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medizinischen Ärzteausbildung anfangs keine Ausbildung im Bereich der Refraktion und der Verordnung von Sehhilfen gab, besuchten die angehenden Mediziner die gleichen Kurse wie die Optometristen. Zu dieser Zeit konnte sich jeder nach dem Besuch eines zwei Wochen Kurses im Bereich der Refraktion, Ophthalmometrie und Skiaskopie (Kosten 25$) Optometrist nennen (Woodruff. 2001). Im Jahr 1901 wurde in Minnesota das erste Optometrie Gesetz verabschiedet und im Jahr 1904 der Terminus Optometrist für einen refraktionierenden Optiker dann offiziell von der Association of Opticians angenommen, welche sich ab dem Jahr 1913 American Optometric Association (AOA) nannte. In der Zeit von 1901 bis 1924 wurde dann in jedem Staat der USA ein Optometrie Gesetz erlassen; Columbia war der letzte Staat mit einer eigenen Optometrie Gesetzgebung (Hofstetter, 1948). Bis zum Januar 1940 aber genügte zum Beispiel im Staate Washington als Eingangsvoraussetzung für die Berufszulassungsprüfung (National Board Examination) immer noch eine quasi Lehrausbildung (Internship) bei einem praktizierenden Optometristen (Wolf, 1967). Eine äußerst interessante Arbeit zur Frage des Unterschiedes der Optometrie zur Medizin wurde in der März Ausgabe des Jahres 1910 in der Zeitschrift „The National Jeweler and Optician“ publiziert. (Arrington, 1929). In dieser Arbeit wurde von der Association of Opticians der fundamentale Unterschied der Optometrie zur Medizin wie folgt definiert: • Die Physik ist keine Heilkunde • Ein Brillenglas ist keine Pille • Ein Brillenglas behandelt Licht • Ein Brillenglas behandelt keine Krankheit • Optometrie ist keine Wissenschaft der Medizin • Optometrie wurde als Wissenschaft der Optik gegründet • Optometrie wird nicht an Ausbildungsinstitutionen der Medizin gelehrt • Optik wird nicht innerhalb der Satzungen der Medizin erwähnt • Die Ausübung der Optometrie ist ausdrücklich ausgeklammert von den Vorschriften der staatlichen Gesetze der Medizin Im Jahr 1910 startete der erste universitäre zweijährige Ausbildungsgang in der Optometrie an der Columbia University in New York. Im Jahr 1915 erweiterte die Ohio State University die Ausbildung auf 4 Jahre; erstmalig in den USA erhielten die Absolventen mit dem Bachelor of Science Abschluss einen akademischer Grad. 1951 startete die Indiana University mit einem Studiengang, welcher nach vier Jahren mit dem Berufsdoktorat „Doctor of Optometry“ (OD) abschloss. Im Jahr 1953 vergab diese Universität erstmalig den Grad eines Master of Science (MS) und im Jahr 1955 den ersten Doctor of Philosophy (PhD) Grad. Bis zum Jahr 1968 graduierten die amerikanischen Optometristen je nach Universität als Bachelor of Science (BS) oder Doctor of Optometry (OD). Im Jahr 1968 erlangte die University of California, Berkley als letzte Hochschule der USA mit einem Optometrie Studien- OPTOMETRIE gang das Recht zur Vergabe des Doctor of Optometry (OD) Grades (Gregg, 1965; Woodruff, 2001). Interessant im Zusammenhang mit der Entwicklung der amerikanischen Optometrie ist ein Leserbrief des wohl heute schon legendären ehemaligen Dekan des Optometriestudienganges der Indiana University Prof. H. W. Hofstetter zu sehen, welcher in dem Newsletter vom 15.01.1992 der American Optometric Association (AOA) zu lesen war und auszugsweise wie folgt lautete: „Unter Berücksichtigung aller sinnvollen Definitionen waren Optometristen – einschließlich ihrer verschiedenen anderen Identitäten in Europa gut etabliert, organisiert und gesetzlich anerkannt, lange ehe die amerikanischen Kolonisten ihre Unabhängigkeit erklärten. Im rein generischen Sinn kann die Optometrie sogar noch einige Jahrhunderte früher aufgespürt werden“ (Gunkel, 1992). Grundsätzlich können wir also sagen, dass die in den USA seit Anfang des 20. Jahrhunderts benutzte Berufsbezeichnung Optometrist ein im Gegensatz zu den anderen Ländern der Welt lediglich neuer Terminus für einen refraktionierenden und Sehhilfen anpassenden Augenoptiker oder Optician war und ist. Dies verdeutlichte auch die Definition der Vorgängerorganisation des heutigen World Council of Optometry (WCO), die International Optometric and Optical Leage (IOOL),deren früherer Präsident Georg Giles unseren Beruf wie folgt definierte: Der Beruf des Optometristen – Ophthalmic Optician – Augenoptikers ist ein selbständiger, unabhängiger, paramedizinischer Beruf, wobei paramedizinisch nicht ein Unterordnungs-, sondern ein „Nebenordnungsverhältnis“ zur Medizin angibt (Abel,1977). Die Berufsbezeichnungen Optometrist – Ophthalmic Optician und Augenoptiker wurden beziehungsweise werden heute teilweise immer noch synonym benutzt. Streng genommen ist der Begriff „Optometrist“ nichts anderes als die amerikanische Bezeichnung eines deutschen „Augenoptikers“ oder früheren englischen „Ophthalmic Opticians“. Auch die Briten haben nämlich noch anlässlich der Vereinigung der „British Optical Association (BOA), der „Worshipful Company of Spectacle Makers (SMC)“ und der „Scottish Association of Opticians (SAO)“ am 23. Februar 1979 den Terminus „Optometrist“ im Namen der neuen Organisation „The College WCO Kategorien optometrischer Leistungen DOZ 2-2008 15
OPTOMETRIE of Ophthalmic Opticians (Optometrists)“ nur in Klammern benutzt. Erst nach einem Referendum im September 1985, bei welchem sich mehr als 60 Prozent der Mitglieder der Vereinigung für die Berufsbezeichnung „Optometrist“ aussprachen, wurde dieser Terminus offiziell (Lynch und Cole, 1999). Interessant ist in diesem Zusammenhang zu sehen, dass die Berufsbezeichnung „Optometrist“ in Europa am frühesten in Deutschland für Mitglieder einer fachwissenschaftlichen Organisation der Augenoptik eingeführt wurde. So benutzte die 1949 gegründete „Deutsche Optometristen Vereinigung“(DOG), die sich später „Deutsche Gesellschaft für Optometrie (DGO)“ nannte, and welche dann mit der „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Augenoptik (WVA)“ zur „Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO)“ fusionierte anfangs den Terminus „Optometrist“ in Wort und Schrift für ihre Mitglieder (DOG/DGO Satzung 1949). Mehr und mehr hat sich die Berufsbezeichnung „Optometrist“ heute anstelle der alten Bezeichnung „Augenoptiker“ oder „Optician“ durchgesetzt. Im Gegensatz hierzu existiert gerade in den angelsächsischen Ländern seit dem Ende des 19. Jahrhunderts der Beruf des „Dispensing Optician“, welcher im Gegensatz zum „Augenoptiker – Ophthalmic Optician – Optometristen“ keine unabhängige/selbständige Refraktionsbestimming und kein Pathologiescreening ausübt. ■ Internationale Entwicklung der Optometrie Berufspraxis Anlässlich der Jahrestagung der IOOL (des heutigen World Council of Optometry) 1993 in Ottawa/Kanada, verabschiedete der internationale Berufsverband der Augenoptiker/Optometristen mit Zustimmung der deutschen Delegierten von VDC, WVAO und ZVA das auch heute noch gültige Konzept der Optometrie, welches wie folgt lautet: „Die Optometrie ist ein Beruf der Gesundheitspflege, der autonom, ausgebildet und geregelt (lizensiert/registriert) ist; Optometristen sind – bezogen auf das Auge und das visuelle System – Praktiker der primären Gesundheitsvorsorge, die eine umfassende Augenund Sehbetreuung bieten. Dies schließt die Refraktionsbestimmung und die Abgabe von Sehhilfsmitteln ebenso ein wie die Entdeckung/Diagnose und das Management von Krankheiten des Auges sowie die Wiederherstellung der Sehbedingungen.“ Unter anderem hiervon ausgehend hat sich in den letzten 14 Jahren die Ausbildung, die gesetzliche Regelung und als Folge hieraus die Berufspraxis innerhalb der Augenoptik/Optometrie in fast allen Ländern der Welt enorm verändert. Eine internationale Arbeitsgruppe des World Council of Optometry (WCO) erarbeitete als Folge dieser Veränderungen im Jahre 2003 in Dallas/Texas ein auf Kompetenzen basierendes Konzept der Optometrie, welches im darauf folgenden Jahr offiziell von den Delegierten des WCO akzeptiert wurde (Wallis, 2004). Hierauf aufbauend gliedern sich die Kompetenzen der Optometrie wie folgt: Stadien der Erweiterung der Berufspraxis 1. Optical Technology Services Management and dispensing of ophthalmic lenses, ophthalmic frames and other ophthalmic devices that correct defects of the visual system. 2. Visual Function Services Optical technology services, furthermore investigation, examination, measurement, diagnosis and correction/management of defects of the visual system. 3. Ocular Diagnostic Services Optical technology services, furthermore visual function services, furthermore investigation and evaluation of the eye and adnexa as well as associated systemic factors to detect, diagnose and manage diseases. 4. Ocular Therapeutic Services Optical technology services, furthermore visual function services, furthermore ocular diagnostic services, furthermore use of pharmaceutical agents and other procedures to manage ocular conditions/diseases. Dies berücksichtigend hat der jetzige Vorsitzende des Europäischen Rates der Optometrie und Optik (ECOO) der Niederländer Dr. Feike Grit die Entwicklung der Optometrie in und außerhalb von Europa entsprechend klassifiziert (Abb. 1-3; Grit, 2007). Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt die deutsche Augenoptik/Optometrie, so ist diese entsprechend dem von Grit, aufbauend auf der WCO Klassifizierung benutzten Boxing System, in der Box 3 zusammen mit Dänemark, Finnland, Spanien, Schweden und der Schweiz beheimatet. All diesen Ländern ist gemein, dass hier zur augenoptisch/optometrischen Berufsausübung die Kombination von Dispensing – Refraktion – die Verordnung von Sehhilfen – und das Pathologie Screening gehören. Im Gegensatz hierzu ist den Kollegen, welche zu Ländern der Box 4 gehören, die Diagnose von Augenerkrankungen unter zu Hilfenahme von diagnostischen Medikamenten erlaubt. In der zitierten Arbeit von Grit aus dem Jahr 2007 räumt der jetzige ECOO Präsident dem augenoptisch/optometrischen Berufsstand in Spanien und Deutschland recht große Chancen ein, innerhalb der nächsten 5-10 Jahre auch das Recht zum Einsatz diagnostischer Medikamente zu erlangen. Weltweit ist zu erkennen, dass die Augenoptik/Optometrie sich von einem mehr technisch orientiertem Beruf zu einem Beruf im Gesundheitswesen entwickelt. Der von Christian Stebler in dem zitierten Gasteditorial benutzte Terminus „Pri- 16 DOZ 2-2008
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