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Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati

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5 Korrektionsmöglichkeiten 61<br />

5.2 Kinder mit Lese-Rechtschreibproblemen<br />

Die individuelle Beeinträchtigung durch einen Sehfehler im ein- und beidäugigen Sehen kann<br />

bei jedem Menschen unterschiedlich stark sein. So können bei manchen schon kleine Sehfehler<br />

asthenopische Beschwerden hervorrufen. Zusätzliche längere umweltbedingte Belastungen, wie<br />

beispielsweise häufige Nahtätigkeiten oder eine LRS, stehen in Wechselbeziehung zu den<br />

visuellen Störungen. Ab einer bestimmten umweltbedingten Belastung können symptomatische<br />

Anomalien hervorgerufen werden, wodurch starke Probleme in der Nähe und beim Lesen<br />

entstehen.<br />

Auf Grund von Studien, wie sie im Kapitel 6.8.1 auszugsweise beschrieben sind, wird bei<br />

Kindern mit LRS empfohlen, auch kleinste Fehlsichtigkeiten zu korrigieren. Denn gerade bei<br />

Korrektionen von dem Anschein nach unbedeutenden Hyperopien, Astigmatismen und<br />

assozierte Phorien = Winkelfehlsichtigkeiten, welche nach konventionellen diagnostischen<br />

Kriterien keiner Korrektion bedürfen, konnten eine deutliche Verminderung der Auffälligkeiten<br />

und Verbesserung des Leseverständnisses (Lie, 1989, S. 8) bis hin zur Zurücknahme der LRS-<br />

Diagnostik in Einzelfällen (Wulff, 1998, S. 32; Motsch; Mühlendyck, 2000) erreicht werden.<br />

Bringen Korrektionen von refraktiven Sehfehlern keine Verbesserung der visuellen<br />

Beschwerden, sollten Probleme im beidäugigen Sehen vermutet und korrigiert werden.<br />

5.3 Prismatische Korrektion<br />

Eine assoziierte Phorie = Winkelfehlsichtigkeit (AP=WF) stellt zu 75% den Normalfall im<br />

Binokularsehen dar (Stollenwerk, 1998, S. 6). Nicht korrigierte Abweichungen im beidäugigen<br />

Sehen können aber bei jedem Menschen zu unterschiedlich starken Beeinträchtigungen führen.<br />

Zwischen der Größe einer AP=WF und der Heftigkeit der Probleme scheint es keinen direkten<br />

Zusammenhang zu geben (Wulff, 1998, S. 32f.). So gibt es Kinder, die bei hoher AP=WF<br />

unauffällig sind und umgekehrt gibt es Kinder, die mit sehr kleinen AP=WF sehr große<br />

Beschwerden haben. Eine nach der Mess- und Korrektions-Methodik nach H. J. Haase (MKH)<br />

bestimmte prismatische Korrektion sollte dann ausgeführt werden, wenn damit die bestehenden<br />

Probleme und Befindlichkeitsstörungen gemindert werden können (Wulff, 2000, S. 16). Bei<br />

einer LRS verbunden mit Anstrengungsbeschwerden (asthenopischen Beschwerden) sollten auch<br />

kleinste binokulare Fehlsichtigkeiten korrigiert werden, um ein anstrengungs- und<br />

beschwerdefreies Sehen zu ermöglichen, was sich positiv auf den Leselernprozess auswirkt.<br />

Erfolge mit Korrektionen der AP=WF nach MKH wurden in der Vergangenheit von Lie, Wulff,<br />

Pestalozzi und Schroth beschrieben. In den durchgeführten Studien haben sich die nach dieser

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