auch für<br />

eine einmalige Vermögensabgabe fehlt<br />

die verfassungsrechtliche grundlage.<br />

das grundgesetz lässt einmalige Vermögensabgaben<br />

nur bei notständen<br />

zu (z. b. Kriegskostenlastenausgleich),<br />

die aber in deutschland zurzeit in keiner<br />

Weise bestehen.<br />

auch die zusätzliche bürokratiebelastung<br />

für steuerpflichtige und<br />

finanzverwaltung spricht gegen eine<br />

Vermögensteuer. denn eine verfassungsgemäße<br />

ausgestaltung der<br />

steuer erfordert eine genaue und<br />

periodisch wiederkehrende bewertung<br />

aller in­ und ausländischen Vermögensgegenstände,<br />

von der alle<br />

unternehmen betroffen wären. dies<br />

bedeutet einen enormen – von der finanzverwaltung<br />

kaum zu bewältigenden<br />

– aufwand, der in relation zum<br />

steueraufkommen unverhältnismäßig<br />

wäre. darauf verweist auch der Wissenschaftliche<br />

beirat beim bundesfinanzministerium<br />

in einer studie vom<br />

Mai <strong>2013</strong>.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte ><br />

Volkswirtschaft > steuerpolitik<br />

Finanztransaktionssteuer:<br />

Belastung für die gesamte<br />

deutsche Wirtschaft<br />

die eu­Kommission hat im februar<br />

<strong>2013</strong> einen richtlinienvorschlag zur<br />

einführung einer finanztransaktionssteuer<br />

vorgelegt. Laut Koalitionsvertrag<br />

will auch die große Koalition im<br />

rahmen einer verstärkten zusammenarbeit<br />

auf eu­ebene eine finanztransaktionssteuer<br />

mit breiter bemessungsgrundlage<br />

und niedrigem<br />

steuersatz zügig umsetzen. die bda<br />

hat dagegen deutlich stellung bezogen.<br />

sie lehnt den Vorschlag, der<br />

eine massive belastung für die gesamte<br />

deutsche Wirtschaft darstellt,<br />

entschieden ab. gemeinsam mit sieben<br />

weiteren spitzenverbänden der<br />

deutschen gewerblichen Wirtschaft<br />

hat die bda ausführlich auf die gefahren<br />

einer finanztransaktionssteuer<br />

hingewiesen.<br />

die steuer trägt – entgegen der<br />

darstellung der eu­Kommission –<br />

weder zu einer stabilisierung der<br />

finanzmärkte bei, noch belastet sie<br />

allein die finanzinstitute oder gar die<br />

Verantwortlichen der jüngsten finanzmarktkrise.<br />

sie trifft vielmehr<br />

in erheblichem umfang die gesamte<br />

Wirtschaft, bürger und sparer. unternehmen<br />

– gerade der exportstarken<br />

branchen – würden durch die steuer<br />

auf notwendige, nicht spekulative<br />

transaktionen, die der absicherung<br />

von zins­, Währungs­ und rohstoffrisiken<br />

aus Liefergeschäften dienen,<br />

unmittelbar belastet. dies würde die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Wirtschaft gegenüber Konkurrenten<br />

aus Ländern, deren risikoabsicherung<br />

nicht steuerlich belastet wird,<br />

verschlechtern.<br />

zudem belastet die steuer die<br />

betriebliche und die private altersvorsorge.<br />

durch die zusätzliche<br />

steuerlast steigen die Kosten für<br />

Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds,<br />

Pensionskassen und für<br />

andere einrichtungen der betrieblichen<br />

altersvorsorge. diese verfolgen<br />

aufgrund ihrer sich über Jahrzehnte<br />

erstreckenden Verpflichtungen fast<br />

ausschließlich langfristige und sichere<br />

anlagestrategien. gleichwohl<br />

tätigen auch sie notwendige finanztransaktionen<br />

(z. b. bei neuanlagen,<br />

umschichtungen, Veräußerungen für<br />

rentenzahlungen), die besteuert würden.<br />

dies verringert die erträge und<br />

damit – je nach gegebener ausgestaltung<br />

– auch die betriebsrentenansprüche<br />

der arbeitnehmer bzw. die<br />

rentenansprüche aus der privaten<br />

altersvorsorge.<br />

bei einer finanztransaktionssteuer<br />

von 0,1 %, wie sie der eu­Vorschlag für<br />

den handel von aktien und anleihen<br />

vorsieht, wären nach berechnungen<br />

der technischen universität München<br />

einbußen bei den rentenleistungen<br />

in der größenordnung von 2,5–5,5 %<br />

zu erwarten. Laut einschätzung der


131<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

arbeitsgemeinschaft für betriebliche<br />

altersversorgung würden die einbußen<br />

bei betriebsrenten sogar bei bis<br />

zu 8 % liegen. der notwendige ausbau<br />

zusätzlicher betrieblicher und privater<br />

altersvorsorge würde so erheblich erschwert.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > inhalte ><br />

Volkswirtschaft > steuerpolitik<br />

eCkpunkTe deS RICHTlInIenvoRSCHlAgS deR eu-koMMISSIon zuR<br />

eInFüHRung eIneR FInAnzTRAnSAkTIonSSTeueR (FTT)<br />

1. die ftt soll in den elf eu­staaten belgien, deutschland, estland, griechenland, spanien, frankreich, italien,<br />

Österreich, Portugal, slowenien und slowakei (teilnehmerstaaten) im rahmen der „Verstärkten zusammenarbeit“<br />

eingeführt werden. Wichtige eu­Volkswirtschaften sind nicht beteiligt, u. a. das Vereinigte Königreich –<br />

mit London als größtem börsenplatz der eu – und die niederlande.<br />

2. Von der ftt sollen transaktionen mit allen arten von finanzprodukten erfasst werden. transaktionen mit der<br />

ezb, der europäischen finanzstabilisierungsfazilität (efsf), dem europäischen stabilitätsmechanismus (esM)<br />

und den nationalen zentralbanken sind von der ftt ausgenommen, da die refinanzierung von finanzinstituten<br />

und staaten nicht beeinträchtigt werden soll. zudem sollen transaktionen für laufende finanztätigkeiten (z. b.<br />

darlehen, zahlungsdienste, Versicherungsverträge, einlagen usw.) und transaktionen zur Kapitalbeschaffung<br />

auf Primärmärkten (z. b. erstausgabe von aktien und anleihen) nicht von der ftt erfasst werden.<br />

3. die ftt soll bei finanzinstitutionen erhoben werden, die transaktionen im eigenen namen oder im namen<br />

dritter tätigen. damit soll die Mehrheit der transaktionen erfasst werden. der begriff „finanzinstitution“<br />

wird weit ausgelegt: Pensionsfonds und einrichtungen der betrieblichen altersvorsorge werden darunter<br />

gefasst.<br />

4. die besteuerung soll nach dem „ansässigkeitsprinzip“ erfolgen. nach diesem Prinzip ist maßgeblich, wer an<br />

einer transaktion beteiligt ist, und nicht, wo diese transaktion durchgeführt wird. Wenn ein an der transaktion<br />

beteiligtes finanzinstitut im ftt­raum ansässig ist oder für rechnung einer dort ansässigen Partei handelt,<br />

soll die ftt fällig werden, egal an welchem Ort der Welt sie abgewickelt wird. handelt z. b. eine britische bank<br />

im auftrag eines in deutschland ansässigen unternehmens aktien in London, so soll die ftt fällig werden.<br />

5. um steuervermeidungsstrategien zu verhindern, soll zudem ein „emissions­ bzw. ausgabeprinzip“ gelten: die<br />

ftt wird demnach auch fällig, wenn keiner der an der transaktion beteiligten Vertragspartner in einem teilnehmerstaat<br />

ansässig ist, aber ein finanzprodukt gehandelt wird, das in einem teilnehmerstaat emittiert wurde.<br />

die ftt soll z. b. fällig werden, wenn eine japanische bank in singapur einem us­institut eine in frankreich<br />

emittierte aktie verkauft.<br />

6. der steuersatz der ftt soll mindestens 0,01 % bei transaktionen mit derivatkontrakten und 0,1 % bei allen<br />

übrigen transaktionen (z. b. handel mit aktien und anleihen) betragen.<br />

7. es soll eine gesamtschuldnerische haftung geben: Wird die geschuldete steuer nicht innerhalb der fristen<br />

entrichtet, so sollen alle Parteien einer transaktion – also auch unternehmen der realwirtschaft – gesamtschuldnerisch<br />

für die entrichtung der steuer haften.<br />

8. die geschätzten steuermehreinnahmen in allen teilnehmerstaaten sollen 30–35 Mrd. € jährlich betragen.


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

132<br />

auf<br />

12 Cent/kWh<br />

von derzeit 5,3 cent würde<br />

die eeg­umlage bei aktueller<br />

förderregelung bis 2020 steigen.<br />

unzureichende umsetzung<br />

der energiewende gefährdet<br />

Industriestandort deutschland<br />

nach den aktuellen regelungen des<br />

erneuerbare­energien­gesetzes (eeg)<br />

müssen stromkunden in deutschland<br />

<strong>2013</strong> mehr als 20 Mrd. € zahlen, um<br />

den ausbau der erneuerbaren energien<br />

(ee) zu finanzieren – und dies für<br />

strom, der an der strombörse nur<br />

2–3 Mrd. € kostet. in den letzten zehn<br />

Jahren haben sich die Kosten der eegumlage<br />

mehr als verzehnfacht. 2014<br />

steigt die eeg­umlage erneut um rd.<br />

18 % auf 6,24 cent pro Kilowattstunde.<br />

die damit verbundenen höheren<br />

stromkosten werden für Wirtschaft<br />

und haushalte zu einer massiven und<br />

vielfach untragbaren belastung.<br />

bereits jetzt ist der industriestrom<br />

in deutschland gegenüber dem<br />

eu­27­durchschnitt je nach stromverbrauch<br />

um rd. 20 % teurer. die<br />

hohe stromkostenbelastung führt zu<br />

gravierenden Wettbewerbsnachteilen<br />

über die gesamte industrielle bandbreite.<br />

die sinkenden investitionen<br />

der energieintensiven industrien am<br />

standort deutschland sind alarmierend.<br />

die ee­förderung darf nicht<br />

dazu führen, dass der industriestandort<br />

deutschland geschwächt wird und<br />

hunderttausende arbeitsplätze in gefahr<br />

geraten.<br />

aus sorge um den deutschen<br />

industrie standort und die beschäftigung<br />

hat die bda in einer gemeinsamen<br />

erklärung mit bdi, ig bce und ig Metall<br />

im Oktober <strong>2013</strong> einen verlässlichen<br />

Masterplan zur energiewende gefordert,<br />

der die energiepreise auf einem<br />

für die industrie wettbewerbsfähigen<br />

niveau sichert und den industriellen<br />

Kern und damit die dortigen arbeitsplätze<br />

erhält. erforderlich sind – wie<br />

es in der erklärung heißt – eine umfassende<br />

reform des eeg, ein stopp des<br />

anstiegs der strompreise und verlässliche<br />

und bezahlbare strompreise für<br />

unternehmen und Verbraucher.<br />

Mit den nun geplanten änderungen<br />

bei der Ökostrom­förderung<br />

lässt die neue regierung die gelegenheit<br />

für die dringend notwendige umfassende<br />

reform des eeg verstreichen<br />

und beschränkt sich auf kleine<br />

reparaturen. um den für unternehmen<br />

und Verbraucher verheerenden<br />

Kostenanstieg bei den strompreisen<br />

effektiv zu stoppen, müssen die ee<br />

viel schneller in den Markt integriert<br />

werden. dass die direktvermarktung<br />

nun auf 2018 verschoben werden soll,<br />

sieht die bda daher mit großer sorge.<br />

zur sicherung des industriestandorts<br />

deutschland ist es zudem unabdingbar,<br />

der energieintensiven industrie<br />

eine langfristig verlässliche Perspektive<br />

für bezahlbare und international<br />

wettbewerbsfähige strompreise zu<br />

geben. die ausnahmeregelungen für<br />

energieintensive, im internationalen<br />

Wettbewerb stehende unternehmen<br />

müssen daher im einklang mit europäischem<br />

recht weitestmöglich erhalten<br />

bleiben.<br />

zusätzlich setzt sich die bda für<br />

eine abschaffung des Privilegs des eeeinspeisevorrangs<br />

gegenüber konven­<br />

Ohne eine zügige generalrevision des erneuerbareenergien­gesetzes<br />

droht dem industriestandort deutschland<br />

massiver schaden: Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige<br />

energiepreise sind grundvoraussetzungen für den erhalt<br />

von industriellen Wertschöpfungsketten und von arbeitsplätzen<br />

in der industrie.<br />

Arndt g. kirchhoff | Vizepräsident der bda, Präsident institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln, Vorsitzender der geschäftsführung Kirchhoff automotive gmbh


133<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

tionellen Kraftwerken ein. investitionen<br />

in konventionelle Kraftwerke,<br />

z. b. in moderne und umweltfreundliche<br />

gaskraftwerke, sind dringend<br />

erforderlich, um eine verlässliche<br />

grundlastversorgung sicherzustellen,<br />

welche die schwankenden ee nicht<br />

leisten können. als sofortmaßnahme<br />

sollte zudem die sog. entschädigungsregelung<br />

abgeschafft werden, durch<br />

die ee­anlagenbetreiber auch dann<br />

eine förderung erhalten, wenn sie ihren<br />

strom aufgrund unzureichender<br />

netzkapazitäten gar nicht einspeisen<br />

können.<br />

zudem wurde bei der bisherigen<br />

umsetzung der energiewende der<br />

ausbau von Leitungen, speicher­ und<br />

Kraftwerkskapazitäten vernachlässigt.<br />

STARkeR AnSTIeg BeI eneRgIekoSTen BelASTeT<br />

unTeRneHMen<br />

entwicklung der strompreise in der industrie (inkl. stromsteuer), in cent je kWh<br />

(für industrieunternehmen mit Jahresverbrauch von 160 bis 20.000 kWh)<br />

15,1<br />

6,05<br />

2000 2005 2010<br />

<strong>2013</strong><br />

Quelle: bundesverband der energie­ und Wasserwirtschaft, <strong>2013</strong>


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

134<br />

hier fordert die bda eine beschleunigte<br />

und bessere Koordination, sowohl<br />

auf nationaler als auch auf europäischer<br />

ebene, um die energieversorgung<br />

auch in zukunft zu sichern und um<br />

die dringend notwendige schaffung eines<br />

europäischen strombinnenmarkts<br />

voranzutreiben.<br />

Nähere Informationen und die<br />

gemeinsame Erklärung von BDA,<br />

BDI, IG BCE und IG Metall unter<br />

www.arbeitgeber.de > Presse ><br />

Presse­informationen <strong>2013</strong><br />

elektronisches lohnsteuerabzugsverfahren:<br />

Chancen<br />

zum Bürokratieabbau<br />

nutzen<br />

das Verfahren der elektronischen<br />

Lohnsteuerabzugsmerkmale ( eLstaM)<br />

ersetzt die papiergebundenen Lohnsteuerkarten.<br />

als wesentlichen beitrag<br />

zum bürokratieabbau begrüßt<br />

die bda das neue Verfahren. damit<br />

kann der Lohnsteuerabzug für<br />

rd. 2,5 Mio. arbeitgeber deutlich vereinfacht<br />

werden. die bda hat den start<br />

des eLstaM­Verfahrens von anfang<br />

an intensiv begleitet und unterstützt.<br />

sie stand kontinuierlich in Kontakt mit<br />

der finanzverwaltung von bund und<br />

Ländern, um Probleme der betrieblichen<br />

Praxis aufzugreifen.<br />

so hat sich die bda gemeinsam mit<br />

sieben weiteren spitzenverbänden der<br />

deutschen gewerblichen Wirtschaft<br />

erfolgreich dafür eingesetzt, die Übergangsregelung<br />

bei der abrechnung<br />

verschiedenartiger bezüge (z. b. arbeitslohn<br />

für aktives dienstverhältnis<br />

und betriebsrente) um ein Jahr zu<br />

verlängern. durch die Verlängerung<br />

erhalten die unternehmen mehr zeit,<br />

um eine softwarelösung zu implementieren,<br />

mit der die Lohnsteuer für<br />

verschiedenartige bezüge einheitlich<br />

und nach denselben eLstaM abgeführt<br />

werden kann.<br />

Weiterhin hat die bda konkrete<br />

Vorschläge für zusätzliche arbeitgeberinformationen<br />

eingebracht<br />

und durchsetzen können. so wurden<br />

auf initiative der bda durch das<br />

eLstaM­Kommunikationsprojekt ein<br />

informationsschreiben zum ersten<br />

Jahreswechsel mit eLstaM und ein<br />

schulungskonzept für arbeitgeber<br />

vorgelegt. dies unterstützt unternehmensinterne<br />

schulungen zum<br />

eLstaM­Verfahren, z. b. zur Vorbereitung<br />

von Mitarbeitern der entgeltabrechnung.<br />

für die erfolgreiche umsetzung des<br />

eLstaM­Verfahrens ist entscheidend,<br />

das damit verbundene Potenzial zum<br />

bürokratieabbau auszuschöpfen und<br />

keine neuen bürokratischen Lasten<br />

entstehen zu lassen. die bda macht<br />

sich immer wieder für diese ziele gegenüber<br />

dem bundesfinanzministerium<br />

stark. so setzt sich die bda mit<br />

nachdruck dafür ein, Medienbrüche<br />

im elektronischen Verfahren weitestgehend<br />

auszuschließen. die Verwendung<br />

von Papierbescheinigungen anstelle<br />

des eLstaM­abrufs sollte daher<br />

auf unvermeidbare einzelfälle (z. b.<br />

härtefallregelung oder bei verzögert<br />

übermittelten Meldedaten) beschränkt<br />

werden. denn die beantragung, das<br />

ausstellen und die manuelle Verarbeitung<br />

von Papierbescheinigungen stellen<br />

für alle beteiligten – arbeitgeber,<br />

arbeitnehmer und finanzämter – einen<br />

zusätzlichen aufwand dar.<br />

zudem setzt sich die bda gegenüber<br />

der finanzverwaltung für konkrete<br />

Verfahrensverbesserungen und Optimierungen<br />

ein. dazu zählen z. b. die<br />

einführung einer stornierungsfunktion<br />

und Vereinfachungen für vorschüssig<br />

lohnzahlende arbeitgeber.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > service ><br />

eLstaM<br />

SepA­umstellung: ohne<br />

rechtzeitige umstellung<br />

drohen liquiditätsengpässe<br />

ab dem 1. februar 2014 wird der<br />

inländische und ausländische zahlungsverkehr<br />

in 33 europäischen Ländern<br />

mit der schaffung einer single<br />

european Payments area (sePa) vereinheitlicht.<br />

damit sollen die unterschiede<br />

zwischen inländischen und


135<br />

Wirtschaft und finanzen | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BdA<br />

grenzüberschreitenden zahlungen in<br />

euro abgeschafft werden, geldtransfers<br />

sollen schneller und kostengünstiger<br />

werden. Mit der eu­Verordnung<br />

924/2009 (sePa­Verordnung), die im<br />

März 2012 in Kraft trat, schreibt der<br />

europäische gesetzgeber die umstellung<br />

der lokalen Verfahren auf das<br />

einheitliche Verfahren vor.<br />

durch die umstellung müssen<br />

sich neben banken und behörden vor<br />

allem unternehmen und Verbände<br />

auf Veränderungen einstellen. der<br />

Übergang zur sePa­Überweisung<br />

und sePa­ Lastschrift erfordert erhebliche<br />

organisatorische und technische<br />

anpassungen, die auf keinen<br />

fall unterschätzt werden dürfen.<br />

es gilt, vieles zu beachten: zum<br />

beispiel muss für das Lastschriftverfahren<br />

bei der bundesbank eine<br />

gläubiger­identifikationsnummer<br />

beantragt und schriftliche Kundenmandate<br />

eingeholt werden. auch<br />

sind informationspflichten gegenüber<br />

dem Kunden zu beachten. gelingt die<br />

umstellung nicht rechtzeitig, drohen<br />

den unternehmen finanzielle engpässe,<br />

da zahlungsflüsse zum erliegen<br />

kommen und keine Lastschriften<br />

mehr eingezogen werden können.<br />

schlimmstenfalls besteht sogar die<br />

gefahr der illiquidität.<br />

nach einschätzung der bundesbank<br />

besteht kurz vor der verbindlichen<br />

umstellung noch dringender<br />

handlungsbedarf: Vor allem kleine<br />

und mittlere unternehmen sind oft<br />

noch nicht sePa­fähig oder planen<br />

die umstellung erst kurz vor dem<br />

festgelegten stichtag am 1. februar<br />

2014. der Wechsel muss dann in<br />

den banken innerhalb weniger tage<br />

abgearbeitet werden, wobei es möglicherweise<br />

zu Verzögerungen bei der<br />

abwicklung von Überweisungen kommen<br />

könnte. firmen sollten deswegen<br />

den zeitlichen und organisatorischen<br />

aufwand für die sePa­umstellung<br />

nicht unterschätzen und schnellstmöglich<br />

handeln.<br />

1.023.110<br />

von bundesweit 3,6 Mio. unternehmen<br />

hatten Mitte Oktober <strong>2013</strong> die für<br />

sePa­Lastschriften nötige identifikationsnummer<br />

beantragt.<br />

In SIeBen SCHRITTen zuR SepA-uMSTellung<br />

ab 1. februar 2014 wird sePa verbindlich für unternehmen in 33 europäischen Ländern den bisherigen zahlungsverkehr<br />

im in­ und ausland ersetzen. dies wirkt sich auch auf Überweisungen und Lastschriften aus – und nicht nur<br />

auf die Verwendung einer vereinheitlichten internationalen bankkontonummer (iban) und einer bankidentifikationsnummer<br />

(bic). bei der anpassung der zahlungsverkehrsprozesse gilt es, folgende schritte zu beachten:<br />

1. hausbank kontaktieren und informationen einholen, z. b. auch unter www.sepadeutschland.de.<br />

2. eigenen zahlungsverkehr analysieren: Werden Überweisungen und Lastschriften benutzt?<br />

rechtzeitig umstellungszeitplan erstellen.<br />

3. geschäftskorrespondenz auf sePa­anforderungen umstellen: iban und bic auf rechnungen, formularen,<br />

Verträgen, Vordrucken, geschäftsbriefen ergänzen – agb anpassen.<br />

4. Kundenstammdaten um iban und bic ergänzen. für große datenbestände können dienste zur umwandlung<br />

genutzt werden, z. b. unter www.iban­service­portal.de.<br />

5. gläubiger­identifikationsnummer bei der deutschen bundesbank beantragen unter<br />

www.glaeubiger­id.bundesbank.de. die nummer muss bei jeder Lastschrifteinreichung angegeben werden.<br />

6. informationspflichten gegenüber den Kunden beachten: rechtzeitige information über Lastschrifteneinzug und<br />

fälligkeitsdatum erforderlich, z. b. über die rechnung.<br />

7. Mandatsverwaltung (= heutige einzugsermächtigung) einrichten und soweit erforderlich schriftliche,<br />

unterschriebene sePa­Lastschriftmandate bei den geschäftspartnern einholen.


BdA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Wirtschaft und finanzen<br />

136<br />

die bda hat mehrfach auf die umstellungsrelevanz<br />

für Verbände, auf<br />

die notwendigkeit für unternehmen,<br />

rechtzeitig zu handeln, sowie auf die<br />

Konsequenzen für den einzug der sozialversicherungsbeiträge<br />

hingewiesen.<br />

als informationsunterstützung<br />

zur sePa­Migration hat die bda eine<br />

checkliste für unternehmen zusammengestellt<br />

und weiter gehende informationen<br />

auf der bda­Web site veröffentlicht.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > service > sePa<br />

4. Armuts­ und Reichtumsbericht:<br />

Aufstiegschancen<br />

verbessern<br />

die bundesregierung hat im März<br />

<strong>2013</strong> den 4. armuts­ und reichtumsbericht<br />

vorgestellt. er umfasst eine<br />

bestandsaufnahme der entwicklung<br />

von einkommen und Vermögen und<br />

dient der Überprüfung sozialpolitischer<br />

Maßnahmen. die bda hat in<br />

ihrer stellungnahme zum entwurf<br />

des armuts­ und reichtumsberichts<br />

unterstrichen, dass die ermöglichung<br />

von bildung und die gewährleistung<br />

von beschäftigungschancen die wichtigsten<br />

Voraussetzungen sind, um armut<br />

entgegenzuwirken und sozialen<br />

aufstieg zu ermöglichen.<br />

der bericht belegt, dass die arbeitsmarktentwicklung<br />

in deutschland<br />

in den vergangenen Jahren im internationalen<br />

Vergleich besonders gut<br />

verlaufen ist. immer mehr Langzeitarbeitslose<br />

fanden den Weg zurück<br />

in beschäftigung. die arbeitsmarktreformen<br />

seit 2003 und die Weiterentwicklung<br />

der flexiblen beschäftigungsverhältnisse<br />

haben maßgeblich<br />

zu diesen entwicklungen beigetragen.<br />

die bda setzt sich dafür ein, die<br />

erfreuliche entwicklung nicht durch<br />

neue hürden am arbeitsmarkt zu gefährden.<br />

ein einheitlicher gesetzlicher<br />

Mindestlohn würde den schwächsten<br />

am arbeitsmarkt wichtige chancen<br />

für den einstieg in arbeit nehmen. Vor<br />

allem Langzeitarbeitslose und geringqualifizierte<br />

sind auf einen funktionierenden<br />

arbeitsmarkt für einfache<br />

tätigkeiten angewiesen. um die beschäftigungschancen<br />

– vor allem geringqualifizierter<br />

– noch weiter zu erhöhen,<br />

darf der faktor arbeit nicht mit<br />

noch höheren Personalzusatzkosten<br />

belastet werden.<br />

die einkommensungleichheit ist seit<br />

2005 rückläufig. damit sich die einkommensschere<br />

noch weiter schließen<br />

kann, muss die arbeitslosigkeit weiter<br />

abgebaut und gerade Langzeitarbeitslose<br />

und geringqualifizierte noch stärker<br />

in beschäftigung gebracht werden.<br />

flexible beschäftigungsformen,<br />

vor allem zeitarbeit und befristungen,<br />

leisten einen unverzichtbaren beitrag<br />

für den einstieg in arbeit und dürfen<br />

daher nicht eingeschränkt werden.<br />

Kontraproduktiv und daher korrekturbedürftig<br />

sind steuerliche fehlanreize<br />

für zweitverdiener, wie z. b. die ehegattenbesteuerung<br />

oder die beitragsfreie<br />

Mitversicherung in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung von nicht<br />

erwerbstätigen ehepartnern.<br />

zu recht verweist der bericht auf<br />

unveränderte defizite bei der bildungsgerechtigkeit<br />

in deutschland.<br />

ein quantitativer und qualitativer ausbau<br />

der Kinderbetreuung sowie mehr<br />

ganztagsschulen unterstützen berufstätige<br />

eltern und erhöhen die aufstiegschancen<br />

der Kinder. dagegen<br />

wirkt die einführung des milliardenschweren<br />

betreuungsgelds kontraproduktiv.<br />

ein bedarf an zusätzlicher<br />

umverteilung, um die unterschiedlichen<br />

einkommensverhältnisse auszugleichen,<br />

besteht nicht. deutschland<br />

gehört zu den staaten, in denen die<br />

ungleichheit der Markteinkommen<br />

mit am stärksten durch steuern und<br />

sozialtransfers reduziert wird.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.arbeitgeber.de > Volkswirtschaft<br />

> einkommen


DIE BDA


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

140<br />

DEutschEr<br />

ArBEItgEBErtAg<br />

<strong>2013</strong><br />

Der Deutsche Arbeitgebertag am 19. November war auch in diesem Jahr ein voller<br />

erfolg: Arbeitgeberpräsident Kramer konnte hochkarätige redner, mehr als<br />

120 akkreditierte Journalisten und rd. 1.500 gäste im gebäude des ehemaligen<br />

flughafens berlin-tempelhof begrüßen.<br />

Der wichtigste Kongress der gesamten deutschen Wirtschaft stand diesmal<br />

ganz im Zeichen der Koalitionsverhandlungen von cDU, csU und sPD. intensiv<br />

wurden die fragen diskutiert, wohin Deutschland in der europa-, sozial- und<br />

Wirtschaftspolitik steuere und welche Maßnahmen für eine erfolgreiche Zukunft<br />

nötig seien.<br />

Arbeitgeberpräsident Kramer forderte in seiner rede die Politik auf, den eingeschlagenen<br />

Weg in der Arbeitsmarkt- und sozialpolitik konsequent fortzusetzen.<br />

Das Ziel müsse es sein, Vollbeschäftigung zu erreichen. bundespräsident<br />

gauck lobte in seiner rede die erfolge der deutschen Wirtschaft und rief<br />

die Parteien dazu auf, sich nicht auf den wirtschaftlichen er rungenschaften<br />

der Vergangenheit auszuruhen. Die teilnehmer des anschließenden europa-<br />

Panels, bUsiNesseUrOPe-Präsidentin emma Marcegaglia, bDA-Vizepräsidentin


141<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Margret suckale, eZb-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen sowie eU-Kommissar<br />

günther Oettinger, plädierten für eine steigerung der Wett bewerbsfähigkeit<br />

der europäischen staaten.<br />

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie<br />

der Vorsitzende der fDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen christian<br />

Lindner äußerten sich in ihren reden kritisch zum stand der Koalitionsverhandlungen.<br />

Direkt aus den Koalitionsverhandlungen kamen bundesfinanzminister<br />

Dr. Wolfgang schäuble, die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin<br />

ilse Aigner sowie der Vorsitzende der sPD-bundestagsfraktion<br />

Dr. frank-Walter steinmeier, die mit ihren beiträgen einen Ausblick auf die<br />

kommende Legislaturperiode gaben.<br />

Am Nachmittag boten zwei foren die Möglichkeit einer vertieften fachdiskussion.<br />

Während ein forum sich mit „Kompetenzeinschätzung in der bildung“ beschäftigte<br />

und die frage diskutierte, ob Noten ein Auslaufmodell seien, debattierte das<br />

andere forum die gewinnung und bindung von qualifizierten Mitarbeitern.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

142<br />

DEutschEr<br />

ArBEIt gEBErprEIs<br />

für<br />

BIlDung <strong>2013</strong><br />

besondere resonanz fand die Verleihung<br />

des Deutschen Arbeitgeberpreises<br />

für bildung beim Deutschen<br />

Arbeitgebertag <strong>2013</strong>. in Kooperation<br />

mit der Deutsche telekom Ag und der<br />

Deutsche bahn Ag wurde er an vorbildliche<br />

bildungseinrichtungen vergeben.<br />

höhepunkt war dieses Jahr die<br />

Preisverleihung mit bundespräsident<br />

gauck. Der Preis stand unter dem<br />

Leitgedanken „bildungsgerechtigkeit<br />

sichern – Übergänge aktiv gestalten“.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.arbeitgeberpreis-fuer-bildung.de<br />

Deutscher Arbeitgeberpreis für<br />

Bildung <strong>2013</strong> – die Preisträger<br />

im Überblick:<br />

Kategorie „Frühkindliche Bildung“<br />

element-i-Kinderhaus steppkes,<br />

stuttgart<br />

Kategorie „Schulische Bildung“<br />

Kooperative gesamtschule Neustadt<br />

am rübenberge, Neustadt<br />

Kategorie „Berufliche Bildung“<br />

rudolf-rempel-berufskolleg,<br />

bielefeld<br />

Kategorie „Hochschulische Bildung“<br />

technische hochschule Deggendorf


143<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Anlässlich des Präsidentenwechsels veranstaltete die bDA am Vorabend des<br />

Deutschen Arbeitgebertags <strong>2013</strong> ein festliches Abendessen im schlüterhof des<br />

Deutschen historischen Museums. Unter den rd. 500 gästen konnten Arbeitgeberpräsident<br />

Kramer und Prof. Dr. hundt zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik,<br />

Wirtschaft und gesellschaft begrüßen.<br />

herr Kramer hob die großen Verdienste von Prof. Dr. hundt in den 17 Jahren an der<br />

spitze der bDA hervor. gleichzeitig warnte er mit blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen<br />

vor einem Zurückdrehen erfolgreicher Arbeitsmarktreformen und<br />

einer Überlastung der sozialversicherung durch massive Leistungsausweitungen.<br />

fEstlIchEr<br />

ABEnD zum<br />

präsIDEntEnwEchsEl<br />

bundeskanzlerin Dr. Merkel würdigte Prof. Dr. hundt als glaubwürdigen Unternehmer,<br />

der sich um die soziale Marktwirtschaft verdient gemacht habe. Prof. Dr. hundt<br />

habe als kraftvolle stimme der deutschen Wirtschaft gewirkt. Auch bundeskanzler<br />

Dr. Kohl ergriff das Wort, würdigte Prof. Dr. hundts außergewöhnliches engagement<br />

und wünschte herrn Kramer alles gute und eine glückliche hand.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

144<br />

gEschäftsführErkonfErEnz<br />

<strong>2013</strong><br />

Auf einladung der Landesvereinigung baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände<br />

fand am 21. und 22. Mai <strong>2013</strong> die geschäftsführerkonferenz der bDA in<br />

Konstanz statt. Wie in den vergangenen Jahren bot die Konferenz die Möglichkeit<br />

zum Austausch mit Vertretern der Politik und den entscheidungsträgern der Arbeitgeberverbände.<br />

Am ersten Konferenztag sprach der generalsekretär von bUsiNesseUrOPe,<br />

Markus beyrer, zu den rd. 180 angereisten hauptgeschäftsführern und geschäftsführern<br />

der Mitgliedsverbände. in seiner rede zeigte er Wege aus der europäischen<br />

staatsschulden- und Wirtschaftskrise auf. Der generalsekretär der cDU,<br />

hermann gröhe, erläuterte in seinem beitrag die wirtschaftspolitischen Positionen<br />

der cDU. Anschließend folgte ein moderiertes streitgespräch zwischen dem<br />

bundesvorsitzenden von bündnis 90/Die grünen, cem Özdemir, und dem generalsekretär<br />

der fDP, Patrick Döring. Das gespräch stand bereits stark im Zeichen<br />

des bundestagswahlkampfs. Zum Abschluss kam Wolfgang tiefensee, der wirtschaftspolitische<br />

sprecher der sPD-bundestagsfraktion, zu Wort.<br />

bDA-hauptgeschäftsführer Dr. göhner eröffnete den zweiten tag der geschäftsführerkonferenz<br />

mit seiner rede und unterstrich die Kernkompetenz der Arbeitgeberverbände<br />

– die tarifpolitik. Das thema des sich anschließenden internen<br />

teils der geschäftsführerkonferenz war „Psychische gesundheit – Welche rolle<br />

spielt die Arbeit?“. eine abwechslungs- und informationsreiche Podiumsdiskussion<br />

mit dem hauptgeschäftsführer von gesAMtMetALL, Oliver Zander, Dgb-<br />

Vorstandsmitglied Annelie buntenbach, der Leiterin beschäftigungsbedingungen<br />

und sozialpolitik der Deutsche bahn Ag, sigrid heudorf, und Prof. Dr. Jacobi von<br />

der Psychologischen hochschule berlin bot zahlreiche Perspektiven auf das thema<br />

„Psychische gesundheit“. Den schlusspunkt der geschäftsführerkonferenz<br />

setzte Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. hundt mit seiner rede zu den erwartungen<br />

der Wirtschaft an die Politik nach der bundestagswahl. Prof. Dr. hundt betonte vor


145<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

allem die Notwendigkeit einer zügigen haushaltskonsolidierung,<br />

einer gesetzlichen regelung der tarifeinheit und einer<br />

strategie gegen den drohenden fachkräftemangel.<br />

Die Landesvereinigung baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände<br />

war ein exzellenter gastgeber. Auch die traditionelle<br />

Abendveranstaltung in der festlichen Atmosphäre<br />

des steigenberger inselhotels wurde von den Konferenzteilnehmern<br />

genutzt, um den Meinungsaustausch zu vertiefen<br />

und die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der bDA-familie<br />

zu bekräftigen.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

146<br />

ErfolgrEIchEr<br />

1. nAtIo nAlEr<br />

mInt gIpfEl<br />

MiNt steht für Mathematik, informatik, Naturwissenschaften und technik –<br />

entscheidende bereiche für die technologische Wettbewerbs- und innovationsfähigkeit<br />

der deutschen Unternehmen. MiNt bietet zudem attraktive berufliche<br />

einstiegs- und entwicklungsmöglichkeiten und sichert damit soziale und wirtschaftliche<br />

teilhabe. Dies war auch wesentliches ergebnis des 1. Nationalen<br />

MiNt gipfels, zu dem das Nationale MiNt forum am 10. Juni <strong>2013</strong> eingeladen<br />

hatte. rund 300 teilnehmerinnen und teilnehmer diskutierten, wie die MiNtbildung<br />

entlang der gesamten bildungskette gestärkt werden kann. Präsentiert<br />

wurden zudem die thesen und forderungen des Nationalen MiNt forums zur<br />

MiNt-Lehramtsausbildung. Das Nationale MiNt forum wurde 2012 gegründet<br />

und wird von der bDA/bDi-initiative MiNt Zukunft schaffen und acatech – Deutsche<br />

Akademie der technikwissenschaften koordiniert. im Nationalen MiNt<br />

forum haben sich 24 institutionen zusammengeschlossen, die sich für die förderung<br />

der bildung in den MiNt-bereichen einsetzen.<br />

Nähere Informationen: www.nationalesmintforum.de


147<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Nach wie vor ist der Übergang von der schule in die Ausbildung kein Automatismus<br />

– gerade schulen in sozial schwierigem Umfeld sind gefordert, die Jugendlichen<br />

dabei besonders zu unterstützen. Dass dies mit erfolg gelingen kann, zeigen<br />

die Preisträger des Wettbewerbs „starke schule – Deutschlands beste schulen,<br />

die zur Ausbildungsreife führen“. Die hertie-stiftung, die bundesagentur für Arbeit,<br />

die bDA und die Deutsche bank stiftung richten diesen Wettbewerb alle zwei<br />

Jahre aus. Der größte deutsche schulwettbewerb mit rd. 700 teilnehmern endete<br />

in diesem Jahr mit der feierlichen Preisverleihung durch bundespräsident gauck<br />

am 5. Juni. Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. hundt hielt im Jüdischen Museum in<br />

berlin die Laudatio auf die Mittelschule an der Wiesentfelser straße in München,<br />

die den mit 15.000 € prämierten ersten Platz belegte. 80 % ihrer schülerschaft haben<br />

einen Migrationshintergrund, 50 % verfügen nur über mangelhafte Deutschkenntnisse,<br />

aber alle schülerinnen und schüler machen einen Abschluss. Möglich<br />

wird dies durch das große engagement der schulleitung und des Kollegiums, ein<br />

ausgefeiltes Unterrichtskonzept und die aktive einbindung der schüler in die gestaltung<br />

des schullebens sowie eine hervorragende elternarbeit.<br />

„starke schule“ trägt dazu bei, mehr jungen Menschen teilhabe zu ermöglichen:<br />

es verbindet einen bundesweiten Wettbewerb mit einem länderübergreifenden<br />

Netzwerk, in dem die schulen intensiv zusammenarbeiten. „starke schule“ zeigt<br />

best-Practice für schulentwicklung und gibt so maßgebliche Anstöße für die<br />

bundesdeutsche bildungslandschaft.<br />

Nähere Informationen: www.starkeschule.ghst.de<br />

„stArkE schulE“<br />

für stArkE<br />

schülErInnEn<br />

unD schülEr<br />

Wettbewerb „Starke Schule“ <strong>2013</strong> –<br />

die Preisträger im Überblick:<br />

1. Platz: Mittelschule an der Wiesentfelser<br />

straße, München<br />

(bayern)<br />

2. Platz: Lobdeburgschule Jena<br />

(thüringen)<br />

3. Platz: Johann-Amos-comeniusschule,<br />

Kassel (hessen)<br />

4. Platz: illertal-hauptschule mit<br />

grundschule, Kirchberg a. d.<br />

iller (baden-Württemberg)<br />

5. Platz: städtische gemeinschaftshauptschule<br />

Niedersprockhövel<br />

(Nordrhein-Westfalen)<br />

6. Platz: Wilhelm-röpke-schule,<br />

schwarmstedt (Niedersachsen)<br />

7. Platz: selma-Lagerlöf-gemeinschaftsschule<br />

Ahrensburg<br />

(schleswig-holstein)<br />

8. Platz: Paula-Modersohn-schule,<br />

bremerhaven (bremen)<br />

9. Platz: „schule am see“ satow<br />

(Mecklenburg-Vorpommern)<br />

10. Platz: hermann-von-helmholtzschule<br />

(berlin)<br />

sonderpreis „stark durch Vielfalt“:<br />

Anna-freud-schule, Köln<br />

(Nordrhein-Westfalen), und<br />

Mittelschule thalmässing (bayern)


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

148<br />

BEstEr BEAchmAnAgEr<br />

<strong>2013</strong><br />

kommt Aus<br />

BAyErn<br />

beim finale des ersten bundesweiten beachmanager-Wettbewerbs im Juni <strong>2013</strong><br />

in berlin traten 14 schülerteams aus baden-Württemberg, bayern, brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen gegeneinander an,<br />

um beste „beachmanager Deutschlands <strong>2013</strong>“ zu werden. Das team „Zum Anker“<br />

von der brombachsee-Mittelschule aus bayern belegte den ersten Platz. Platz 2<br />

ging an das team „Waterpalace“ der Warnowschule Papendorf aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Platz 3 an das team „sunmoon beach“ der Mittelschule<br />

Diespeck aus bayern. Mehr als 700 schülerinnen und schüler der 8. und 9. Jahrgangsstufe<br />

waren im schuljahr 2012/<strong>2013</strong> in den Wettbewerb gestartet. Von den<br />

200 Unternehmerteams haben sich in mehreren Wettbewerbsetappen 14 für das<br />

bundesfinale qualifiziert.<br />

beachmanager ist ein computergestütztes Planspiel für schulen der sekundarstufe<br />

i, mit dem die schülerinnen und schüler spielerisch unternehmerisches<br />

Denken und handeln lernen können. es wurde gemeinsam mit Lehrkräften und<br />

schülern von SCHULEWirtschAft bayern im bildungswerk der bayerischen<br />

Wirtschaft entwickelt und steht seit 2012 allen schulen in Deutschland kostenfrei<br />

zur Verfügung. Unterstützt wird das Projekt durch bayme – bayerischer Unternehmensverband<br />

Metall und elektro, vbm – Verband der bayerischen Metallund<br />

elektro-industrie sowie die vbw – Vereinigung der bayerischen Wirtschaft<br />

und die McDonald’s corporation.<br />

Nähere Informationen: www.beachmanager.de


149<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Das Netzwerk SCHULEWirtschAft feierte am 30. september und 1. Oktober <strong>2013</strong><br />

mit einer zweitägigen festveranstaltung sein 60-jähriges bestehen. 350 gäste aus<br />

dem bundesweiten Netzwerk sowie förderer aus Politik, Wirtschaft und gesellschaft<br />

kamen in das haus der Deutschen Wirtschaft nach berlin. Die bundesarbeitsgemeinschaft<br />

SCHULEWirtschAft wird gemeinsam getragen vom institut<br />

der deutschen Wirtschaft Köln (iW Köln) und den Arbeitgeberverbänden.<br />

ein höhepunkt der Veranstaltung war das Podiumsgespräch zwischen Prof. Dr. gerald<br />

hüther, Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung<br />

der georg-August-Universität göttingen, und Prof. Dr. Michael hüther, Direktor<br />

des iW Köln. Überaus kurzweilig erläuterten sie aus ihrer jeweiligen Perspektive<br />

sieben zentrale bildungsbegriffe und führten dem Publikum so u. a. die<br />

bedeutung des Lernens aus neurobiologischer und aus ökonomischer sicht vor<br />

Augen. im Austausch der expertinnen und experten aus dem schulischen und<br />

beruflichen bildungsbereich wurden im Weiteren wichtige grundlagen für die<br />

Netzwerk entwicklung erarbeitet. Dabei wurden fragen diskutiert wie: Welchen<br />

beitrag kann SCHULEWirtschAft zur fachkräftegewinnung der Wirtschaft<br />

leisten? Wie kann das Netzwerk Nachwuchs für die eigene Netzwerkarbeit begeistern?<br />

Wie können die Arbeitskreise vor Ort noch stärker aktiviert werden?<br />

gegenseitiger Austausch und aktives Networking standen während der gesamten<br />

Veranstaltung im Vordergrund.<br />

JuBIläums fEIEr:<br />

60 JAhrE<br />

schulEwIrtschAft<br />

Nähere Informationen: www.schulewirtschaft.de


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

150<br />

puBlIkAtIonEn<br />

<strong>2013</strong> (AuswAhl)<br />

wElcomIng culturE<br />

A toolkit for companies<br />

(auch auf Deutsch erhältlich)<br />

DEmogrAfIEfEstE pErsonAlpolItIk<br />

ein erfolgsfaktor<br />

BEtrIEBsrAtswAhlEn 2014<br />

Die Wahlordnung zum betrVg<br />

DIE gEfährDungsBEurtEIlung nAch<br />

DEm ArBEItsschutzgEsEtz<br />

ein Praxisleitfaden für Arbeitgeber<br />

vErEInBArkEIt von fAmIlIE unD BEruf<br />

Praxisbeispiele aus der Wirtschaft<br />

DAs BEtrIEBsvErfAssungsgEsEtz<br />

Praxisbezogene erläuterung und vollständige<br />

textausgabe inklusive Wahlordung<br />

wIssEnschAftlIchE wEItErBIlDung<br />

als baustein der Personalentwicklung nutzen<br />

Leitfaden für Unternehmen<br />

hochschulfInAnzIErung<br />

ganzheitlich, transparent und<br />

leistungsorientiert gestalten


151<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

DIE rEAlItät Am DEutschEn<br />

ArBEItsmArkt<br />

fakten statt Zerrbilder<br />

tArIfpolItIk für fAmIlIEn-<br />

BEwusstE ArBEItszEItEn<br />

EltErn Erwünscht!?<br />

Leitfaden elternarbeit<br />

schullEItEr BrAuchEn mEhr<br />

EIgEnvErAntwortung unD<br />

EntschEIDungskompEtEnzEn<br />

bestandsaufnahme von Aufgaben und<br />

Kompetenzprofilen von schulleitungen in den<br />

Ländern der bundesrepublik Deutschland<br />

gEmEInsAm für DIE DuAlE<br />

AusBIlDung stArk mAchEn<br />

SCHULEWirtschAft – gute beispiele in der<br />

Zusammenarbeit mit berufsbildenden schulen<br />

chEcklIstEn schülEr-<br />

BEtrIEBsprAktIkum<br />

Der blick in die Praxis kann<br />

die Zukunft entscheiden<br />

Alle Publikationen finden sie unter www.arbeitgeber.de > Publikationen


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

152<br />

ArBEItgEBErportAl:<br />

nEuE<br />

InformAtIons-<br />

AngEBotE<br />

tArIfDAtEnBAnk Ist onlInE<br />

seit dem 1. November <strong>2013</strong> steht die bewährte tarifdatenbank den berechtigten<br />

Mitgliedern des bDA-Ausschusses Lohn- und tarifpolitik webbasiert zur Verfügung.<br />

Die neue Datenbank bietet eine nutzerfreundliche Oberfläche sowie zusätzliche,<br />

intuitiv bedienbare recherchemöglichkeiten. Aktuell stehen in der zugriffsgeschützten<br />

Datenbank über 650 tarifverträge, u. a. zahlreiche firmentarifverträge<br />

und tarifverträge zu speziellen themenfeldern wie Zeitarbeit und Demografie, im<br />

Netz, jedoch keine entgelttarifverträge.<br />

berechtigte können die bDA-tarifdatenbank unter www.arbeitgeber.de nach eingabe<br />

des benutzernamens und persönlichen Passworts aufrufen. Damit ist die<br />

Datenbank auch mit mobilen endgeräten nutzbar.


153<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

wIDgEt BünDElt InformAtIonEn<br />

zu „ArBEIt gEstAltEn“<br />

seit dem 17. Juni <strong>2013</strong> sind in dem Widget erstmals alle relevanten informationen<br />

der bDA zu fragen der gestaltung von Arbeit an einer stelle gebündelt. Neben<br />

öffentlich verfügbaren Publikationen erhalten die bDA-Mitglieder exklusiv interne<br />

Papiere. Durch ein besonders einfaches und innovatives suchverfahren sind informationen<br />

zu einzelthemen wie u. a. psychische gesundheit, Arbeitsqualität oder<br />

Personalführung schnell auffindbar. Zudem sind sowohl die Ansprechpartner der<br />

bDA als auch die der Kooperationspartner iW Köln und ifaA aufgeführt, damit der<br />

schnelle und persönliche Dialog mit den experten erleichtert wird.<br />

ElEktronIschE zu- unD<br />

ABsAgEn möglIch<br />

seit Juni <strong>2013</strong> ist es den teilnehmern<br />

an bDA-sitzungen und -Veranstaltungen<br />

möglich, sich elektronisch zu sitzungen<br />

anzumelden oder abzusagen.<br />

sie erhalten zugleich eine Übersicht<br />

über ihre bDA-termine.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

154<br />

BDA-grEmIEn<br />

stand: 18. november <strong>2013</strong><br />

Das Präsidium ist das zentrale entscheidungsorgan der bun desvereinigung der<br />

Deutschen Ar beitgeberverbände. es leitet die tätigkeit der bDA im rahmen der<br />

richt linien des Vorstands. Das Präsidium diskutiert in regelmäßigen Abständen<br />

aktuelle sozialpolitische fragen und bestimmt dazu die Position der bDA. es setzt<br />

sich zusammen aus dem Präsidenten, acht Vize präsidenten, einschließlich des<br />

schatzmeisters, sowie weiteren Mitgliedern des Präsidiums.<br />

präsIDEnt<br />

Ingo kramer<br />

Präsident bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

J. heinr. Kramer holding gmbh<br />

EhrEnpräsIDEntEn<br />

prof. Dr. klaus murmann<br />

ehrenpräsident bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

vorm. Vorstandsvorsitzender<br />

sauer-Danfoss inc.<br />

prof. Dr. Dieter hundt<br />

ehrenpräsident bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

Aufsichtsratsvorsitzender Allgaier<br />

Werke gmbh<br />

vIzEpräsIDEntEn<br />

Dr. h. c. Josef Beutelmann<br />

Vorsitzender Arbeitgeberverband der<br />

Versicherungsunternehmen in<br />

Deutschland<br />

Aufsichtsratsvorsitzender<br />

barmenia Versicherungen<br />

Dr. gerhard f. Braun<br />

Präsident Landesvereinigung<br />

Unternehmerverbände<br />

rheinland-Pfalz<br />

geschäftsführer Karl Otto<br />

braun gruppe<br />

Dr. rainer v. Dulger<br />

Präsident gesAMtMetALL<br />

gesamtverband der Arbeitgeberverbände<br />

der Metall- und elektroindustrie<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

ProMinent Dosiertechnik gmbh<br />

otto kentzler<br />

Präsident Zentralverband des<br />

Deutschen handwerks<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

Kentzler gmbh & co. Kg<br />

Arndt g. kirchhoff<br />

Vorsitzender geschäftsführung<br />

Kirchhoff Automotive gmbh<br />

Präsident institut der<br />

deutschen Wirtschaft Köln<br />

prof. randolf rodenstock<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

Optische Werke g. rodenstock<br />

gmbh & co. Kg<br />

Elke strathmann<br />

Vorstandsmitglied continental Ag<br />

margret suckale<br />

Präsidentin bundesarbeitgeberverband<br />

chemie<br />

Vorstandsmitglied bAsf se


155<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

präsIDIumsmItglIEDEr<br />

Dr. frank Appel<br />

Vorstand Arbeitgeberverband<br />

Postdienste<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Deutsche Post Ag<br />

thomas Bäumer<br />

Vizepräsident bundesarbeitgeberverband<br />

der Personaldienstleister<br />

geschäftsführer tUJA Zeitarbeit gmbh<br />

werner m. Bahlsen<br />

Präsident Unternehmerverbände<br />

Niedersachsen<br />

Vorsitzender der geschäftsführung<br />

bahlsen gmbh & co. Kg<br />

Dr. Bernhard Beck<br />

Vorsitzender Vereinigung der<br />

Arbeitgeber verbände energie- und<br />

versorgungs wirtschaftlicher Unternehmungen<br />

Vorstandsmitglied enbW energie<br />

baden-Württemberg Ag<br />

hans-Dieter Bremer<br />

Präsident Vereinigung der<br />

Unternehmens verbände für<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

geschäftsführer beton-service gmbh<br />

wolfgang Brinkmann<br />

Vizepräsident gesamtverband der<br />

deutschen textil- und Modeindustrie<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

bugatti gmbh<br />

milagros caiña-Andree<br />

Vorstandsmitglied bMW Ag<br />

Dr. Jürgen Deilmann<br />

ehrenmitglied im Präsidium<br />

bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

beiratsmitglied Deilmann<br />

Montan gmbh<br />

martin Empl<br />

Präsident gesamtverband der<br />

Deutschen Land- und forstwirtschaftlichen<br />

Arbeitgeberverbände<br />

Brigitte faust<br />

Präsidentin Arbeitgebervereinigung<br />

Nahrung und genuss<br />

hr Director employee & industrial<br />

relations coca-cola erfrischungsgetränke<br />

Ag<br />

Bodo finger<br />

Präsident Vereinigung der<br />

sächsischen Wirtschaft<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

chemnitzer Zahnradfabrik<br />

gmbh & co. Kg<br />

heide franken<br />

Vorstandssprecherin<br />

Walter-raymond-stiftung<br />

geschäftsführerin randstad<br />

Deutschland gmbh & co. Kg<br />

Alfred gaffal<br />

Präsident Vereinigung der<br />

bayerischen Wirtschaft<br />

Aufsichtsratsvorsitzender Wolf gmbh<br />

wolfgang goebel<br />

Präsident bundesverband der<br />

systemgastronomie<br />

Vorstandsmitglied McDonald ’s<br />

Deutschland inc.<br />

Dr. reinhard göhner<br />

hauptgeschäftsführer<br />

bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

Dr. rüdiger grube<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Deutsche bahn Ag<br />

helmut heinen<br />

Präsident bundesverband<br />

Deutscher Zeitungsverleger<br />

geschäftsführer heinen-Verlag gmbh<br />

klaus helmrich<br />

Vorstandsmitglied siemens Ag<br />

Dr. fritz-heinz himmelreich<br />

vorm. hauptgeschäftsführer<br />

bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

156<br />

hartmut koch<br />

Präsident Verband der<br />

Wirtschaft thüringens<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

tibOr eDV consulting gmbh<br />

helmut f. koch<br />

Vorsitzender Arbeitgeberverband stahl<br />

Aufsichtsratsmitglied<br />

Mannesmannröhren-Werke gmbh<br />

Dr. walter koch<br />

ehrenmitglied im Präsidium<br />

bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände<br />

gesellschafter Dillinger fabrik<br />

gelochter bleche gmbh<br />

gregor lehnert<br />

Präsident bundesverband<br />

der sicherheitswirtschaft<br />

geschäftsführer WUi – Werk- und<br />

industrieschutz gmbh<br />

Dr. stephan leithner<br />

Vorsitzender Arbeitgeberverband<br />

des privaten bankgewerbes<br />

Vorstandsmitglied Deutsche bank Ag<br />

horst-werner maier-hunke<br />

Präsident unternehmer nrw<br />

Landesvereinigung der<br />

Unternehmensverbände<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

geschäftsführer DUrAbLe<br />

hunke & Jochheim gmbh & co. Kg<br />

Dr. wilhelm von moers<br />

Vizepräsident bundesverband<br />

großhandel, Außenhandel<br />

Dienstleistungen<br />

geschäftsführer handelshof<br />

Management gmbh<br />

Dr. Arend oetker<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

Dr. Arend Oetker holding<br />

gmbh & co. Kg<br />

Josef sanktjohanser<br />

Präsident handelsverband<br />

Deutschland – hDe Der einzelhandel<br />

PetZ reWe gmbh<br />

prof. Dr. marion schick<br />

Vorstandsmitglied<br />

Deutsche telekom Ag<br />

Andreas schmieg<br />

Vizepräsident hauptverband der<br />

Deutschen bauindustrie<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

ts brandschutz gmbh<br />

Dr. heinrich spies<br />

Präsident hauptverband Papierund<br />

Kunststoffverarbeitung<br />

geschäftsführender gesellschafter<br />

May + spies gmbh<br />

Bernd tönjes<br />

Präsident gesamtverband steinkohle<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

rAg Aktien gesellschaft<br />

Dr. Bettina volkens<br />

Präsidentin Arbeitgeberverband<br />

Luftverkehr<br />

Vorstandsmitglied<br />

Deutsche Lufthansa Ag<br />

uli wachholtz<br />

Präsident UVNord – Vereinigung der<br />

Unternehmensverbände in hamburg<br />

und schleswig-holstein<br />

geschäftsführer Karl Wachholtz<br />

Verlag gmbh & co. Kg<br />

prof. Dieter weidemann<br />

Präsident Vereinigung der<br />

hessischen Unternehmerverbände<br />

Dr. stefan wolf<br />

Vorsitzender sÜDWestMetALL<br />

Verband der Metall- und elektroindustrie<br />

baden- Württemberg<br />

Vorstandsvorsitzender elringKlinger Ag<br />

wilfried porth<br />

Vorstandsmitglied Daimler Ag<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

hanns Martin schleyer-stiftung


157<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

BDA-vorstAnD<br />

vorsItzEnDE DEr<br />

AusschüssE<br />

gEmEInsAmEs präsIDIum<br />

von BDA unD BDI<br />

Neben den gewählten Mitgliedern des<br />

Präsidiums gehören folgende Damen<br />

und herren dem Vorstand an:<br />

Prof. thomas bauer<br />

Michael behrendt<br />

Oswald bubel<br />

Ulrich Alfred büchner<br />

frank Dupré<br />

Volker enkerts<br />

ernst fischer<br />

August forster<br />

rainer göhner<br />

thomas greiner<br />

Klemens gutmann<br />

Jörg hagmaier<br />

Dr. Wolfgang heer<br />

Wilfried hollmann<br />

burkhard ischler<br />

franz-bernd Köster<br />

Ulrich Köster<br />

Martin Krengel<br />

Peter Kurth<br />

Dr. Johannes f. Lambertz<br />

Dr. Walther Otremba<br />

Dr. christoph e. Palmer<br />

Dr. Wolfgang Pütz<br />

reinhard c. runte<br />

Jürgen schitthelm<br />

Karl-heinz schneider<br />

birgit schwarze<br />

Dietmar schweizer<br />

Johannes schwörer<br />

Norbert steiner<br />

Dr. sven Vogt<br />

Ulrich Weber<br />

Dietmar Welslau<br />

Michael Wenzel<br />

Prof. Dr. franz-Josef Wodopia<br />

hans-Dieter Bremer<br />

Ausschuss Arbeitssicherheit<br />

milagros caiña-Andree<br />

Ausschuss betriebliche<br />

Altersvorsorge<br />

Brigitte faust<br />

Ausschuss Arbeitsmarktfragen<br />

prof. Dr. michael heise<br />

Ausschuss<br />

Volkswirtschaftliche fragen<br />

Ingrid hofmann<br />

Ausschuss betriebliche<br />

Personal politik<br />

prof. randolf rodenstock<br />

haushaltsausschuss<br />

prof. randolf rodenstock<br />

Ausschuss soziale sicherung<br />

prof. Dr. marion schick<br />

Ausschuss sozialpolitik in der eU<br />

Elke strathmann<br />

Ausschuss Lohn- und tarifpolitik<br />

margret suckale<br />

Ausschuss Arbeitsrecht<br />

Dr. gerhard f. Braun<br />

bDA/bDi-fachausschuss bildung,<br />

berufliche bildung<br />

Alternierende vorsitzende<br />

ingo Kramer<br />

Ulrich grillo<br />

weitere mitglieder des präsidiums<br />

Prof. thomas bauer<br />

Dr. h. c. Josef beutelmann<br />

Dr. gerhard f. braun<br />

Dr. rainer V. Dulger<br />

Dr. heinrich hiesinger<br />

Prof. Dr. hans Peter Keitel<br />

Prof. Dieter Kempf<br />

Otto Kentzler<br />

Arndt g. Kirchhoff<br />

Dr. Karl-Ludwig Kley<br />

Dr. thomas Lindner<br />

friedhelm Loh<br />

ingeborg Neumann<br />

Prof. randolf rodenstock<br />

elke strathmann<br />

Margret suckale<br />

Matthias Wissmann<br />

Dr. reinhard göhner<br />

Dr. Markus Kerber


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

158<br />

In mEmorIAm<br />

Die Verstorbenen waren der bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

in langjähriger Mitarbeit verbunden und hatten wesentlichen Anteil an der<br />

gestaltung unternehmerischer sozialpolitik.<br />

prof. Dr.-Ing. ulrich hahn<br />

ehemaliger hauptgeschäftsführer bundesverband Mineralische<br />

rohstoffe e. V. (MirO)<br />

27.01.<strong>2013</strong><br />

Dr. rolf thüsing<br />

ehemaliges Mitglied der hauptgeschäftsführung und Leiter der Abteilung<br />

internationale sozialpolitik der bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände<br />

ehemaliges kooptiertes Mitglied im Vorstand der<br />

bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

04.02.<strong>2013</strong><br />

paul schnitker<br />

ehemaliger Präsident der handwerkskammer Münster<br />

ehemaliger Präsident des ZDh und langjähriger ehrenpräsident<br />

27.02.<strong>2013</strong><br />

siegbert E. strecker<br />

ehemaliges stellvertretendes Mitglied im Vorstand der<br />

bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

ehemaliger Vorsitzender des Arbeitgeberverbands herford<br />

17.04.2012


159<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

prof. Dr. Dr. h. c. Erich greipl<br />

ehemaliger Präsident des Landesverbands groß- und Außenhandel Vertrieb<br />

und Dienstleistungen bayern (LgAD)<br />

ehemaliger Vizepräsident des hauptverbands des Deutschen einzelhandels<br />

ehemaliger Vizepräsident des bundesverbands des Deutschen groß- und<br />

Außenhandels<br />

ehemaliger Vizepräsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft<br />

02.07.<strong>2013</strong><br />

hiltrud relecker<br />

ehemalige geschäftsführerin des Verbands beratender ingenieure (Vbi)<br />

18.08.<strong>2013</strong><br />

Dr. hans otto messedat<br />

ehemaliger Leiter der Abteilung Verwaltung und Verbandsorganisation und<br />

geschäftsführer der bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

12.10.<strong>2013</strong><br />

Alexander schön<br />

ehemaliger Vorsitzender der Landesvereinigung der Unternehmensverbände<br />

in hamburg<br />

ehemaliges Mitglied im Präsidium und im Vorstand der bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

03.12.<strong>2013</strong><br />

wIr gEDEnkEn IhrEr.


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die BDA<br />

160<br />

Landesvereinigungen<br />

und BDAmItglIEDsverbänDE<br />

UVNord – Vereinigung<br />

der Unternehmensverbände<br />

in Hamburg und<br />

Schleswig-Holstein e. V.<br />

Vereinigung der<br />

Unternehmensverbände für<br />

Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

Unternehmerverbände<br />

Niedersachsen e. V.<br />

Die Unternehmensverbände<br />

im Lande Bremen e. V.<br />

unternehmer nrw<br />

Landesvereinigung der<br />

Unternehmensverbände<br />

Nordrhein-Westfalen e. V.<br />

Vereinigung der<br />

Unternehmensverbände<br />

in Berlin und Brandenburg e. V.<br />

Arbeitgeber- und<br />

Wirtschaftsverbände<br />

Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Vereinigung der Sächsischen<br />

Wirtschaft e. V. (VSW)<br />

Vereinigung der<br />

hessischen<br />

Unternehmerverbände<br />

e. V.<br />

Verband der Wirtschaft<br />

Thüringens e. V.<br />

Landesvereinigung<br />

Unternehmerverbände<br />

Rheinland-Pfalz (LVU)<br />

Vereinigung der<br />

Saarländischen<br />

Unternehmensverbände<br />

e. V.<br />

Arbeitgeber Baden- Württemberg –<br />

Landesvereinigung baden-<br />

Württembergischer<br />

Arbeitgeberverbände e. V.<br />

Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft e. V.


161<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Allianz Deutscher Produzenten – film & fernsehen e. V.<br />

www.produzentenallianz.de<br />

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Mobilitätsund<br />

Verkehrsdienstleister e. V. (Agv MoVe)<br />

www.agv-move.net<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sachsen-Anhalt e. V.<br />

www.aw-sa.de<br />

Arbeitgeberverband der cigarettenindustrie e. V.<br />

www.adc-online.de<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

Arbeitgeberverband der Deutschen immobilienwirtschaft e. V.<br />

www.agv-online.de<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) e. V.<br />

www.adk-verband.de<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband der<br />

Deutschen Lederindustrie e.V.<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband<br />

der<br />

Cigarettenindustrie e.V.<br />

A d C<br />

Arbeitgeberverband der Deutschen Lederindustrie e. V.<br />

www.vbu-net.de<br />

Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland<br />

www.agv-vers.de<br />

Arbeitgeberverband des privaten bankgewerbes e. V.<br />

www.agvbanken.de<br />

Arbeitgeberverband Deutscher eisenbahnen e. V.<br />

– eisenbahnen, berg- und seilbahnen, Kraftverkehrsbetriebe –<br />

www.agvde.de<br />

Arbeitgeberverband Luftverkehr e. V. (AgVL)<br />

www.agvl.de<br />

Arbeitgeberverband Pflege e. V.<br />

www.arbeitgeberverband-pflege.de<br />

Arbeitgeberverband Postdienste e. V.<br />

www.agv-postdienste.de<br />

Arbeitgeberverband stahl e. V.<br />

www.agvstahl.de


BDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | Die bDA<br />

162<br />

Arbeitgebervereinigung Nahrung und genuss e. V. (ANg)<br />

www.ang-online.com<br />

bundesarbeitgeberverband chemie e. V.<br />

www.bavc.de<br />

bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e. V. (bAP)<br />

www.personaldienstleister.de<br />

ER BDAWIRTSCHAFTS-<br />

bundesverband briefdienste e. V.<br />

www.briefdienste-online.de<br />

bundesarbeitgeberverband glas und solar e. V.<br />

www.bagv.de<br />

BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN ENTSORGUNGS-,<br />

WASSER- UND ROHSTOFFWIRTSCHAFT E.V.<br />

UND ARBEITGEBERVERBAND<br />

bDe bundesverband der Deutschen entsorgungs-,<br />

Wasser- und rohstoffwirtschaft e. V.<br />

www.bde-berlin.de<br />

bundesverband der schuh- und Lederwarenindustrie e. V.<br />

www.hds-schuh.de<br />

bUNDesVerbAND Der sicherheitsWirtschAft (bDsW)<br />

Wirtschafts- und Arbeitgeberverband e. V.<br />

www.bdsw.de<br />

bundesverband der systemgastronomie bds e. V.<br />

www.bundesverband-systemgastronomie.de<br />

bundesverband der Zigarrenindustrie e. V. (bdZ)<br />

www.zigarren-verband.de<br />

bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V.<br />

www.bdzv.de<br />

bundesverband Druck und Medien e. V.<br />

www.bvdm-online.de<br />

bundesverband garten-, Landschafts- und sportplatzbau e. V.<br />

www.galabau.de<br />

bundesverband großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V.<br />

www.bga.de


163<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

bundesverband Keramische industrie e. V.<br />

www.keramverbaende.de<br />

Der MitteLstANDsVerbUND ZgV<br />

www.mittelstandsverbund.de<br />

Deutscher braunkohlen-industrie-Verein e. V.<br />

www.debriv.de<br />

Deutscher bühnenverein bundesverband der theater und Orchester<br />

www.buehnenverein.de<br />

Die Unternehmensverbände im Lande bremen e. V.<br />

www.uvhb.de<br />

Deutscher hotel- und gaststättenverband e. V. (DehOgA)<br />

www.dehoga-bundesverband.de<br />

DssV e. V. Arbeitgeberverband deutscher fitnessund<br />

gesundheits-Anlagen<br />

www.dssv.de<br />

gesAMtMetALL gesamtverband der Arbeitgeberverbände der<br />

Metall- und elektro-industrie e. V.<br />

www.gesamtmetall.de<br />

gesamtverband der Deutschen Land- und forstwirtschaftlichen<br />

Arbeitgeberverbände e. V.<br />

www.glfa.de<br />

gesamtverband der deutschen textil- und Modeindustrie e. V.<br />

– Arbeitgeberverbund –<br />

www.textil-mode.de<br />

gesamtverband steinkohle e. V. (gVst)<br />

www.gvst.de<br />

handelsverband Deutschland – hDe Der einzelhandel<br />

www.einzelhandel.de<br />

hauptverband der Deutschen bauindustrie e. V.<br />

www.bauindustrie.de<br />

hauptverband der Deutschen holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden<br />

industrie und verwandter industrie- und Wirtschaftszweige e. V.<br />

www.hdh-ev.de


BDA | geschäftsbericht<br />

BDA<br />

<strong>2013</strong> | Die bDA<br />

164<br />

hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (hPV) e. V.<br />

www.hpv-ev.org<br />

Arbeitgeber baden-Württemberg –<br />

Landesvereinigung baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e. V.<br />

www.agv-bw.de<br />

unternehmer nrw Landesvereinigung der Unternehmensverbände<br />

Nordrhein-Westfalen e. V.<br />

www.unternehmernrw.net<br />

Landesvereinigung Unternehmerverbände rheinland-Pfalz (LVU)<br />

www.lvu.de<br />

Sozialpolitische<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Steine und Erden<br />

sozialpolitische Arbeitsgemeinschaft steine und erden<br />

www.baustoffindustrie.de<br />

ArgeTel<br />

Sozialpolitische<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Telekommunikation<br />

sozialpolitische Arbeitsgemeinschaft telekommunikation (Argetel)<br />

sozialpolitische Arbeitsgemeinschaft Verkehr (sAV)<br />

Unternehmerverband Deutsches handwerk (UDh)<br />

www.zdh.de<br />

Unternehmerverbände Niedersachsen e. V.<br />

www.uvn-online.de<br />

UVNord – Vereinigung der Unternehmensverbände<br />

in hamburg und schleswig-holstein e. V.<br />

www.uvnord.de<br />

Verband der Wirtschaft thüringens e. V.<br />

www.vwt.de<br />

Verband Deutscher reeder e. V.<br />

www.reederverband.de<br />

Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e. V. (VDZ)<br />

www.vdz.de<br />

Verein der Zuckerindustrie<br />

www.zuckerverbaende.de


165<br />

Die bDA | geschäftsbericht <strong>2013</strong> | BDA<br />

Vereinigung der Arbeitgeberverbände<br />

der Deutschen Papierindustrie e. V.<br />

Vereinigung der Arbeitgeberverbände der Deutschen Papierindustrie e. V.<br />

www.vap-papier.de<br />

Vereinigung der Arbeitgeberverbände energie- und<br />

versorgungswirtschaftlicher Unternehmungen (VAeU)<br />

www.vaeu.de<br />

Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e. V.<br />

www.vbw-bayern.de<br />

Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.<br />

www.vhu.de<br />

Vereinigung der saarländischen Unternehmensverbände e. V.<br />

www.vsu.de<br />

Vereinigung der sächsischen Wirtschaft e. V. (VsW)<br />

www.vsw-direkt.de<br />

Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

www.vumv.de<br />

Vereinigung der Unternehmensverbände in berlin und brandenburg e. V.<br />

www.uvb-online.de<br />

VKs – Verband der Kali- und salzindustrie e. V.<br />

www.vks-kalisalz.de<br />

Zentralverband des Deutschen baugewerbes e. V.<br />

www.zdb.de


PRÄSIDENT<br />

Ingo Kramer<br />

Sekretariat<br />

Ulrike Kümpel-Moderau<br />

T -1004<br />

F -1005<br />

HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER<br />

MITGLIED DER HAUPTGESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Dr. Reinhard Göhner<br />

Alexander Gunkel*<br />

Sekretariat<br />

Claudia Kurschat<br />

T -1008<br />

F -1015<br />

hgf.mail@arbeitgeber.de<br />

Sekretariat<br />

Ulrike Kümpel-Moderau<br />

Marina Reikowski<br />

T -1007/1006<br />

F -1005<br />

hgf.mail@arbeitgeber.de<br />

VERWALTUNG<br />

UND VERBANDS-<br />

ORGANISATION<br />

SOZIALE SICHERUNG<br />

VOLKSWIRTSCHAFT |<br />

FINANZEN | STEUERN |<br />

WALTER-RAYMOND-<br />

STIFTUNG<br />

ARBEITS- UND-<br />

TARIFRECHT<br />

LOHN- UND<br />

TARIFPOLITIK<br />

Abteilungsleitung<br />

Ulrich Hüttenbach*<br />

Martin Pulm<br />

Abteilungsleitung<br />

Dr. Volker Hansen<br />

Saskia Osing<br />

Abteilungsleitung<br />

Dr. Oliver Perschau<br />

Abteilungsleitung<br />

Roland Wolf<br />

Thomas Prinz<br />

Abteilungsleitung<br />

Ottheinrich Freiherr von<br />

Weitershausen<br />

Sekretariat<br />

Janet Wiecker<br />

T -1100<br />

F -1105<br />

Sekretariat<br />

Ingrid Schramm<br />

Heike Bozan<br />

T -1600<br />

F -1605<br />

Sekretariat<br />

Cornelia Hentschel<br />

T -1950<br />

F -1955<br />

Sekretariat<br />

Manuela Hahn<br />

Marion Hirte<br />

Beate Murtezani<br />

Simone Scharf<br />

T -1200<br />

F -1205<br />

Sekretariat<br />

Marina Fahrentholtz<br />

Katrin Franz<br />

T -1300<br />

F -1305<br />

organisation@arbeitgeber.de<br />

soziale.sicherung@arbeitgeber.de<br />

volkswirtschaft@arbeitgeber.de<br />

arbeitsrecht@arbeitgeber.de<br />

tarifpolitik@arbeitgeber.de<br />

Kaufmännische Assistenz<br />

Katrin Altmann<br />

Adressverwaltung<br />

Hanka Köppen<br />

Manuel Schiller<br />

Einkauf und Services<br />

Sven Kochanowski<br />

einkauf.mail@arbeitgeber.de<br />

Bibliothek<br />

Anke Beyer-Stamm<br />

Service<br />

Frank Halup<br />

Astrid Leu<br />

Referenten (m/w)<br />

Gerald Friedrich<br />

Dr. Martin Kröger<br />

Dominik Naumann<br />

Anne Scholz<br />

Florian Swyter<br />

Arbeitswissenschaft<br />

Norbert Breutmann<br />

Dr. Birgit Verworn<br />

Referenten (m/w)<br />

Dr. Marion Eberlein<br />

Elisaveta Gomann<br />

Benjamin Koller*<br />

Organisation<br />

Kornelia Wendt<br />

Referenten (m/w)<br />

Eva Barlage-Melber<br />

David Beitz<br />

Martin Eckstein<br />

Margrit Nölke<br />

Kerstin Plack<br />

Dr. Anita Schmitz-Witte<br />

Stefan Sträßer<br />

Redaktion SAE<br />

Barbara Braun<br />

Referenten (m/w)<br />

Andre Müller<br />

Dr. Mandy Reichel<br />

Natalia Stolz<br />

TarifService<br />

Tarifauswertungen |<br />

Tarif datenbank | Tarifarchiv<br />

Astrid Bohn<br />

Michaela Grebasch<br />

Finanzen<br />

Martin Pulm<br />

Claudia Berthe<br />

Gudrun Häntsch<br />

Sirpa Ohm<br />

Viola Rieche<br />

finanzen.mail@arbeitgeber.de<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnik<br />

Martin Brüning<br />

Thomas Hyrbaczek<br />

Christian Seipp<br />

Hans-Jürgen Tunze<br />

iuk.mail@arbeitgeber.de<br />

Sekretariat<br />

Carola Wünsche<br />

T -1604<br />

F -1605<br />

soziale.sicherung@arbeitgeber.de<br />

Institut für Sozial- und<br />

Wirtschaftspolitische<br />

Ausbildung<br />

Dr. Oliver Perschau<br />

Sekretariat<br />

Seminarorganisation<br />

Ellen Dumschat<br />

T -1954<br />

F -1955<br />

info@iswa-online.de<br />

Personal<br />

Astrid Zippel<br />

Cornelia Malich<br />

personal.mail@arbeitgeber.de


T +49 30 2033-0<br />

F +49 30 2033-2105<br />

bda@arbeitgeber.de<br />

www.arbeitgeber.de<br />

Stand: 1. Januar 2014<br />

* Qualitätsmanagementkoordinator<br />

MITGLIED DER HAUPTGESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Peter Clever<br />

Sekretariat<br />

Manuela Poniwaß<br />

T -1009<br />

F -1015<br />

hgf.mail@arbeitgeber.de<br />

PRESSE- UND<br />

ÖFFENTLICHKEITS-<br />

ARBEIT<br />

PLANUNG |<br />

KOORDINATION |<br />

GRUNDSATZFRAGEN<br />

ARBEITSMARKT BILDUNG |<br />

BERUFLICHE BILDUNG<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

UND INTERNATIONALE<br />

SOZIALPOLITIK<br />

Abteilungsleitung<br />

Dr. Viktor Otto<br />

Jörg Swane<br />

Abteilungsleitung<br />

Kristian Schalter<br />

Abteilungsleitung<br />

Christina Ramb<br />

Alexander Wilhelm<br />

Abteilungsleitung<br />

Dr. Barbara Dorn<br />

Dr. Donate Kluxen-Pyta<br />

Dr. Irene Seling<br />

Abteilungsleitung<br />

Renate Hornung-Draus<br />

Antje Gerstein<br />

Sekretariat<br />

Claudia Bubbel<br />

Sabine Block<br />

T -1800<br />

F -1805<br />

Sekretariat<br />

Kati Hildebrandt<br />

T -1070<br />

F -1075<br />

Sekretariat<br />

Andrea Unger<br />

Marion Blumauer<br />

T -1400<br />

F -1405<br />

Sekretariat<br />

Katja Rasch<br />

Allmuth Rudolf<br />

Sevim Ünal<br />

T -1500<br />

F -1505<br />

Sekretariat<br />

Bianca Voyé<br />

Maria Scheibner<br />

Janine Spolaczyk<br />

Konstanze Wilgusch<br />

T -1900<br />

F -1905<br />

presse@arbeitgeber.de<br />

grundsatz@arbeitgeber.de<br />

arbeitsmarkt@arbeitgeber.de<br />

bildung@arbeitgeber.de<br />

europa@arbeitgeber.de<br />

Referenten (m/w)<br />

Arne Franke<br />

Simon Krause<br />

Referenten (m/w)<br />

Dr. Hans-Christian Crueger<br />

Nora Fasse<br />

Referenten (m/w)<br />

Dr. Carmen Eugenia Bârsan<br />

Torsten Petrak<br />

Dr. Anna Robra<br />

Dr. Jupp Zenzen<br />

Referenten (m/w)<br />

Dr. Lena Behmenburg<br />

Frauke Klein<br />

Yvonne Kohlmann<br />

Dr. Isabel Rohner<br />

Frank Umberg<br />

Referenten (m/w)<br />

Christina Breit<br />

Max Conzemius<br />

Martin Kumstel<br />

Paul Noll<br />

Internet<br />

Andreas Timm<br />

Büro des Präsidenten und<br />

des Hauptgeschäftsführers<br />

Kristian Schalter<br />

Elisa Schellenberger<br />

Betriebliche<br />

Personalpolitik<br />

Dr. Alexander Böhne<br />

BDI/BDA<br />

The German Business<br />

Representation<br />

Antje Gerstein*<br />

Anton Bauch<br />

Brigitte De Vita<br />

Séverine Féraud<br />

Sekretariat<br />

Sabrina Paul<br />

T -1020<br />

F -1025<br />

Sekretariat<br />

Doreen Mertens<br />

T -1410<br />

F -1405<br />

Organisation<br />

Astrid Schwarz<br />

T +32 2 792 10 50<br />

F +32 2 792 10 55<br />

bph.mail@arbeitgeber.de<br />

arbeitsmarkt@arbeitgeber.de<br />

bruessel@arbeitgeber.de


BDA vielfAch verAntwortlich Beteiligt<br />

Die BDA vertritt die Interessen der Arbeitgeberverbände in zahlreichen Institutionen, in verantwortungsvollen<br />

und mitgestaltenden Funktionen – auf nationaler und internationaler Ebene.<br />

Die Übersicht zeigt eine Auswahl wichtigster Institutionen.<br />

Arbeit & SoziAleS<br />

Antidiskriminierungsstelle des Bundes<br />

Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung<br />

Begleitausschuss und Steuerungsgruppen zum Bundesprogramm<br />

des Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />

Beirat der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und<br />

Integration der Bundesregierung<br />

Bundesagentur für Arbeit: Beratender Ausschuss für<br />

behinderte Menschen<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und<br />

Gesundheit bei der Arbeit<br />

Bundesarbeitsministerium: Arbeitsgruppe Betriebliche<br />

Gesundheitsförderung, Arbeitsstättenausschuss, Ausschuss<br />

für Arbeitsmedizin, Beirat für die Teilhabe<br />

behinderter Menschen beim Bundesarbeitsministerium,<br />

Betriebssicherheitsausschuss, Hauptausschuss für<br />

Mindestarbeitsentgelte, Tarifausschuss<br />

Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung<br />

Demografiestrategie der Bundesregierung<br />

Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung<br />

Deutsche Gesellschaft für Personalführung<br />

Deutscher Sozialrechtsverband<br />

Deutsches Institut für Normung<br />

Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA)<br />

Gemeinschaftsausschuss der<br />

Deutschen Gewerblichen Wirtschaft<br />

German Industrial Relations Association (GIRA)<br />

Gesellschaft für Arbeitswissenschaft<br />

Gesellschaft für Europäische Sozialpolitik (GES)<br />

Gesellschaft für Sozialen Fortschritt (GFSF)<br />

Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und<br />

-gestaltung (GVG)<br />

Industrie-Hilfsverein<br />

Industrie-Pensions-Verein<br />

Initiative Gesundheit und Arbeit<br />

Initiative Neue Qualität der Arbeit<br />

Institut für angewandte Arbeitswissenschaften<br />

Kommission Arbeitsschutz und Normung KAN<br />

Künstlersozialkasse<br />

Nationale Arbeitsschutzkonferenz<br />

Pensions-Sicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit<br />

Rationalisierungs- und Innovationszentrum<br />

der Deutschen Wirtschaft (RKW)<br />

REFA Bundesverband e.V./Verband für Arbeitsgestaltung,<br />

Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung<br />

REHADAT – Informationssystem zur beruflichen<br />

Rehabilitation<br />

Sozialbeirat – Beratungsgremium für die gesetzgebenden<br />

Körperschaften und die Bundesregierung<br />

Stiftung für das behinderte Kind<br />

Verband deutscher Sicherheitsingenieure<br />

Verein Deutscher Ingenieure<br />

Versorgungsverband deutscher Wirtschafts -<br />

organisationen (VdW)<br />

Bereiche:<br />

bund<br />

fAch<br />

lAnd<br />

vere<br />

· industrie<br />

· handel<br />

· finanzwirtscha<br />

· verkehr<br />

· handwerk<br />

· Dienstleistung<br />

· landwirtschaft<br />

europA<br />

BUSINESSEUROPE<br />

CEN European Committee for Standardization<br />

Beratender Ausschuss für Berufsbildung der EU<br />

Beratender Ausschusses der EU für Sicherheit und<br />

Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

Bologna Follow Up-Group<br />

Cedefop – Europäisches Zentrum für die Entwicklung der<br />

beruflichen Bildung<br />

Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz<br />

Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebensund<br />

Arbeitsbedingungen, Dublin<br />

Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (ESWA)


Arbeitsgerichte, Landesarbeitsgerichte,<br />

Bundesarbeits gericht (ehrenamtliche Richter)<br />

Deutscher Arbeitsgerichtsverband:<br />

Arbeitsgruppe Europäisches und Internationales<br />

Arbeits- und Sozialrecht<br />

Deutscher Juristentag<br />

recht<br />

Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen<br />

in der Europäischen Gemeinschaft (IAAEG) an der<br />

Universität Trier<br />

SoziAlverSicherung<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Deutsche Rentenversicherung Bund<br />

GKV-Spitzenverband<br />

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

AOK-Bundesverband + AOK Nordost<br />

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes<br />

Bund der Krankenkassen<br />

Techniker Krankenkasse<br />

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />

bildung<br />

eSverbände<br />

eSinigungen<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT<br />

Bundesbildungsministerium:<br />

Beirat für Ausbildungsförderung<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />

Deutsches Studentenwerk<br />

Gesellschaft der Deutschen Wirtschaft zur<br />

Förderung und Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen<br />

in der beruflichen<br />

Bildung mbH (CERTQUA)<br />

Internationale Agentur zur Qualitätssicherung<br />

im Hochschulbereich (FIBAA)<br />

Kuratorium der Deutschen Wirtschaft<br />

für Berufsbildung<br />

MINT Zukunft<br />

SEQUA – Stiftung für Wirtschaftliche<br />

Entwicklung und<br />

Berufliche Qualifizierung<br />

„Starke Schule“ der Hertie-Stiftung<br />

Birmingham University: Birmingham<br />

Business School<br />

WiSSenSchAftliche inStitute und Kirchen<br />

ft<br />

Ifo – Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />

Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Institut für Weltwirtschaft<br />

Statistisches Bundesamt<br />

Bund Katholischer Unternehmer<br />

Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik Deutschland<br />

Evangelische Kirche in Deutschland:<br />

Kammer für Soziale Ordnung<br />

Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik<br />

Zentralkomitee der deutschen Katholiken:<br />

Sachbereich 3/Gesellschaftliche Grundfragen<br />

„Starke Schule“ der Hertie-Stiftung<br />

Birmingham University: Birmingham<br />

Business School<br />

Deutsche Gesellschaft für Personalführung<br />

Medien<br />

internAtionAleS<br />

International Labour Organisation (ILO)<br />

International Organisation of Employers<br />

Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit<br />

ZDF: Verwaltungs- und Fernsehrat<br />

ARD: Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK)<br />

Deutsche Welle: Verwaltungsrat<br />

Deutschlandradio<br />

RTL: Programmausschuss<br />

The Business and Industry Advisory Committee<br />

to the OECD


BDA | Bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

Mitglied von BUSINESSEUROPE<br />

Hausadresse:<br />

Breite Straße 29 | 10178 Berlin<br />

Briefadresse:<br />

11054 Berlin<br />

T +49 30 2033-1070<br />

F +49 30 2033-1075<br />

grundsatz@arbeitgeber.de<br />

www.arbeitgeber.de<br />

Redaktionsschluss: 17. Dezember <strong>2013</strong><br />

Fotografie:<br />

(Titel) vichie81, (6) GaToR-GFX, (22) vschlichting, (25) Kzenon, (28) Franz Pfluegl, (46) Ingo Bartussek, (76, 82) contrastwerkstatt,<br />

(80) Jeanette Dietl, (100) jorisvo, (105) Robert Kneschke, (116) thomaslerchphoto, (123) Frank Wagner, (124) Robert Wilson |<br />

Fotolia.com (Titel) Geber86, (39) jackethead, (52) bowdenimages, (62) skynesher, (64) adisa | iStockphoto.com<br />

(10) Picture Alliance / dpa / Frank May (85) Kompetenz zentrum Technik-Diversity- Chancengleicheit e. V.<br />

(12) Suckale | BASF, (36) Dulger | Gesamtmetall, (43) Strathmann | Continental AG, (69) Caiña- Andree | BMW AG,<br />

(73) Beutelmann | Barmenia, (92) Kentzler | ZDH/Stegner (89, 138–143) Thomas Köhler, Thomas Imo | www.photothek.net<br />

(140/141, 143) Simone M. Neumann | www.simone-m-neumann.de (144–147) Andreas Timm, BDA (146) David Ausserhofer<br />

(148) Katrin Streicher | www.katrinstreicher.de (149) Christian Kruppa | www.christiankruppa.de


www.arbeitgeber.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!