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Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati

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6 Lese - Rechtschreibschwäche 67<br />

6.2 Soziales Umfeld als Einflussfaktor auf den Lernprozess<br />

Während zum Ende der siebziger Jahre in den USA die Ursachenforschung in allen<br />

Wissenschaftszweigen durch reichlichere Forschungsmittel erweitert werden konnte, entstand in<br />

Deutschland eine Anti-Legasthenie-Bewegung, in deren Folge der Legasthenie-Begriff 1978<br />

durch die Kultusminister-Konferenz abgeschafft wurde (Klasen, 1995, S. 44). Die Schuld am<br />

Versagen der Kinder wurde hauptsächlich in die Bereiche Schule und Elternhaus, also in das<br />

soziale Umfeld des Kindes delegiert.<br />

6.2.1 Familie<br />

Das Lesen- und Schreibenlernen ist ein in hohem Maße komplexer Prozess, so dass es viele<br />

Störungsursachen gibt, die diese Fähigkeit beeinträchtigen können. Eine Rolle spielen hierbei<br />

sicherlich in nicht geringem Maße das soziale Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, und die<br />

Frage, in wieweit das Interesse für Lesen und Schreiben gefördert wird. Bei einem Vergleich von<br />

Leistungen und Umweltbedingungen bei lese-rechtschreibschwachen Kindern fand Valtin<br />

(Valtin, 1970) alle Merkmale der sozialen Unterschicht und schloss daraus, dass es sich in den<br />

meisten Fällen ausschließlich um eine Milieuschädigung handelt. Zu den Merkmalen der<br />

Unterschicht gehören u.a. schlechte Wohnverhältnisse, hohe Geschwisterzahlen, niedriges<br />

Bildungsniveau, geringes Leseinteresse und frühere Lernschwierigkeiten der Eltern. Dies kann<br />

aber nicht als Ausschlusskriterium gelten, da dem gegenüber zahlreiche Kinder stehen, die<br />

beträchtliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens haben, aber keinesfalls<br />

der sozialen Unterschicht angehören. Genauso gibt es Kinder mit zum Teil extremer LRS<br />

obwohl sie in den besten, schulisch hochmotivierten Familien mit gehobenem Sprachniveau<br />

leben. Sicherlich ist das soziale Umfeld nicht ohne Belang für die schulische Entwicklung, doch<br />

wird dies nicht mehr als verursachender, sondern, wie im Kapitel 6.5 erläutert wird, nur noch als<br />

erschwerender Faktor angesehen (Schenk-Danzinger, 1991, S. 32f).<br />

6.2.2 Schule<br />

Die Schule ist ein Ort, in dem sich die Kinder einen Großteil ihres Wissens und Könnens<br />

aneignen. Dort sind die Lehrerinnen und Lehrer Ansprechpartner und Bezugspersonen des<br />

Kindes. Eine gute Lehrer-Kind-Beziehung ist eine wichtige Voraussetzung für das Lernen.<br />

Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule. Während die einen<br />

schon lesen können, haben andere noch keinerlei Beziehung zur Welt der Buchstaben aufgebaut.

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