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Kabelreserve in Oberösterreich - Institut für Elektrische Anlagen

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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener<br />

Netze<br />

Dissertation<br />

Begutachter:<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Lothar Fickert<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Schegner<br />

Vorgelegt von:<br />

Dipl.-Ing. Clemens Obkircher<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

<strong>Institut</strong>sleiter: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Lothar Fickert<br />

Technische Universität Graz<br />

A - 8010 Graz, Inffeldgasse 18-I<br />

Telefon: (+43 316) 873 – 7551<br />

Telefax: (+43 316) 873 – 7553<br />

http://www.ifea.tugraz.at<br />

http://www.tugraz.at<br />

Graz / Juli - 2008


Danksagung<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Die vorliegende Arbeit entstand während me<strong>in</strong>er Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />

Projektmitarbeiter am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU-Graz.<br />

Dabei gilt me<strong>in</strong> Dank an erster Stelle Herrn Prof. Lothar Fickert <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

während me<strong>in</strong>er Arbeit an der Dissertation. Er hat immer wieder <strong>für</strong> neue Ideen gesorgt.<br />

Ich möchte mich auch bei Prof. Schegner <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Bereitschaft zur Begutachtung me<strong>in</strong>er<br />

Dissertation bedanken.<br />

E<strong>in</strong> großes Dankeschön gilt allen Kollegen am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong>, die mir mit<br />

Rat und Tat zur Seite standen.<br />

Georg Achleitner hat auch auf dem Gebiet der gelöschten Netze geforscht, und er war e<strong>in</strong><br />

guter Freund und Diskussionspartner. Wir haben e<strong>in</strong>ige Publikationen und Patente<br />

zusammen erarbeitet, und hier<strong>für</strong> sei ihm gedankt.<br />

Me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> Beti Trajanoska stand mir immer unterstützend zur Seite, und ohne ihre Hilfe<br />

wäre diese Dissertation erst später vollendet worden.<br />

Auch me<strong>in</strong>er Familie möchte ich <strong>für</strong> die jahrelange Unterstützung danken.<br />

Seite 2/82


Kurzfassung<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Titel: Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Schlüsselwörter: Erdschlussreststrom, Ausbaureserve, Oberschw<strong>in</strong>gungen, Resonanzen<br />

Diese Dissertation beschäftigt sich mit den auftretenden Problemen im Zusammenhang mit<br />

vermehrtem Ausbau von erdschlussstromkompensierten (gelöschten) Netzen. Der<br />

Netzausbau erhöht die Erdkapazitäten der Netze, sodass der zu kompensierende kapazitive<br />

Erdschlussstrom und auch der Erdschlussreststrom steigt.<br />

Der Erdschlussstrom ist abhängig von Betriebsspannung, Frequenz, Oberschw<strong>in</strong>gungen und<br />

von der Verteilung von Kapazitäten und Induktivitäten im Netz (Resonanzen). Der<br />

Erdschlussreststrom ist zusätzlich abhängig von Verstimmung, Verlustfaktor, von der<br />

Sättigung der Petersenspulen und von parallel geführten Systemen, welche die<br />

Kompensation erschweren.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Algorithmus werden die Grenzen des Ausbaus gelöschter Netze aufgezeigt,<br />

sowie weitere Probleme, die den Ausbau erschweren, aufgezeigt. Vor allem wird der E<strong>in</strong>fluss<br />

von Oberschw<strong>in</strong>gungen, und deren Resonanzen analysiert, um bei weiterem Netzausbau<br />

oder Netztrennungen (Schalthandlungen) eventuell auftretende Verschlechterungen der<br />

Erdschlusslöschung zu vermeiden. Weiters werden noch technische Maßnahmen<br />

untersucht, die e<strong>in</strong>en zukünftigen Betrieb der Netze <strong>in</strong>nerhalb der normativen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gewährleisten.<br />

Seite 3/82


Abstract<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Title: Expansions limits of earth fault compensated networks<br />

Keywords: residual earth fault current, extension reserve, harmonics, resonances<br />

This thesis deals with the aris<strong>in</strong>g problems <strong>in</strong> connection with <strong>in</strong>creased extension of earthfault-compensated<br />

grids. The grid extension <strong>in</strong>creases the l<strong>in</strong>e to earth capacities, so that the<br />

capacitive l<strong>in</strong>e to earth current which can be compensated and also the earth fault residual<br />

current rise.<br />

The earth fault current depends on operat<strong>in</strong>g voltage, frequency, harmonics and on the<br />

distribution of capacities and <strong>in</strong>ductances <strong>in</strong> the grid (resonances). The ground fault residual<br />

current depends additionally on detun<strong>in</strong>g, damp<strong>in</strong>g, on the saturation of the Petersen coils<br />

and on parallel led systems, which are <strong>in</strong> opposition to a perfect compensation.<br />

With the help of a grid calculation program the limits of the grid extension are po<strong>in</strong>ted out, as<br />

well as further problems that br<strong>in</strong>g difficulties are shown. Above all the <strong>in</strong>fluence of<br />

harmonics und their resonances are exam<strong>in</strong>ed, <strong>in</strong> order to avoid aris<strong>in</strong>g degradations of the<br />

earth fault clear<strong>in</strong>g ability. Further technical measures are expla<strong>in</strong>ed, which ensure a future<br />

problem-free grid operation.<br />

Seite 4/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Symbole und Abkürzungen ................................................................................. 7<br />

2 E<strong>in</strong>leitung............................................................................................................. 9<br />

2.1 Überblick ...................................................................................................... 9<br />

2.2 Forschungsfragen und -thesen .................................................................. 10<br />

2.3 Aufgabenstellung........................................................................................ 10<br />

3 Allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhänge............................................................................ 11<br />

3.1 Technische Grundlagen ............................................................................. 11<br />

3.1.1 Isoliertes Netz ..................................................................................... 11<br />

3.1.2 Gelöschtes Netz.................................................................................. 12<br />

3.1.3 Niederohmig geerdetes Netz............................................................... 14<br />

3.2 Erdschlusslöschung, Grundlagen............................................................... 15<br />

3.2.1 Ersatzschaltbild ................................................................................... 16<br />

3.2.2 Der Erdschluss <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten................................ 16<br />

3.2.3 Kurzzeitig mittelohmig geerdetes Netz................................................ 18<br />

3.2.4 Zuverlässigkeit und Betriebsführung/Störungsbehebung.................... 18<br />

3.2.5 Spannungsqualität .............................................................................. 18<br />

3.2.6 Vor-/Nachteile (Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung) ........ 19<br />

3.3 Parameter .................................................................................................. 19<br />

3.3.1 Verstimmung (v).................................................................................. 20<br />

3.3.2 Dämpfung (d) ...................................................................................... 20<br />

3.3.3 Erdschlussreststrom (IRest) .................................................................. 20<br />

3.3.4 Löschgrenze (IG) ................................................................................. 21<br />

3.3.5 Sternpunktverlagerungsspannung (UNE) ............................................. 23<br />

3.3.6 Regelung von Erdschlussdrosseln ...................................................... 24<br />

3.3.7 Kapazitiver Erdschlussstrom (ICE) ....................................................... 24<br />

3.3.8 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil (THD) ............................................................ 25<br />

3.3.9 Messtechnische Bestimmung der Netzparameter............................... 27<br />

4 Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve gelöschter Netze ................. 31<br />

4.1 Normenlage <strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> Deutschland........................................... 31<br />

4.2 Berechnung der Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes ........................................... 31<br />

5 Methodik zur Abschätzung der Ausbaureserve und des Erdschlussreststroms 32<br />

5.1 Bestimmung der Obergrenze des Netzausbaus (ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen)..<br />

................................................................................................................... 32<br />

5.1.1 Allgeme<strong>in</strong>es......................................................................................... 32<br />

5.1.2 Herleitung des maximalen Netzausbaus ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen .... 32<br />

5.1.3 Bestimmung der m<strong>in</strong>imalen Verstimmung........................................... 35<br />

5.2 Maximaler Netzausbau mit Berücksichtigung von Oberschw<strong>in</strong>gungen und<br />

Resonanzen.......................................................................................................... 36<br />

5.2.1 Zentrale Aufstellung der Löschspulen ................................................. 40<br />

5.2.2 Dezentrale Aufstellung der Löschspulen (unmittelbare Kompensation<br />

an den Erdkapazitäten) ..................................................................................... 40<br />

5.3 Abschätzung der Ausbaureserve ............................................................... 41<br />

5.3.1 Interpretation der Grafik ...................................................................... 42<br />

6 Methodik zur Berechnung des Erdschlussreststroms........................................ 46<br />

6.1 Verifikation der Ausgangsbasis .................................................................. 46<br />

6.1.1 Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung..................................... 47<br />

6.1.2 L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung und –<br />

strom ............................................................................................................ 50<br />

6.1.3 Resonanz entlang e<strong>in</strong>er Leitung.......................................................... 51<br />

Seite 5/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

6.2 Simulation <strong>in</strong> Neplan®................................................................................ 54<br />

7 Abstimmversuche und Berechnungen............................................................... 55<br />

7.1 Bewertung der Messungen ........................................................................ 55<br />

8 Analyse von Ausschw<strong>in</strong>gvorgängen bei Erdschlüssen / Erdschlusswischern ... 56<br />

8.1 Allgeme<strong>in</strong>es................................................................................................ 56<br />

8.2 Berechnungsergebnisse............................................................................. 58<br />

8.2.1 Patentierung des Verfahrens zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule ....... 58<br />

9 Erdschlussversuche <strong>in</strong> gelöschten Netzen ........................................................ 62<br />

9.1 Versuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Drehstromnetz................................................. 62<br />

9.1.1 Versuch 1............................................................................................ 62<br />

9.1.2 Versuch 2............................................................................................ 64<br />

9.1.3 Versuch 3............................................................................................ 65<br />

9.2 Versuche <strong>in</strong> 20-kV-Drehstromnetzen ......................................................... 66<br />

10 Aussagen zur Löschgrenze ............................................................................... 68<br />

10.1 Versuchskonzept........................................................................................ 68<br />

11 Maßnahmen, die den weiteren Ausbau gelöschter Netze ermöglichen............. 73<br />

11.1 Niederohmige/starre Erdung ...................................................................... 73<br />

11.2 Mittelohmige Erdung .................................................................................. 74<br />

11.3 Netztrennung/galvanische Trennung.......................................................... 75<br />

11.4 Spezielle Kompensationsverfahren............................................................ 75<br />

11.4.1 Aktive Reststromkompensation........................................................... 75<br />

11.4.2 Phasenerdung..................................................................................... 76<br />

11.4.3 E<strong>in</strong>satz von GIL................................................................................... 76<br />

11.4.4 Resonanzabstimmung ........................................................................ 76<br />

11.4.5 Kompensation der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen oder -ströme......... 77<br />

12 Zusammenfassung und Ausblick....................................................................... 78<br />

13 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 80<br />

Seite 6/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

1 Symbole und Abkürzungen<br />

(<strong>in</strong> alphabetischer Reihenfolge)<br />

CE Erdkapazität pro Leiter = Nullkapazität (CE ; C0)<br />

d Dämpfung = Verlustfaktor (δ)<br />

d3 Dämpfung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

d5 Dämpfung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

d7 Dämpfung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

E Erde<br />

f Frequenz<br />

f0 Resonanzfrequenz<br />

g Güte des Netzes an e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt (g = X/R)<br />

g1 Güte der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />

g3 Güte der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

g5 Güte der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

g7 Güte der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

I50 Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />

I150 Erdschlussreststrom der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

I250 Erdschlussreststrom der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

I350 Erdschlussreststrom der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

ICE kapazitiver Erdschlussstrom (IC)<br />

IG Löschgrenze (132 A)<br />

IK Kompensationsstrom (IL und IRD)<br />

IL Löschstrom der idealisierten Petersenspule(n) (<strong>in</strong>duktiver Anteil)<br />

IN Netzstrom (IC und IRQ)<br />

IRD Löschspulenverluststrom<br />

IRest Erdschlussreststrom<br />

IRQ Querleitverluststrom<br />

k Unsymmetriefaktor des Netzes<br />

LD Induktivität der Petersenspule(n)<br />

n Ordnung der Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

N Sternpunkt<br />

p1 Anteil der Grundschw<strong>in</strong>gung (=1)<br />

p3 Anteil der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

p5 Anteil der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

p7 Anteil der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

Pgrenz Anteil der Sternpunktverlagerungsspannung<br />

RD Wirkwiderstand der Petersenspulen (<strong>in</strong> Parallel-Ersatzschaltung)<br />

RE Erdungswiderstand<br />

Seite 7/82


RF Fehlerwiderstand<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

RQ Querableitwiderstand des Netzes<br />

UB Betriebsspannung<br />

UEN Sternpunktverlagerungsspannung<br />

UENgrenz<br />

maximal zugelassene Sternpunktverlagerungsspannung<br />

UN Nennspannung<br />

UPh Phasenspannung<br />

v Verstimmung<br />

v3 Verstimmung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

v5 Verstimmung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

v7 Verstimmung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

vn Verstimmung der n-ten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

X Reaktanz<br />

Z Impedanz<br />

ΔCE Unsymmetrie des Netzteiles<br />

ω Kreisfrequenz (2·π·f) der Grundschw<strong>in</strong>gung (50 Hz)<br />

Seite 8/82


2 E<strong>in</strong>leitung<br />

2.1 Überblick<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> diese Dissertation s<strong>in</strong>d wiederholt aufgetretene Fragen,<br />

Problemstellungen und grundsätzliche Problemlösungen <strong>in</strong> kontroversen, öffentlichen<br />

Diskussionen bezüglich geplanter 110-kV-Leitungsverb<strong>in</strong>dungen, und die vorangegangene<br />

Diplomarbeit [10].<br />

Da bei neuen, umfangreichen Ausbauprojekten <strong>in</strong> gelöschten Netzen von der Bevölkerung<br />

(und zum Teil der Politik) immer mehr der E<strong>in</strong>satz von Kabeln statt Freileitungen gefordert<br />

wird, ist es notwendig, zu untersuchen, ob vermehrter Kabele<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Netzen zu technischen<br />

Problemen führen kann, und wo die netztechnischen Grenzen des Kabele<strong>in</strong>satzes liegen.<br />

Anhand von realen Netzen werden die auftretenden Probleme <strong>in</strong> gelöscht betriebenen und<br />

vorwiegend aus Freileitungen bestehenden Hoch- und Mittelspannungsnetzen bei<br />

zusätzlichem E<strong>in</strong>satz von Kabelsystemen, sowie Maßnahmen zum problemfreien<br />

zukünftigen Betrieb analysiert.<br />

Im Rahmen der Dissertation wurden verschiedene Gutachten h<strong>in</strong>sichtlich der Ausbaureserve<br />

erstellt, und es wurden Erdschlussversuche durchgeführt. Die Analysen erfolgten unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung von Messungen der Netzbetreiber, die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der TU Graz<br />

und unter Berücksichtigung des letztgültigen Netzausbauzustandes ausgearbeitet wurden,<br />

wobei die notwendigen Netzdaten von den Netzbetreibern zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Die auftretenden Probleme und die resultierenden Ausbaugrenzen, die sich <strong>in</strong> elektrischen<br />

Netzen ergeben, begründen sich vorwiegend <strong>in</strong> der Art der Sternpunktbehandlung. Die Art<br />

der Sternpunktbehandlung, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Netz gewählt wird, ist vor allem von der<br />

Spannungshöhe, von der Netzgröße und von der historischen Entwicklung abhängig.<br />

Es gibt verschiedene Arten der Sternpunktbehandlung wie<br />

a) die starre Sternpunkterdung,<br />

b) das isolierte Netz (isolierter Sternpunkt) und<br />

c) das gelöscht betriebene Netz.<br />

Seite 9/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

2.2 Forschungsfragen und -thesen<br />

Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Ausbaugrenzen gelöschter Netze, ergeben<br />

sich die nachfolgend formulierten Forschungsfragen:<br />

1) Ist die genaue Berechnung des Erdschlussreststromes an jeder Stelle e<strong>in</strong>es Netzes<br />

möglich?<br />

2) Ist e<strong>in</strong>e übersichtsmäßige Abschätzung des Erdschlussreststromes möglich?<br />

3) Kann man die längenmäßige Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes <strong>für</strong> verschiedene<br />

Leitungsarten bestimmen?<br />

4) Welchen E<strong>in</strong>fluss haben Oberschw<strong>in</strong>gungen auf den Erdschlussreststrom?<br />

5) Wie kann die Löschgrenze bestimmt werden?<br />

6) Welche Methoden gibt es, um den Netzausbau h<strong>in</strong>sichtlich der Löschgrenze zu<br />

unterstützen?<br />

2.3 Aufgabenstellung<br />

Aus den angegebenen Forschungsfragen lassen sich die folgenden Aufgabenstellungen<br />

formulieren.<br />

1) Entwicklung e<strong>in</strong>er Berechnungsmethode, um den Erdschlussreststrom berechnen zu<br />

können<br />

2) Entwicklung e<strong>in</strong>es Tools um den Erdschlussrestrom abschätzen zu können<br />

3) Berechnung der längenmäßigen Ausbaureserve von gegebenen Netzen <strong>für</strong><br />

verschiedene Leitungsarten<br />

4) Berücksichtigung von Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Berechnungen von<br />

Erdschlussreststrom und Ausbaureserve<br />

5) Bestimmung der E<strong>in</strong>flussfaktoren, die die Löschgrenze bee<strong>in</strong>flussen<br />

6) Ermittlung von Methoden, die den weiteren Netzausbau jenseits der Löschgrenze<br />

ermöglichen und erlauben<br />

Seite 10/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

3 Allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhänge<br />

3.1 Technische Grundlagen<br />

Die im Folgenden verwendeten Formelzeichen und Abkürzungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> alphabetischer<br />

Reihenfolge <strong>in</strong> Kapitel 1 wiedergegeben.<br />

3.1.1 Isoliertes Netz<br />

Abbildung 3.1: Isoliertes Netz – Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />

In Abbildung 3.1 ist das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es isolierten Netzes dargestellt. Alle Sternpunkte<br />

(Transformatoren und Sternpunktbildner) s<strong>in</strong>d gegenüber der Erde isoliert. Im idealen Netz<br />

ohne Unsymmetrien hat der Sternpunkt ke<strong>in</strong>e Verlagerungsspannung gegen Erde<br />

(UNE = 0 V). Isolierte Netze f<strong>in</strong>den ihre Anwendung bei Mittelspannungsnetzen ger<strong>in</strong>ger<br />

Ausdehnung, da e<strong>in</strong>e größere Ausdehnung der Netze höhere kapazitive Ströme verursacht.<br />

Im isolierten Netz ist der Erdschlussstrom abhängig von den Erdkapazitäten des Netzes.<br />

Dies bedeutet, dass größere Systemlängen von Netzen oder der E<strong>in</strong>satz von Kabeln statt<br />

Freileitungen zu größeren Erdschlussströmen führen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Dauererdschluss steigt die Leiter-Erde-Spannung <strong>in</strong> den fehlerfreien Leitern<br />

(Phasen) auf den 3 -fachen Wert. In Freileitungsnetzen kann man mit der Selbstlöschung<br />

des Lichtbogens rechnen, wenn der kapazitive Erdschlussstrom ICE kle<strong>in</strong>er als 35 A (<strong>für</strong> 10kV<br />

oder 20-kV-Netze), oder kle<strong>in</strong>er als 60 A (<strong>für</strong> 60-kV-Netze) ist [11].<br />

Verwendung:<br />

- bei Mittelspannungsfreileitungsnetzen ger<strong>in</strong>ger Ausdehnung<br />

- bei kle<strong>in</strong>en Kabelnetzen (z.B. KW-Eigenbedarfsnetze, Industrienetze)<br />

Seite 11/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Vorteile:<br />

- e<strong>in</strong>fache Ausführung<br />

- ger<strong>in</strong>ge Anforderungen an die Erdungsanlagen<br />

Nachteile:<br />

- <strong>in</strong>termittierende Erdschlüsse s<strong>in</strong>d möglich<br />

- erhöhte Überspannungsbeanspruchung, <strong>in</strong>sbesondere bei <strong>in</strong>termittierenden Erdschlüssen<br />

- Dauererdschlüsse und damit die Gefahr von Mehrfacherdschlüssen<br />

- ke<strong>in</strong>e sichere selektive Erdschlusserfassung<br />

- erhöhte Gefahr des Auftretens von subsynchronen Kippschw<strong>in</strong>gungen<br />

3.1.2 Gelöschtes Netz<br />

Abbildung 3.2: Gelöschtes Netz - Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />

In gelöschten Netzen (siehe Abbildung 3.2) werden e<strong>in</strong> oder mehrere<br />

Transformatorsternpunkte oder Sternpunktbildner über Löschspulen (LD), deren Induktivität<br />

oft veränderbar ist, geerdet. Für die genauere E<strong>in</strong>stellungen des <strong>in</strong>duktiven Löschstromes<br />

werden Tauchkernspulen verwendet. Bei e<strong>in</strong>er vollständigen Abstimmung der Induktivität der<br />

Löschspule auf die Kapazität des Netzes gegen Erde (Vollkompensation), fließt bei e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>poligen Fehler nur mehr der nichtkompensierbare Reststrom (ohmscher Wattreststrom,<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsströme) an der Fehlerstelle. Der Grundschw<strong>in</strong>gungs-Erdschlussreststrom<br />

ist vor allem von der Netzgröße abhängig, und se<strong>in</strong>e vollständige passive Kompensation ist<br />

wegen der ohmschen Komponente nicht möglich. Durch die Erdschluss-Kompensation wird<br />

erreicht, dass der Erdschlusslichtbogen bis zu e<strong>in</strong>er gewissen Netzgröße (Löschgrenze) trotz<br />

Last<br />

Seite 12/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

wesentlich größerer Netzausdehnung von selbst erlischt (im Vergleich zur isolierten<br />

Sternpunktbehandlung).<br />

Durch den im Vergleich zum isolierten Netz wesentlich langsameren Anstieg der<br />

wiederkehrenden Spannung im gelöschten Netz lässt sich der höhere Wert der Löschgrenze<br />

erklären. Das gelöschte Netz kann längere Zeit unter E<strong>in</strong>haltung der technischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen mit e<strong>in</strong>em bestehenden Erdschluss weiter betrieben werden, wenn sofort nach<br />

Erdschlusse<strong>in</strong>tritt E<strong>in</strong>grenzungsmaßnahmen getroffen werden [33]. Bei e<strong>in</strong>em<br />

Dauererdschluss steigt die Spannung <strong>in</strong> den fehlerfreien Leitern (Phasen) wie beim isolierten<br />

Netz auf den 3 -fachen Wert. Es ist möglich, dass <strong>in</strong> der Folge durch die<br />

Spannungsanhebung der gesunden Leiter und e<strong>in</strong>e allfällige Überbeanspruchung von<br />

Isolationsstellen e<strong>in</strong> stromstarker Doppelerdschluss entsteht.<br />

Verwendung:<br />

- bei Mittel- und Hochspannungsnetzen (10 kV bis 110 kV) größerer Ausdehnung<br />

Vorteile:<br />

- trotz 1-poligem Fehler kann das Netz vorübergehend weiter betrieben werden (dies<br />

bedeutet e<strong>in</strong>e Erhöhung der Versorgungssicherheit)<br />

- Erdschlüsse verlöschen meist von selbst<br />

- kle<strong>in</strong>e Erdschlussrestströme<br />

- ger<strong>in</strong>ge Anforderungen an die Erdungsanlagen<br />

- ger<strong>in</strong>ge Zahl von Abschaltungen beim Auftreten von Erdschlüssen<br />

- wiederkehrende Spannung steigt wesentlich langsamer als bei isoliertem Netz<br />

Nachteile:<br />

- erhöhte Spannungsbeanspruchung der fehlerfreien Phasen und Leitungen im<br />

Erdschlussfall<br />

- Begrenzung der Netzausdehnung durch den Erdschlussreststrom<br />

- Dauererdschlüsse s<strong>in</strong>d möglich und damit die Gefahr von Mehrfacherdschlüssen<br />

- oft unsichere selektive Erdschlusserfassung<br />

- Mehraufwand durch E<strong>in</strong>bau und Regelung der Petersenspulen<br />

- Isolation der Betriebsmittel gegen Erde muss der verketteten Nennspannung entsprechen<br />

Gelöschte Netze werden derzeit bei Mittel- und Hochspannungsnetzen vorwiegend <strong>in</strong><br />

Europa e<strong>in</strong>gesetzt (im angloamerikanischen Raum wird e<strong>in</strong>e starre oder mittelohmige<br />

Erdung bevorzugt). Gelöschte Netze s<strong>in</strong>d u.a. vorteilhaft, weil hier im e<strong>in</strong>poligen Fehlerfall<br />

(dem Erdschluss) kle<strong>in</strong>e Fehlerströme fließen, e<strong>in</strong> Erdschlusslichtbogen von selbst erlischt,<br />

die wiederkehrende Spannung langsam ansteigt und dann nur kle<strong>in</strong>e Berühr- und<br />

Bee<strong>in</strong>flussungsspannungen auftreten. Der bedeutendste Vorteil gelöschter Netze unter dem<br />

Aspekt der Energieversorgung ist die große Versorgungssicherheit aufgrund weniger<br />

Abschaltungen, da hier die meisten Leiter-Erde-Fehler (Erdschlüsse) von selbst verlöschen.<br />

Der maximale Erdschlussreststrom bestimmt dabei im Wesentlichen die möglichen<br />

Seite 13/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Ausbauten (zusätzliche Freileitungen und Kabel) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzteil (Löschbezirk). Der<br />

Reststrom ist abhängig von den verschiedensten Faktoren. Von besonderem Interesse s<strong>in</strong>d<br />

Maßnahmen, die bei Ausbau mit Kabeln, den Netzbetrieb des Netzes weiter ermöglichen.<br />

3.1.3 Niederohmig geerdetes Netz<br />

Abbildung 3.3: Niederohmig geerdetes Netz - Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />

In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung (siehe Abbildung 3.3) werden die<br />

Transformatorsternpunkte über Widerstände RE (e<strong>in</strong>ige 10 Ω bis ca. 60 Ω) mit Erde<br />

verbunden, um die Erdkurzschlussströme zu begrenzen.<br />

E<strong>in</strong>e Sonderform dieser Sternpunktbehandlung ist die starre Erdung, bei der die Sternpunkte<br />

und Erde direkt verbunden werden (RE = 0 Ω). Bei dieser Netzform s<strong>in</strong>d nicht mehr die<br />

Spannungen das entscheidende Kriterium <strong>für</strong> die Auslegung der Betriebsmittel, sondern die<br />

auftretenden e<strong>in</strong>phasigen Erdkurzschlussströme. E<strong>in</strong>e betriebsfrequente<br />

Spannungserhöhung an den nicht betroffenen Leitern (Phasen) tritt nur <strong>in</strong> begrenzter Höhe<br />

auf. Auf die starre Erdung wird übergegangen, wenn die Löschfähigkeit des isolierten Netzes<br />

oder des gelöschten Netzes nicht mehr gegeben ist bzw. der Isolationspegel es erfordert. Bei<br />

starrer Erdung liegen die Erdkurzschlussströme im Bereich von e<strong>in</strong>igen kA (<strong>in</strong> Hoch- und<br />

Mittelspannungsnetzen) bzw. im Bereich von e<strong>in</strong>igen 100 A (<strong>in</strong> Niederspannungsnetzen),<br />

und die Schutze<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, fehlerbehaftete Leitungen selektiv<br />

abzuschalten.<br />

Um beim Auftreten von Kurz- und Erdschlüssen die fehlerfreie Versorgung wieder<br />

herzustellen, wird gegebenenfalls durch die Automatische Wieder-E<strong>in</strong>schaltung (AWE)<br />

versucht, die Leitung nach e<strong>in</strong>er Abschaltung und e<strong>in</strong>er kurzen Pausenzeit (ca. 0,5 bis 1 s)<br />

wieder zuzuschalten. Automatische Wieder-E<strong>in</strong>schaltungen werden oft erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, da erfahrungsgemäß <strong>in</strong> Freileitungsnetzen 90 % der Fehler nach e<strong>in</strong>er<br />

automatischen Wiedere<strong>in</strong>schaltung nicht mehr bestehen (d.h. der Lichtbogen verlischt).<br />

Seite 14/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Verwendung:<br />

bei Hoch- und Höchstspannungsnetzen (110 kV bis 750 kV) größerer Ausdehnung<br />

bei Niederspannungsnetzen (400 V)<br />

Vorteile:<br />

- e<strong>in</strong>fache Ausführung<br />

- e<strong>in</strong>fache selektive Erdschlusserfassung, AWE möglich<br />

- Netzausdehnung nahezu unbegrenzt<br />

- verm<strong>in</strong>derter Isolationspegel bei starrer Erdung ausreichend<br />

Nachteile:<br />

- abhängig von der Größe und Anzahl der Sternpunktswiderstände bzw. Nullimpedanzen der<br />

Transformatoren bei starrer Erdung u.U. große Erdkurzschlussströme, daher<br />

erforderlichenfalls erheblicher Aufwand <strong>für</strong> Erdungsanlagen<br />

- häufigere kurzfristige Abschaltungen (ca. 0,1 … 1 s) von Leitungen<br />

3.2 Erdschlusslöschung, Grundlagen<br />

In Mitteleuropa ist die vorherrschende Betriebsform <strong>in</strong> der Mittel- und Hochspannung<br />

(bis 110 kV) die des gelöscht betriebenen Netzes. Dies bedeutet, dass das Netz durch<br />

Löschspulen, die zwischen Sternpunkt und Erde geschaltet s<strong>in</strong>d, so abgestimmt wird, dass<br />

der am Fehlerort auftretende kapazitive Erdschlussstrom möglichst kompensiert wird. Der<br />

verbleibende Fehlerstrom wird als Erdschlussreststrom bezeichnet. Dieser<br />

Erdschlussreststrom ist vor allem abhängig von der Dämpfung d im Fehlerfall, sowie von der<br />

verbleibenden Verstimmung v.<br />

Der Vorteil e<strong>in</strong>es so gearteten Netzbetriebes ist die große Versorgungssicherheit, da<br />

Erdschlüsse nicht unmittelbar zu e<strong>in</strong>er Abschaltung von Netzteilen führen, und über 95 %<br />

(nach Angaben von Netzbetreibern) der Erdschlüsse von selbst wieder verlöschen. Bei den<br />

restlichen 5 % kommt es zu Dauererdschlüssen oder <strong>in</strong>termittierenden Erdschlüssen, und <strong>in</strong><br />

der Folge können diese Erdschlüsse zu Doppelerdschlüssen oder Kurzschlüssen führen.<br />

Prof. Waldemar Petersen hatte 1919 die Idee, e<strong>in</strong>e Spule (Petersenspule) <strong>in</strong> den Sternpunkt<br />

e<strong>in</strong>es Netzes (Transformatorsternpunkte oder Sternpunktbildner) zu schalten, um e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>duktive Gegenkomponente zu den kapazitiven Erdschlussströmen im Erdschlussfall<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Früher kannte man noch andere Lösungen wie die Polerdung oder den Bauch´schen<br />

Löschtransformator [10], die jedoch den Nachteil haben, dass sie bereits im fehlerfreien<br />

Betrieb Wirkleistungsverluste verursachen.<br />

Seite 15/82


3.2.1 Ersatzschaltbild<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 3.4: Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild – gelöschtes Netz (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />

3.2.2 Der Erdschluss <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten<br />

Mit Hilfe der symmetrischen Komponenten kann man e<strong>in</strong> symmetrisches Netz<br />

(symmetrischer Aufbau und symmetrische Lasten vorteilhaft) nachbilden und berechnen. In<br />

den folgenden Abbildungen (Abbildung 3.5 und Abbildung 3.6) sieht man die<br />

Ersatzschaltbilder e<strong>in</strong>es Erdschlusses <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten. An der Fehlerstelle<br />

werden Mit- Gegen- und Nullsystem <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Serienschaltung verbunden.<br />

Abbildung 3.5: Symmetrische Komponenten - vere<strong>in</strong>fachtes Ersatzschaltbild<br />

Seite 16/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Im vere<strong>in</strong>fachten Ersatzschaltbild (Abbildung 3.5) erkennt man pr<strong>in</strong>zipiell die Ersatzschaltung<br />

des Erdschlusses.<br />

Abbildung 3.6: Symmetrische Komponenten – Ersatzschaltbild mit vere<strong>in</strong>fachtem Restnetz<br />

In Abbildung 3.6 ist das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Erdschlusses <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten<br />

dargestellt. Daraus kann man die verschiedenen Formeln und Matrizen <strong>für</strong> die Berechnung<br />

der Erdschlussverhältnisse bestimmen.<br />

Seite 17/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

3.2.3 Kurzzeitig mittelohmig geerdetes Netz<br />

E<strong>in</strong>e Sonderform des gelöschten Netzes (siehe Abbildung 3.7) ist das kurzzeitig mittelohmig<br />

geerdete Netz. Mit dieser Art der Sternpunktbehandlung erhält man die Vorteile des<br />

gelöschten Netzes, und man kann im Falle e<strong>in</strong>es Erdschlusses e<strong>in</strong>e gezielte Ortung<br />

und/oder e<strong>in</strong>e selektive Abschaltung durchführen.<br />

I zusatz =<br />

50 .. 300<br />

Amp<br />

0,2s<br />

ORTUNG: I 0 > ( I 0 > )<br />

Wattreststrom<br />

Distanzschutz<br />

Wischer-Erfassung<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsrelais<br />

FOLGE: � Mldg<br />

� evtl. AWE<br />

� evt. isol. Schiene<br />

�evtl. Auslösung<br />

Abbildung 3.7: Pr<strong>in</strong>zipschaltbild zur kurzzeitigen mittelohmigen Erdung<br />

3.2.4 Zuverlässigkeit und Betriebsführung/Störungsbehebung<br />

Bei Freileitungen liegt die durchschnittliche Störungsanzahl bei 0,6 Kurzschlüssen und 4,6<br />

Erdschlüssen pro 100 km und Jahr [12].<br />

Bei e<strong>in</strong>er Verkabelung ist mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anzahl von Erdschlüssen zu rechnen. Bei<br />

Kurzschlüssen ist jedoch mit e<strong>in</strong>er längeren Ausfalldauer gegenüber e<strong>in</strong>er Freileitung zu<br />

rechnen [19].<br />

Bei Freileitungen gibt es Störungen die ohne Schaden ablaufen. Diese Fehler können meist<br />

durch kurzzeitiges Spannungsfreischalten (AWE) beseitigt werden und danach ist die<br />

Leitung wieder voll verfügbar.<br />

Kabel h<strong>in</strong>gegen müssen bei e<strong>in</strong>er Störung <strong>in</strong> jedem Fall abgeschaltet werden und der Fehler<br />

muss geortet werden [19].<br />

3.2.5 Spannungsqualität<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en wird die Spannungsqualität durch die Verwendung von Kabeln verbessert,<br />

da es durch den E<strong>in</strong>bau zu e<strong>in</strong>er Vergrößerung der Kurzschlussleistung kommt und sich dies<br />

Seite 18/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

positiv auf die Spannungsqualität auswirkt und im ganzen Netz e<strong>in</strong> symmetrierender Effekt<br />

durch den E<strong>in</strong>bau von Kabel festgestellt werden kann.<br />

Jedoch ist bei dem E<strong>in</strong>satz von Kabel auch auf die Nichtverfügbarkeit zu achten, die sich <strong>in</strong><br />

Spannungsqualitätsparametern bemerkbar machen kann. (SAIDI, SAIFI,..).<br />

3.2.6 Vor-/Nachteile (Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung)<br />

Die Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung s<strong>in</strong>d, dass durch den E<strong>in</strong>satz von Kabeln<br />

e<strong>in</strong>e symmetrierende Wirkung im Netz auftritt und damit e<strong>in</strong> Betrieb der Petersenspulen<br />

näher am Resonanzpunkt durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Verlagerungsspannung möglich wird.<br />

Im Gegensatz dazu liefern Kabel jedoch e<strong>in</strong>en viel größeren Beitrag zum kapazitiven<br />

Fehlerstrom im Netz, der durch zusätzliche Kompensationsspulen kompensiert werden<br />

muss. Dies bewirkt auch e<strong>in</strong>e Erhöhung des Erdschlussreststromes der nicht kompensiert<br />

werden kann (ohmscher Erdschlussreststrom und Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom) und dadurch<br />

kommt es zu e<strong>in</strong>er Annäherung an die Löschgrenze (ÖVE B1/1976 [15]). Diese hat zur<br />

Folge, dass es zu e<strong>in</strong>er Ausbauproblematik im Netz kommen kann.<br />

Weiters s<strong>in</strong>d Kabelstrecken im Erdschlussbetrieb besonders zu beachten. Durch<br />

Herausschalten von Kabelstrecken zur Fehlere<strong>in</strong>grenzung kann es zu e<strong>in</strong>er beträchtlichen<br />

Verstimmung (Verhältnis Petersenspule zur Netzkapazität – notwendige Ortungskapazität)<br />

kommen, die zu gefährlichen Strömen an der Fehlerstelle führen können. Hier ist, wenn<br />

möglich, e<strong>in</strong> Mitschalten von Spulen zu überlegen.<br />

3.3 Parameter<br />

Folgende Parameter beschreiben die physikalischen Zusammenhänge, die <strong>in</strong> gelöschten<br />

Netzen beachtet werden müssen.<br />

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3.3.1 Verstimmung (v)<br />

v<br />

I − I<br />

I<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

CE L = (3.1)<br />

CE<br />

Die Verstimmung (v, Formel 3.1) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten Netz gibt an, um welchen Anteil das<br />

Netz über- oder unterkompensiert ist. Überkompensiert bedeutet, dass der<br />

Petersenspulenstrom IL größer als der kapazitive Strom ICE ist. Im üblichen Betrieb werden<br />

gelöschte Netze mit e<strong>in</strong>er Verstimmung von -2 % bis -6 % betrieben (Überkompensation),<br />

um der Gefahr der Resonanz (siehe Abbildung 3.10) bei Ausfall oder Abschaltung e<strong>in</strong>er<br />

Leitung zu entgehen. Das Netz mit Verstimmung zu betreiben, ist bei nichtverdrillten<br />

Freileitungsnetzen (nicht ausgekreuzte Leiterseile) meist notwendig, da sonst auf Grund der<br />

Unsymmetrien im fehlerfreien Betrieb e<strong>in</strong>e unzulässig große<br />

Sternpunktverlagerungsspannung auftreten kann (siehe Formel 3.4 und Kapitel 5.1.3).<br />

3.3.2 Dämpfung (d)<br />

d = 1<br />

ω C<br />

∑<br />

E<br />

( 1<br />

R<br />

D<br />

+<br />

∑<br />

1<br />

R<br />

Q<br />

)<br />

Die Dämpfung (d, 3.2) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz gibt den Anteil der Querableitwirkströme und der<br />

Löschspulenwirkströme im Verhältnis zum kapazitiven Erdschlussstrom an. Im gelöschten<br />

Netz ist d e<strong>in</strong> Maß <strong>für</strong> den ohmschen Anteil des Reststromes. In manchen Quellen wird die<br />

Dämpfung auch als Verlustfaktor (δ) oder Bedämpfung β = I R /IC<br />

bezeichnet:<br />

3.3.3 Erdschlussreststrom (IRest)<br />

Der Erdschlussreststrom besteht aus allen nicht kompensierten Fehlerströmen, die an der<br />

Fehlerstelle über Erde abfließen (Wattreststrom, Verstimmungsstrom,<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom und eventuell Ortungsströme).<br />

Der netzfrequente Anteil des Erdschlussreststromes ist vor allem abhängig von<br />

Verstimmung, Dämpfung, Frequenz, Erdkapazitäten und Betriebsspannung. Auch die<br />

Verteilung der Netz<strong>in</strong>duktivitäten und der Netzkapazitäten spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Die Näherungsformel (3.3) <strong>für</strong> den Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Drehstromnetz bei idealer Verteilung und Anzahl der Löschspulen (unmittelbare<br />

Kompensation vor Ort [10]) lautet:<br />

U B<br />

I Re st = 3ω<br />

CE<br />

( d + jv)<br />

3<br />

(3.3)<br />

(3.2)<br />

Seite 20/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Um den maximalen Netzausbau zu errechnen, müssen bei allen Faktoren die Extremwerte<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden (siehe Kapitel 5). Die Auswirkungen der e<strong>in</strong>zelnen Faktoren auf den<br />

Erdschlussreststrom IRest, sollen <strong>in</strong> dieser Arbeit beleuchtet werden.<br />

3.3.4 Löschgrenze (IG)<br />

Die Löschgrenze beschreibt jenen Reststrom IRest, der maximal auftreten darf, um das<br />

selbstständige Verlöschen e<strong>in</strong>es auftretenden Lichtbogens zu gewährleisten. Diese Grenze<br />

ist bestimmt durch das Vermögen e<strong>in</strong>es Lichtbogens, von selbst zu verlöschen, sowie durch<br />

die bei diesem Reststrom auftretenden Fehler- und Berührungsspannungen. In der<br />

österreichischen Norm ÖVE B1 [15] (siehe Tabelle 3.1) und <strong>in</strong> der deutschen Norm VDE<br />

0228 Teil 2 [23] (siehe Abbildung 3.8) wird verlangt, dass der Reststrom <strong>in</strong> gelöschten<br />

Netzen bei e<strong>in</strong>em Dauerfehler unter e<strong>in</strong>er nennspannungsabhängigen Löschgrenze bleibt<br />

(<strong>in</strong> ÖVE B1 [15] nur die Grundschw<strong>in</strong>gung), und dass dabei ke<strong>in</strong>e Gefährdungen durch<br />

Fehlerspannungen auftreten. Bis zu diesem Wert wird zusätzlich angenommen, dass der<br />

Erdschluss meistens <strong>in</strong>nerhalb weniger Perioden der 50-Hz-Wechselspannung verlöscht.<br />

Nennspannung des<br />

Netzes [kV]<br />

Erdschlussrestrom<br />

bzw.<br />

Erdschlussstrom<br />

[A] Maßgebend ist<br />

die Grundwelle.<br />

Tabelle a<br />

Tabelle b<br />

3…20 25 30 45 60 110 150<br />

60<br />

35<br />

63<br />

37<br />

Tabelle a <strong>für</strong> Netze mit Erdschlusskompensation; <strong>für</strong> Kabelnetze bis 20 kV Nennspannung mit kle<strong>in</strong>en Freileitungsanteilen gilt Tabelle a<br />

auch bei isoliertem neutralem Punkt, Tabelle b <strong>für</strong> Netze mit isoliertem neutralem Punkt.<br />

Tabelle 3.1: Löschgrenzen laut ÖVE B1 [15]<br />

67<br />

40<br />

78<br />

50<br />

90<br />

60<br />

132<br />

-<br />

180<br />

-<br />

Seite 21/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 3.8: Löschgrenzen laut VDE 0228 Teil 2 [23]<br />

Wird die Löschgrenze überschritten (die Löschfähigkeit des Netzes durch Selbstlöschung<br />

e<strong>in</strong>es Lichtbogens ist mutmaßlich nicht mehr gegeben), muss nach geltender Normenlage<br />

der Doppelerdschluss h<strong>in</strong>sichtlich ohmscher und <strong>in</strong>duktiver Bee<strong>in</strong>flussung untersucht<br />

werden. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen gesetzt werden, z.B. durch geeignete<br />

Erdungsmaßnahmen, um die Dauerfehlerspannungen auf die maximal zulässigen Werte zu<br />

begrenzen oder der Fehlerstrom muss <strong>in</strong> geeigneter Zeit abgeschaltet werden. Die <strong>in</strong> den<br />

europäischen Normen, geforderten Abschaltzeiten (siehe Abbildung 3.9) hängen dabei vom<br />

Gefährdungsmodell bzw. von der auftretenden Fehler- bzw. Berührungsspannung ab [17].<br />

Seite 22/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 3.9: Zulässige Berührungsspannungen und Abschaltzeiten laut ÖVE/ÖNORM E 8383 [17]<br />

3.3.5 Sternpunktverlagerungsspannung (UNE)<br />

Im erdschlusskompensierten Netz stellt sich e<strong>in</strong>e Sternpunktverlagerungsspannung UNE<br />

bereits im ungestörten Betrieb e<strong>in</strong>. Grund da<strong>für</strong> ist die kapazitive Unsymmetrie von 110-kV-<br />

Netzen, da Freileitungen kurzer Länge <strong>in</strong> dieser Spannungsebene oft nicht verdrillt werden.<br />

Im Gegensatz zu re<strong>in</strong>en Freileitungsnetzen s<strong>in</strong>d bei re<strong>in</strong>en Kabelnetzen die Unsymmetrien<br />

aufgrund der Bauweise deutlich kle<strong>in</strong>er, und daher können solche Netze ohne Verstimmung<br />

betrieben werden. Für e<strong>in</strong> solches, <strong>in</strong> Resonanz betriebenes Netz, empfiehlt es sich<br />

automatisch geregelte Erdschlussdrosseln e<strong>in</strong>zusetzen, um die Verstimmung <strong>in</strong> jedem<br />

Schaltzustand möglichst kle<strong>in</strong> (nahe null) zu halten.<br />

NE<br />

2<br />

B k B Y R+a Y S+aYT Yu<br />

⋅<br />

2 2 3 v+d 3 YΣ<br />

3G0 3j CE<br />

U U<br />

U =- =- =<br />

k… Unsymmetriefaktor (siehe 3.3.9.4)<br />

j<br />

+ ω −<br />

ωL<br />

D<br />

[31] (3.4)<br />

Seite 23/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

3.3.6 Regelung von Erdschlussdrosseln<br />

Zur Regelung der Erdschlussdrosseln (zur Ermittlung des zu kompensierenden<br />

Erdschlussstromes) kann man zwei verschiedene Methoden verwenden:<br />

a.) Rechnerisch<br />

Der Erdschlussstrom wird rechnerisch mittels Netzberechnung bestimmt und die E<strong>in</strong>stellung<br />

der Erdschlusskompensation danach ermittelt.<br />

b.) Abstimmversuche<br />

Die Induktivitäten der Erdungsdrosseln und die Kapazitäten der Leitungen bilden im<br />

normalen Netzbetrieb e<strong>in</strong>en Parallelresonanzkreis. Durch Abstimmung dieses<br />

Resonanzkreises auf vollständige Resonanz (maximale Verlagerungsspannung UNE) f<strong>in</strong>det<br />

man die E<strong>in</strong>stellung <strong>für</strong> v = 0, wenn ke<strong>in</strong>e anderen E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie Sättigung der<br />

Löschspulen im Fehlerfall (Erdschluss) oder kapazitive Kopplung von parallel geführten<br />

Systemen auftreten. Diese Abstimmung hat man gefunden, wenn die<br />

Sternpunktverlagerungsspannung ihr Maximum erreicht. Bei dieser empirischen Methode ist<br />

die Berechnung des kapazitiven Erdschlussstromes nicht notwendig.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Nachteil dieser Methode ist, dass bei e<strong>in</strong>em hochgradig symmetrischen Netz<br />

wie e<strong>in</strong>em Kabelnetz die Verlagerungsspannung so kle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> kann, dass das Maximum<br />

nicht mehr leicht gemessen werden kann. E<strong>in</strong> wesentlicher Vorteil e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Verlagerungsspannung im abgeglichenen Zustand ist jedoch, dass man das Netz mit e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>eren Verstimmung oder vollständig kompensiert betreiben kann.<br />

3.3.7 Kapazitiver Erdschlussstrom (ICE)<br />

Der kapazitive Erdschlussstrom ICE (Formel 3.5) ist abhängig von den Erdkapazitäten des<br />

Netzes. Dieser Strom gibt vor, wie groß der e<strong>in</strong>zustellende <strong>in</strong>duktive Löschstrom über die<br />

Petersenspulen se<strong>in</strong> muss. Kabel besitzen aufgrund des kle<strong>in</strong>eren Abstandes der Leiter zu<br />

e<strong>in</strong>em (geerdeten) Kabelschirm bzw. bei Gürtelkabeln auch untere<strong>in</strong>ander (der Phasen<br />

gegenüber auf Erdpotenzial bef<strong>in</strong>dlichen Schirmen/Mäntel), wesentlich höhere<br />

Erdkapazitäten CE als Freileitungen, somit ergeben sich mit wachsendem Kabelanteil <strong>in</strong><br />

Netzen auch wesentlich größere Erdschlussströme (siehe Tabelle 5.1).<br />

U<br />

= ω ) (3.5)<br />

3<br />

B<br />

ICE 3 C E (50Hz<br />

I<br />

Re st 2 2<br />

= d + v (50Hz)<br />

(3.6)<br />

ICE<br />

Seite 24/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

In den folgenden Abbildungen sieht man die pr<strong>in</strong>zipiellen Verhältnisse zwischen<br />

Verstimmung (v), Dämpfung (d), Reststrom (IRest) und Sternpunktverlagerungsspannung<br />

(UNE). Aus e<strong>in</strong>er solchen Grafik lässt sich dann der zulässige Betriebsbereich, der vom<br />

maximalen Reststrom bei Erdschluss und von der maximalen Verlagerungsspannung im<br />

Normalbetrieb abhängig ist, ablesen.<br />

Grau – zulässiger Betriebsbereich<br />

(überkompensiert)<br />

Abbildung 3.10: Verlagerungsspannung und<br />

Reststrom (idealisiert)<br />

3.3.8 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil (THD)<br />

Abbildung 3.11 Ortskurve des<br />

Erdschlussstromes<br />

Der Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil liefert e<strong>in</strong>en wesentlichen Anteil am Erdschlussreststrom im<br />

gelöschten Netz. Bei Netzen, die vollständig kompensiert betrieben werden, besteht der<br />

Erdschlussreststrom nahezu nur aus dem Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil. Den größten Anteil am<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom hat <strong>in</strong> der Regel die fünfte Oberschw<strong>in</strong>gung (z.B. 250 Hz).<br />

In den beiden folgenden Abbildungen erkennt man anhand e<strong>in</strong>es Beispiels<br />

(Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz) den E<strong>in</strong>fluss der unterschiedlichen Frequenzen<br />

(Oberschw<strong>in</strong>gungen), auf den Erdschlussreststrom. Man sieht den gemessenen<br />

Erdschlussreststrom, aufgeteilt auf die Oberschw<strong>in</strong>gungen. In Abbildung 3.12 sieht man die<br />

Aufteilung bei Resonanzabstimmung (die 5-te und 7-te Oberschw<strong>in</strong>gung dom<strong>in</strong>ieren den<br />

Erdschlussreststrom) und <strong>in</strong> Abbildung 3.13 ist die Reststromaufteilung bei e<strong>in</strong>er<br />

Verstimmung von ca. 15 % dargestellt.<br />

Seite 25/82


Erdschlussreststrom [A]<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

Frequenz [Hz]<br />

Abbildung 3.12 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile des Fehlerstromes bei Resonanzabstimmung (v = 0)<br />

Erdschlussreststrom [A]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

600 700<br />

Frequenz [Hz]<br />

Abbildung 3.13: Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile des Fehlerstromes bei Verstimmung (v = -7 %)<br />

Seite 26/82


Oberschw<strong>in</strong>gungen U(L1)<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

g g<br />

0,0<br />

0 100 200 300 400 500 600<br />

Abbildung 3.14: Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile der Spannung im fehlerfreien Zustand<br />

Frequenz [Hz]<br />

Die gemessene Aufteilung der Oberschw<strong>in</strong>gungen (Abbildung 3.14) <strong>in</strong> der Phasenspannung<br />

vor dem Erdschluss (der 50-Hz-Anteil ist mit 100 % skaliert) ist entscheidend <strong>für</strong> die<br />

auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme. Wenn man diese Aufteilung vor dem Erdschluss<br />

kennt, kann man auf den im Fehlerfall auftretenden Erdschlussreststrom schließen (siehe<br />

Kapitel 5 und 6).<br />

3.3.9 Messtechnische Bestimmung der Netzparameter<br />

Um den Erdschlussreststrom berechnen oder abschätzen zu können, ist es erforderlich, die<br />

Netzparameter zu bestimmen.<br />

3.3.9.1 Messungen<br />

Im mehreren Netzen wurden unter Teilnahme des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU<br />

Graz Durchstimmversuche zur Bestimmung der Netzparameter durchgeführt. Zur<br />

Auswertung der Erdschlussversuche wurde e<strong>in</strong> EXCEL- und e<strong>in</strong> Matlabtool entwickelt, mit<br />

dem die Netzparameter e<strong>in</strong>fach und anschaulich dargestellt und berechnet werden können.<br />

In der Beispielsmessung (siehe Abbildung 3.15) wurde der Durchstimmversuch nur teilweise<br />

durchgeführt (Vollresonanz wurde nicht erreicht).<br />

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Beispielsmessung:<br />

U <strong>in</strong> kV<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

-70<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

-80<br />

-80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

U EN <strong>in</strong> kV<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

U3<br />

U2<br />

U <strong>in</strong> kV<br />

0<br />

0,00% 2,50% 5,00% 7,50% 10,00% 12,50% 15,00% 17,50%<br />

v <strong>in</strong> %<br />

Abbildung 3.15: Beispiel e<strong>in</strong>es Abstimmversuchs (EXCEL-Tool)<br />

U1<br />

U EN <strong>in</strong> kV<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Datum<br />

0<br />

470 480 490 500 510 520 530 540 550 560 570<br />

I CE: 563 A<br />

Dämpfung d: 2,33%<br />

I WR: 13,1 A<br />

Unsymmetrie k: 0,258%<br />

I L <strong>in</strong> A<br />

Legende:<br />

ICE<br />

kapazitiver Erdschlussstrom<br />

IWR Wattreststrom (50 Hz)<br />

UNE Verlagerungsspannung<br />

v Verstimmung<br />

IL e<strong>in</strong>gestellter Spulenstrom<br />

Mit den so ermittelten Netzdaten und den im Folgenden hergeleiteten Formeln ist es<br />

möglich, die entscheidenden Netzparameter (Dämpfung und Unsymmetrie) zu bestimmen.<br />

Sternpunktverlagerungsspannung:<br />

U<br />

EN<br />

k<br />

2<br />

v + d<br />

2<br />

UB<br />

⋅<br />

3<br />

= (3.7)<br />

UEN… Sternpunktverlagerungsspannung<br />

k… Unsymmetriefaktor<br />

v… Verstimmung<br />

d… Dämpfung<br />

UB… Betriebsspannung (verkettet)<br />

ΔCE… Kapazität (Maß <strong>für</strong> die Unsymmetrie)<br />

CELx… Erdkapazität der Phase x<br />

IW… Wirkkomponente des Erdschlussreststromes<br />

Seite 28/82


IC… kapazitiver Erdschlussstrom<br />

k<br />

ΔC<br />

+ C<br />

EL1<br />

EL2<br />

EL3<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

E<br />

= (3.8)<br />

C<br />

I<br />

I<br />

C<br />

+ C<br />

W d = (3.9)<br />

3.3.9.2 Bestimmung der Verstimmung v<br />

IL und IC müssen durch Messungen oder Berechnungen bekannt se<strong>in</strong>, um die anderen<br />

Faktoren (k, d) zu bestimmen!<br />

I − I I<br />

v −<br />

C L L<br />

= = 1<br />

(3.10)<br />

IC<br />

IC<br />

IL… Löschspulenstrom<br />

3.3.9.3 Bestimmung der Dämpfung d (3 verschiedene Verfahren)<br />

Um den Wattreststrom zu bestimmen, muss man die Dämpfung d des Netzes kennen. Im<br />

Folgenden werden drei verschiedene Verfahren, (die aus Formel 3.7 hergeleitet wurden) zur<br />

Berechnung der Dämpfung aus e<strong>in</strong>em Durchstimmversuch, dargestellt.<br />

1. Wendepunktverfahren<br />

Schritt 1: Messen von UEN bei Variation von v<br />

� Kurve UNE(v)<br />

Schritt 2: Ermittlung der maximalen Steigung der Kurve UEN(v)<br />

� d = v ⋅ 2 bei maximaler Steigung der Kurve<br />

2. Maximalwertverfahren<br />

Seite 29/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Schritt 1: Messen von UENmax bei v1=0 UENmax… Sternpunktverlagerungsspannung bei v=0<br />

Schritt 2: Verstimmen bis zu UEN<br />

=<br />

� <strong>in</strong> diesem Punkt gilt: d=v2<br />

3. Zweipunktverfahren<br />

UENmax � v2<br />

2<br />

Schritt 1: Messen von UEN bei verschiedenen Verstimmungen (v1, v2)<br />

1. Punkt: UEN1 bei v1<br />

2. Punkt: UEN2 bei v2<br />

Schritt 2: Berechnung von d<br />

2 2<br />

EN2 ⋅ v2<br />

2<br />

U EN1<br />

2<br />

EN1<br />

2<br />

EN2<br />

2<br />

1<br />

U − U ⋅ v<br />

d = (3.11)<br />

− U<br />

Das Zweipunktverfahren zur Ermittlung der Dämpfung d ist das genaueste, da man mehrere<br />

Punkte auswerten kann, und dann den Mittelwert bildet.<br />

3.3.9.4 Bestimmung von k<br />

Da man jetzt die Dämpfung und die Verlagerungsspannung bei e<strong>in</strong>er gegebenen<br />

Verstimmung kennt, kann man die kapazitive Unsymmetrie des Netzes berechnen (Formel<br />

3.12).<br />

k<br />

2 2<br />

UEN1<br />

⋅ v1<br />

+ d ⋅ 3<br />

= (3.12)<br />

UB<br />

Seite 30/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

4 Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve<br />

gelöschter Netze<br />

Der Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve gelöschter Netze dient als<br />

Ausgangslage <strong>für</strong> die weiterführenden Betrachtungen zur Berechnung des<br />

Erdschlussreststroms und der Ausbaureserve von gelöschten Netzen.<br />

4.1 Normenlage <strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> Deutschland<br />

In der ÖVE B1/1976 [15] und <strong>in</strong> der VDE 0228 Teil 2 [23] werden die Löschgrenzen (<strong>in</strong> A)<br />

<strong>für</strong> die verschiedenen Spannungsebenen angegeben (siehe Abbildung 3.8 und Tabelle 3.1).<br />

In der österreichischen Norm wird davon ausgegangen, dass die Grundschw<strong>in</strong>gung<br />

entscheidend <strong>für</strong> die Löschung ist („Maßgebend ist die Grundwelle“).<br />

In der ÖVE E 8383 [17] wird zur Berechnung der Berührungsspannungen der Effektivwert<br />

des Erdschlussreststroms herangezogen. Daher ist es nicht zulässig, bei der Bewertung<br />

e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes, nur die Grundschw<strong>in</strong>gung des Erdschlussreststroms zu betrachten,<br />

sondern man muss alle Frequenzen (technische Oberschw<strong>in</strong>gungen) <strong>in</strong> die Berechnung mit<br />

e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Bezüglich der physiologischen Wirkung von höherfrequenten Berührungsspannungen auf<br />

Menschen und Nutztiere gibt die VDE V 0140 [28] Auskunft. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist mit e<strong>in</strong>er<br />

Abnahme der Körperimpedanz mit steigender Frequenz und mit steigender Spannung zu<br />

rechnen [28].<br />

4.2 Berechnung der Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes<br />

Bei den Berechnungen wird meist nur der Grundschw<strong>in</strong>gungsanteil berücksichtigt, denn laut<br />

geltender Normenlage <strong>in</strong> Österreich [17] darf der Erdschlussrestrom IRest mit 10 % vom<br />

kapazitiven Erdschlussstrom ICE angenommen werden, wenn der exakte Wert nicht bekannt<br />

ist.<br />

Bei der Berechnung des Erdschlussreststroms und der Ausbaureserve mit Unterstützung<br />

von Versuch(en) wird entweder der Effektivwert oder der Grundschw<strong>in</strong>gungsanteil des<br />

Erdschlussreststroms aufgezeichnet, und <strong>in</strong> der Folge wird l<strong>in</strong>ear auf die Ausbaureserve<br />

hochgerechnet. Dadurch erhält man e<strong>in</strong> punktuelles Ergebnis (ort- und zeitabhängig) <strong>für</strong> den<br />

Erdschlussreststrom, aber man kann ke<strong>in</strong>e Aussage <strong>für</strong> das ganze Netz treffen, da man die<br />

örtlichen Resonanzen, die zeitabhängigen Oberschw<strong>in</strong>gungspegel und die ausbaubed<strong>in</strong>gte<br />

und schaltzustandsabhängige Veränderung der Resonanzen nicht berücksichtigt. Dieses<br />

punktuelle Ergebnis gilt nur <strong>für</strong> den Ort des Erdschlussversuchs bei dem vorhandenen<br />

Schaltzustand und bei den Oberschw<strong>in</strong>gungspegeln zum Versuchszeitpunkt.<br />

Seite 31/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

5 Methodik zur Abschätzung der Ausbaureserve und des<br />

Erdschlussreststroms<br />

Im Zuge der Ausbauplanung von gelöschten Netzen ist e<strong>in</strong>e Abschätzung der<br />

Ausbaugrenzen und des momentanen Erdschlussreststroms vorteilhaft, da man dadurch<br />

frühzeitig Maßnahmen zur E<strong>in</strong>haltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Normen) vorbereiten kann.<br />

Im folgenden Abschnitt werden die <strong>für</strong> die Bestimmung der <strong>Kabelreserve</strong> <strong>in</strong> gelöschten<br />

Netzen notwendigen mathematischen Zusammenhänge zusammenfassend dargestellt.<br />

5.1 Bestimmung der Obergrenze des Netzausbaus (ohne<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen)<br />

5.1.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Die Obergrenze des Netzausbaus wird durch die <strong>in</strong> der ÖVE B1 [15] festgelegte<br />

Löschgrenze IG bestimmt (siehe Tabelle 3.1 und Abbildung 3.8).<br />

Der im isolierten Netz auftretende kapazitive Erdschlussstrom ist bestimmt durch<br />

U B<br />

ICE = 3CE<br />

⋅ω<br />

3<br />

(5.1)<br />

IG… Löschgrenze<br />

CE… Erdkapazität e<strong>in</strong>es Leiters (e<strong>in</strong>er Phase)<br />

UB… höchste auftretende Betriebsspannung<br />

ω… Kreisfrequenz (2·π·f)<br />

ICE… kapazitiver Erdschlussstrom<br />

5.1.2 Herleitung des maximalen Netzausbaus ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

Absolute Grenze des Netzausbaus (beispielhaft <strong>für</strong> 50 Hz Drehstromnetze):<br />

I I<br />

= 2 (5.2)<br />

2<br />

50 G<br />

I50… Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />

U B<br />

I50 = 3CE<br />

⋅ ω ⋅ ⋅ (d + jv) = ICE<br />

(d + jv)<br />

3<br />

(5.3)<br />

2 UB<br />

2 2 2 2<br />

I 50 = (3CE⋅ω ⋅ ⋅ (d + jv) ) = I CE (d + v )<br />

3<br />

1 (5.4)<br />

1<br />

Der Lichtbogen ist weitgehend ohmsch. Die Phasenlage ist egal, da alle Lichtbögen auch bei<br />

ungünstigen Voraussetzungen mit 50 Hz bis IG löschen sollten.<br />

Seite 32/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Herleitung der maximalen Verstimmung v, um die Löschgrenze nicht zu überschreiten:<br />

I = I (d + v ) = I<br />

2 2 2 2 2<br />

50 CE G<br />

v =<br />

I −(d⋅I I<br />

)<br />

2 2<br />

G CE<br />

CE<br />

Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes IG nicht überschritten werden soll, muss <strong>für</strong><br />

die Verstimmung v als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter gelten:<br />

v<br />

I −(d⋅I I<br />

)<br />

2 2<br />

G CE<br />

≤ (5.6)<br />

CE<br />

Wenn der Wurzelausdruck e<strong>in</strong>en komplexen Wert ergibt (die Differenz der Ausdrücke < 0<br />

wird), dann bef<strong>in</strong>det man sich über der Ausbaugrenze. Das heißt, dass die Löschgrenze<br />

nicht mehr e<strong>in</strong>gehalten wird.<br />

Herleitung der maximalen Netzgröße CEmax aus Formel 5.4:<br />

(3C<br />

U<br />

⋅ω ) (d<br />

3<br />

+ v ) = I = I<br />

CE<br />

=<br />

IG<br />

UB<br />

2 2 2<br />

(3 ⋅ω ) ⋅ (d + v )<br />

3<br />

B 2 2 2 2 2<br />

E G G<br />

Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes IG nicht überschritten werden soll, muss <strong>für</strong><br />

die Erdkapazität pro Leiter CE als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter<br />

gelten:<br />

C<br />

E<br />

≤<br />

U<br />

3<br />

I<br />

G<br />

B 2 2<br />

(3 ⋅ω ) ⋅ (d + v )<br />

Anhand des folgenden Beispiels wird der pr<strong>in</strong>zipielle Unterschied bezüglich der<br />

Ausbaureserve von gelöschten Netzen zwischen Kabel und Freileitungen dargestellt.<br />

E<strong>in</strong>e zusätzliche Erdkapazität CE von z.B. 13 μF entspricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz e<strong>in</strong>em<br />

zusätzlichen kapazitiven Erdschlussstrom ICE von ca. 870 A (UB = 123 kV; f = 50 Hz). Dies<br />

entspricht e<strong>in</strong>er Länge von (siehe Tabelle 5.1) entweder<br />

(5.5)<br />

(5.7)<br />

(5.8)<br />

Seite 33/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

ca. 70 km VPE-Kabel (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung)<br />

oder<br />

ca. 30 km Ölkabel (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung)<br />

oder<br />

ca. 1900 km Freileitung (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung).<br />

Bezeichnung CE ICE<br />

[μF/km] [A/km]<br />

NA2XSY 3x150 Kabel 10 kV 0,356 2,18<br />

NA2XSY 3x240 Kabel 10 kV 0,505 3,02<br />

N2XS2Y 1x95 Kabel 20 kV 0,216 2,58<br />

Stalu 95/15 20-kV-Freileitung 0,006 0,072<br />

E-2XHMYY 240 VPE-Kabel 110 kV 0,13 8,70<br />

E-2XHM2Y 300 VPE-Kabel 110 kV 0,15 10,04<br />

E-2XHM2Y 400 VPE-Kabel 110 kV 0,17 11,38<br />

E-2XHM2Y 500 VPE-Kabel 110 kV 0,18 12,05<br />

E-APMUDY 150 Al-Ölkabel 110 kV 0,353 23,63<br />

E-PMDNY 300 Ölkabel 110 kV 0,339 22,69<br />

E-PMDNY 500 Ölkabel 110 kV 0,387 25,90<br />

E-APMUDY 500 Al-Ölkabel 110 kV 0,397 26,57<br />

ÖAKUDY 800 Ölkabel 110 kV 0,565 37,81<br />

ÖAHKUDY 850 Ölkabel 110 kV 0,48 32,13<br />

Al/St 240/40 110-kV-Freileitung 0,00377 0,25<br />

310/100 Donau 110-kV-Freileitung 0,00686 0,46<br />

Zum Vergleich:<br />

520/500 180/160 GIL 400 kV 0,054 3,61<br />

Tabelle 5.1: Kenngrößen von Hochspannungsleitungen je (Drehstrom-) System<br />

In Tabelle 5.1 s<strong>in</strong>d die Kenngrößen verschiedener Hochspannungsleitungen bezüglich des<br />

Erdschlussstrombeitrags dargestellt. Es ist ersichtlich, dass Kabel e<strong>in</strong>en wesentlich größeren<br />

Beitrag als Freileitungen zum Erdschlussstrom ICE leisten. Deshalb erreicht man die<br />

Ausbaugrenzen e<strong>in</strong>es gelöscht betriebenen Netzes bei Kabele<strong>in</strong>satz bis zu 70-mal<br />

schneller. Wenn man die auftretenden Resonanzen der Oberschw<strong>in</strong>gungen im<br />

Erdschlussreststrom berücksichtigt, dann erreicht man die Löschgrenze unter Umständen<br />

wesentlich schneller (siehe folgende Kapitel).<br />

Seite 34/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

5.1.3 Bestimmung der m<strong>in</strong>imalen Verstimmung<br />

Aufgrund der Unsymmetrie von Freileitungen <strong>in</strong> gelöschten Netzen (abhängig von der<br />

Verdrillung), ist es möglich, dass die Sternpunktverlagerungsspannung im Normalbetrieb<br />

besonders <strong>in</strong> der Nähe der Vollkompensation (siehe Formel 5.9) Werte erreicht, die im<br />

Betrieb nicht toleriert werden können. Die Sternpunktverlagerungsspannung wird zur<br />

Erdschlusserkennung herangezogen, und darf daher im fehlerfreien Betrieb e<strong>in</strong>e vom<br />

Netzbetreiber festgelegte Spannungshöhe UENgrenz nicht überschreiten.<br />

U<br />

EN<br />

k<br />

2<br />

v + d<br />

2<br />

U B<br />

⋅<br />

3<br />

= (5.9)<br />

UEN… Sternpunktverlagerungsspannung<br />

UB… Betriebsspannung<br />

d… Dämpfung<br />

v… Verstimmung<br />

k… Unsymmetriefaktor<br />

U ENgrenz<br />

p grenz =<br />

U B<br />

3<br />

(5.10)<br />

UENgrenz… maximale vom Netzbetreiber zugelassene Sternpunktverlagerungsspannung<br />

pgrenz… auf UB bezogene Sternpunktverlagerungsspannung<br />

2<br />

1E + ⋅ 2E + ⋅ 3E E<br />

C a C a C ΔC<br />

k = ≈<br />

C + C + C 3⋅C 1E 2E 3E E<br />

ΔCE… Unsymmetrie<br />

CXE… Erdkapazität e<strong>in</strong>er Phase<br />

a… Drehoperator<br />

aus Formel 5.9 folgt:<br />

2<br />

⎛ 2 k U ⎞<br />

B 2<br />

= ⎜ ⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

UENgrenz 3 ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

(5.11)<br />

v -d<br />

(5.12)<br />

Daher gilt:<br />

Seite 35/82


k<br />

v d<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

≥<br />

2<br />

− 2<br />

pgrenz<br />

2<br />

(5.13)<br />

5.2 Maximaler Netzausbau mit Berücksichtigung von<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen und Resonanzen<br />

In e<strong>in</strong>igen Veröffentlichungen ([5], [22], [24]) wird das Thema der Bedeutung der<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen angesprochen, wobei von e<strong>in</strong>igen Netzbetreibern Messungen<br />

durchgeführt wurden (Erdschlussversuche).<br />

Herleitung<br />

Grenze des Netzausbaus / der Netzgröße:<br />

Höhere als die siebente Oberschw<strong>in</strong>gung werden im Folgenden nicht berücksichtigt, da sie<br />

<strong>in</strong> der Praxis üblicherweise vernachlässigbar kle<strong>in</strong>e Werte annehmen.<br />

2<br />

50<br />

2<br />

150<br />

2<br />

250<br />

2<br />

350<br />

2<br />

G<br />

I + I + I + I + .... = I<br />

(5.14)<br />

I50… Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />

I150… Erdschlussreststrom der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

I250… Erdschlussreststrom der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

I350… Erdschlussreststrom der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

Bemerkung: Die Löschgrenze (Stromstärke) wird als Effektivwert angenommen. Der Effektivwert ist e<strong>in</strong> Maß <strong>für</strong><br />

den Energieumsatz im Lichtbogen. Dieser Energieumsatz ist e<strong>in</strong> wichtiges Maß <strong>für</strong> die Löschung des<br />

Lichtbogens.<br />

Die Phasenlage des Erdschlussreststromes, die Nulldurchgänge, die Kurvenform und Flankensteilheit des<br />

Reststromes haben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Lichtbogenlöschung.<br />

Es gibt zum Lichtbogenverhalten <strong>für</strong> f ≠ 50 Hz bereits Messungen ([35],[36]). Diese Messungen wurden <strong>in</strong><br />

realen Netzen durchgeführt (daher konnte man nicht die Phasenlagen, die Amplituden und andere<br />

entscheidende Faktoren e<strong>in</strong>stellen). Ergebnis dieser Messungen war, dass leichte<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile die Löschung erleichtern, überwiegende Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile die Löschung<br />

jedoch erschweren ([35],[36]). In verschiedenen Versuchen (Variation der OS, der Phasenlagen, der<br />

Amplituden, …) könnte man eventuell Gesetzmäßigkeiten entdecken. deshalb werden die Anteile der 50-<br />

Hz-Grundschw<strong>in</strong>gung und der Oberschw<strong>in</strong>gungen quadratisch addiert.<br />

In der VDE V 140 (IEC 479-1) [28] wird die Wirkung des elektrischen Stromes auf Menschen und Nutztiere<br />

dargestellt. Dar<strong>in</strong> ist die Gesamtkörperimpedanz <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Frequenz dargestellt, es gibt<br />

aber ke<strong>in</strong>e Untersuchung der Abhängigkeit der Gesamtkörperimpedanz von e<strong>in</strong>em Frequenzgemisch. Die<br />

zulässigen Maximalströme durch den menschlichen Körper werden nur <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Frequenz zwischen 15<br />

und 100 Hz angegeben (siehe auch Abbildung 3.9).<br />

Seite 36/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Bestimmung der Oberschw<strong>in</strong>gungsverstimmung:<br />

1<br />

2 1<br />

v1 = 1−<br />

⇒ v<br />

2<br />

n = −<br />

= (v1<br />

+ n −1)<br />

2<br />

2<br />

3ω C L<br />

⋅ ( ⋅ π ⋅ ⋅ ) C L<br />

n<br />

f 2 3<br />

1<br />

1<br />

E<br />

D<br />

0 n<br />

vn… Verstimmung aus Sicht der n-ten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

n… Ordnung der Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

ω… Kreisfrequenz = 2⋅π⋅f0⋅n<br />

E<br />

D<br />

(5.15)<br />

Im Folgenden wird die Verstimmung der Grundschw<strong>in</strong>gung (v1) mit dem Buchstaben v<br />

bezeichnet.<br />

Grundschw<strong>in</strong>gung:<br />

UB<br />

I50<br />

= p1<br />

⋅g1<br />

⋅3CE<br />

⋅ω<br />

⋅ ⋅ (d + jv) = ICE(d<br />

+ jv)<br />

3<br />

(5.16)<br />

2<br />

UB<br />

2 2 2<br />

I50<br />

= ( p1<br />

⋅ g1<br />

⋅3CE<br />

⋅ ω⋅<br />

) ⋅ (d + v )<br />

3<br />

g1… Güte der Grundschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ = 1<br />

gesetzt)<br />

p1… Anteil der Grundschw<strong>in</strong>gung (=1)<br />

3-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

150 UB<br />

I150<br />

= g3<br />

⋅p<br />

3 ⋅ ⋅3CE<br />

⋅ω<br />

⋅ ⋅(d3<br />

+ jv3)<br />

50 3<br />

2 150 UB<br />

2 2 2<br />

I150<br />

= ( g3<br />

⋅p<br />

3 ⋅ ⋅3CE<br />

⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(d3<br />

+ v3<br />

)<br />

50 3<br />

(5.17)<br />

g3… Güte der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ =1<br />

gesetzt)<br />

p3… Anteil der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

d3… Dämpfung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v3, im Folgenden<br />

=0 gesetzt)<br />

v3… Verstimmung aus Sicht der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.89)<br />

5-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

250 UB<br />

I250<br />

= g5<br />

⋅ p5<br />

⋅ ⋅3CE<br />

⋅ω<br />

⋅ ⋅ (d5<br />

+ jv5)<br />

50 3<br />

2 250 UB<br />

2 2 2<br />

I250<br />

= ( g5<br />

⋅ p5<br />

⋅ ⋅3CE<br />

⋅ ω⋅<br />

) ⋅ (d5<br />

+ v5<br />

)<br />

50 3<br />

(5.18)<br />

g5… Güte der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (bei Resonanz = 8.7)<br />

p5… Anteil der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (üblicherweise kle<strong>in</strong>er als 0,02 )<br />

d5… Dämpfung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v5, im Folgenden<br />

=0 gesetzt)<br />

v5… Verstimmung aus Sicht der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.96)<br />

Seite 37/82


7-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

350 UB<br />

I350<br />

= g7 ⋅ p7<br />

⋅ ⋅3CE<br />

⋅ω<br />

⋅ ⋅ (d7<br />

+ jv7<br />

)<br />

50 3<br />

(5.19)<br />

2 350 UB<br />

2 2 2<br />

I350<br />

= ( g7⋅<br />

p7<br />

⋅ ⋅3CE<br />

⋅ ω⋅<br />

) ⋅ (d7<br />

+ v7<br />

)<br />

50 3<br />

g7… Güte der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ<br />

=1 gesetzt)<br />

p7… Anteil der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (üblicherweise kle<strong>in</strong>er als 0,01)<br />

d7… Dämpfung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v7, im<br />

Folgenden =0 gesetzt)<br />

v7… Verstimmung aus Sicht der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.98)<br />

Herleitung der maximalen Verstimmung v<br />

2 U B 2 2 2 150 U B 2 2<br />

I G = ( 3C<br />

E ⋅ω<br />

) (d + v ) + ( p 3 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

3 ) +<br />

3<br />

50 3<br />

250 U B 2 2 350 U B 2<br />

+ ( g 5 ⋅p<br />

5 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

5 ) + ( p 7 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

7<br />

50<br />

3<br />

50<br />

3<br />

I<br />

2<br />

G<br />

+<br />

( g<br />

U B 2 2<br />

U B<br />

= ( 3C<br />

E ⋅ ω ) ⋅ v + ( 3C<br />

E ⋅ ω )<br />

3<br />

3<br />

5<br />

⋅ p<br />

5<br />

⋅<br />

250<br />

50<br />

)<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

5<br />

) +<br />

( p<br />

7<br />

⋅<br />

350<br />

50<br />

)<br />

2<br />

2<br />

⋅ (v<br />

⋅ ( d<br />

UB 2 2 2 UB 2 2 150 2<br />

(3C E⋅ω ) ⋅ v = I G −(3C E⋅ω) ⋅ (d + (p 3⋅)<br />

⋅<br />

3 3<br />

50<br />

2 250 2 2 350 2 2<br />

⋅ (v 3 ) + (g5⋅p 5⋅ ) ⋅ (v 5 ) + (p 7⋅ ) ⋅(v<br />

7 ))<br />

50 50<br />

2<br />

7<br />

))<br />

2<br />

+<br />

( p<br />

3<br />

150<br />

⋅ )<br />

50<br />

2<br />

2<br />

)<br />

⋅ (v<br />

2<br />

3<br />

) +<br />

(5.20)<br />

(5.21)<br />

(5.22)<br />

Die folgende allgeme<strong>in</strong>e Formel (5.23) be<strong>in</strong>haltet 13 verschiedene Parameter, die alle e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Kabelreserve</strong> des Netzes haben. Durch diese Komplexität ergibt sich e<strong>in</strong><br />

vieldimensionaler Lösungsraum. Deshalb wird die Formel im Folgenden nach der<br />

Verstimmung (bezogen auf die Grundschw<strong>in</strong>gung) und nach der Erdkapazität des Netzes<br />

aufgelöst, um die Ergebnisse aus <strong>in</strong>genieursmäßiger Sicht anschaulich darzustellen (siehe<br />

unten).<br />

Seite 38/82


v<br />

2<br />

I<br />

=<br />

2<br />

G<br />

− ( 3C<br />

E<br />

U B<br />

⋅ω<br />

)<br />

3<br />

2<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

⋅ ( d<br />

2<br />

+ ( p<br />

3<br />

150<br />

⋅ )<br />

50<br />

2<br />

⋅ (v<br />

( 3C<br />

2<br />

3<br />

E<br />

) + ( g<br />

5<br />

U B<br />

⋅ω<br />

)<br />

3<br />

⋅ p<br />

2<br />

5<br />

250<br />

⋅ )<br />

50<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

5<br />

) + ( p<br />

7<br />

350<br />

⋅ )<br />

50<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

7<br />

))<br />

(5.23)<br />

Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes (IG) nicht überschritten werden soll, muss<br />

<strong>für</strong> die Verstimmung v als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter gelten:<br />

2 U B 2 2<br />

2 2<br />

2 2<br />

2 2<br />

IG<br />

− ( 3C<br />

E ⋅ω<br />

) ⋅ ( d + ( p3<br />

⋅ 3)<br />

⋅ (v3<br />

) + ( g 5 ⋅ p5<br />

⋅ 5)<br />

⋅ (v5<br />

) + ( p7<br />

⋅ 7)<br />

⋅ (v7<br />

))<br />

3<br />

v ≤ (5.24)<br />

U B<br />

( 3C<br />

E ⋅ω<br />

)<br />

3<br />

Wenn der Wurzelausdruck <strong>in</strong> Formel 5.24 e<strong>in</strong>e komplexe Lösung ergibt, dann gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

mögliche Verstimmung, bei der die Löschgrenze unterschritten wird.<br />

Herleitung der maximalen Erdkapazität CEmax (Maß <strong>für</strong> die Netzgröße)<br />

2 U B 2 2 2 150 U B 2 2<br />

I G = ( 3C<br />

E ⋅ω<br />

) (d + v ) + ( p 3 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

3 ) +<br />

3<br />

50 3<br />

250 U B 2 2 350 U B 2<br />

+ ( g 5 ⋅p<br />

5 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

5 ) + ( p 7 ⋅ ⋅3C<br />

E ⋅ω<br />

⋅ ) ⋅(v<br />

7<br />

50<br />

3<br />

50<br />

3<br />

2 2 U B 2 2 2 150 2<br />

IG<br />

= CE ( 3⋅<br />

ω ) ⋅ ((d + v ) + ( p3<br />

⋅ ) ⋅ (v<br />

3<br />

50<br />

250 2 2 350 2 2<br />

+ ( g 5 ⋅ p5<br />

⋅ ) ⋅ (v5<br />

) + ( p 7 ⋅ ) ⋅ (v7<br />

))<br />

50<br />

50<br />

C<br />

2<br />

E<br />

=<br />

U B 2<br />

( 3⋅<br />

ω ) ⋅ ((d<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

+ v ) + ( p ⋅3)<br />

⋅ (v<br />

3<br />

I<br />

2<br />

3<br />

2<br />

G<br />

2<br />

3<br />

) + ( g<br />

) +<br />

5<br />

⋅ p<br />

5<br />

⋅5)<br />

2<br />

2<br />

)<br />

⋅ (v<br />

2<br />

5<br />

) + ( p<br />

7<br />

⋅ 7)<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

7<br />

))<br />

(5.25)<br />

(5.26)<br />

(5.27)<br />

Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes (IG) nicht überschritten werden soll, muss<br />

<strong>für</strong> die Erdkapazität pro Leiter CE, als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter,<br />

gelten:<br />

C<br />

E<br />

≤<br />

U B<br />

3⋅<br />

ω ⋅<br />

3<br />

d<br />

2<br />

+ v<br />

2<br />

+ ( p<br />

3<br />

⋅3)<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

3<br />

I<br />

G<br />

) + ( g<br />

5<br />

⋅ p<br />

5<br />

⋅5)<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

5<br />

) + ( p<br />

7<br />

⋅ 7)<br />

2<br />

⋅ (v<br />

2<br />

7<br />

)<br />

(5.28)<br />

Seite 39/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Wie gemäß Tabelle 5.1 ersichtlich ist, ergibt sich durch den jeweils vorliegenden<br />

Netzausbauzustand (Längen der vorhandenen Freileitungen und Kabel <strong>in</strong> km) e<strong>in</strong><br />

bestimmter (summierter) Wert des Erdschlussstromes und e<strong>in</strong> daraus resultierender<br />

Erdschlussreststrom. Der Erdschlussreststrom muss kle<strong>in</strong>er als die Löschgrenze IG bleiben.<br />

Die Differenz zwischen dem momentanen Netzausbauzustand (Netzgröße vor Ausbau) und<br />

dem fiktiven maximalen Ausbau (Löschgrenze) steht <strong>für</strong> zusätzliche Ausbauten von<br />

Freileitungen und Kabeln im Löschbezirk zu Verfügung.<br />

Als „<strong>Kabelreserve</strong>“ wird die Obergrenze des möglichen Kabelzubaus <strong>in</strong> km <strong>in</strong> dem<br />

betrachteten Netzteil bezeichnet – d.h. die <strong>Kabelreserve</strong> bezeichnet jene zubaubare Länge<br />

an Kabeln, die zum Verzehr der vorhandenen Löschreserve führt (ke<strong>in</strong>e Zubauten von<br />

Freileitungen mehr möglich).<br />

5.2.1 Zentrale Aufstellung der Löschspulen<br />

Der E<strong>in</strong>satz von zentral aufgestellten Löschspulen vergrößert im Vergleich zu dezentraler<br />

Kompensation die auftretenden Erdschlussströme, die sich im Fehlerfall im Netz ausbilden.<br />

Dadurch vergrößert sich der auftretende Erdschlussreststrom und die Strombelastung der<br />

Leitungen [10]. In unvermaschten Mittelspannungsnetzen (z.B. 10-kV-Netzen) werden die<br />

Löschspulen üblicherweise zentral aufgestellt.<br />

5.2.2 Dezentrale Aufstellung der Löschspulen (unmittelbare<br />

Kompensation an den Erdkapazitäten)<br />

Es ist auf jeden Fall von Vorteil, die kapazitiven Erdschlussströme am Entstehungsort zu<br />

kompensieren um die auftretenden Erdschlussrestströme zu m<strong>in</strong>imieren. Bei Kabelstrecken<br />

ist es zusätzlich von Vorteil, diese direkt zu kompensieren, da größere nicht direkt<br />

kompensierte Kabelstrecken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz nicht mehr ohne weiteres abgeschaltet werden<br />

können (notwendig bei der händischen Erdschlusssuche), da sonst zu große<br />

Erdschlussrestströme die Folge se<strong>in</strong> können. In ausgedehnten und vermaschten<br />

Hochspannungsnetzen (z.B. 110-kV-Netzen) werden die Löschspulen üblicherweise<br />

weitgehend dezentral aufgestellt.<br />

Seite 40/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

5.3 Abschätzung der Ausbaureserve<br />

In der folgenden Abbildung 5.1 wird auf Basis der Zusammenhänge, die <strong>in</strong> den<br />

vorangegangenen Kapiteln beschrieben s<strong>in</strong>d, das Ergebnis der Berechnung der<br />

Kabelausbaureserve e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes als Funktion des zusätzlichen Kabelausbaus<br />

und der Verstimmung grafisch visualisiert.<br />

Die Berechnung <strong>in</strong> dieser Form ist nur e<strong>in</strong>e Abschätzung, da man ohne Berücksichtigung<br />

des Schaltzustandes (der ortsabhängigen Resonanzsituation, siehe Kapitel 6.1.3) ke<strong>in</strong>e<br />

genaue Berechnung des Erdschlussreststroms durchführen kann.<br />

Ausgehend von Formel 5.28 werden weitere technische Parameter e<strong>in</strong>bezogen, um den<br />

Anforderungen des Netzbetriebs Rechnung zu tragen. In der folgenden beispielhaften<br />

Abschätzung der <strong>Kabelreserve</strong> (Abbildung 5.1) werden die wesentlichen Parameter<br />

dargestellt und im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> beschrieben.<br />

In dieser Abbildung sieht man, grün dargestellt, den möglichen Betriebsbereich dieses<br />

kompensiert betriebenen Netzes. Dieser Betriebsbereich ist begrenzt durch die maximale<br />

und die m<strong>in</strong>imale Verstimmung, die <strong>in</strong> diesem Netz zulässig s<strong>in</strong>d. Die Kabelausbaureserve<br />

ist bei e<strong>in</strong>er gewünschten Kabelausbaulänge e<strong>in</strong>e Funktion der Variationen bestimmter, als<br />

fix angenommener Parameter. Diese Parameter s<strong>in</strong>d z.B. die Netzgröße und Struktur des<br />

Netzes (Kabel-/Freileitungsanteil, ICE), die Betriebsspannung, die Schaltsicherheitsreserve<br />

(notwendige Ortungskapazität), der Anteil der verschiedenen Spannungsoberschw<strong>in</strong>gungen,<br />

die Verstimmung der Löschspulen, der Dämpfung und die maximal zugelassene<br />

Verlagerungsspannung. Für den zusätzlichen Kabelausbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz wird im<br />

folgenden Beispiel e<strong>in</strong> repräsentatives Kabel mit e<strong>in</strong>em kapazitiven Erdschlussstrom (ICE)<br />

von 12 A/km gewählt.<br />

Seite 41/82


5.3.1 Interpretation der Grafik<br />

Abbildung 5.1: <strong>Kabelreserve</strong> (Beispiel)<br />

E<strong>in</strong>gangsparameter:<br />

Netzgröße vor Ausbau (im Beispiel 890 A):<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Ausbauzustand des Netzes vor dem Zubau von Kabelstrecken, gekennzeichnet durch den<br />

kapazitiven Erdschlussstrom ICE <strong>in</strong> A.<br />

Unsymmetriefaktor k (im Beispiel 0,46 %):<br />

Aus Messergebnissen direkt als Funktion der Verlagerungsspannung, der Verstimmung und<br />

Dämpfung sowie der Betriebsspannung berechnet.<br />

Schaltreserve (im Beispiel 40 A):<br />

Die notwendige Ortungskapazität (Schaltreserve) orientiert sich an üblichen Kabellängen und<br />

an den daraus resultierenden üblichen kapazitiven Erdschlussstrombeiträgen. Sie wird mit<br />

40 Ampere angenommen, um zu gewährleisten, dass das zur Ortung des Erdschlusses<br />

notwendige Ausschalten e<strong>in</strong>er Leitung mit e<strong>in</strong>em kapazitiven Erdschlussbeitrag von 40<br />

Ampere (ca. 4km Kabel) nicht zu e<strong>in</strong>em Zustand führt, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> auftretender Erdschluss zu<br />

unzulässigen Zuständen (z.B. Überschreiten der Löschgrenze) führt. Dies ist dann der Fall,<br />

wenn ke<strong>in</strong>e der Leitung zugeordnete Spule gleichzeitig abgeschaltet wird.<br />

Güte (im Beispiel 1):<br />

Seite 42/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

E<strong>in</strong>e Güte von 1 bedeutet, dass Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen, die <strong>in</strong> realen Netzen auftreten<br />

können, nicht betrachtet werden (konservativer, abschätzender Ansatz)<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen / Harmonische (im Beispiel 0,2, 1 und 0,5 %):<br />

Anteil der Spannungsoberschw<strong>in</strong>gungen z.B. <strong>für</strong> die 3., 5. und 7. Oberschw<strong>in</strong>gung.<br />

Dämpfung (im Beispiel 2,9 %):<br />

Anteil der Dämpfung im kompensierten Netz.<br />

UEN max (im Beispiel 10 %):<br />

Vom Netzbetreiber im Normalbetrieb maximal zugelassene Verlagerungsspannung <strong>in</strong><br />

Prozent.<br />

Spannung ( im Beispiel 123 kV):<br />

Betriebsspannung des Netzes.<br />

v / Verstimmung (im Beispiel 4 %):<br />

Die vom Netzbetreiber gewünschte Verstimmung <strong>in</strong> % wird zur leichteren Sichtbarkeit der<br />

Ausbaureserve e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

Koord<strong>in</strong>aten<br />

Auf der Ord<strong>in</strong>ate wird die Verstimmung v und auf der Abszisse der Kabelzubau <strong>in</strong><br />

Kabelkilometer (12 A kapazitiver Erdschlussstrom pro km Kabel) dargestellt.<br />

Grenzkurven und Bereiche:<br />

Löschgrenze:<br />

Die Löschgrenze <strong>in</strong> dieser Abbildung zeigt die absolute Obergrenze der Verstimmung ohne<br />

Sicherheitsreserve im vorliegenden Netz. Dies bedeutet, dass der Erdschlussreststrom von<br />

132 A nicht überschritten wird, und die Sicherheitsreserve e<strong>in</strong>gehalten wird, diese ist e<strong>in</strong>e<br />

Funktion der Löschgrenze (IG =132 A), der Dämpfung (d), der Oberschw<strong>in</strong>gungen (THD), des<br />

Ausbaugrades (CE ≈ ICE), und der Betriebsspannung (UB).<br />

E<strong>in</strong>stellunsicherheit:<br />

Seite 43/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Die E<strong>in</strong>stellunsicherheit wurde mit vmax = vmax – 1 % angenommen.<br />

Es ist nämlich i.d.R. nicht möglich, die Löschspulen auf die momentane Netzsituation a priori<br />

extrem genau e<strong>in</strong>zustellen, da man die bei e<strong>in</strong>em realen Netzerdschluss durch die<br />

Petersenspule fließenden Löschspulenströme (Sättigung <strong>in</strong> Abhängigkeit von der realen<br />

Betriebsspannung) nicht exakt und auch die Witterungse<strong>in</strong>flüsse (Dämpfung, Korona, …) nur<br />

bed<strong>in</strong>gt kennt („E<strong>in</strong>stellunsicherheit“). Zusätzlich muss man e<strong>in</strong>e Schaltreserve e<strong>in</strong>planen, da<br />

man den Fehlerort bei manchen dauerhaften Erdschlüssen nur durch Schaltversuche genau<br />

lokalisieren kann. Dies bedeutet, dass es bei der Abschaltung von Leitungen zu höheren<br />

Erdschlussrestströmen kommt (höhere Verstimmung).<br />

Notwendige Ortungskapazität<br />

Die notwendige Ortungskapazität (Schaltreserve) garantiert e<strong>in</strong>e Reserve <strong>für</strong> die<br />

Fehlersuche im Erdschlussfall.<br />

Verlagerungsgrenze:<br />

Die Verlagerungsgrenze <strong>in</strong> Abbildung 5.1 zeigt die absolute Untergrenze der Verstimmung,<br />

die nötig ist, um den e<strong>in</strong>gestellten Wert der Verlagerungsspannung nicht zu überschreiten<br />

(siehe Kapitel 5.1.3). Diese Grenze ist e<strong>in</strong>e Funktion der Unsymmetrie (k), der maximalen<br />

Verlagerungsspannung (UENmax), der Dämpfung (d), und der Betriebsspannung (UB). Die<br />

Verlagerungsspannung muss zur sicheren Erdschlusserkennung unter 30 % bleiben, womit<br />

die nötige Sicherheitsreserve mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gestellten maximalen Verlagerungsspannung von<br />

beispielsweise 15 % bereits vorgegeben ist.<br />

Seite 44/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

In Abbildung 5.2 sieht man exemplarisch den möglichen Betriebsbereich e<strong>in</strong>es kompensiert<br />

(gelöscht) betriebenen 110-kV-Netzes <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Verlagerungsspannung (blau)<br />

und dem Erdschlussreststrom (rot). Der zulässige Betriebsbereich (grün) wird e<strong>in</strong>erseits<br />

(l<strong>in</strong>ke Begrenzung) durch die maximale Verlagerungsspannung (kle<strong>in</strong>er 15 %), und<br />

andererseits (rechte Begrenzung) durch den maximalen Kompensationsfehlstrom unter<br />

Berücksichtigung der technischen Sicherheitsreserve („E<strong>in</strong>stellunsicherheit“ v = 1 %) und der<br />

Schaltsicherheitsreserve (notwendige Ortungskapazität = 40 A) bestimmt.<br />

Die maximale Verlagerungsspannung s<strong>in</strong>kt mit dem zusätzlichen Kabelausbau, da sich<br />

Kabel symmetrierend auf das Netz auswirken.<br />

Abbildung 5.2: Resonanzkurve - Betriebsbereich (Beispiel)<br />

Seite 45/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

6 Methodik zur Berechnung des Erdschlussreststroms<br />

Um den Erdschlussreststrom mit den Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströmen genau berechnen zu<br />

können, muss das Netz <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten nachgebildet werden.<br />

6.1 Verifikation der Ausgangsbasis<br />

Zur Verifikation der Ausgangsbasis wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® und <strong>in</strong><br />

Neplan® erstellt, mit dessen Hilfe man verschiedene Oberschw<strong>in</strong>gungse<strong>in</strong>speisungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em gelöschten Netz simulieren kann.<br />

Dieses Netzmodell ist wie <strong>in</strong> Abbildung 6.1 und Abbildung 6.2 dargestellt aufgebaut.<br />

Abbildung 6.1: E<strong>in</strong>l<strong>in</strong>ienersatzschaltbild des Netzmodells<br />

Seite 46/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 6.2: Netzmodell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® mit E<strong>in</strong>speisung des Oberschw<strong>in</strong>gungsstromes <strong>in</strong><br />

der Mitte der Freileitung<br />

Das Netzmodell besteht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundkonfiguration aus e<strong>in</strong>em Kabel und zwei<br />

Freileitungsstücken (siehe Abbildung 6.2). In diesem Netz kann man die Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

an verschiedenen Stellen e<strong>in</strong>speisen, den Fehlerort durch Veränderung der<br />

Freileitungslängen beliebig verändern und die Kabellänge variieren.<br />

Die Netzparameter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 6.1 ersichtlich.<br />

Freileitung Kabel<br />

Länge <strong>in</strong> km 50 2-22<br />

R1' <strong>in</strong> Ω/km 0,119 0,095<br />

X1' <strong>in</strong> Ω/km 0,355 0,141<br />

C0' <strong>in</strong> μF/km 0,006 0,13<br />

Tabelle 6.1: Netzparameter des Netzmodells<br />

E<strong>in</strong>e genaue Berechnung des Erdschlussreststromes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz ist nur möglich wenn<br />

man von den folgenden Annahmen ausgehen kann.<br />

6.1.1 Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung<br />

Um den Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung zu ergründen, werden die<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen an verschiedenen Orten e<strong>in</strong>gespeist (siehe Abbildung 6.2 und Abbildung<br />

6.3), und so angepasst, dass die Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am Fehlerort gleich bleibt. Im<br />

Seite 47/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Netzmodell wurde beispielhaft die fünfte Oberschw<strong>in</strong>gung simuliert. Laut<br />

Superpositionspr<strong>in</strong>zip muss der resultierende Erdschlussreststrom <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Fällen gleich se<strong>in</strong>.<br />

Abbildung 6.3: Netzmodell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® mit E<strong>in</strong>speisung des Oberschw<strong>in</strong>gungsstromes am<br />

Ende der Freileitung<br />

Es wurden drei verschiedene Simulationen durchgeführt, bei denen die<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungse<strong>in</strong>speisung e<strong>in</strong>mal am Anfang der Freileitung (bei der E<strong>in</strong>speisung),<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Mitte der Freileitung (nach 50 km) und e<strong>in</strong>mal am Ende der Freileitung (am<br />

Fehlerort) platziert wurde (siehe Abbildung 6.1 - 6.3).<br />

E<strong>in</strong>speisung der Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

Anfang der<br />

Freileitung<br />

Mitte der<br />

Freileitung<br />

am Fehlerort<br />

I5 E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> A 100 30,92 11,16<br />

U5 am Fehlerort <strong>in</strong> V 1960 1960 1960<br />

U5 am Fehlerort <strong>in</strong> % 3 3 3<br />

Fehlerstrom IF1 <strong>in</strong> A 11,66 11,66 11,66<br />

Fehlerstrom IF5 <strong>in</strong> A 13,57 13,56 13,57<br />

Tabelle 6.2: Ortsunabhängigkeit der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung<br />

Seite 48/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

In Tabelle 6.2 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der Berechnung dargestellt. Man sieht, dass die<br />

Amplitude des Erdschlussreststroms der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung von der<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor Fehlere<strong>in</strong>tritt, aber nicht vom Ort ihrer Erzeugung abhängig<br />

ist. Die Phasenlage des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms ist aber vom Ort der Erzeugung<br />

abhängig, da die Längsimpedanzen der Leitungen e<strong>in</strong>e Phasendrehung verursachen. Diese<br />

unterschiedlichen Phasenlagen könnten e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Erdschlusslöschung haben.<br />

(siehe Kapitel 10).<br />

In den folgenden Abbildung 6.4 und Abbildung 6.5 s<strong>in</strong>d die Spannungen am Fehlerort und<br />

der Fehlerstrom beispielhaft dargestellt. Man sieht, dass die Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />

Phasenspannungen auf den ersten Blick nicht erkennbar s<strong>in</strong>d, aber dennoch große<br />

Fehlerströme verursachen.<br />

Abbildung 6.4: Spannungen am Fehlerort<br />

Seite 49/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 6.5: Erdschlussreststrom im Netzmodell<br />

6.1.2 L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung<br />

und –strom<br />

Wenn man die Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme im Erdschlussfall anhand von Messungen der<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen im fehlerfreien Betrieb berechnen oder abschätzen will, dann<br />

muss e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen diesen Werten gegeben se<strong>in</strong>. In Abbildung 6.6<br />

werden die Ergebnisse der Berechnungen im Netzmodell (siehe Abbildung 6.1 - 6.3)<br />

dargestellt. Man sieht den l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsstrome<strong>in</strong>speisung, Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am Fehlerort und dem<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom.<br />

Seite 50/82


Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor dem Fehler <strong>in</strong> V<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

L<strong>in</strong>earität des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms an e<strong>in</strong>em Fehlerort<br />

0<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

E<strong>in</strong>gespeister Oberschw<strong>in</strong>gungsstrom <strong>in</strong> A<br />

Abbildung 6.6: L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Spannung und Strom an e<strong>in</strong>em Ort<br />

Da man laut Abbildung 6.6 von e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen und Oberschw<strong>in</strong>gungsströmen ausgehen kann, ist es möglich<br />

die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im Erdschlussreststrom entsprechend der erwarteten oder<br />

gemessenen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen zu skalieren.<br />

6.1.3 Resonanz entlang e<strong>in</strong>er Leitung<br />

Zur Berechnung der Resonanzverhältnisse bei Veränderung des Erdschlussorts entlang<br />

e<strong>in</strong>er Leitung <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>fachen Netzmodell, wurde das Netzmodell auf Neplan® übertragen,<br />

und die Parameter wurden variiert. Neplan® rechnet <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten, und<br />

die Ergebnisse können anhand e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Ersatzschaltbildes <strong>in</strong> symmetrischen<br />

Komponenten (siehe Abbildung 6.7) nachgerechnet werden.<br />

U5<br />

IF5<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom <strong>in</strong> A<br />

Seite 51/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 6.7: Ersatzschaltbilder zur e<strong>in</strong>fachen Berechnung der Resonanz<br />

Mit dem Ersatzschaltbild (Abbildung 6.7) kommt man zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Formel zur<br />

Abschätzung der Fehlerentfernung (Freileitungslänge = lResonanz) bei Resonanz, z.B. der<br />

fünften Oberschw<strong>in</strong>gung:<br />

Aus<br />

1<br />

f= 0<br />

(6.1)<br />

2⋅π⋅ LC<br />

Folgt (vere<strong>in</strong>facht)<br />

2<br />

⎛ 1 ⎞<br />

⎜<br />

⋅π⋅<br />

⎟<br />

⎝2 f ⎠ 2⋅LTransformator l Resonanz= −<br />

<strong>in</strong>km<br />

' '<br />

. (6.2)<br />

C ⋅6⋅L 6⋅L E Leitung Leitung<br />

lResonanz Länge der Freileitung <strong>in</strong> km <strong>für</strong> Resonanz der gewählten Frequenz<br />

LTransformator Induktivität des Transformators L 1 = L 2<br />

L’Leitung Induktivität der Freileitung = 6·L1; (L0 = 4·L1; L1 = L2)<br />

Um den Charakter der Stromoberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen bei ortsvariablem Erdschluss<br />

darzustellen, wurde der Fehlerort entlang der Leitung (siehe Abbildung 6.1) variiert. Wie <strong>in</strong><br />

Abbildung 6.8 ersichtlich, tritt die Resonanz <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Fehlerentfernung, von<br />

der Kabellänge und vom Oberschw<strong>in</strong>gungspegel auf. Deshalb kann man ohne Kenntnis<br />

der Resonanzsituation im Netz nicht von der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor<br />

Fehlere<strong>in</strong>tritt auf den Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom schließen.<br />

Seite 52/82


Reststrom <strong>in</strong> A pro % des Spannungspegels der fünften<br />

Oberschw<strong>in</strong>gung vor dem Fehler<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Resonanz der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung im Modellnetz<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Fehlerort auf der Freileitung <strong>in</strong> %<br />

2 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />

7 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />

12 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />

17 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />

22 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />

2 km Kabel (Neplan)<br />

7 km Kabel Neplan<br />

12 km Kabel (Neplan)<br />

17 km Kabel (Neplan)<br />

22 km Kabel (Neplan)<br />

Abbildung 6.8: Resonanz des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms entlang e<strong>in</strong>er Leitung (Berechnungen <strong>in</strong><br />

Neplan® und <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k®)<br />

In Abbildung 6.8 s<strong>in</strong>d die Berechnungsergebnisse aus Neplan® und aus Matlab® Simul<strong>in</strong>k®<br />

dargestellt. In den Berechnungen wurde die Kabellänge von 2 km bis 22 km variiert (siehe<br />

Abbildung 6.1).<br />

Seite 53/82


6.2 Simulation <strong>in</strong> Neplan®<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Verschiedene Netze wurden im Netzberechnungsprogramm Neplan® nachgebildet. In<br />

diesem Netzberechnungsprogramm werden bei Kurz- und Erdschlüssen nur die<br />

netzfrequenten (50-Hz) Anteile berechnet.<br />

Es ist zwar möglich, mit Neplan® e<strong>in</strong>e Oberschw<strong>in</strong>gungsanalyse im Nullsystem<br />

durchzuführen, wodurch man Resonanzkurven erhält, aber Löschspulen werden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Um trotzdem mit diesem Netzberechnungsprogramm Erdschlüsse mit mehreren<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungskomponenten zu berechnen, müssen die Netzparameter auf die jeweilige<br />

Oberschw<strong>in</strong>gung umgestellt werden. Dazu werden alle Impedanzen und Kapazitäten mit der<br />

Ordnungszahl der Oberschw<strong>in</strong>gung multipliziert. In der Folge ist es möglich, den<br />

Erdschlussfehlerstrom zu berechnen. Dieses Ergebnis liefert e<strong>in</strong>en Fehlerstrom bei<br />

Nennspannung, weshalb das Ergebnis im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> noch mit den<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungspegeln skaliert werden muss: Nach dem Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Ersatzspannungsquelle am Fehlerort kann man die Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am<br />

Fehlerort als treibende Spannung betrachten, und den Reststrom entsprechend skalieren.<br />

Mit dieser Methode ist es rasch möglich, die kritischen Orte <strong>für</strong> Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen<br />

zu lokalisieren. Zusätzlich kann man die Auswirkungen von Ausbauten oder verschiedene<br />

Schaltzustände analysieren.<br />

Seite 54/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

7 Abstimmversuche und Berechnungen<br />

Im Zuge von Netzuntersuchungen zur Bestimmung der Ausbaureserve und des<br />

Erdschlussreststroms wurden Abstimmversuche durchgeführt, um die Netzberechnungen zu<br />

verifizieren, und die <strong>für</strong> die Berechnung erforderlichen Netzparameter zu erhalten. In<br />

Kapitel 3.3.9 ist die Durchführung der Abstimmversuche beschrieben.<br />

7.1 Bewertung der Messungen<br />

Bei manchen Netzen gibt es h<strong>in</strong>sichtlich der Erdschlussproblematik Unterschiede zwischen<br />

den rechnerisch und den messtechnisch ermittelten Netzparametern. Es gibt verschiedene<br />

Gründe <strong>für</strong> diese Abweichungen:<br />

Löschspulen:<br />

Der Nennstrom von Petersenspulen ist mit e<strong>in</strong>er Toleranz von ± 5 % und die Ströme bei<br />

anderen E<strong>in</strong>stellwerten mit ± 10 % e<strong>in</strong>zuhalten [20].<br />

Zusätzlich ist die allgeme<strong>in</strong> angenommene Sättigung der Petersenspulen abhängig von der<br />

Betriebsspannung. Die Stromerhöhung durch Sättigung kann e<strong>in</strong>ige % betragen (siehe<br />

Abbildung 8.5 und [20]).<br />

Erdkapazitäten:<br />

Die berechneten Erdkapazitäten von Leitungen gehen von e<strong>in</strong>er idealen Konfiguration (ke<strong>in</strong><br />

Bewuchs, stabiler Durchhang, ke<strong>in</strong>e Umspannwerke) aus. In der Literatur [20] wird der<br />

E<strong>in</strong>fluss der Masten <strong>in</strong> Freileitungsnetzen und der Umspannwerke mit e<strong>in</strong>em Zuschlag von<br />

bis zu 9 % angegeben. Der E<strong>in</strong>fluss des Durchhangs und des Bewuchses wird mit 4 %<br />

(Unterschied zwischen W<strong>in</strong>ter und Sommer) angegeben [20].<br />

Dämpfungswiderstände:<br />

E<strong>in</strong>e eventuell vorhandene „Wattreststromerhöhung“ wirkt sich nur m<strong>in</strong>imal aus. In e<strong>in</strong>em<br />

Hochspannungsnetz konnte z.B. e<strong>in</strong>e Zunahme der Dämpfung von 2,06 % auf 2,16 %<br />

festgestellt werden. Dies wirkt sich im stationären Betrieb nicht maßgeblich aus, jedoch<br />

können transiente Vorgänge (E<strong>in</strong>- und Ausschw<strong>in</strong>gvorgang) besser gedämpft werden.<br />

Die Tatsache, dass e<strong>in</strong> Widerstand <strong>in</strong> Serie (Sonderschaltung) zur Petersenspule geschaltet<br />

wird, bewirkt, dass der Strom über die Petersenspule im Fehlerfall kle<strong>in</strong>er und ger<strong>in</strong>gfügig<br />

ohmscher wird.<br />

E<strong>in</strong>e Wattreststromerhöhung, die e<strong>in</strong>en signifikant höheren Wattreststrom bewirken würde,<br />

müsste mit e<strong>in</strong>em Widerstand durchgeführt werden, der parallel zur Petersenspule<br />

geschaltet wird. Jedoch ist bei diesem Verfahren zu beachten, dass dabei e<strong>in</strong>, je nach<br />

Widerstand, zusätzlicher Strom e<strong>in</strong>gespeist wird, der ebenfalls nicht zu e<strong>in</strong>er Überschreitung<br />

der zulässigen normativen Grenzen (siehe Kapitel 4.1) führen darf.<br />

Seite 55/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

8 Analyse von Ausschw<strong>in</strong>gvorgängen bei Erdschlüssen /<br />

Erdschlusswischern<br />

Zur Bestimmung der Netzparameter können auch Erdschlusswischer herangezogen werden.<br />

Viele Netzbetreiber benutzen Schutzgeräte, die <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d solche Wischer zu<br />

detektieren und abzuspeichern. Dadurch wird es möglich die Netzparameter zum Zeitpunkt<br />

des Erdschlusswischers zu bestimmen.<br />

8.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Aus dem Ausschw<strong>in</strong>gvorgang (Verlauf der Phasenspannungen) bei e<strong>in</strong>em<br />

Erdschlusswischer kann man verschiedene Parameter e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes bestimmen.<br />

U/kV<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

211,8 211,9 212,0 212,1 212,2 212,3 212,4 212,5 212,6 212,7 212,8 t/s<br />

U1E U2E U3E UEN<br />

Abbildung 8.1: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nach e<strong>in</strong>em Erdschluss (unterkompensiert)<br />

U/kV<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7<br />

K2:110kV SS1 A K2:110kV SS1 B K2:110kV SS1 C<br />

Abbildung 8.2: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nach e<strong>in</strong>em Erdschluss (überkompensiert) 2<br />

2 Da die Verlagerungsspannung UEN <strong>in</strong> der Aufzeichnung nicht aussagekräftig ist, wurde sie nicht<br />

dargestellt.<br />

t/s<br />

Seite 56/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Aus der Schwebungsfrequenz des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs fs oder aus der Frequenz der<br />

Verlagerungsspannung fA und aus der Betriebsfrequenz f0 kann man die Verstimmung v<br />

berechnen (siehe Formel 8.1 und 8.2). Zur Bestimmung der Kompensation (über- oder<br />

unterkompensiert) kann man die Schwebung des Effektivwertes der Phasenspannungen<br />

(Abbildung 8.1 und Abbildung 8.2) verwenden. Wenn die Phasenspannung, die am<br />

schnellsten abfällt der erdschlussbehafteten Phase voreilt, dann liegt Überkompensation vor<br />

(Abbildung 8.1), anderenfalls liegt Unterkompensation vor (Abbildung 8.2).<br />

s 0<br />

( )<br />

f =f 1-v-1 [24] (8.1)<br />

f<br />

v= 1− f<br />

f0<br />

fA<br />

fs<br />

2<br />

A<br />

2<br />

0<br />

Betriebsfrequenz<br />

Überlagerte Frequenz des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs = f0 ± fS<br />

Frequenz der Schwebung (siehe Abbildung 8.1 und Abbildung 8.2)<br />

Aus der Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Verlagerungsspannung kann man die Dämpfung d<br />

bestimmen.<br />

2<br />

⎡ t2 − t ⎤<br />

1<br />

d = ; [ ω= 2⋅π⋅f A ] ; τ=<br />

ω⋅τ −<br />

⎢<br />

⎣ ln(U NE1) ln(U NE2 ) ⎦ ⎥<br />

τ Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung<br />

t2-t1 Zeitdifferenz zwischen der Messung von UNE1 und UNE2<br />

Die Ermittlung der Unsymmetrie k aus der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung ist nicht möglich. 3<br />

E<strong>in</strong>e zweite Methode zur Ermittlung des Kompensationsgrades ist die Analyse der Ortskurve<br />

des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs. In Abbildung 8.3 sieht man den Ausschw<strong>in</strong>gvorgang des<br />

überkompensierten Netzes. Bei e<strong>in</strong>em unterkompensierten Netz ist die Ortskurve gegen den<br />

Uhrzeigers<strong>in</strong>n gedreht.<br />

3<br />

Laut Prof. Schegner (TU-Dresden), Ergebnis von Erdfehlermessungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten 110-kV-<br />

Netz: Cired 2001 3.5 NE-EN/Ru-Fs ist die Bestimmung der Unsymmetrie aus dem<br />

Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nicht möglich [22].<br />

Seite 57/82<br />

(8.2)<br />

(8.3)


U <strong>in</strong> kV<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

U2<br />

U3<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Ausschw<strong>in</strong>gvorgang<br />

-80<br />

-80 -60 -40 -20 0<br />

U <strong>in</strong> kV<br />

20 40 60 80<br />

Abbildung 8.3: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang (Ortskurve)<br />

8.2 Berechnungsergebnisse<br />

U1<br />

Aus e<strong>in</strong>er beispielhaften Störaufzeichnung (siehe Abbildung 8.3) werden folgende<br />

Netzparameter berechnet.<br />

fA = 51,3 Hz<br />

τ = 0,233 s<br />

v = -5,3 % (überkompensiert)<br />

d = 1,33 %<br />

8.2.1 Patentierung des Verfahrens zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule<br />

[41]<br />

Die Löschspulen im gelöschten Netz werden im Normalbetrieb e<strong>in</strong>gestellt. Das heißt, dass<br />

sie entsprechend der auftretenden Verlagerungsspannung e<strong>in</strong>gestellt werden. Es ist aber<br />

bekannt, dass der kle<strong>in</strong>ste Erdschlussreststrom (Fehlerstrom) nicht bei dieser<br />

Resonanzabstimmung erreicht wird. Das bedeutet, dass die „V-Kurve“ (Erdschlussreststrom<br />

bei Verstellung der Petersenspulen) und die Resonanzkurve (Verlagerungsspannung bei<br />

Verstellung der Petersenspulen im fehlerfreien Betrieb) ihre Maxima (M<strong>in</strong>ima) nicht an<br />

Seite 58/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

denselben Stellen erreichen. Der Grund da<strong>für</strong> liegt <strong>in</strong> der Sättigung der Löschspulen und <strong>in</strong><br />

der E<strong>in</strong>kopplung e<strong>in</strong>er Unsymmetrie von parallel geführten Systemen [34]. Daher s<strong>in</strong>d die<br />

E<strong>in</strong>stellungen der Petersenspulen nicht auf den Fehlerfall optimiert, und die auftretenden<br />

Fehlerströme übersteigen die berechneten Werte. Dies ist vor allem dann e<strong>in</strong> Problem, wenn<br />

das betrachtete Netz bereits an der Löschgrenze betrieben wird.<br />

Aufgrund verschiedener Messungen und deren Auswertungen ist damit zu rechnen, dass die<br />

Fehlkompensation der Petersenspulen ca. 10-30 A betragen kann (<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch<br />

deutlich mehr). Die e<strong>in</strong>gestellten Verstimmungen (Abweichungen von Vollresonanz)<br />

betragen <strong>in</strong> der Regel wenige Prozent (2 bis 6 %) und die Fehlkompensation, die aufgrund<br />

von Sättigungen (wegen der Bemessung des Eisenkreises) auftreten kann, liegen im selben<br />

Bereich (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 800 A Netz entspricht 30 A Fehlkompensation e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

Verstimmung von 3,75 %).<br />

Im Folgenden wird e<strong>in</strong> neuartiges Verfahren vorgestellt, bei dem nicht die Effektivwerte,<br />

sondern der momentane Verlauf der Verlagerungsspannung gezielt analysiert wird:<br />

Durch diese Analyse des Momentanverlaufs der Frequenz der Verlagerungsspannung<br />

können korrekte Aussagen über die Verstimmung während e<strong>in</strong>es aktuellen Erdschlussfalls<br />

abgeleitet werden [39].<br />

Dazu ist es nötig, mittels geeigneter Signalanalyse-Methode aus dem verrauschten<br />

Spannungssignal im Abstand von jeweils e<strong>in</strong>er halben Periode e<strong>in</strong>e geeignete def<strong>in</strong>ierte<br />

Momentanfrequenz zu bestimmen. Die durch e<strong>in</strong> geeignetes Extrapolationsverfahren<br />

gewonnene Momentanfrequenz genau im ersten Zeitfenster nach dem Abschalten des<br />

Erdschlusses bzw. dem verlöschen des Erdschlusslichtbogens beschreibt im S<strong>in</strong>ne der<br />

Formel 8.2 die Verstimmung unmittelbar vor dem Abschalten bzw. Verlöschen.<br />

In der folgenden Abbildung 8.4 ist der Frequenzverlauf e<strong>in</strong>es ausschw<strong>in</strong>genden<br />

Erdschlusses dargestellt. Dieser Frequenzverlauf ist dann die Basis <strong>für</strong> weitere<br />

Berechnungen. Am Ende kommt man dann zu e<strong>in</strong>em Verstimmungsverlauf, der von der<br />

Spannungshöhe abhängig ist. Somit kann man dann abhängig von der momentanen<br />

Betriebsspannung den errechneten Spulenstrom als E<strong>in</strong>gangswert <strong>für</strong> die Petersenspulen<br />

verwenden.<br />

Seite 59/82


Frequenz <strong>in</strong> Hz<br />

52,5<br />

52<br />

51,5<br />

51<br />

50,5<br />

50<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

49,5<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Zeit <strong>in</strong> ms<br />

Abbildung 8.4: Ausschw<strong>in</strong>gen nach e<strong>in</strong>em Erdschluss<br />

U <strong>in</strong> kV<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900<br />

I <strong>in</strong> A<br />

Abbildung 8.5: I/U Kennl<strong>in</strong>ie vom Ausschw<strong>in</strong>gvorgang<br />

In der Abbildung 8.5 (I/U-Kennl<strong>in</strong>ie der Petersenspulen im Netz) erkennt man die<br />

Fehlkompensation, deren Größe abhängig von der (veränderlichen) Betriebsspannung ist. Im<br />

oberen Bereich sieht man deutlich den Knick <strong>in</strong> der Kennl<strong>in</strong>ie, der e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Seite 60/82<br />

f<br />

U<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Spannung <strong>in</strong> kV


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Überkompensation im Vergleich zur herkömmlichen Methode der E<strong>in</strong>stellung bewirkt. Im<br />

Diagramm kann man e<strong>in</strong>e Fehlkompensation von etwa 20 A herauslesen. Diese<br />

Fehlkompensation würde mit steigender Betriebsspannung ebenfalls steigen, wobei<br />

grundsätzlich hohe Betriebsspannungen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verlustarmen Netzbetriebsweise und<br />

damit der Vermeidung von unnötigen CO2 Emissionen s<strong>in</strong>nvoll und anzustreben ist.<br />

Aus<br />

dem Ausschw<strong>in</strong>gvorgang der Verlagerungsspannung kann zusätzlich zur Verstimmung<br />

auch die Dämpfung d (Formel 8.4) bestimmen.<br />

2<br />

⎡ t2 − t ⎤<br />

1<br />

d = ; [ ω= 2⋅π⋅f A ] ; ⎢τ= ⎥<br />

ω⋅τ −<br />

τ<br />

⎣ ln(U NE1) ln(U NE2 ) ⎦ (8.4)<br />

Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung<br />

Seite 61/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

9 Erdschlussversuche <strong>in</strong> gelöschten Netzen<br />

Es wurden zur Untermauerung der Theorien dieser Arbeit Erdschlussversuche <strong>in</strong> Mittel- und<br />

Hochspannungsnetzen durchgeführt. Bei diesen Versuchen wurden die<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen vor dem Fehlere<strong>in</strong>tritt und der Fehlerstrom über die<br />

Fehlerstelle gemessen. Die Erdschlüsse wurden immer direkt geschaltet, d.h. es entstand<br />

ke<strong>in</strong> Lichtbogen.<br />

9.1 Versuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Drehstromnetz<br />

Die folgenden Erdschlussversuche wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz durchgeführt, <strong>in</strong> dem die<br />

Netzkapazität und die Resonanzsituation durch das gezielte Wegschalten von Kabeln<br />

verändert wurde.<br />

9.1.1 Versuch 1<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz bei Normalschaltzustand<br />

(Gesamtnetz / ICE = 686 A) durchgeführt.<br />

Die im Folgenden angegebenen Resonanzfaktoren g<br />

g1 = 1<br />

g3 = k.A.<br />

g5 = 1,9<br />

g7 = 2,3<br />

stammen aus e<strong>in</strong>er vor den Erdschlussversuchen durchgeführten Netzberechnung, die<br />

gemäß Kapitel 6.2 durch theoretische Netzanalysen bestimmt wurden.<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />

U50….ca. 0,1%<br />

U150….k.A.<br />

U250….ca. 0,9%<br />

U350….ca. 0,5%<br />

Seite 62/82


Gemessene Erdschlussrestströme:<br />

IF/A<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

U1E/kV<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65<br />

2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65<br />

Abbildung 9.1: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />

I50….ca. 16 A<br />

I150….ca. 4 A<br />

I250….ca. 55 A<br />

I350….ca. 54 A<br />

Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />

50<br />

I50 = g1 ⋅p1⋅ ⋅I CE ⋅ (d 1)<br />

= 1⋅1⋅1⋅686 ⋅ (0,0205) = 14,1A<br />

50<br />

250<br />

I250 = g5 ⋅p5⋅ ⋅I CE ⋅ (v 5)<br />

= 1,9⋅0,009⋅5⋅686 ⋅ (0,96) = 56,3A<br />

50<br />

350<br />

I350 = g7 ⋅p7⋅ ⋅I CE ⋅ (v 7)<br />

= 2,3 ⋅0,005⋅7⋅686 ⋅ (0,98) = 54,1A<br />

50<br />

Die Berechnungen stimmen mit den Messungen sehr gut übere<strong>in</strong>. In Abbildung 9.1 ist der<br />

Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase dargestellt.<br />

t/s<br />

t/s<br />

Seite 63/82


9.1.2 Versuch 2<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> demselben 110-kV-Netz bei verr<strong>in</strong>gerter Netzkapazität<br />

(e<strong>in</strong> Kabel wurde abgeschaltet / ICE = 622 A) durchgeführt.<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />

U50….ca. 0,1%<br />

U150….k.A.<br />

U250….ca. 0,9%<br />

U350….ca. 0,5%<br />

Gemessene Erdschlussrestströme:<br />

IF/A<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

U1E/kV<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

6,450 6,475 6,500 6,525 6,550 6,575 6,600 6,625 6,650 6,675 6,700 6,725 6,750<br />

6,450 6,475 6,500 6,525 6,550 6,575 6,600 6,625 6,650 6,675 6,700 6,725 6,750<br />

Abbildung 9.2: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />

I50….ca. 16 A<br />

I150….ca. 4 A<br />

I250….ca. 42 A<br />

I350….ca. 48 A<br />

Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />

50<br />

I50<br />

= g1<br />

⋅p1<br />

⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(d1)<br />

= 1⋅1⋅1⋅<br />

622⋅<br />

(0,0214) = 13,<br />

3A<br />

50<br />

250<br />

I250<br />

= g5<br />

⋅p<br />

5 ⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(v5)<br />

= 1,6⋅<br />

0,009⋅5<br />

⋅622<br />

⋅(0,96)<br />

= 43A<br />

50<br />

350<br />

I350<br />

= g7<br />

⋅p<br />

7 ⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(v7)<br />

= 2,<br />

3⋅<br />

0,005⋅7<br />

⋅622⋅<br />

(0,98) = 49A<br />

50<br />

Die Berechnungen stimmen mit den Messungen wieder sehr gut übere<strong>in</strong>. In Abbildung 9.2 ist<br />

der Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase dargestellt.<br />

t/s<br />

t/s<br />

Seite 64/82


9.1.3 Versuch 3<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> demselben 110-kV-Netz bei verr<strong>in</strong>gerter Netzkapazität<br />

(zwei Kabel wurden abgeschaltet / ICE = 563 A) durchgeführt.<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />

U50….ca. 0,1%<br />

U150….k.A.<br />

U250….ca. 0,9%<br />

U350….ca. 0,5%<br />

Gemessene Erdschlussrestströme:<br />

IF/A<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

U1E/kV<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

8,50 8,55 8,60 8,65 8,70 8,75 8,80 8,85 8,90 8,95<br />

8,50 8,55 8,60 8,65 8,70 8,75 8,80 8,85 8,90 8,95<br />

Abbildung 9.3: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />

I50….ca. 15 A<br />

I150….ca. 4 A<br />

I250….ca. 35 A<br />

I350….ca. 40 A<br />

Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />

50<br />

I50<br />

= g1<br />

⋅p1<br />

⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(d1)<br />

= 1⋅1⋅1⋅<br />

563⋅(0,0243)<br />

= 13,<br />

7A<br />

50<br />

250<br />

I250<br />

= g5<br />

⋅p<br />

5 ⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(v5)<br />

= 1,5⋅<br />

0,009⋅5<br />

⋅563⋅(0,96)<br />

= 36A<br />

50<br />

350<br />

I350<br />

= g7<br />

⋅p<br />

7 ⋅ ⋅I<br />

CE ⋅(v7)<br />

= 2,<br />

1⋅0,005⋅7<br />

⋅563⋅<br />

(0,98) = 40,<br />

5A<br />

50<br />

Auch bei diesem Versuch stimmen die Berechnungen mit den Messungen sehr gut übere<strong>in</strong>.<br />

In Abbildung 9.3 ist der Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />

dargestellt.<br />

t/s<br />

t/s<br />

Seite 65/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

9.2 Versuche <strong>in</strong> 20-kV-Drehstromnetzen<br />

In e<strong>in</strong>em 20-kV-Drehstromnetz wurden mehrere Erdschlussversuche zur Untersuchung der<br />

Löschspulene<strong>in</strong>stellung durchgeführt. Auch bei diesen Versuchen (Beispiel <strong>in</strong> Abbildung 9.4)<br />

waren, wie bei den 110-kV-Erdschlussversuchen, die Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme im<br />

Erdschlussreststrom dom<strong>in</strong>ant.<br />

Dabei wurde der Erdschlussreststrom auf zweierlei Arten bestimmt:<br />

IFdirekt gibt den Strom an der Fehlerstelle an und wurde mittels Vor-Ort-Wandler bestimmt,<br />

und der im Umspannwerk gemessene Abgangs-Summenstrom (IF) wurde dort an den<br />

Schutzkernen der Abgangsstromwandler gemessen.<br />

Strom <strong>in</strong> A<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

-25<br />

-50<br />

-75<br />

I<br />

Fdirekt<br />

I<br />

F<br />

-100<br />

0.9 0.91 0.92 0.93 0.94 0.95 0.96 0.97<br />

Zeit <strong>in</strong> s<br />

-40<br />

Abbildung 9.4: Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 20-kV-Netz<br />

U<br />

L1<br />

U<br />

L2<br />

U<br />

L3<br />

U<br />

EN<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

Spannung <strong>in</strong> kV<br />

Seite 66/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

In e<strong>in</strong>em anderen 20-kV-Drehstromnetz (mit Wattreststromerhöhung) wurden<br />

Erdschlussversuche zur Unterstützung der Fehlerortung durch Analyse der <strong>in</strong> diesem Netz<br />

üblichen Schutze<strong>in</strong>richtungen (Wattreststromerfassung) durchgeführt (siehe Abbildung 9.5).<br />

Im Reststrom erkennt man vor allem die 11. und die 13. Oberschw<strong>in</strong>gung aufgrund e<strong>in</strong>es<br />

nahen Skiliftes.<br />

AI1/A<br />

25<br />

0<br />

-25<br />

-50<br />

-1944,025 -1944,000 -1943,975 -1943,950 -1943,925 -1943,900 -1943,875 -1943,850 -1943,825<br />

Abbildung 9.5: Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 20-kV-Netz (Strom an der Fehlerstelle <strong>in</strong> A)<br />

t/s<br />

Seite 67/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

10 Aussagen zur Löschgrenze<br />

Nach dem Stand der Technik ist der Ausbau von gelöschten Mittel- und<br />

Hochspannungsnetzen durch das Erreichen der Löschgrenze beschränkt. Diese<br />

Löschgrenze ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>schlägigen Normen (siehe Kapitel 4.1) festgehalten und basiert auf<br />

den Untersuchungen aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auf Grund der<br />

damaligen Verbraucherstruktur und –technologie ist zu mutmaßen, dass die<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsgehalte (THD) deutlich ger<strong>in</strong>ger waren als <strong>in</strong> heutigen Netzen, <strong>in</strong> denen<br />

viele geregelte Verbraucher bzw. mehr Lasten mit Leistungselektronik e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

E<strong>in</strong>e genauere Analyse der se<strong>in</strong>erzeitigen Literatur ergibt außerdem ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die<br />

Phasenlage der Erdschlussströme zu den treibenden System-Spannungen und damit zur<br />

Frage, ob die Quellimpedanz des Netzes eher <strong>in</strong>duktiv oder kapazitiv (führt zu schlechten<br />

Löschbed<strong>in</strong>gungen) oder resistiv (gute Löschbed<strong>in</strong>gungen durch Phasengleichheit von<br />

Strom und Spannung) ist.<br />

Daher wird <strong>in</strong> Fachkreisen immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die normenmäßig<br />

festgelegte Löschgrenze nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Erleichterung des Netzausbaus angehoben<br />

werden könnte. Da bei der Erdschlusslöschung auch sicherheitsrelevante Fragen<br />

berücksichtig werden müssen, erfordert es nach Me<strong>in</strong>ung des Verfassers nicht nur<br />

theoretische oder Labor-Untersuchungen, sondern auch belastbare Erkenntnisse aus e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von geeigneten Netzversuchen.<br />

Im Folgenden wird e<strong>in</strong> Versuchskonzept vorgestellt, dass die grundsätzlichen Aspekte von<br />

Lichtbogenanalysen durch Versuche und theoretische Berechnungen abdeckt.<br />

Zur Bestimmung der Löschgrenze muss e<strong>in</strong> Versuchskonzept erstellt werden, und die<br />

Ergebnisse aus den Versuchen müssen statistisch ausgewertet werden.<br />

In [36], [37] und [38] wird der E<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungen auf die Erdschlusslöschung <strong>in</strong><br />

Versuchen und <strong>in</strong> Simulationen untersucht, aber bisher konnte noch ke<strong>in</strong> klarer<br />

Zusammenhang gefunden werden. Im Folgenden wird das Versuchskonzept, das zu<br />

Ergebnissen führen könnte, dargestellt, aber im Rahmen der Dissertation wurden diese<br />

Versuche nicht durchgeführt.<br />

10.1 Versuchskonzept<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es umfassenden Versuchskonzepts ist e<strong>in</strong> Modell zu erstellen, das das<br />

Verhalten e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes zeigt, und <strong>in</strong> dem man die folgenden Parameter frei<br />

wählen kann.<br />

Seite 68/82


Fix zu wählende (worst case) Parameter:<br />

• Temperatur 40 °C<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

• Luftdruck 1013,25 hPa (Meereshöhe)<br />

• Luftfeuchtigkeit 100 %<br />

• W<strong>in</strong>d 0 m/s<br />

• Isolatorlänge (der kürzeste <strong>in</strong> der Spannungsebene verwendete)<br />

• Spannungsebene z.B. 20 kV<br />

Variable Parameter:<br />

• Stromstärken<br />

o Grundschw<strong>in</strong>gung (ohmsch/<strong>in</strong>duktiv/kapazitiv)<br />

o Oberschw<strong>in</strong>gungen (3, 5, 7, …?)<br />

• Phasenlagen<br />

o Zwischen Strömen und Spannungen<br />

o Zwischen Grundschw<strong>in</strong>gung und den e<strong>in</strong>zelnen Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

• Wiederkehrende Spannung<br />

o Kompensationsgrad<br />

o Dämpfung<br />

Anforderungen an den Versuchsaufbau:<br />

• Variabler kapazitiver Strom (Phase Erde Kapazitäten)<br />

• Variable Kompensation (Löschspule)<br />

• Variable Oberschw<strong>in</strong>gungen (<strong>in</strong> Amplitude und Phasenlage)<br />

o Pro Oberschw<strong>in</strong>gung maximal 100A (Vorschlag)<br />

• Bei Mittelspannung: Dauerleistung (Lichtbogen) < 500 kVA<br />

• E<strong>in</strong>stellbare Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Um e<strong>in</strong> gelöschtes Netz <strong>für</strong> die stationäre Analyse des Löschverhaltens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuch zu<br />

simulieren, muss nicht das gesamte Netz nachgebildet werden, da das folgende Netz<br />

(Abbildung 10.1) <strong>in</strong> der Simulation das gleiche Verhalten bezüglich der Erdschlusssituation<br />

aufweist (siehe Abbildung 10.3).<br />

Seite 69/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Abbildung 10.1: Ersatzschaltbild zur Simulation<br />

UPh<br />

RL<br />

XL<br />

RP<br />

XP<br />

RQ<br />

3C0<br />

Phasenspannung (11500 V)<br />

Leitungswiderstand (1 Ω)<br />

Leitungsreaktanz (4 Ω)<br />

Widerstand Petersenspule (1 Ω)<br />

Reaktanz Petersenspule (36,48 Ω)<br />

Querableitwiderstand (1,11 Ω)<br />

Null(Erd)kapazität (38,30 Ω entspricht 300 A)<br />

Dieses Modell könnte grundsätzlich auch als Hardware realisiert werden,<br />

allerd<strong>in</strong>gs wird im Folgenden nur die Simulation durchgeführt.<br />

Abbildung 10.2: Matlab® Simul<strong>in</strong>k® Modell zur Simulierung der Erdschlussbed<strong>in</strong>gungen<br />

Zur Nachbildung und zur Simulation wurde Matlab®-Simul<strong>in</strong>k® verwendet. In ersten<br />

Versuchen wurden die Parameter des Netzes sowie der Erdschlusszuschaltzeitpunkt<br />

Seite 70/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

verändert, und die Ergebnisse aus den Simulationen stimmen mit realen Netzversuchen<br />

übere<strong>in</strong> (siehe Abbildung 10.3).<br />

Simulationsergebnisse:<br />

Abbildung 10.3: Simulationsergebnis IF, UEN, U1<br />

Berechnete Werte aus den Netzparametern (Vorgabe):<br />

ICE: 300 A<br />

Dämpfung: 5,8 %<br />

Wattreststrom: 0,058*300 A = 17,39 A<br />

Verstimmung: -5 % (15 A)<br />

Gesamtreststrom:<br />

2 2<br />

17,39 + 15 = 22,96A<br />

Berechnete Werte aus der Simulation (Ausschw<strong>in</strong>gvorgang, siehe Kapitel 8):<br />

ICE: 301,65 A<br />

Wattreststrom: 17, 4 A<br />

Gesamtreststrom: 22,87 A<br />

2<br />

⎛ 1 ⎞<br />

⎛ 1 ⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

T 2⋅ ( 0,21455-0,2048)<br />

Verstimmung: 1− ⎝ ⎠<br />

= 1− ⎝ ⎠<br />

=− 0,0519 =− 5,19%<br />

2 2<br />

f 50<br />

0<br />

2<br />

Seite 71/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Der Vergleich der berechneten Werte aus den vorgegeben Netzparametern mit den erzielten<br />

Simulationsergebnissen zeigt, dass das <strong>in</strong> Abbildung 10.2 vorgestellte Matlab® Simul<strong>in</strong>k®<br />

Modell, den gestellten Anforderungen nachkommt.<br />

Abschätzung der benötigten Leistung <strong>für</strong> reale Laborversuche:<br />

In e<strong>in</strong>em Mittelspannungsnetz (20-kV-Netz) muss man mit e<strong>in</strong>em maximalen ungelöschten<br />

Erdschlussstrom von 500 A rechnen, da bei Erdschlussströmen <strong>in</strong> dieser Größenordnung<br />

Untersuchungen s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d. Die benötigte Dauerleistung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en simulierten<br />

Erdschlussversuch wäre 23 A * 11500 V = 264 kVA. Zusätzlich zu dieser<br />

Grundschw<strong>in</strong>gungsdauerleistung s<strong>in</strong>d noch die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme leistungsmäßig zu<br />

berücksichtigen.<br />

Seite 72/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

11 Maßnahmen, die den weiteren Ausbau gelöschter<br />

Netze ermöglichen<br />

In Erweiterung der bisherigen Betrachtungen, die sich auf e<strong>in</strong>en Netzbetrieb mit<br />

Erdschlusslöschung beschränken, werden im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Ausblicks andere<br />

Netzbetriebsmöglichkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der kostenrelevanten Parameter <strong>für</strong> die<br />

netztechnischen Mehraufwendungen aufgelistet. Diese Mehraufwendungen s<strong>in</strong>d notwendig,<br />

wenn wegen e<strong>in</strong>es Kabelausbaus die <strong>Kabelreserve</strong> des betreffenden Netzes überschritten<br />

wird.<br />

Die im Folgenden untersuchten Realisierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> den Netzbetrieb bei<br />

Überschreitung des zulässigen Erdschlussreststromes orientieren sich am Stand der<br />

Technik 1 .<br />

Die kostenrelevanten Parameter ergeben sich je nach der gewählten Lösung und <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der Netzstruktur (Topologie, Betriebsmittel) sowie dem Umfang der<br />

geplanten Verkabelungsprojekte und der derzeitig vorhandenen <strong>Kabelreserve</strong>.<br />

11.1 Niederohmige/starre Erdung<br />

Bei Anwendung oder Umstellung auf die Betriebsform der starren Erdung ist das Problem<br />

der Löschgrenze nicht relevant. Fehler <strong>in</strong> starren Netzen müssen hier aber aufgrund der<br />

großen Ströme sofort abgeschaltet werden, da <strong>in</strong> starr geerdeten Netzen im Erdschlussfall<br />

mit Strömen im Bereich von e<strong>in</strong>igen kA (<strong>in</strong> Hoch- und Mittelspannungsnetzen) bzw. im<br />

Bereich von e<strong>in</strong>igen 100 A (<strong>in</strong> Niederspannungsnetzen) gerechnet werden muss.<br />

Durch e<strong>in</strong>e teilstarre Erdung, bei der nicht jeder Transformatorsternpunkt geerdet wird,<br />

könnte man die auftretenden Erdkurzschlussströme auf kle<strong>in</strong>ere Werte reduzieren (typ. 2 –<br />

6 kA).<br />

1 Die im Folgenden verwendeten Begriffe „Regel der Technik“ und „Stand der Technik“<br />

werden gemäß ISO/IEC Guide 2-1986 wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />

Regel der Technik<br />

(Anerkannte .., Rule of<br />

Technology)<br />

Stand der Technik<br />

(Anerkannter.., State of the Art)<br />

Technische Festlegung, wird von e<strong>in</strong>er Mehrheit repräsentativer Fachleute als<br />

Wiedergabe des Standes der Technik angesehen.<br />

Entwickeltes Stadium der technischen Möglichkeiten zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt,<br />

soweit Erzeugnisse, Verfahren oder Dienstleistungen betroffen s<strong>in</strong>d, basierend auf<br />

den diesbezüglichen gesicherten Erkenntnissen von Wissenschaft, Technik und<br />

Erfahrung.<br />

Seite 73/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Aufgrund dieser hohen Erdkurzschlussströme müssen <strong>Anlagen</strong>komponenten<br />

(Schaltanlagen, Erdungsanlagen), und das ganze Schutzsystem angepasst, also umgestellt<br />

oder gegebenenfalls erneuert werden. Da die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Anlagen</strong>teile <strong>in</strong> gelöschten Netzes<br />

ursprünglich mutmaßlich nicht <strong>für</strong> so große Erdkurzschlussströme geplant wurden, ist e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung bezüglich <strong>in</strong>duktiver und ohmscher Bee<strong>in</strong>flussung sowie der<br />

Erdungsmaßnahmen und Fehlerspannungen (Abschaltzeiten) notwendig. Stations-<br />

Umbauten und e<strong>in</strong>e Nachrüstungen von <strong>Anlagen</strong>teilen wie<br />

Hochspannungsfreileitungsmasten, Erdungsanlagen, Umspannwerken, Cross-Bond<strong>in</strong>g-<br />

Bauwerken/Erdungsanlagen …, lösen hohe Folge<strong>in</strong>vestitionen aus.<br />

Weiters verschlechtert sich durch e<strong>in</strong>e derartige Umstellung die Power Quality und die<br />

Versorgungssicherheit im Vergleich zum gelöschten Netz, da jeder Fehler zu<br />

Spannungse<strong>in</strong>senkungen führt und sofort abgeschaltet werden muss. Besonders im<br />

Vergleich mit gelöschten Netzen, wo über 90 % der Erdfehler ke<strong>in</strong>e negativen Auswirkungen<br />

auf die Verbraucher haben, bedeutet der Übergang zur starren Erdung e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Verschlechterung der Spannungsqualität und e<strong>in</strong>e wesentliche Bee<strong>in</strong>trächtigung der<br />

Versorgungssicherheit.<br />

11.2 Mittelohmige Erdung<br />

E<strong>in</strong> mittelohmig geerdetes Netz wird im S<strong>in</strong>ne dieser Dissertation folgendermaßen def<strong>in</strong>iert:<br />

Der durch jeden im Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen Sternpunktswiderstand e<strong>in</strong>gespeiste Strom<br />

entspricht größenordnungsmäßig dem Bemessungsstrom e<strong>in</strong>es repräsentativen Abganges<br />

bzw. e<strong>in</strong>er repräsentativen Leitung e<strong>in</strong>es galvanisch verbundenen Netzes.<br />

E<strong>in</strong> mittelohmig geerdetes Netz ist e<strong>in</strong>e Sonderform des gelöschten Netzes. In diesem Netz<br />

wird konzeptgemäß parallel zur Petersenspule e<strong>in</strong> Widerstand angebracht, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Größe so bemessen wird, dass bei Fehlere<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong> Fehlerstrom auftritt, der e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />

leichtere und sicherere Erdschluss-Ortung zulässt, aber andererseits ke<strong>in</strong>er allzu schnellen<br />

Abschaltung bedarf, da die auftretenden Fehlerspannungen, sowie Schritt- und<br />

Berührungsspannungen nicht so groß wie bei starrer/teilstarrer Erdung s<strong>in</strong>d. Dadurch ist es<br />

möglich, die fehlerbehaftete Leitung selektiv auszuschalten. Die Umstellung auf e<strong>in</strong><br />

mittelohmig geerdetes Netz hat wegen der Notwendigkeit, Erdschlüsse abzuschalten, e<strong>in</strong>ige<br />

Nachteile des starren Netzes (z.B. erhöhte Erdschlussströme, schnellere und öftere<br />

Abschaltungen, neues Schutzkonzept, …), vermeidet aber das Problem der großen<br />

Erdschlussströme sowie der resultierenden Fehlerspannungen mit der Forderung nach e<strong>in</strong>er<br />

schnellstmöglichen Abschaltung.<br />

E<strong>in</strong>e Sonderform der mittelohmigen Erdung ist die kurzzeitige mittelohmige Erdung<br />

(Abbildung 3.7), bei der das Netz grundsätzlich gelöscht betrieben wird, und der zusätzliche<br />

Widerstand nur im Dauererdschlussfall zum Zwecke der Ortung zugeschaltet wird.<br />

Seite 74/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

11.3 Netztrennung/galvanische Trennung<br />

Durch e<strong>in</strong>e Auftrennung des Netzes <strong>in</strong> mehrere Teilnetze (Löschbezirke) ist es möglich,<br />

<strong>in</strong>sgesamt mehr Kabel e<strong>in</strong>zusetzen. E<strong>in</strong>e Auftrennung der Netze führt jedoch ohne<br />

begleitende Maßnahmen zu schwerwiegenden Nachteilen, z.B. S<strong>in</strong>ken des<br />

Vermaschungsgrades und Verr<strong>in</strong>gerung der Versorgungssicherheit. Bei e<strong>in</strong>er Auftrennung<br />

s<strong>in</strong>d zusätzliche Abstützungs- / E<strong>in</strong>speisepunkte (Umspannwerke zum übergelagerten Netz)<br />

mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Anzahl von Transformatoren erforderlich (zur Erfüllung des (n-1)-<br />

Kriteriums an der Übergabestelle). In manchen Fällen kann die Resonanzsituation bezüglich<br />

der Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme bei Netztrennung sogar verschlechtert werden.<br />

Die galvanische Auftrennung könnte man auch mittels Trenntransformatoren durchführen,<br />

um die Sicherheit und die Vermaschung beizubehalten, womit aber auch hohe<br />

Investitionskosten verbunden s<strong>in</strong>d. Durch die zusätzlichen Transformatoren s<strong>in</strong>kt die<br />

Kurzschlussleistung (Spannungsqualität) und die Fehleranfälligkeit des Netzes steigt<br />

(zusätzliche Längselemente).<br />

11.4 Spezielle Kompensationsverfahren<br />

11.4.1 Aktive Reststromkompensation<br />

Der Verlagerungsstrom ist nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Reststromes, bestimmt aber die<br />

Verlagerungsspannung. Wenn man das Netz im Fehlerfall so verlagert, dass die<br />

fehlerbehaftete Phase auf Erdpotential gehalten wird, erreicht man e<strong>in</strong>e vollständige<br />

Entlastung der Fehlerstelle [7].<br />

Dies kann man durch E<strong>in</strong>speisung e<strong>in</strong>er „Gegenkomponente“ <strong>in</strong> entsprechender Größe und<br />

Phasenlage im Sternpunkt durch e<strong>in</strong>en Umrichter erreichen (diese Lösung ist meist auf e<strong>in</strong>e<br />

Frequenz beschränkt).<br />

Diese Lösung wurde <strong>in</strong> Schweden vorangetrieben und 1992 wurde die erste Anlage <strong>in</strong><br />

Betrieb genommen [7].<br />

Im zusammengeschlossenen 110-kV-Bahnnetz (16,7 Hz, E<strong>in</strong>phasenwechselstrom) der DB<br />

und der ÖBB wurde ebenfalls nach erfolgreichen Tests e<strong>in</strong>e solche Vollschutzanlage zur<br />

Reststromkompensation <strong>in</strong>stalliert.<br />

Die Auswertung von Erdschlüssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 16,7 Hz Netz zeigt allerd<strong>in</strong>gs, dass die<br />

erwarteten Ergebnisse e<strong>in</strong>er massiven Reststromkompensation <strong>für</strong> die jeweilig gemessenen<br />

Fälle nicht zutreffen:<br />

Bezüglich der Grundschw<strong>in</strong>gung betrug laut Versuchsergebnissen die Verr<strong>in</strong>gerung des<br />

Reststromes wenige 10%, und h<strong>in</strong>sichtlich der nachweislich dom<strong>in</strong>anten Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

ist ke<strong>in</strong>e Verbesserung festzustellen.<br />

Seite 75/82


11.4.2 Phasenerdung<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Es ist möglich, statt Petersenspulen oder aktiver Reststromkompensation die Phasenerdung<br />

e<strong>in</strong>zuführen. Dies ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit um die Fehlerstelle weitgehend zu entlasten. Diese<br />

Methode wird vor allem <strong>in</strong> Mittelspannungs-Strahlennetzen angewandt [10].<br />

Bei der Phasenerdung <strong>in</strong> vermaschten Netzen bestehen Probleme, da man <strong>in</strong> mehreren<br />

Umspannwerken gleichzeitig erden müsste, um den Erdschlussstrom aufzuteilen.<br />

11.4.3 E<strong>in</strong>satz von GIL<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz von Gasisolierten Leitungen (GIL) statt Kabel wäre, aufgrund ger<strong>in</strong>gerer<br />

Leiter-Erde Kapazitäten, die Ausbaufähigkeit des Netzes um e<strong>in</strong>iges größer. Gasisolierte<br />

Leitungen liefern e<strong>in</strong>en wesentlich ger<strong>in</strong>geren Beitrag zu den kapazitiven Erdschlussströmen<br />

als Kabel (siehe Tabelle 5.1).<br />

Der E<strong>in</strong>satz von Gasisolierten Leitungen im wäre e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Alternative zu Kabeln.<br />

Doch GIL kosten heute deutlich mehr als Kabel.<br />

E<strong>in</strong> zusätzlicher Vorteil von GIL ist die selbstheilende Isolierung bei Erdschlüssen oder<br />

Kurzschlüssen.<br />

11.4.4 Resonanzabstimmung<br />

Es ist möglich, gelöschte Netze ohne Verstimmung zu betreiben, wenn die<br />

Sternpunktverlagerungsspannung im fehlerfreien Betrieb die zulässigen Werte nicht<br />

überschreitet. Dies ist möglich <strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Kabelnetzen, oder <strong>in</strong> Netzen bei denen alle<br />

Freileitungen verdrillt ausgeführt s<strong>in</strong>d. Durch diese Maßnahmen ist es möglich, das Netz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em größeren Ausmaß auszubauen, da der Erdschlussreststromanteil der Verstimmung (-<br />

2 % bis -6 %), wegfällt.<br />

Bei Netzen, die größere Unsymmetrien aufweisen, kann man im Fehlerfall auf Resonanz<br />

abstimmen (v = 0), wenn man die Löschspulen automatisch und schnell genug<br />

(Berührungsspannungen) e<strong>in</strong>stellen kann.<br />

Seite 76/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

11.4.5 Kompensation der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen oder -<br />

ströme<br />

Durch die auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungen im Erdschlussreststrom ist es schwierig, den<br />

Anforderungen e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes zu entsprechen.<br />

Durch Oberschw<strong>in</strong>gungsfilter, die mithilfe von Saugkreisen an geeigneten Stellen die fünfte<br />

und die siebente Oberschw<strong>in</strong>gung aus dem Netz filtern, ist es möglich um e<strong>in</strong>iges näher an<br />

die momentan bekannten Grenzen e<strong>in</strong>es gelöscht betriebenen Netzes heranzukommen.<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsfilter <strong>für</strong> gesamte Netze, im nötigen Ausmaß wurden noch nie e<strong>in</strong>gehend<br />

untersucht und <strong>in</strong>stalliert.<br />

E<strong>in</strong>e grundsätzliche weitere Möglichkeit ist die Installation von Längsfiltern <strong>in</strong> den Netzen.<br />

Durch diese „Sperrkreise“ könnten sich die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme nicht mehr bis zur<br />

Fehlerstelle fortpflanzen. Es bestehen aber verschiedene Schwierigkeiten bei dieser Art der<br />

Filterung wie die ideale Zuordnung zu den Betriebsmitteln, Platzprobleme <strong>in</strong> den<br />

Umspannwerken, mangelnde Erfahrung und s<strong>in</strong>kende Zuverlässigkeit (aufgrund von<br />

zusätzlichen Längselementen) des Netzes. Zudem ist diese Methode nicht Stand der<br />

Technik.<br />

Die ideale Möglichkeit zur Reduktion der Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im Fehlerfall wäre die<br />

Filterung im Nullsystem, d.h. die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Gegenkomponente im Sternpunkt. Da<strong>für</strong><br />

s<strong>in</strong>d entsprechende Filterungs- und Kompensationsanlagen nötig. Diese <strong>Anlagen</strong> müssten<br />

dezentral (zum<strong>in</strong>dest an den Orten der Petersenspulen) <strong>in</strong>stalliert werden. Der Vorteil e<strong>in</strong>er<br />

solchen Anlage ist die hohe Zuverlässigkeit und ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung im Normalbetrieb. E<strong>in</strong>e<br />

solche Anlage wurde bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mittelspannungsnetz getestet [21].<br />

Seite 77/82


Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

12 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Ausgehend von der Aufgabenstellung der Netzerweiterung <strong>in</strong> gelöschten Netzen unter<br />

E<strong>in</strong>haltung der Löschgrenze, wird <strong>in</strong> der vorliegenden Dissertation untersucht, <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß zusätzliche Kabel <strong>in</strong> gegebenen Mittel- und Hochspannungsnetzen <strong>in</strong>stalliert<br />

werden können.<br />

Bauartbed<strong>in</strong>gt ist der Beitrag von Kabeln zum Erdschlussstrom (<strong>in</strong> A/km) ca. um den Faktor<br />

20 bis 80 höher als jener von Freileitungen. Als Ausbaureserve, bezogen auf den<br />

vorliegenden Ausbauzustand des Netzes, ergibt sich die Differenz zwischen dem bereits<br />

derzeit auftretenden Erdschlussreststrom und dem <strong>für</strong> den maximalen Netzausbau<br />

zulässigen Erdschlussreststrom (bed<strong>in</strong>gt durch die Löschgrenze). Diese Ausbaureserve<br />

kann durch Zubau von Freileitungen und/oder Kabeln aufgezehrt werden.<br />

Maßgebliche Parameter bei der Berechnung der Ausbaureserve s<strong>in</strong>d die<br />

Sternpunktsbehandlung, die Netzgröße des bestehenden Netzes (ICE <strong>in</strong> A), die<br />

schaltzustandsabhängigen Unsymmetrien des Netzes, die notwendige Ortungskapazität<br />

(Schaltreserve) bei Netzumschaltungen im Erdschlussfall, die Resonanzen der<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungen im Reststrom, die Netzdämpfung der Grundschw<strong>in</strong>gung, die<br />

Betriebsspannung, die Anforderungen an e<strong>in</strong>e zuverlässige Erdschlusserfassung und der<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungs- und Zwischenharmonischen-Gehalt.<br />

Die Oberschw<strong>in</strong>gungspegel s<strong>in</strong>d abhängig vom Lastverhalten <strong>in</strong> untergelagerten (bzw.<br />

anderen) Netzebenen sowie vom Import aus überlagerten Spannungsebenen.<br />

Zur grundsätzlichen Bewertung e<strong>in</strong>es Netzes betreffend der Ausbaureserve s<strong>in</strong>d die<br />

maximalen auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungspegel heranzuziehen.<br />

E<strong>in</strong>e Abschätzung der auftretenden Erdschlussrestströme sowie der Ausbaureserve ist<br />

möglich, <strong>in</strong>dem man mit Hilfe der folgenden Formel e<strong>in</strong>e ortsunabhängige Berechnung der<br />

Ausbaureserve durchführt.<br />

IG<br />

CE<br />

≤<br />

U B 2 2<br />

2 2<br />

2 2<br />

2 2<br />

3⋅<br />

ω ⋅ d + v + ( p3<br />

⋅3)<br />

⋅ (v3<br />

) + ( g 5 ⋅ p5<br />

⋅5)<br />

⋅ (v5<br />

) + ( p 7 ⋅ 7)<br />

⋅ (v7<br />

)<br />

3<br />

Diese Berechnung erlaubt e<strong>in</strong>en groben Ausblick auf die zu erwartenden<br />

Erdschlussrestströme und die Ausbaureserve.<br />

Zur genauen Berechnung der Erdschlussrestströme unter Berücksichtigung der<br />

ortsabhängigen Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen im Erdschlussfall ist e<strong>in</strong>e genaue Nachbildung<br />

des Netzes h<strong>in</strong>sichtlich aller Impedanzen notwendig. Bei entsprechender Nachbildung des<br />

Netzes kann der Erdschlussreststrom <strong>in</strong>klusive der Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme <strong>für</strong> alle Orte<br />

und Schaltzustände durch Anwendung des Überlagerungspr<strong>in</strong>zips berechnet werden.<br />

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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

Die Ausbaureserve kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz nicht generell <strong>in</strong> Kabel- oder Freileitungskilometern<br />

angegeben werden, da jeder Netzausbau die örtlichen und amplitudenmäßigen<br />

Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen im Netz verändert, und daher kann z.B. e<strong>in</strong> zusätzliches Kabel<br />

e<strong>in</strong>e Vergrößerung aber auch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im<br />

Erdschlussfall verursachen.<br />

Es gibt diverse Methoden, um e<strong>in</strong> gelöschtes Netz, das die Löschgrenze erreicht oder ohne<br />

zusätzliche Maßnahmen überschreiten wird, weiter zu betreiben. Die grundsätzlichen<br />

Verfahren zum weiteren Ausbau der Netze unter Beibehaltung der Erdschlusslöschung s<strong>in</strong>d<br />

die Filterung der Oberschw<strong>in</strong>gungen, die Netztrennung oder die Adaption der<br />

Sternpunktsbehandlung im S<strong>in</strong>ne der kurzzeitig mittelohmigen Sternpunkterdung.<br />

Die Bestimmung der bisher <strong>in</strong> den Normen vorgegebenen Löschgrenze mit der Abhängigkeit<br />

von Oberschw<strong>in</strong>gungen ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.<br />

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13 Literaturverzeichnis<br />

Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

[1] H. Happold / D. Oed<strong>in</strong>g: ELEKTRISCHE KRAFTWERKE UND NETZE: Spr<strong>in</strong>ger<br />

Verlag<br />

[2] Lothar Fickert: ELEKTRISCHE ENERGIESYSTEME 2: Vorlesungsunterlagen zur<br />

gleichnamigen Vorlesung am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU-Graz.<br />

[3] Eugen Philippow: TASCHENBUCH ELEKTROTECHNIK 6: Carl Hanser Verlag<br />

[4] ABB: SCHALTANLAGEN: Cornelsen Verlag<br />

[5] Brandes / Moser / Schmitt: TECHNISCHE ASPEKTE BEI WACHSENDEM<br />

KABELANTEIL IN 110-KV-NETZEN: Elektrizitätswirtschaft, Jg. 96 (1997), Heft 12<br />

(622-625)<br />

[6] W<strong>in</strong>ter / Gauger / Koetzold: ERDSCHLUSSSCHUTZSYSTEM MIT<br />

RESTSTROMKOMPENSATION – EIN WEG ZUR HÖHEREN<br />

VERSORGUNGSQUALITÄT IN ERDSCHLUSSKOMPENSIERTEN<br />

VERTEILUNGSNETZEN: ETG Fachbericht Nr. 66 (323-326)<br />

[7] Krämer / Schmidt / W<strong>in</strong>ter: ERDSCHLUSS-VOLLSCHUTZANLAGE FÜR DAS 110-<br />

KV-BAHNSTROMNETZ: eb 101 (2003) Heft 8 (353-362)<br />

[8] mat - Masch<strong>in</strong>en und <strong>Anlagen</strong>technik: ERDSCHLUSS IN<br />

MITTELSPANNUNGSNETZEN – ENTLASTUNG DER FEHLERSTELLE DURCH<br />

PHASENERDUNG: http://www.m-a-t.de<br />

[9] Schmitt: Erdschlusskompensation <strong>in</strong> gemischten Freileitungs- und Kabelnetzen:<br />

Aachener Beiträge zur Energieversorgung (1996) Band 44 (57-66)<br />

[10] C. Obkircher: Probleme bei E<strong>in</strong>bau von Kabelsystemen <strong>in</strong> kompensierten<br />

Übertragungsnetzen: Diplomarbeit an der TU-Graz (2004)<br />

[11] B. R. Oswald: : ELEKTRISCHE ENERGIEVERSORGUNG: Vorlesungsunterlagen am<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Energieversorgung und Hochspannungstechnik der Universität Hannover:<br />

http://www.iee.uni-hannover.de/<br />

[12] <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> elektrische <strong>Anlagen</strong>: Der Erdschluss (Version 04/2004): Erdschluss-CD<br />

des <strong>Institut</strong>es <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> an der TU-Graz<br />

[13] W. Schossig: Netzschutztechnik: 2. Auflage 2001, VDE Verlag, Band 13,<br />

[14] H. Hubenste<strong>in</strong>er: SCHUTZTECHNIK IN ELEKTRISCHEN NETZEN 1 + 2: 1993, VDE<br />

Verlag<br />

[15] ÖVE B1/1976: Bee<strong>in</strong>flussung von Fernmeldeanlagen durch<br />

Wechselspannungsanlagen mit Nennspannungen über 1kV<br />

[16] ÖVE E5 Teil 1/ 1989, ÖVE EN 50110-1. Betrieb von elektrischen <strong>Anlagen</strong><br />

[17] ÖVE/ÖNORM E 8383:2000-03-01, Starkstromanlagen mit Nennwechselspannung<br />

über 1kV (entspricht HD 637 S1 Mai 1999)<br />

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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

[18] prEN 50352, Grenzwerte <strong>für</strong> die Bee<strong>in</strong>flussung; Oktober 2000<br />

[19] 110-kV-Kabel / -Freileitung - E<strong>in</strong>e technische Gegenüberstellung: Studie im Auftrag<br />

der <strong>Oberösterreich</strong>ischen Landesregierung, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong>, Verlag<br />

der TU Graz, 2004<br />

[20] Fachbereich – Standard: Kompensationsgrad <strong>in</strong> <strong>in</strong>duktiv geerdeten<br />

Hochspannungsnetzen: TGL 78-26461, DK 621.315.004.2, Elektroenergie –<br />

Übertragung, Dezember 1961<br />

[21] R. Willheim: Das Erdschlussproblem <strong>in</strong> Hochspannungsnetzen: Spr<strong>in</strong>ger Verlag,<br />

1936<br />

[22] Ergebnis von Erdfehlermessungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten 110-kV-Netz: Cired 2001 3.5<br />

NE-EN/Ru-Fs<br />

[23] DIN VDE 0228 Teil 2: Maßnahmen bei Bee<strong>in</strong>flussung von Fernmeldeanlagen durch<br />

Starkstromanlagen, Dezember 1987<br />

[24] J. Poll.: Löschung von Erdschlusslichtbögen, Elektrizitätswirtschaft 83 (1984) Heft 7,<br />

S. 322 bis 327<br />

[25] Obkircher, Fickert, Achleitner, Sakul<strong>in</strong>: Ausbaugrenzen der Verkabelung bei<br />

gelöschten Netzen. - <strong>in</strong>: Dritte Energiepreiskrise - Anforderung an die<br />

Energie<strong>in</strong>novation (2006), Symposium Energie<strong>in</strong>novation [Elektronische Ressource]<br />

[26] Obkircher, Fickert, Achleitner, Sakul<strong>in</strong>: Cable Installation Limits <strong>in</strong> Earth Fault<br />

Compensated Networks. - <strong>in</strong>: Electric Power Quality and Supply Reliability (2006), S.<br />

117 – 122, International Conference Electric Power Quality and Supply Reliability<br />

[27] Obkircher, Fickert, Achleitner, Sakul<strong>in</strong>: Cable Installation Limits <strong>in</strong> Earth Fault<br />

Compensated 110-kV-Networks. - <strong>in</strong>: 2006 IEEE PES Power System Conference &<br />

Exposition (2006), S. 1544 – 1549, Power System Conference and Exposition ; 2006<br />

[28] VDE V 0140 (IEC 479-1) Wirkungen des elektrischen Stromes auf Menschen und<br />

Nutztiere<br />

[29] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung I: J. Schlembach Fachverlag, zweite<br />

Auflage, 2005<br />

[30] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung II: J. Schlembach Fachverlag, 2001<br />

[31] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung III: J. Schlembach Fachverlag, 2002<br />

[32] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung IV: J. Schlembach Fachverlag, 2003<br />

[33] ÖVE EN 50110-1: Betrieb von elektrischen <strong>Anlagen</strong><br />

[34] Obkircher, Schmautzer, Fickert, Raunig: Berechnung der Verlagerungsspannung <strong>in</strong><br />

kompensierten Netzen bee<strong>in</strong>flusst durch die kapazitive Kopplung. - <strong>in</strong>: Energiewende<br />

EnInnov08 (2008), Symposium Energie<strong>in</strong>novation<br />

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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />

[35] Seifert: Untersuchung zum E<strong>in</strong>fluss der Harmonischen im Erdschlussreststrom auf<br />

die Löschfähigkeit <strong>in</strong> kompensiert betriebenen Energieversorgungsnetzen,<br />

Jahresbereicht 2002, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> elektrische Energieversorgung und<br />

Hochspannungstechnik, TU Dresden<br />

[36] FGH: Versuche <strong>in</strong> kompensierten Mittelspannungsnetzen zur Ermittlung der<br />

Brenndauer von Erdschlußlichtbögen bei unterschiedlichem Oberschw<strong>in</strong>gungsgehalt<br />

im Reststrom, Technischer Bericht 1-249, FGH, 1981<br />

[37] Höpfner, Schegner: Beitrag zur Beurteilung der Löschung von Erdschlusslichtbögen<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Harmonischen, ETG Kongress, Karlsruhe,<br />

2007<br />

[38] Höpfner, Schegner, Seifert, Zickler: Modellierung von frei brennenden<br />

Erdschlusslichtbögen, etz, Heft 3/2007<br />

[39] Fuchs: Auswertung von Erdschlusswischern, Diplomarbeit an der TU-Graz (2008)<br />

[40] Achleitner: Earth fault distance protection, Dissertation an der TU-Graz (2008)<br />

[41] Obkircher, Fickert: Verfahren zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule, Patent, AT504506 -<br />

2008-06-15<br />

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