Kabelreserve in Oberösterreich - Institut für Elektrische Anlagen
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener<br />
Netze<br />
Dissertation<br />
Begutachter:<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Lothar Fickert<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Schegner<br />
Vorgelegt von:<br />
Dipl.-Ing. Clemens Obkircher<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong><br />
<strong>Institut</strong>sleiter: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Lothar Fickert<br />
Technische Universität Graz<br />
A - 8010 Graz, Inffeldgasse 18-I<br />
Telefon: (+43 316) 873 – 7551<br />
Telefax: (+43 316) 873 – 7553<br />
http://www.ifea.tugraz.at<br />
http://www.tugraz.at<br />
Graz / Juli - 2008
Danksagung<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Die vorliegende Arbeit entstand während me<strong>in</strong>er Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />
Projektmitarbeiter am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU-Graz.<br />
Dabei gilt me<strong>in</strong> Dank an erster Stelle Herrn Prof. Lothar Fickert <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Unterstützung<br />
während me<strong>in</strong>er Arbeit an der Dissertation. Er hat immer wieder <strong>für</strong> neue Ideen gesorgt.<br />
Ich möchte mich auch bei Prof. Schegner <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Bereitschaft zur Begutachtung me<strong>in</strong>er<br />
Dissertation bedanken.<br />
E<strong>in</strong> großes Dankeschön gilt allen Kollegen am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong>, die mir mit<br />
Rat und Tat zur Seite standen.<br />
Georg Achleitner hat auch auf dem Gebiet der gelöschten Netze geforscht, und er war e<strong>in</strong><br />
guter Freund und Diskussionspartner. Wir haben e<strong>in</strong>ige Publikationen und Patente<br />
zusammen erarbeitet, und hier<strong>für</strong> sei ihm gedankt.<br />
Me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> Beti Trajanoska stand mir immer unterstützend zur Seite, und ohne ihre Hilfe<br />
wäre diese Dissertation erst später vollendet worden.<br />
Auch me<strong>in</strong>er Familie möchte ich <strong>für</strong> die jahrelange Unterstützung danken.<br />
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Kurzfassung<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Titel: Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Schlüsselwörter: Erdschlussreststrom, Ausbaureserve, Oberschw<strong>in</strong>gungen, Resonanzen<br />
Diese Dissertation beschäftigt sich mit den auftretenden Problemen im Zusammenhang mit<br />
vermehrtem Ausbau von erdschlussstromkompensierten (gelöschten) Netzen. Der<br />
Netzausbau erhöht die Erdkapazitäten der Netze, sodass der zu kompensierende kapazitive<br />
Erdschlussstrom und auch der Erdschlussreststrom steigt.<br />
Der Erdschlussstrom ist abhängig von Betriebsspannung, Frequenz, Oberschw<strong>in</strong>gungen und<br />
von der Verteilung von Kapazitäten und Induktivitäten im Netz (Resonanzen). Der<br />
Erdschlussreststrom ist zusätzlich abhängig von Verstimmung, Verlustfaktor, von der<br />
Sättigung der Petersenspulen und von parallel geführten Systemen, welche die<br />
Kompensation erschweren.<br />
Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Algorithmus werden die Grenzen des Ausbaus gelöschter Netze aufgezeigt,<br />
sowie weitere Probleme, die den Ausbau erschweren, aufgezeigt. Vor allem wird der E<strong>in</strong>fluss<br />
von Oberschw<strong>in</strong>gungen, und deren Resonanzen analysiert, um bei weiterem Netzausbau<br />
oder Netztrennungen (Schalthandlungen) eventuell auftretende Verschlechterungen der<br />
Erdschlusslöschung zu vermeiden. Weiters werden noch technische Maßnahmen<br />
untersucht, die e<strong>in</strong>en zukünftigen Betrieb der Netze <strong>in</strong>nerhalb der normativen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gewährleisten.<br />
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Abstract<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Title: Expansions limits of earth fault compensated networks<br />
Keywords: residual earth fault current, extension reserve, harmonics, resonances<br />
This thesis deals with the aris<strong>in</strong>g problems <strong>in</strong> connection with <strong>in</strong>creased extension of earthfault-compensated<br />
grids. The grid extension <strong>in</strong>creases the l<strong>in</strong>e to earth capacities, so that the<br />
capacitive l<strong>in</strong>e to earth current which can be compensated and also the earth fault residual<br />
current rise.<br />
The earth fault current depends on operat<strong>in</strong>g voltage, frequency, harmonics and on the<br />
distribution of capacities and <strong>in</strong>ductances <strong>in</strong> the grid (resonances). The ground fault residual<br />
current depends additionally on detun<strong>in</strong>g, damp<strong>in</strong>g, on the saturation of the Petersen coils<br />
and on parallel led systems, which are <strong>in</strong> opposition to a perfect compensation.<br />
With the help of a grid calculation program the limits of the grid extension are po<strong>in</strong>ted out, as<br />
well as further problems that br<strong>in</strong>g difficulties are shown. Above all the <strong>in</strong>fluence of<br />
harmonics und their resonances are exam<strong>in</strong>ed, <strong>in</strong> order to avoid aris<strong>in</strong>g degradations of the<br />
earth fault clear<strong>in</strong>g ability. Further technical measures are expla<strong>in</strong>ed, which ensure a future<br />
problem-free grid operation.<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Symbole und Abkürzungen ................................................................................. 7<br />
2 E<strong>in</strong>leitung............................................................................................................. 9<br />
2.1 Überblick ...................................................................................................... 9<br />
2.2 Forschungsfragen und -thesen .................................................................. 10<br />
2.3 Aufgabenstellung........................................................................................ 10<br />
3 Allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhänge............................................................................ 11<br />
3.1 Technische Grundlagen ............................................................................. 11<br />
3.1.1 Isoliertes Netz ..................................................................................... 11<br />
3.1.2 Gelöschtes Netz.................................................................................. 12<br />
3.1.3 Niederohmig geerdetes Netz............................................................... 14<br />
3.2 Erdschlusslöschung, Grundlagen............................................................... 15<br />
3.2.1 Ersatzschaltbild ................................................................................... 16<br />
3.2.2 Der Erdschluss <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten................................ 16<br />
3.2.3 Kurzzeitig mittelohmig geerdetes Netz................................................ 18<br />
3.2.4 Zuverlässigkeit und Betriebsführung/Störungsbehebung.................... 18<br />
3.2.5 Spannungsqualität .............................................................................. 18<br />
3.2.6 Vor-/Nachteile (Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung) ........ 19<br />
3.3 Parameter .................................................................................................. 19<br />
3.3.1 Verstimmung (v).................................................................................. 20<br />
3.3.2 Dämpfung (d) ...................................................................................... 20<br />
3.3.3 Erdschlussreststrom (IRest) .................................................................. 20<br />
3.3.4 Löschgrenze (IG) ................................................................................. 21<br />
3.3.5 Sternpunktverlagerungsspannung (UNE) ............................................. 23<br />
3.3.6 Regelung von Erdschlussdrosseln ...................................................... 24<br />
3.3.7 Kapazitiver Erdschlussstrom (ICE) ....................................................... 24<br />
3.3.8 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil (THD) ............................................................ 25<br />
3.3.9 Messtechnische Bestimmung der Netzparameter............................... 27<br />
4 Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve gelöschter Netze ................. 31<br />
4.1 Normenlage <strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> Deutschland........................................... 31<br />
4.2 Berechnung der Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes ........................................... 31<br />
5 Methodik zur Abschätzung der Ausbaureserve und des Erdschlussreststroms 32<br />
5.1 Bestimmung der Obergrenze des Netzausbaus (ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen)..<br />
................................................................................................................... 32<br />
5.1.1 Allgeme<strong>in</strong>es......................................................................................... 32<br />
5.1.2 Herleitung des maximalen Netzausbaus ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen .... 32<br />
5.1.3 Bestimmung der m<strong>in</strong>imalen Verstimmung........................................... 35<br />
5.2 Maximaler Netzausbau mit Berücksichtigung von Oberschw<strong>in</strong>gungen und<br />
Resonanzen.......................................................................................................... 36<br />
5.2.1 Zentrale Aufstellung der Löschspulen ................................................. 40<br />
5.2.2 Dezentrale Aufstellung der Löschspulen (unmittelbare Kompensation<br />
an den Erdkapazitäten) ..................................................................................... 40<br />
5.3 Abschätzung der Ausbaureserve ............................................................... 41<br />
5.3.1 Interpretation der Grafik ...................................................................... 42<br />
6 Methodik zur Berechnung des Erdschlussreststroms........................................ 46<br />
6.1 Verifikation der Ausgangsbasis .................................................................. 46<br />
6.1.1 Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung..................................... 47<br />
6.1.2 L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung und –<br />
strom ............................................................................................................ 50<br />
6.1.3 Resonanz entlang e<strong>in</strong>er Leitung.......................................................... 51<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
6.2 Simulation <strong>in</strong> Neplan®................................................................................ 54<br />
7 Abstimmversuche und Berechnungen............................................................... 55<br />
7.1 Bewertung der Messungen ........................................................................ 55<br />
8 Analyse von Ausschw<strong>in</strong>gvorgängen bei Erdschlüssen / Erdschlusswischern ... 56<br />
8.1 Allgeme<strong>in</strong>es................................................................................................ 56<br />
8.2 Berechnungsergebnisse............................................................................. 58<br />
8.2.1 Patentierung des Verfahrens zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule ....... 58<br />
9 Erdschlussversuche <strong>in</strong> gelöschten Netzen ........................................................ 62<br />
9.1 Versuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Drehstromnetz................................................. 62<br />
9.1.1 Versuch 1............................................................................................ 62<br />
9.1.2 Versuch 2............................................................................................ 64<br />
9.1.3 Versuch 3............................................................................................ 65<br />
9.2 Versuche <strong>in</strong> 20-kV-Drehstromnetzen ......................................................... 66<br />
10 Aussagen zur Löschgrenze ............................................................................... 68<br />
10.1 Versuchskonzept........................................................................................ 68<br />
11 Maßnahmen, die den weiteren Ausbau gelöschter Netze ermöglichen............. 73<br />
11.1 Niederohmige/starre Erdung ...................................................................... 73<br />
11.2 Mittelohmige Erdung .................................................................................. 74<br />
11.3 Netztrennung/galvanische Trennung.......................................................... 75<br />
11.4 Spezielle Kompensationsverfahren............................................................ 75<br />
11.4.1 Aktive Reststromkompensation........................................................... 75<br />
11.4.2 Phasenerdung..................................................................................... 76<br />
11.4.3 E<strong>in</strong>satz von GIL................................................................................... 76<br />
11.4.4 Resonanzabstimmung ........................................................................ 76<br />
11.4.5 Kompensation der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen oder -ströme......... 77<br />
12 Zusammenfassung und Ausblick....................................................................... 78<br />
13 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 80<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
1 Symbole und Abkürzungen<br />
(<strong>in</strong> alphabetischer Reihenfolge)<br />
CE Erdkapazität pro Leiter = Nullkapazität (CE ; C0)<br />
d Dämpfung = Verlustfaktor (δ)<br />
d3 Dämpfung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
d5 Dämpfung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
d7 Dämpfung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
E Erde<br />
f Frequenz<br />
f0 Resonanzfrequenz<br />
g Güte des Netzes an e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt (g = X/R)<br />
g1 Güte der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />
g3 Güte der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
g5 Güte der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
g7 Güte der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
I50 Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />
I150 Erdschlussreststrom der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
I250 Erdschlussreststrom der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
I350 Erdschlussreststrom der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
ICE kapazitiver Erdschlussstrom (IC)<br />
IG Löschgrenze (132 A)<br />
IK Kompensationsstrom (IL und IRD)<br />
IL Löschstrom der idealisierten Petersenspule(n) (<strong>in</strong>duktiver Anteil)<br />
IN Netzstrom (IC und IRQ)<br />
IRD Löschspulenverluststrom<br />
IRest Erdschlussreststrom<br />
IRQ Querleitverluststrom<br />
k Unsymmetriefaktor des Netzes<br />
LD Induktivität der Petersenspule(n)<br />
n Ordnung der Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
N Sternpunkt<br />
p1 Anteil der Grundschw<strong>in</strong>gung (=1)<br />
p3 Anteil der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
p5 Anteil der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
p7 Anteil der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
Pgrenz Anteil der Sternpunktverlagerungsspannung<br />
RD Wirkwiderstand der Petersenspulen (<strong>in</strong> Parallel-Ersatzschaltung)<br />
RE Erdungswiderstand<br />
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RF Fehlerwiderstand<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
RQ Querableitwiderstand des Netzes<br />
UB Betriebsspannung<br />
UEN Sternpunktverlagerungsspannung<br />
UENgrenz<br />
maximal zugelassene Sternpunktverlagerungsspannung<br />
UN Nennspannung<br />
UPh Phasenspannung<br />
v Verstimmung<br />
v3 Verstimmung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
v5 Verstimmung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
v7 Verstimmung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
vn Verstimmung der n-ten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
X Reaktanz<br />
Z Impedanz<br />
ΔCE Unsymmetrie des Netzteiles<br />
ω Kreisfrequenz (2·π·f) der Grundschw<strong>in</strong>gung (50 Hz)<br />
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2 E<strong>in</strong>leitung<br />
2.1 Überblick<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Ausgangspunkt <strong>für</strong> diese Dissertation s<strong>in</strong>d wiederholt aufgetretene Fragen,<br />
Problemstellungen und grundsätzliche Problemlösungen <strong>in</strong> kontroversen, öffentlichen<br />
Diskussionen bezüglich geplanter 110-kV-Leitungsverb<strong>in</strong>dungen, und die vorangegangene<br />
Diplomarbeit [10].<br />
Da bei neuen, umfangreichen Ausbauprojekten <strong>in</strong> gelöschten Netzen von der Bevölkerung<br />
(und zum Teil der Politik) immer mehr der E<strong>in</strong>satz von Kabeln statt Freileitungen gefordert<br />
wird, ist es notwendig, zu untersuchen, ob vermehrter Kabele<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Netzen zu technischen<br />
Problemen führen kann, und wo die netztechnischen Grenzen des Kabele<strong>in</strong>satzes liegen.<br />
Anhand von realen Netzen werden die auftretenden Probleme <strong>in</strong> gelöscht betriebenen und<br />
vorwiegend aus Freileitungen bestehenden Hoch- und Mittelspannungsnetzen bei<br />
zusätzlichem E<strong>in</strong>satz von Kabelsystemen, sowie Maßnahmen zum problemfreien<br />
zukünftigen Betrieb analysiert.<br />
Im Rahmen der Dissertation wurden verschiedene Gutachten h<strong>in</strong>sichtlich der Ausbaureserve<br />
erstellt, und es wurden Erdschlussversuche durchgeführt. Die Analysen erfolgten unter<br />
E<strong>in</strong>beziehung von Messungen der Netzbetreiber, die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der TU Graz<br />
und unter Berücksichtigung des letztgültigen Netzausbauzustandes ausgearbeitet wurden,<br />
wobei die notwendigen Netzdaten von den Netzbetreibern zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Die auftretenden Probleme und die resultierenden Ausbaugrenzen, die sich <strong>in</strong> elektrischen<br />
Netzen ergeben, begründen sich vorwiegend <strong>in</strong> der Art der Sternpunktbehandlung. Die Art<br />
der Sternpunktbehandlung, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Netz gewählt wird, ist vor allem von der<br />
Spannungshöhe, von der Netzgröße und von der historischen Entwicklung abhängig.<br />
Es gibt verschiedene Arten der Sternpunktbehandlung wie<br />
a) die starre Sternpunkterdung,<br />
b) das isolierte Netz (isolierter Sternpunkt) und<br />
c) das gelöscht betriebene Netz.<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
2.2 Forschungsfragen und -thesen<br />
Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Ausbaugrenzen gelöschter Netze, ergeben<br />
sich die nachfolgend formulierten Forschungsfragen:<br />
1) Ist die genaue Berechnung des Erdschlussreststromes an jeder Stelle e<strong>in</strong>es Netzes<br />
möglich?<br />
2) Ist e<strong>in</strong>e übersichtsmäßige Abschätzung des Erdschlussreststromes möglich?<br />
3) Kann man die längenmäßige Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes <strong>für</strong> verschiedene<br />
Leitungsarten bestimmen?<br />
4) Welchen E<strong>in</strong>fluss haben Oberschw<strong>in</strong>gungen auf den Erdschlussreststrom?<br />
5) Wie kann die Löschgrenze bestimmt werden?<br />
6) Welche Methoden gibt es, um den Netzausbau h<strong>in</strong>sichtlich der Löschgrenze zu<br />
unterstützen?<br />
2.3 Aufgabenstellung<br />
Aus den angegebenen Forschungsfragen lassen sich die folgenden Aufgabenstellungen<br />
formulieren.<br />
1) Entwicklung e<strong>in</strong>er Berechnungsmethode, um den Erdschlussreststrom berechnen zu<br />
können<br />
2) Entwicklung e<strong>in</strong>es Tools um den Erdschlussrestrom abschätzen zu können<br />
3) Berechnung der längenmäßigen Ausbaureserve von gegebenen Netzen <strong>für</strong><br />
verschiedene Leitungsarten<br />
4) Berücksichtigung von Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Berechnungen von<br />
Erdschlussreststrom und Ausbaureserve<br />
5) Bestimmung der E<strong>in</strong>flussfaktoren, die die Löschgrenze bee<strong>in</strong>flussen<br />
6) Ermittlung von Methoden, die den weiteren Netzausbau jenseits der Löschgrenze<br />
ermöglichen und erlauben<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
3 Allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhänge<br />
3.1 Technische Grundlagen<br />
Die im Folgenden verwendeten Formelzeichen und Abkürzungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> alphabetischer<br />
Reihenfolge <strong>in</strong> Kapitel 1 wiedergegeben.<br />
3.1.1 Isoliertes Netz<br />
Abbildung 3.1: Isoliertes Netz – Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />
In Abbildung 3.1 ist das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es isolierten Netzes dargestellt. Alle Sternpunkte<br />
(Transformatoren und Sternpunktbildner) s<strong>in</strong>d gegenüber der Erde isoliert. Im idealen Netz<br />
ohne Unsymmetrien hat der Sternpunkt ke<strong>in</strong>e Verlagerungsspannung gegen Erde<br />
(UNE = 0 V). Isolierte Netze f<strong>in</strong>den ihre Anwendung bei Mittelspannungsnetzen ger<strong>in</strong>ger<br />
Ausdehnung, da e<strong>in</strong>e größere Ausdehnung der Netze höhere kapazitive Ströme verursacht.<br />
Im isolierten Netz ist der Erdschlussstrom abhängig von den Erdkapazitäten des Netzes.<br />
Dies bedeutet, dass größere Systemlängen von Netzen oder der E<strong>in</strong>satz von Kabeln statt<br />
Freileitungen zu größeren Erdschlussströmen führen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Dauererdschluss steigt die Leiter-Erde-Spannung <strong>in</strong> den fehlerfreien Leitern<br />
(Phasen) auf den 3 -fachen Wert. In Freileitungsnetzen kann man mit der Selbstlöschung<br />
des Lichtbogens rechnen, wenn der kapazitive Erdschlussstrom ICE kle<strong>in</strong>er als 35 A (<strong>für</strong> 10kV<br />
oder 20-kV-Netze), oder kle<strong>in</strong>er als 60 A (<strong>für</strong> 60-kV-Netze) ist [11].<br />
Verwendung:<br />
- bei Mittelspannungsfreileitungsnetzen ger<strong>in</strong>ger Ausdehnung<br />
- bei kle<strong>in</strong>en Kabelnetzen (z.B. KW-Eigenbedarfsnetze, Industrienetze)<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Vorteile:<br />
- e<strong>in</strong>fache Ausführung<br />
- ger<strong>in</strong>ge Anforderungen an die Erdungsanlagen<br />
Nachteile:<br />
- <strong>in</strong>termittierende Erdschlüsse s<strong>in</strong>d möglich<br />
- erhöhte Überspannungsbeanspruchung, <strong>in</strong>sbesondere bei <strong>in</strong>termittierenden Erdschlüssen<br />
- Dauererdschlüsse und damit die Gefahr von Mehrfacherdschlüssen<br />
- ke<strong>in</strong>e sichere selektive Erdschlusserfassung<br />
- erhöhte Gefahr des Auftretens von subsynchronen Kippschw<strong>in</strong>gungen<br />
3.1.2 Gelöschtes Netz<br />
Abbildung 3.2: Gelöschtes Netz - Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />
In gelöschten Netzen (siehe Abbildung 3.2) werden e<strong>in</strong> oder mehrere<br />
Transformatorsternpunkte oder Sternpunktbildner über Löschspulen (LD), deren Induktivität<br />
oft veränderbar ist, geerdet. Für die genauere E<strong>in</strong>stellungen des <strong>in</strong>duktiven Löschstromes<br />
werden Tauchkernspulen verwendet. Bei e<strong>in</strong>er vollständigen Abstimmung der Induktivität der<br />
Löschspule auf die Kapazität des Netzes gegen Erde (Vollkompensation), fließt bei e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>poligen Fehler nur mehr der nichtkompensierbare Reststrom (ohmscher Wattreststrom,<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsströme) an der Fehlerstelle. Der Grundschw<strong>in</strong>gungs-Erdschlussreststrom<br />
ist vor allem von der Netzgröße abhängig, und se<strong>in</strong>e vollständige passive Kompensation ist<br />
wegen der ohmschen Komponente nicht möglich. Durch die Erdschluss-Kompensation wird<br />
erreicht, dass der Erdschlusslichtbogen bis zu e<strong>in</strong>er gewissen Netzgröße (Löschgrenze) trotz<br />
Last<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
wesentlich größerer Netzausdehnung von selbst erlischt (im Vergleich zur isolierten<br />
Sternpunktbehandlung).<br />
Durch den im Vergleich zum isolierten Netz wesentlich langsameren Anstieg der<br />
wiederkehrenden Spannung im gelöschten Netz lässt sich der höhere Wert der Löschgrenze<br />
erklären. Das gelöschte Netz kann längere Zeit unter E<strong>in</strong>haltung der technischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen mit e<strong>in</strong>em bestehenden Erdschluss weiter betrieben werden, wenn sofort nach<br />
Erdschlusse<strong>in</strong>tritt E<strong>in</strong>grenzungsmaßnahmen getroffen werden [33]. Bei e<strong>in</strong>em<br />
Dauererdschluss steigt die Spannung <strong>in</strong> den fehlerfreien Leitern (Phasen) wie beim isolierten<br />
Netz auf den 3 -fachen Wert. Es ist möglich, dass <strong>in</strong> der Folge durch die<br />
Spannungsanhebung der gesunden Leiter und e<strong>in</strong>e allfällige Überbeanspruchung von<br />
Isolationsstellen e<strong>in</strong> stromstarker Doppelerdschluss entsteht.<br />
Verwendung:<br />
- bei Mittel- und Hochspannungsnetzen (10 kV bis 110 kV) größerer Ausdehnung<br />
Vorteile:<br />
- trotz 1-poligem Fehler kann das Netz vorübergehend weiter betrieben werden (dies<br />
bedeutet e<strong>in</strong>e Erhöhung der Versorgungssicherheit)<br />
- Erdschlüsse verlöschen meist von selbst<br />
- kle<strong>in</strong>e Erdschlussrestströme<br />
- ger<strong>in</strong>ge Anforderungen an die Erdungsanlagen<br />
- ger<strong>in</strong>ge Zahl von Abschaltungen beim Auftreten von Erdschlüssen<br />
- wiederkehrende Spannung steigt wesentlich langsamer als bei isoliertem Netz<br />
Nachteile:<br />
- erhöhte Spannungsbeanspruchung der fehlerfreien Phasen und Leitungen im<br />
Erdschlussfall<br />
- Begrenzung der Netzausdehnung durch den Erdschlussreststrom<br />
- Dauererdschlüsse s<strong>in</strong>d möglich und damit die Gefahr von Mehrfacherdschlüssen<br />
- oft unsichere selektive Erdschlusserfassung<br />
- Mehraufwand durch E<strong>in</strong>bau und Regelung der Petersenspulen<br />
- Isolation der Betriebsmittel gegen Erde muss der verketteten Nennspannung entsprechen<br />
Gelöschte Netze werden derzeit bei Mittel- und Hochspannungsnetzen vorwiegend <strong>in</strong><br />
Europa e<strong>in</strong>gesetzt (im angloamerikanischen Raum wird e<strong>in</strong>e starre oder mittelohmige<br />
Erdung bevorzugt). Gelöschte Netze s<strong>in</strong>d u.a. vorteilhaft, weil hier im e<strong>in</strong>poligen Fehlerfall<br />
(dem Erdschluss) kle<strong>in</strong>e Fehlerströme fließen, e<strong>in</strong> Erdschlusslichtbogen von selbst erlischt,<br />
die wiederkehrende Spannung langsam ansteigt und dann nur kle<strong>in</strong>e Berühr- und<br />
Bee<strong>in</strong>flussungsspannungen auftreten. Der bedeutendste Vorteil gelöschter Netze unter dem<br />
Aspekt der Energieversorgung ist die große Versorgungssicherheit aufgrund weniger<br />
Abschaltungen, da hier die meisten Leiter-Erde-Fehler (Erdschlüsse) von selbst verlöschen.<br />
Der maximale Erdschlussreststrom bestimmt dabei im Wesentlichen die möglichen<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Ausbauten (zusätzliche Freileitungen und Kabel) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzteil (Löschbezirk). Der<br />
Reststrom ist abhängig von den verschiedensten Faktoren. Von besonderem Interesse s<strong>in</strong>d<br />
Maßnahmen, die bei Ausbau mit Kabeln, den Netzbetrieb des Netzes weiter ermöglichen.<br />
3.1.3 Niederohmig geerdetes Netz<br />
Abbildung 3.3: Niederohmig geerdetes Netz - Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />
In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung (siehe Abbildung 3.3) werden die<br />
Transformatorsternpunkte über Widerstände RE (e<strong>in</strong>ige 10 Ω bis ca. 60 Ω) mit Erde<br />
verbunden, um die Erdkurzschlussströme zu begrenzen.<br />
E<strong>in</strong>e Sonderform dieser Sternpunktbehandlung ist die starre Erdung, bei der die Sternpunkte<br />
und Erde direkt verbunden werden (RE = 0 Ω). Bei dieser Netzform s<strong>in</strong>d nicht mehr die<br />
Spannungen das entscheidende Kriterium <strong>für</strong> die Auslegung der Betriebsmittel, sondern die<br />
auftretenden e<strong>in</strong>phasigen Erdkurzschlussströme. E<strong>in</strong>e betriebsfrequente<br />
Spannungserhöhung an den nicht betroffenen Leitern (Phasen) tritt nur <strong>in</strong> begrenzter Höhe<br />
auf. Auf die starre Erdung wird übergegangen, wenn die Löschfähigkeit des isolierten Netzes<br />
oder des gelöschten Netzes nicht mehr gegeben ist bzw. der Isolationspegel es erfordert. Bei<br />
starrer Erdung liegen die Erdkurzschlussströme im Bereich von e<strong>in</strong>igen kA (<strong>in</strong> Hoch- und<br />
Mittelspannungsnetzen) bzw. im Bereich von e<strong>in</strong>igen 100 A (<strong>in</strong> Niederspannungsnetzen),<br />
und die Schutze<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, fehlerbehaftete Leitungen selektiv<br />
abzuschalten.<br />
Um beim Auftreten von Kurz- und Erdschlüssen die fehlerfreie Versorgung wieder<br />
herzustellen, wird gegebenenfalls durch die Automatische Wieder-E<strong>in</strong>schaltung (AWE)<br />
versucht, die Leitung nach e<strong>in</strong>er Abschaltung und e<strong>in</strong>er kurzen Pausenzeit (ca. 0,5 bis 1 s)<br />
wieder zuzuschalten. Automatische Wieder-E<strong>in</strong>schaltungen werden oft erfolgreich<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, da erfahrungsgemäß <strong>in</strong> Freileitungsnetzen 90 % der Fehler nach e<strong>in</strong>er<br />
automatischen Wiedere<strong>in</strong>schaltung nicht mehr bestehen (d.h. der Lichtbogen verlischt).<br />
Seite 14/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Verwendung:<br />
bei Hoch- und Höchstspannungsnetzen (110 kV bis 750 kV) größerer Ausdehnung<br />
bei Niederspannungsnetzen (400 V)<br />
Vorteile:<br />
- e<strong>in</strong>fache Ausführung<br />
- e<strong>in</strong>fache selektive Erdschlusserfassung, AWE möglich<br />
- Netzausdehnung nahezu unbegrenzt<br />
- verm<strong>in</strong>derter Isolationspegel bei starrer Erdung ausreichend<br />
Nachteile:<br />
- abhängig von der Größe und Anzahl der Sternpunktswiderstände bzw. Nullimpedanzen der<br />
Transformatoren bei starrer Erdung u.U. große Erdkurzschlussströme, daher<br />
erforderlichenfalls erheblicher Aufwand <strong>für</strong> Erdungsanlagen<br />
- häufigere kurzfristige Abschaltungen (ca. 0,1 … 1 s) von Leitungen<br />
3.2 Erdschlusslöschung, Grundlagen<br />
In Mitteleuropa ist die vorherrschende Betriebsform <strong>in</strong> der Mittel- und Hochspannung<br />
(bis 110 kV) die des gelöscht betriebenen Netzes. Dies bedeutet, dass das Netz durch<br />
Löschspulen, die zwischen Sternpunkt und Erde geschaltet s<strong>in</strong>d, so abgestimmt wird, dass<br />
der am Fehlerort auftretende kapazitive Erdschlussstrom möglichst kompensiert wird. Der<br />
verbleibende Fehlerstrom wird als Erdschlussreststrom bezeichnet. Dieser<br />
Erdschlussreststrom ist vor allem abhängig von der Dämpfung d im Fehlerfall, sowie von der<br />
verbleibenden Verstimmung v.<br />
Der Vorteil e<strong>in</strong>es so gearteten Netzbetriebes ist die große Versorgungssicherheit, da<br />
Erdschlüsse nicht unmittelbar zu e<strong>in</strong>er Abschaltung von Netzteilen führen, und über 95 %<br />
(nach Angaben von Netzbetreibern) der Erdschlüsse von selbst wieder verlöschen. Bei den<br />
restlichen 5 % kommt es zu Dauererdschlüssen oder <strong>in</strong>termittierenden Erdschlüssen, und <strong>in</strong><br />
der Folge können diese Erdschlüsse zu Doppelerdschlüssen oder Kurzschlüssen führen.<br />
Prof. Waldemar Petersen hatte 1919 die Idee, e<strong>in</strong>e Spule (Petersenspule) <strong>in</strong> den Sternpunkt<br />
e<strong>in</strong>es Netzes (Transformatorsternpunkte oder Sternpunktbildner) zu schalten, um e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>duktive Gegenkomponente zu den kapazitiven Erdschlussströmen im Erdschlussfall<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
Früher kannte man noch andere Lösungen wie die Polerdung oder den Bauch´schen<br />
Löschtransformator [10], die jedoch den Nachteil haben, dass sie bereits im fehlerfreien<br />
Betrieb Wirkleistungsverluste verursachen.<br />
Seite 15/82
3.2.1 Ersatzschaltbild<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 3.4: Pr<strong>in</strong>zipersatzschaltbild – gelöschtes Netz (e<strong>in</strong>faches Strahlennetz)<br />
3.2.2 Der Erdschluss <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten<br />
Mit Hilfe der symmetrischen Komponenten kann man e<strong>in</strong> symmetrisches Netz<br />
(symmetrischer Aufbau und symmetrische Lasten vorteilhaft) nachbilden und berechnen. In<br />
den folgenden Abbildungen (Abbildung 3.5 und Abbildung 3.6) sieht man die<br />
Ersatzschaltbilder e<strong>in</strong>es Erdschlusses <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten. An der Fehlerstelle<br />
werden Mit- Gegen- und Nullsystem <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Serienschaltung verbunden.<br />
Abbildung 3.5: Symmetrische Komponenten - vere<strong>in</strong>fachtes Ersatzschaltbild<br />
Seite 16/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Im vere<strong>in</strong>fachten Ersatzschaltbild (Abbildung 3.5) erkennt man pr<strong>in</strong>zipiell die Ersatzschaltung<br />
des Erdschlusses.<br />
Abbildung 3.6: Symmetrische Komponenten – Ersatzschaltbild mit vere<strong>in</strong>fachtem Restnetz<br />
In Abbildung 3.6 ist das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Erdschlusses <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten<br />
dargestellt. Daraus kann man die verschiedenen Formeln und Matrizen <strong>für</strong> die Berechnung<br />
der Erdschlussverhältnisse bestimmen.<br />
Seite 17/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
3.2.3 Kurzzeitig mittelohmig geerdetes Netz<br />
E<strong>in</strong>e Sonderform des gelöschten Netzes (siehe Abbildung 3.7) ist das kurzzeitig mittelohmig<br />
geerdete Netz. Mit dieser Art der Sternpunktbehandlung erhält man die Vorteile des<br />
gelöschten Netzes, und man kann im Falle e<strong>in</strong>es Erdschlusses e<strong>in</strong>e gezielte Ortung<br />
und/oder e<strong>in</strong>e selektive Abschaltung durchführen.<br />
I zusatz =<br />
50 .. 300<br />
Amp<br />
0,2s<br />
ORTUNG: I 0 > ( I 0 > )<br />
Wattreststrom<br />
Distanzschutz<br />
Wischer-Erfassung<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsrelais<br />
FOLGE: � Mldg<br />
� evtl. AWE<br />
� evt. isol. Schiene<br />
�evtl. Auslösung<br />
Abbildung 3.7: Pr<strong>in</strong>zipschaltbild zur kurzzeitigen mittelohmigen Erdung<br />
3.2.4 Zuverlässigkeit und Betriebsführung/Störungsbehebung<br />
Bei Freileitungen liegt die durchschnittliche Störungsanzahl bei 0,6 Kurzschlüssen und 4,6<br />
Erdschlüssen pro 100 km und Jahr [12].<br />
Bei e<strong>in</strong>er Verkabelung ist mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anzahl von Erdschlüssen zu rechnen. Bei<br />
Kurzschlüssen ist jedoch mit e<strong>in</strong>er längeren Ausfalldauer gegenüber e<strong>in</strong>er Freileitung zu<br />
rechnen [19].<br />
Bei Freileitungen gibt es Störungen die ohne Schaden ablaufen. Diese Fehler können meist<br />
durch kurzzeitiges Spannungsfreischalten (AWE) beseitigt werden und danach ist die<br />
Leitung wieder voll verfügbar.<br />
Kabel h<strong>in</strong>gegen müssen bei e<strong>in</strong>er Störung <strong>in</strong> jedem Fall abgeschaltet werden und der Fehler<br />
muss geortet werden [19].<br />
3.2.5 Spannungsqualität<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en wird die Spannungsqualität durch die Verwendung von Kabeln verbessert,<br />
da es durch den E<strong>in</strong>bau zu e<strong>in</strong>er Vergrößerung der Kurzschlussleistung kommt und sich dies<br />
Seite 18/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
positiv auf die Spannungsqualität auswirkt und im ganzen Netz e<strong>in</strong> symmetrierender Effekt<br />
durch den E<strong>in</strong>bau von Kabel festgestellt werden kann.<br />
Jedoch ist bei dem E<strong>in</strong>satz von Kabel auch auf die Nichtverfügbarkeit zu achten, die sich <strong>in</strong><br />
Spannungsqualitätsparametern bemerkbar machen kann. (SAIDI, SAIFI,..).<br />
3.2.6 Vor-/Nachteile (Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung)<br />
Die Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich Erdschlusslöschung s<strong>in</strong>d, dass durch den E<strong>in</strong>satz von Kabeln<br />
e<strong>in</strong>e symmetrierende Wirkung im Netz auftritt und damit e<strong>in</strong> Betrieb der Petersenspulen<br />
näher am Resonanzpunkt durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Verlagerungsspannung möglich wird.<br />
Im Gegensatz dazu liefern Kabel jedoch e<strong>in</strong>en viel größeren Beitrag zum kapazitiven<br />
Fehlerstrom im Netz, der durch zusätzliche Kompensationsspulen kompensiert werden<br />
muss. Dies bewirkt auch e<strong>in</strong>e Erhöhung des Erdschlussreststromes der nicht kompensiert<br />
werden kann (ohmscher Erdschlussreststrom und Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom) und dadurch<br />
kommt es zu e<strong>in</strong>er Annäherung an die Löschgrenze (ÖVE B1/1976 [15]). Diese hat zur<br />
Folge, dass es zu e<strong>in</strong>er Ausbauproblematik im Netz kommen kann.<br />
Weiters s<strong>in</strong>d Kabelstrecken im Erdschlussbetrieb besonders zu beachten. Durch<br />
Herausschalten von Kabelstrecken zur Fehlere<strong>in</strong>grenzung kann es zu e<strong>in</strong>er beträchtlichen<br />
Verstimmung (Verhältnis Petersenspule zur Netzkapazität – notwendige Ortungskapazität)<br />
kommen, die zu gefährlichen Strömen an der Fehlerstelle führen können. Hier ist, wenn<br />
möglich, e<strong>in</strong> Mitschalten von Spulen zu überlegen.<br />
3.3 Parameter<br />
Folgende Parameter beschreiben die physikalischen Zusammenhänge, die <strong>in</strong> gelöschten<br />
Netzen beachtet werden müssen.<br />
Seite 19/82
3.3.1 Verstimmung (v)<br />
v<br />
I − I<br />
I<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
CE L = (3.1)<br />
CE<br />
Die Verstimmung (v, Formel 3.1) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten Netz gibt an, um welchen Anteil das<br />
Netz über- oder unterkompensiert ist. Überkompensiert bedeutet, dass der<br />
Petersenspulenstrom IL größer als der kapazitive Strom ICE ist. Im üblichen Betrieb werden<br />
gelöschte Netze mit e<strong>in</strong>er Verstimmung von -2 % bis -6 % betrieben (Überkompensation),<br />
um der Gefahr der Resonanz (siehe Abbildung 3.10) bei Ausfall oder Abschaltung e<strong>in</strong>er<br />
Leitung zu entgehen. Das Netz mit Verstimmung zu betreiben, ist bei nichtverdrillten<br />
Freileitungsnetzen (nicht ausgekreuzte Leiterseile) meist notwendig, da sonst auf Grund der<br />
Unsymmetrien im fehlerfreien Betrieb e<strong>in</strong>e unzulässig große<br />
Sternpunktverlagerungsspannung auftreten kann (siehe Formel 3.4 und Kapitel 5.1.3).<br />
3.3.2 Dämpfung (d)<br />
d = 1<br />
ω C<br />
∑<br />
E<br />
( 1<br />
R<br />
D<br />
+<br />
∑<br />
1<br />
R<br />
Q<br />
)<br />
Die Dämpfung (d, 3.2) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz gibt den Anteil der Querableitwirkströme und der<br />
Löschspulenwirkströme im Verhältnis zum kapazitiven Erdschlussstrom an. Im gelöschten<br />
Netz ist d e<strong>in</strong> Maß <strong>für</strong> den ohmschen Anteil des Reststromes. In manchen Quellen wird die<br />
Dämpfung auch als Verlustfaktor (δ) oder Bedämpfung β = I R /IC<br />
bezeichnet:<br />
3.3.3 Erdschlussreststrom (IRest)<br />
Der Erdschlussreststrom besteht aus allen nicht kompensierten Fehlerströmen, die an der<br />
Fehlerstelle über Erde abfließen (Wattreststrom, Verstimmungsstrom,<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom und eventuell Ortungsströme).<br />
Der netzfrequente Anteil des Erdschlussreststromes ist vor allem abhängig von<br />
Verstimmung, Dämpfung, Frequenz, Erdkapazitäten und Betriebsspannung. Auch die<br />
Verteilung der Netz<strong>in</strong>duktivitäten und der Netzkapazitäten spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
Die Näherungsformel (3.3) <strong>für</strong> den Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Drehstromnetz bei idealer Verteilung und Anzahl der Löschspulen (unmittelbare<br />
Kompensation vor Ort [10]) lautet:<br />
U B<br />
I Re st = 3ω<br />
CE<br />
( d + jv)<br />
3<br />
(3.3)<br />
(3.2)<br />
Seite 20/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Um den maximalen Netzausbau zu errechnen, müssen bei allen Faktoren die Extremwerte<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden (siehe Kapitel 5). Die Auswirkungen der e<strong>in</strong>zelnen Faktoren auf den<br />
Erdschlussreststrom IRest, sollen <strong>in</strong> dieser Arbeit beleuchtet werden.<br />
3.3.4 Löschgrenze (IG)<br />
Die Löschgrenze beschreibt jenen Reststrom IRest, der maximal auftreten darf, um das<br />
selbstständige Verlöschen e<strong>in</strong>es auftretenden Lichtbogens zu gewährleisten. Diese Grenze<br />
ist bestimmt durch das Vermögen e<strong>in</strong>es Lichtbogens, von selbst zu verlöschen, sowie durch<br />
die bei diesem Reststrom auftretenden Fehler- und Berührungsspannungen. In der<br />
österreichischen Norm ÖVE B1 [15] (siehe Tabelle 3.1) und <strong>in</strong> der deutschen Norm VDE<br />
0228 Teil 2 [23] (siehe Abbildung 3.8) wird verlangt, dass der Reststrom <strong>in</strong> gelöschten<br />
Netzen bei e<strong>in</strong>em Dauerfehler unter e<strong>in</strong>er nennspannungsabhängigen Löschgrenze bleibt<br />
(<strong>in</strong> ÖVE B1 [15] nur die Grundschw<strong>in</strong>gung), und dass dabei ke<strong>in</strong>e Gefährdungen durch<br />
Fehlerspannungen auftreten. Bis zu diesem Wert wird zusätzlich angenommen, dass der<br />
Erdschluss meistens <strong>in</strong>nerhalb weniger Perioden der 50-Hz-Wechselspannung verlöscht.<br />
Nennspannung des<br />
Netzes [kV]<br />
Erdschlussrestrom<br />
bzw.<br />
Erdschlussstrom<br />
[A] Maßgebend ist<br />
die Grundwelle.<br />
Tabelle a<br />
Tabelle b<br />
3…20 25 30 45 60 110 150<br />
60<br />
35<br />
63<br />
37<br />
Tabelle a <strong>für</strong> Netze mit Erdschlusskompensation; <strong>für</strong> Kabelnetze bis 20 kV Nennspannung mit kle<strong>in</strong>en Freileitungsanteilen gilt Tabelle a<br />
auch bei isoliertem neutralem Punkt, Tabelle b <strong>für</strong> Netze mit isoliertem neutralem Punkt.<br />
Tabelle 3.1: Löschgrenzen laut ÖVE B1 [15]<br />
67<br />
40<br />
78<br />
50<br />
90<br />
60<br />
132<br />
-<br />
180<br />
-<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 3.8: Löschgrenzen laut VDE 0228 Teil 2 [23]<br />
Wird die Löschgrenze überschritten (die Löschfähigkeit des Netzes durch Selbstlöschung<br />
e<strong>in</strong>es Lichtbogens ist mutmaßlich nicht mehr gegeben), muss nach geltender Normenlage<br />
der Doppelerdschluss h<strong>in</strong>sichtlich ohmscher und <strong>in</strong>duktiver Bee<strong>in</strong>flussung untersucht<br />
werden. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen gesetzt werden, z.B. durch geeignete<br />
Erdungsmaßnahmen, um die Dauerfehlerspannungen auf die maximal zulässigen Werte zu<br />
begrenzen oder der Fehlerstrom muss <strong>in</strong> geeigneter Zeit abgeschaltet werden. Die <strong>in</strong> den<br />
europäischen Normen, geforderten Abschaltzeiten (siehe Abbildung 3.9) hängen dabei vom<br />
Gefährdungsmodell bzw. von der auftretenden Fehler- bzw. Berührungsspannung ab [17].<br />
Seite 22/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 3.9: Zulässige Berührungsspannungen und Abschaltzeiten laut ÖVE/ÖNORM E 8383 [17]<br />
3.3.5 Sternpunktverlagerungsspannung (UNE)<br />
Im erdschlusskompensierten Netz stellt sich e<strong>in</strong>e Sternpunktverlagerungsspannung UNE<br />
bereits im ungestörten Betrieb e<strong>in</strong>. Grund da<strong>für</strong> ist die kapazitive Unsymmetrie von 110-kV-<br />
Netzen, da Freileitungen kurzer Länge <strong>in</strong> dieser Spannungsebene oft nicht verdrillt werden.<br />
Im Gegensatz zu re<strong>in</strong>en Freileitungsnetzen s<strong>in</strong>d bei re<strong>in</strong>en Kabelnetzen die Unsymmetrien<br />
aufgrund der Bauweise deutlich kle<strong>in</strong>er, und daher können solche Netze ohne Verstimmung<br />
betrieben werden. Für e<strong>in</strong> solches, <strong>in</strong> Resonanz betriebenes Netz, empfiehlt es sich<br />
automatisch geregelte Erdschlussdrosseln e<strong>in</strong>zusetzen, um die Verstimmung <strong>in</strong> jedem<br />
Schaltzustand möglichst kle<strong>in</strong> (nahe null) zu halten.<br />
NE<br />
2<br />
B k B Y R+a Y S+aYT Yu<br />
⋅<br />
2 2 3 v+d 3 YΣ<br />
3G0 3j CE<br />
U U<br />
U =- =- =<br />
k… Unsymmetriefaktor (siehe 3.3.9.4)<br />
j<br />
+ ω −<br />
ωL<br />
D<br />
[31] (3.4)<br />
Seite 23/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
3.3.6 Regelung von Erdschlussdrosseln<br />
Zur Regelung der Erdschlussdrosseln (zur Ermittlung des zu kompensierenden<br />
Erdschlussstromes) kann man zwei verschiedene Methoden verwenden:<br />
a.) Rechnerisch<br />
Der Erdschlussstrom wird rechnerisch mittels Netzberechnung bestimmt und die E<strong>in</strong>stellung<br />
der Erdschlusskompensation danach ermittelt.<br />
b.) Abstimmversuche<br />
Die Induktivitäten der Erdungsdrosseln und die Kapazitäten der Leitungen bilden im<br />
normalen Netzbetrieb e<strong>in</strong>en Parallelresonanzkreis. Durch Abstimmung dieses<br />
Resonanzkreises auf vollständige Resonanz (maximale Verlagerungsspannung UNE) f<strong>in</strong>det<br />
man die E<strong>in</strong>stellung <strong>für</strong> v = 0, wenn ke<strong>in</strong>e anderen E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie Sättigung der<br />
Löschspulen im Fehlerfall (Erdschluss) oder kapazitive Kopplung von parallel geführten<br />
Systemen auftreten. Diese Abstimmung hat man gefunden, wenn die<br />
Sternpunktverlagerungsspannung ihr Maximum erreicht. Bei dieser empirischen Methode ist<br />
die Berechnung des kapazitiven Erdschlussstromes nicht notwendig.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Nachteil dieser Methode ist, dass bei e<strong>in</strong>em hochgradig symmetrischen Netz<br />
wie e<strong>in</strong>em Kabelnetz die Verlagerungsspannung so kle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> kann, dass das Maximum<br />
nicht mehr leicht gemessen werden kann. E<strong>in</strong> wesentlicher Vorteil e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Verlagerungsspannung im abgeglichenen Zustand ist jedoch, dass man das Netz mit e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>eren Verstimmung oder vollständig kompensiert betreiben kann.<br />
3.3.7 Kapazitiver Erdschlussstrom (ICE)<br />
Der kapazitive Erdschlussstrom ICE (Formel 3.5) ist abhängig von den Erdkapazitäten des<br />
Netzes. Dieser Strom gibt vor, wie groß der e<strong>in</strong>zustellende <strong>in</strong>duktive Löschstrom über die<br />
Petersenspulen se<strong>in</strong> muss. Kabel besitzen aufgrund des kle<strong>in</strong>eren Abstandes der Leiter zu<br />
e<strong>in</strong>em (geerdeten) Kabelschirm bzw. bei Gürtelkabeln auch untere<strong>in</strong>ander (der Phasen<br />
gegenüber auf Erdpotenzial bef<strong>in</strong>dlichen Schirmen/Mäntel), wesentlich höhere<br />
Erdkapazitäten CE als Freileitungen, somit ergeben sich mit wachsendem Kabelanteil <strong>in</strong><br />
Netzen auch wesentlich größere Erdschlussströme (siehe Tabelle 5.1).<br />
U<br />
= ω ) (3.5)<br />
3<br />
B<br />
ICE 3 C E (50Hz<br />
I<br />
Re st 2 2<br />
= d + v (50Hz)<br />
(3.6)<br />
ICE<br />
Seite 24/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
In den folgenden Abbildungen sieht man die pr<strong>in</strong>zipiellen Verhältnisse zwischen<br />
Verstimmung (v), Dämpfung (d), Reststrom (IRest) und Sternpunktverlagerungsspannung<br />
(UNE). Aus e<strong>in</strong>er solchen Grafik lässt sich dann der zulässige Betriebsbereich, der vom<br />
maximalen Reststrom bei Erdschluss und von der maximalen Verlagerungsspannung im<br />
Normalbetrieb abhängig ist, ablesen.<br />
Grau – zulässiger Betriebsbereich<br />
(überkompensiert)<br />
Abbildung 3.10: Verlagerungsspannung und<br />
Reststrom (idealisiert)<br />
3.3.8 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil (THD)<br />
Abbildung 3.11 Ortskurve des<br />
Erdschlussstromes<br />
Der Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil liefert e<strong>in</strong>en wesentlichen Anteil am Erdschlussreststrom im<br />
gelöschten Netz. Bei Netzen, die vollständig kompensiert betrieben werden, besteht der<br />
Erdschlussreststrom nahezu nur aus dem Oberschw<strong>in</strong>gungsanteil. Den größten Anteil am<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom hat <strong>in</strong> der Regel die fünfte Oberschw<strong>in</strong>gung (z.B. 250 Hz).<br />
In den beiden folgenden Abbildungen erkennt man anhand e<strong>in</strong>es Beispiels<br />
(Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz) den E<strong>in</strong>fluss der unterschiedlichen Frequenzen<br />
(Oberschw<strong>in</strong>gungen), auf den Erdschlussreststrom. Man sieht den gemessenen<br />
Erdschlussreststrom, aufgeteilt auf die Oberschw<strong>in</strong>gungen. In Abbildung 3.12 sieht man die<br />
Aufteilung bei Resonanzabstimmung (die 5-te und 7-te Oberschw<strong>in</strong>gung dom<strong>in</strong>ieren den<br />
Erdschlussreststrom) und <strong>in</strong> Abbildung 3.13 ist die Reststromaufteilung bei e<strong>in</strong>er<br />
Verstimmung von ca. 15 % dargestellt.<br />
Seite 25/82
Erdschlussreststrom [A]<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Frequenz [Hz]<br />
Abbildung 3.12 Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile des Fehlerstromes bei Resonanzabstimmung (v = 0)<br />
Erdschlussreststrom [A]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500<br />
600 700<br />
Frequenz [Hz]<br />
Abbildung 3.13: Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile des Fehlerstromes bei Verstimmung (v = -7 %)<br />
Seite 26/82
Oberschw<strong>in</strong>gungen U(L1)<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
g g<br />
0,0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Abbildung 3.14: Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile der Spannung im fehlerfreien Zustand<br />
Frequenz [Hz]<br />
Die gemessene Aufteilung der Oberschw<strong>in</strong>gungen (Abbildung 3.14) <strong>in</strong> der Phasenspannung<br />
vor dem Erdschluss (der 50-Hz-Anteil ist mit 100 % skaliert) ist entscheidend <strong>für</strong> die<br />
auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme. Wenn man diese Aufteilung vor dem Erdschluss<br />
kennt, kann man auf den im Fehlerfall auftretenden Erdschlussreststrom schließen (siehe<br />
Kapitel 5 und 6).<br />
3.3.9 Messtechnische Bestimmung der Netzparameter<br />
Um den Erdschlussreststrom berechnen oder abschätzen zu können, ist es erforderlich, die<br />
Netzparameter zu bestimmen.<br />
3.3.9.1 Messungen<br />
Im mehreren Netzen wurden unter Teilnahme des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU<br />
Graz Durchstimmversuche zur Bestimmung der Netzparameter durchgeführt. Zur<br />
Auswertung der Erdschlussversuche wurde e<strong>in</strong> EXCEL- und e<strong>in</strong> Matlabtool entwickelt, mit<br />
dem die Netzparameter e<strong>in</strong>fach und anschaulich dargestellt und berechnet werden können.<br />
In der Beispielsmessung (siehe Abbildung 3.15) wurde der Durchstimmversuch nur teilweise<br />
durchgeführt (Vollresonanz wurde nicht erreicht).<br />
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Beispielsmessung:<br />
U <strong>in</strong> kV<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
-80<br />
-80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
U EN <strong>in</strong> kV<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
U3<br />
U2<br />
U <strong>in</strong> kV<br />
0<br />
0,00% 2,50% 5,00% 7,50% 10,00% 12,50% 15,00% 17,50%<br />
v <strong>in</strong> %<br />
Abbildung 3.15: Beispiel e<strong>in</strong>es Abstimmversuchs (EXCEL-Tool)<br />
U1<br />
U EN <strong>in</strong> kV<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Datum<br />
0<br />
470 480 490 500 510 520 530 540 550 560 570<br />
I CE: 563 A<br />
Dämpfung d: 2,33%<br />
I WR: 13,1 A<br />
Unsymmetrie k: 0,258%<br />
I L <strong>in</strong> A<br />
Legende:<br />
ICE<br />
kapazitiver Erdschlussstrom<br />
IWR Wattreststrom (50 Hz)<br />
UNE Verlagerungsspannung<br />
v Verstimmung<br />
IL e<strong>in</strong>gestellter Spulenstrom<br />
Mit den so ermittelten Netzdaten und den im Folgenden hergeleiteten Formeln ist es<br />
möglich, die entscheidenden Netzparameter (Dämpfung und Unsymmetrie) zu bestimmen.<br />
Sternpunktverlagerungsspannung:<br />
U<br />
EN<br />
k<br />
2<br />
v + d<br />
2<br />
UB<br />
⋅<br />
3<br />
= (3.7)<br />
UEN… Sternpunktverlagerungsspannung<br />
k… Unsymmetriefaktor<br />
v… Verstimmung<br />
d… Dämpfung<br />
UB… Betriebsspannung (verkettet)<br />
ΔCE… Kapazität (Maß <strong>für</strong> die Unsymmetrie)<br />
CELx… Erdkapazität der Phase x<br />
IW… Wirkkomponente des Erdschlussreststromes<br />
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IC… kapazitiver Erdschlussstrom<br />
k<br />
ΔC<br />
+ C<br />
EL1<br />
EL2<br />
EL3<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
E<br />
= (3.8)<br />
C<br />
I<br />
I<br />
C<br />
+ C<br />
W d = (3.9)<br />
3.3.9.2 Bestimmung der Verstimmung v<br />
IL und IC müssen durch Messungen oder Berechnungen bekannt se<strong>in</strong>, um die anderen<br />
Faktoren (k, d) zu bestimmen!<br />
I − I I<br />
v −<br />
C L L<br />
= = 1<br />
(3.10)<br />
IC<br />
IC<br />
IL… Löschspulenstrom<br />
3.3.9.3 Bestimmung der Dämpfung d (3 verschiedene Verfahren)<br />
Um den Wattreststrom zu bestimmen, muss man die Dämpfung d des Netzes kennen. Im<br />
Folgenden werden drei verschiedene Verfahren, (die aus Formel 3.7 hergeleitet wurden) zur<br />
Berechnung der Dämpfung aus e<strong>in</strong>em Durchstimmversuch, dargestellt.<br />
1. Wendepunktverfahren<br />
Schritt 1: Messen von UEN bei Variation von v<br />
� Kurve UNE(v)<br />
Schritt 2: Ermittlung der maximalen Steigung der Kurve UEN(v)<br />
� d = v ⋅ 2 bei maximaler Steigung der Kurve<br />
2. Maximalwertverfahren<br />
Seite 29/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Schritt 1: Messen von UENmax bei v1=0 UENmax… Sternpunktverlagerungsspannung bei v=0<br />
Schritt 2: Verstimmen bis zu UEN<br />
=<br />
� <strong>in</strong> diesem Punkt gilt: d=v2<br />
3. Zweipunktverfahren<br />
UENmax � v2<br />
2<br />
Schritt 1: Messen von UEN bei verschiedenen Verstimmungen (v1, v2)<br />
1. Punkt: UEN1 bei v1<br />
2. Punkt: UEN2 bei v2<br />
Schritt 2: Berechnung von d<br />
2 2<br />
EN2 ⋅ v2<br />
2<br />
U EN1<br />
2<br />
EN1<br />
2<br />
EN2<br />
2<br />
1<br />
U − U ⋅ v<br />
d = (3.11)<br />
− U<br />
Das Zweipunktverfahren zur Ermittlung der Dämpfung d ist das genaueste, da man mehrere<br />
Punkte auswerten kann, und dann den Mittelwert bildet.<br />
3.3.9.4 Bestimmung von k<br />
Da man jetzt die Dämpfung und die Verlagerungsspannung bei e<strong>in</strong>er gegebenen<br />
Verstimmung kennt, kann man die kapazitive Unsymmetrie des Netzes berechnen (Formel<br />
3.12).<br />
k<br />
2 2<br />
UEN1<br />
⋅ v1<br />
+ d ⋅ 3<br />
= (3.12)<br />
UB<br />
Seite 30/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
4 Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve<br />
gelöschter Netze<br />
Der Stand der Technik betreffend der Ausbaureserve gelöschter Netze dient als<br />
Ausgangslage <strong>für</strong> die weiterführenden Betrachtungen zur Berechnung des<br />
Erdschlussreststroms und der Ausbaureserve von gelöschten Netzen.<br />
4.1 Normenlage <strong>in</strong> Österreich und <strong>in</strong> Deutschland<br />
In der ÖVE B1/1976 [15] und <strong>in</strong> der VDE 0228 Teil 2 [23] werden die Löschgrenzen (<strong>in</strong> A)<br />
<strong>für</strong> die verschiedenen Spannungsebenen angegeben (siehe Abbildung 3.8 und Tabelle 3.1).<br />
In der österreichischen Norm wird davon ausgegangen, dass die Grundschw<strong>in</strong>gung<br />
entscheidend <strong>für</strong> die Löschung ist („Maßgebend ist die Grundwelle“).<br />
In der ÖVE E 8383 [17] wird zur Berechnung der Berührungsspannungen der Effektivwert<br />
des Erdschlussreststroms herangezogen. Daher ist es nicht zulässig, bei der Bewertung<br />
e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes, nur die Grundschw<strong>in</strong>gung des Erdschlussreststroms zu betrachten,<br />
sondern man muss alle Frequenzen (technische Oberschw<strong>in</strong>gungen) <strong>in</strong> die Berechnung mit<br />
e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Bezüglich der physiologischen Wirkung von höherfrequenten Berührungsspannungen auf<br />
Menschen und Nutztiere gibt die VDE V 0140 [28] Auskunft. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist mit e<strong>in</strong>er<br />
Abnahme der Körperimpedanz mit steigender Frequenz und mit steigender Spannung zu<br />
rechnen [28].<br />
4.2 Berechnung der Ausbaureserve e<strong>in</strong>es Netzes<br />
Bei den Berechnungen wird meist nur der Grundschw<strong>in</strong>gungsanteil berücksichtigt, denn laut<br />
geltender Normenlage <strong>in</strong> Österreich [17] darf der Erdschlussrestrom IRest mit 10 % vom<br />
kapazitiven Erdschlussstrom ICE angenommen werden, wenn der exakte Wert nicht bekannt<br />
ist.<br />
Bei der Berechnung des Erdschlussreststroms und der Ausbaureserve mit Unterstützung<br />
von Versuch(en) wird entweder der Effektivwert oder der Grundschw<strong>in</strong>gungsanteil des<br />
Erdschlussreststroms aufgezeichnet, und <strong>in</strong> der Folge wird l<strong>in</strong>ear auf die Ausbaureserve<br />
hochgerechnet. Dadurch erhält man e<strong>in</strong> punktuelles Ergebnis (ort- und zeitabhängig) <strong>für</strong> den<br />
Erdschlussreststrom, aber man kann ke<strong>in</strong>e Aussage <strong>für</strong> das ganze Netz treffen, da man die<br />
örtlichen Resonanzen, die zeitabhängigen Oberschw<strong>in</strong>gungspegel und die ausbaubed<strong>in</strong>gte<br />
und schaltzustandsabhängige Veränderung der Resonanzen nicht berücksichtigt. Dieses<br />
punktuelle Ergebnis gilt nur <strong>für</strong> den Ort des Erdschlussversuchs bei dem vorhandenen<br />
Schaltzustand und bei den Oberschw<strong>in</strong>gungspegeln zum Versuchszeitpunkt.<br />
Seite 31/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
5 Methodik zur Abschätzung der Ausbaureserve und des<br />
Erdschlussreststroms<br />
Im Zuge der Ausbauplanung von gelöschten Netzen ist e<strong>in</strong>e Abschätzung der<br />
Ausbaugrenzen und des momentanen Erdschlussreststroms vorteilhaft, da man dadurch<br />
frühzeitig Maßnahmen zur E<strong>in</strong>haltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Normen) vorbereiten kann.<br />
Im folgenden Abschnitt werden die <strong>für</strong> die Bestimmung der <strong>Kabelreserve</strong> <strong>in</strong> gelöschten<br />
Netzen notwendigen mathematischen Zusammenhänge zusammenfassend dargestellt.<br />
5.1 Bestimmung der Obergrenze des Netzausbaus (ohne<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen)<br />
5.1.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Die Obergrenze des Netzausbaus wird durch die <strong>in</strong> der ÖVE B1 [15] festgelegte<br />
Löschgrenze IG bestimmt (siehe Tabelle 3.1 und Abbildung 3.8).<br />
Der im isolierten Netz auftretende kapazitive Erdschlussstrom ist bestimmt durch<br />
U B<br />
ICE = 3CE<br />
⋅ω<br />
3<br />
(5.1)<br />
IG… Löschgrenze<br />
CE… Erdkapazität e<strong>in</strong>es Leiters (e<strong>in</strong>er Phase)<br />
UB… höchste auftretende Betriebsspannung<br />
ω… Kreisfrequenz (2·π·f)<br />
ICE… kapazitiver Erdschlussstrom<br />
5.1.2 Herleitung des maximalen Netzausbaus ohne Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
Absolute Grenze des Netzausbaus (beispielhaft <strong>für</strong> 50 Hz Drehstromnetze):<br />
I I<br />
= 2 (5.2)<br />
2<br />
50 G<br />
I50… Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />
U B<br />
I50 = 3CE<br />
⋅ ω ⋅ ⋅ (d + jv) = ICE<br />
(d + jv)<br />
3<br />
(5.3)<br />
2 UB<br />
2 2 2 2<br />
I 50 = (3CE⋅ω ⋅ ⋅ (d + jv) ) = I CE (d + v )<br />
3<br />
1 (5.4)<br />
1<br />
Der Lichtbogen ist weitgehend ohmsch. Die Phasenlage ist egal, da alle Lichtbögen auch bei<br />
ungünstigen Voraussetzungen mit 50 Hz bis IG löschen sollten.<br />
Seite 32/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Herleitung der maximalen Verstimmung v, um die Löschgrenze nicht zu überschreiten:<br />
I = I (d + v ) = I<br />
2 2 2 2 2<br />
50 CE G<br />
v =<br />
I −(d⋅I I<br />
)<br />
2 2<br />
G CE<br />
CE<br />
Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes IG nicht überschritten werden soll, muss <strong>für</strong><br />
die Verstimmung v als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter gelten:<br />
v<br />
I −(d⋅I I<br />
)<br />
2 2<br />
G CE<br />
≤ (5.6)<br />
CE<br />
Wenn der Wurzelausdruck e<strong>in</strong>en komplexen Wert ergibt (die Differenz der Ausdrücke < 0<br />
wird), dann bef<strong>in</strong>det man sich über der Ausbaugrenze. Das heißt, dass die Löschgrenze<br />
nicht mehr e<strong>in</strong>gehalten wird.<br />
Herleitung der maximalen Netzgröße CEmax aus Formel 5.4:<br />
(3C<br />
U<br />
⋅ω ) (d<br />
3<br />
+ v ) = I = I<br />
CE<br />
=<br />
IG<br />
UB<br />
2 2 2<br />
(3 ⋅ω ) ⋅ (d + v )<br />
3<br />
B 2 2 2 2 2<br />
E G G<br />
Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes IG nicht überschritten werden soll, muss <strong>für</strong><br />
die Erdkapazität pro Leiter CE als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter<br />
gelten:<br />
C<br />
E<br />
≤<br />
U<br />
3<br />
I<br />
G<br />
B 2 2<br />
(3 ⋅ω ) ⋅ (d + v )<br />
Anhand des folgenden Beispiels wird der pr<strong>in</strong>zipielle Unterschied bezüglich der<br />
Ausbaureserve von gelöschten Netzen zwischen Kabel und Freileitungen dargestellt.<br />
E<strong>in</strong>e zusätzliche Erdkapazität CE von z.B. 13 μF entspricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz e<strong>in</strong>em<br />
zusätzlichen kapazitiven Erdschlussstrom ICE von ca. 870 A (UB = 123 kV; f = 50 Hz). Dies<br />
entspricht e<strong>in</strong>er Länge von (siehe Tabelle 5.1) entweder<br />
(5.5)<br />
(5.7)<br />
(5.8)<br />
Seite 33/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
ca. 70 km VPE-Kabel (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung)<br />
oder<br />
ca. 30 km Ölkabel (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung)<br />
oder<br />
ca. 1900 km Freileitung (e<strong>in</strong>systemige Erweiterung).<br />
Bezeichnung CE ICE<br />
[μF/km] [A/km]<br />
NA2XSY 3x150 Kabel 10 kV 0,356 2,18<br />
NA2XSY 3x240 Kabel 10 kV 0,505 3,02<br />
N2XS2Y 1x95 Kabel 20 kV 0,216 2,58<br />
Stalu 95/15 20-kV-Freileitung 0,006 0,072<br />
E-2XHMYY 240 VPE-Kabel 110 kV 0,13 8,70<br />
E-2XHM2Y 300 VPE-Kabel 110 kV 0,15 10,04<br />
E-2XHM2Y 400 VPE-Kabel 110 kV 0,17 11,38<br />
E-2XHM2Y 500 VPE-Kabel 110 kV 0,18 12,05<br />
E-APMUDY 150 Al-Ölkabel 110 kV 0,353 23,63<br />
E-PMDNY 300 Ölkabel 110 kV 0,339 22,69<br />
E-PMDNY 500 Ölkabel 110 kV 0,387 25,90<br />
E-APMUDY 500 Al-Ölkabel 110 kV 0,397 26,57<br />
ÖAKUDY 800 Ölkabel 110 kV 0,565 37,81<br />
ÖAHKUDY 850 Ölkabel 110 kV 0,48 32,13<br />
Al/St 240/40 110-kV-Freileitung 0,00377 0,25<br />
310/100 Donau 110-kV-Freileitung 0,00686 0,46<br />
Zum Vergleich:<br />
520/500 180/160 GIL 400 kV 0,054 3,61<br />
Tabelle 5.1: Kenngrößen von Hochspannungsleitungen je (Drehstrom-) System<br />
In Tabelle 5.1 s<strong>in</strong>d die Kenngrößen verschiedener Hochspannungsleitungen bezüglich des<br />
Erdschlussstrombeitrags dargestellt. Es ist ersichtlich, dass Kabel e<strong>in</strong>en wesentlich größeren<br />
Beitrag als Freileitungen zum Erdschlussstrom ICE leisten. Deshalb erreicht man die<br />
Ausbaugrenzen e<strong>in</strong>es gelöscht betriebenen Netzes bei Kabele<strong>in</strong>satz bis zu 70-mal<br />
schneller. Wenn man die auftretenden Resonanzen der Oberschw<strong>in</strong>gungen im<br />
Erdschlussreststrom berücksichtigt, dann erreicht man die Löschgrenze unter Umständen<br />
wesentlich schneller (siehe folgende Kapitel).<br />
Seite 34/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
5.1.3 Bestimmung der m<strong>in</strong>imalen Verstimmung<br />
Aufgrund der Unsymmetrie von Freileitungen <strong>in</strong> gelöschten Netzen (abhängig von der<br />
Verdrillung), ist es möglich, dass die Sternpunktverlagerungsspannung im Normalbetrieb<br />
besonders <strong>in</strong> der Nähe der Vollkompensation (siehe Formel 5.9) Werte erreicht, die im<br />
Betrieb nicht toleriert werden können. Die Sternpunktverlagerungsspannung wird zur<br />
Erdschlusserkennung herangezogen, und darf daher im fehlerfreien Betrieb e<strong>in</strong>e vom<br />
Netzbetreiber festgelegte Spannungshöhe UENgrenz nicht überschreiten.<br />
U<br />
EN<br />
k<br />
2<br />
v + d<br />
2<br />
U B<br />
⋅<br />
3<br />
= (5.9)<br />
UEN… Sternpunktverlagerungsspannung<br />
UB… Betriebsspannung<br />
d… Dämpfung<br />
v… Verstimmung<br />
k… Unsymmetriefaktor<br />
U ENgrenz<br />
p grenz =<br />
U B<br />
3<br />
(5.10)<br />
UENgrenz… maximale vom Netzbetreiber zugelassene Sternpunktverlagerungsspannung<br />
pgrenz… auf UB bezogene Sternpunktverlagerungsspannung<br />
2<br />
1E + ⋅ 2E + ⋅ 3E E<br />
C a C a C ΔC<br />
k = ≈<br />
C + C + C 3⋅C 1E 2E 3E E<br />
ΔCE… Unsymmetrie<br />
CXE… Erdkapazität e<strong>in</strong>er Phase<br />
a… Drehoperator<br />
aus Formel 5.9 folgt:<br />
2<br />
⎛ 2 k U ⎞<br />
B 2<br />
= ⎜ ⋅<br />
⎜<br />
⎟<br />
UENgrenz 3 ⎟<br />
⎝ ⎠<br />
(5.11)<br />
v -d<br />
(5.12)<br />
Daher gilt:<br />
Seite 35/82
k<br />
v d<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
≥<br />
2<br />
− 2<br />
pgrenz<br />
2<br />
(5.13)<br />
5.2 Maximaler Netzausbau mit Berücksichtigung von<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen und Resonanzen<br />
In e<strong>in</strong>igen Veröffentlichungen ([5], [22], [24]) wird das Thema der Bedeutung der<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen angesprochen, wobei von e<strong>in</strong>igen Netzbetreibern Messungen<br />
durchgeführt wurden (Erdschlussversuche).<br />
Herleitung<br />
Grenze des Netzausbaus / der Netzgröße:<br />
Höhere als die siebente Oberschw<strong>in</strong>gung werden im Folgenden nicht berücksichtigt, da sie<br />
<strong>in</strong> der Praxis üblicherweise vernachlässigbar kle<strong>in</strong>e Werte annehmen.<br />
2<br />
50<br />
2<br />
150<br />
2<br />
250<br />
2<br />
350<br />
2<br />
G<br />
I + I + I + I + .... = I<br />
(5.14)<br />
I50… Erdschlussreststrom der Grundschw<strong>in</strong>gung<br />
I150… Erdschlussreststrom der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
I250… Erdschlussreststrom der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
I350… Erdschlussreststrom der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
Bemerkung: Die Löschgrenze (Stromstärke) wird als Effektivwert angenommen. Der Effektivwert ist e<strong>in</strong> Maß <strong>für</strong><br />
den Energieumsatz im Lichtbogen. Dieser Energieumsatz ist e<strong>in</strong> wichtiges Maß <strong>für</strong> die Löschung des<br />
Lichtbogens.<br />
Die Phasenlage des Erdschlussreststromes, die Nulldurchgänge, die Kurvenform und Flankensteilheit des<br />
Reststromes haben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Lichtbogenlöschung.<br />
Es gibt zum Lichtbogenverhalten <strong>für</strong> f ≠ 50 Hz bereits Messungen ([35],[36]). Diese Messungen wurden <strong>in</strong><br />
realen Netzen durchgeführt (daher konnte man nicht die Phasenlagen, die Amplituden und andere<br />
entscheidende Faktoren e<strong>in</strong>stellen). Ergebnis dieser Messungen war, dass leichte<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile die Löschung erleichtern, überwiegende Oberschw<strong>in</strong>gungsanteile die Löschung<br />
jedoch erschweren ([35],[36]). In verschiedenen Versuchen (Variation der OS, der Phasenlagen, der<br />
Amplituden, …) könnte man eventuell Gesetzmäßigkeiten entdecken. deshalb werden die Anteile der 50-<br />
Hz-Grundschw<strong>in</strong>gung und der Oberschw<strong>in</strong>gungen quadratisch addiert.<br />
In der VDE V 140 (IEC 479-1) [28] wird die Wirkung des elektrischen Stromes auf Menschen und Nutztiere<br />
dargestellt. Dar<strong>in</strong> ist die Gesamtkörperimpedanz <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Frequenz dargestellt, es gibt<br />
aber ke<strong>in</strong>e Untersuchung der Abhängigkeit der Gesamtkörperimpedanz von e<strong>in</strong>em Frequenzgemisch. Die<br />
zulässigen Maximalströme durch den menschlichen Körper werden nur <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Frequenz zwischen 15<br />
und 100 Hz angegeben (siehe auch Abbildung 3.9).<br />
Seite 36/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Bestimmung der Oberschw<strong>in</strong>gungsverstimmung:<br />
1<br />
2 1<br />
v1 = 1−<br />
⇒ v<br />
2<br />
n = −<br />
= (v1<br />
+ n −1)<br />
2<br />
2<br />
3ω C L<br />
⋅ ( ⋅ π ⋅ ⋅ ) C L<br />
n<br />
f 2 3<br />
1<br />
1<br />
E<br />
D<br />
0 n<br />
vn… Verstimmung aus Sicht der n-ten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
n… Ordnung der Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
ω… Kreisfrequenz = 2⋅π⋅f0⋅n<br />
E<br />
D<br />
(5.15)<br />
Im Folgenden wird die Verstimmung der Grundschw<strong>in</strong>gung (v1) mit dem Buchstaben v<br />
bezeichnet.<br />
Grundschw<strong>in</strong>gung:<br />
UB<br />
I50<br />
= p1<br />
⋅g1<br />
⋅3CE<br />
⋅ω<br />
⋅ ⋅ (d + jv) = ICE(d<br />
+ jv)<br />
3<br />
(5.16)<br />
2<br />
UB<br />
2 2 2<br />
I50<br />
= ( p1<br />
⋅ g1<br />
⋅3CE<br />
⋅ ω⋅<br />
) ⋅ (d + v )<br />
3<br />
g1… Güte der Grundschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ = 1<br />
gesetzt)<br />
p1… Anteil der Grundschw<strong>in</strong>gung (=1)<br />
3-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
150 UB<br />
I150<br />
= g3<br />
⋅p<br />
3 ⋅ ⋅3CE<br />
⋅ω<br />
⋅ ⋅(d3<br />
+ jv3)<br />
50 3<br />
2 150 UB<br />
2 2 2<br />
I150<br />
= ( g3<br />
⋅p<br />
3 ⋅ ⋅3CE<br />
⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(d3<br />
+ v3<br />
)<br />
50 3<br />
(5.17)<br />
g3… Güte der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ =1<br />
gesetzt)<br />
p3… Anteil der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
d3… Dämpfung der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v3, im Folgenden<br />
=0 gesetzt)<br />
v3… Verstimmung aus Sicht der dritten Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.89)<br />
5-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
250 UB<br />
I250<br />
= g5<br />
⋅ p5<br />
⋅ ⋅3CE<br />
⋅ω<br />
⋅ ⋅ (d5<br />
+ jv5)<br />
50 3<br />
2 250 UB<br />
2 2 2<br />
I250<br />
= ( g5<br />
⋅ p5<br />
⋅ ⋅3CE<br />
⋅ ω⋅<br />
) ⋅ (d5<br />
+ v5<br />
)<br />
50 3<br />
(5.18)<br />
g5… Güte der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (bei Resonanz = 8.7)<br />
p5… Anteil der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (üblicherweise kle<strong>in</strong>er als 0,02 )<br />
d5… Dämpfung der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v5, im Folgenden<br />
=0 gesetzt)<br />
v5… Verstimmung aus Sicht der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.96)<br />
Seite 37/82
7-te Oberschw<strong>in</strong>gung<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
350 UB<br />
I350<br />
= g7 ⋅ p7<br />
⋅ ⋅3CE<br />
⋅ω<br />
⋅ ⋅ (d7<br />
+ jv7<br />
)<br />
50 3<br />
(5.19)<br />
2 350 UB<br />
2 2 2<br />
I350<br />
= ( g7⋅<br />
p7<br />
⋅ ⋅3CE<br />
⋅ ω⋅<br />
) ⋅ (d7<br />
+ v7<br />
)<br />
50 3<br />
g7… Güte der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (im realen Netz > 1, im Folgenden konservativ<br />
=1 gesetzt)<br />
p7… Anteil der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (üblicherweise kle<strong>in</strong>er als 0,01)<br />
d7… Dämpfung der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu v7, im<br />
Folgenden =0 gesetzt)<br />
v7… Verstimmung aus Sicht der siebenten Oberschw<strong>in</strong>gung (maximal 0.98)<br />
Herleitung der maximalen Verstimmung v<br />
2 U B 2 2 2 150 U B 2 2<br />
I G = ( 3C<br />
E ⋅ω<br />
) (d + v ) + ( p 3 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
3 ) +<br />
3<br />
50 3<br />
250 U B 2 2 350 U B 2<br />
+ ( g 5 ⋅p<br />
5 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
5 ) + ( p 7 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
7<br />
50<br />
3<br />
50<br />
3<br />
I<br />
2<br />
G<br />
+<br />
( g<br />
U B 2 2<br />
U B<br />
= ( 3C<br />
E ⋅ ω ) ⋅ v + ( 3C<br />
E ⋅ ω )<br />
3<br />
3<br />
5<br />
⋅ p<br />
5<br />
⋅<br />
250<br />
50<br />
)<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
5<br />
) +<br />
( p<br />
7<br />
⋅<br />
350<br />
50<br />
)<br />
2<br />
2<br />
⋅ (v<br />
⋅ ( d<br />
UB 2 2 2 UB 2 2 150 2<br />
(3C E⋅ω ) ⋅ v = I G −(3C E⋅ω) ⋅ (d + (p 3⋅)<br />
⋅<br />
3 3<br />
50<br />
2 250 2 2 350 2 2<br />
⋅ (v 3 ) + (g5⋅p 5⋅ ) ⋅ (v 5 ) + (p 7⋅ ) ⋅(v<br />
7 ))<br />
50 50<br />
2<br />
7<br />
))<br />
2<br />
+<br />
( p<br />
3<br />
150<br />
⋅ )<br />
50<br />
2<br />
2<br />
)<br />
⋅ (v<br />
2<br />
3<br />
) +<br />
(5.20)<br />
(5.21)<br />
(5.22)<br />
Die folgende allgeme<strong>in</strong>e Formel (5.23) be<strong>in</strong>haltet 13 verschiedene Parameter, die alle e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Kabelreserve</strong> des Netzes haben. Durch diese Komplexität ergibt sich e<strong>in</strong><br />
vieldimensionaler Lösungsraum. Deshalb wird die Formel im Folgenden nach der<br />
Verstimmung (bezogen auf die Grundschw<strong>in</strong>gung) und nach der Erdkapazität des Netzes<br />
aufgelöst, um die Ergebnisse aus <strong>in</strong>genieursmäßiger Sicht anschaulich darzustellen (siehe<br />
unten).<br />
Seite 38/82
v<br />
2<br />
I<br />
=<br />
2<br />
G<br />
− ( 3C<br />
E<br />
U B<br />
⋅ω<br />
)<br />
3<br />
2<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
⋅ ( d<br />
2<br />
+ ( p<br />
3<br />
150<br />
⋅ )<br />
50<br />
2<br />
⋅ (v<br />
( 3C<br />
2<br />
3<br />
E<br />
) + ( g<br />
5<br />
U B<br />
⋅ω<br />
)<br />
3<br />
⋅ p<br />
2<br />
5<br />
250<br />
⋅ )<br />
50<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
5<br />
) + ( p<br />
7<br />
350<br />
⋅ )<br />
50<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
7<br />
))<br />
(5.23)<br />
Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes (IG) nicht überschritten werden soll, muss<br />
<strong>für</strong> die Verstimmung v als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter gelten:<br />
2 U B 2 2<br />
2 2<br />
2 2<br />
2 2<br />
IG<br />
− ( 3C<br />
E ⋅ω<br />
) ⋅ ( d + ( p3<br />
⋅ 3)<br />
⋅ (v3<br />
) + ( g 5 ⋅ p5<br />
⋅ 5)<br />
⋅ (v5<br />
) + ( p7<br />
⋅ 7)<br />
⋅ (v7<br />
))<br />
3<br />
v ≤ (5.24)<br />
U B<br />
( 3C<br />
E ⋅ω<br />
)<br />
3<br />
Wenn der Wurzelausdruck <strong>in</strong> Formel 5.24 e<strong>in</strong>e komplexe Lösung ergibt, dann gibt es ke<strong>in</strong>e<br />
mögliche Verstimmung, bei der die Löschgrenze unterschritten wird.<br />
Herleitung der maximalen Erdkapazität CEmax (Maß <strong>für</strong> die Netzgröße)<br />
2 U B 2 2 2 150 U B 2 2<br />
I G = ( 3C<br />
E ⋅ω<br />
) (d + v ) + ( p 3 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
3 ) +<br />
3<br />
50 3<br />
250 U B 2 2 350 U B 2<br />
+ ( g 5 ⋅p<br />
5 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
5 ) + ( p 7 ⋅ ⋅3C<br />
E ⋅ω<br />
⋅ ) ⋅(v<br />
7<br />
50<br />
3<br />
50<br />
3<br />
2 2 U B 2 2 2 150 2<br />
IG<br />
= CE ( 3⋅<br />
ω ) ⋅ ((d + v ) + ( p3<br />
⋅ ) ⋅ (v<br />
3<br />
50<br />
250 2 2 350 2 2<br />
+ ( g 5 ⋅ p5<br />
⋅ ) ⋅ (v5<br />
) + ( p 7 ⋅ ) ⋅ (v7<br />
))<br />
50<br />
50<br />
C<br />
2<br />
E<br />
=<br />
U B 2<br />
( 3⋅<br />
ω ) ⋅ ((d<br />
3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
+ v ) + ( p ⋅3)<br />
⋅ (v<br />
3<br />
I<br />
2<br />
3<br />
2<br />
G<br />
2<br />
3<br />
) + ( g<br />
) +<br />
5<br />
⋅ p<br />
5<br />
⋅5)<br />
2<br />
2<br />
)<br />
⋅ (v<br />
2<br />
5<br />
) + ( p<br />
7<br />
⋅ 7)<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
7<br />
))<br />
(5.25)<br />
(5.26)<br />
(5.27)<br />
Wenn der Grenzwert des Erdschlussreststromes (IG) nicht überschritten werden soll, muss<br />
<strong>für</strong> die Erdkapazität pro Leiter CE, als <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bestimmenden Parameter,<br />
gelten:<br />
C<br />
E<br />
≤<br />
U B<br />
3⋅<br />
ω ⋅<br />
3<br />
d<br />
2<br />
+ v<br />
2<br />
+ ( p<br />
3<br />
⋅3)<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
3<br />
I<br />
G<br />
) + ( g<br />
5<br />
⋅ p<br />
5<br />
⋅5)<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
5<br />
) + ( p<br />
7<br />
⋅ 7)<br />
2<br />
⋅ (v<br />
2<br />
7<br />
)<br />
(5.28)<br />
Seite 39/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Wie gemäß Tabelle 5.1 ersichtlich ist, ergibt sich durch den jeweils vorliegenden<br />
Netzausbauzustand (Längen der vorhandenen Freileitungen und Kabel <strong>in</strong> km) e<strong>in</strong><br />
bestimmter (summierter) Wert des Erdschlussstromes und e<strong>in</strong> daraus resultierender<br />
Erdschlussreststrom. Der Erdschlussreststrom muss kle<strong>in</strong>er als die Löschgrenze IG bleiben.<br />
Die Differenz zwischen dem momentanen Netzausbauzustand (Netzgröße vor Ausbau) und<br />
dem fiktiven maximalen Ausbau (Löschgrenze) steht <strong>für</strong> zusätzliche Ausbauten von<br />
Freileitungen und Kabeln im Löschbezirk zu Verfügung.<br />
Als „<strong>Kabelreserve</strong>“ wird die Obergrenze des möglichen Kabelzubaus <strong>in</strong> km <strong>in</strong> dem<br />
betrachteten Netzteil bezeichnet – d.h. die <strong>Kabelreserve</strong> bezeichnet jene zubaubare Länge<br />
an Kabeln, die zum Verzehr der vorhandenen Löschreserve führt (ke<strong>in</strong>e Zubauten von<br />
Freileitungen mehr möglich).<br />
5.2.1 Zentrale Aufstellung der Löschspulen<br />
Der E<strong>in</strong>satz von zentral aufgestellten Löschspulen vergrößert im Vergleich zu dezentraler<br />
Kompensation die auftretenden Erdschlussströme, die sich im Fehlerfall im Netz ausbilden.<br />
Dadurch vergrößert sich der auftretende Erdschlussreststrom und die Strombelastung der<br />
Leitungen [10]. In unvermaschten Mittelspannungsnetzen (z.B. 10-kV-Netzen) werden die<br />
Löschspulen üblicherweise zentral aufgestellt.<br />
5.2.2 Dezentrale Aufstellung der Löschspulen (unmittelbare<br />
Kompensation an den Erdkapazitäten)<br />
Es ist auf jeden Fall von Vorteil, die kapazitiven Erdschlussströme am Entstehungsort zu<br />
kompensieren um die auftretenden Erdschlussrestströme zu m<strong>in</strong>imieren. Bei Kabelstrecken<br />
ist es zusätzlich von Vorteil, diese direkt zu kompensieren, da größere nicht direkt<br />
kompensierte Kabelstrecken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz nicht mehr ohne weiteres abgeschaltet werden<br />
können (notwendig bei der händischen Erdschlusssuche), da sonst zu große<br />
Erdschlussrestströme die Folge se<strong>in</strong> können. In ausgedehnten und vermaschten<br />
Hochspannungsnetzen (z.B. 110-kV-Netzen) werden die Löschspulen üblicherweise<br />
weitgehend dezentral aufgestellt.<br />
Seite 40/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
5.3 Abschätzung der Ausbaureserve<br />
In der folgenden Abbildung 5.1 wird auf Basis der Zusammenhänge, die <strong>in</strong> den<br />
vorangegangenen Kapiteln beschrieben s<strong>in</strong>d, das Ergebnis der Berechnung der<br />
Kabelausbaureserve e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes als Funktion des zusätzlichen Kabelausbaus<br />
und der Verstimmung grafisch visualisiert.<br />
Die Berechnung <strong>in</strong> dieser Form ist nur e<strong>in</strong>e Abschätzung, da man ohne Berücksichtigung<br />
des Schaltzustandes (der ortsabhängigen Resonanzsituation, siehe Kapitel 6.1.3) ke<strong>in</strong>e<br />
genaue Berechnung des Erdschlussreststroms durchführen kann.<br />
Ausgehend von Formel 5.28 werden weitere technische Parameter e<strong>in</strong>bezogen, um den<br />
Anforderungen des Netzbetriebs Rechnung zu tragen. In der folgenden beispielhaften<br />
Abschätzung der <strong>Kabelreserve</strong> (Abbildung 5.1) werden die wesentlichen Parameter<br />
dargestellt und im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> beschrieben.<br />
In dieser Abbildung sieht man, grün dargestellt, den möglichen Betriebsbereich dieses<br />
kompensiert betriebenen Netzes. Dieser Betriebsbereich ist begrenzt durch die maximale<br />
und die m<strong>in</strong>imale Verstimmung, die <strong>in</strong> diesem Netz zulässig s<strong>in</strong>d. Die Kabelausbaureserve<br />
ist bei e<strong>in</strong>er gewünschten Kabelausbaulänge e<strong>in</strong>e Funktion der Variationen bestimmter, als<br />
fix angenommener Parameter. Diese Parameter s<strong>in</strong>d z.B. die Netzgröße und Struktur des<br />
Netzes (Kabel-/Freileitungsanteil, ICE), die Betriebsspannung, die Schaltsicherheitsreserve<br />
(notwendige Ortungskapazität), der Anteil der verschiedenen Spannungsoberschw<strong>in</strong>gungen,<br />
die Verstimmung der Löschspulen, der Dämpfung und die maximal zugelassene<br />
Verlagerungsspannung. Für den zusätzlichen Kabelausbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz wird im<br />
folgenden Beispiel e<strong>in</strong> repräsentatives Kabel mit e<strong>in</strong>em kapazitiven Erdschlussstrom (ICE)<br />
von 12 A/km gewählt.<br />
Seite 41/82
5.3.1 Interpretation der Grafik<br />
Abbildung 5.1: <strong>Kabelreserve</strong> (Beispiel)<br />
E<strong>in</strong>gangsparameter:<br />
Netzgröße vor Ausbau (im Beispiel 890 A):<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Ausbauzustand des Netzes vor dem Zubau von Kabelstrecken, gekennzeichnet durch den<br />
kapazitiven Erdschlussstrom ICE <strong>in</strong> A.<br />
Unsymmetriefaktor k (im Beispiel 0,46 %):<br />
Aus Messergebnissen direkt als Funktion der Verlagerungsspannung, der Verstimmung und<br />
Dämpfung sowie der Betriebsspannung berechnet.<br />
Schaltreserve (im Beispiel 40 A):<br />
Die notwendige Ortungskapazität (Schaltreserve) orientiert sich an üblichen Kabellängen und<br />
an den daraus resultierenden üblichen kapazitiven Erdschlussstrombeiträgen. Sie wird mit<br />
40 Ampere angenommen, um zu gewährleisten, dass das zur Ortung des Erdschlusses<br />
notwendige Ausschalten e<strong>in</strong>er Leitung mit e<strong>in</strong>em kapazitiven Erdschlussbeitrag von 40<br />
Ampere (ca. 4km Kabel) nicht zu e<strong>in</strong>em Zustand führt, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> auftretender Erdschluss zu<br />
unzulässigen Zuständen (z.B. Überschreiten der Löschgrenze) führt. Dies ist dann der Fall,<br />
wenn ke<strong>in</strong>e der Leitung zugeordnete Spule gleichzeitig abgeschaltet wird.<br />
Güte (im Beispiel 1):<br />
Seite 42/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
E<strong>in</strong>e Güte von 1 bedeutet, dass Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen, die <strong>in</strong> realen Netzen auftreten<br />
können, nicht betrachtet werden (konservativer, abschätzender Ansatz)<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen / Harmonische (im Beispiel 0,2, 1 und 0,5 %):<br />
Anteil der Spannungsoberschw<strong>in</strong>gungen z.B. <strong>für</strong> die 3., 5. und 7. Oberschw<strong>in</strong>gung.<br />
Dämpfung (im Beispiel 2,9 %):<br />
Anteil der Dämpfung im kompensierten Netz.<br />
UEN max (im Beispiel 10 %):<br />
Vom Netzbetreiber im Normalbetrieb maximal zugelassene Verlagerungsspannung <strong>in</strong><br />
Prozent.<br />
Spannung ( im Beispiel 123 kV):<br />
Betriebsspannung des Netzes.<br />
v / Verstimmung (im Beispiel 4 %):<br />
Die vom Netzbetreiber gewünschte Verstimmung <strong>in</strong> % wird zur leichteren Sichtbarkeit der<br />
Ausbaureserve e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />
Koord<strong>in</strong>aten<br />
Auf der Ord<strong>in</strong>ate wird die Verstimmung v und auf der Abszisse der Kabelzubau <strong>in</strong><br />
Kabelkilometer (12 A kapazitiver Erdschlussstrom pro km Kabel) dargestellt.<br />
Grenzkurven und Bereiche:<br />
Löschgrenze:<br />
Die Löschgrenze <strong>in</strong> dieser Abbildung zeigt die absolute Obergrenze der Verstimmung ohne<br />
Sicherheitsreserve im vorliegenden Netz. Dies bedeutet, dass der Erdschlussreststrom von<br />
132 A nicht überschritten wird, und die Sicherheitsreserve e<strong>in</strong>gehalten wird, diese ist e<strong>in</strong>e<br />
Funktion der Löschgrenze (IG =132 A), der Dämpfung (d), der Oberschw<strong>in</strong>gungen (THD), des<br />
Ausbaugrades (CE ≈ ICE), und der Betriebsspannung (UB).<br />
E<strong>in</strong>stellunsicherheit:<br />
Seite 43/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Die E<strong>in</strong>stellunsicherheit wurde mit vmax = vmax – 1 % angenommen.<br />
Es ist nämlich i.d.R. nicht möglich, die Löschspulen auf die momentane Netzsituation a priori<br />
extrem genau e<strong>in</strong>zustellen, da man die bei e<strong>in</strong>em realen Netzerdschluss durch die<br />
Petersenspule fließenden Löschspulenströme (Sättigung <strong>in</strong> Abhängigkeit von der realen<br />
Betriebsspannung) nicht exakt und auch die Witterungse<strong>in</strong>flüsse (Dämpfung, Korona, …) nur<br />
bed<strong>in</strong>gt kennt („E<strong>in</strong>stellunsicherheit“). Zusätzlich muss man e<strong>in</strong>e Schaltreserve e<strong>in</strong>planen, da<br />
man den Fehlerort bei manchen dauerhaften Erdschlüssen nur durch Schaltversuche genau<br />
lokalisieren kann. Dies bedeutet, dass es bei der Abschaltung von Leitungen zu höheren<br />
Erdschlussrestströmen kommt (höhere Verstimmung).<br />
Notwendige Ortungskapazität<br />
Die notwendige Ortungskapazität (Schaltreserve) garantiert e<strong>in</strong>e Reserve <strong>für</strong> die<br />
Fehlersuche im Erdschlussfall.<br />
Verlagerungsgrenze:<br />
Die Verlagerungsgrenze <strong>in</strong> Abbildung 5.1 zeigt die absolute Untergrenze der Verstimmung,<br />
die nötig ist, um den e<strong>in</strong>gestellten Wert der Verlagerungsspannung nicht zu überschreiten<br />
(siehe Kapitel 5.1.3). Diese Grenze ist e<strong>in</strong>e Funktion der Unsymmetrie (k), der maximalen<br />
Verlagerungsspannung (UENmax), der Dämpfung (d), und der Betriebsspannung (UB). Die<br />
Verlagerungsspannung muss zur sicheren Erdschlusserkennung unter 30 % bleiben, womit<br />
die nötige Sicherheitsreserve mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gestellten maximalen Verlagerungsspannung von<br />
beispielsweise 15 % bereits vorgegeben ist.<br />
Seite 44/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
In Abbildung 5.2 sieht man exemplarisch den möglichen Betriebsbereich e<strong>in</strong>es kompensiert<br />
(gelöscht) betriebenen 110-kV-Netzes <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Verlagerungsspannung (blau)<br />
und dem Erdschlussreststrom (rot). Der zulässige Betriebsbereich (grün) wird e<strong>in</strong>erseits<br />
(l<strong>in</strong>ke Begrenzung) durch die maximale Verlagerungsspannung (kle<strong>in</strong>er 15 %), und<br />
andererseits (rechte Begrenzung) durch den maximalen Kompensationsfehlstrom unter<br />
Berücksichtigung der technischen Sicherheitsreserve („E<strong>in</strong>stellunsicherheit“ v = 1 %) und der<br />
Schaltsicherheitsreserve (notwendige Ortungskapazität = 40 A) bestimmt.<br />
Die maximale Verlagerungsspannung s<strong>in</strong>kt mit dem zusätzlichen Kabelausbau, da sich<br />
Kabel symmetrierend auf das Netz auswirken.<br />
Abbildung 5.2: Resonanzkurve - Betriebsbereich (Beispiel)<br />
Seite 45/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
6 Methodik zur Berechnung des Erdschlussreststroms<br />
Um den Erdschlussreststrom mit den Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströmen genau berechnen zu<br />
können, muss das Netz <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten nachgebildet werden.<br />
6.1 Verifikation der Ausgangsbasis<br />
Zur Verifikation der Ausgangsbasis wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® und <strong>in</strong><br />
Neplan® erstellt, mit dessen Hilfe man verschiedene Oberschw<strong>in</strong>gungse<strong>in</strong>speisungen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em gelöschten Netz simulieren kann.<br />
Dieses Netzmodell ist wie <strong>in</strong> Abbildung 6.1 und Abbildung 6.2 dargestellt aufgebaut.<br />
Abbildung 6.1: E<strong>in</strong>l<strong>in</strong>ienersatzschaltbild des Netzmodells<br />
Seite 46/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 6.2: Netzmodell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® mit E<strong>in</strong>speisung des Oberschw<strong>in</strong>gungsstromes <strong>in</strong><br />
der Mitte der Freileitung<br />
Das Netzmodell besteht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundkonfiguration aus e<strong>in</strong>em Kabel und zwei<br />
Freileitungsstücken (siehe Abbildung 6.2). In diesem Netz kann man die Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
an verschiedenen Stellen e<strong>in</strong>speisen, den Fehlerort durch Veränderung der<br />
Freileitungslängen beliebig verändern und die Kabellänge variieren.<br />
Die Netzparameter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 6.1 ersichtlich.<br />
Freileitung Kabel<br />
Länge <strong>in</strong> km 50 2-22<br />
R1' <strong>in</strong> Ω/km 0,119 0,095<br />
X1' <strong>in</strong> Ω/km 0,355 0,141<br />
C0' <strong>in</strong> μF/km 0,006 0,13<br />
Tabelle 6.1: Netzparameter des Netzmodells<br />
E<strong>in</strong>e genaue Berechnung des Erdschlussreststromes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz ist nur möglich wenn<br />
man von den folgenden Annahmen ausgehen kann.<br />
6.1.1 Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung<br />
Um den Ortse<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung zu ergründen, werden die<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen an verschiedenen Orten e<strong>in</strong>gespeist (siehe Abbildung 6.2 und Abbildung<br />
6.3), und so angepasst, dass die Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am Fehlerort gleich bleibt. Im<br />
Seite 47/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Netzmodell wurde beispielhaft die fünfte Oberschw<strong>in</strong>gung simuliert. Laut<br />
Superpositionspr<strong>in</strong>zip muss der resultierende Erdschlussreststrom <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Fällen gleich se<strong>in</strong>.<br />
Abbildung 6.3: Netzmodell <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k® mit E<strong>in</strong>speisung des Oberschw<strong>in</strong>gungsstromes am<br />
Ende der Freileitung<br />
Es wurden drei verschiedene Simulationen durchgeführt, bei denen die<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungse<strong>in</strong>speisung e<strong>in</strong>mal am Anfang der Freileitung (bei der E<strong>in</strong>speisung),<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Mitte der Freileitung (nach 50 km) und e<strong>in</strong>mal am Ende der Freileitung (am<br />
Fehlerort) platziert wurde (siehe Abbildung 6.1 - 6.3).<br />
E<strong>in</strong>speisung der Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
Anfang der<br />
Freileitung<br />
Mitte der<br />
Freileitung<br />
am Fehlerort<br />
I5 E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> A 100 30,92 11,16<br />
U5 am Fehlerort <strong>in</strong> V 1960 1960 1960<br />
U5 am Fehlerort <strong>in</strong> % 3 3 3<br />
Fehlerstrom IF1 <strong>in</strong> A 11,66 11,66 11,66<br />
Fehlerstrom IF5 <strong>in</strong> A 13,57 13,56 13,57<br />
Tabelle 6.2: Ortsunabhängigkeit der Oberschw<strong>in</strong>gungserzeugung<br />
Seite 48/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
In Tabelle 6.2 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der Berechnung dargestellt. Man sieht, dass die<br />
Amplitude des Erdschlussreststroms der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung von der<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor Fehlere<strong>in</strong>tritt, aber nicht vom Ort ihrer Erzeugung abhängig<br />
ist. Die Phasenlage des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms ist aber vom Ort der Erzeugung<br />
abhängig, da die Längsimpedanzen der Leitungen e<strong>in</strong>e Phasendrehung verursachen. Diese<br />
unterschiedlichen Phasenlagen könnten e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Erdschlusslöschung haben.<br />
(siehe Kapitel 10).<br />
In den folgenden Abbildung 6.4 und Abbildung 6.5 s<strong>in</strong>d die Spannungen am Fehlerort und<br />
der Fehlerstrom beispielhaft dargestellt. Man sieht, dass die Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />
Phasenspannungen auf den ersten Blick nicht erkennbar s<strong>in</strong>d, aber dennoch große<br />
Fehlerströme verursachen.<br />
Abbildung 6.4: Spannungen am Fehlerort<br />
Seite 49/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 6.5: Erdschlussreststrom im Netzmodell<br />
6.1.2 L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung<br />
und –strom<br />
Wenn man die Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme im Erdschlussfall anhand von Messungen der<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen im fehlerfreien Betrieb berechnen oder abschätzen will, dann<br />
muss e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen diesen Werten gegeben se<strong>in</strong>. In Abbildung 6.6<br />
werden die Ergebnisse der Berechnungen im Netzmodell (siehe Abbildung 6.1 - 6.3)<br />
dargestellt. Man sieht den l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsstrome<strong>in</strong>speisung, Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am Fehlerort und dem<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom.<br />
Seite 50/82
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor dem Fehler <strong>in</strong> V<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
L<strong>in</strong>earität des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms an e<strong>in</strong>em Fehlerort<br />
0<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
E<strong>in</strong>gespeister Oberschw<strong>in</strong>gungsstrom <strong>in</strong> A<br />
Abbildung 6.6: L<strong>in</strong>earer Zusammenhang zwischen Spannung und Strom an e<strong>in</strong>em Ort<br />
Da man laut Abbildung 6.6 von e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen und Oberschw<strong>in</strong>gungsströmen ausgehen kann, ist es möglich<br />
die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im Erdschlussreststrom entsprechend der erwarteten oder<br />
gemessenen Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen zu skalieren.<br />
6.1.3 Resonanz entlang e<strong>in</strong>er Leitung<br />
Zur Berechnung der Resonanzverhältnisse bei Veränderung des Erdschlussorts entlang<br />
e<strong>in</strong>er Leitung <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>fachen Netzmodell, wurde das Netzmodell auf Neplan® übertragen,<br />
und die Parameter wurden variiert. Neplan® rechnet <strong>in</strong> symmetrischen Komponenten, und<br />
die Ergebnisse können anhand e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Ersatzschaltbildes <strong>in</strong> symmetrischen<br />
Komponenten (siehe Abbildung 6.7) nachgerechnet werden.<br />
U5<br />
IF5<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom <strong>in</strong> A<br />
Seite 51/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 6.7: Ersatzschaltbilder zur e<strong>in</strong>fachen Berechnung der Resonanz<br />
Mit dem Ersatzschaltbild (Abbildung 6.7) kommt man zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Formel zur<br />
Abschätzung der Fehlerentfernung (Freileitungslänge = lResonanz) bei Resonanz, z.B. der<br />
fünften Oberschw<strong>in</strong>gung:<br />
Aus<br />
1<br />
f= 0<br />
(6.1)<br />
2⋅π⋅ LC<br />
Folgt (vere<strong>in</strong>facht)<br />
2<br />
⎛ 1 ⎞<br />
⎜<br />
⋅π⋅<br />
⎟<br />
⎝2 f ⎠ 2⋅LTransformator l Resonanz= −<br />
<strong>in</strong>km<br />
' '<br />
. (6.2)<br />
C ⋅6⋅L 6⋅L E Leitung Leitung<br />
lResonanz Länge der Freileitung <strong>in</strong> km <strong>für</strong> Resonanz der gewählten Frequenz<br />
LTransformator Induktivität des Transformators L 1 = L 2<br />
L’Leitung Induktivität der Freileitung = 6·L1; (L0 = 4·L1; L1 = L2)<br />
Um den Charakter der Stromoberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen bei ortsvariablem Erdschluss<br />
darzustellen, wurde der Fehlerort entlang der Leitung (siehe Abbildung 6.1) variiert. Wie <strong>in</strong><br />
Abbildung 6.8 ersichtlich, tritt die Resonanz <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Fehlerentfernung, von<br />
der Kabellänge und vom Oberschw<strong>in</strong>gungspegel auf. Deshalb kann man ohne Kenntnis<br />
der Resonanzsituation im Netz nicht von der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung vor<br />
Fehlere<strong>in</strong>tritt auf den Oberschw<strong>in</strong>gungsreststrom schließen.<br />
Seite 52/82
Reststrom <strong>in</strong> A pro % des Spannungspegels der fünften<br />
Oberschw<strong>in</strong>gung vor dem Fehler<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Resonanz der fünften Oberschw<strong>in</strong>gung im Modellnetz<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Fehlerort auf der Freileitung <strong>in</strong> %<br />
2 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />
7 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />
12 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />
17 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />
22 km Kabel (Simul<strong>in</strong>k)<br />
2 km Kabel (Neplan)<br />
7 km Kabel Neplan<br />
12 km Kabel (Neplan)<br />
17 km Kabel (Neplan)<br />
22 km Kabel (Neplan)<br />
Abbildung 6.8: Resonanz des Oberschw<strong>in</strong>gungsreststroms entlang e<strong>in</strong>er Leitung (Berechnungen <strong>in</strong><br />
Neplan® und <strong>in</strong> Matlab® Simul<strong>in</strong>k®)<br />
In Abbildung 6.8 s<strong>in</strong>d die Berechnungsergebnisse aus Neplan® und aus Matlab® Simul<strong>in</strong>k®<br />
dargestellt. In den Berechnungen wurde die Kabellänge von 2 km bis 22 km variiert (siehe<br />
Abbildung 6.1).<br />
Seite 53/82
6.2 Simulation <strong>in</strong> Neplan®<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Verschiedene Netze wurden im Netzberechnungsprogramm Neplan® nachgebildet. In<br />
diesem Netzberechnungsprogramm werden bei Kurz- und Erdschlüssen nur die<br />
netzfrequenten (50-Hz) Anteile berechnet.<br />
Es ist zwar möglich, mit Neplan® e<strong>in</strong>e Oberschw<strong>in</strong>gungsanalyse im Nullsystem<br />
durchzuführen, wodurch man Resonanzkurven erhält, aber Löschspulen werden nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Um trotzdem mit diesem Netzberechnungsprogramm Erdschlüsse mit mehreren<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungskomponenten zu berechnen, müssen die Netzparameter auf die jeweilige<br />
Oberschw<strong>in</strong>gung umgestellt werden. Dazu werden alle Impedanzen und Kapazitäten mit der<br />
Ordnungszahl der Oberschw<strong>in</strong>gung multipliziert. In der Folge ist es möglich, den<br />
Erdschlussfehlerstrom zu berechnen. Dieses Ergebnis liefert e<strong>in</strong>en Fehlerstrom bei<br />
Nennspannung, weshalb das Ergebnis im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> noch mit den<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungspegeln skaliert werden muss: Nach dem Pr<strong>in</strong>zip der<br />
Ersatzspannungsquelle am Fehlerort kann man die Oberschw<strong>in</strong>gungsspannung am<br />
Fehlerort als treibende Spannung betrachten, und den Reststrom entsprechend skalieren.<br />
Mit dieser Methode ist es rasch möglich, die kritischen Orte <strong>für</strong> Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen<br />
zu lokalisieren. Zusätzlich kann man die Auswirkungen von Ausbauten oder verschiedene<br />
Schaltzustände analysieren.<br />
Seite 54/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
7 Abstimmversuche und Berechnungen<br />
Im Zuge von Netzuntersuchungen zur Bestimmung der Ausbaureserve und des<br />
Erdschlussreststroms wurden Abstimmversuche durchgeführt, um die Netzberechnungen zu<br />
verifizieren, und die <strong>für</strong> die Berechnung erforderlichen Netzparameter zu erhalten. In<br />
Kapitel 3.3.9 ist die Durchführung der Abstimmversuche beschrieben.<br />
7.1 Bewertung der Messungen<br />
Bei manchen Netzen gibt es h<strong>in</strong>sichtlich der Erdschlussproblematik Unterschiede zwischen<br />
den rechnerisch und den messtechnisch ermittelten Netzparametern. Es gibt verschiedene<br />
Gründe <strong>für</strong> diese Abweichungen:<br />
Löschspulen:<br />
Der Nennstrom von Petersenspulen ist mit e<strong>in</strong>er Toleranz von ± 5 % und die Ströme bei<br />
anderen E<strong>in</strong>stellwerten mit ± 10 % e<strong>in</strong>zuhalten [20].<br />
Zusätzlich ist die allgeme<strong>in</strong> angenommene Sättigung der Petersenspulen abhängig von der<br />
Betriebsspannung. Die Stromerhöhung durch Sättigung kann e<strong>in</strong>ige % betragen (siehe<br />
Abbildung 8.5 und [20]).<br />
Erdkapazitäten:<br />
Die berechneten Erdkapazitäten von Leitungen gehen von e<strong>in</strong>er idealen Konfiguration (ke<strong>in</strong><br />
Bewuchs, stabiler Durchhang, ke<strong>in</strong>e Umspannwerke) aus. In der Literatur [20] wird der<br />
E<strong>in</strong>fluss der Masten <strong>in</strong> Freileitungsnetzen und der Umspannwerke mit e<strong>in</strong>em Zuschlag von<br />
bis zu 9 % angegeben. Der E<strong>in</strong>fluss des Durchhangs und des Bewuchses wird mit 4 %<br />
(Unterschied zwischen W<strong>in</strong>ter und Sommer) angegeben [20].<br />
Dämpfungswiderstände:<br />
E<strong>in</strong>e eventuell vorhandene „Wattreststromerhöhung“ wirkt sich nur m<strong>in</strong>imal aus. In e<strong>in</strong>em<br />
Hochspannungsnetz konnte z.B. e<strong>in</strong>e Zunahme der Dämpfung von 2,06 % auf 2,16 %<br />
festgestellt werden. Dies wirkt sich im stationären Betrieb nicht maßgeblich aus, jedoch<br />
können transiente Vorgänge (E<strong>in</strong>- und Ausschw<strong>in</strong>gvorgang) besser gedämpft werden.<br />
Die Tatsache, dass e<strong>in</strong> Widerstand <strong>in</strong> Serie (Sonderschaltung) zur Petersenspule geschaltet<br />
wird, bewirkt, dass der Strom über die Petersenspule im Fehlerfall kle<strong>in</strong>er und ger<strong>in</strong>gfügig<br />
ohmscher wird.<br />
E<strong>in</strong>e Wattreststromerhöhung, die e<strong>in</strong>en signifikant höheren Wattreststrom bewirken würde,<br />
müsste mit e<strong>in</strong>em Widerstand durchgeführt werden, der parallel zur Petersenspule<br />
geschaltet wird. Jedoch ist bei diesem Verfahren zu beachten, dass dabei e<strong>in</strong>, je nach<br />
Widerstand, zusätzlicher Strom e<strong>in</strong>gespeist wird, der ebenfalls nicht zu e<strong>in</strong>er Überschreitung<br />
der zulässigen normativen Grenzen (siehe Kapitel 4.1) führen darf.<br />
Seite 55/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
8 Analyse von Ausschw<strong>in</strong>gvorgängen bei Erdschlüssen /<br />
Erdschlusswischern<br />
Zur Bestimmung der Netzparameter können auch Erdschlusswischer herangezogen werden.<br />
Viele Netzbetreiber benutzen Schutzgeräte, die <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d solche Wischer zu<br />
detektieren und abzuspeichern. Dadurch wird es möglich die Netzparameter zum Zeitpunkt<br />
des Erdschlusswischers zu bestimmen.<br />
8.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Aus dem Ausschw<strong>in</strong>gvorgang (Verlauf der Phasenspannungen) bei e<strong>in</strong>em<br />
Erdschlusswischer kann man verschiedene Parameter e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes bestimmen.<br />
U/kV<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
211,8 211,9 212,0 212,1 212,2 212,3 212,4 212,5 212,6 212,7 212,8 t/s<br />
U1E U2E U3E UEN<br />
Abbildung 8.1: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nach e<strong>in</strong>em Erdschluss (unterkompensiert)<br />
U/kV<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7<br />
K2:110kV SS1 A K2:110kV SS1 B K2:110kV SS1 C<br />
Abbildung 8.2: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nach e<strong>in</strong>em Erdschluss (überkompensiert) 2<br />
2 Da die Verlagerungsspannung UEN <strong>in</strong> der Aufzeichnung nicht aussagekräftig ist, wurde sie nicht<br />
dargestellt.<br />
t/s<br />
Seite 56/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Aus der Schwebungsfrequenz des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs fs oder aus der Frequenz der<br />
Verlagerungsspannung fA und aus der Betriebsfrequenz f0 kann man die Verstimmung v<br />
berechnen (siehe Formel 8.1 und 8.2). Zur Bestimmung der Kompensation (über- oder<br />
unterkompensiert) kann man die Schwebung des Effektivwertes der Phasenspannungen<br />
(Abbildung 8.1 und Abbildung 8.2) verwenden. Wenn die Phasenspannung, die am<br />
schnellsten abfällt der erdschlussbehafteten Phase voreilt, dann liegt Überkompensation vor<br />
(Abbildung 8.1), anderenfalls liegt Unterkompensation vor (Abbildung 8.2).<br />
s 0<br />
( )<br />
f =f 1-v-1 [24] (8.1)<br />
f<br />
v= 1− f<br />
f0<br />
fA<br />
fs<br />
2<br />
A<br />
2<br />
0<br />
Betriebsfrequenz<br />
Überlagerte Frequenz des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs = f0 ± fS<br />
Frequenz der Schwebung (siehe Abbildung 8.1 und Abbildung 8.2)<br />
Aus der Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Verlagerungsspannung kann man die Dämpfung d<br />
bestimmen.<br />
2<br />
⎡ t2 − t ⎤<br />
1<br />
d = ; [ ω= 2⋅π⋅f A ] ; τ=<br />
ω⋅τ −<br />
⎢<br />
⎣ ln(U NE1) ln(U NE2 ) ⎦ ⎥<br />
τ Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung<br />
t2-t1 Zeitdifferenz zwischen der Messung von UNE1 und UNE2<br />
Die Ermittlung der Unsymmetrie k aus der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung ist nicht möglich. 3<br />
E<strong>in</strong>e zweite Methode zur Ermittlung des Kompensationsgrades ist die Analyse der Ortskurve<br />
des Ausschw<strong>in</strong>gvorgangs. In Abbildung 8.3 sieht man den Ausschw<strong>in</strong>gvorgang des<br />
überkompensierten Netzes. Bei e<strong>in</strong>em unterkompensierten Netz ist die Ortskurve gegen den<br />
Uhrzeigers<strong>in</strong>n gedreht.<br />
3<br />
Laut Prof. Schegner (TU-Dresden), Ergebnis von Erdfehlermessungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten 110-kV-<br />
Netz: Cired 2001 3.5 NE-EN/Ru-Fs ist die Bestimmung der Unsymmetrie aus dem<br />
Ausschw<strong>in</strong>gvorgang nicht möglich [22].<br />
Seite 57/82<br />
(8.2)<br />
(8.3)
U <strong>in</strong> kV<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
U2<br />
U3<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Ausschw<strong>in</strong>gvorgang<br />
-80<br />
-80 -60 -40 -20 0<br />
U <strong>in</strong> kV<br />
20 40 60 80<br />
Abbildung 8.3: Ausschw<strong>in</strong>gvorgang (Ortskurve)<br />
8.2 Berechnungsergebnisse<br />
U1<br />
Aus e<strong>in</strong>er beispielhaften Störaufzeichnung (siehe Abbildung 8.3) werden folgende<br />
Netzparameter berechnet.<br />
fA = 51,3 Hz<br />
τ = 0,233 s<br />
v = -5,3 % (überkompensiert)<br />
d = 1,33 %<br />
8.2.1 Patentierung des Verfahrens zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule<br />
[41]<br />
Die Löschspulen im gelöschten Netz werden im Normalbetrieb e<strong>in</strong>gestellt. Das heißt, dass<br />
sie entsprechend der auftretenden Verlagerungsspannung e<strong>in</strong>gestellt werden. Es ist aber<br />
bekannt, dass der kle<strong>in</strong>ste Erdschlussreststrom (Fehlerstrom) nicht bei dieser<br />
Resonanzabstimmung erreicht wird. Das bedeutet, dass die „V-Kurve“ (Erdschlussreststrom<br />
bei Verstellung der Petersenspulen) und die Resonanzkurve (Verlagerungsspannung bei<br />
Verstellung der Petersenspulen im fehlerfreien Betrieb) ihre Maxima (M<strong>in</strong>ima) nicht an<br />
Seite 58/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
denselben Stellen erreichen. Der Grund da<strong>für</strong> liegt <strong>in</strong> der Sättigung der Löschspulen und <strong>in</strong><br />
der E<strong>in</strong>kopplung e<strong>in</strong>er Unsymmetrie von parallel geführten Systemen [34]. Daher s<strong>in</strong>d die<br />
E<strong>in</strong>stellungen der Petersenspulen nicht auf den Fehlerfall optimiert, und die auftretenden<br />
Fehlerströme übersteigen die berechneten Werte. Dies ist vor allem dann e<strong>in</strong> Problem, wenn<br />
das betrachtete Netz bereits an der Löschgrenze betrieben wird.<br />
Aufgrund verschiedener Messungen und deren Auswertungen ist damit zu rechnen, dass die<br />
Fehlkompensation der Petersenspulen ca. 10-30 A betragen kann (<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch<br />
deutlich mehr). Die e<strong>in</strong>gestellten Verstimmungen (Abweichungen von Vollresonanz)<br />
betragen <strong>in</strong> der Regel wenige Prozent (2 bis 6 %) und die Fehlkompensation, die aufgrund<br />
von Sättigungen (wegen der Bemessung des Eisenkreises) auftreten kann, liegen im selben<br />
Bereich (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 800 A Netz entspricht 30 A Fehlkompensation e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />
Verstimmung von 3,75 %).<br />
Im Folgenden wird e<strong>in</strong> neuartiges Verfahren vorgestellt, bei dem nicht die Effektivwerte,<br />
sondern der momentane Verlauf der Verlagerungsspannung gezielt analysiert wird:<br />
Durch diese Analyse des Momentanverlaufs der Frequenz der Verlagerungsspannung<br />
können korrekte Aussagen über die Verstimmung während e<strong>in</strong>es aktuellen Erdschlussfalls<br />
abgeleitet werden [39].<br />
Dazu ist es nötig, mittels geeigneter Signalanalyse-Methode aus dem verrauschten<br />
Spannungssignal im Abstand von jeweils e<strong>in</strong>er halben Periode e<strong>in</strong>e geeignete def<strong>in</strong>ierte<br />
Momentanfrequenz zu bestimmen. Die durch e<strong>in</strong> geeignetes Extrapolationsverfahren<br />
gewonnene Momentanfrequenz genau im ersten Zeitfenster nach dem Abschalten des<br />
Erdschlusses bzw. dem verlöschen des Erdschlusslichtbogens beschreibt im S<strong>in</strong>ne der<br />
Formel 8.2 die Verstimmung unmittelbar vor dem Abschalten bzw. Verlöschen.<br />
In der folgenden Abbildung 8.4 ist der Frequenzverlauf e<strong>in</strong>es ausschw<strong>in</strong>genden<br />
Erdschlusses dargestellt. Dieser Frequenzverlauf ist dann die Basis <strong>für</strong> weitere<br />
Berechnungen. Am Ende kommt man dann zu e<strong>in</strong>em Verstimmungsverlauf, der von der<br />
Spannungshöhe abhängig ist. Somit kann man dann abhängig von der momentanen<br />
Betriebsspannung den errechneten Spulenstrom als E<strong>in</strong>gangswert <strong>für</strong> die Petersenspulen<br />
verwenden.<br />
Seite 59/82
Frequenz <strong>in</strong> Hz<br />
52,5<br />
52<br />
51,5<br />
51<br />
50,5<br />
50<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
49,5<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Zeit <strong>in</strong> ms<br />
Abbildung 8.4: Ausschw<strong>in</strong>gen nach e<strong>in</strong>em Erdschluss<br />
U <strong>in</strong> kV<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900<br />
I <strong>in</strong> A<br />
Abbildung 8.5: I/U Kennl<strong>in</strong>ie vom Ausschw<strong>in</strong>gvorgang<br />
In der Abbildung 8.5 (I/U-Kennl<strong>in</strong>ie der Petersenspulen im Netz) erkennt man die<br />
Fehlkompensation, deren Größe abhängig von der (veränderlichen) Betriebsspannung ist. Im<br />
oberen Bereich sieht man deutlich den Knick <strong>in</strong> der Kennl<strong>in</strong>ie, der e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Seite 60/82<br />
f<br />
U<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Spannung <strong>in</strong> kV
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Überkompensation im Vergleich zur herkömmlichen Methode der E<strong>in</strong>stellung bewirkt. Im<br />
Diagramm kann man e<strong>in</strong>e Fehlkompensation von etwa 20 A herauslesen. Diese<br />
Fehlkompensation würde mit steigender Betriebsspannung ebenfalls steigen, wobei<br />
grundsätzlich hohe Betriebsspannungen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verlustarmen Netzbetriebsweise und<br />
damit der Vermeidung von unnötigen CO2 Emissionen s<strong>in</strong>nvoll und anzustreben ist.<br />
Aus<br />
dem Ausschw<strong>in</strong>gvorgang der Verlagerungsspannung kann zusätzlich zur Verstimmung<br />
auch die Dämpfung d (Formel 8.4) bestimmen.<br />
2<br />
⎡ t2 − t ⎤<br />
1<br />
d = ; [ ω= 2⋅π⋅f A ] ; ⎢τ= ⎥<br />
ω⋅τ −<br />
τ<br />
⎣ ln(U NE1) ln(U NE2 ) ⎦ (8.4)<br />
Zeitkonstante der abkl<strong>in</strong>genden Schw<strong>in</strong>gung<br />
Seite 61/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
9 Erdschlussversuche <strong>in</strong> gelöschten Netzen<br />
Es wurden zur Untermauerung der Theorien dieser Arbeit Erdschlussversuche <strong>in</strong> Mittel- und<br />
Hochspannungsnetzen durchgeführt. Bei diesen Versuchen wurden die<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen vor dem Fehlere<strong>in</strong>tritt und der Fehlerstrom über die<br />
Fehlerstelle gemessen. Die Erdschlüsse wurden immer direkt geschaltet, d.h. es entstand<br />
ke<strong>in</strong> Lichtbogen.<br />
9.1 Versuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Drehstromnetz<br />
Die folgenden Erdschlussversuche wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz durchgeführt, <strong>in</strong> dem die<br />
Netzkapazität und die Resonanzsituation durch das gezielte Wegschalten von Kabeln<br />
verändert wurde.<br />
9.1.1 Versuch 1<br />
Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 110-kV-Netz bei Normalschaltzustand<br />
(Gesamtnetz / ICE = 686 A) durchgeführt.<br />
Die im Folgenden angegebenen Resonanzfaktoren g<br />
g1 = 1<br />
g3 = k.A.<br />
g5 = 1,9<br />
g7 = 2,3<br />
stammen aus e<strong>in</strong>er vor den Erdschlussversuchen durchgeführten Netzberechnung, die<br />
gemäß Kapitel 6.2 durch theoretische Netzanalysen bestimmt wurden.<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />
U50….ca. 0,1%<br />
U150….k.A.<br />
U250….ca. 0,9%<br />
U350….ca. 0,5%<br />
Seite 62/82
Gemessene Erdschlussrestströme:<br />
IF/A<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
U1E/kV<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65<br />
2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65<br />
Abbildung 9.1: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />
I50….ca. 16 A<br />
I150….ca. 4 A<br />
I250….ca. 55 A<br />
I350….ca. 54 A<br />
Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />
50<br />
I50 = g1 ⋅p1⋅ ⋅I CE ⋅ (d 1)<br />
= 1⋅1⋅1⋅686 ⋅ (0,0205) = 14,1A<br />
50<br />
250<br />
I250 = g5 ⋅p5⋅ ⋅I CE ⋅ (v 5)<br />
= 1,9⋅0,009⋅5⋅686 ⋅ (0,96) = 56,3A<br />
50<br />
350<br />
I350 = g7 ⋅p7⋅ ⋅I CE ⋅ (v 7)<br />
= 2,3 ⋅0,005⋅7⋅686 ⋅ (0,98) = 54,1A<br />
50<br />
Die Berechnungen stimmen mit den Messungen sehr gut übere<strong>in</strong>. In Abbildung 9.1 ist der<br />
Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase dargestellt.<br />
t/s<br />
t/s<br />
Seite 63/82
9.1.2 Versuch 2<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> demselben 110-kV-Netz bei verr<strong>in</strong>gerter Netzkapazität<br />
(e<strong>in</strong> Kabel wurde abgeschaltet / ICE = 622 A) durchgeführt.<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />
U50….ca. 0,1%<br />
U150….k.A.<br />
U250….ca. 0,9%<br />
U350….ca. 0,5%<br />
Gemessene Erdschlussrestströme:<br />
IF/A<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
U1E/kV<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
6,450 6,475 6,500 6,525 6,550 6,575 6,600 6,625 6,650 6,675 6,700 6,725 6,750<br />
6,450 6,475 6,500 6,525 6,550 6,575 6,600 6,625 6,650 6,675 6,700 6,725 6,750<br />
Abbildung 9.2: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />
I50….ca. 16 A<br />
I150….ca. 4 A<br />
I250….ca. 42 A<br />
I350….ca. 48 A<br />
Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />
50<br />
I50<br />
= g1<br />
⋅p1<br />
⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(d1)<br />
= 1⋅1⋅1⋅<br />
622⋅<br />
(0,0214) = 13,<br />
3A<br />
50<br />
250<br />
I250<br />
= g5<br />
⋅p<br />
5 ⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(v5)<br />
= 1,6⋅<br />
0,009⋅5<br />
⋅622<br />
⋅(0,96)<br />
= 43A<br />
50<br />
350<br />
I350<br />
= g7<br />
⋅p<br />
7 ⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(v7)<br />
= 2,<br />
3⋅<br />
0,005⋅7<br />
⋅622⋅<br />
(0,98) = 49A<br />
50<br />
Die Berechnungen stimmen mit den Messungen wieder sehr gut übere<strong>in</strong>. In Abbildung 9.2 ist<br />
der Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase dargestellt.<br />
t/s<br />
t/s<br />
Seite 64/82
9.1.3 Versuch 3<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Es wurde e<strong>in</strong> Erdschlussversuch <strong>in</strong> demselben 110-kV-Netz bei verr<strong>in</strong>gerter Netzkapazität<br />
(zwei Kabel wurden abgeschaltet / ICE = 563 A) durchgeführt.<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungspegel <strong>in</strong> den Phasenspannungen vor dem Versuch:<br />
U50….ca. 0,1%<br />
U150….k.A.<br />
U250….ca. 0,9%<br />
U350….ca. 0,5%<br />
Gemessene Erdschlussrestströme:<br />
IF/A<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
U1E/kV<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
8,50 8,55 8,60 8,65 8,70 8,75 8,80 8,85 8,90 8,95<br />
8,50 8,55 8,60 8,65 8,70 8,75 8,80 8,85 8,90 8,95<br />
Abbildung 9.3: Erdschlussreststrom und Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />
I50….ca. 15 A<br />
I150….ca. 4 A<br />
I250….ca. 35 A<br />
I350….ca. 40 A<br />
Berechnete Erdschlussrestströme mit den entsprechenden Resonanzfaktoren (g):<br />
50<br />
I50<br />
= g1<br />
⋅p1<br />
⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(d1)<br />
= 1⋅1⋅1⋅<br />
563⋅(0,0243)<br />
= 13,<br />
7A<br />
50<br />
250<br />
I250<br />
= g5<br />
⋅p<br />
5 ⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(v5)<br />
= 1,5⋅<br />
0,009⋅5<br />
⋅563⋅(0,96)<br />
= 36A<br />
50<br />
350<br />
I350<br />
= g7<br />
⋅p<br />
7 ⋅ ⋅I<br />
CE ⋅(v7)<br />
= 2,<br />
1⋅0,005⋅7<br />
⋅563⋅<br />
(0,98) = 40,<br />
5A<br />
50<br />
Auch bei diesem Versuch stimmen die Berechnungen mit den Messungen sehr gut übere<strong>in</strong>.<br />
In Abbildung 9.3 ist der Erdschlussreststrom und die Spannung der fehlerbehafteten Phase<br />
dargestellt.<br />
t/s<br />
t/s<br />
Seite 65/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
9.2 Versuche <strong>in</strong> 20-kV-Drehstromnetzen<br />
In e<strong>in</strong>em 20-kV-Drehstromnetz wurden mehrere Erdschlussversuche zur Untersuchung der<br />
Löschspulene<strong>in</strong>stellung durchgeführt. Auch bei diesen Versuchen (Beispiel <strong>in</strong> Abbildung 9.4)<br />
waren, wie bei den 110-kV-Erdschlussversuchen, die Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme im<br />
Erdschlussreststrom dom<strong>in</strong>ant.<br />
Dabei wurde der Erdschlussreststrom auf zweierlei Arten bestimmt:<br />
IFdirekt gibt den Strom an der Fehlerstelle an und wurde mittels Vor-Ort-Wandler bestimmt,<br />
und der im Umspannwerk gemessene Abgangs-Summenstrom (IF) wurde dort an den<br />
Schutzkernen der Abgangsstromwandler gemessen.<br />
Strom <strong>in</strong> A<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
-75<br />
I<br />
Fdirekt<br />
I<br />
F<br />
-100<br />
0.9 0.91 0.92 0.93 0.94 0.95 0.96 0.97<br />
Zeit <strong>in</strong> s<br />
-40<br />
Abbildung 9.4: Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 20-kV-Netz<br />
U<br />
L1<br />
U<br />
L2<br />
U<br />
L3<br />
U<br />
EN<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
Spannung <strong>in</strong> kV<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
In e<strong>in</strong>em anderen 20-kV-Drehstromnetz (mit Wattreststromerhöhung) wurden<br />
Erdschlussversuche zur Unterstützung der Fehlerortung durch Analyse der <strong>in</strong> diesem Netz<br />
üblichen Schutze<strong>in</strong>richtungen (Wattreststromerfassung) durchgeführt (siehe Abbildung 9.5).<br />
Im Reststrom erkennt man vor allem die 11. und die 13. Oberschw<strong>in</strong>gung aufgrund e<strong>in</strong>es<br />
nahen Skiliftes.<br />
AI1/A<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
-1944,025 -1944,000 -1943,975 -1943,950 -1943,925 -1943,900 -1943,875 -1943,850 -1943,825<br />
Abbildung 9.5: Erdschlussversuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 20-kV-Netz (Strom an der Fehlerstelle <strong>in</strong> A)<br />
t/s<br />
Seite 67/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
10 Aussagen zur Löschgrenze<br />
Nach dem Stand der Technik ist der Ausbau von gelöschten Mittel- und<br />
Hochspannungsnetzen durch das Erreichen der Löschgrenze beschränkt. Diese<br />
Löschgrenze ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>schlägigen Normen (siehe Kapitel 4.1) festgehalten und basiert auf<br />
den Untersuchungen aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auf Grund der<br />
damaligen Verbraucherstruktur und –technologie ist zu mutmaßen, dass die<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsgehalte (THD) deutlich ger<strong>in</strong>ger waren als <strong>in</strong> heutigen Netzen, <strong>in</strong> denen<br />
viele geregelte Verbraucher bzw. mehr Lasten mit Leistungselektronik e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
E<strong>in</strong>e genauere Analyse der se<strong>in</strong>erzeitigen Literatur ergibt außerdem ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die<br />
Phasenlage der Erdschlussströme zu den treibenden System-Spannungen und damit zur<br />
Frage, ob die Quellimpedanz des Netzes eher <strong>in</strong>duktiv oder kapazitiv (führt zu schlechten<br />
Löschbed<strong>in</strong>gungen) oder resistiv (gute Löschbed<strong>in</strong>gungen durch Phasengleichheit von<br />
Strom und Spannung) ist.<br />
Daher wird <strong>in</strong> Fachkreisen immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die normenmäßig<br />
festgelegte Löschgrenze nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Erleichterung des Netzausbaus angehoben<br />
werden könnte. Da bei der Erdschlusslöschung auch sicherheitsrelevante Fragen<br />
berücksichtig werden müssen, erfordert es nach Me<strong>in</strong>ung des Verfassers nicht nur<br />
theoretische oder Labor-Untersuchungen, sondern auch belastbare Erkenntnisse aus e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl von geeigneten Netzversuchen.<br />
Im Folgenden wird e<strong>in</strong> Versuchskonzept vorgestellt, dass die grundsätzlichen Aspekte von<br />
Lichtbogenanalysen durch Versuche und theoretische Berechnungen abdeckt.<br />
Zur Bestimmung der Löschgrenze muss e<strong>in</strong> Versuchskonzept erstellt werden, und die<br />
Ergebnisse aus den Versuchen müssen statistisch ausgewertet werden.<br />
In [36], [37] und [38] wird der E<strong>in</strong>fluss der Oberschw<strong>in</strong>gungen auf die Erdschlusslöschung <strong>in</strong><br />
Versuchen und <strong>in</strong> Simulationen untersucht, aber bisher konnte noch ke<strong>in</strong> klarer<br />
Zusammenhang gefunden werden. Im Folgenden wird das Versuchskonzept, das zu<br />
Ergebnissen führen könnte, dargestellt, aber im Rahmen der Dissertation wurden diese<br />
Versuche nicht durchgeführt.<br />
10.1 Versuchskonzept<br />
Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es umfassenden Versuchskonzepts ist e<strong>in</strong> Modell zu erstellen, das das<br />
Verhalten e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes zeigt, und <strong>in</strong> dem man die folgenden Parameter frei<br />
wählen kann.<br />
Seite 68/82
Fix zu wählende (worst case) Parameter:<br />
• Temperatur 40 °C<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
• Luftdruck 1013,25 hPa (Meereshöhe)<br />
• Luftfeuchtigkeit 100 %<br />
• W<strong>in</strong>d 0 m/s<br />
• Isolatorlänge (der kürzeste <strong>in</strong> der Spannungsebene verwendete)<br />
• Spannungsebene z.B. 20 kV<br />
Variable Parameter:<br />
• Stromstärken<br />
o Grundschw<strong>in</strong>gung (ohmsch/<strong>in</strong>duktiv/kapazitiv)<br />
o Oberschw<strong>in</strong>gungen (3, 5, 7, …?)<br />
• Phasenlagen<br />
o Zwischen Strömen und Spannungen<br />
o Zwischen Grundschw<strong>in</strong>gung und den e<strong>in</strong>zelnen Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
• Wiederkehrende Spannung<br />
o Kompensationsgrad<br />
o Dämpfung<br />
Anforderungen an den Versuchsaufbau:<br />
• Variabler kapazitiver Strom (Phase Erde Kapazitäten)<br />
• Variable Kompensation (Löschspule)<br />
• Variable Oberschw<strong>in</strong>gungen (<strong>in</strong> Amplitude und Phasenlage)<br />
o Pro Oberschw<strong>in</strong>gung maximal 100A (Vorschlag)<br />
• Bei Mittelspannung: Dauerleistung (Lichtbogen) < 500 kVA<br />
• E<strong>in</strong>stellbare Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
Um e<strong>in</strong> gelöschtes Netz <strong>für</strong> die stationäre Analyse des Löschverhaltens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuch zu<br />
simulieren, muss nicht das gesamte Netz nachgebildet werden, da das folgende Netz<br />
(Abbildung 10.1) <strong>in</strong> der Simulation das gleiche Verhalten bezüglich der Erdschlusssituation<br />
aufweist (siehe Abbildung 10.3).<br />
Seite 69/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Abbildung 10.1: Ersatzschaltbild zur Simulation<br />
UPh<br />
RL<br />
XL<br />
RP<br />
XP<br />
RQ<br />
3C0<br />
Phasenspannung (11500 V)<br />
Leitungswiderstand (1 Ω)<br />
Leitungsreaktanz (4 Ω)<br />
Widerstand Petersenspule (1 Ω)<br />
Reaktanz Petersenspule (36,48 Ω)<br />
Querableitwiderstand (1,11 Ω)<br />
Null(Erd)kapazität (38,30 Ω entspricht 300 A)<br />
Dieses Modell könnte grundsätzlich auch als Hardware realisiert werden,<br />
allerd<strong>in</strong>gs wird im Folgenden nur die Simulation durchgeführt.<br />
Abbildung 10.2: Matlab® Simul<strong>in</strong>k® Modell zur Simulierung der Erdschlussbed<strong>in</strong>gungen<br />
Zur Nachbildung und zur Simulation wurde Matlab®-Simul<strong>in</strong>k® verwendet. In ersten<br />
Versuchen wurden die Parameter des Netzes sowie der Erdschlusszuschaltzeitpunkt<br />
Seite 70/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
verändert, und die Ergebnisse aus den Simulationen stimmen mit realen Netzversuchen<br />
übere<strong>in</strong> (siehe Abbildung 10.3).<br />
Simulationsergebnisse:<br />
Abbildung 10.3: Simulationsergebnis IF, UEN, U1<br />
Berechnete Werte aus den Netzparametern (Vorgabe):<br />
ICE: 300 A<br />
Dämpfung: 5,8 %<br />
Wattreststrom: 0,058*300 A = 17,39 A<br />
Verstimmung: -5 % (15 A)<br />
Gesamtreststrom:<br />
2 2<br />
17,39 + 15 = 22,96A<br />
Berechnete Werte aus der Simulation (Ausschw<strong>in</strong>gvorgang, siehe Kapitel 8):<br />
ICE: 301,65 A<br />
Wattreststrom: 17, 4 A<br />
Gesamtreststrom: 22,87 A<br />
2<br />
⎛ 1 ⎞<br />
⎛ 1 ⎞<br />
⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />
T 2⋅ ( 0,21455-0,2048)<br />
Verstimmung: 1− ⎝ ⎠<br />
= 1− ⎝ ⎠<br />
=− 0,0519 =− 5,19%<br />
2 2<br />
f 50<br />
0<br />
2<br />
Seite 71/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Der Vergleich der berechneten Werte aus den vorgegeben Netzparametern mit den erzielten<br />
Simulationsergebnissen zeigt, dass das <strong>in</strong> Abbildung 10.2 vorgestellte Matlab® Simul<strong>in</strong>k®<br />
Modell, den gestellten Anforderungen nachkommt.<br />
Abschätzung der benötigten Leistung <strong>für</strong> reale Laborversuche:<br />
In e<strong>in</strong>em Mittelspannungsnetz (20-kV-Netz) muss man mit e<strong>in</strong>em maximalen ungelöschten<br />
Erdschlussstrom von 500 A rechnen, da bei Erdschlussströmen <strong>in</strong> dieser Größenordnung<br />
Untersuchungen s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d. Die benötigte Dauerleistung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en simulierten<br />
Erdschlussversuch wäre 23 A * 11500 V = 264 kVA. Zusätzlich zu dieser<br />
Grundschw<strong>in</strong>gungsdauerleistung s<strong>in</strong>d noch die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme leistungsmäßig zu<br />
berücksichtigen.<br />
Seite 72/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
11 Maßnahmen, die den weiteren Ausbau gelöschter<br />
Netze ermöglichen<br />
In Erweiterung der bisherigen Betrachtungen, die sich auf e<strong>in</strong>en Netzbetrieb mit<br />
Erdschlusslöschung beschränken, werden im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Ausblicks andere<br />
Netzbetriebsmöglichkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der kostenrelevanten Parameter <strong>für</strong> die<br />
netztechnischen Mehraufwendungen aufgelistet. Diese Mehraufwendungen s<strong>in</strong>d notwendig,<br />
wenn wegen e<strong>in</strong>es Kabelausbaus die <strong>Kabelreserve</strong> des betreffenden Netzes überschritten<br />
wird.<br />
Die im Folgenden untersuchten Realisierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> den Netzbetrieb bei<br />
Überschreitung des zulässigen Erdschlussreststromes orientieren sich am Stand der<br />
Technik 1 .<br />
Die kostenrelevanten Parameter ergeben sich je nach der gewählten Lösung und <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der Netzstruktur (Topologie, Betriebsmittel) sowie dem Umfang der<br />
geplanten Verkabelungsprojekte und der derzeitig vorhandenen <strong>Kabelreserve</strong>.<br />
11.1 Niederohmige/starre Erdung<br />
Bei Anwendung oder Umstellung auf die Betriebsform der starren Erdung ist das Problem<br />
der Löschgrenze nicht relevant. Fehler <strong>in</strong> starren Netzen müssen hier aber aufgrund der<br />
großen Ströme sofort abgeschaltet werden, da <strong>in</strong> starr geerdeten Netzen im Erdschlussfall<br />
mit Strömen im Bereich von e<strong>in</strong>igen kA (<strong>in</strong> Hoch- und Mittelspannungsnetzen) bzw. im<br />
Bereich von e<strong>in</strong>igen 100 A (<strong>in</strong> Niederspannungsnetzen) gerechnet werden muss.<br />
Durch e<strong>in</strong>e teilstarre Erdung, bei der nicht jeder Transformatorsternpunkt geerdet wird,<br />
könnte man die auftretenden Erdkurzschlussströme auf kle<strong>in</strong>ere Werte reduzieren (typ. 2 –<br />
6 kA).<br />
1 Die im Folgenden verwendeten Begriffe „Regel der Technik“ und „Stand der Technik“<br />
werden gemäß ISO/IEC Guide 2-1986 wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />
Regel der Technik<br />
(Anerkannte .., Rule of<br />
Technology)<br />
Stand der Technik<br />
(Anerkannter.., State of the Art)<br />
Technische Festlegung, wird von e<strong>in</strong>er Mehrheit repräsentativer Fachleute als<br />
Wiedergabe des Standes der Technik angesehen.<br />
Entwickeltes Stadium der technischen Möglichkeiten zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt,<br />
soweit Erzeugnisse, Verfahren oder Dienstleistungen betroffen s<strong>in</strong>d, basierend auf<br />
den diesbezüglichen gesicherten Erkenntnissen von Wissenschaft, Technik und<br />
Erfahrung.<br />
Seite 73/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Aufgrund dieser hohen Erdkurzschlussströme müssen <strong>Anlagen</strong>komponenten<br />
(Schaltanlagen, Erdungsanlagen), und das ganze Schutzsystem angepasst, also umgestellt<br />
oder gegebenenfalls erneuert werden. Da die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Anlagen</strong>teile <strong>in</strong> gelöschten Netzes<br />
ursprünglich mutmaßlich nicht <strong>für</strong> so große Erdkurzschlussströme geplant wurden, ist e<strong>in</strong>e<br />
Untersuchung bezüglich <strong>in</strong>duktiver und ohmscher Bee<strong>in</strong>flussung sowie der<br />
Erdungsmaßnahmen und Fehlerspannungen (Abschaltzeiten) notwendig. Stations-<br />
Umbauten und e<strong>in</strong>e Nachrüstungen von <strong>Anlagen</strong>teilen wie<br />
Hochspannungsfreileitungsmasten, Erdungsanlagen, Umspannwerken, Cross-Bond<strong>in</strong>g-<br />
Bauwerken/Erdungsanlagen …, lösen hohe Folge<strong>in</strong>vestitionen aus.<br />
Weiters verschlechtert sich durch e<strong>in</strong>e derartige Umstellung die Power Quality und die<br />
Versorgungssicherheit im Vergleich zum gelöschten Netz, da jeder Fehler zu<br />
Spannungse<strong>in</strong>senkungen führt und sofort abgeschaltet werden muss. Besonders im<br />
Vergleich mit gelöschten Netzen, wo über 90 % der Erdfehler ke<strong>in</strong>e negativen Auswirkungen<br />
auf die Verbraucher haben, bedeutet der Übergang zur starren Erdung e<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Verschlechterung der Spannungsqualität und e<strong>in</strong>e wesentliche Bee<strong>in</strong>trächtigung der<br />
Versorgungssicherheit.<br />
11.2 Mittelohmige Erdung<br />
E<strong>in</strong> mittelohmig geerdetes Netz wird im S<strong>in</strong>ne dieser Dissertation folgendermaßen def<strong>in</strong>iert:<br />
Der durch jeden im Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen Sternpunktswiderstand e<strong>in</strong>gespeiste Strom<br />
entspricht größenordnungsmäßig dem Bemessungsstrom e<strong>in</strong>es repräsentativen Abganges<br />
bzw. e<strong>in</strong>er repräsentativen Leitung e<strong>in</strong>es galvanisch verbundenen Netzes.<br />
E<strong>in</strong> mittelohmig geerdetes Netz ist e<strong>in</strong>e Sonderform des gelöschten Netzes. In diesem Netz<br />
wird konzeptgemäß parallel zur Petersenspule e<strong>in</strong> Widerstand angebracht, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Größe so bemessen wird, dass bei Fehlere<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong> Fehlerstrom auftritt, der e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />
leichtere und sicherere Erdschluss-Ortung zulässt, aber andererseits ke<strong>in</strong>er allzu schnellen<br />
Abschaltung bedarf, da die auftretenden Fehlerspannungen, sowie Schritt- und<br />
Berührungsspannungen nicht so groß wie bei starrer/teilstarrer Erdung s<strong>in</strong>d. Dadurch ist es<br />
möglich, die fehlerbehaftete Leitung selektiv auszuschalten. Die Umstellung auf e<strong>in</strong><br />
mittelohmig geerdetes Netz hat wegen der Notwendigkeit, Erdschlüsse abzuschalten, e<strong>in</strong>ige<br />
Nachteile des starren Netzes (z.B. erhöhte Erdschlussströme, schnellere und öftere<br />
Abschaltungen, neues Schutzkonzept, …), vermeidet aber das Problem der großen<br />
Erdschlussströme sowie der resultierenden Fehlerspannungen mit der Forderung nach e<strong>in</strong>er<br />
schnellstmöglichen Abschaltung.<br />
E<strong>in</strong>e Sonderform der mittelohmigen Erdung ist die kurzzeitige mittelohmige Erdung<br />
(Abbildung 3.7), bei der das Netz grundsätzlich gelöscht betrieben wird, und der zusätzliche<br />
Widerstand nur im Dauererdschlussfall zum Zwecke der Ortung zugeschaltet wird.<br />
Seite 74/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
11.3 Netztrennung/galvanische Trennung<br />
Durch e<strong>in</strong>e Auftrennung des Netzes <strong>in</strong> mehrere Teilnetze (Löschbezirke) ist es möglich,<br />
<strong>in</strong>sgesamt mehr Kabel e<strong>in</strong>zusetzen. E<strong>in</strong>e Auftrennung der Netze führt jedoch ohne<br />
begleitende Maßnahmen zu schwerwiegenden Nachteilen, z.B. S<strong>in</strong>ken des<br />
Vermaschungsgrades und Verr<strong>in</strong>gerung der Versorgungssicherheit. Bei e<strong>in</strong>er Auftrennung<br />
s<strong>in</strong>d zusätzliche Abstützungs- / E<strong>in</strong>speisepunkte (Umspannwerke zum übergelagerten Netz)<br />
mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Anzahl von Transformatoren erforderlich (zur Erfüllung des (n-1)-<br />
Kriteriums an der Übergabestelle). In manchen Fällen kann die Resonanzsituation bezüglich<br />
der Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme bei Netztrennung sogar verschlechtert werden.<br />
Die galvanische Auftrennung könnte man auch mittels Trenntransformatoren durchführen,<br />
um die Sicherheit und die Vermaschung beizubehalten, womit aber auch hohe<br />
Investitionskosten verbunden s<strong>in</strong>d. Durch die zusätzlichen Transformatoren s<strong>in</strong>kt die<br />
Kurzschlussleistung (Spannungsqualität) und die Fehleranfälligkeit des Netzes steigt<br />
(zusätzliche Längselemente).<br />
11.4 Spezielle Kompensationsverfahren<br />
11.4.1 Aktive Reststromkompensation<br />
Der Verlagerungsstrom ist nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Reststromes, bestimmt aber die<br />
Verlagerungsspannung. Wenn man das Netz im Fehlerfall so verlagert, dass die<br />
fehlerbehaftete Phase auf Erdpotential gehalten wird, erreicht man e<strong>in</strong>e vollständige<br />
Entlastung der Fehlerstelle [7].<br />
Dies kann man durch E<strong>in</strong>speisung e<strong>in</strong>er „Gegenkomponente“ <strong>in</strong> entsprechender Größe und<br />
Phasenlage im Sternpunkt durch e<strong>in</strong>en Umrichter erreichen (diese Lösung ist meist auf e<strong>in</strong>e<br />
Frequenz beschränkt).<br />
Diese Lösung wurde <strong>in</strong> Schweden vorangetrieben und 1992 wurde die erste Anlage <strong>in</strong><br />
Betrieb genommen [7].<br />
Im zusammengeschlossenen 110-kV-Bahnnetz (16,7 Hz, E<strong>in</strong>phasenwechselstrom) der DB<br />
und der ÖBB wurde ebenfalls nach erfolgreichen Tests e<strong>in</strong>e solche Vollschutzanlage zur<br />
Reststromkompensation <strong>in</strong>stalliert.<br />
Die Auswertung von Erdschlüssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 16,7 Hz Netz zeigt allerd<strong>in</strong>gs, dass die<br />
erwarteten Ergebnisse e<strong>in</strong>er massiven Reststromkompensation <strong>für</strong> die jeweilig gemessenen<br />
Fälle nicht zutreffen:<br />
Bezüglich der Grundschw<strong>in</strong>gung betrug laut Versuchsergebnissen die Verr<strong>in</strong>gerung des<br />
Reststromes wenige 10%, und h<strong>in</strong>sichtlich der nachweislich dom<strong>in</strong>anten Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
ist ke<strong>in</strong>e Verbesserung festzustellen.<br />
Seite 75/82
11.4.2 Phasenerdung<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Es ist möglich, statt Petersenspulen oder aktiver Reststromkompensation die Phasenerdung<br />
e<strong>in</strong>zuführen. Dies ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit um die Fehlerstelle weitgehend zu entlasten. Diese<br />
Methode wird vor allem <strong>in</strong> Mittelspannungs-Strahlennetzen angewandt [10].<br />
Bei der Phasenerdung <strong>in</strong> vermaschten Netzen bestehen Probleme, da man <strong>in</strong> mehreren<br />
Umspannwerken gleichzeitig erden müsste, um den Erdschlussstrom aufzuteilen.<br />
11.4.3 E<strong>in</strong>satz von GIL<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von Gasisolierten Leitungen (GIL) statt Kabel wäre, aufgrund ger<strong>in</strong>gerer<br />
Leiter-Erde Kapazitäten, die Ausbaufähigkeit des Netzes um e<strong>in</strong>iges größer. Gasisolierte<br />
Leitungen liefern e<strong>in</strong>en wesentlich ger<strong>in</strong>geren Beitrag zu den kapazitiven Erdschlussströmen<br />
als Kabel (siehe Tabelle 5.1).<br />
Der E<strong>in</strong>satz von Gasisolierten Leitungen im wäre e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Alternative zu Kabeln.<br />
Doch GIL kosten heute deutlich mehr als Kabel.<br />
E<strong>in</strong> zusätzlicher Vorteil von GIL ist die selbstheilende Isolierung bei Erdschlüssen oder<br />
Kurzschlüssen.<br />
11.4.4 Resonanzabstimmung<br />
Es ist möglich, gelöschte Netze ohne Verstimmung zu betreiben, wenn die<br />
Sternpunktverlagerungsspannung im fehlerfreien Betrieb die zulässigen Werte nicht<br />
überschreitet. Dies ist möglich <strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Kabelnetzen, oder <strong>in</strong> Netzen bei denen alle<br />
Freileitungen verdrillt ausgeführt s<strong>in</strong>d. Durch diese Maßnahmen ist es möglich, das Netz <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em größeren Ausmaß auszubauen, da der Erdschlussreststromanteil der Verstimmung (-<br />
2 % bis -6 %), wegfällt.<br />
Bei Netzen, die größere Unsymmetrien aufweisen, kann man im Fehlerfall auf Resonanz<br />
abstimmen (v = 0), wenn man die Löschspulen automatisch und schnell genug<br />
(Berührungsspannungen) e<strong>in</strong>stellen kann.<br />
Seite 76/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
11.4.5 Kompensation der Oberschw<strong>in</strong>gungsspannungen oder -<br />
ströme<br />
Durch die auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungen im Erdschlussreststrom ist es schwierig, den<br />
Anforderungen e<strong>in</strong>es gelöschten Netzes zu entsprechen.<br />
Durch Oberschw<strong>in</strong>gungsfilter, die mithilfe von Saugkreisen an geeigneten Stellen die fünfte<br />
und die siebente Oberschw<strong>in</strong>gung aus dem Netz filtern, ist es möglich um e<strong>in</strong>iges näher an<br />
die momentan bekannten Grenzen e<strong>in</strong>es gelöscht betriebenen Netzes heranzukommen.<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsfilter <strong>für</strong> gesamte Netze, im nötigen Ausmaß wurden noch nie e<strong>in</strong>gehend<br />
untersucht und <strong>in</strong>stalliert.<br />
E<strong>in</strong>e grundsätzliche weitere Möglichkeit ist die Installation von Längsfiltern <strong>in</strong> den Netzen.<br />
Durch diese „Sperrkreise“ könnten sich die Oberschw<strong>in</strong>gungsströme nicht mehr bis zur<br />
Fehlerstelle fortpflanzen. Es bestehen aber verschiedene Schwierigkeiten bei dieser Art der<br />
Filterung wie die ideale Zuordnung zu den Betriebsmitteln, Platzprobleme <strong>in</strong> den<br />
Umspannwerken, mangelnde Erfahrung und s<strong>in</strong>kende Zuverlässigkeit (aufgrund von<br />
zusätzlichen Längselementen) des Netzes. Zudem ist diese Methode nicht Stand der<br />
Technik.<br />
Die ideale Möglichkeit zur Reduktion der Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im Fehlerfall wäre die<br />
Filterung im Nullsystem, d.h. die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Gegenkomponente im Sternpunkt. Da<strong>für</strong><br />
s<strong>in</strong>d entsprechende Filterungs- und Kompensationsanlagen nötig. Diese <strong>Anlagen</strong> müssten<br />
dezentral (zum<strong>in</strong>dest an den Orten der Petersenspulen) <strong>in</strong>stalliert werden. Der Vorteil e<strong>in</strong>er<br />
solchen Anlage ist die hohe Zuverlässigkeit und ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung im Normalbetrieb. E<strong>in</strong>e<br />
solche Anlage wurde bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mittelspannungsnetz getestet [21].<br />
Seite 77/82
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
12 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Ausgehend von der Aufgabenstellung der Netzerweiterung <strong>in</strong> gelöschten Netzen unter<br />
E<strong>in</strong>haltung der Löschgrenze, wird <strong>in</strong> der vorliegenden Dissertation untersucht, <strong>in</strong> welchem<br />
Ausmaß zusätzliche Kabel <strong>in</strong> gegebenen Mittel- und Hochspannungsnetzen <strong>in</strong>stalliert<br />
werden können.<br />
Bauartbed<strong>in</strong>gt ist der Beitrag von Kabeln zum Erdschlussstrom (<strong>in</strong> A/km) ca. um den Faktor<br />
20 bis 80 höher als jener von Freileitungen. Als Ausbaureserve, bezogen auf den<br />
vorliegenden Ausbauzustand des Netzes, ergibt sich die Differenz zwischen dem bereits<br />
derzeit auftretenden Erdschlussreststrom und dem <strong>für</strong> den maximalen Netzausbau<br />
zulässigen Erdschlussreststrom (bed<strong>in</strong>gt durch die Löschgrenze). Diese Ausbaureserve<br />
kann durch Zubau von Freileitungen und/oder Kabeln aufgezehrt werden.<br />
Maßgebliche Parameter bei der Berechnung der Ausbaureserve s<strong>in</strong>d die<br />
Sternpunktsbehandlung, die Netzgröße des bestehenden Netzes (ICE <strong>in</strong> A), die<br />
schaltzustandsabhängigen Unsymmetrien des Netzes, die notwendige Ortungskapazität<br />
(Schaltreserve) bei Netzumschaltungen im Erdschlussfall, die Resonanzen der<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungen im Reststrom, die Netzdämpfung der Grundschw<strong>in</strong>gung, die<br />
Betriebsspannung, die Anforderungen an e<strong>in</strong>e zuverlässige Erdschlusserfassung und der<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungs- und Zwischenharmonischen-Gehalt.<br />
Die Oberschw<strong>in</strong>gungspegel s<strong>in</strong>d abhängig vom Lastverhalten <strong>in</strong> untergelagerten (bzw.<br />
anderen) Netzebenen sowie vom Import aus überlagerten Spannungsebenen.<br />
Zur grundsätzlichen Bewertung e<strong>in</strong>es Netzes betreffend der Ausbaureserve s<strong>in</strong>d die<br />
maximalen auftretenden Oberschw<strong>in</strong>gungspegel heranzuziehen.<br />
E<strong>in</strong>e Abschätzung der auftretenden Erdschlussrestströme sowie der Ausbaureserve ist<br />
möglich, <strong>in</strong>dem man mit Hilfe der folgenden Formel e<strong>in</strong>e ortsunabhängige Berechnung der<br />
Ausbaureserve durchführt.<br />
IG<br />
CE<br />
≤<br />
U B 2 2<br />
2 2<br />
2 2<br />
2 2<br />
3⋅<br />
ω ⋅ d + v + ( p3<br />
⋅3)<br />
⋅ (v3<br />
) + ( g 5 ⋅ p5<br />
⋅5)<br />
⋅ (v5<br />
) + ( p 7 ⋅ 7)<br />
⋅ (v7<br />
)<br />
3<br />
Diese Berechnung erlaubt e<strong>in</strong>en groben Ausblick auf die zu erwartenden<br />
Erdschlussrestströme und die Ausbaureserve.<br />
Zur genauen Berechnung der Erdschlussrestströme unter Berücksichtigung der<br />
ortsabhängigen Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen im Erdschlussfall ist e<strong>in</strong>e genaue Nachbildung<br />
des Netzes h<strong>in</strong>sichtlich aller Impedanzen notwendig. Bei entsprechender Nachbildung des<br />
Netzes kann der Erdschlussreststrom <strong>in</strong>klusive der Oberschw<strong>in</strong>gungsrestströme <strong>für</strong> alle Orte<br />
und Schaltzustände durch Anwendung des Überlagerungspr<strong>in</strong>zips berechnet werden.<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
Die Ausbaureserve kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz nicht generell <strong>in</strong> Kabel- oder Freileitungskilometern<br />
angegeben werden, da jeder Netzausbau die örtlichen und amplitudenmäßigen<br />
Oberschw<strong>in</strong>gungsresonanzen im Netz verändert, und daher kann z.B. e<strong>in</strong> zusätzliches Kabel<br />
e<strong>in</strong>e Vergrößerung aber auch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Oberschw<strong>in</strong>gungsströme im<br />
Erdschlussfall verursachen.<br />
Es gibt diverse Methoden, um e<strong>in</strong> gelöschtes Netz, das die Löschgrenze erreicht oder ohne<br />
zusätzliche Maßnahmen überschreiten wird, weiter zu betreiben. Die grundsätzlichen<br />
Verfahren zum weiteren Ausbau der Netze unter Beibehaltung der Erdschlusslöschung s<strong>in</strong>d<br />
die Filterung der Oberschw<strong>in</strong>gungen, die Netztrennung oder die Adaption der<br />
Sternpunktsbehandlung im S<strong>in</strong>ne der kurzzeitig mittelohmigen Sternpunkterdung.<br />
Die Bestimmung der bisher <strong>in</strong> den Normen vorgegebenen Löschgrenze mit der Abhängigkeit<br />
von Oberschw<strong>in</strong>gungen ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.<br />
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13 Literaturverzeichnis<br />
Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
[1] H. Happold / D. Oed<strong>in</strong>g: ELEKTRISCHE KRAFTWERKE UND NETZE: Spr<strong>in</strong>ger<br />
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gleichnamigen Vorlesung am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> der TU-Graz.<br />
[3] Eugen Philippow: TASCHENBUCH ELEKTROTECHNIK 6: Carl Hanser Verlag<br />
[4] ABB: SCHALTANLAGEN: Cornelsen Verlag<br />
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RESTSTROMKOMPENSATION – EIN WEG ZUR HÖHEREN<br />
VERSORGUNGSQUALITÄT IN ERDSCHLUSSKOMPENSIERTEN<br />
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[8] mat - Masch<strong>in</strong>en und <strong>Anlagen</strong>technik: ERDSCHLUSS IN<br />
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[10] C. Obkircher: Probleme bei E<strong>in</strong>bau von Kabelsystemen <strong>in</strong> kompensierten<br />
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[11] B. R. Oswald: : ELEKTRISCHE ENERGIEVERSORGUNG: Vorlesungsunterlagen am<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Energieversorgung und Hochspannungstechnik der Universität Hannover:<br />
http://www.iee.uni-hannover.de/<br />
[12] <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> elektrische <strong>Anlagen</strong>: Der Erdschluss (Version 04/2004): Erdschluss-CD<br />
des <strong>Institut</strong>es <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong> an der TU-Graz<br />
[13] W. Schossig: Netzschutztechnik: 2. Auflage 2001, VDE Verlag, Band 13,<br />
[14] H. Hubenste<strong>in</strong>er: SCHUTZTECHNIK IN ELEKTRISCHEN NETZEN 1 + 2: 1993, VDE<br />
Verlag<br />
[15] ÖVE B1/1976: Bee<strong>in</strong>flussung von Fernmeldeanlagen durch<br />
Wechselspannungsanlagen mit Nennspannungen über 1kV<br />
[16] ÖVE E5 Teil 1/ 1989, ÖVE EN 50110-1. Betrieb von elektrischen <strong>Anlagen</strong><br />
[17] ÖVE/ÖNORM E 8383:2000-03-01, Starkstromanlagen mit Nennwechselspannung<br />
über 1kV (entspricht HD 637 S1 Mai 1999)<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
[18] prEN 50352, Grenzwerte <strong>für</strong> die Bee<strong>in</strong>flussung; Oktober 2000<br />
[19] 110-kV-Kabel / -Freileitung - E<strong>in</strong>e technische Gegenüberstellung: Studie im Auftrag<br />
der <strong>Oberösterreich</strong>ischen Landesregierung, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Anlagen</strong>, Verlag<br />
der TU Graz, 2004<br />
[20] Fachbereich – Standard: Kompensationsgrad <strong>in</strong> <strong>in</strong>duktiv geerdeten<br />
Hochspannungsnetzen: TGL 78-26461, DK 621.315.004.2, Elektroenergie –<br />
Übertragung, Dezember 1961<br />
[21] R. Willheim: Das Erdschlussproblem <strong>in</strong> Hochspannungsnetzen: Spr<strong>in</strong>ger Verlag,<br />
1936<br />
[22] Ergebnis von Erdfehlermessungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gelöschten 110-kV-Netz: Cired 2001 3.5<br />
NE-EN/Ru-Fs<br />
[23] DIN VDE 0228 Teil 2: Maßnahmen bei Bee<strong>in</strong>flussung von Fernmeldeanlagen durch<br />
Starkstromanlagen, Dezember 1987<br />
[24] J. Poll.: Löschung von Erdschlusslichtbögen, Elektrizitätswirtschaft 83 (1984) Heft 7,<br />
S. 322 bis 327<br />
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[26] Obkircher, Fickert, Achleitner, Sakul<strong>in</strong>: Cable Installation Limits <strong>in</strong> Earth Fault<br />
Compensated Networks. - <strong>in</strong>: Electric Power Quality and Supply Reliability (2006), S.<br />
117 – 122, International Conference Electric Power Quality and Supply Reliability<br />
[27] Obkircher, Fickert, Achleitner, Sakul<strong>in</strong>: Cable Installation Limits <strong>in</strong> Earth Fault<br />
Compensated 110-kV-Networks. - <strong>in</strong>: 2006 IEEE PES Power System Conference &<br />
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[28] VDE V 0140 (IEC 479-1) Wirkungen des elektrischen Stromes auf Menschen und<br />
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[29] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung I: J. Schlembach Fachverlag, zweite<br />
Auflage, 2005<br />
[30] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung II: J. Schlembach Fachverlag, 2001<br />
[31] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung III: J. Schlembach Fachverlag, 2002<br />
[32] G. Herold: <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung IV: J. Schlembach Fachverlag, 2003<br />
[33] ÖVE EN 50110-1: Betrieb von elektrischen <strong>Anlagen</strong><br />
[34] Obkircher, Schmautzer, Fickert, Raunig: Berechnung der Verlagerungsspannung <strong>in</strong><br />
kompensierten Netzen bee<strong>in</strong>flusst durch die kapazitive Kopplung. - <strong>in</strong>: Energiewende<br />
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Ausbaugrenzen gelöscht betriebener Netze<br />
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[36] FGH: Versuche <strong>in</strong> kompensierten Mittelspannungsnetzen zur Ermittlung der<br />
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im Reststrom, Technischer Bericht 1-249, FGH, 1981<br />
[37] Höpfner, Schegner: Beitrag zur Beurteilung der Löschung von Erdschlusslichtbögen<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Harmonischen, ETG Kongress, Karlsruhe,<br />
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[38] Höpfner, Schegner, Seifert, Zickler: Modellierung von frei brennenden<br />
Erdschlusslichtbögen, etz, Heft 3/2007<br />
[39] Fuchs: Auswertung von Erdschlusswischern, Diplomarbeit an der TU-Graz (2008)<br />
[40] Achleitner: Earth fault distance protection, Dissertation an der TU-Graz (2008)<br />
[41] Obkircher, Fickert: Verfahren zum Nachstellen e<strong>in</strong>er Löschspule, Patent, AT504506 -<br />
2008-06-15<br />
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