Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
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6 Lese - Rechtschreibschwäche 82<br />
Lie (Lie, 1989, S. 3-9) überprüfte 1989 bei zehnjährigen, stark symptomatischen leseschwachen<br />
Schülern die Auswirkungen einer optometrischen Vollkorrektion auf den optometrischen und<br />
subjektiven Status sowie auf das Lesevermögen. Bei nur einem Kind wurde eine Myopie<br />
festgestellt, alle anderen waren hyperop, wobei eine leichte Hyperopie mit weniger als 1,5dpt in<br />
90% der Fälle vorlag. Des Weiteren erhielten zwanzig Kinder eine prismatische Korrektion,<br />
überwiegend Basis innen und oft in Verbindung mit vertikalen Prismen. Nach der Korrektion<br />
zeigte sich eine signifikante Verbesserung der subjektiven Beschwerden (brennende, tränende<br />
und ermüdete Augen; Kopfschmerzen; Nacken- und Schulterschmerzen). Auch die Überprüfung<br />
der Lesedaten zeigte eine Verbesserung und zwar hauptsächlich im Leseverständnis. Dies lässt<br />
sich darauf zurückführen, dass es dem Kind, nach dem es von okulomotorischer Belastung und<br />
subjektiven Beschwerden befreit ist, leichter fällt, sich auf einen Textinhalt zu konzentrieren.<br />
Pestalozzi (Pestalozzi, 1989, S. 8ff.) empfiehlt bei allen lese-rechtschreibschwachen Kindern<br />
nach der MKH-Methodik intensiv auf eine AP=WF hin zu untersuchen und diese mittels Prisma<br />
zu korrigieren. Er konnte auf diese Weise bei vielen Kindern mit LRS eine Verminderung der<br />
Beschwerden und deutliche Verbesserung der Leistungen erreichen. Bei einem beschriebenem<br />
Fall wurde nach einigen prismatischen Korrektionen eine Schieloperation notwendig. Die<br />
Beschwerden besserten sich schon während der Prismenkorrektion und traten nach der Operation<br />
nicht mehr auf. Mit den LRS-Behandlungen konnte aufgehört und nach der Schule eine<br />
Ausbildung als Diplomkaufmann abgeschlossen werden.<br />
Wulff (Wulff, 1998, S. 30) und Lehrer einer Berliner Grundschule sammeln seit Jahren<br />
zunehmend ermutigende Erfahrungen über Auswirkungen vollständiger AP=WF Korrektionen<br />
auf das Lern- und Leistungsverhalten von Schülern. Es wird von Kindern berichtet, deren Eltern<br />
schon vier Wochen nach der Brillenverordnung von völlig veränderten Kindern berichten. Ein<br />
Kind ist zum Beispiel nicht mehr von den Einkaufsregalen wegzubekommen, weil es alle Texte<br />
auf den Verpackungen lesen möchte.