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Download - Optometrie Cagnolati

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Die Kontaktlinse 06/2003, S. 5, 06.06.2003, 13:16, KRAM<br />

FACHTHEMEN<br />

Fallbeschreibung<br />

Mikrophthalmie und Kontaktlinsen<br />

Wolfgang <strong>Cagnolati</strong>*<br />

Ein 5 ½ Jahre altes Mädchen wurde an<br />

unser Institut zwecks kosmetischer Kontaktlinsenversorgung<br />

verwiesen. Das<br />

Kind hatte seit der Geburt einen linksseitigen<br />

Mikrophthalmus assoziiert mit<br />

einem Strabismus convergenz des betroffenen<br />

Auges. Ein Versorgungsversuch<br />

mit einer kosmetischen Kontaktlinse<br />

mit/oder ohne einen Ausgleich einer<br />

eventuellen Ametropie wurde bis zum<br />

Zeitpunkt der Konsultation unseres Instituts<br />

nicht vorgenommen.<br />

Augenbefund<br />

Die Skiaskopie des rechten Auges zeigte eine<br />

Emmetropie; das linke Auge wies eine<br />

Hypermetropie sowie einen Astigmatismus<br />

rectus auf.<br />

Die Spaltlampenuntersuchung des rechten<br />

Auges war ohne Befund; das linke Auge<br />

zeigte einen deutlichen Mikrophthalmus sowie<br />

ein ausgeprägtes Iriskolobom.<br />

Der Corneadurchmesser betrug:<br />

O.D. 10.8 mm<br />

O.S. 6.5 mm<br />

Eine Keratometrie war am linken Auge nicht<br />

durchführbar.<br />

Ermittlung der<br />

Kontaktlinsenparameter<br />

Ausgehend von der ausschließlich kosmetischen<br />

Versorgungsform, entschlossen wir uns<br />

zur Anpassung einer weichen Kontaktlinse.<br />

Aufgrund der nicht durchführbaren Keratometrie<br />

ermittelten wir die Basiskurve der Kontaktlinse<br />

mittels unterschiedlicher Diagnostiklinsen.<br />

Folgende Kontaktlinse zeigte ein optimales<br />

Sitzverhalten:<br />

Hydrolens E Afokal, Basiskurve: 7,5 mm,<br />

Gesamtdurchmesser: 12,5 mm.<br />

Ermittlung der Irisfarbe<br />

und Irisstruktur<br />

Sowohl vom normal entwickelten rechten<br />

Auge als auch vom linken Auge wurden mittels<br />

einer Digitalkamera Fotos gemacht;<br />

gleichzeitig wurde mittels „Titmusfächer“ zusätzlich<br />

eine weitere Farbbestimmung vorgenommen<br />

(Bild1).<br />

Linsenparameter<br />

· Hydrolens E, Basiskurve 7,5 mm,<br />

Durchmesser 12,5 mm.<br />

· Opake Rückfläche<br />

· Bemalung Vorderfläche nach Foto und<br />

Farbfächer<br />

· Pupille klar ø 4 mm<br />

· Hersteller: Cantor + Nissel, UK<br />

· Wassergehalt 74 %<br />

· Dk: 37 bei 20° (Durch die opake Rückfläche<br />

und die Bemalung der Vorderfläche<br />

reduziert sich laut Hersteller der Dk-Wert<br />

um 10 %)<br />

· Non Ionic<br />

Augenbefund mit Irislinse<br />

Bild 2 zeigt das linke Auge mit der endgültigen<br />

Irislinse sowie das rechte und linke Auge<br />

im Vergleich. Sie dokumentieren den<br />

deutlich verbesserten kosmetischen Gesamteindruck<br />

beider Augen.<br />

Kontaktlinsenabgabe<br />

*MS (USA), MCOptom, FAAO Bild1: Rechtes und linkes Auge vor der Kontaktlinsen-Versorgung<br />

Das Kontaktlinsenhandling inklusive der Pflegeanweisung<br />

wurde mit der Mutter durchgesprochen<br />

und trainiert.<br />

Um ein vorschnelles Ausbleichen der Linse<br />

zu vermeiden, wurde entsprechend der Pflegeanweisung<br />

der Firma Cantor + Nissel der<br />

Mutter folgende Vorgehensweise empfohlen:<br />

· Zur täglichen Reinigung sind alle handelsüblichen<br />

Oberflächenreiniger geeignet.<br />

· Für die tägliche Desinfektion sind alle<br />

Zweistufen-Reiniger auf Proxid Basis geeignet.<br />

Die Aufbewahrung soll im Desinfektionsmittel<br />

und nicht in der Neutralisationsflüssigkeit<br />

erfolgen. Einstufen-Lösungen/Kombilösungen<br />

sind nicht geeignet.<br />

· Für Proteinentferner besteht keine Einschränkung.<br />

die Kontaktlinse 6/2003 5


Die Kontaktlinse 06/2003, S. 6, 06.06.2003, 13:17, KRAM<br />

FACHTHEMEN<br />

Diskussion<br />

Die Mikrophthalmie ist eine congenitale Abnormalität<br />

des Auges, bei welcher das betroffene<br />

Auge zum Zeitpunkt der Geburt kleiner<br />

als normal ist.<br />

Während das normale Auge bei Geburt<br />

zwischen 16 und 19 mm lang ist, beträgt<br />

die Bulbuslänge beim Vorliegen eines Mikrophthalmus<br />

weniger als 15 mm im größten<br />

Durchmesser.<br />

Unterschieden werden muss ein Mikrophthalmus<br />

von einer Bulbusatrophie, bei welcher<br />

das Auge zum Zeitpunkt der Geburt<br />

normal war und infolge einer Augenerkrankung<br />

geschrumpft ist.<br />

Wir kennen heute drei Arten eines Mikrophthalmus.<br />

Hierzu gehören:<br />

· Ein reiner Mikrophthalmos (Nanophthalmus<br />

oder einfacher Mikrophthalmus).<br />

Hierbei ist das Auge kleiner als normal,<br />

ohne eine andere makroskopische Abnormalität<br />

mit Ausnahme eines hohen Linsen-/Augenvolumens;<br />

solche Augen sind<br />

in der Regel hypermetrop und können eine<br />

Unterentwicklung der Makula aufweisen.<br />

· Ein Mikrophthalmus assoziiert mit Zyste,<br />

normalerweise unilateral aber auch bilateral;<br />

hierbei handelt es sich um eine<br />

Chromosomenanomalie (Chromosom 18<br />

Delation Defect).<br />

· Ein Mikrophthalmus assoziiert mit anderen<br />

Systemerkrankungen wie zum Beispiel<br />

dem Trisomie 13– oder Palansyndrom<br />

sowie congenitalen Röteln.<br />

Histologisch befindet sich das Auge mit einem<br />

Mikrophthalmos zwischen „essentiell<br />

normal“ beim Nanophthalmus und „zurückgebildet“<br />

beim klinischen Anophthalmus, sowie<br />

allen zwischen diesen Polen liegenden<br />

Graden an Abnormalität (Yanoff 1996).<br />

Die Versorgung solcher Augen mit kosmetischen<br />

Kontaktlinsen bedeutet für viele Kinder<br />

und Eltern eine wesentliche Hilfe in der sozialen<br />

Integration.<br />

Literatur<br />

- Myron Yanoff, Ben S. Fine: Ocular Pathology, Mosley-<br />

Wolfe, Times Mirror International Publishers Limited,<br />

1996<br />

- Cantor + Nissel: Pflegeanweisung für handgemalte Iris-<br />

Hydrogellinsen und getönte Hydrogellinsen<br />

Der Autors<br />

Wolfgang <strong>Cagnolati</strong>, MS (USA)<br />

Am Buchenbaum 21<br />

47051 Duisburg<br />

6 die Kontaktlinse 6/2003<br />

Bild 2: Vergleich beider Augen mit und ohne Kontaktlinsen<br />

Bild 3: Eileen im Rahmen der Bestehenden Möglichkeiten kosmetisch rehabilitiert

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