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Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati

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6 Lese - Rechtschreibschwäche 76<br />

Gewinnung von detaillierten Informationen wichtig ist. Es sorgt für einen stabilisierten<br />

Seheindruck bis das Wortbild erkannt ist. Eine schnelle Augenbewegung verschiebt das Bild in<br />

hoher Geschwindigkeit über die Netzhaut, wodurch das phasische System aktiviert wird. Dieses<br />

System unterbricht während der einzelnen Sakkaden die Wahrnehmung, um eine Überlagerung<br />

der Seheindrücke zu verhindern. Nur wenn beide Systeme genau funktionieren, ist eine genaue<br />

Trennung der Wahrnehmung von Sakkade zu Sakkade gewährleistet. Dies führt dann zu einer<br />

stabilen Wahrnehmung beim Lesen (Lovegrove, 1996, S. 179f.; Schroth, 2000a, S. 7f.).<br />

6.7 Störungen der visuellen Wahrnehmung und LRS<br />

6.7.1 Störungen im Zusammenspiel des phasisch-tonischen Systems<br />

Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass bei einer Lese-Rechtschreibschwäche das<br />

Zusammenspiel der beiden visuellen Systeme gestört ist. Man vermutet, dass die<br />

Empfindungsfähigkeit des phasischen Systems reduziert ist (Demb, 1999; Cornelissen, 1999).<br />

Eine solche Störung zeigen annähernd 75% von lese-rechtschreibschwachen Personen. Ein<br />

Mangel in der Funktion des phasischen Systems führt zu einer störenden Überlagerung von<br />

verschiedenen kurzen Seheindrücken.<br />

Eine kausale Verbindung zwischen dem phasischen System und der Lese-Rechtschreibschwäche<br />

konnte aber bisher nicht bewiesen werden. Einige Forschungsergebnisse zeigen aber einen<br />

unabhängigen Beitrag von visuellen Faktoren an der Lese-Rechtschreibschwäche. Hier gibt es in<br />

der Zukunft noch offene Fragen zu erforschen (Lovegrove, 1996, S. 189).<br />

6.7.2 Blicksteuerung (Steuerung der Augenbewegung)<br />

Wenn die in Kapitel 2.3.2 beschriebenen Sakkaden nicht präzise genug den neuen angestrebten<br />

Sehort treffen, vergeht unnötige Zeit für das Erkennen der nächsten Buchstabengruppe. Im<br />

Blicklabor Freiburg wurde ein Gerät entwickelt, mit welchem die Blicktüchtigkeit, das heißt die<br />

Präzision bei der Durchführung reflexiver und bewusst gesteuerter Sakkaden, gemessen werden<br />

kann. Die Ergebnisse zeigen, dass 70% der lese-rechtschreibschwachen Kinder und nur 20% der<br />

Kontrollkinder Probleme mit der Blicksteuerung haben. Knapp 50% der leserechtschreibschwachen<br />

Kinder hatte Schwierigkeiten beim Fixieren und circa 60% konnten ihren<br />

Blick nicht willentlich steuern. Es wird empfohlen, bei Verdacht einer LRS auch die<br />

Blicktüchtigkeit zu untersuchen und bei Schwierigkeiten diese durch gezielte Übungen zu<br />

trainieren (siehe Kapitel 4.4.7 und 5.4.3). Amerikanische Erfahrungen (<strong>Cagnolati</strong>, 2000a)

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