Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 Diskussion und Zusammenfassung 117<br />
Vor einer optometrischen Untersuchung sollte eine gründliche Anamnese der bisherigen<br />
allgemeinen und visuellen Entwicklung durchgeführt werden. Die auffällig gewordenen<br />
Sehbeschwerden und Sehstörungen müssen gründlich hinterfragt werden. Hierzu hat sich die<br />
Anwendung eines Fragenkatalogs zum Beispiel in Form eines Fragebogens bewährt, wie er auch<br />
im Duisburger Institut für Augenoptik-<strong>Optometrie</strong> verwendet wird. Dieser kann vor der<br />
optometrischen Untersuchung von den Eltern oder vom Augenoptiker/Optometristen gemeinsam<br />
mit den Eltern und dem Kind beantwortet werden. Je genauer die Entwicklung des Kindes und<br />
dessen Sehbeschwerden und Sehstörungen erfasst werden kann, desto genauere Hinweise erhält<br />
man bereits im Vorfeld auf mögliche Sehfehler und Korrektionen. Ziel dieser <strong>Diplomarbeit</strong> war,<br />
den Nutzen solcher Fragebögen zu untersuchen und zu belegen. Zwar konnte in dieser Studie<br />
kein ursächlicher Zusammenhang zwischen bestimmten Sehbeschwerden und entsprechenden<br />
visuellen Anomalien festgestellt werden, dennoch stehen die optometrischen Verordnungen<br />
zweifelsfrei in einem kausalen Zusammenhang zu den Beschwerden. So lassen sich aus den<br />
optometrischen Befunden und den Beschwerden eindeutige Rückschlüsse für allgemeine<br />
Verordnungsempfehlungen ziehen.<br />
Fast alle Kinder (84%) innerhalb dieser Studie wurden bereits augenärztlich untersucht.<br />
Trotzdem wurde bei 72% von ihnen im Institut Augenoptik/<strong>Optometrie</strong> <strong>Cagnolati</strong> eine Brille<br />
verordnet. Die meisten dieser Kinder erreichen auch ohne Korrektion eine Sehschärfe von 1,0<br />
und mehr, was jedoch noch nichts über eine optimale Nutzung beider Augen aussagt, denn sie<br />
klagen trotzdessen über Sehstörungen, häufig in Verbindung mit Anstrengungsbeschwerden<br />
(asthenopischen Beschwerden). Die Auswertung der optometrischen Verordnungen zeigt, dass<br />
vorwiegend solche Refraktionsfehler und assoziierte Phorien = Winkelfehlsichtigkeiten<br />
(AP=WF) korrigiert wurden, die nach konventionellen Kriterien eindeutig als unbedeutend<br />
eingestuft worden wären. Solche geringen Sehfehler können normalerweise sensorisch oder<br />
motorisch gut kompensiert werden. Bei Kinder mit LRS jedoch bereiten diese<br />
Kompensationsmechanismen zusätzlich ernsthafte Probleme und können zu einer<br />
Beeinträchtigung des Akkommodations- und Vergenzsystems oder zu anderen Problemen des<br />
binokularen Sehens führen. Diese äußern sich oft unspezifisch als Anstrengungsbeschwerden<br />
(asthenopische Beschwerden) und können sich negativ auf die Qualität des Sehens auswirken<br />
und damit auch auf die Leselust und das Lesevermögen.<br />
Einige spektakuläre Erfolge prismatischer Verordnungen nach der MKH - Methodik bei leserechtschreibschwachen<br />
Kindern könnten dazu verleiten, jedes dieser Kinder mit einer<br />
prismatischen Korrektion zu versorgen, sobald ein Augenstellungsfehler offensichtlich wird. Es<br />
ist jedoch nicht sinnvoll, diese prismatischen Korrektionen generell zu empfehlen. Denn sie sind