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Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati

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6 Lese - Rechtschreibschwäche 66<br />

Schwierigkeiten in dem Erlernen der Sprache in Schrift und Bild wurden zu einem Problem.<br />

Erste Hinweise auf dieses Phänomen finden sich zu dieser Zeit in mehreren Ländern.<br />

Im deutschen Sprachraum publizierte der praktische Arzt Oswald Berkhan in Braunschweig<br />

erstmals 1885/86 über „Die Störung der Schriftsprache“ und berichtet von einem Jungen, der im<br />

Diktat Buchstaben verwechselt „gerade wie es Stammelnde beim Sprechen tun“ (Suchodoletz,<br />

1999, S. 1). Der englische Augenchirurg Morgan definierte 1896 die Störung der Schriftsprache<br />

als eigenständiges klinisches Syndrom. Er prägte den Begriff „angeborene Wortblindheit“ um<br />

die Störung des Erwerbs der Lese-Rechtschreibfähigkeit von dem Verlust einer bereits<br />

erworbenen Lesefähigkeit abzugrenzen. Dieser Verlust wurde als „erworbene Wortblindheit“<br />

beschrieben und kann zum Beispiel durch Hirnerkrankungen bzw. Hirnverletzungen verursacht<br />

sein (Warnke, 1992, S. 17-18).<br />

Seit dieser Zeit werden Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben weltweit vom anatomischen,<br />

erzieherischen, genetischen, neurologischen, kognitiven, verhaltensforscherischen und<br />

emotionalen Standpunkt aus erforscht (Wright, 1995, S. 14). Auf Grund der unterschiedlichen<br />

Betrachtungsweisen der jeweiligen Untersuchungsrichtungen haben sich eine Fülle von<br />

Bezeichnungen, Definitionen und Ergebnissen der Ursachenforschung ergeben. Diese<br />

Betrachtungsweisen sind nicht miteinander abgestimmt, nehmen die anderen oft gar nicht wahr<br />

und sind sogar mitunter widersprüchlich.<br />

Bei der Sichtung von Literatur zum Thema LRS fällt auf, dass Untersuchungen<br />

rechtschreibschwacher Kinder sich in einer Vielzahl von Bezeichnungen finden. So wird in den<br />

angelsächsischen Ländern das Wort Legasthenie nicht gebraucht, dort werden Bezeichnungen<br />

wie „Reading disability“, „specific reading difficulty“ oder „Dyslexie“ synonym verwendet<br />

(Haberich, 1976, S. 123). Im deutschen Sprachraum ist die Verwendung der Begriffe<br />

„Legasthenie“, „Lese-Rechtschreibstörung“, „umschriebene Lese-Rechtschreibschwäche“ oder<br />

auch „Lese-Rechtschreibschwäche“ üblich. Die unterschiedliche Namensgebung ist oft nicht nur<br />

eine bloße Frage der Nomenklatur, sondern prinzipiell auch Ausdruck der Mannigfaltigkeit von<br />

Störungen des Erwerbs von Lesen und Rechtschreibung. Es zeigt auch, welche verschiedenen<br />

theoretischen Annahmen die Autoren machen (Warnke, 1992, S. 22). Darüber hinaus ist es ein<br />

Zeichen für Abgrenzungsversuche zu vorübergehenden legasthenischen Erscheinungsbildern,<br />

wie sie durch Erkrankung, besondere seelische Belastung oder auch einen Schulwechsel<br />

entstehen können (Bayrisches Staatsministerium). Innerhalb dieser <strong>Diplomarbeit</strong> werden<br />

Probleme im Erlernen des Lesens und der Schriftsprache als Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)<br />

bezeichnet.

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