Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
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6 Lese - Rechtschreibschwäche 81<br />
Stabilität der Fehler. Selbst beim wiederholten Üben kann das Kind meist nicht selbst erkennen,<br />
ob das Wort richtig oder falsch gelesen bzw. geschrieben ist (Schroth, 1998, S. 13). Im<br />
allgemeinen ist ein umgekehrter Übungseffekt beobachtbar. Je mehr die Kinder üben, desto<br />
schlechter werden die Leistungen (Wulff, 1998, S. 31). Sehbedingte Probleme werden auch<br />
dadurch offensichtlich, dass die Leistungen des Schülers jedes mal dann nachlassen, wenn<br />
Tätigkeiten im Nahbereich, die gute Sehleistungen erfordern, durchgeführt werden müssen<br />
(Nielsen, ohne Jahresangabe, S. 24).<br />
6.8.1 Erfolge optometrischer Korrektionen bei Kindern mit LRS<br />
Wie auch immer die Korrelationen zwischen LRS und dem Sehen sind, gutes und<br />
anstrengungsfreies Sehen ist Voraussetzung für eine ungestörte Informationsaufnahme und<br />
Verarbeitung. Die Tatsache, dass bei vielen Kindern nach der Korrektion auch geringer<br />
Sehfehler eine Verbesserung des Sehens und häufig auch des Lesens und Schreibens erreicht<br />
wurde, zeigt, wie wichtig es ist, bei jedem lese-rechtschreibschwachen Kind eine gründliche<br />
Augenüberprüfung vorzunehmen, welche nicht nur die Überprüfung der Sehleistung und des<br />
refraktiven Status beinhaltet sondern auch das Binokularsehen und Auffälligkeiten im<br />
Vergenzsystem. Dabei gilt es festzustellen, wie stark die individuelle Beeinträchtigung von<br />
Seiten des Sehens ist und in wieweit diese eine LRS erschwerend beeinflussen. Die Mehrzahl der<br />
Menschen ist in der Lage, kleine Fehlsichtigkeiten zu kompensieren. Manchmal rufen aber<br />
bereits kleine monokulare und binokulare Fehlsichtigkeiten starke asthenopische Beschwerden<br />
hervor. Ist ein Mensch bereits auf Grund einer LRS ständig belastet, kann er möglicherweise<br />
eine Fehlsichtigkeit (ob monokular oder binokular) weniger gut kompensieren. (Schroth, 2000a,<br />
S. 2).<br />
Hoffmann (Hoffmann, 1973, S. 101-103) führte 1973 eine optometrische Untersuchung bei 50<br />
Lese- Rechtschreibschwachen durch. Er stellte bei 80% eine Refraktionsanomalie fest, wovon<br />
über die Hälfte (56%) Hyperopien waren. Prismatische Korrektionen erhielten 40%, davon<br />
vorwiegend Exo-AP=WF Korrektionen (36%). Des Weiteren zeigte sich bei jedem dritten<br />
Probanden (34%) ein Mangel beziehungsweise Fehler in der Konvergenz.