Diplomarbeit - Optometrie Cagnolati
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8 Diskussion und Zusammenfassung 116<br />
8 Diskussion und Zusammenfassung<br />
Die Lese-Rechtschreibschwächen (LRS) sind multifaktoriell bedingt. Deshalb sind für die<br />
Beseitigung oder Linderung dieser Probleme alle beteiligten Gruppen (Kinder, Eltern, Lehrer<br />
und Erzieher, Kinder- und Allgemeinärzte, Psychologen, therapeutische Beratungsstellen,<br />
Augenärzte und Augenoptiker/Optometristen) verpflichtet, zum Wohle der Kinder zusammen zu<br />
arbeiten.<br />
Eine erfolgreiche Einflussnahme auf die LRS ist unter anderem von einer frühzeitigen<br />
Erkennung abhängig. Dabei sollten alle möglichen Ursachen in Betracht gezogen werden. Ein<br />
jedes Kind sollte am Anfang der Untersuchung einer eingehenden optometrischen Beurteilung<br />
zugeführt werden, denn die Planung der LRS-Behandlung ließe sich viel effektiver gestalten,<br />
wenn vorher abgeklärt wurde, ob Sehfunktionsstörungen wie beispielsweise gestörtes Binokularsehen<br />
vorhanden sind und diese entsprechend vorher korrigiert wurden (Hetz, 2000, S 32).<br />
In der hier vorgestellten retrospektiven Studie ging die Empfehlung zur optometrischen<br />
Untersuchung zum Großteil von Beratungsstellen und therapeutischen Einrichtungen (59%) aus.<br />
Nur bei 30% der Kinder ging die Initiative von den Eltern aus und bei 17% von Lehrern<br />
beziehungweise Erziehern. Dies zeigt, dass Eltern und Lehrer sehr viel stärker auf die Probleme<br />
der Kinder beim Erlernen der Schriftsprache achten müssen. Aber dazu müssten sie durch<br />
Aufklärungsaktionen sensibilisiert und in die Lage versetzt werden, Anzeichen solcher Probleme<br />
bereits frühzeitig zu erkennen. Werden im Schulalltag, oft schon kurz nach der Einschulung,<br />
Auffälligkeiten beim Lesen und Schreiben offensichtlich, die hinsichtlich der Intelligenz des<br />
Kindes und im Vergleich zu den Mitschülern untypisch sind, sollte auf jeden Fall auch die<br />
visuelle Wahrnehmung eingehend überprüft werden. Dies stellt sicher, dass nicht visuelle<br />
Wahrnehmungsstörungen (gegebenenfalls auch zusätzlich zu anderen Ursachen) den<br />
Leselernprozess belasten oder gar verhindern. Je frühzeitiger durch optometrische<br />
Untersuchungen aller Sehfunktionen Defizite erkannt und behoben oder Sehfunktionen trainiert<br />
werden, desto eher können diese Maßnahmen zum Erfolg führen. Auf diese Weise kann das<br />
Kind wieder Anschluss an die Lerngruppe finden.<br />
Deshalb sollten alle oben genannten Gruppen über Auswirkungen von Sehfehlern und gestörtes<br />
Binokularsehen auf das Lesen und Schreiben aufgeklärt werden. Eine Korrektion vorhandener<br />
Sehfehler kann sicher nicht jede LRS beseitigen, aber sie ermöglicht eine erheblich wirksamere<br />
Hilfe bei der LRS Therapie (Wulff, S. 34), als vielerorts noch angenommen wird.