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Ganz neu in unserem Sortiment: die Zukunft. - Proud Magazine

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BERLIN ISSUE #17 • BRItta aRNoLd • aFRICa RISE • pEtER kRUdER JUNI 2010<br />

JUNI 2010<br />

BERLIN #17<br />

BRItta aRNoLd<br />

chEfIN dEs BaR25 LaBELs<br />

aFRICa RISE<br />

actIoN foR afRIca<br />

pEtER kRUdER<br />

tEchNotoRtENschLacht<br />

+<br />

FaShIoNpaRty<br />

ELLEpaRamoUR<br />

wEE FLowERS<br />

dRoIdCoN<br />

daFydd dIL<br />

moNo CoLoR


SWEDISH UNDERWEAR<br />

COLOURFUL SINCE 1984


BJORNBORG.COM


4 EDITORIAL<br />

ch stehe im Ausguck. H<strong>in</strong>ten liegt der vergangene Monat und<br />

schwankt. Gestaltloses Gewaber von Ereignissen und ihren<br />

Reaktionen. Erst beim Umschauen bekommen sie Konturen.<br />

Kann nichts passiert se<strong>in</strong>? Eher nicht. Wenn ich wach war, ist<br />

immer etwas passiert und wenn ich schlief, habe ich etwas<br />

verpasst. Das Problem ist wahrsche<strong>in</strong>lich ke<strong>in</strong>es des Geschehens<br />

sondern se<strong>in</strong>er Aufzeichnung. Begebenheiten s<strong>in</strong>d ihrer<br />

Benennung nicht vorgängig, sie entstehen erst, wenn von ihnen gesprochen wird.<br />

Produzieren wir also den Mai. Wie folgt wird er gewesen se<strong>in</strong>:<br />

Todgelaubt, erwacht, zielstrebig nach Osten orientiert, <strong>die</strong> Jannowitzbrücke zu jeder<br />

Tages- und Nachtzeit. Klabautermänner lenken Dich <strong>in</strong> Treibsand. Segel weiter über<br />

<strong>die</strong> Düne!<br />

Rückzug von Öffentlich zu Privat und wenn es geht auf e<strong>in</strong>em anderen Irrweg wieder<br />

zurück.<br />

Insgesamt wechselweise Umkehrungen. Abwechselnd machen wir das Wochenende<br />

zur Arbeitszeit. Versuch der Synchronisierung kann gel<strong>in</strong>gen. Rettung durch Radikalisierung,<br />

das übliche Zeitschema durchbrochen, Gleichgewicht hergestellt.<br />

Die Wirklichkeit schwillt an und s<strong>in</strong>kt plötzlich. Der Wasserpegel im Aquarium bleibt<br />

konstant. Nicht nur daher ke<strong>in</strong> angenehmer Ort des Rückzugs von Zeitlauf und Trübs<strong>in</strong>n.<br />

Garnele im W<strong>in</strong>kel. Inneres klärt sich nicht immer gleich, wenn du durch Glas<br />

und bläuliches Wasser schaust. Spr<strong>in</strong>g re<strong>in</strong>. Doch und wieder. Andere Faktoren bestimmen<br />

Gefühltes.<br />

Wir erkennen <strong>die</strong> Realität von Ebbe und Flut und <strong>die</strong> Gezeiten als Funktionsweise der<br />

Realität. Grenzen der narrativen Zeit verwischt wie <strong>die</strong> der Persönlichkeit.<br />

Wie kann Nähe entstehen, wo schon ke<strong>in</strong>e Distanz mehr ist? E<strong>in</strong> Schritt zurück und<br />

zwei Trippelschritte vor, vielleicht. Es muss offen bleiben. Ke<strong>in</strong>e Angst, auch nicht<br />

vor Schocks. Selbst was auf me<strong>in</strong>en Kopf fällt – Melone schützt, der Ernst prallt ab.<br />

Woh<strong>in</strong>?<br />

Wir irrfahren durch Wald und Regen und Nacht. Zum volkseigenenen Gelände Zauberwelt<br />

Musikvergnügen. Aber was war, ist plötzlich untergegangen. Was bleibt ist<br />

feuchte Erde und gemusterte Tapete. Efeu kopfüber, es <strong>in</strong>teressiert niemanden mehr.<br />

Wächst er, wenn niemand h<strong>in</strong>sieht, oder hört er auf zu existieren? Wer hier ist, ist auf<br />

der Suche nach was Anderem. Umkehr auf den Wegen, <strong>die</strong> im Nichts enden, Leerstellen<br />

auf der Rückbank: Wir blicken von Außen auf den rechten Weg und treiben<br />

weiter. Quallen <strong>in</strong> Sirup. Es blitzt. Gestalt kehrt zurück, <strong>die</strong> Welt wieder fest. Der Stift<br />

schreibt nicht, er schneidet <strong>in</strong>s Fleisch und tätowiert monochrom verschwommen <strong>in</strong><br />

de<strong>in</strong>er Hand. Nicht wichtig, Digitales übernimmt, während Judy zurücktritt.<br />

Und ohne zu zögern, alle Bekenntnisse (auch <strong>die</strong> erzwungenen) s<strong>in</strong>d wahr. Und wenn<br />

<strong>die</strong> Sprache lügt, versuchen wir <strong>die</strong> Schrift. Am schönsten als Aktion, wenn alles e<strong>in</strong>fach<br />

ist, nach zwanzig Stunden Tanzen. Und <strong>die</strong> Sonne aufgeht.<br />

Richard Kirschste<strong>in</strong> & Neele Illner


© BEN & JERRY’S HOMEMADE, INC. 2010 COWS: WOODY JACKSON 1997<br />

Hier endet das<br />

Pirschen nach<br />

Kirschen.<br />

Wir machen ke<strong>in</strong> normales Eis, sondern Eis mit Geschmackes. Zum Beispiel mit be<strong>in</strong>ahe schon<br />

unvernünftig vielen Kirschen. Bei der Entwicklung unserer Sorten gehen wir eben gern ungewöhnliche<br />

Wege. Die Idee zu Cherry Garcia schickte uns e<strong>in</strong> Fan per Postkarte, <strong>in</strong>spiriert vom<br />

Gitarristen se<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsband. Wir fanden den Vorschlag so gut, dass wir sofort e<strong>in</strong> Eis daraus<br />

gemacht haben. In den USA ist <strong>die</strong> Sorte übrigens längst e<strong>in</strong> Hit. Mehr gibt’s auf www.benjerry.de<br />

Cream<br />

Peace,<br />

Peace, Lo Love & Ice


6 staRt<br />

aRt DiRECtoR<br />

V<strong>in</strong>zent Britz<br />

aDvERtis<strong>in</strong>g ManagER<br />

Em<strong>in</strong> Henri Mahrt<br />

Kirsten Toft Nagel<br />

Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

EDitoRiaL tEaM<br />

Benjam<strong>in</strong> Gruber<br />

Cim Topal<br />

Ida Westheuser<br />

Joseph<strong>in</strong>e Müller<br />

Lukas Kampfmann<br />

Miron Tenenberg<br />

Moritz Stellmacher<br />

Pelen Boramir<br />

Ron Wilson<br />

Ronny Schröder<br />

Sophie Senoner<br />

hanibaLL<br />

saLiba<br />

EMPLOYEE OF<br />

THE MONTH<br />

PubLishER<br />

Em<strong>in</strong> Henri Mahrt<br />

Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

EDitoR <strong>in</strong> ChiEF<br />

Em<strong>in</strong> Henri Mahrt<br />

Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

Fashion DiRECtoR<br />

Haniball Saliba<br />

MusiC EDitoR<br />

Lev Nordstrom<br />

Uwe Krass<br />

EvEnt ManagER<br />

Cim Topal<br />

Ricardo Kramer<br />

CovER<br />

V<strong>in</strong>zent Britz, Philipp Bögle,<br />

Pola Kardum<br />

KontaKt<br />

Kirschste<strong>in</strong> & Mahrt GbR<br />

Naunynstraße 27<br />

10997 Berl<strong>in</strong> Kreuzberg<br />

+49 (0) 30 78 08 80 97<br />

hq@ .de<br />

CREativE DiRECtoR<br />

Moritz Stellmacher<br />

ContRibutoRs<br />

Andrej Rüb<br />

Core Amore<br />

Denise Ankel<br />

Gesa Hollender<br />

Neele Illner<br />

Peer Illner<br />

Sarah Staiger<br />

Sofie Ühla<br />

Tobias Schult<br />

Jazz Mang<br />

Willi Zägenhagen<br />

sPECiaL thanKs<br />

Ariane Kirschste<strong>in</strong><br />

Eva und Lale Mahrt<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Kirschste<strong>in</strong><br />

Nuri Sezer<br />

Oliver Keresztes<br />

Sünje von Ahn<br />

Klaus Mabel Aschenneller<br />

Pauken und Trompeten, Feuerwerk –<br />

Haniball hat unser Moderesort gerettet.<br />

Was im Januar 2009 mit der<br />

#001 als als engagierter Dilettantismus<br />

begann, erfuhr durch Haniball e<strong>in</strong>e<br />

Revolution. H<strong>in</strong> zu Konzept und gutem<br />

Aussehen. In der Bandbreite zwsichen<br />

Rosenthaler-Szene-Ghetto und<br />

Wedd<strong>in</strong>ger H<strong>in</strong>terhof (dritter l<strong>in</strong>ks)<br />

beherrscht er alle Styles und entzückt<br />

mit Nuancen.<br />

Wir f<strong>in</strong>den Haniball so geil wie se<strong>in</strong><br />

limonen gelbes Auto im Dunklen<br />

leuchtet.<br />

Text Richard Kirschste<strong>in</strong>


BRAU<br />

m o d e r n e<br />

KUNST<br />

Brau|kunst, <strong>die</strong>;<br />

im Wesentlichen durch<br />

folgende Attribute defi niert:<br />

1. Geschmack:<br />

Frisches VELTINS –<br />

Pilsener Brauart;<br />

2. Haptik:<br />

Ergonomische Flaschenform,<br />

liegt gut <strong>in</strong> der Hand;<br />

3. Design:<br />

Puristisch, ohne Label,<br />

ausgezeichnet mit dem<br />

reddot design award.<br />

WWW.FACEBOOK.COM/VELTINS


8 CONTENT<br />

Editorial<br />

Impr<strong>in</strong>t<br />

Content<br />

Maxim Biller Open Word<br />

Muskatnuss Soberdose<br />

W<strong>in</strong><br />

Dafydd Dil Focus Artist<br />

Droidcon Report<br />

Mono Color Shoot<br />

Peter Kruder Chat<br />

Sounds<br />

Elleparamour Open Word<br />

Kopf oder Zahl Open Word<br />

Psychogramm e<strong>in</strong>es Idioten Streets<br />

Metamorphose Last Look<br />

zu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungen<br />

wie zu Frieden setzen = zur Ruhe br<strong>in</strong>gen]<br />

04<br />

06<br />

08<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

26<br />

52<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

CONTENT<br />

INTRO<br />

BERLIN<br />

FASHION<br />

MUSIC<br />

ART<br />

OUTRO<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

34<br />

36<br />

38<br />

44<br />

46<br />

48<br />

66<br />

Flash Miron Tenenberg<br />

Flash Moritz Stellmacher<br />

Report strasserauf Ladebox<br />

Report PlayStation S<strong>in</strong>g Star<br />

Open Word Fashion Party<br />

Report Africa Rise<br />

Artist Shoot Britta Arnold<br />

7Days<br />

Chat Axe Po-Star Anna<br />

Bottled Wee Flowers<br />

Last Word Sophie Senoner<br />

darf nicht ohne das E<strong>in</strong>verständnis von Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

oder Em<strong>in</strong> Mahrt, beziehungsweise den Leuten <strong>die</strong> deren<br />

Unterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen oder<br />

geknickt werden. respektiert <strong>die</strong> Unterschiedlichkeit der<br />

Menschen und das Allgeme<strong>in</strong>e Gleichbehandlungsgesetz. liebt<br />

Dich doch!<br />

Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich der<br />

Me<strong>in</strong>ung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion.<br />

Diese müssen auch nicht <strong>in</strong>telligent oder gut durchdacht se<strong>in</strong>.<br />

Dafür machen wir mal wieder e<strong>in</strong>e schöne Seite zum Angucken.<br />

Wenn Ihr uns <strong>die</strong> Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihr<br />

seid dran.<br />

Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im S<strong>in</strong>ne des Presserechts<br />

ist Em<strong>in</strong> Mahrt oder Richard.<br />

ist e<strong>in</strong>e freie, monatliche Publikation von Liebhabern und<br />

Legenden.<br />

Photo: im Hof des Büros


ULTIMATE 81 FABRE DC-S COOLDIGE PLUS<br />

Every door hides a story, discover them all at onitsukatiger.com<br />

Onitsuka-<strong>Proud</strong>.<strong>in</strong>dd 1 07.06.10 11:40


arial ist luxus, BaBy<br />

Für Arial <strong>in</strong> diversen Schnitten muss<br />

man heutzutage ke<strong>in</strong> Geld mehr ausgeben.<br />

Fast alle Rechner s<strong>in</strong>d von Werk<br />

aus mit <strong>die</strong>ser Schriftart bestückt. Ke<strong>in</strong><br />

Wunder also, dass wir <strong>die</strong>se auf allen<br />

Arten von Ausdrucken f<strong>in</strong>den können.<br />

Nur muss man sich das leisten können,<br />

liebe Fontfetischisten. Das Portal<br />

pr<strong>in</strong>ter.com testete mehrere Schriften<br />

aus und kam zu dem Ergebnis, dass<br />

Kennt eigentlich jemand e<strong>in</strong> nieder-<br />

ländisches Restaurant mit gehobener<br />

Küche? Nicht wirklich, oder? Holländische<br />

Küche ist Trash Food soweit das<br />

Auge reicht. Die Niederlande bieten<br />

eben <strong>die</strong> besten Bed<strong>in</strong>gungen für den<br />

Genuss von Fettigem und Süßem. Die<br />

<strong>neu</strong>este Entdeckung: Kokosbrood. E<strong>in</strong><br />

traumhafter Brotbelag, der nach gesüßter<br />

Kokosnuss schmeckt und <strong>in</strong><br />

Da wollte e<strong>in</strong> Peruaner <strong>neu</strong>lich se<strong>in</strong><br />

Päckchen vom Zollamt Pforzheim abholen<br />

und erhielt anstatt se<strong>in</strong>es peruanischen<br />

Kräutertees e<strong>in</strong>e schlechte<br />

Nachricht. „Mate de Coca“ ist aufgrund<br />

der getrockneten Kokablätter<br />

im Teebeutel <strong>in</strong> Deutschland illegal.<br />

Text Miron Tenenberg<br />

Layout V<strong>in</strong>zent Britz<br />

flash<br />

<strong>die</strong> Druckkosten von Arial 50 Euro im<br />

Jahr betragen; ausgegangen von 25<br />

Druckblättern <strong>in</strong> der Woche. Century<br />

Gothic liegt gute 15 Euro darunter<br />

und auch Times Roman ist günstiger.<br />

Egal, Helvetica bleibt <strong>die</strong> König<strong>in</strong> der<br />

Schriftarten. Und König<strong>in</strong>nen werden<br />

nicht getestet!<br />

pr<strong>in</strong>ter.com<br />

KoKos, üBernehmen sie!<br />

KoKa, üBernehmen sie!<br />

10 flash<br />

Form von Käsescheiben verkauft wird.<br />

Drüben obligatorisch auf e<strong>in</strong>em Stück<br />

weichen Weißbrotes, hier schmeckt<br />

es auch auf e<strong>in</strong>em Brötchen. Der vollmundige<br />

Geschmack kickt <strong>die</strong> Rezeptoren,<br />

<strong>die</strong> Konsistenz schmeichelt der<br />

Zunge und der Geist will immer mehr.<br />

Vergessen wäre <strong>die</strong> fe<strong>in</strong>e Küche, wenn<br />

man an Kokosbrood ersticken dürfte.<br />

E<strong>in</strong>fuhr, Besitz und Genuss – alles verboten.<br />

Der kräftig nach grünem Tee<br />

schmeckende und mäßig berauschende<br />

Tee sollte ihn eigentlich beruhigen.<br />

Daraus wird wohl nichts, obwohl es<br />

der arme Kerl jetzt wohl am nötigsten<br />

hätte.<br />

teuer billig


Men’s & Women’s Apparel Distributed by ICCDistribution BVBA : T 0032 (0)93244616 : www.iccdistribution.eu : www.supremebe<strong>in</strong>g.com


Menschen s<strong>in</strong>d<br />

uMso erfolgreicher,<br />

je unterschiedlicher<br />

ihre<br />

freunde s<strong>in</strong>d<br />

Menschen über 50 s<strong>in</strong>d generell glücklicher,<br />

weniger gestresst und haben weniger<br />

Ängste als 20jährige.<br />

Die Berührung e<strong>in</strong>er Frau erhöht <strong>die</strong><br />

Risikobereitschaft beim Mann.<br />

Weniger als durchschnittliche sechs<br />

Stunden Schlaf pro Nacht erhöhen das<br />

Risiko auf e<strong>in</strong>en frühzeitigen Tod.<br />

Nikot<strong>in</strong> erhöht fe<strong>in</strong>motorische Fertigkeiten,<br />

Aufmerksamkeit und Kurzzeiter<strong>in</strong>nerung.<br />

Schon fünf M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> der Natur ver-<br />

bessern <strong>die</strong> Gesundheit.<br />

Händewaschen befreit von Zweifeln<br />

nach schwierigen Entscheidungen.<br />

12 flash<br />

flash<br />

super­Yogi will<br />

nichts essen<br />

E<strong>in</strong> 83-Jähriger Yogi behauptet, seit<br />

mehr als 70 Jahren weder etwas gegessen,<br />

noch getrunken zu haben. Der Inder<br />

Prahlad Jani wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik<br />

<strong>in</strong> Ahmedabad zwei Wochen lang von<br />

30 Ärzten untersucht und während<br />

<strong>die</strong>ser Zeit ununterbrochen überwacht.<br />

„Wir wissen immer noch nicht, wie er<br />

überlebt“, sagte der Neurologe Sudhir<br />

Shah.<br />

Der Yogi behauptet se<strong>in</strong>e gesamte Ener-<br />

gie aus Meditation und Yoga-Übungen<br />

zu schöpfen, er brauche ke<strong>in</strong>e Nahrung<br />

weil ihn als Achtjähriger e<strong>in</strong>e Gottheit<br />

gesegnet hat.<br />

craig Venter aka<br />

gott<br />

Craig Venter hat es mal wieder geschafft.<br />

Wir kennen ihn aus Projekten<br />

wie der Genom sequenzierung, Venter<br />

war der erste Mensch dessen DNA<br />

komplett entziffert wurde und als<br />

Bad Boy unter den Wissenschaftlern,<br />

se<strong>in</strong>e Firma hält gut 6000 Patente an<br />

Genomen und wird deshalb als rücksichtloser<br />

Privatisierer von Allgeme<strong>in</strong>gut<br />

geächtet. Jetzt ist es se<strong>in</strong>em Team<br />

gelungen e<strong>in</strong> künstliches Genom im<br />

Labor herzustellen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zelle<br />

zu implantieren. Die Zelle begann nun<br />

Kopien, also künstliche Wesen herzustellen.<br />

Neben Sex nun e<strong>in</strong>e weitere<br />

Möglichkeit für den Menschen leben<br />

zu reproduzieren.<br />

Text und Design Moritz Stellmacher


ARENA<br />

BERLIN TREPTOW<br />

22:00 UHR<br />

8 FLOORS: DRAUSSEN, DRINNEN UND AM POOL<br />

LEXY & K-PAUL LIVE IN KONZERT<br />

BETTY BLITZKRIEG LIVE IN KONZERT<br />

AKA AKA LIVE · WHATYES LIVE<br />

ANDRÉ GALLUZZI · TROY PIERCE<br />

DOMINIK EULBERG · LOO & PLACIDO<br />

BREAKFASTKLUB · GUNJAH<br />

HANSON & SCHREMPF · RECHE & RECALL<br />

WIMPY · DJOKER DAAN · JAN MIR<br />

AKA KRISTIN VS.<br />

BLONDES GIFT SYLVIE MARKS · TOPMODEL<br />

GLORIA GAME BOYZ · KOFFERBOYS<br />

NDK · DEPH & TANATHAN · JORDAN<br />

K.JELL · ALPHA-NERD · NEO.NASTY<br />

FIN PHRANKLIN · GEORGE DEVALL<br />

STANGE / DAS AMT · BENEDICT<br />

KAI BRITSCHBAUER · BEAT’N DISC<br />

RESTLESS LEGS · OLIVER PLAYFORD<br />

ROBERT MARTIN · TRAGIK · T-OBSTER


MaLZcafe<br />

HOTEL UND RESTAURANT<br />

Die schönsten stanDorte Der strasserauf LaDebox<br />

Malzcafe<br />

Hotel, Restaurant und Café<br />

Veteranenstraße 10<br />

10119 Berl<strong>in</strong> – Mitte<br />

malzcafe.de<br />

14 rePort


Johannes Kühne empfängt uns im<br />

Malzcafe. Er ist e<strong>in</strong> bulliger Kerl mit<br />

festem Händedruck und breitem<br />

Kreuz. Em<strong>in</strong>, me<strong>in</strong> Verleger und heutiger<br />

Fotograf, und ich s<strong>in</strong>d schmächtig.<br />

Auf dem Weg hierher haben wir<br />

uns trotzdem mit e<strong>in</strong>em aggressiven<br />

Transporterfahrer angelegt. Und da<br />

es beim verbalen Schlagabtausch<br />

blieb, sehen wir <strong>in</strong> Johannes den<br />

perfekten Typen, um voller Adrenal<strong>in</strong><br />

und klarem Kopf das Wortgefecht<br />

weiter zu führen.<br />

Johannes zeigt sich wenig bee<strong>in</strong>druckt<br />

von <strong>unserem</strong> Adrenal<strong>in</strong>spiegel.<br />

Er bleibt ganz ruhig. Die Aufregung<br />

geht e<strong>in</strong>fach an ihm vorbei. Das<br />

Malzcafe-Hotel, welches direkt an<br />

den We<strong>in</strong>bergspark grenzt, hat ansche<strong>in</strong>end<br />

schon alle Frühstücksgäste<br />

ausgespuckt. Zeit für Johannes das<br />

erste Mal am Tag durchzuatmen. Den<br />

restlichen Tag kümmert er sich um<br />

das Büro. Da bleibt der Puls ohneh<strong>in</strong><br />

ruhig. Se<strong>in</strong>em Partner, Jens Rammelt,<br />

sche<strong>in</strong>t es ähnlich zu gehen. Er steht<br />

h<strong>in</strong>ter der Bar, schaut e<strong>in</strong>ige Male<br />

herüber, poliert Gläser und geht gelegentlich<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Küche. E<strong>in</strong> ruhiger<br />

Tag. Zudem glättet das sonore Brummen<br />

von Johannes’ Stimme alle entstandenen<br />

Wogen. Em<strong>in</strong> bestellt e<strong>in</strong><br />

Frühstück für 5,40 Euro und vers<strong>in</strong>kt<br />

beim Essen <strong>in</strong> Gedanken. Johannes<br />

Stimme, Em<strong>in</strong>s Schweigen – das Interview<br />

kann für mich also beg<strong>in</strong>nen.<br />

Das Lokal kenne ich nur von den<br />

Vorbesitzern, damals hieß es „Pr<strong>in</strong>z<br />

Albert“. Em<strong>in</strong> hat ke<strong>in</strong>e Ahnung was<br />

es mit dem Pr<strong>in</strong>zen auf sich hat und<br />

ich erkläre ihm, dass es der Name für<br />

e<strong>in</strong> Intimpierc<strong>in</strong>g am Penis ist, worauf<br />

ihm der Bissen im Hals stecken bleibt.<br />

Schade um den Bissen! Aber Johannes<br />

ist es wichtiger auf <strong>die</strong> Qualität des<br />

Essens e<strong>in</strong>zugehen, anstatt Em<strong>in</strong> beherzt<br />

auf den Rücken zu schlagen. Im<br />

Malzcafe möchte er vor allem frische<br />

regionale Produkte anbieten, eher<br />

e<strong>in</strong>em Ökotrend nachzujagen. „Wir<br />

haben Beelitzer Spargel auf der Karte,<br />

der wirklich aus Beelitz ist. Da spielt<br />

es ke<strong>in</strong>e Rolle, ob ‚öko’ draufsteht<br />

oder nicht.“ Da sich das Malzcafe-<br />

Hotel im mittleren Preisfeld postiert,<br />

muss er sich um e<strong>in</strong> gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

kümmern. Etwas<br />

Gutes zu essen sollte auch etwas kosten.<br />

„Es soll nicht weh tun, aber denk<br />

an <strong>die</strong> Ch<strong>in</strong>apfanne für zwei fuffzig.<br />

Entweder ist da gar ke<strong>in</strong> Fleisch dr<strong>in</strong><br />

oder nur billigste Sorte. Öko ist so e<strong>in</strong><br />

Trend und ich gehe selber im Bioladen<br />

e<strong>in</strong>kaufen, aber ich denke, dass<br />

regional wichtiger ist.“<br />

»Das Geschäft läuft als<br />

Hotelier immer länger<br />

als es <strong>die</strong> Öffnungszeiten<br />

angeben.«<br />

Er ist ohneh<strong>in</strong> gerne im Umland<br />

unterwegs. Johannes und Jens s<strong>in</strong>d<br />

Fallschirmspr<strong>in</strong>ger. Jens bereits seit<br />

zehn Jahren und viel ambitionierter<br />

als er, der gerade mal se<strong>in</strong>e zwölf<br />

Pflichtsprünge im Jahr absolviert,<br />

um <strong>die</strong> nötige Sprunglizenz zu behalten.<br />

„Fallschirmspr<strong>in</strong>gen heißt,<br />

du brauchst e<strong>in</strong>en blauen Himmel<br />

und du brauchst W<strong>in</strong>dstille. Das s<strong>in</strong>d<br />

zwei wichtige Faktoren.“ Johannes<br />

schaut auf den Außenbereich, der zu<br />

dem Restaurant gehört. „Das kannst<br />

du mit der Terrasse vergleichen. Du<br />

brauchst gutes Wetter und W<strong>in</strong>dstille,<br />

da es hier ziemlich w<strong>in</strong>danfällig<br />

ist.“ Johannes schmunzelt wehmütig,<br />

denn Freizeit bedeutet für ihn Luxus.<br />

Das Geschäft läuft als Hotelier immer<br />

länger als es <strong>die</strong> Öffnungszeiten angeben.<br />

„Du bist eben immer erreichbar.<br />

Wenn irgendetwas ist, dann kl<strong>in</strong>gelt<br />

das Handy auch nachts. Wir haben<br />

so e<strong>in</strong> Familienzimmer, da waren mal<br />

fünf Engländer dr<strong>in</strong>. Mitten <strong>in</strong> der<br />

Nacht krieg ich e<strong>in</strong>en Anruf: ‚Ähhh,<br />

ich komme nicht re<strong>in</strong>!’ Als ich ankam<br />

h<strong>in</strong>g der e<strong>in</strong>e dann im Türrahmen,<br />

der andere hat gekotzt, noch e<strong>in</strong> anderer<br />

hat auf der Treppe gepennt und<br />

<strong>die</strong> anderen standen davor und haben<br />

zugeschaut.“ Johannes wirkt e<strong>in</strong><br />

wenig ratlos, „Aber dann schließt du<br />

auf, fährst nach Hause und legst dich<br />

wieder h<strong>in</strong>. Das um zwei Uhr nachts.<br />

Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Nachtmensch.“ Auch<br />

<strong>die</strong>se Geschichte sche<strong>in</strong>t Johannes<br />

höchstens etwas zu nerven, aber niemals<br />

aus der Ruhe zu br<strong>in</strong>gen. Unter<br />

welchen Umständen schlägt denn<br />

de<strong>in</strong> Puls höher, frage ich ihn. „Beim<br />

ersten Sprung der Saison. Im Flugzeug<br />

sitzt du dann da, konzentrierst<br />

dich, bekommst feuchte Hände, ke<strong>in</strong>e<br />

Angst, aber du bist total nervös. Dann<br />

spr<strong>in</strong>gst du und alles ist easy. Dann<br />

ist der Kopf frei – so frei, dass du danach<br />

Kopfschmerzen hast, weil du<br />

vollgepumpt bist mit Adrenal<strong>in</strong>.“<br />

Wer benutzt denn bei euch so <strong>die</strong><br />

strasserauf Ladebox?<br />

„Die Hotelgäste. Viele vergessen halt<br />

ihr Ladegerät. Abgesehen davon, dass<br />

wir unsere eigenen Handys dar<strong>in</strong> aufladen.<br />

Früher hatten wir mal e<strong>in</strong> paar<br />

Ladekabel, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Zimmern liegen<br />

geblieben s<strong>in</strong>d. Aber <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d dann viel<br />

zu schnell veraltet. Wir werden oft von<br />

Kunden gefragt, ob wir e<strong>in</strong>e Steckdose<br />

für ihre eigenen Geräte hätten. Dann<br />

liegen plötzlich fünf Handys im Tresenbereich.<br />

So kann ich e<strong>in</strong>fach sagen, da<br />

ist <strong>die</strong> Ladebox und fertig.“<br />

Mehr Standorte der strasserauf Ladebox<br />

& Infos auf strasserauf.de<br />

Text Miron Tenenberg<br />

Layout Joseph<strong>in</strong>e Müller<br />

rePort<br />

15


SINGSTAR<br />

FUSSBALLHITS<br />

DIe GRöSSTeN FuSSbAllhITS FüR<br />

DIe beSTe PARTy zuR WM!<br />

Die <strong>neu</strong>e Compilation Fußballhits<br />

bietet wirklich alles um <strong>die</strong> Aufmerksamkeit<br />

Aller auf dich zu ziehen.<br />

Public View<strong>in</strong>g wir kommen! Ausgestattet<br />

ist <strong>die</strong> Compilation mit Klassikern<br />

wie Sportfreunde Stillers - '54,<br />

'74, '90, 2010 oder Welthits wie Nelly<br />

Furtados - Forca. Wenn du e<strong>in</strong>e PS3<br />

oder PS2 de<strong>in</strong> Eigen nennst, kannst<br />

du pünktlich zur WM <strong>die</strong> größten<br />

nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Fußballhymnen für <strong>die</strong> WM-Party<br />

vor und nach jedem Spiel bereithalten.<br />

Also e<strong>in</strong> optimales Warm-<br />

Up für <strong>die</strong> Gesänge <strong>in</strong> der Eckkneipe.<br />

Für <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er fehlt zwar <strong>die</strong><br />

Nationalhymne der Türken, doch <strong>die</strong><br />

lässt sich Onl<strong>in</strong>e nachrüsten. Denn<br />

S<strong>in</strong>gStar gibt dir <strong>die</strong> Möglichkeit im<br />

S<strong>in</strong>gStore de<strong>in</strong>e eigene Songbibliothek<br />

zusammenstellen. Wie <strong>in</strong> der<br />

Realität gibt es e<strong>in</strong>en Multiplayer<br />

Modi, für Duelle oder Duetts.<br />

Da es wohl ke<strong>in</strong>en besseren als den<br />

Fußball Experten Re<strong>in</strong>er Calmund<br />

gibt, befragen wir ihn zum Spiel und<br />

hier s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Antworten:<br />

Herr Calmund, was macht e<strong>in</strong>en<br />

guten Fußballhit aus? Was sollte<br />

16 RePORT<br />

<strong>die</strong>ser unbed<strong>in</strong>gt haben?<br />

„E<strong>in</strong> guter Fußballsong ist e<strong>in</strong> Ohrwurm<br />

– immer! Der populärste Fußballsong<br />

ist sicherlich „You‘ll never<br />

walk alone, der aus Liverpool stammt,<br />

dort immer vor dem Anpfiff gesungen<br />

wird. „Du gehst nie alle<strong>in</strong>e“ - das ist<br />

das Treue-Bekenntnis schlechth<strong>in</strong> für<br />

Fans an den Vere<strong>in</strong>, an <strong>die</strong> Spieler.<br />

Diese Hymne ist e<strong>in</strong>fach ergreifend<br />

und zeigt, dass Fans und Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

guten und <strong>in</strong> schlechten Zeiten zusammenhalten.<br />

Der Song steht für<br />

Emotion, Identifikation und Zusammenhalt.“<br />

Herr Calmund, Fangesänge gehören<br />

ja wie das runde Leder e<strong>in</strong>fach zum<br />

Fußball dazu. Wie sieht Ihr WarmUp<br />

aus, wenn unsere Nationalmannschaft<br />

spielt?<br />

„Im Stadion und auch bei den großen<br />

Public View<strong>in</strong>g-Veranstaltungen<br />

s<strong>in</strong>ge ich mit. Zuhause gehört das<br />

S<strong>in</strong>gStar-Mikro genauso zum WarmUp<br />

wie das Grillwürstchen und e<strong>in</strong><br />

kühles Bier. Jeder will dann <strong>in</strong> das<br />

D<strong>in</strong>g re<strong>in</strong>grölen. Also nicht nur <strong>die</strong><br />

Fußballhits, auch allgeme<strong>in</strong>e Ol<strong>die</strong>s.<br />

Da brennt wirklich <strong>die</strong> Luft und da<br />

geht es rund.“<br />

Herr Calmund, warum s<strong>in</strong>gen Fußballfans<br />

eigentlich so gern? Und was<br />

br<strong>in</strong>gt es den Spielern?<br />

„Es macht auch mir, gerade bei Länderspielen,<br />

so richtig Spaß Fußball-Lieder<br />

mitzus<strong>in</strong>gen. Fans können mit ihrer<br />

gesanglichen Unterstützung zum 12.<br />

Mann werden. Jedes Spiel braucht e<strong>in</strong><br />

Stadion mit Ambiente und vor allem<br />

Atmosphäre. Im Idealfall kommt es<br />

zur Wechselwirkung, dann spr<strong>in</strong>gt der<br />

Funke über vom Rasen auf <strong>die</strong> Ränge<br />

und wieder zurück.“<br />

Vielen Dank.<br />

Auszug aus der Trackliste:<br />

Sportfreunde Stiller - '54, '74, '90, 2010<br />

Franz Beckenbauer - Gute Freunde<br />

kann niemand trennen<br />

Stefan Peters feat. Gotthilf Fischer -<br />

E<strong>in</strong> Stern, der über Deutschland steht<br />

Nelly Furtado - Forca<br />

Bruder Leichtfuß - Deutsche Nationalhymne<br />

Die Toten Hosen - Bayern<br />

EES powered by Mama Afrika - Salutation-Vuvuzela<br />

Song<br />

Revolverheld - Helden 2008<br />

s<strong>in</strong>gstargame.com


Alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Dosis macht das Gift.<br />

überprüft, ob Paracelsus mit<br />

<strong>die</strong>sem Satz Recht hatte und testet<br />

Alltägliches auf unerwartete Eigenschaften.<br />

Nennt uns Eure Hausmittel<br />

und wir sagen Euch, was sie br<strong>in</strong>gen.<br />

miron@ .de<br />

Mit e<strong>in</strong>em kräftigen Zug <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Lungen.<br />

Ja, ich <strong>in</strong>haliere und – es schießt<br />

aus mir heraus wie aus dem Eyjafjallajökull.<br />

Zumal es sich auch so anhört,<br />

als würde ich <strong>die</strong>sen Namen mit<br />

deutscher Kartoffel neben deutschem<br />

Akzent im Mund aussprechen. Trotzdem,<br />

ich nehme noch e<strong>in</strong>en Zug. Aber<br />

hallo! Im Tabak bef<strong>in</strong>det sich heute<br />

Muskat. Fe<strong>in</strong> gerieben <strong>in</strong> Muttis alter<br />

Muskatreibe und großzügig appliziert.<br />

Das Problem dabei: Das Muskatpulver<br />

ist auf dem frischen Tabak nicht zu<br />

sehen. Braun hebt sich vor braun e<strong>in</strong>fach<br />

nicht ab! Ich nehme an, dass es<br />

e<strong>in</strong>e Menge geriebener Muskat ist. Die<br />

versandete Struktur des Tabaks lässt<br />

mich das erahnen. Eyjafjalla, Alter.<br />

Und wie bei dem Inselberggletscher-<br />

Vulkan kommt <strong>die</strong> Energie von ganz<br />

tief unten. Es überkommt mich. Me<strong>in</strong><br />

Freund, mit dem ich das rauche, zieht<br />

sich aus und ich mache es ihm nach.<br />

18 sOBerdOse<br />

sOBerdOse<br />

In der rauchnuss lIegt dIe Kraft<br />

Halbnackt stehen wir <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zimmer<br />

und uns wird heiß – <strong>in</strong>nerlich<br />

heiß. Wir spüren <strong>die</strong> Energie, <strong>die</strong> ungenutzt<br />

im Raum schwebt. Wir saugen<br />

sie auf und stehen dadurch vor e<strong>in</strong>em<br />

Problem: zuviel Energie.<br />

Das Zimmer ist spärlich e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

In der Mitte e<strong>in</strong> Tisch, am Rand e<strong>in</strong>ige<br />

Wohn- und Musik-Accessoires. Wir<br />

entscheiden uns für Bewegung und<br />

beg<strong>in</strong>nen um den Tisch zu rennen.<br />

Erst joggen wir, dann wird es schneller,<br />

zuletzt spr<strong>in</strong>ten wir im Kreis. Wie Bekloppte<br />

geht es wieder und wieder um<br />

den Tisch herum. Wir jagen h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>ander<br />

her – oder vorneweg. Das Runde<br />

muss um das Eckige. Wir rennen<br />

und rennen und rennen – so schnell<br />

wir können. Er, ich, er, ich, er, ich…<br />

immer weiter. Die Be<strong>in</strong>e scheren aus,<br />

<strong>die</strong> Oberkörper neigen sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kurve.<br />

Wir verbrennen uns <strong>die</strong> Fußkanten<br />

am Teppich. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> höherer Mission<br />

um den Tisch unterwegs. Höhere<br />

Mission. Dieser Tisch. Welche Mission?<br />

Irgende<strong>in</strong>e Mission. Dieser Tisch. Es ist<br />

uns egal. Hauptsache Mission. Hauptsache<br />

Tisch. Hauptsache Rennen.<br />

Nichts hält uns auf. Der Schweiß läuft,<br />

aber niemand wird überrundet. Wir<br />

hasten wie <strong>die</strong> Besenkten. Mittlerweile<br />

machen wir das geschlagene zehn M<strong>in</strong>uten.<br />

Ke<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong> Sicht.<br />

Auf e<strong>in</strong>mal ist es doch vorbei. Der<br />

Spuk hört auf. <strong>Ganz</strong> plötzlich, nach<br />

e<strong>in</strong>er knappen Viertelstunde. Außer<br />

Atem stehen wir vore<strong>in</strong>ander, verwundert<br />

woh<strong>in</strong> uns <strong>die</strong>ser Trip geführt hat<br />

und würden gerne lachen. Aber wir<br />

schnaufen und keuchen, als wäre es<br />

der letzte Spr<strong>in</strong>t unseres Leben gewesen.<br />

Erst jetzt fällt uns auf, dass<br />

wir ziemlich nackt s<strong>in</strong>d. Was war gerade<br />

los? Wir ziehen uns schnell wieder<br />

an und dabei fällt unser Blick auf<br />

<strong>die</strong> hässliche, aufgerauchte Tüte im<br />

Aschenbecher. Das ist also der Muskat-Turn.<br />

Der Geist klebt sich an den<br />

Körper und der Körper rennt weg.<br />

Muskat rauchen empfehle ich allen,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong>nerhalb von 15 M<strong>in</strong>uten schnell<br />

zu Fuß irgendwo h<strong>in</strong>kommen müssen.<br />

E<strong>in</strong>e prima Droge für kurze Spr<strong>in</strong>ts<br />

und schonungslose Körperaction.<br />

Vergesst Espresso und Amphetam<strong>in</strong>e.<br />

Muskat kann es besser und vor allem<br />

verstrahlt es nicht im Abklang. Viva la<br />

nuez moscada!<br />

Text Miron Tenenberg


maxImum BIller<br />

Burn<br />

Die Oranienstraße liegt wie e<strong>in</strong>e<br />

Schlucht vor mir. Ich schaue sie mir an.<br />

Es ist früh, knapp sechs Uhr und das<br />

Licht noch verhalten. So auch <strong>die</strong> Menschen,<br />

<strong>die</strong> zeitig unterwegs s<strong>in</strong>d. Mir<br />

fallen <strong>die</strong> geschlossenen Läden und das<br />

umrahmende Graffiti auf. Es herrscht<br />

<strong>die</strong> Ruhe bevor es richtig los geht. Der<br />

Tag beg<strong>in</strong>nt. Ich wohne nicht mehr <strong>in</strong><br />

Mitte, sondern b<strong>in</strong> nach Kreuzberg gezogen.<br />

In <strong>die</strong>sem Moment wird mir bewusst,<br />

dass ich endlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegend<br />

b<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der ich nicht immerzu Maxim<br />

Biller treffe. Ich muss ihn endlich nicht<br />

mehr sehen, wenn ich chille, hetze, oder<br />

streite. Endlich nicht mehr, wenn ich im<br />

Park liege. Ich muss ihm endlich nicht<br />

mehr me<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>käufe präsentieren.<br />

Endlich ke<strong>in</strong>e Rauchwolken mehr <strong>in</strong>s<br />

Gesicht pusten, oder mich an ihm vorbeidrängen,<br />

damit ich noch schnell vor<br />

der Straßenbahn halsbrecherisch über<br />

<strong>die</strong> Straße kann. Endlich ist der Spuk<br />

vorbei.<br />

Ich habe mich schon persönlich, vor<br />

Fremden, als Maxim Biller vorgestellt.<br />

Als Antwort erhielt ich meistens nur<br />

verwirrte Blicke. Zu guter Letzt habe<br />

ich auch nicht mehr das Stadtmagaz<strong>in</strong><br />

abonniert, <strong>in</strong> dem er e<strong>in</strong>e Kolumne<br />

schreibt. So erspare ich mir Maxim Billers<br />

Gesicht und se<strong>in</strong>e geistigen Auswüchse<br />

auf der Toilette sehen zu müssen.<br />

Endlich nicht mehr. Erstens lese<br />

ich überhaupt nicht mehr auf der Toilette.<br />

Zweitens hat er immer nur blödes<br />

Zeugs geschrieben. Bücher von ihm besitze<br />

ich erst recht nicht. Das erste und<br />

letzte, dass mir vor e<strong>in</strong> paar Monaten <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Hand kam, fischte ich aus dem Papiermüll.<br />

Ich legte es dort auch wieder<br />

zurück. Sonst gr<strong>in</strong>st er mir noch ununterbrochen<br />

me<strong>in</strong>e <strong>neu</strong>e Wohnung voll.<br />

Das würde ich nicht aushalten.<br />

Text Miron Tenenberg<br />

rePOrt<br />

19


SCANDIVING EP<br />

VoN ESQUARE<br />

Wenn man nicht weiß, wo man im<br />

Leben steht, dann steht man halt woanders,<br />

aber man steht. Das ist das<br />

Wesentliche. FXYZ und Elle P. haben<br />

es sich – unter dem geme<strong>in</strong>samen Arbeitstitel<br />

esquare – zum Ziel gemacht,<br />

<strong>die</strong> Grenzen des Woanders aufzuspüren<br />

und <strong>in</strong> tanztauglichen, musikalischen<br />

Strukturen aufleben zu lassen.<br />

Die erste EP e<strong>in</strong>er Serie von 12“-Veröffentlichungen<br />

trägt den fetzigen<br />

Namen Scandiv<strong>in</strong>g und ist <strong>in</strong> der Tat<br />

e<strong>in</strong> Sprung <strong>in</strong>s Ungewisse und somit<br />

wie gesagt auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong>s<br />

Wesentliche, <strong>in</strong> tiefergelegte, metasonore<br />

Sphären. Die Irrfahrt lohnt sich,<br />

dachten sich wohl auch Dapayk und<br />

Uricane, <strong>die</strong> zu den Orig<strong>in</strong>altiteln jeweils<br />

fetzig-fluktuative Remixe liefern.<br />

333 Stück wird es auf V<strong>in</strong>yl geben. 5<br />

davon verlosen wir aktuell unter w<strong>in</strong>@<br />

.de. Den Rest bekommt Ihr woanders.<br />

Der Digital Release hat noch zwei<br />

grandiose Track mehr <strong>in</strong> Petto. Das ist<br />

das Wesentliche. Wow. Melden und<br />

lauschen!<br />

20 WIN<br />

WIN<br />

LoVE BoX<br />

VoN DUREX<br />

E<strong>in</strong> buntes Liebesleben f<strong>in</strong>det grundsätzlich<br />

<strong>in</strong> Begleitung statt und <strong>die</strong>se<br />

möchte man grundsätzlich Bee<strong>in</strong>drucken.<br />

Die Begleitung jedoch mit der<br />

eigenen bunten Begleitung zu bee<strong>in</strong>drucken<br />

mag jetzt schon fast zu bunt<br />

ersche<strong>in</strong>en. Das ist dann aber eher e<strong>in</strong>e<br />

Gestaltungsfrage. Mit der durex Love<br />

Box <strong>in</strong> acht verschiedenen Designs ist<br />

<strong>in</strong> jedem Fall jetzt der passende, sichere,<br />

diskrete und praktische Begleiter für<br />

e<strong>in</strong>e lange und leidenschaftliche Nacht<br />

– wie so oft <strong>in</strong> limitierter Auflage – erhältlich.<br />

Ob <strong>in</strong> der Apotheke, <strong>in</strong> Drogeriemärkten<br />

oder unter shop-durex.de,<br />

wer zuerst kommt, verhütet zuerst.<br />

Die bunt designten Boxen be<strong>in</strong>halten<br />

drei durex Emotions Kondome, können<br />

aber auch mit anderen liebevollen<br />

Wegbegleitern bestückt werden. Das<br />

ist dann wohl eher e<strong>in</strong>e Frage des Geschmacks.<br />

verlost 15 x <strong>die</strong> durex<br />

Love Box. So viel ist sicher. E<strong>in</strong>fach unter<br />

w<strong>in</strong>@ .de melden und e<strong>in</strong>taschen!<br />

APERoL SPRITZ<br />

DESIGN KIT By<br />

oSKo + DEICHMANN<br />

Am Anfang war <strong>die</strong> Orange...und am<br />

Ende der Sommer, oder wie? Die Berl<strong>in</strong>er<br />

Wetterlage zeigt sich gewohnt<br />

schwermütig. Das verlangt nach Initiative.<br />

Kommt der Sommer nicht<br />

von selbst zu mir, muss ich ihn mir<br />

halt herbeispritzen. Aperol Spritz<br />

ist hier <strong>die</strong> Devise: Aperol, Prosecco<br />

oder Weißwe<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Schuss Soda und<br />

e<strong>in</strong>e Orangenscheibe. Ab sofort s<strong>in</strong>d<br />

unter aperol.de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er limitierten<br />

Auflage <strong>die</strong> exklusiven Kits des Berl<strong>in</strong>er<br />

Designteams Osko + Deichmann<br />

erhältlich: E<strong>in</strong>e traditionell-hölzerne<br />

Orangenkiste, e<strong>in</strong>e Flasche Aperol,<br />

e<strong>in</strong>e Flasche Prosecco, zwei Orangen,<br />

e<strong>in</strong> edler Glas-Siphon und drei charakteristische<br />

Kelche – mit anderen<br />

Worten e<strong>in</strong> erfrischender Sommer für<br />

<strong>die</strong> eigenen vier Wände, oder eben für<br />

unterwegs. Achtung: Gesellschaft ist<br />

nicht im Kit mit<strong>in</strong>begriffen! Aber wo<br />

Sommer ist, s<strong>in</strong>d für gewöhnlich auch<br />

Freunde, oder? verlost unter<br />

w<strong>in</strong>@ .de drei Aperol Spritz Design<br />

Kits. Melden und e<strong>in</strong>schenken!<br />

Texte: Lev Nordstrom


Irgendwann im letzten Jahr stand er,<br />

angekündigt über e<strong>in</strong>en kurzen E-Mail<br />

Wechsel, im Büro. E<strong>in</strong>e sehr saubere<br />

Webseite, viel perfekt bearbeitete<br />

Studiofotografie, viel knall bunt.<br />

Dafydd Dil, ob es se<strong>in</strong> echter oder se<strong>in</strong><br />

Künstlername ist wissen wir bis heute<br />

nicht, ist Schotte. Bereits mit 16 Jahren<br />

stellte er wohl fest, dass Dudelsäcke<br />

und Männerröcke nicht se<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d<br />

und zog konsequent nach London – wo<br />

er auch se<strong>in</strong>em Studiumsabschluss <strong>in</strong><br />

Fotografie holte.<br />

FOCUS ARTIST<br />

DAFYDD DILL<br />

Wie jeder gute Fotograf hatte auch<br />

Dafydd se<strong>in</strong>en Mentor – Fashion und<br />

Celebrity Fotografen Christopher Sims.<br />

In 2008 waren e<strong>in</strong> paar se<strong>in</strong>er Werke<br />

<strong>in</strong> der AOP Gallery und 2009 <strong>in</strong> der<br />

Parfait Gallery (UK) zu sehen. Zu se<strong>in</strong>en<br />

größten Klienten zählen Marken<br />

wie Ray-Ban und <strong>die</strong> London Fashion<br />

Week.<br />

Seit 2006 lebt er zwischen Berl<strong>in</strong><br />

und London. Ende letzten Jahres<br />

produzierte er mit e<strong>in</strong>e<br />

Strecke mit zwei sehr begabten<br />

Nachwuchsmodellen Verena und<br />

Laura aus Hamburg (Megamodels<br />

Agency). E<strong>in</strong> Bild aus der Strecke seht<br />

ihr auf <strong>die</strong>ser Seite – <strong>in</strong> Farbe und bunt<br />

auf unserer <strong>neu</strong>en, iPad optimierten<br />

Webseite.<br />

dafydddil.com<br />

megamodelagency.com<br />

Text Ed<br />

FOCUS ARTIST<br />

21


Trotz der vielen Teilnehmer wird sich<br />

an der Damentoilette wohl eher ke<strong>in</strong>e<br />

Schlange bilden.. "droidcon" – spätestens<br />

mit dem Tweet von HansJ dürfte<br />

es nun wohl auch dem letzten Nerd<br />

wie Schuppen von den Augen fallen.<br />

In dem 500 Leute fassenden Saal des<br />

Sem<strong>in</strong>aris CampusHotel Berl<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>den<br />

sich nur 6 Frauen. Zwei davon<br />

s<strong>in</strong>d Kellner<strong>in</strong>nen. Der Reihe nach<br />

muss sich jeder Nerd im Plenum<br />

mit se<strong>in</strong>en drei "Tags" präsentieren.<br />

Während das Mikrofon durch <strong>die</strong><br />

vorderen Reihen wandert, tausche<br />

ich mit me<strong>in</strong>er Begleitung He<strong>in</strong>rich<br />

van Rixdorf orig<strong>in</strong>elle Ideen wie "Hi,<br />

my Name is Uwe and my tags are:<br />

Android, whiskey and bitches." oder<br />

"My name is Ol' Dirty Bastard and<br />

I'm an alcoholic". Als das Mikrophon<br />

allerd<strong>in</strong>gs endlich bei mir landet<br />

stottere ich mit zittriger Stimme e<strong>in</strong><br />

paar kratzige Wörter heraus. Me<strong>in</strong>e<br />

Barcamp-Entjungferung hatte ich mir<br />

eigentlich schöner vorgestellt, so ist<br />

das halt mit Entjungferungen. Möge<br />

<strong>die</strong> droidcon Berl<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nen. Auf der<br />

Toilette hole ich me<strong>in</strong> Milestone raus<br />

– es wird nicht das letzte Mal se<strong>in</strong>. Ich<br />

twittere, wieviele Smartphones wohl<br />

heute noch beim Twittern <strong>in</strong> <strong>die</strong> Toilette<br />

fallen werden.<br />

Seit anderthalb Monaten freuen He<strong>in</strong>rich<br />

und ich uns nun schon auf <strong>die</strong><br />

Droidcon. 2 Tage lang Schweißgeruch,<br />

Pizza und Apps, Apps, Apps. Da schlägt<br />

das Herz e<strong>in</strong>es jeden Hackers automatisch<br />

höher. Seit 4 Monaten s<strong>in</strong>d wir<br />

beide stolze Besitzer e<strong>in</strong>es Milestones.<br />

Auch das Update auf Android 2.1 hatten<br />

wir selbstverständlich früher als<br />

22 report<br />

droidCon Berl<strong>in</strong><br />

Coolio <strong>in</strong> nerdtopia<br />

alle anderen. Vor zwei Monaten habe<br />

ich selber angefangen mich an Android<br />

Programmierung heran zu pirschen.<br />

Ich b<strong>in</strong> also bereit, mit den E<strong>in</strong>geborenen<br />

<strong>in</strong> ihrer Sprache zu kommunizieren.<br />

Ansonsten s<strong>in</strong>d wir natürlich total<br />

cool – unsere drei wichtigsten Tags:<br />

DJ, Reporter, Gigolo. Auf dem H<strong>in</strong>weg<br />

schließen wir diverse Wetten ab, unter<br />

anderem wer <strong>die</strong> meisten Wedgies verteilt<br />

und wer <strong>die</strong> meisten Pausenbrote<br />

zockt. Beim Barcamp heile angekommen,<br />

Google Maps sei Dank, stellen<br />

wir fest, dass es fast ausschließlich<br />

Männer <strong>in</strong> der Lobby gibt, <strong>die</strong> Quote<br />

an orig<strong>in</strong>alen Nerds aber verschw<strong>in</strong>dend<br />

ger<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Was machen<br />

wir denn, wenn <strong>die</strong> jetzt auch<br />

noch cool s<strong>in</strong>d? Uns überkommt Nervosität,<br />

<strong>die</strong> wir mit e<strong>in</strong> paar hilflosen<br />

Nerd-Witzen, zu verstecken versuchen.<br />

Noch bevor PR-Dame Anja uns<br />

unsere Akkreditierungen br<strong>in</strong>gt, hat<br />

He<strong>in</strong>rich bereits Miss Droidcon Berl<strong>in</strong><br />

gesichtet. Unsere Sicherheit kommt<br />

zurück. Frauen – damit kennen wir<br />

uns aus. Per Augmented Reality werden<br />

ihr rasch Scherpe und e<strong>in</strong> Strauß<br />

Blumen überreicht. He<strong>in</strong>rich möchte<br />

ihr noch rasch den GPS-Tracker unter<br />

den Rock schieben, aber <strong>die</strong> erste Session<br />

beg<strong>in</strong>nt.<br />

Ach, ihr wisst garnicht was e<strong>in</strong> Bar-<br />

camp ist? Nix saufen hier, guckt doch<br />

e<strong>in</strong>fach mal bei Wikipedia, ihr Noobs.<br />

Oder mal für <strong>die</strong> Technogeneration<br />

zusammengefasst: Barcamps s<strong>in</strong>d<br />

sowas wie Open Airs, bloß mit mehr<br />

Computer, weniger Musik und dr<strong>in</strong>nen<br />

eben. Check your local barcamp!<br />

Die erste Session läuft erst seit 5 M<strong>in</strong>uten<br />

und me<strong>in</strong> ADHS schlägt wieder<br />

voll und ganz durch. Im Gegensatz zu<br />

den Uni-Sem<strong>in</strong>aren muss es mir aber<br />

<strong>die</strong>smal nicht unangenehm se<strong>in</strong>, dass<br />

Milestone zu zücken, um Facebook<br />

und Mails zu schreiben. Neben mir<br />

sitzt Marco, stolzer Besitzer von vier<br />

verschiedenen Android Telefonen.<br />

Die brauche er alle zum Testen, sagt<br />

er mir. Marco hat sich vor kurzem als<br />

Android Consultant selbstständig gemacht.<br />

Wir verplappern <strong>die</strong> restliche<br />

Session wie früher <strong>in</strong> der Schule, nur<br />

dass <strong>die</strong> Hauptthemen heute Eclipse<br />

und Snapshots von Android Konfigurationen<br />

s<strong>in</strong>d. Außerdem erzähle ich<br />

ihm von me<strong>in</strong>em Problem, <strong>die</strong> Orientation<br />

des SurfaceView der Systemkamera<br />

auf Portrait zu fixen. Da Nerd<strong>in</strong>g<br />

ja bekanntlich Hunger macht, stürzen<br />

wir uns anschließend auf das Buffet.<br />

Das Cater<strong>in</strong>g lässt ke<strong>in</strong>e Wünsche offen.<br />

Statt Informatikerschweiß liegt<br />

der süßliche Duft von Reichtum <strong>in</strong> der<br />

Luft. Nur <strong>die</strong> bunten Tücher an der Decke<br />

er<strong>in</strong>nern irgendwie an Psy-Trance.<br />

Den Nachmittag vertreiben wir uns<br />

mit diversen Strategiebesprechungen,<br />

wie wir denn nun Miss Droidcon Berl<strong>in</strong><br />

ansprechen sollen. Die Macht der<br />

Smartphones sche<strong>in</strong>t unsere Kräfte zu<br />

bee<strong>in</strong>flussen. S<strong>in</strong>d wir hier womöglich<br />

<strong>die</strong> Geeks und <strong>die</strong> Programmierer <strong>die</strong><br />

Coolen? Aus sicherer Entfernung müssen<br />

wir tatenlos mitansehen, wie charismatische<br />

App-Developer mit ihr lachen<br />

und scherzen, ohne dass sie uns<br />

auch nur e<strong>in</strong>en Blickes würdigt. Also


doch lieber noch e<strong>in</strong> paar Sessions<br />

besuchen, mit dabei "Soundcloud on<br />

Android", "Open Streetmap" und "Unit<br />

Test<strong>in</strong>g", für den angehenden Androiden<br />

Uwe war das droidcon Barcamp<br />

Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> voller Erfolg. Wirtschafswissenschaftler<br />

He<strong>in</strong>rich beendet das<br />

Barcamp mit der letzten Session "How<br />

can teleportation be done with the<br />

Android?" <strong>in</strong> der Hoffnung sich unter<br />

<strong>die</strong> Bluse se<strong>in</strong>er <strong>neu</strong>en Traumfrau zu<br />

teleportieren.<br />

Sche<strong>in</strong>bar hat He<strong>in</strong>rich <strong>die</strong> falschen<br />

Koord<strong>in</strong>aten e<strong>in</strong>gegeben, denn statt<br />

unter ihre Bluse beamen wir uns erst<br />

zu Rissani und dann zur Afterparty<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> C-Base. Bei der C-Base handelt<br />

es sich um e<strong>in</strong> altes Raumschiff, das<br />

restauriert und zum Hauptquartier<br />

der Berl<strong>in</strong>er Nerd-Community umfunktioniert<br />

wurde. L<strong>in</strong>ks führt e<strong>in</strong>e<br />

Leiter nach oben, e<strong>in</strong>e Wendeltreppe<br />

führt nach unten. Auf beiden Etagen<br />

wimmelt es nur so von Rechnern und<br />

Computerbüchern. Rechts geht es an<br />

zwei Getränke und e<strong>in</strong>em Super-Arcadeautomaten<br />

zur Bar. Und es riecht<br />

tatsächlich nach me<strong>in</strong>em Liebl<strong>in</strong>gsparfüm<br />

"Eau du Club", e<strong>in</strong>er Mischung<br />

aus kaltem Rausch und getrocknetem<br />

Bier. Damit kriegt mich jede Frau. Ach,<br />

Frauen, stimmt da war ja was. Die Anzahl<br />

der Frauen hat sich für <strong>die</strong> Afterparty<br />

zwar um 6 Frauen erhöht, Miss<br />

Droidcon ist aber leider nicht mehr<br />

da. Ich persönlich entwickle spontan<br />

zwei Theorien dazu: entweder sie ist<br />

noch mit e<strong>in</strong> paar puertoricanischen<br />

Busenmodels um <strong>die</strong> Häuser gezogen<br />

oder – das wäre natürlich um e<strong>in</strong>iges<br />

sexier – sie hat ihr Eclipse hochgefahren,<br />

um sofort ihre Apps nach den <strong>neu</strong><br />

gelernten Programmierparadigmen zu<br />

refaktorisieren.<br />

Verunsichert und mit Schawarma-<br />

Humus im Bauch drehen He<strong>in</strong>rich<br />

und ich unsere Runden. Nun haben<br />

wir also auch <strong>die</strong> Chance verspielt, am<br />

Grill mit den coolen Android-Typen<br />

report<br />

23


<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. He<strong>in</strong>rich<br />

versucht se<strong>in</strong> Glück, <strong>in</strong>dem er nach<br />

e<strong>in</strong>em Ladegerät für se<strong>in</strong> Milestone<br />

fragt, ich versuche es mit dem klassischenAnrempeln-und-Dr<strong>in</strong>k-E<strong>in</strong>laden<br />

Trick. Unsere üblichen Maschen<br />

ziehen <strong>in</strong> Nerdtopia nicht. Unsere anfängliche<br />

Belustigung ist <strong>in</strong>zwischen<br />

<strong>in</strong> bodenlosen Neid umgeschlagen.<br />

Ich wünsche mir, ich wäre niemals<br />

auf den abermillionen Parties gewesen<br />

und hätte me<strong>in</strong>e Zeit <strong>in</strong> State Mach<strong>in</strong>es<br />

und Quellcodes gesteckt. Nerd<br />

is the new cool. Endlich verstehe ich,<br />

dass h<strong>in</strong>ter dem Spruch mehr steckt<br />

als skand<strong>in</strong>avische Models mit Stash<br />

und Rapist-Glasses. Die ganze Zeit<br />

g<strong>in</strong>g es also tatsächlich um Computer.<br />

Um wenigstens so zu tun, als wären<br />

wir Teil <strong>die</strong>ser Community, schicken<br />

24 report<br />

wir He<strong>in</strong>richs Milestone <strong>in</strong>s Rennen<br />

für <strong>die</strong> Bl<strong>in</strong>kendroid Convention. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit vielen weiteren Droidphones<br />

aller Art soll e<strong>in</strong> Rekord für<br />

das größte zusammenhängende Display<br />

aufgestellt werden. Über e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Server, auf dem sich <strong>die</strong> Telefone<br />

nache<strong>in</strong>ander anmelden, wird<br />

<strong>die</strong> Verteilung der Geräte angeordnet.<br />

Da me<strong>in</strong> WLAN Probleme hat und ich<br />

außerdem Fotos fürs Magaz<strong>in</strong> machen<br />

muss, ist me<strong>in</strong>e Kiste raus aus dem<br />

Spiel. E<strong>in</strong>zig He<strong>in</strong>rich darf e<strong>in</strong> echter<br />

Teil <strong>die</strong>ses monumentalen Ereignisses<br />

se<strong>in</strong>. Als <strong>die</strong> eigens für <strong>die</strong> Convention<br />

erstellte Animation bereits über 30<br />

Geräte läuft, kommt uns e<strong>in</strong>e geniale<br />

Idee, wie ich doch noch teilhaben<br />

kann. Mit me<strong>in</strong>em eigenen Telefon<br />

wählen wir He<strong>in</strong>richs Nummer. Das<br />

Telefon kl<strong>in</strong>gelt. "Hey, da ruft jemand<br />

an." – "Das ist me<strong>in</strong>e Mutter!", ruft<br />

He<strong>in</strong>rich. Die Brüller s<strong>in</strong>d auf se<strong>in</strong>er<br />

Seite. Das Eis ist gebrochen. Endlich<br />

s<strong>in</strong>d wir beide Teil der Show. Wir sammeln<br />

e<strong>in</strong>ige Karten, schütteln Hände<br />

und schnacken über das customisierbare<br />

Layout von Buttons. Zum Schluß<br />

spreche ich mit Carl. Carl wohnt <strong>in</strong><br />

London und organisiert mit se<strong>in</strong>er Posse<br />

im Oktober <strong>die</strong> London Ausgabe der<br />

Droidcon, zu der He<strong>in</strong>rich und ich h<strong>in</strong>fliegen<br />

werden. Bis dah<strong>in</strong> gibt es noch<br />

viel zu tun. Wir wollen ja schließlich<br />

nächste Mal <strong>die</strong> Miss Droidcon London<br />

auch aus der Nähe begrüßen dürfen.<br />

Let's Nerd it on!<br />

droidcon.de<br />

Text Uwe Krass


:neteib riW<br />

nehcus riW<br />

:sua tkejorP<br />

ngiseD<br />

tsnuK<br />

efiargotoF<br />

kisuM<br />

rutaretiL<br />

nie rüf S C ,tlaheG ehcielg H m W A i<br />

egnal n<br />

hcid briweB .0102 bojsgatbl<br />

-íaçA r<br />

.stkejo<br />

gaT/h4 mu<br />

stlaheG nedne<br />

tkejorP sevit<br />

menie tim )<br />

hciereB nevitaerk neredna en<br />

ud tsednfi<br />

retnu ed.0102bojsgatbl


shirt Lee<br />

26 SHOOT<br />

jeans Acne<br />

belt American Apparel


MONO COLOR<br />

Styl<strong>in</strong>g • Concept • Production<br />

Photographer<br />

Hair • Make-up<br />

Photographer's Assistant<br />

Hair • Make-up Assistant<br />

Models<br />

Special thanks to<br />

body American Apparel<br />

skirt Acne<br />

belt American Apparel<br />

Haniball Saliba<br />

haniballsaliba.de<br />

Tobias Schult @ Kat<strong>in</strong>ka Krieger<br />

tobiasschult.com<br />

Jazz Mang @ Basics us<strong>in</strong>g MAC Products<br />

Felix Holke<br />

Mischka hart<br />

Tim und Kathi @ Seeds<br />

Studio 67<br />

studio-67.com<br />

SHOOT<br />

27


28 SHOOT<br />

poloshirt Ralph Lauren<br />

jeans Cos<br />

belt American Apparel<br />

jacket Alpha Industries<br />

shirt Adidas Orig<strong>in</strong>als<br />

hat Billabong<br />

dr<strong>in</strong>k SCHWARZE DOSE<br />

watch Swatch<br />

scarf V<strong>in</strong>tage<br />

pants Levi's<br />

shoes Camper


tank top Hannibal<br />

skirt Hugo<br />

shoes Adddress<br />

jewelry Sabr<strong>in</strong>a Dehoff<br />

SHOOT<br />

29


30 SHOOT<br />

dress St<strong>in</strong>e Goya


suit Tiger of Sweden<br />

shoes Henrik Vibskov<br />

SHOOT<br />

31


32 SHOOT<br />

pullover Hugo<br />

shirt Drykorn<br />

trousers Adddress Him<br />

shoes Dr. Martens<br />

belt American Apparel


dress Adddress<br />

SHOOT<br />

33


34 REPORT


MONTAG, JULI 17, 2006<br />

Letzten Mittwoch wurde ich von me<strong>in</strong>em<br />

besten Freund e<strong>in</strong>geladen, ihn<br />

und se<strong>in</strong>e wundervolle Freund<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er Modenschau zu begleiten. Es<br />

macht immer Spaß mit den Beiden,<br />

also sagte ich zu.<br />

Ich b<strong>in</strong> wahrlich ke<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d von Mode<br />

und achte auch gerne darauf was ich<br />

trage, aber würde nie behaupten Modedesign<br />

zugeneigt zu se<strong>in</strong>. Beim Wort<br />

Fashion kommt mir da schon eher<br />

was hoch. Da kann man sich ja wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

me<strong>in</strong>e Freude vorstellen,<br />

als ich mich h<strong>in</strong>term U-Bahnhof Warschauerstr.<br />

<strong>in</strong> der Schlange zum „défilé<br />

der besten Mode-Design Absolventen“<br />

wiederfand. Zumal <strong>die</strong> für den Spaß 15<br />

Tacken haben wollten, was für e<strong>in</strong> „alg<br />

2“ Empfänger ja nicht gerade geschenkt<br />

ist. Naja, Essen für morgen ist abgesagt,<br />

dachte ich mir. Man will ja ke<strong>in</strong> Spielverderber<br />

se<strong>in</strong>. Unsere<strong>in</strong>s lässt sich<br />

doch von so was nicht unterkriegen,<br />

dachte ich mir und fluchte still <strong>in</strong> mich<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, darauf bedacht, dass me<strong>in</strong>e beiden<br />

Begleiter nichts mitbekommen. Na<br />

hoffentlich gibt es da dr<strong>in</strong> wenigstens<br />

Sekt-Empfang sagte ich laut an der Kasse.<br />

Fehlanzeige.<br />

Sekt: 2!<br />

Bier: 2 K<strong>in</strong>dl, warm. Besser kann der<br />

Abend ja kaum noch werden. Dann traf<br />

ich doch tatsächlich e<strong>in</strong>e bekannte aus<br />

der Punkerszene und hörte erstaunt,<br />

dass sie <strong>in</strong>zwischen auch stu<strong>die</strong>rt. Modedesign!<br />

Vielleicht sollte ich me<strong>in</strong>en<br />

Standpunkt noch e<strong>in</strong>mal überdenken?<br />

Hat mich me<strong>in</strong>e antiautoritäre, l<strong>in</strong>ksautonome<br />

Erziehung letzten Endes zum<br />

Spießer gemacht?<br />

Da standen wir also, ich mit e<strong>in</strong>em warmen,<br />

sie mit e<strong>in</strong>em, durch Eis verwäs-<br />

sertem, K<strong>in</strong>dl und schauten uns Skiund<br />

Golfmode an.<br />

Wow! Ohne vollkommen besoffen zu<br />

se<strong>in</strong> geh ich hier nicht weg. Sonst verlier<br />

ich <strong>die</strong> Lust morgen, oder eher je wieder<br />

aufzustehen.<br />

Glücklicherweise gibt es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf<br />

jeder Party, jedem Straßenfest ja und<br />

auch sonst überall, das alt bewehrte<br />

Pfandsystem. Als K<strong>in</strong>d sicherte es mir<br />

me<strong>in</strong>e Gummitiere und Wassereis, jetzt<br />

sichert es me<strong>in</strong>en, garantierten Suff.<br />

Genau wie ich es mir gedacht hatte<br />

machte sich ke<strong>in</strong>er der Modebegeisterten<br />

<strong>die</strong> F<strong>in</strong>ger schmutzig. Freie Bahn für<br />

mich also.<br />

Nach me<strong>in</strong>em 5ten Bier, dass entspricht<br />

25 gesammelten Flaschen und Gläsern,<br />

g<strong>in</strong>gen me<strong>in</strong>e beiden lieben Freunde,<br />

denen der Abend mit mir wohl ke<strong>in</strong><br />

Spaß machte, dann. Aber egal, weiter<br />

gehts. Augen offen, Rücken krumm...<br />

Nach ca 15 Bier sammelte ich nur noch<br />

vere<strong>in</strong>zelt. Genau so, dass ich stetig<br />

e<strong>in</strong>e Flasche <strong>in</strong> der Hand hielt. Es wurde<br />

eh immer schwieriger, denn das Bestechungsgeld,<br />

welches <strong>die</strong> Barkeeper<br />

erhoben, wuchs irgendwann zu stark.<br />

Da me<strong>in</strong> Körper schon seit längerem<br />

für mich dachte und <strong>die</strong>ser auf Anti-<br />

Konflikt e<strong>in</strong>gestellt ist, wurde es Zeit für<br />

mich zu tanzen.<br />

Mit dem Schwanz voraus drehte ich<br />

auf der Tanzfläche me<strong>in</strong>e Kreise. Ich<br />

schwang me<strong>in</strong>e Hüften lechzte nach<br />

Frauenkörpern und fand sie auch. Die<br />

erste Dame fand mich auch. Sie fand<br />

mich blöd! Glücklicherweise, für sie, gab<br />

es genug Ersatz auf <strong>die</strong>ser Mode-Party.<br />

Me<strong>in</strong> Bericht gerät jetzt leider <strong>in</strong>s stocken.<br />

Was ich noch weiß, ist dass ich<br />

irgendwann an der Toilettenwand h<strong>in</strong>g,<br />

taggz machen und aggressiv auf <strong>die</strong><br />

vorbeilaufenden Mode-Designer, Modedesign-Absolventen<br />

und Modedesign-<br />

Studenten e<strong>in</strong>brüllte. Dann plötzlich:<br />

Knutschen mit e<strong>in</strong>er 30-jährigen. Man,<br />

dachte ich mir, <strong>die</strong> sieht echt kacke aus.<br />

Aber so e<strong>in</strong>en guten Kuss habe ich schon<br />

lang nicht mehr erlebt. Sie will mich<br />

mit nach Hause nehmen. Ich frage sie,<br />

ob sie genauso gut bläst wie sie küsst?<br />

Die meisten sagen ja, antwortet sie. Nur<br />

schön muss er se<strong>in</strong> und gepflegt. Me<strong>in</strong>er<br />

ist aber krumm und bei dem ganzen<br />

Bier bestimmt auch dreckig. Krumm f<strong>in</strong>det<br />

sie gut und e<strong>in</strong> Waschbecken hat sie<br />

auch, sagt sie. Scheiße! Me<strong>in</strong>e 19-jährige<br />

Freund<strong>in</strong> wartet zu hause. Die ist da<br />

irgendwie doch attraktiver. Schnell weg.<br />

Ich mache mich auf den Weg nach Zehlendorf<br />

zur Arbeit und denke mir aus,<br />

wie wohl me<strong>in</strong>e 19-jährige Freund<strong>in</strong><br />

aussehen sollte...<br />

Die 19-jährigen Mädchen aus me<strong>in</strong>em<br />

Umfeld sehen auch schon alle wie 30<br />

aus. Na ja, denke ich, vielleicht gibt es<br />

ja e<strong>in</strong>e 17-jährige Zehlendorfer<strong>in</strong> und<br />

schlafe e<strong>in</strong>, dabei denke ich an <strong>die</strong> Olsen<br />

Zwill<strong>in</strong>ge.<br />

Ich b<strong>in</strong> dann <strong>in</strong> Potsdam aufgewacht.<br />

Die nächst Bahn fährt erst <strong>in</strong> 15 M<strong>in</strong>uten.<br />

Egal. Ich setze mich vor den Bahnhof<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Sonne und frage nach 5 Euro<br />

für e<strong>in</strong> paar Kippen. Nur <strong>die</strong> Studenten<br />

mit ihrem Tabak lassen mich e<strong>in</strong>e<br />

drehen. Nun, ich glaube, ich fahr zum<br />

Schlachtensee...<br />

Text Core Amore<br />

REPORT<br />

35


36 REPORT


PROMIS & ENTWICKLUNG<br />

ACTION FOR AFRIKA<br />

Charity?<br />

Was hab ich davon?<br />

BERLIN UNd HAMBURG FüR<br />

BILdUNG UNd SAUBERES TRINKWASSER IN AFRIKA<br />

Das hat doch nichts mit mir zu tun!<br />

Ist doch nur e<strong>in</strong> Tropfen auf den heißen<br />

Ste<strong>in</strong>!<br />

Da kommt doch sowieso nichts dort<br />

an wo es h<strong>in</strong> soll!<br />

Außerdem hab doch selbst nicht<br />

genug...<br />

Afrika Rise denkt anders. Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong> von jungen, kreativen<br />

Köpfen, <strong>die</strong> Ihre Talente, Potentiale und<br />

freien Kapazitäten dafür e<strong>in</strong>setzen, so<br />

direkt wie möglich und ohne teueren<br />

Verwaltungsapparat zu helfen. Zu helfen,<br />

auf e<strong>in</strong>e Art, <strong>die</strong> alle Beteiligten<br />

auf verschiedene Art und Weise davon<br />

profitieren lässt (all-profit)!<br />

In Afrika geht es uns vor allem um das<br />

Schaffen von Perspektiven und <strong>neu</strong>e<br />

Möglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie konzentrieren<br />

wir uns dabei auf <strong>die</strong> Förderung<br />

e<strong>in</strong>er handwerklichen Berufschule im<br />

Süden von Uganda. Junge Menschen<br />

auf dem Dorf bekommen dort <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> Berufen<br />

wie Schre<strong>in</strong>er, Maurer, Schneider,<br />

oder Landwirt zu erlernen. Auf <strong>die</strong>se<br />

Weise können sie nicht nur der Landflucht<br />

und Arbeitslosigkeit entgehen,<br />

sondern auch <strong>die</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

der lokalen Bevölkerung langfristig<br />

verbessern.<br />

In Deutschland geht es vor allem dar-<br />

um, junge Menschen mit Spaß an der<br />

Sache für Entwicklungszusammenarbeit<br />

und kulturellen Austausch zu begeistern.<br />

Sei es gute Musik (live, oder<br />

auf CD), freshe Klamotten, oder e<strong>in</strong><br />

stylischer Fußball. Wir sammeln nicht<br />

e<strong>in</strong>fach nur Geld für den guten Zweck<br />

e<strong>in</strong>, sondern wollen, dass <strong>die</strong> Leute etwas<br />

für ihr Geld zurück bekommen,<br />

das alle<strong>in</strong> schon den Wert deckt, den<br />

sie <strong>in</strong>vestiert haben. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

leiten wir <strong>die</strong> gesamten Erlöse direkt<br />

<strong>in</strong> unser gezieltes und langfristig angelegtes<br />

Entwicklungsprojekt und arbeiten<br />

dabei komplett ehrenamtlich.<br />

Natürlich kann man auch e<strong>in</strong>fach nur<br />

so spenden, aber etwas dafür zurück<br />

zu bekommen macht e<strong>in</strong>fach mehr<br />

Spaß!<br />

2010 ist es der Fußball, der den Erdball<br />

bewegt und wir s<strong>in</strong>d natürlich mitten<br />

dr<strong>in</strong> statt nur dabei. Dazu haben wir<br />

uns mit dem Vere<strong>in</strong> Viva Con Agua aus<br />

Hamburg verbündet, der sich ebenfalls<br />

auf sehr <strong>in</strong>novative Art und Weise<br />

für sauberes Tr<strong>in</strong>kwasser und Brunnenbau<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Ländern<br />

der dritten Welt e<strong>in</strong>setzt. Zusammen<br />

haben wir e<strong>in</strong>en Fair Trade Fußball<br />

produziert, dessen Erlös zu gleichen<br />

Teilen <strong>in</strong> unsere beiden Projekte fließt.<br />

Diesen feierlichen Anlass werden wir<br />

natürlich gebührend zelebrieren und<br />

zwar mit e<strong>in</strong>em fetten Open Air umsonst<br />

und draußen, zum WM F<strong>in</strong>ale<br />

am 11.07.2010 im "11 FREUNDE WM<br />

Quatier" (Revaler Straße 99)! Mit dabei<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ohrbooten, Nosliw, Chefket,<br />

Clusive & Band, Cross Beatbox, Culcha<br />

Candela und Special Guests, <strong>die</strong> wir<br />

noch nicht verraten dürfen. Das solltet<br />

ihr auf ke<strong>in</strong>en Fall verpassen!<br />

Wir freuen uns auf euch und laden<br />

euch des Weiteren auf e<strong>in</strong>en Besuch auf<br />

unserer Website afrikarise.de e<strong>in</strong>! Und<br />

checkt den Spot im Berl<strong>in</strong>er Fenster.<br />

Africa rise!<br />

afrikarise.de<br />

REPORT<br />

37


38<br />

ARTIST SHOOT<br />

shirt M<strong>in</strong>imarket<br />

skirt Smeil<strong>in</strong>ener


A lIl' BRITTA lOvIn'<br />

Du hast gerade de<strong>in</strong>en ersten Release<br />

auf V<strong>in</strong>yl veröffentlicht, mit dem<br />

klanghaften Namen Hummerballett.<br />

Wie kommt man auf <strong>die</strong>sen Namen?<br />

Wir haben e<strong>in</strong>en Namen gesucht und<br />

ungefähr zur selben Zeit kam Alice im<br />

Wunderland heraus und Philip Bader,<br />

me<strong>in</strong> Produzent, war mit se<strong>in</strong>er Tochter<br />

im K<strong>in</strong>o. In dem Film gibt es so e<strong>in</strong><br />

Lied, oder e<strong>in</strong>en Tanz und wir wollten<br />

wissen, wie der heißt. Das Internet hat<br />

dann als Erstes Hummerballett ausgespuckt.<br />

Den ersten Track habe ich aber<br />

2006 auf e<strong>in</strong>er Compilation zusammen<br />

mit Matt John gemacht.<br />

In dem Jahr ist auch das Bar25 Label<br />

entstanden und du wurdest Labelchef<strong>in</strong>?<br />

Ja. Damals war das eher e<strong>in</strong> Spaß-Projekt.<br />

Matt hat den ersten Release gemacht<br />

und dann haben wir auch alle<br />

zusammen noch am Cover gebastelt.<br />

Und so kam es, dass wir das Label <strong>in</strong>s<br />

Leben gerufen haben. Ich hatte noch<br />

gar ke<strong>in</strong>e Ahnung von gar nichts. Aber<br />

ich hatte schon immer e<strong>in</strong>en guten<br />

Musikgeschmack, f<strong>in</strong>de ich.<br />

Du bist 1984 <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong> geboren. Ist<br />

der Mauerfall für dich überhaupt präsent?<br />

Ich kann mich noch daran er<strong>in</strong>nern,<br />

wie ich an der Hand me<strong>in</strong>er Mutti rübergelaufen<br />

b<strong>in</strong>. Wir s<strong>in</strong>d kurz rüber<br />

um mal zu gucken, und dann wieder<br />

zurück. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> Schöneweide aufgewachsen,<br />

Treptow da h<strong>in</strong>ten. Mit 15-16<br />

b<strong>in</strong> ich dann zu me<strong>in</strong>em Freund gezogen,<br />

nach Hennigsdorf.<br />

Die S25!<br />

Ja, genau. Mit der b<strong>in</strong> ich dann jeden<br />

Tag gefahren. Bis ich e<strong>in</strong> Jahr später<br />

pROud TRIffT BRITTA ARnOld<br />

nach Prenzlauer Berg gezogen b<strong>in</strong>.<br />

Und jetzt lebst du wirklich hier, auf<br />

dem Areal der Bar25, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnwagen?<br />

Richtig. Für mich ist das super. Ich b<strong>in</strong><br />

damals schon unter der Woche immer<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gewesen, am Wochenende<br />

aber dann oft auf dem Camp<strong>in</strong>gplatz.<br />

Ich habe eigentlich immer schon im<br />

Wohnwagen gelebt.<br />

Was wolltest du denn mal werden?<br />

Ich wollte mal Ernährungsberater<strong>in</strong><br />

werden und habe dann e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

gemacht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebensmittelabteilung.<br />

Das war grauenvoll. Danach<br />

habe ich mich aus Protest nur noch von<br />

Tütensuppe und M<strong>in</strong>utenterr<strong>in</strong>e und<br />

Gummibärchen ernährt. Als kle<strong>in</strong>es<br />

Mädchen wollte ich mal Reitlehrer<strong>in</strong><br />

werden. Ich war mal e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Wendy.<br />

Du hast vor ungefähr e<strong>in</strong>er Woche<br />

e<strong>in</strong>en Mix auf Soundcloud hochgeladen,<br />

mit e<strong>in</strong>em Intro von Pittiplatsch.<br />

Ich mache das ganz gerne, wenn ich<br />

anfange zu spielen, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geschichte<br />

als E<strong>in</strong>leitung zu haben, irgendwas<br />

ohne Beat auf jeden Fall.<br />

Letztens hast du auf dem Karneval<br />

der Kulturen gespielt. Und damals<br />

Love Parade?<br />

Ich war '98 schon das erste Mal auf der<br />

Love Parade.<br />

Aber da warst du 14? Wie denn?<br />

Ja ja. Mit 14 war ich auch schon das<br />

erste Mal im Tresor feiern. So f<strong>in</strong>g das<br />

alles an. Ich war ganz gut im Ausweisfälschen,<br />

mit <strong>die</strong>sen Steuermarken von<br />

den Zigarettenschachteln. Ich wollte<br />

halt <strong>in</strong> den Club re<strong>in</strong>.<br />

Mit 14 habe ich mir noch den ersten<br />

Sister Act Soundtrack gekauft. Gibt es<br />

Songs, von damals – also K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong><br />

Ost-Berl<strong>in</strong> – <strong>die</strong> du jetzt wieder hervorholst?<br />

Da b<strong>in</strong> ich gerade dabei mit Steffi Lotta<br />

e<strong>in</strong> Projekt aufzubauen. Wir nennen<br />

uns <strong>die</strong> Trümmertanten und verwerten<br />

ganz viele alte Klassiker, so wie Rio<br />

Reiser. Das ist mehr so e<strong>in</strong>e Art Performance.<br />

Wir haben <strong>neu</strong>lich beim Open<strong>in</strong>g<br />

gespielt und <strong>die</strong> CD-Box vor das<br />

DJ-Pult gestellt und jeder konnte sich<br />

e<strong>in</strong>e CD aussuchen und uns <strong>die</strong> geben<br />

und dann haben wir das re<strong>in</strong>gemixt.<br />

Und Mikros hatten wir auch.<br />

Erzähl mal e<strong>in</strong> wenig zum Shoot.<br />

Der Shoot hat sechs Stunden gedauert.<br />

Wir waren bei der Photograph<strong>in</strong> zuhause.<br />

Die hat ihre ganze Küche ausgeräumt.<br />

Das war ganz witzig, weil sie<br />

so e<strong>in</strong>e weiße Holzverkleidung hatte,<br />

<strong>die</strong> dann zur Kulisse wurde. Hat Spaß<br />

gemacht. Und es gab Nudelsalat.<br />

Hast du noch e<strong>in</strong>e Anekdote aus de<strong>in</strong>er<br />

K<strong>in</strong>dheit?<br />

Im Jahrbuch stand über mich, ich sei<br />

<strong>die</strong> mit den verschiedenen Frisuren. Ich<br />

b<strong>in</strong> schon <strong>in</strong> der ersten oder zweiten<br />

Klasse jeden Morgen e<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />

früher aufgestanden und habe mit immer<br />

wilde Frisuren gemacht, mit vielen<br />

Spangen, oder mal e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Palme<br />

und Zöpfe und so.<br />

Aber du bist nicht Stylist<strong>in</strong> geworden,<br />

um auch anderen tolle Frisuren zu<br />

machen. Das ist ja e<strong>in</strong> bisschen egoistisch.<br />

Was <strong>die</strong> Haare angeht, ja.<br />

Interview: Lev Nordstrom<br />

ARTIST SHOOT<br />

39


40 ARTIST SHOOT<br />

sacco Wood Wood<br />

shirt Smeil<strong>in</strong>ener


suit Tiger of Sweden<br />

body Motel<br />

ARTIST SHOOT<br />

41


42<br />

ARTIST SHOOT<br />

jacket Smeil<strong>in</strong>ener<br />

dress Motel<br />

trousers M<strong>in</strong>imarket<br />

shoes Car<strong>in</strong> Wester


jacket Whyred<br />

legg<strong>in</strong>s Monki<br />

hat Rike feuerste<strong>in</strong><br />

Styl<strong>in</strong>g • Concept • Production<br />

Photographer<br />

Hair • Make-up<br />

Haniball Saliba<br />

haniballsaliba.de<br />

Sarah Staiger<br />

sarahstaiger.de<br />

Sofie Ühla us<strong>in</strong>g MAC<br />

sofie-uehla.com<br />

ARTIST SHOOT<br />

43


shirt Vans<br />

trousers Cheap Monday<br />

tank top American Apparel<br />

MONDAY<br />

dress American Apparel<br />

shoes Keds<br />

belt V<strong>in</strong>tage<br />

44 7 DAYS<br />

trousers Jil Sander<br />

shoes John W. Shoes<br />

scarf Bio Shirt Company<br />

skirt Poti Poti<br />

body Motel<br />

shoes V<strong>in</strong>tage<br />

tuESDAY<br />

jeans Cheap Monday<br />

shirt Cos<br />

shoes Open<strong>in</strong>g Ceremony<br />

WEDNESDAY<br />

dress M<strong>in</strong>imarket<br />

legg<strong>in</strong>gs American Apparel<br />

shoes Lise L<strong>in</strong>dvig<br />

sacco Drykorn<br />

jeans Cheap Monda<br />

shoes Sperry<br />

thur<br />

bluson Puma<br />

tank top American<br />

shoes Lise L<strong>in</strong>dvig


y<br />

Apparel<br />

jacket G.Star<br />

jeans Acne<br />

shoes Vans<br />

trousers American Apparel<br />

shoes Santoni<br />

bag urban Outfitters<br />

jeans Gas<br />

shirt American Apparel<br />

shoes Paladium<br />

skirt Monki<br />

shirt American Apparel<br />

shoes Lise L<strong>in</strong>dvig<br />

jacket uniglo<br />

jeans Won hundred<br />

shoes Po<strong>in</strong>ter<br />

SDAY friDAY<br />

SAturDAY<br />

SuNDAY<br />

dress tiger of Sweden<br />

jeans jacket Levi´s<br />

shoes JoJo Jellieg<br />

Styl<strong>in</strong>g • Concept • Production<br />

Haniball Saliba • haniballsaliba.de<br />

Photographer<br />

Frank Johannes • frankjohannes.com<br />

Models<br />

robert, Liz 7 DAYS<br />

45


46 CHAT


Wer kennt ihn mittlerweile nicht: den<br />

schönsten Po der Nation. In der aktuellen<br />

AXE Dry+ Sensitive Kampagne<br />

spr<strong>in</strong>gt uns das H<strong>in</strong>terteil der jungen<br />

Dame förmlich <strong>in</strong>s Gesicht und br<strong>in</strong>gt<br />

so manchen Kerl um den Verstand.<br />

Wir wollten wissen: Wem gehört <strong>die</strong>ses<br />

perfekte Antlitz und haben <strong>die</strong><br />

Besitzer<strong>in</strong> des wunderschönen Pos<br />

zu uns e<strong>in</strong>geladen, um ihr e<strong>in</strong> paar<br />

brisante Fragen zu stellen:<br />

Hallo, erzähl uns mal e<strong>in</strong> bisschen<br />

was über Dich!<br />

Ich b<strong>in</strong> Anna. Ursprünglich komme ich<br />

aus Schweden, ziehe aber bald nach<br />

Hamburg.<br />

Seit wann bist Du Model?<br />

Ich b<strong>in</strong> schon seit e<strong>in</strong>iger Zeit dabei.<br />

Aber me<strong>in</strong> Po macht jetzt e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Karriere. Jeder kennt ihn von<br />

den AXE Dry+ Sensitive Plakaten – er<br />

ist e<strong>in</strong>fach unschlagbar.<br />

FACE HUNTING<br />

ANNA<br />

EIN INTErvIEw mIT ANNA, dEm GEsICHT AUs dEr<br />

AkTUEllEN AXE kAmpAGNE<br />

»Aber me<strong>in</strong> Po macht<br />

jetzt e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Karriere.«<br />

Gutes Thema. Wir hatten De<strong>in</strong>en Po<br />

auf e<strong>in</strong>em A3 Poster <strong>in</strong> unserer Mai-<br />

Ausgabe. Jetzt hängt er bei 20.000<br />

Berl<strong>in</strong>ern <strong>in</strong> der Wohnung oder im<br />

Sp<strong>in</strong>d. Außerdem war er so ziemlich<br />

überall <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf Plakaten zu sehen.<br />

Wurdest Du schon anhand de<strong>in</strong>es<br />

Pos erkannt?<br />

Die e<strong>in</strong>en oder anderen Jungs drehen<br />

sich schon nach mir um. Ob sie me<strong>in</strong>en<br />

Po wieder erkennen, kann ich Dir<br />

nicht sagen. Neulich ist aber e<strong>in</strong> Bauarbeiter<br />

fast vom Gerüst gefallen, als<br />

er mir h<strong>in</strong>terher geschaut hat.<br />

Stimmt. Im Onl<strong>in</strong>e-Game auf axe.de<br />

kann man dich <strong>in</strong> voller Form bewundern<br />

- verrät Dir AXE eigentlich, wie<br />

viele hunderttausend Menschen aus<br />

aller Welt <strong>die</strong> Webseite besuchen, um<br />

mit Dir zu spielen?<br />

Das würde ich auch mal gern wissen.<br />

Man kann da ja e<strong>in</strong>e Menge mit mir<br />

anstellen...<br />

Was machst Du neben dem Modeln<br />

noch so, zum Beispiel <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er Freizeit?<br />

Hast Du irgendwelche Hobbys,<br />

machst Du Sport?<br />

Klar ich habe so e<strong>in</strong>ige Hobbys. Sport<br />

auf alle Fälle, außerdem wohne ich im<br />

fünften Stock ohne Fahrstuhl. Da wird<br />

man automatisch fit.<br />

Wenn man so aussieht wie Du, was<br />

muss man sich von den Jungs so alles<br />

anhören?<br />

Eigentlich s<strong>in</strong>d sie immer sehr charmant.<br />

Der e<strong>in</strong>e oder andere Spruch<br />

kommt natürlich schon, aber dann<br />

hole ich me<strong>in</strong>e roten Kellen raus und<br />

zeige den Jungs wo' s langgeht. Denn<br />

Landeanweisungen gebe nur ich.<br />

Wie war das Shoot<strong>in</strong>g auf dem Flugzeugträger?<br />

Warst du seekrank? Wie<br />

waren <strong>die</strong> Jungs drauf?<br />

Seekrank? Ne<strong>in</strong>, ich doch nicht. Ich b<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> echtes Nordlicht und W<strong>in</strong>d und<br />

Wellengang gewöhnt. Eigentlich war<br />

es umgekehrt: Ich musste <strong>die</strong> Jungs<br />

wieder aufpäppeln. Aber mit me<strong>in</strong>er<br />

Fürsorge waren sie ganz schnell wieder<br />

auf den Be<strong>in</strong>en.<br />

axe.de<br />

CHAT<br />

47


A BOTTLE OF HELD VODKA<br />

WITH WEE FLOWERS<br />

48 BOTTLED


Im Friedrichsha<strong>in</strong> gibt es ke<strong>in</strong>e Taxis.<br />

Ich komme zu spät zum Interview<br />

und Wee Flowers muss <strong>in</strong> zwei<br />

Stunden schon wieder los, zum Auflegen<br />

im White Trash, wo sie sonst als<br />

Smith&Wesson vs. Mr. Moustache unterwegs<br />

ist. Da Miss Smith aber leider<br />

mit 39 Grad Körperhitze im Bett liegt,<br />

ist Miss Wesson am Laptop heute<br />

auf sich alle<strong>in</strong> gestellt, was e<strong>in</strong>e gute<br />

Überleitung zum Vodka ist, der an <strong>die</strong>sem<br />

Abend auch mal wieder auf sich<br />

alle<strong>in</strong> gestellt ist. Und sonst so? Auch<br />

sonst pflegt Wee Flowers e<strong>in</strong> Künstler<strong>in</strong>nendase<strong>in</strong>,<br />

als Maler<strong>in</strong>, überwiegend<br />

mit Acryl, als Texteschreiber<strong>in</strong><br />

und Bassist<strong>in</strong>, überwiegend für <strong>die</strong><br />

Band Asphalt, als Kolumnist<strong>in</strong>, überwiegend<br />

bei Dorfdisco.de und auch<br />

als Köch<strong>in</strong>, überwiegend manchmal.<br />

Da wir es <strong>in</strong> der Strychn<strong>in</strong> Galerie jedoch<br />

eher auf <strong>die</strong> Chaiselongue abgesehen<br />

haben, als auf <strong>die</strong> Küche, komme<br />

ich <strong>die</strong>smal nicht <strong>in</strong> den Genuss<br />

e<strong>in</strong>er ihrer Shepherd's Pies oder herzhaften<br />

Suppen. Damit stößt es sich<br />

eh schlecht an. Dann lieber <strong>die</strong> altbewährten<br />

Shotgläser und <strong>die</strong> eiskalte<br />

Flasche. Heldenhaft. En garde!<br />

Wie oft kannst du solche Interviews<br />

machen, ohne dass du de<strong>in</strong>e Leber ärgerst?<br />

Welche Leber?<br />

Ich habe dir schonmal e<strong>in</strong>en halben Liter<br />

Bier vorweggenommen.<br />

Wie? Heute?<br />

Eigentlich wollte ich Apfelschorle tr<strong>in</strong>ken,<br />

aber wir waren Bayrisch essen und<br />

auf e<strong>in</strong>mal stand e<strong>in</strong> Helles auf dem<br />

Tisch.<br />

Selbst schuld. Muss ich jetzt e<strong>in</strong>fach<br />

mal sagen.<br />

Wenn ich e<strong>in</strong>en französischen Akzent<br />

bekomme, dann musst du mich hier<br />

unauffällig rausschleusen.<br />

Santé! Ich dachte wir würden das Interview<br />

jetzt auf Englisch halten, aber<br />

dann habe ich gesehen, dass du Berl<strong>in</strong><br />

schon länger kennst, als ich, weil<br />

mich gibt es erst seit 1981.<br />

Ich war da auch erst zwei.<br />

Natürlich. Eigentlich warst du doch <strong>in</strong><br />

London, oder?<br />

Ja. Da b<strong>in</strong> ich immer als Teenie h<strong>in</strong>gegangen.<br />

Da hatte ich Familie von der<br />

Seite me<strong>in</strong>es Vaters. Das war e<strong>in</strong>e Großcous<strong>in</strong>e<br />

von mir. Die hatte ihre K<strong>in</strong>der<br />

schon aus dem Haus und als ich mit<br />

12-13 Jahren da ankam, war das halt so<br />

wie immer mit Großeltern. Die waren<br />

sehr kulant. Me<strong>in</strong>e Großcous<strong>in</strong>e war<br />

wie e<strong>in</strong>e Art ältere Tante für mich. Die<br />

hatte beim Abwaschen dann immer<br />

schon e<strong>in</strong>e Kippe im Hals. Und me<strong>in</strong><br />

Onkel hatte so e<strong>in</strong>e Art – man nennt<br />

das „pott<strong>in</strong>g shed“ – e<strong>in</strong>e Art Schrebergartenhäuschen,<br />

wo er We<strong>in</strong> und Bier<br />

angesetzt hat und der hat mich dann<br />

immer probieren lassen.<br />

Du hast also schon früh Erfahrungen<br />

gemacht mit Alkohol.<br />

Und, ja.<br />

Und, ja?<br />

Und Nikot<strong>in</strong>.<br />

Und wo bist Du geboren?<br />

In Nord-Deutschland. Der letzte richtige<br />

Schotte, also <strong>in</strong> Schottland geboren,<br />

war me<strong>in</strong> Urgroßvater.<br />

In London hast du dann <strong>die</strong> Punk-<br />

Bewegung kennengelernt und <strong>die</strong>se<br />

Szene miterlebt.<br />

Ich wurde eigentlich re<strong>in</strong>gestoßen.<br />

Als es so '76 losg<strong>in</strong>g, fanden <strong>die</strong> meisten<br />

kle<strong>in</strong>en Konzerte <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terräumen<br />

von Pubs statt. Ich war immer mit den<br />

Nachbarsjungs unterwegs und <strong>die</strong><br />

me<strong>in</strong>ten e<strong>in</strong>es Tages zu mir, „komm,<br />

wir hören uns jetzt Punk an“.<br />

Wie nahmen dich <strong>die</strong> Nachbarsjungs<br />

wahr? Du warst ja <strong>die</strong> Deutsche.<br />

Ich war für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Art Maskottchen.<br />

Aber für mich war das eigentlich egal.<br />

Ich war durch <strong>die</strong> Musik sowieso schon<br />

anglisiert. Die erste Punkband, <strong>die</strong> ich<br />

dann gesehen habe, das waren <strong>die</strong><br />

Splodgenessabounds. Die waren <strong>in</strong><br />

London nur ganz kurz bekannt, weil<br />

<strong>die</strong> nach jedem Gig <strong>die</strong> Hosen runtergelassen<br />

haben. Und auf den Popos stand<br />

der Name der Band.<br />

Also waren es große Popos, weil das<br />

ja e<strong>in</strong> langer Name ist.<br />

Ne<strong>in</strong>. Es waren e<strong>in</strong>fach viele Jungs.<br />

Hast du dann auch selber musiziert?<br />

Sofort. Ich habe mit Bass angefangen.<br />

Und wie kamst du zur Malerei?<br />

Das mit der Malerei lief eigentlich immer.<br />

Auch als ich kle<strong>in</strong> war, habe ich<br />

immer schon gemalt und ziemlich<br />

schnell festgestellt, dass man mit der<br />

Malerei viel Freude verbreiten kann.<br />

Irgendwann habe ich dann angefangen<br />

– ohne dass ich jetzt Andy Warhols<br />

Muster kannte – e<strong>in</strong> Bild, das den Leuten<br />

gut gefiel, das gelobt wurde, e<strong>in</strong>fach<br />

schamlos zu vervielfältigen. Ob Pudelmotive,<br />

oder irgendwelche Häuser, was<br />

K<strong>in</strong>der eben malen.<br />

Inzwischen hast du de<strong>in</strong>en Stil<br />

sche<strong>in</strong>bar gefunden, wenn man von<br />

den Pop-Portraits auf de<strong>in</strong>er Website<br />

ausgeht.<br />

Auf <strong>die</strong> Frage, warum ich das mache<br />

habe ich eigentlich nie e<strong>in</strong>e Antwort gefunden,<br />

bis mir me<strong>in</strong>e Mutter e<strong>in</strong>e Mappe<br />

mit alten K<strong>in</strong>derbildern geschickt<br />

hat. Ich habe früher an Modekatalogen<br />

geübt. Ich wusste also eigentlich schon<br />

immer, dass ich Menschen malen wollte.<br />

Ich habe mir immer überlegt, was<br />

bei Menschen dah<strong>in</strong>ter steckt. Wenn<br />

ich jemanden nicht kenne, <strong>die</strong> Person<br />

beobachte, oder mit ihr spreche, dann<br />

b<strong>in</strong> ich immer <strong>neu</strong>gierig zu wissen, was<br />

für e<strong>in</strong>e Geschichte dazu passt. Daraus<br />

hat sich eben das Interesse gebildet<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Bildern nicht nur Gesichter<br />

wiederzugeben, sondern damit auch<br />

Geschichten zu erzählen. Deshalb auch<br />

BOTTLED<br />

49


der Fokus auf <strong>die</strong> Augen. In der letzten<br />

Zeit mache ich dann auch richtige Biographien<br />

dazu. Das entwickelt sich <strong>in</strong><br />

letzter Zeit auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dramatischere<br />

Richtung. Ich habe letztens zum Beispiel<br />

<strong>die</strong> Geschichte e<strong>in</strong>er Giftmischer<strong>in</strong><br />

entwickelt.<br />

Choose your poison. Cheers!<br />

Ja genau. Sowas <strong>in</strong> der Richtung.<br />

Cheers! Hätte ich doch bloß <strong>die</strong> Apfelschorle<br />

getrunken.<br />

Siehst du dich als e<strong>in</strong>e Art Zeitzeug<strong>in</strong>?<br />

Ja. Gestern lief zum Beispiel e<strong>in</strong>e Sendung<br />

über Dennis Hopper. Der hat tolle<br />

Fotos gemacht und das war immer mit<br />

irgendwelchen Mart<strong>in</strong> Luther K<strong>in</strong>gs,<br />

oder, oder, oder. Ich war immer irgendwann<br />

zu e<strong>in</strong>er Zeit an e<strong>in</strong>em Punkt, wo<br />

ich Glück hatte da zu se<strong>in</strong>. Die musikalische<br />

Er<strong>in</strong>nerung fängt bei mir ungefähr<br />

'73 an, mit Glam Rock und David<br />

Bowie. Die '60er Jahre eigentlich auch.<br />

Me<strong>in</strong>e Punk-Phase war für mich e<strong>in</strong>e<br />

Art, mir <strong>die</strong> Ellenbogen abzustoßen.<br />

Ich habe aber auch e<strong>in</strong>e Menge Reibung<br />

verursacht, gerade <strong>in</strong> Bayern, wo<br />

ich stu<strong>die</strong>rt habe. Das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

<strong>in</strong> ganz bewusstem Maße<br />

als Provokation benutzt, um mich e<strong>in</strong>er<br />

bayrischen Übermacht gegenüber zu<br />

sehen, gegen <strong>die</strong> ich mich dann verteidigt<br />

habe. Ich habe mir da auch richtig<br />

herbe Ansagen re<strong>in</strong>ziehen müssen,<br />

so wie „I moag da Jacken“, also „komm<br />

alte, gib <strong>die</strong> Jacke her, sonst gibt es auf's<br />

Maul“.<br />

Welchen Persönlichkeiten bist du<br />

denn mal begegnet, <strong>die</strong> Idol waren,<br />

oder noch s<strong>in</strong>d?<br />

Leute <strong>die</strong> mich schon irgendwie bee<strong>in</strong>druckt<br />

haben und zu me<strong>in</strong>er Persönlichkeit<br />

etwas beigetragen haben, zu<br />

me<strong>in</strong>er Werdung, das war auf jeden<br />

Fall – da war ich ganz kle<strong>in</strong>, sechs oder<br />

so – Keith Richards. Warum, weiß ich<br />

nicht. Da war ich noch zu jung. Das war<br />

zu unbewusst. Aber nicht Mick Jagger<br />

wohlbemerkt. Es g<strong>in</strong>g um e<strong>in</strong> Konzert<br />

50 BOTTLED<br />

<strong>in</strong> Essen, dem ich durch me<strong>in</strong>en Cous<strong>in</strong>,<br />

der Tickets hatte, hätte beiwohnen<br />

können, weil er da gearbeitet hat. Als<br />

ich dann heimlich nachts im Gang<br />

stand <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Pullöverchen und<br />

me<strong>in</strong>en Jeans und mich me<strong>in</strong> Cous<strong>in</strong><br />

gerade rausschleifen wollte, hat mich<br />

me<strong>in</strong>e Mutter systematisch erwischt<br />

und me<strong>in</strong>te, „woh<strong>in</strong> willst du denn<br />

junge Dame?“ Und ich dann, „zu den<br />

Roll<strong>in</strong>g Stones?“ Und sie dann, „you're<br />

go<strong>in</strong>g nowhere“. Das war der Grundste<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es ganz verhärteten Rock 'n'<br />

Roll Dase<strong>in</strong>s.<br />

Gehst du noch auf Konzerte der Roll<strong>in</strong>g<br />

Stones?<br />

Ja. Ich b<strong>in</strong> 2003 das erste Mal gegangen,<br />

weil mich me<strong>in</strong>e Freunde e<strong>in</strong>geladen<br />

haben. Ich habe nämlich immer erzählt,<br />

„also wenn es mal dazu kommt,<br />

dass ich Keith Richards treffe, dann<br />

lasse ich mir se<strong>in</strong>e Unterschrift auf <strong>die</strong><br />

Haut geben und lasse mir das dann<br />

tätowieren“. Es kam dann soweit, dass<br />

e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> von mir tatsächlich als<br />

Tourbegleitung arbeitete und es dann<br />

unweigerlich mit den Stones zu tun<br />

bekam. Sie hat sich dann h<strong>in</strong>ter me<strong>in</strong>em<br />

Rücken heimlich überlegt, dass<br />

ich 2003 nach Stockholm fliege, dort <strong>in</strong><br />

dem Hotel absteige, wo auch <strong>die</strong> Roll<strong>in</strong>g<br />

Stones leben...<br />

Was dann auch zerstört wurde wahr-<br />

sche<strong>in</strong>lich.<br />

Ne<strong>in</strong>, gar nicht.<br />

Das war immer me<strong>in</strong>e Assoziation<br />

mit den Stones, zertrümmerte Hotelzimmer.<br />

Ach, das war e<strong>in</strong>mal. E<strong>in</strong>mal den Fernseher<br />

aus dem Fenster werfen und du<br />

kannst dich zurücklehnen. Cheers!<br />

Darauf kann man ruhig anstoßen.<br />

Cheers!<br />

Das ist doch oft so. Wenn du mit dem<br />

Motorrad <strong>in</strong> den Pool gefahren bist,<br />

dann hast du de<strong>in</strong>en Ruf und musst es<br />

nicht jeden Tag machen.<br />

Bist du jetzt letzen Endes zu so e<strong>in</strong>em<br />

Tatoo gekommen?<br />

(Zeigt das Tatoo <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kamera und<br />

lacht.)<br />

Und was hast du da am Zeigef<strong>in</strong>ger<br />

für e<strong>in</strong> Tatoo? Sieht aus wie e<strong>in</strong><br />

Schnurrbart.<br />

(Hält sich den Zeigef<strong>in</strong>ger unter <strong>die</strong><br />

Nase und schaut <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kamera.) Wenn<br />

man vor dem Mädchen-Klo steht und<br />

da ist immer voll, dann s<strong>in</strong>d wir früher<br />

immer auf das Jungs-Klo gegangen und<br />

haben gesagt, „sorry, s<strong>in</strong>d hier Männer?“<br />

Und heute kann ich sagen, (hält<br />

sich wieder den Zeigef<strong>in</strong>ger auf <strong>die</strong><br />

Oberlippe) „sorry, s<strong>in</strong>d hier etwa Mädchen?“<br />

Nochmal kurz zu de<strong>in</strong>en Gemälden.<br />

Kennst du das Label Hed Kandi?<br />

Kennst du ihr Artwork und hast du da<br />

auch gedacht, das ist irgendwie ähnlich?<br />

Ja. Ich habe mich natürlich auch orientiert.<br />

Ich b<strong>in</strong> auch nicht unbee<strong>in</strong>flusst<br />

von den '20er Jahren Art Déco zum<br />

Beispiel, oder von Peter Max <strong>in</strong> den<br />

'70ern. Das s<strong>in</strong>d so <strong>die</strong> Grundste<strong>in</strong>e. Ich<br />

mache das seit '85 und natürlich habe<br />

ich mich dann mit der ganzen Pop Art<br />

Graphik, <strong>die</strong> danach kam, überrollt gefühlt.<br />

Aber ich kann mich da nicht beschweren.<br />

Das ist nunmal das Zeichen<br />

der Zeit, <strong>neu</strong>e Trends <strong>die</strong> alte aufgreifen.<br />

Ich habe eigentlich immer auch <strong>die</strong><br />

ganze Malerei mit der Musik verknüpft<br />

gesehen, habe stundenlang vor Albencovern<br />

gehockt, sie mir angeguckt und<br />

habe da versucht irgendetwas zu entziffern,<br />

und zum Beispiel manche Platten<br />

rückwärts gehört.<br />

Welche?<br />

The Beatles natürlich. Aber da waren<br />

ke<strong>in</strong>e Messages.<br />

Zum<strong>in</strong>dest ke<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> du entdecken<br />

konntest.<br />

Nee. So drauf kann man gar nicht se<strong>in</strong>.<br />

Glaube ich.


Wie war das, als du 1981 nach West-<br />

Berl<strong>in</strong> gezogen bist?<br />

Grau. Grau und nass und kalt.<br />

Du musst erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stunde los. Da<br />

haben wir ja noch Zeit. Wir könnten<br />

ja mal kurz rausgehen e<strong>in</strong>en Döner<br />

holen, um dem Vodka entgegenzusetzen.<br />

Oder e<strong>in</strong> Fläschchen Olivenöl.<br />

Aber du wirkst noch recht fit.<br />

Ja, aber da war das halbe Bier. Ne<strong>in</strong>. Ich<br />

b<strong>in</strong> mental vorbereitet. Ich habe mich<br />

vor e<strong>in</strong> paar Wochen so weggeballert,<br />

dass es mir selber nicht mehr bewusst<br />

war. Das passiert mir eigentlich nie, da<br />

ich den Standpunkt vertrete, man sollte<br />

schon noch wissen, wo es lang geht.<br />

Elegantly wasted ist so e<strong>in</strong> Motto. Also<br />

nicht unterm Tisch, lieber oben drauf.<br />

Auf Tische! Cheers. Was wollte ich<br />

denn jetzt fragen? Sag mal, de<strong>in</strong><br />

Schönheitsfleck ist auch tätowiert,<br />

oder?<br />

Ja, das war me<strong>in</strong> erstes Tatoo. Das habe<br />

ich von Lady De W<strong>in</strong>ter von den Drei<br />

Musketieren abgeguckt. Ich fand <strong>die</strong><br />

ganz toll. Ich habe das bewundert, dass<br />

sie <strong>die</strong>se Kraft hat dazu böse zu se<strong>in</strong>,<br />

wo doch alle so gut s<strong>in</strong>d.<br />

Aber du bist nicht böse, oder?<br />

Ne<strong>in</strong>. Aber ich habe me<strong>in</strong>e Grenzen.<br />

Cheers! Was legst du heute Abend<br />

auf?<br />

Ich glaube ich werde etwas John Spencer<br />

Blues Explosion auflegen und dann<br />

noch e<strong>in</strong>ige Delikatessen aus dem Untergrund,<br />

<strong>die</strong> ke<strong>in</strong>er kennt. Zum Beispiel<br />

Sachen von Freunden aus L.A.,<br />

<strong>die</strong> ich geschickt bekommen habe, oder<br />

Musik <strong>die</strong> ich selber f<strong>in</strong>de. Alles <strong>neu</strong>.<br />

Klassiker kann ich selber. Neues, schräges<br />

Zeug f<strong>in</strong>de ich gut. Alles, was am<br />

Elektronischen vorbeischrabbert, aber<br />

<strong>in</strong> Wirklichkeit schwer Gitarre hat.<br />

Komm wir machen noch e<strong>in</strong> Foto.<br />

E<strong>in</strong> großes Verbrüderungsfoto. Müssen<br />

wir uns jetzt auch noch küssen?<br />

Sieht so aus.<br />

Okay, aber Wange.<br />

Wollen wir mal rübergehen? Dann<br />

kannst du mir de<strong>in</strong>e Kunst zeigen.<br />

Kennst du <strong>die</strong> schon?<br />

Ne<strong>in</strong>, also von de<strong>in</strong>er Website.<br />

Dann hast du jetzt ke<strong>in</strong>e Ahnung, was<br />

dich erwartet.<br />

(Drei junge Menschen kommen <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Galerie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>spaziert.)<br />

Galerist<strong>in</strong>: S<strong>in</strong>d das Eure Freunde?<br />

Ne<strong>in</strong>.<br />

Galerist<strong>in</strong>: Sorry guys, the gallery is<br />

closed. We are do<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>terview here.<br />

Junger Mann: So we destroyed the <strong>in</strong>terview?<br />

No, not really, but you are now go<strong>in</strong>g<br />

to f<strong>in</strong>ish the <strong>in</strong>terview. We're go<strong>in</strong>g to<br />

take a picture of each you, hav<strong>in</strong>g a<br />

f<strong>in</strong>al shot of this vodka.<br />

Hi, I'm Wee, Wee Flowers. I'm the artist.<br />

Cheers Wee!<br />

Wee Flowers arbeitet aktuell an der<br />

Geschichte der Salomé Otterbourne:<br />

Portraits der Hauptigur und ihrer Famile,<br />

e<strong>in</strong> ausgewachsener Familienstammbaum,<br />

e<strong>in</strong>e Mord-und-Skandal<br />

Geschichte und e<strong>in</strong>e Solo-Ausstellung<br />

im März 2011 <strong>in</strong> der Strychn<strong>in</strong> Galerie.<br />

Mehr Infos zu Wee Flowers hier:<br />

weeflowers.com<br />

sawrock.de<br />

dorfdisco.de<br />

strychn<strong>in</strong>.org<br />

heldvodka.de<br />

Interview Lev Nordstrom<br />

Photos Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

BOTTLED<br />

51


52<br />

ChAt<br />

Sixteen F**K<strong>in</strong>g<br />

M<strong>in</strong>uteS!<br />

A ChAt With Peter Kruder


E<strong>in</strong> Biergarten <strong>in</strong> Nähe der „Cast<strong>in</strong>gallee“<br />

und <strong>die</strong> ersten warmen Sonnenstrahlen.<br />

Wer konnte ahnen, dass es<br />

für lange Zeit wieder <strong>die</strong> letzten se<strong>in</strong><br />

würden? Und wer konnte ahnen, dass<br />

ich e<strong>in</strong> Interview mit Peter Kruder<br />

machen würde – e<strong>in</strong> unwegdenkbarer<br />

Teil von Kruder & Dorfmeister, Musiker,<br />

Macher, Produzent, Sammler,<br />

Labelchef, Leitwolf und Lebemensch.<br />

Und überhaupt, wer konnte ahnen,<br />

dass G-Stone Records <strong>die</strong>ses Jahr mit<br />

e<strong>in</strong>er riesigen Torten- und Doppel-CD<br />

voll Tönen-Schlacht, ihr <strong>in</strong>zwischen<br />

sechszehnjähriges Bestehen, ver<strong>die</strong>nt<br />

feiern und verkünden würden? Ich<br />

nicht. Aber das tut ja auch nichts zur<br />

Sache. Und was würde Peter sagen?<br />

Ne<strong>in</strong>. Was sagt Peter?<br />

Willst du e<strong>in</strong>e Zigarette?<br />

Ne<strong>in</strong> danke. Du kommst gerade an,<br />

aus?<br />

Aus Wien.<br />

Wo du immer noch lebst und umtriebig<br />

bist?<br />

Naja, umtriebig b<strong>in</strong> ich dort nicht so.<br />

Hast du e<strong>in</strong>e Familie?<br />

Ne<strong>in</strong>.<br />

In e<strong>in</strong>em anderen Interview hattest<br />

du nämlich viel von der Damenwelt<br />

gesprochen.<br />

Es macht e<strong>in</strong>fach mehr Spaß, wenn du<br />

spielst und da s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> paar hübsche<br />

Mädels. Die Partys s<strong>in</strong>d ja immer nur<br />

gut, wenn <strong>die</strong> Frauen da s<strong>in</strong>d. Partys,<br />

wo nur Jungs da s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d meistens<br />

langweilig. Und vor allem ist <strong>die</strong> Musik<br />

auch meistens schlecht, oder?<br />

Siehst du bei dir noch Mängel?<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr perfektionistisch. Eigentlich<br />

schon krankhaft perfektionistisch.<br />

Deswegen s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Releases auch<br />

spärlich. Ich habe tausende eigene<br />

Songs herumliegen. Aber ich release<br />

sie nicht, weil ich sie e<strong>in</strong>fach nicht gut<br />

genug f<strong>in</strong>de.<br />

Die aktuelle Sixteen F**k<strong>in</strong>g Years Of<br />

G-Stone Records ist <strong>in</strong> zwei Teile geteilt.<br />

Die erste CD mit Sixteen F**k<strong>in</strong>g<br />

Classics gemixt und <strong>die</strong> zweite CD mit<br />

Sixteen F**k<strong>in</strong>g New Tracks als ungemixte<br />

Compilation. Wie schwer war<br />

für dich <strong>die</strong> Auswahl der Classics?<br />

Ich habe das nicht kompiliert unter e<strong>in</strong>em<br />

Mix-Aspekt. Wir haben es eigentlich<br />

kompiliert unter dem Aspekt, was<br />

ist für uns jetzt noch relevant? Was<br />

kann man da mit raufnehmen, was<br />

jetzt immer noch gut kl<strong>in</strong>gt und eben<br />

nicht <strong>die</strong>sen berühmten Zeitstempel<br />

drauf hat, sonder immer noch Wirkung<br />

hat? Das ist e<strong>in</strong>fach Gefühlssache. Das<br />

schiebt man so lange herum, bis <strong>die</strong><br />

Sachen sich richtig anfühlen und der<br />

Flow von Anfang bis Ende stimmt.<br />

Der <strong>neu</strong>e Track von dir mit Dorfmeister,<br />

Aikon, ist doch immer noch ganz<br />

klar Kruder & Dorfmeister.<br />

Das ist lustig. Als wir den Track gemacht<br />

haben, hat uns der Urbs mal im<br />

Studio besucht. Und der ist re<strong>in</strong>gekommen,<br />

hat <strong>die</strong> ersten paar D<strong>in</strong>ge gehört<br />

und hat dann irgendwie gesagt, „das<br />

könnt ihr nicht abstreiten, dass das ihr<br />

wart.“<br />

Du hast 35.000 Platten zuhause stehen.<br />

Wie s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> geordnet?<br />

Alben s<strong>in</strong>d alphabetisch und nach<br />

Genres geordnet. Maxis und 12-<strong>in</strong>ches<br />

s<strong>in</strong>d nach Jahrgängen geordnet. Bei den<br />

Maxis weiß ich besser, wann ich sie gespielt<br />

habe. Maxis mit Namen? Das war<br />

schon beim DJ-<strong>in</strong>g unmöglich. Das war<br />

e<strong>in</strong>fach <strong>die</strong> Platte mit dem gelben Logo,<br />

oder <strong>die</strong> mit dem roten Cover.<br />

Wie bekannt bist du <strong>in</strong> Wien?<br />

Ich b<strong>in</strong> schon bekannt <strong>in</strong> Wien, aber<br />

Wien ist eigentlich e<strong>in</strong>e Stadt, wo <strong>die</strong><br />

Leute dich <strong>in</strong> Ruhe lassen. Es spricht<br />

dich ke<strong>in</strong>er an.<br />

Ist das etwas Österreichisches?<br />

Das ist total etwas Wienerisches. Wien<br />

ist <strong>in</strong>teressanter Weise auch e<strong>in</strong> extrem<br />

strenges Publikum. Frank Zappa hat<br />

zum Beispiel jede Tour <strong>die</strong> er gemacht<br />

hat immer <strong>in</strong> Wien angefangen. In<br />

Wien hat er gewusst, wenn das Konzert<br />

gut war, dass er e<strong>in</strong>e coole Band hat.<br />

Wien ist e<strong>in</strong> verwöhntes, e<strong>in</strong> komisches<br />

Publikum.<br />

Liegt das an der Klassik?<br />

Ja, es liegt etwas an der Klassik, aber es<br />

liegt auch daran, dass <strong>die</strong> Wiener mit<br />

Taten motiviert werden müssen, um<br />

aus sich herauszugehen. Und das ist<br />

auf alle Fälle gute Schule.<br />

In Interviews kommst du sehr gelassen<br />

rüber. Bist du e<strong>in</strong> gelassener<br />

Mensch? Ich b<strong>in</strong> zum Beispiel jemand<br />

der unterm Tisch gerne mit den Knien<br />

wackelt.<br />

Ja, das habe ich auch. Ich habe auch<br />

das nervöse, zuckende Be<strong>in</strong>. Aber ich<br />

b<strong>in</strong> eigentlich e<strong>in</strong> sehr entspannter<br />

Mensch. Ich schaue, dass ich alles um<br />

mich herum so organisiere, dass ich<br />

auch entspannt se<strong>in</strong> kann.<br />

Wen würdest du noch gerne für e<strong>in</strong>e<br />

Zusammenarbeit gew<strong>in</strong>nen?<br />

Ich würde wahns<strong>in</strong>nig gerne mit Jimmy<br />

Scott etwas machen. Aber da muss ich<br />

schnell se<strong>in</strong>, weil der ist wirklich schon<br />

sehr alt und gebrechlich. Aber <strong>die</strong> Stimme<br />

ist e<strong>in</strong>fach außerirdisch.<br />

Für das aktuelle G-Stone Sixteen<br />

F**k<strong>in</strong>g Years Cover, habt ihr e<strong>in</strong>e Kuchenschlacht<br />

<strong>in</strong>szeniert. War das de<strong>in</strong>e<br />

erste Kuchenschlacht?<br />

Ja.<br />

Hat's Spaß gemacht?<br />

Hat irrs<strong>in</strong>nig Spaß gemacht. Das empfehle<br />

ich jedem.<br />

Sixteen F**k<strong>in</strong>g Years of G-Stone Record<strong>in</strong>gs<br />

ersche<strong>in</strong>t am 04.06.<br />

g-stoned.com<br />

Interview: Lev Nordstrom<br />

ChAt<br />

53


ellen alien<br />

Dust<br />

Bpitch stil vor talent<br />

Berl<strong>in</strong>s Technofee hat sang- und klangvoll<br />

e<strong>in</strong> überragendes fünftes Album<br />

über das Parkett gestreut. Und wiedere<strong>in</strong>mal<br />

wird e<strong>in</strong>iges unklar und vieles<br />

klarer. Wenn <strong>die</strong> Dame Hand anlegt,<br />

wird es kohärent, kontrastreich und<br />

kosmo-kosmetisch klar. Und doch<br />

gleicht ke<strong>in</strong> Werk dem Vorherigen. Auch<br />

<strong>die</strong>smal hat <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>ette mit Dust e<strong>in</strong><br />

avantgardistisch, technopoppiges Fabelwesen<br />

zum Leben erweckt. E<strong>in</strong> kontemplatives<br />

Nachtschattengewächs, sowohl<br />

angenehm geerdet, als auch unheimlich<br />

freischwebend. In frohdüsterer Klangmethodik<br />

und süß-saurem Ideenreichtum,<br />

wirbelt Ellen Allien Staub auf. E<strong>in</strong><br />

Sternenstaub, der sich sanft schmetternd,<br />

von tropfste<strong>in</strong>höhlernen Trommelfeldern<br />

aus, auf unser Trommelfell<br />

legt und subtil <strong>in</strong>s Innere zieht. Staub als<br />

e<strong>in</strong>e Ode an <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong> uns umgibt, an<br />

<strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> uns ausmachen, an<br />

<strong>die</strong> Natur, <strong>die</strong> an uns haftet und an <strong>die</strong><br />

Musik, <strong>die</strong> wir s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong> wir machen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d Träumer<strong>in</strong>nen und Träumer.<br />

Wir wollen auf dem Boden der Tatsachen<br />

und Tagsachen bleiben. Wir wollen<br />

realistisch denken und nachhaltig wirken.<br />

Wir wollen mehr als Staub se<strong>in</strong>. Wir<br />

wollen mehr als Staub machen. Das ist<br />

unsere Utopie. Traumhaft.<br />

54 soUnds<br />

channel X<br />

X-Files<br />

Berl<strong>in</strong> ist Partystadt. Stil Vor Talent<br />

s<strong>in</strong>d Stadtlabel. Channel X s<strong>in</strong>d Labelschmuck<br />

und X Files ist e<strong>in</strong> Schmuckstück.<br />

Punkt. In der letzten Zeit fällt es<br />

e<strong>in</strong>em schwer <strong>die</strong> eigenen vier Wände zu<br />

verlassen und den persönlichen Werkund<br />

Klangraum zu erweitern. Ich will<br />

nicht wieder feiern gehen. Es ist Montag<br />

und Montags wird gearbeitet. Aber muss<br />

man <strong>die</strong> Arbeit immer wieder aufs Neue<br />

im Büro verrichten? Und überhaupt,<br />

muss man sich immer wieder im selben<br />

Ambiente der Feierei verpflichten?<br />

Hat man <strong>die</strong> richtigen Files <strong>in</strong> Reichweite,<br />

kann man sowohl von Zuhause aus<br />

das erwartete Soll abarbeiten, als auch<br />

wieder genüsslich dem rhythmischen<br />

Bewegungstrieb <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Facetten<br />

und Farben verfallen. Die Ausprägung<br />

dessen ist der <strong>in</strong>dividuelle Faktor X und<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall s<strong>in</strong>d es <strong>die</strong> X Files, ganz<br />

ohne Scully und Mulder, dafür voll und<br />

ganz mit Channel X. E<strong>in</strong> erschreckend<br />

solides Debütalbum, schlüssig, eloquent<br />

und aufbauend, gar belebend. Dickflüssige<br />

Basswaben, taktvolle Vokalschlaufen<br />

und spritzige Sprungstrukturen. Das<br />

atmosphärische Aufbaupaket für <strong>die</strong><br />

wankende Tanzwährung, ob Homezone<br />

oder Togo. Talent macht es e<strong>in</strong>em leichter.<br />

We Love The X.<br />

dop<br />

Watergate 06<br />

Watergate records<br />

dOP steht für dEEP, ORGANIC & from<br />

PARIS. Ja. Deep ist das allemal, aber eher<br />

tiefgreifend, als tiefziehend. Organisch?<br />

Ja. Wahrsche<strong>in</strong>lich auch noch Bio. Aus<br />

Paris? Ja. Man denkt sich: „Mist! Wieso<br />

können <strong>die</strong> nicht aus Berl<strong>in</strong> se<strong>in</strong>?“ Man<br />

denkt sich: „Wieso können <strong>die</strong> nicht<br />

uns gehören?“ Man denkt sich: „Alles<br />

ist gut.“ Und dann setzen <strong>die</strong> Bläser e<strong>in</strong>.<br />

Und dann wird es zum e<strong>in</strong>en anders,<br />

und zum anderen als man denkt. E<strong>in</strong>e<br />

Fanfare senkt sich langsam von der Decke,<br />

gleitet warmblechern auf <strong>die</strong> Tanzflächen<br />

und prallt gegen <strong>die</strong> Scheiben.<br />

Man kennt <strong>die</strong>ses Gefühl. Es ist das Gefühl<br />

der allumfassenden, festlichen Gegenwart,<br />

der wiegenden Geschichte und<br />

der schleierhaften <strong>Zukunft</strong>, verpackt<br />

<strong>in</strong> jedem musikalischen Moment. Man<br />

steht still, aber man ist unterwegs. Der<br />

Kiefer senkt sich. Die Poren öffnen sich.<br />

Der Körper spannt sich. Der Körper entspannt<br />

sich. Der Körper spannt dich. Der<br />

Körper entspannt dich. Man tanzt. Man<br />

tanzt. Man tanzt, bis sich <strong>die</strong> Fototapete<br />

vom Stuck löst. Na? Lust aufs Watergate<br />

heute Abend? Das Programm? dOP und<br />

Freunde. That's what friends are for!<br />

Merci.<br />

Text: Lev Nordstrom


lali pUna<br />

Our <strong>in</strong>ventiOns<br />

Fest <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung bleibt 2004,<br />

das Ersche<strong>in</strong>ungsjahr von „Fak<strong>in</strong>g The<br />

Books“. Vermehrt hörte man damals<br />

vom Mythos um Weilheim, als sei es<br />

das Königreich der In<strong>die</strong>szene, Burg<br />

von z.B. The Notwist, Ms. John Soda<br />

oder eben auch Lali Puna. Jung, begeistert<br />

und gierig überspielte ich deren<br />

Lieder auf diverse Mixtapes, welche<br />

sich durch das Aufnehmen gar zu<br />

<strong>in</strong>s Gedächtnis e<strong>in</strong>brannten. Denn es<br />

erforderte natürlich höchste Aufmerksamkeit,<br />

Anfang und Ende nicht allzu<br />

abgehackt kl<strong>in</strong>gen zu lassen. Und<br />

nach dem ganzen Aufwand versteht<br />

es sich fast wie von selbst, dass man<br />

bestimmte Melo<strong>die</strong>n mit ihren Texten<br />

über <strong>die</strong> Jahre nicht mehr verliert. „I'll<br />

be true aga<strong>in</strong> / but until then I fake<br />

the books". 2010 besuche ich e<strong>in</strong>es der<br />

schönsten Konzerte des Jahres und<br />

nehme „Our Inventions" voller Erwartungen<br />

mit nach Hause. Glücklicher<br />

Weise, schafft es zu überzeugen. Neu<br />

erfunden haben sich Lali Puna nicht,<br />

was allerd<strong>in</strong>gs recht angenehm ist.<br />

Denn neben <strong>die</strong>sem ganzen Hype-<br />

Gedöns liegt <strong>die</strong> Abwechslung manchmal<br />

e<strong>in</strong>fach dar<strong>in</strong>, dass sie nicht stattf<strong>in</strong>det.<br />

Nur etwas sanfter s<strong>in</strong>d sie wohl<br />

geworden. Ja.<br />

health<br />

DisCO2<br />

Morr MUsic city slang<br />

„You Will Love Each Other" schreiben<br />

sich Health <strong>die</strong>ses Jahr auf <strong>die</strong> Fahnen.<br />

E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>nersatz, denn wir wissen<br />

ja, das mit der Liebe wünscht sich irgendwie<br />

jeder. Doch man beachte, <strong>die</strong>se<br />

Worte kommen von e<strong>in</strong>er Band, <strong>die</strong><br />

zuletzt noch mit ihrem mega Splattervideo<br />

zu „We Are Water" für Wirbel<br />

sorgte. In Zeitlupe verfolgt dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

wabbeliger Glatzkopf mit Säbel e<strong>in</strong><br />

blondes Mädchen durch den Wald, um<br />

<strong>in</strong> der Umkehrung von ihr abgemetzelt<br />

zu werden. Das Blut spritzt und<br />

leise rieselt der Schnee. Nun kommt<br />

der Sommer mit dem zweiten Remix-<br />

Album von Health im Gepäck. Schon<br />

alle<strong>in</strong>e <strong>die</strong> erste S<strong>in</strong>gle „USA Boys" ist<br />

Garant für beste Laune zu jeder Tageszeit.<br />

Die CFCF-Bearbeitung von „Before<br />

Tigers" treibt das Spiel im Anschluss so<br />

gekonnt weiter, dass es schwierig wird,<br />

se<strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>sen zu verbergen. Womit e<strong>in</strong>em<br />

wohl nichts anderes übrig bleibt,<br />

als sich geme<strong>in</strong>sam zu freuen und<br />

sich <strong>in</strong> den Armen zu liegen. Health<br />

<strong>in</strong> Noise oder Disco, <strong>die</strong> funktionieren<br />

e<strong>in</strong>fach immer. Juchu, you will love<br />

each other. Ja, wir werden uns lieben!<br />

Text: Anne Behrndt<br />

christopher raU<br />

& achiM Maerz<br />

Dérive vOl. 2<br />

dérive schallplatten<br />

Fast e<strong>in</strong> Jahr nach dem ersten Dérive<br />

Release mit dem wunderbar-programmatischen<br />

Ne Travaillez Jamais,<br />

kommt nun <strong>die</strong> zweite S<strong>in</strong>gle<br />

des Situationistenlabels. Sie beg<strong>in</strong>nt<br />

locker-flockig mit e<strong>in</strong>er blubbernden<br />

Housenummer von Christopher Rau,<br />

<strong>die</strong> sofort <strong>die</strong> Be<strong>in</strong>muskulatur anregt,<br />

sich aber nach e<strong>in</strong>em schönen Builtup<br />

etwas im Nichts verliert. Viel besser<br />

macht es da der zweite Rau Track My<br />

Lesson, der das Tempo herausnimmt<br />

und e<strong>in</strong>e relaxte Acid Synth-l<strong>in</strong>e über<br />

e<strong>in</strong>en diskreten Beat legt und damit<br />

e<strong>in</strong>en herzergreifend kontemplativen<br />

Track zaubert. Das dritte Stück von<br />

Achim Maerz beschließt <strong>die</strong> EP mit e<strong>in</strong>em<br />

kräftigen Stück Dub Techno. Tolle<br />

Platte!<br />

Text: Peer Illner<br />

soUnds<br />

55


56<br />

OPEN WORD


EiN` TEquila miT ROTEN<br />

maRziPaNhERzEN<br />

Jetzt wirft sie sich ihm wieder um den<br />

Hals, dabei will sie doch e<strong>in</strong>e ernsthafte<br />

Beziehung...<br />

Wenn man als Frau Männer trifft, <strong>die</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em rummachen, obwohl sie<br />

Frauen haben, <strong>die</strong> im sechsten Monat<br />

schwanger s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong>s mit ke<strong>in</strong>er<br />

Silbe erwähnen, wenn man Männer<br />

kennen lernt, <strong>die</strong> ums Verrecken ke<strong>in</strong>e<br />

Beziehung mit e<strong>in</strong>em haben wollen,<br />

nach zwei Monaten es aber e<strong>in</strong>e andere<br />

Frau schafft, ihn doch davon zu überzeugen,<br />

man e<strong>in</strong>em Mann begegnet, der<br />

e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>ge erzählt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>em „verliebt<br />

auf den ersten Blick“ sehr nahe gehen,<br />

und der nur Monate später plötzlich an<br />

Gedächtnisschwund leidet – kann man<br />

dann nachvollziehen, dass man als<br />

Frau das Vertrauen <strong>in</strong> „gute“ Männern<br />

verloren hat? Wir wollen Männer, <strong>die</strong><br />

das tun, was sie sagen, das sagen, was<br />

sie haben und das haben, was sie versprechen.<br />

Und ich spreche ke<strong>in</strong>eswegs<br />

von materiellen D<strong>in</strong>gen. Ich rede von<br />

’wenn du ständig um mich herumwanderst,<br />

wie e<strong>in</strong> Hund auf der Suche nach<br />

Futter, dann wundere dich nicht, wenn<br />

ich irgendwann me<strong>in</strong> Fleisch auspacke,<br />

wenn du e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> hast, <strong>die</strong> unübersehbar<br />

von dir e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d erwartet<br />

und du mich nur dafür benutzen willst,<br />

noch Spaß zu haben oder du eigentlich<br />

e<strong>in</strong>e Beziehung möchtest, dich nicht <strong>in</strong><br />

mich verliebt hast, ich aber e<strong>in</strong>e gute<br />

Zwischenlösung bis zur Richtigen b<strong>in</strong>.’<br />

„Warum kannst du mir nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Augen<br />

schauen?“ Augen bedeuten Nähe.<br />

Schauen wir <strong>in</strong> <strong>die</strong> Augen des Anderen,<br />

so haben wir das Gefühl verletzlich<br />

und ausgeliefert zu se<strong>in</strong>. Wir Frauen<br />

können <strong>die</strong>se Nähe nicht immer zulassen,<br />

aus Angst wieder <strong>die</strong>se Kategorie<br />

von Mann an Land gezogen zu haben,<br />

<strong>die</strong> es im Grunde nicht ernst mit uns<br />

me<strong>in</strong>t. Wieder enttäuscht zu werden,<br />

wieder nächtelang durchwe<strong>in</strong>en und<br />

das eigentliche Projekt – man selbst –<br />

zu vernachlässigen? Ne<strong>in</strong>.<br />

Und vielleicht gibt es für all <strong>die</strong>se Idioten<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Erklärung – wir s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> bisschen selbst schuld.<br />

Wir lernen sie kennen, meist im Club,<br />

tragen unsere Partyweste, <strong>die</strong> nicht<br />

mehr wirklich weiß ist. Der größte Fe<strong>in</strong>d<br />

von uns Frauen s<strong>in</strong>d nicht <strong>die</strong> Männer,<br />

es ist der Alkohol. Und nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

der Alkohol an sich, sondern <strong>die</strong> Masse.<br />

In unserer Generation fließt er, mal<br />

mehr, mal weniger, aber er fließt. „Ich<br />

habe e<strong>in</strong> Date“, dann tr<strong>in</strong>k dir Mut an.<br />

„Die Party ist extrem langweilig“, dann<br />

tr<strong>in</strong>k dir Spaß an. Der Alkohol als Hilfsmittel<br />

für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit e<strong>in</strong>e andere<br />

Person zu se<strong>in</strong>, locker, frei und spaßig.<br />

Und nun lernen wir <strong>die</strong>se Sorte von<br />

Mann kennen, s<strong>in</strong>d lustig, zeigen so gut<br />

wie ke<strong>in</strong>e Grenzen und kennen <strong>die</strong> Regel<br />

„ke<strong>in</strong> Sex vor dem dritten Date“ nur<br />

aus schlechten Jennifer Lopez Filmen.<br />

Wie also soll der Mann <strong>in</strong> solch e<strong>in</strong>er<br />

alkoholisierten Situation herauslesen,<br />

dass man eigentlich schüchtern ist, respektiert<br />

werden möchte und e<strong>in</strong>e ernsthafte<br />

Beziehung wünscht? Die Nutte<br />

da drüben ist eigentlich Katholisch-<br />

Lehrer<strong>in</strong>. Ah, ok.<br />

Die besten männlichen Freunde,<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> jeder Situation kennen:<br />

lachend, we<strong>in</strong>end, ungeschm<strong>in</strong>kt, ar-<br />

beitend und feiernd – <strong>die</strong> verlieben<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en, weil sie jede Seite an e<strong>in</strong>em<br />

kennen, <strong>die</strong> ehrlichen und <strong>die</strong><br />

gewollten. Die Männer, <strong>die</strong> man will,<br />

kennen e<strong>in</strong>en besoffen aus dem Club,<br />

gut gekleidet, sexy und für jeden Spaß<br />

zu haben und plötzlich kommen wir<br />

an und wollen ihnen sagen „Entschuldigung,<br />

aber eigentlich b<strong>in</strong> ich ganz<br />

anders.“ Dass viele Männer trotzdem<br />

uncool s<strong>in</strong>d und wichtige D<strong>in</strong>ge verschweigen,<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong> halten wollen, um<br />

ke<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>zugehen – ke<strong>in</strong>e Frage.<br />

Doch sich als jemanden auszugeben,<br />

der man eigentlich nicht ist – wie cool<br />

soll das se<strong>in</strong>?<br />

Wir werfen unsere Prioritäten über<br />

Bord, sobald der Alkohol das Blut begrüßt,<br />

schreiben unnötige sms, <strong>die</strong> wir<br />

am nächsten Tag bereuen, gehen mit<br />

Männern nach Hause, <strong>die</strong> wir nüchtern<br />

nach fünf Dates erst küssen würden<br />

oder s<strong>in</strong>d plötzlich doch noch nicht<br />

über e<strong>in</strong>en Mann h<strong>in</strong>weg, den wir eigentlich<br />

schon <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wüste geschickt<br />

haben.<br />

Der Alkohol, um den Spaß zu fördern,<br />

aber bitte nicht mehr um das Geschlecht<br />

oder <strong>die</strong> Identität zu wechseln.<br />

Bemerkung: Wenn dir der erste<br />

Satz nach der Überschrift nicht gefällt,<br />

könnten wir auch den nehmen<br />

„Die Nutte da drüben ist eigentlich<br />

Katholisch-Lehrer<strong>in</strong>. Ah, ok."<br />

Text Elleparamour<br />

elleparamour.blogspot.com<br />

Layout V<strong>in</strong>zent Britz<br />

OPEN WORD 57


58<br />

OPEN WORD


KOPf ODER Zahl<br />

Die Pille flog, sich stetig um 360 Grad<br />

drehend, quasi schwerelos, <strong>in</strong> der<br />

Luft. Die Kamera wanderte um mich<br />

herum, sie blieb stehen. Closeup. Matrix-Effekt...<br />

Von der Seite kommt e<strong>in</strong> verrückter<br />

Shaol<strong>in</strong> Mönch mit langen schwarzen<br />

Haaren und Zöpfen an den Ohren <strong>in</strong>s<br />

Bild gerast, mit e<strong>in</strong>em sut cuter tritt er<br />

<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>ster 1000-Bilder-<strong>die</strong>-Sekunde-<br />

Slo-mo <strong>die</strong> Pille an den Zähnen vorbei<br />

Richtung Darme<strong>in</strong>gang.<br />

E<strong>in</strong>getaucht schwimmt der kle<strong>in</strong>e<br />

blaue Delf<strong>in</strong> Richtung Magengrube,<br />

um dort se<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Show vorzuführen.<br />

All <strong>die</strong> schönen Tricks, der doppelte<br />

Salto und wie e<strong>in</strong>er auf ihm<br />

reitet. Um das Becken herum stehen<br />

kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> ihn als den perversen<br />

Flipper bezeichnen, den sie<br />

als <strong>die</strong> pädophile Labertasche kennen<br />

und zum Schluss der große Stunt: Der<br />

phänomenale Sprung durch den brennenden<br />

Reifen<br />

Doch das, wofür der Delf<strong>in</strong> eigentlich<br />

ausgebildet wurde, ist den Weg zum<br />

geheimen Seroton<strong>in</strong>-Tresor zu f<strong>in</strong>den.<br />

Also nimmt der blaue Säuger Reißaus<br />

über <strong>die</strong> Blutbahn und versucht sich<br />

durch den Lüftungschacht vorzuarbeiten.<br />

Dort angekommen knackt<br />

er mit e<strong>in</strong>em angenehmen Lächeln<br />

das Schloss und das kle<strong>in</strong>e rosane<br />

Sparschwe<strong>in</strong> wird mit e<strong>in</strong>em Hammer<br />

zerschlagen und auf der Welle, <strong>die</strong> dadurch<br />

ausgelöst wird, reitet der Delf<strong>in</strong><br />

aus me<strong>in</strong>em Kopf. Ausblende.<br />

Da stehe ich nun, e<strong>in</strong>undzwanzig<br />

Jahre alt, fühle mich unbekleidet, <strong>die</strong><br />

Zeit steht e<strong>in</strong>en kurzen Moment still.<br />

Das ansteigende Rauschen des Meeres<br />

lässt mich vermuten, dass ich bald bis<br />

zum Kopf im Wasser stehe. Und der<br />

Kick setzt wieder e<strong>in</strong>. Fünfhundert<br />

oder sechshundert Menschen reagieren<br />

gleichzeitig und reflexartig auf den<br />

Beat. Herzryhtmus.<br />

E<strong>in</strong>e kurze Anekdote e<strong>in</strong>es Gastes:<br />

„So viele Menschen sagen immer,<br />

dass sie mit Techno nichts anfangen<br />

können, doch reagieren tun sie alle<br />

irgendwann. Das ist wie im Urwald,<br />

wenn afrikanische Völker anfangen,<br />

auf Hölzern rumzuhauen und sich <strong>in</strong><br />

Trance zu tanzen.“<br />

Da stehe ich nun, <strong>die</strong> Wellen durchwandern<br />

me<strong>in</strong>en Körper, alles wirkt so<br />

unsagbar attraktiv. Such dir den Punkt<br />

X. Den Schnittpunkt der Diagonalen<br />

auf dem <strong>die</strong> Anlage gerichtet ist. Wir<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em alten Rechenzentrum<br />

der Stadt. Der Saal wurde mit viel<br />

Mühe <strong>in</strong> das Innere e<strong>in</strong>es feuerspeienden<br />

Drachens verwandelt. Es brodelt,<br />

es kocht, <strong>die</strong> Körper s<strong>in</strong>d nahe an dem<br />

Punkt angelangt aufzugeben.<br />

Aus e<strong>in</strong>em Gespräch zweier Gäste:<br />

„Siehst du <strong>die</strong> da vorn, <strong>die</strong> hab ich vor<br />

drei Tagen im Ballhaus schon gesehen.“<br />

„Apropros, ich glaub, ich muss nun<br />

auch mal nach Hause, me<strong>in</strong>e Mutter<br />

kriegt sonst wieder nen Anfall, wenn<br />

ich drei Tage lang unterwegs b<strong>in</strong>.“<br />

Die Nacht hat sich ergeben und ist wie<br />

e<strong>in</strong> Aufgeschrecktes Reh geflohen. Im<br />

Dickicht der Nacht versucht es sich zu<br />

verstecken doch nun steht <strong>die</strong> Sonne<br />

soweit am Himmel das nichts mehr zu<br />

verstecken ist. Nach und nach kleckern<br />

immer mehr der weißen zurückentwickelten<br />

Wesen aus der großen<br />

grauen Box. Wie e<strong>in</strong> noch eben gefangener<br />

Schmetterl<strong>in</strong>g, der noch benommen<br />

aus se<strong>in</strong>em Gefängnis, dem Glas,<br />

befreit wird. Sie breiten Ihre Flügel aus<br />

und brauchen m<strong>in</strong>desten e<strong>in</strong>, bis zwei<br />

Stunden Tageslicht, um wieder an Farbe<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Die Idiotie, <strong>die</strong> h<strong>in</strong>ter all<br />

dem steht, ist das alle denken, sie wären<br />

achso Bunt, doch nach 36 Stunden ist<br />

selbst <strong>die</strong> neonfarbene Legg<strong>in</strong>gs mehr<br />

grau als neongrün. Die Haare s<strong>in</strong>d zerzaust,<br />

das Gesicht hat ke<strong>in</strong>e Farbe mehr.<br />

E<strong>in</strong>e oft unterschätze Reaktion ist, dass<br />

wenn man plötzlich <strong>in</strong> all das Licht gestoßen<br />

wird, man sich vorkommt wie<br />

e<strong>in</strong> überlichteter Film und mit all <strong>die</strong>ser<br />

frischen Luft kommt der Delf<strong>in</strong> den<br />

selben Weg wieder zurück, wie er zuvor<br />

gegangen war.<br />

Text Ronny Schröder<br />

Layout V<strong>in</strong>zent Britz<br />

OPEN WÖRD 59


Das Geld liegt auf der Straße. So oder<br />

so ähnlich muss ich gedacht haben,<br />

als ich vor kurzem zu e<strong>in</strong>em willfährigen<br />

Opfer des „White Van Speaker<br />

Scam“ wurde. E<strong>in</strong>e Tragikomö<strong>die</strong> <strong>in</strong><br />

drei Akten.<br />

1. Akt<br />

Hi. Me<strong>in</strong> Name ist Max Schröder und<br />

er wurde von der Redaktion geändert.<br />

Warum? Weil ich es für e<strong>in</strong>e gute Idee<br />

halte, vor 20.000 potentiellen Lesern<br />

me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuellen Hosen runter zu<br />

lassen. Manche Menschen muss man<br />

eben vor sich selbst schützen. Und ich<br />

gehöre seit <strong>neu</strong>estem dazu.<br />

Me<strong>in</strong>e Geschichte ließe sich problemlos<br />

<strong>in</strong> zwei Sätzen zusammenfassen,<br />

doch weil man sich manche D<strong>in</strong>ge<br />

wirklich auf der Zunge zergehen lassen<br />

sollte, hole ich etwas weiter aus.<br />

Alle Leute, <strong>die</strong> mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben<br />

wirklich nahe gekommen s<strong>in</strong>d, konnten<br />

mir übere<strong>in</strong>stimmend e<strong>in</strong> großes<br />

Ego attestieren. Ich h<strong>in</strong>gegen würde<br />

es weniger diplomatisch ausdrücken.<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell halte ich mich für den heißesten<br />

Scheiß unter der Sonne. Warum<br />

auch nicht?<br />

Seit ich kle<strong>in</strong> war, b<strong>in</strong> ich ke<strong>in</strong>em Wettbewerb<br />

aus dem Weg gegangen. Vor<br />

dem Abitur (E<strong>in</strong>ser-Schnitt, ich bitte<br />

Dich) habe ich mich zum Stufensprecher<br />

wählen lassen, weil ich der Me<strong>in</strong>ung<br />

war, dass ich das ganze Regieren,<br />

Delegieren und Repräsentieren besser<br />

konnte als me<strong>in</strong>e Mitschüler. Ich b<strong>in</strong><br />

jahrelang um <strong>die</strong> Welt getourt, um<br />

mir den Stempel „weitgereist“ zu ver<strong>die</strong>nen<br />

und seit ich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> b<strong>in</strong>, ver-<br />

60 streets<br />

Psychogramm<br />

e<strong>in</strong>es idioten<br />

auch demut hat ihren Preis<br />

<strong>die</strong>ne ich mehr Asche als <strong>die</strong> meisten<br />

anderen Leute <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter. Me<strong>in</strong>e<br />

Freund<strong>in</strong> ist so hübsch, dass sich jeder<br />

Kerl nach ihr umdreht, wenn wir zusammen<br />

e<strong>in</strong>e Bar betreten – e<strong>in</strong> Umstand,<br />

der mich noch mehr anmacht,<br />

weil me<strong>in</strong> Aussehen gerade mal gut<br />

geme<strong>in</strong>ter Durschnitt ist. Dabei hab<br />

ich mir immer Mühe gegeben, ke<strong>in</strong><br />

Yuppie zu werden, ehrlich. Aber heute,<br />

mit Mitte Zwanzig, könnte im Lexikon<br />

unter dem Begriff wohl auch me<strong>in</strong><br />

Foto abgedruckt se<strong>in</strong>. Und ich f<strong>in</strong>d’s<br />

geil. Ich b<strong>in</strong> jung, hip und erfolgreich.<br />

Und komplett voll mit Scheiße.<br />

2. Akt<br />

Ernst-Reuter-Platz, 10:17 Uhr. Die Vorlesung<br />

hat vor zwei M<strong>in</strong>uten angefangen,<br />

ohne mich. Ke<strong>in</strong> Grund zur Hektik.<br />

Ich schlendere <strong>die</strong> Straße runter,<br />

als h<strong>in</strong>ter mir e<strong>in</strong> weißer Lieferwagen<br />

e<strong>in</strong>biegt. Das Fenster senkt sich, ich<br />

höre den Beifahrer murmeln: „Ach<br />

komm, ich frag den jetzt e<strong>in</strong>fach.“<br />

Er w<strong>in</strong>kt mich zu sich, na gut, denke<br />

ich, sag ich denen halt den Standardspruch:<br />

Sorry, ich komm nicht aus<br />

Charlottenburg. Der Beifahrer gr<strong>in</strong>st<br />

mich an. „Willst Du 'n Paar Boxen?“,<br />

fragt er erwartungsvoll. „Na, was denn<br />

für Boxen?“, „HiFi-Boxen, Standlautsprecher“,<br />

verkündet er.<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> spontaner Mensch. Ich mag<br />

laute Musik. Ich höre mir se<strong>in</strong>e Story<br />

an. „Wir liefern gerade 24 Lautsprecher<br />

aus, aber der Chef hat vier Stück<br />

zu viel e<strong>in</strong>geladen. Die stehen nicht<br />

auf dem Liefersche<strong>in</strong> und nix. Jetzt<br />

fahren wir rum, und versuchen <strong>die</strong> los<br />

zu werden. Warte mal, wir fahren mal<br />

ran.“ Sie fahren mal ran.<br />

Die beiden Kerle machen e<strong>in</strong>en sympathischen<br />

E<strong>in</strong>druck. Bodenständig,<br />

ernsthaft, pragmatisch. Lauter<br />

gute Yuppie-Qualitäten. Der Jüngere<br />

spr<strong>in</strong>gt aus dem Fahrzeug und schiebt<br />

<strong>die</strong> Tür zum Laderaum auf. Vor mir liegen<br />

zwei Dutzend große Pakete, allesamt<br />

gefüllt mit Standlautsprechern.<br />

„Hier, schau mal“, er schneidet e<strong>in</strong>en<br />

der Kartons auf und rupft <strong>die</strong> Plastikhülle<br />

zur Seite, „Das s<strong>in</strong>d absolute<br />

Top-Modelle aus Kalifornien. Paramax<br />

LM-48. 8 Ohm Impedanz bei 90 Dezibel,<br />

mit frei schw<strong>in</strong>gendem Kevlar-<br />

Hochtöner auf Alum<strong>in</strong>ium-Nabe.“ Ich<br />

habe ke<strong>in</strong>e Ahnung wovon er spricht,<br />

aber nicke höflich. Die Lautsprecher<br />

sehen teuer aus. „Und was wollt ihr<br />

dafür haben?“, sage ich, mit Skepsis <strong>in</strong><br />

der Stimme. Die D<strong>in</strong>ge nehmen ihren<br />

Lauf. „Was kannst du uns denn geben?“<br />

ist <strong>die</strong> vorhersehbare Antwort.<br />

„Naja,“ stottere ich, „jedem von euch<br />

'n Hunni?“ Der Jüngere lächelt selbstzufrieden.<br />

Er hat se<strong>in</strong>en Part gemacht.<br />

Der Ältere der beiden setzt e<strong>in</strong>: „Pass<br />

auf, ich zeig dir mal was.“ Er holt e<strong>in</strong>e<br />

Fachzeitschrift raus und schlägt den<br />

Kle<strong>in</strong>anzeigenteil auf. „Schau mal,<br />

<strong>die</strong> Paramax LM-48 werden <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland gesucht.“ Er deutet auf<br />

e<strong>in</strong>e Anzeige, <strong>in</strong> der das exakte Modell<br />

angeboten wird, das dutzendfach auf<br />

der Ladefläche liegt: Paramax LM-48. 2<br />

Jahre alt. VB 3000 €. „Neu kosten <strong>die</strong><br />

D<strong>in</strong>ger 4000 Euro das Stück. Wir bieten<br />

dir also gerade 8000 Euro an.“ Ich<br />

sehe es schwarz auf weiß und spüre,


wie sich me<strong>in</strong>e Pupillen beim Anblick<br />

der Worte „VB 3000 €“ weiten. Hier gibt<br />

es was zu holen und heute ist me<strong>in</strong><br />

Glückstag.<br />

E<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten später sitze ich mit<br />

den Jungs im Auto, auf dem Weg zu<br />

mir nach Hause. Wir haben uns auf<br />

600 Euro gee<strong>in</strong>igt und ich mache gerade<br />

das Geschäft des Jahres. Wir unterhalten<br />

uns darüber, was ihr Chef<br />

für e<strong>in</strong> Penner ist und s<strong>in</strong>d ruck zuck<br />

<strong>in</strong> Friedrichsha<strong>in</strong>. Zehn M<strong>in</strong>uten später<br />

liegen zwei riesige Kartons <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Wohnzimmer und ich drücke den<br />

beiden Kerlen zwölf knusprige Fuffis<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand. Ich wünsche ihnen alles<br />

Gute und gehe zurück <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Wohnung,<br />

um mal zu googlen, was für<br />

Sahneboxen ich mir da <strong>in</strong>s Haus geholt<br />

habe. Das Gefühl der Selbstzufriedenheit<br />

dauert exakt so lange, wie e<strong>in</strong><br />

MacBook braucht, um hochzufahren.<br />

Schon der erste Suche<strong>in</strong>trag macht<br />

mir klar: Ich b<strong>in</strong> nicht Gustav Gans.<br />

Ich b<strong>in</strong> Gerd Geldhai.<br />

3. Akt<br />

Die Paramax LM-48 s<strong>in</strong>d vielleicht<br />

200 Euro wert. Und sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e HiFi<br />

Studioboxen aus e<strong>in</strong>er kalifornischen<br />

Luxus-Manufaktur, sondern das Kernstück<br />

des „White Van Speaker Scams“:<br />

E<strong>in</strong>er Betrugsmasche, <strong>die</strong> seit Jahrzehnten<br />

mit wechselnden Produkten<br />

und wechselnden Marken rund um<br />

den Globus selbstverliebte Vollidioten<br />

wie mich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Falle lockt. Das Pr<strong>in</strong>zip<br />

ist immer dasselbe: Die H<strong>in</strong>termänner<br />

gründen e<strong>in</strong>e Firma und importieren<br />

billigen aber gut aussehenden Elektro-<br />

Schrott aus Ch<strong>in</strong>a. Dann schicken sie<br />

Vertriebsteams los, <strong>die</strong> <strong>in</strong> gemieteten<br />

Lieferwagen durch <strong>die</strong> Stadt fahren,<br />

bis e<strong>in</strong> Passant anbeißt. Die Kle<strong>in</strong>anzeige<br />

als schlagendes Verkaufsargument<br />

ist f<strong>in</strong>giert. Sollten sie mal von<br />

der Polizei angehalten werden, haben<br />

sie e<strong>in</strong>en Gewerbesche<strong>in</strong> dabei – und<br />

betreiben deshalb juristisch gesehen<br />

ganz legalen Straßenverkauf.<br />

Nun habe auch ich mich <strong>in</strong> <strong>die</strong> lange<br />

Reihe an strunz dummen Opfern e<strong>in</strong>gereiht<br />

und b<strong>in</strong> um 600 Euro ärmer.<br />

Was mich stört, ist nicht das Geld. Klar<br />

ist es e<strong>in</strong> Haufen Knete, aber letzten<br />

Endes werde ich das Geld früher oder<br />

später wieder re<strong>in</strong>holen. Was mich<br />

stört, ist darauf re<strong>in</strong>gefallen zu se<strong>in</strong>.<br />

Ausgerechnet ich. Von allen Leuten<br />

ich. Ich habe Market<strong>in</strong>g stu<strong>die</strong>rt. Ich<br />

habe jedes Buch zu der Materie gelesen,<br />

ich weiß, was <strong>neu</strong>rol<strong>in</strong>guistische<br />

Programmierung ist und kenne <strong>die</strong><br />

Mystery Methode. Ich könnte alles<br />

über Zielgruppen oder Positionierungen,<br />

über Wertschöpfungsketten oder<br />

Konversionsraten runterbeten. Ich<br />

b<strong>in</strong> halb Gordon Gekko, halb Octave<br />

Parango, und ich habe mich abziehen<br />

lassen wie e<strong>in</strong>e Oma auf Kaffeefahrt.<br />

Nun könnte man sagen, ich war zur<br />

falschen Zeit am falschen Ort. Wäre<br />

ich <strong>in</strong> der U-Bahn zusammengeschlagen<br />

worden, würde ich nun wohl auch<br />

ke<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nkrise erleben. Aber wenn<br />

man selbst der Me<strong>in</strong>ung ist, e<strong>in</strong>en<br />

schwarzen Gürtel <strong>in</strong> Kommunikation<br />

zu haben, stellt man sich <strong>die</strong> existenziellste<br />

aller Fragen: Warum?<br />

Die Antwort liefert auch hier wieder<br />

<strong>die</strong> Kommunikationswissenschaft,<br />

oder besser gesagt, ihr Fundament,<br />

<strong>die</strong> Neuropsychologie. Es gibt drei sogenannte<br />

Motiv- und Emotionssys-<br />

teme, <strong>die</strong> das menschliche Verhalten<br />

bestimmen: Die Bedürfnisse nach<br />

Balance, Stimulanz und Dom<strong>in</strong>anz.<br />

Jeder Mensch hat unterschiedliche<br />

Ausprägungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>die</strong>ses Dreiecks,<br />

aber je stärker man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung<br />

ausschlägt, desto empfänglicher<br />

ist man für Angebote, <strong>die</strong> eben jenes<br />

Bedürfnis be<strong>die</strong>nen. In me<strong>in</strong>em Falle<br />

regiert der Dom<strong>in</strong>anz-Gedanke. Und<br />

Dom<strong>in</strong>anz ist <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />

immer öfter synonym mit Geld. Der<br />

Erfolg <strong>die</strong>ser beiden Typen mit ihrem<br />

Lieferwagen basiert also nicht auf<br />

dem Pech oder der Dummheit anderer<br />

Leute, sondern auf ihrer Verblendung,<br />

auf ihrer Verbissenheit. Diese kurze<br />

Geschichte ist damit ke<strong>in</strong>e Warnung<br />

vor weißen Lieferwagen, sondern e<strong>in</strong>e<br />

vor übersteigertem Verlangen. Nicht<br />

nur Liebe macht bl<strong>in</strong>d. Die Lektion ist<br />

übertragbar. Auch das Bedürfnis nach<br />

Geld, Macht oder Sex, nach Geborgenheit,<br />

Abenteuer oder Sicherheit kann<br />

e<strong>in</strong> erstklassiges Narkotikum se<strong>in</strong> und<br />

e<strong>in</strong>en messerscharfen Verstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

butterweichen Keks verwandeln.<br />

Die Grenzen s<strong>in</strong>d fließend. Und Demut<br />

hat ihren Preis.<br />

Text Maximilian Schröder<br />

Photo Richard Kirschste<strong>in</strong><br />

streets<br />

61


62 LAST LOOK<br />

meTAmOrPhOSe<br />

Concept • Production<br />

Photographer<br />

Hair • Make-up<br />

Photographer's Assistant<br />

Styl<strong>in</strong>g<br />

Postproduction<br />

Model<br />

V<strong>in</strong>zent Britz, Pola Kardum<br />

v<strong>in</strong>zentbritz.de, pola-kardum.de<br />

Philipp Bögle<br />

philippboegle.com<br />

Verena L<strong>in</strong>dauer<br />

verenal<strong>in</strong>dauer.de<br />

Johanna Kunig<br />

Pola Kardum<br />

pola-kardum.de<br />

V<strong>in</strong>zent Britz<br />

v<strong>in</strong>zentbritz.de<br />

Sel<strong>in</strong>a<br />

izaio.de


LAST LOOK<br />

63


64 LAST LOOK


LAST LOOK<br />

65


66 LAST WORD<br />

ozialbau ist der <strong>neu</strong>e Altbau, Billig wird das <strong>neu</strong>e V<strong>in</strong>tage, Bur-<br />

lesque löst den Pooldance ab. Yoga ist nicht <strong>die</strong> Lösung für<br />

alles. Bio alle<strong>in</strong>e macht nicht dünn. Jungs müssen sich mehr<br />

mit Ernährung beschäftigen. Kann me<strong>in</strong>e Biomilch bitte wieder<br />

frische Vollmilch werden und nicht "länger haltbar"? Ich<br />

f<strong>in</strong>de, man darf Sellerie auf Buffets nicht als Phallussymbol<br />

gebrauchen.<br />

Der Flughafen Tempelhof ist vielleicht das Schönste, was Neukölln zu bieten hat oder<br />

auch um drei Uhr nachts völlig breit auf den Rummel der Hasenheidner Maitage<br />

runterblicken und denken es sieht aus wie e<strong>in</strong> Hobbitdorf und sowieso drei Nächte<br />

Champagneria <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dl Brauerei, wo wir Speeddat<strong>in</strong>g <strong>neu</strong> def<strong>in</strong>ieren und<br />

alle Teil der Berl<strong>in</strong>er Arroganz s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> nichts anderes geleistet hat, als sicher hier<br />

gebären zu lassen.<br />

Überall laufen nur Heimk<strong>in</strong>der mit BWL-Denke rum und ich sage immer: ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Mischung aus Kirschkaugummi und Coco Mademoiselle und du bist mehr Typ Lebensart<br />

Mode Essen Tr<strong>in</strong>ken Partnerschaft und dann schenkst du mir e<strong>in</strong>e USB Compilation<br />

und ich muss mich fragen, welcher der 500 Songs hat dich an mich er<strong>in</strong>nert?<br />

Zeig mir se<strong>in</strong> facebook-Profil und ich sage dir wie cool er ist, raunt mir Laura mit grabestiefer<br />

Stimme am nächsten Morgen zu und wir sitzen bei Frustobst im Bateau und<br />

ich weiß wir müssen aufhören Diskrim<strong>in</strong>atoren zu se<strong>in</strong>, sonst brauchen wir wieder<br />

zum Ausgleich zu viele Karma-Clean<strong>in</strong>g-Dates. Bist Du mehr der Typ Geliebte oder<br />

<strong>die</strong> Frau, <strong>die</strong> man heiratet? Pfeifen <strong>die</strong> Spasten von den Dächern. Wie kann es se<strong>in</strong>,<br />

dass nur der E<strong>in</strong>e den Anderen liebt und dass es nicht immer auf Gegenseitigkeit beruht?<br />

Wie kann man sich schon e<strong>in</strong> Jahr kennen und sich erst jetzt lieben? Bedeutet<br />

es heute wirklich so viel, wenn man nach 2 Wochen noch ke<strong>in</strong>en Sex hatte?<br />

Die Nanny hat me<strong>in</strong> Männerbild geprägt. Ist Männermangel eigentlich e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>problem?<br />

Die Krise ist da, <strong>die</strong> Krise ist echt. Fragen kann man ja mal, Bionade nicht.<br />

Lieber Gott, lass mich <strong>die</strong>ses Jahr jemanden lieben, ich werde auch immer Kondome<br />

benutzen. Wir dachten, ihr H&Muschis seht im Bik<strong>in</strong>i geiler aus und ja, wir Berl<strong>in</strong>er<br />

Mädchen schlafen mit B-Promis nur um unseren Freund<strong>in</strong>nen davon zu erzählen.<br />

Ich sage immer: Hegemann lesen, bevor über Hegemann reden und alle klauen mit<br />

moralischer Überlegenheit Bio-Lachs bei Kaufland. E<strong>in</strong>facher ist es, Probleme sofort<br />

zu klären. Wo ist denn nun <strong>die</strong> scheiß Aschewolke? Lasst uns zum Nokia 3210 zurückkehren<br />

und wieder prepaid werden, bemerke den Flow und welcher Kiez bist Du<br />

so? Die Fragen s<strong>in</strong>d: B<strong>in</strong> ich bereit für e<strong>in</strong>en Burberry-Mantel und wer freut sich nicht<br />

über e<strong>in</strong>e Maus, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Gleise läuft?<br />

Im Herzen s<strong>in</strong>d wir doch alle bi.<br />

Sophie Senoner


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