Hoch hinaus, weit gebracht - Palfinger
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Lager + Umschlag<br />
64 24/2012 VerkehrsRundschau<br />
Vergleichstest Ladekrane<br />
<strong>Hoch</strong> <strong>hinaus</strong>,<br />
<strong>weit</strong> <strong>gebracht</strong><br />
Im Vergleichstest Ladekrane<br />
müssen vier Krane der 18- bis<br />
21-mt-Klasse in Händen vier<br />
be ru fener Experten aus der<br />
Praxis ihre Leistungsfähigkeit<br />
unter Beweis stellen. Wer<br />
kommt bei den Profis besonders<br />
gut an?<br />
Zum Kran-Vergleichstest<br />
sind angetreten:<br />
Vier Baustoffkrane<br />
von Hiab, Fassi, HMF<br />
und <strong>Palfinger</strong> (v.l.n.r.)<br />
Fotos (alle): VR/Karel Sefrna
Fassi bringt mit dem F185AS22<br />
den geforderten 18-mt-Kran.<br />
Trotz nominell kleinem Hubmoment<br />
schlägt sich der Italiener<br />
beim Heben gegen den<br />
Berg sehr ordentlich. Preislich<br />
liegt er am unteren Ende der<br />
Skala – Preis-Leistung stimmt<br />
Zugmaschinen, Trailer, Kipper – die<br />
VerkehrsRundschau hat schon viele<br />
Vergleichstests gemacht. Ladekrane<br />
sind dagegen ein neues Spielfeld: Eines,<br />
auf das sich in der Zeitschriftenlandschaft<br />
noch keiner gewagt hat. Vielleicht mag es<br />
daran liegen, dass man sehr viel Know how<br />
und Praxiserfahrung braucht, um einen<br />
Kran qualifiziert beurteilen zu können.<br />
Dieses geballte Wissen bringen die vier<br />
Praktiker mit, die sich unter der Regie des<br />
VR-Technik-Ressorts vier Ladekrane der<br />
populären 18- bis 21-mt-Klasse angesehen<br />
haben: Georg Schäfer ist Transportunternehmer<br />
aus dem Westerwald und fährt<br />
einen seiner Kranzüge oft noch selbst.<br />
Boris Groß hat als Junior-Chef im väterlichen<br />
Betrieb identische Voraussetzungen.<br />
Beide beurteilen Krane nicht nur nach der<br />
„Fahrbarkeit“. Wichtig sind außerdem<br />
Vergleichstest Ladekrane<br />
Service, Wartung und Reparaturfreundlichkeit.<br />
Mit Ralf Hoben ergänzt ein<br />
Fahrer das Tester-Quartet, der bereits<br />
jahrzehntelange Erfahrung auf dem Baustoffzug<br />
hat. Last but not least: Markus<br />
Hilpisch. Konstruktionsleiter beim renommierten<br />
Fahrzeugbauer Kempf. Er<br />
wirft ein Auge auf problemlose Montage<br />
und reibungslosen Betrieb.<br />
Definierte Aufgaben für alle gleich<br />
Um Vergleichbarkeit zu schaffen, definierten<br />
die vier Tester einen Anforderungskatalog,<br />
den alle am Test beteiligten Krane<br />
bewältigen mussten. Dazu gehört ein<br />
Handlingtest mit typischer Baustoffware<br />
– schwere Pflastersteine auf niedriger Palette<br />
sowie leichte Hohlblocksteine entsprechend<br />
hoch aufgebaut. Ergänzt wurde<br />
der Parcours durch eine Umsetzübung<br />
Die VR-Tester Burgdorf und Grünig dokumentieren, Kran-Tester Hilpisch misst die Steigung am Berg<br />
Lager + Umschlag<br />
Fa s s i<br />
Den Produkten von Fassi eilt der Ruf voraus,<br />
das Aldi-Angebot unter den Kranen zu sein –<br />
was nicht grundsätzlich schlecht sein muss.<br />
Auffällig ist allerdings die gegenüber den<br />
Wettbewerbern typisch „südländische“ Verarbeitung.<br />
Detaillösungen, wie etwa die<br />
Eisen auf Eisen laufenden Stützen (der Wettbewerb<br />
nutzt Gleitplatten oder Rollen) zeigen<br />
aber eine gewisse Einfachheit. Dafür<br />
attestieren alle Tester dem Fassi-Kran eine<br />
gute Bedienbarkeit und schnelles, feinfühliges<br />
Arbeiten. Details à la Schutzblech am<br />
Zylinder finden Gefallen. Es fehlt dafür an<br />
wirksamen Abdeckungen der Schläuche.<br />
Falls mal eine der Hauptleitungen birst,<br />
bekommt der Fahrer eine heiße Dusche.<br />
Kurzurteil<br />
+ gute Sitzposition; übersichtlich; einziger<br />
mit Notleiter für Abstieg; Schutzbleche für<br />
Zylinder; bessere Übersicht durch linksseitig<br />
montierten Kran; feinfühliges Arbeiten<br />
möglich; bequemer Ein-/Aufstieg<br />
– kurze Bedienhebel; Fußpedale <strong>weit</strong> vorne<br />
montiert; Stützbeinüberwachung mittels<br />
Seil zu fragil; bei Regen sammelt sich Wasser,<br />
das beim ersten Kranen übers Ladegut<br />
läuft; ohne Stützen kaum Hubmoment<br />
Vier Praktiker mit langjähriger<br />
Erfahrung im Baustofftransport<br />
beurteilen das Kran-Quartett<br />
d e r p r a k t i k e r<br />
Ralf Hoben,<br />
Fahrer Kurt Groß<br />
Transporte, Wahlrod<br />
Fahren muss gut gehen<br />
„Nachdem ich Krane fahre und nicht repariere,<br />
kommt‘s mir auf einen ergonomischen<br />
Kranstand mit gutem Aufstieg an. Auf dem<br />
<strong>Palfinger</strong> habe ich mich sofort wohl gefühlt<br />
– und das obwohl mein eigener Kran eine<br />
Klaviersteuerung hat und ich mich erst mal<br />
umgewöhnen musste. Als generellen Nachteil<br />
empfinde ich die Klammersteuerung via<br />
Fußpedal. Da darf man keinen Fehler<br />
machen, sonst gibt‘s Bruch ...“<br />
Meine persönliche Rangfolge<br />
1 <strong>Palfinger</strong><br />
2 HMF<br />
3 Hiab<br />
4 Fassi<br />
VerkehrsRundschau 24/2012 65
h i a B<br />
Lager + Umschlag<br />
Der Hiab-Kran glänzt durch eine sehr gute<br />
Verarbeitung. Auch bei ihm ist der Schubarm<br />
links angeordnet, was nach Ansicht der<br />
meisten Bediener die Übersichtlichkeit verbessert.<br />
Er ist außerdem der einzige, bei dem<br />
sich nach Abschalten durch Überlast der<br />
Hauptarm noch absenken lässt und der Fahrer<br />
damit den Arbeitsgang beenden kann<br />
ohne langwierige Schutzsysteme überwinden<br />
zu müssen. Ungeachtet der technischen<br />
Angaben glänzt der Hiab mit einem großen<br />
Drehkreis und gefällt außerdem durch einen<br />
sehr schnell arbeitenden Ausschub. Bei der<br />
Bedienung gibt es große Unterschiede zwischen<br />
hoher und niedriger Last: leer ist der<br />
Kran äußert ruppig in der Bedienung.<br />
Kurzurteil<br />
+ übersichtlich angeordnete Hebel und<br />
Bedienelemente; viel Kraft, um Paletten<br />
vom Anhängerheck umzusetzen; kurze<br />
Schläuche und geschraubte Schwenkzylinder,<br />
dadurch wartungsfreundlich<br />
– Arbeitsplatz für große Bediener zu eng;<br />
Hebel versperren die Sicht; für millimetergenaues<br />
Arbeiten zu wenig feinfühlig;<br />
Steuerstand schränkt Übersicht ein; unbequeme<br />
Sitzposition<br />
vom hinteren Ende eines Anhängers auf<br />
den Stellplatz direkt hinter dem Fahrerhaus.<br />
Als besonderes „Schmankerl“ wurde<br />
eine Engstelle simmuliert, in der die Stützen<br />
nicht voll ausgefahren werden konn-<br />
d e r k o s t e n r e c h n e r<br />
Verarbeitung muss stimmen<br />
„Neben hoher Praxistauglichkeit lege ich<br />
Wert auf gute Reparierbarkeit. Der Hiab ist<br />
der einzige Kran, bei dem man den Hauptarm<br />
noch ablassen kann, wenn der Kran<br />
abschaltet. Zudem gefallen mir die saubere<br />
Verarbeitung und der beidseitig große Drehkreis.<br />
Der Fassi käme für mich nicht in Frage.<br />
Zwar ist er günstig, aber die 08/15-Verarbeitung<br />
lässt hohe Reparaturkosten vermuten –<br />
das macht ihn im Endeffekt teurer.“<br />
Meine persönliche Rangfolge<br />
1 Hiab<br />
2 <strong>Palfinger</strong><br />
3 HMF<br />
4 Fassi<br />
Boris Groß, Junior-Chef<br />
Kurt Groß Transporte,<br />
Wahlrod<br />
66 24/2012 VerkehrsRundschau<br />
Vergleichstest Ladekrane<br />
ten. Zudem mussten die Hebezeuge eine<br />
2030 Kilo schwere Palette in fast maximaler<br />
Auslage umsetzen. Die Schwierigkeit<br />
dabei: Die Zugmaschine parkte in einer<br />
sechsprozentigen Steigung – eine Übung,<br />
die einige Krane an ihre Grenze brachte...<br />
Zum Test traten an: Die Branchengrößen<br />
von <strong>Palfinger</strong> mit dem PK 21001-LA sowie<br />
Hiab mit einem 211DL-PRO. Dem etablierten<br />
Duo stellten sich Fassi aus Italien<br />
mit dem F185AS.22 sowie der dänische<br />
HMF in der Version S2000-L2.<br />
Die Marktführer – eine Nummer größer<br />
Obwohl grundsätzlich 18mt-Krane gefordert<br />
waren, vertrauten <strong>Palfinger</strong> und Hiab<br />
auf die nächst größere Lastklasse. Dass<br />
Rein von der Qualität ist der<br />
Hiab-Kran der Rolls Royce<br />
unter den vorgestellten Kranen<br />
– gut verarbeitet, mit<br />
hochwertigen Detaillösungen<br />
und sehr wartungsfreundlich.<br />
Nettes Detail am Rande: die<br />
(optionale) Sitzheizung ...<br />
Papier geduldig ist, zeigt die „Bergprüfung“.<br />
Wo maximales Hubmoment gefordert<br />
war, kam der <strong>Palfinger</strong> PK20001 fast<br />
an seine Grenze, während der 18-mt-Kran<br />
von Fassi das Paket locker hochwuchtete.<br />
Der S2000 erreichte sein Limit und brachte<br />
die Aufgabe nicht zu Ende.<br />
Obwohl das Tester-Quartett die Schwerpunkte<br />
unterschiedlich legte – wir haben<br />
die persönlichen Rangfolgen der Herren<br />
jeweils ausgewiesen, fällt das Gesamturteil<br />
recht homogen aus. Fahrer Ralf Hoben<br />
bringt es in seinem Urteil über den <strong>Palfinger</strong><br />
am besten zum Ausdruck: „Ein Kran,<br />
auf dem man sich sofort wohlfühlt und<br />
zurecht findet.“ Was natürlich nicht heißt,<br />
dass der Österreicher eine fehlerfreie Leis-<br />
Hiab wählte einen Iveco Stralis als Basis. Alle anderen setzen auf den Mercedes Actros MP3
Die Dänen kamen, um zu lernen!<br />
Dabei können die anderen<br />
durchaus von HMF lernen –<br />
zumindest wenn es um die<br />
Wartungsfreundlichkeit geht.<br />
Mankos gibt‘s vor allem bei der<br />
Ergonomie und der Arbeitsgeschwindigkeit.<br />
tung bringen würde. Wie wir in den jeweiligen<br />
Einzelwertungen zum Ausdruck<br />
bringen, überzeugt der PK21001 in allen<br />
Belangen, was Bedienung, Arbeitsgeschwindigkeit<br />
und Feinfühligkeit anbe-<br />
d e r k o n s t r u k t e u r<br />
Einfach ist mir am liebsten<br />
„Der Kran von HMF hat für mein Dafürhalten<br />
die komplizierteste Elektronik. Um bestimmte<br />
Funktionen zu aktivieren ist mehrfaches<br />
Drücken nötig. Das ist umständlich und<br />
wenig bedienfreundlich. Gut gefällt mir<br />
dagegen der zentrale Abschmiernippel, der<br />
das Fett beim Drehen verteilt – was allerdings<br />
kein Alleinstellungsmerkmal darstellt.<br />
Aus der Sicht des Konstrukteurs ist der <strong>Palfinger</strong><br />
die durchdachteste Konstruktion.“<br />
Meine persönliche Rangfolge<br />
1 <strong>Palfinger</strong><br />
2 Hiab<br />
3 Fassi<br />
4 HMF<br />
Markus Hilpisch,<br />
Konstruktionsleiter bei<br />
Fahrzeugbau Kempf,<br />
Bad-Marienberg<br />
Vergleichstest Ladekrane<br />
langt. Dennoch zeigen sich beim Thema<br />
Service und Wartung kleine Unzulänglichkeiten,<br />
die vom Sparwillen des Krans<br />
aus der Alpenrepublik zeugen. <strong>Palfinger</strong><br />
gilt nicht eben als Billigprodukt und hat<br />
entsprechenden Aufwand betrieben. Offensichtlich<br />
musste dafür an anderer Stelle<br />
gespart werden.<br />
Der Italiener ist am günstigsten<br />
Den Ruf, relativ günstige Produkte am<br />
Markt zu platzieren, hat Fassi – obwohl<br />
genau dieser Hersteller sich ziert, uns Preise<br />
zu nennen. Den Grund für die Discounter-Kurse<br />
hat Boris Groß ausgemacht:<br />
„Die Verarbeitung des Italieners ist 08/15“,<br />
so das Resümee seines einleitenden Rundgangs<br />
um den F185AS. Bedenklich sind<br />
einige Lösungen, die nicht unbedingt geltenden<br />
Normen und Sicherheitsbestimmungen<br />
entsprechen. So fehlen unter anderem<br />
Schlauchummantelungen an gefährdeten<br />
Stellen. Man will sich gar nicht<br />
vorstellen was passiert, wenn sich nach<br />
einem Schlauchbruch heißes und unter<br />
hohem Druck stehendes Öl über den<br />
Trotz teilweise guter Arbeitsplätze<br />
gibt es keinen Kran, den man<br />
nicht besser machen könnte<br />
Lager + Umschlag<br />
h M F<br />
Auch HMF setzt auf einen „echten“ 18-mt-<br />
Kran und versagt leider – als einziger – bei<br />
der Prüfung „Schwenken gegen sechs Prozent<br />
Gefälle“. Zudem dauert es nach Ansicht<br />
der Tester am längsten, ehe man sich an die<br />
Bedienphilosophie gewöhnt hat. Vor allem<br />
das unübersichtliche und komplizierte<br />
Bediendisplay sorgt für Verwirrungen. Im<br />
Vergleich fällt die generelle Arbeitsgeschwindigkeit<br />
niedriger aus. Auch ist der<br />
Schwenkraduis kleiner als bei den Wettbewerbern.<br />
Die Joysticks der Kreuzhebel sind<br />
sehr filigran. Umständlich ist die Hakenabstützung,<br />
bei der man jedes mal manuell<br />
nachhelfen muss. Zu den Pluspunkten zählt<br />
dagegen ein gutes Wartungskonzept.<br />
Kurzurteil<br />
+ hebt hundert Prozent auch ohne ganz ausgefahrene<br />
Stützen; kräftigster Hubzylinder<br />
im Test; Zylinder wartungsfreundlich verschraubt;<br />
Wartung durch eine Person möglich;<br />
Stützen von oben und unten bedienbar;<br />
zwar lange, aber teilbare Schläuche<br />
– schwergängige Hebel; sehr langsames<br />
Schwenken; unübersichtliches, kompliziertes<br />
Bediendisplay; umständliche händische<br />
Entsicherung der Stützen<br />
Kranfahrer ergießt. Fassi ist auch der einzige<br />
Hersteller, der durch einfache Überbrückung<br />
zweier Schalter den Kranbetrieb<br />
auch jenseits erlaubter Lastgrenzen ermöglicht.<br />
Was die Fahrer in der Praxis si-<br />
d e r p r o F i t e s t e r<br />
Georg Schäfer, Schäfer<br />
Transport und Baustoffhandel,<br />
Enspel<br />
Eigentlich zwei Wertungen<br />
„Ich war ja der einzige Tester, der den Hebeversuch<br />
gegen den Berg gemacht hat. Da<br />
hat sich der Fassi besonders gut in Szene<br />
gesetzt, obwohl es sich nominell ‚nur‘ um<br />
einen 18-mt-Kran handelt. Auch der Hiab<br />
zeigte gute Leistungen, während der <strong>Palfinger</strong><br />
– ansonsten ein sehr guter und ausgewogener<br />
Kran, zurück fällt. Beim HMF zeigt<br />
sich bei dieser Bewertung, dass sein Schwenkwerk<br />
generell nicht so stabil ausgeführt ist.“<br />
Meine persönliche Reihenfolge<br />
1 <strong>Palfinger</strong><br />
2 Fassi<br />
3 Hiab<br />
4 HMF<br />
VerkehrsRundschau 24/2012 67
pa l F i n g e r<br />
Lager + Umschlag<br />
Er gilt als Marktführer unter den Baustoffkranen<br />
– zu Recht, wie der Test belegt. Bedienbarkeit<br />
und Arbeitsgeschwindigkeit sind<br />
hoch, die Ergonomie des Arbeitsplatzes<br />
passt. Bei keinem anderen Kran ist das Urteil<br />
„da fühle ich mich sofort wohl“ so einhellig,<br />
wie beim Österreicher. Bei einigen Details<br />
zeigen sich kleine Liederlichkeiten – so gibt‘s<br />
Spiel im Kranfuß, was <strong>Palfinger</strong> als „normal“<br />
bezeichnet. Was der Sicherheit dient – ein<br />
frühes Abschalten, wenn die Stütze nicht<br />
ganz ausgefahren ist, nervt die Praktiker. An<br />
Engstellen kommt der Kran schnell an seine<br />
Grenzen, obwohl noch keinerlei Gefahr<br />
besteht. Trotz 21 mt hat der <strong>Palfinger</strong> leichte<br />
Problem beim Schwenken am Berg.<br />
Kurzurteil<br />
+ beste Bedienbarkeit im Test; hohe Arbeitsgeschwindigkeit;<br />
ergonomischer Arbeitsplatz;<br />
gute Auslastungsanzeige, die sich<br />
nur durch Piepsen bemerkbar macht; feinfühliges<br />
Arbeiten möglich<br />
– enger Einstieg zum Sitz; lange Schlauchleitungen<br />
verteuern Reparaturen;<br />
Schwenkzylinder mit teurem Feingewinde;<br />
beim Drehen manchmal etwas ruppig;<br />
manche Details billig gelöst<br />
Spielt Arbeitssicherheit in Südeuropa<br />
eine andere Rolle als im<br />
Norden und Westen der EU?<br />
cher freut, weilʹs die Arbeit erleichtert, ist<br />
rechtlich natürlich eher bedenklich. Kaum<br />
vorstellbar, dass sich eine CE-Norm<br />
südlich der Alpen anders auslegen lässt, als<br />
bei uns ...<br />
68 24/2012 VerkehrsRundschau<br />
Vergleichstest Ladekrane<br />
Um aber nicht nur zu kritisieren: Für<br />
einen 18-mt-Kran ist der Fassi auch ohne<br />
Lahmlegen der Sicherungseinrichtungen<br />
sehr leistungsfähig. Die Bedienung gestaltet<br />
sich für den Fahrer einfach und der<br />
Italiener glänzt mit dem besten Auf- und<br />
bequemsten Einstieg. Zudem ist Fassi der<br />
einzige Hersteller, der sich Gedanken gemacht<br />
hat, wie der Fahrer absteigen kann,<br />
falls sich der Kran außerhalb der Grundposition<br />
abschaltet. Eine vom Sitz aus aus-<br />
Seiner excellenten Bedienbarkeit<br />
und hohen Arbeitsgeschwindigkeit<br />
stehen Mankos<br />
beim Service gegenüber.<br />
Scheint fast, als hätte <strong>Palfinger</strong><br />
an einigen Stellen absichtlich<br />
den Rotstift angesetzt, damit<br />
der Kran nicht zu teuer wird<br />
fahrbare Notleiter ermöglich das gefahrlose<br />
„Abseilen“. Bei den anderen Kranen<br />
heißt es dagegen warten, rufen und auf<br />
Hilfe hoffen.<br />
Deutliche Defizite im Hinblick auf Bedienbarkeit,<br />
vor allem aber bei der Arbeitsgeschwindigkeit,<br />
hat HMF. Die<br />
Dänen sollten ihren Arbeitsplatz mal<br />
überdenken. Unisono monieren alle Tester<br />
bei der Arbeit unangenehme Berührungen<br />
mit irgendwelchen Kranbauteilen.<br />
t e c h n i s c h e d at e n ( h e r s t e l l e r a n g a B e n )<br />
Fassi Hiab HMF <strong>Palfinger</strong><br />
Krantyp F185AS.22 211 DL-3PRO S2000-L2 PK 21001-L A<br />
max. Hubmoment 167 kNm /16,9 mt 204 kNm 18,0 mt 206 kNm / 21 mt<br />
max. Hubkraft 4850 kg 5000 kg 5000 kg 5000 kg<br />
Hubkraft bei max. Ausl. 1470 kg 1540 kg 1505 kg 15,5 kNm / 1780 kg<br />
hydr. Reich<strong>weit</strong>e 11,1 m 11,5 m 11,1 m 11,0 m<br />
Ausschub zweifach dreifach zweifach zweifach<br />
Schwenkbereich 420° 406° 410° 440°<br />
Schwenkmoment 32,5 kNm (brutto) 28,3 kNm (brutto) 22,12 kNm (netto) 26,5 kNm / 2,7 mt (netto)<br />
Abstützbreite 6,3 m 7,0 m 6,43 m 6,62 m<br />
max. Betriebsdruck 30,5 MPa 31 MPa 28 MPa 30 MPa (300 bar)<br />
Fördermenge Pumpe - - - 50-75 l/min<br />
Fördermenge Pumpe (RC) 2 x 45 l/min 90-120 l/min 2 x 50 l/min 75-100 l/min<br />
bei Motordrehzahl 800/min 900/min 750/min 600/min bzw. 950/min<br />
Krangewicht 2585 kg 2470 kg 2700 kg 2488 kg<br />
Länge Transportstellung 4900 mm 5725 mm 4240 mm 4243 mm<br />
Höhe über Rahmen 2395 mm (ohne Sitz) 2447 mm 2482 mm 2490 mm<br />
Steuerung 2 Kreuzhebel, 2 Pedale 2 Kreuzhebel, 2 Pedale 2 Kreuzhebel, 2 Pedale 2 Kreuzhebel, 2 Pedale<br />
Preis Testkran (netto) k. A. 70.240,- € (inkl. Pritsche) 32.990,- € (Standardausf.) 45.000,- €
Die Krane mussten sich in fünf unterschiedlichen Disziplinen und bei vier Testern bewähren<br />
„Ich habe beim Drehen ständig links<br />
gegen den Arm geschlagen“, nörgelt etwa<br />
Ralf Hoben. Auch ist den Profis die Arbeitsgeschwindigkeit<br />
des HMF zu gering.<br />
Der Haupthubzylinder bekommt wegen<br />
seiner kräftigen Auslegung ein paar wohlwollende<br />
Beurteilungen.<br />
Wenn es eng wird, packt der HMF zu<br />
Zudem scheint HMF ein recht ausgeklügeltes<br />
System des Überlastschutzes zu<br />
haben. In der simmulierten Engstelle ist er<br />
der einzige Kran, der trotz nicht ganz ausgefahrener<br />
Stütze ein relativ hohes Hubmoment<br />
bereit stellt. Alle anderen schalten<br />
viel früher ab. Dennoch reicht es am Ende<br />
zu keiner Bewertung, die <strong>Palfinger</strong> oder<br />
Hiab als Marktführer gefährden könnte.<br />
Georg Schäfer und Boris Groß kommen<br />
zum Urteil, dass der dänische Kran bei der<br />
Umschlaggeschwindigkeit deutlich hinter<br />
seinen Wettbewerbern liegt.<br />
Wer sich die Mühe macht, die Einzelurteile<br />
der vier Praktiker zu addieren, kommt<br />
zwangsläufig zu einem klaren Votum. Das<br />
sollte aber nicht dazu führen, an einen<br />
Kran zu glauben, der alles besser kann.<br />
„Eigentlich würde ich mir einen Kran wie<br />
den <strong>Palfinger</strong> wünschen – so schnell, ergonomisch<br />
bedienbar und klar strukturiert“,<br />
zieht Boris Groß sein Fazit. „Aber<br />
ich hätte das gerne kombiniert mit der Reparaturfreundlichkeit<br />
und guten Verarbeitung<br />
des Hiab!“<br />
Immerhin zeigt der Fassi, dass billig – oder<br />
sagt man besser günstig, nicht schlecht<br />
sein muss. Vor allem weil er als 18-mt-<br />
Kran locker mit den 20-mt-Konkurrenten<br />
mithalten kann, macht ihn zur überlegenswerten<br />
Alternative. Man sollte allerdings<br />
einen Blick auf die Ersatzteilpreise werfen.<br />
Da ist der Italiener leider nicht mehr ganz<br />
so bescheiden! ❙❚■<br />
Gerhard Grünig<br />
Mehr zum Vergleichstest Ladekrane in<br />
der VerkehrsRundschau-Bildergalerie<br />
www.verkehrsrundschau.de/bilder<br />
HMF reiste mit großer Mannschaft an – um zu sehen, wie die VerkehrsRundschau-Tester urteilten<br />
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