03.05.2015 Aufrufe

ZT | Sonderausgabe 2015

Werde Gärtner deines Lebens - Berufliche und private Erfolgsstrategien

Werde Gärtner deines Lebens - Berufliche und private Erfolgsstrategien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LERNKONGRESS <strong>2015</strong><br />

SONDERAUSGABE<br />

www.zukunftraining.de<br />

DE<br />

14,95 EUR<br />

AT<br />

14,95 EUR<br />

CH<br />

17,95 CHF<br />

Z U K U N F T - T R A I N I N G<br />

DAS MAGAZIN FÜR AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

WERDE GÄRTNER<br />

DEINES LEBENS<br />

BERUFLICHE UND PRIVATE ERFOLGSSTRATEGIEN


Weiterbildung für Unterwegs!<br />

Die App von Zukunft-Training — für iPhone & iPad.<br />

34 Ausgaben Zukunft-Training<br />

193 Fachartikel<br />

Online & Offline lesen<br />

Jetzt Kostenfrei<br />

herunterladen unter:<br />

www.zukunfttraining.de/app


Ein Vorwort<br />

Liebe Kollegen, liebe Freunde,<br />

und schon wieder ist ein Jahr vorbei. Ein Jahr voller Herausforderungen und kurzfristiger<br />

Anpassungsleistungen an eine sich immer schneller drehende Welt liegt hinter uns. Neben<br />

dem Tagesgeschäft haben wir uns in der TAM-Trainer Akademie München den Zeitthemen<br />

demografischer Wandel, Employer branding, Arbeitgeberattraktivität und letztlich dem<br />

schon beim letzten Kongress angekündigten Paradigmenwechsel in der betrieblichen Weiterbildung<br />

gestellt und im Januar <strong>2015</strong> unseren ersten 4-semestrigen Ausbildungsgang<br />

zum Lernarchitekten gestartet.<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

Cheftrainer der TAM-<br />

Trainer-Akademie München<br />

13 hochmotivierte Kolleginnen und Kollegen nehmen an dem Pilotkurs teil und haben bereits<br />

das Pre-Modul und den ersten Baustein absolviert. Die Themen Evaluierung und evidenzbasiertes<br />

HRM sind integrierte Bestandteile der Ausbildung. Gemeinsam mit Prof. Dr.<br />

Dr. Hennig (Referent beim letztjährigen Kongress) von der Justus Liebig Universität Gießen<br />

haben wir dazu eine spezielle toolbox für Trainer und Berater entwickelt, die erstmals durch<br />

die Lernarchitekten zum Einsatz kommen wird.<br />

Natürlich sind diese wichtigen Impulse auch beim diesjährigen TAM-Lernkongress wieder<br />

zielführend. Mit Siegfried Haider, dem Begründer der GSA German Speakers Association<br />

haben wir einen exzellenten Kenner der Speaker-Szene und mit Frau Prof. Dr. Heller eine<br />

herausragende Spezialistin für Coaching und Resilienztraining am Mikrofon. Carsten Beyreuther<br />

zählt zu den Top-Verkaufstrainer der Branche und ist immer für Überraschungen gut.<br />

Und wie immer - eine Herzensangelegenheit - ist natürlich auch der Lebenskunstphilosoph<br />

Wilhelm Schmid wieder mit dabei. Der Bestseller-Autor, sein Büchlein Gelassenheit führt seit<br />

Monaten die Spiegel-Bestsellerliste, wird uns sein neues Thema Freundschaft im Vortrag<br />

und Workshop vorstellen.<br />

Mit der Übergabe des TAM-Ehrenpreises und dem Launeus-Award <strong>2015</strong> wird dieser Tag<br />

-auch durch die immer wieder begeisternde Moderation von Felix Gaudo - sicher ein weiteres<br />

wichtiges Highlight in der langen Kongressgeschichte der TAM-Familie sein.<br />

Ich freue mich auf Euch alle!<br />

Mit launologischem Gruß<br />

Helmut Fuchs


DIE<br />

REFERENTEN<br />

Felix Gaudo<br />

Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Carsten Beyreuther<br />

AGENDA<br />

Vormittag<br />

10.00 Uhr<br />

10.30 Uhr<br />

11.15 Uhr<br />

12.00 Uhr<br />

12.30 Uhr<br />

13.30 Uhr<br />

Begrüßung<br />

— Felix Gaudo & Helmut Fuchs<br />

Helium-Marketing für Trainer und Speaker<br />

— Dr. Helmut Fuchs<br />

Resiliente Organisation<br />

— Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Kaffeepause<br />

Die Charakterstarke<br />

Verkaufspersönlichkeit<br />

— Carsten Beyreuther<br />

Mittagsbuffet & offene Kommunikation


Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />

Chin Meyer<br />

Siegfreid Haider<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

Nachmittag<br />

14.30 Uhr<br />

15.30 Uhr<br />

16.00 Uhr<br />

17.00 Uhr<br />

17.15 Uhr<br />

18.00 Uhr<br />

19.00 Uhr<br />

19.30 Uhr<br />

20.00 Uhr<br />

21.30 Uhr<br />

Vom Glück der Freundschaft — Und warum<br />

Selbstfreundschaft die Grundlage ist<br />

— Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />

Kaffeepause<br />

Workshops<br />

Heller • Beyreuther • Schmid<br />

Kaffeepause<br />

Werde Gärtner Deines Lebens<br />

— Dr. Helmut Fuchs<br />

Festliches Dinner<br />

Übergabe des TAM-Ehrenpreises<br />

— Übergabe durch Prof. Dr. Günter Dhom<br />

Ehrenvolle Übergabe des<br />

LAUNEUS-AWARD <strong>2015</strong><br />

— Übergabe durch<br />

Prof. Dr. Elisabeth Heinemann<br />

Chin WWW.TAM-LERNKONGRESS.INFO<br />

Meyer LIVE<br />

Ausklang und Gespräche


INHALT<br />

08<br />

18 22<br />

32<br />

36 18<br />

28<br />

48 38<br />

Fotocredits<br />

Die verwendeten Fotos stammen von<br />

fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />

privaten Archiv unserer Autoren.<br />

Kontakt<br />

Web<br />

Anzeigen<br />

Redaktion<br />

Mediadaten<br />

www.zukunfttrainining.de<br />

anzeigen@zukunfttraining.de<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

www.zukunfttraining.de/mediadaten.pdf<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

TAM-Edition Verlag<br />

Trainer-Akademie München<br />

6 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> — <strong>2015</strong><br />

08<br />

18<br />

Der Lernarchitekt<br />

Die logische Antwort auf tiefgreifende gesellschaftliche<br />

und institutionelle Veränderungens<br />

von Dr. Helmut Fuchs<br />

Fuck you Work-Life-Balance<br />

Ein kleiner Crashkurs<br />

von Chin Meyer<br />

22<br />

Wertschätzende Kommunikation ist eine innere Haltung<br />

Peter Weckesser im Interview<br />

30 46<br />

28<br />

Resilienz - Die Kraft aus der Krise<br />

Über die Notwendigkeit einer Schlüsselfähigkeit<br />

32<br />

von Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Vom Glück der Freundschaft<br />

Warum eine alte Tugend wieder zur Kunst erhoben werden muss<br />

52<br />

38<br />

von Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />

Machen Sie Ihre Kunden zu Fans<br />

Empfehlungsmarketing leicht gemacht<br />

46<br />

von Siegfried Haider<br />

Humor macht Karriere<br />

Im Gespräch mit Felix Gaudo<br />

52<br />

Feurige Majestät ohne Feudalismus<br />

Carsten Beyreuther : Ein Portrait<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 7


8 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


DER<br />

LERNARCHITEKT<br />

DIE LOGISCHE ANTWORT AUF TIEFGREIFENDE<br />

GESELLSCHAFTLICHE UND INSTITUTIONELLE<br />

VERÄNDERUNGEN<br />

Seit Jahrzehnten prägt die TAM-Trainer-Akademie den Weiterbildungs- und Trainermarkt<br />

nicht nur, sondern gibt maßgeblich vorbildhafte und zukunftsweisende Entwicklungen<br />

vor. Nicht nur mit der Gegenwart Schritt zu halten, sondern die Zukunft mitzugestalten, ist<br />

das Markenzeichen von TAM. Warum, lesen Sie hier.<br />

von Dr. Helmut Fuchs, TAM-Trainer-Akademie-München<br />

Mit dem Startschuss zum ersten Ausbildungsgang<br />

für Lernarchitekten nach gründlicher<br />

5-jähriger Vorbereitung setzt die TAM-Trainer<br />

Akademie München im Management- und<br />

Trainingsumfeld wieder neue Akzente. Mit<br />

der frühzeitigen Ausrichtung auf Lerntransferunterstützung<br />

durch Führungskräfte mit einem bundesweit anerkannten<br />

Trainingstool (es folgten Lernstatt, Qualitycircle und ähnliche<br />

Modelle) wurde die TAM in Zusammenarbeit mit der<br />

deutschen Bahn schon Ende der achtziger Jahre mit dem<br />

deutschen Trainingspreis in Gold ausgezeichnet. Es folgte Anfang<br />

der neunziger Jahre die Etablierung der Begrifflichkeit<br />

„Erlebnisorientiertes Managementtraining“ (siehe Handbuch<br />

der Personalentwicklung), der Bau von 5 hauseigenen High-<br />

Ropes-Anlagen, hochschulunterstützte Wirksamkeitsforschung<br />

und das Curriculum und der Lehrgang für mittlerweile<br />

mehr als 250 ausgebildete High-Ropes-Trainer.<br />

Neues Jahrtausend, neue Maßstäbe in der Weiterbildung<br />

Anfang des neuen Jahrtausends standen zuerst die Erkenntnisse<br />

der Motivations, Volitions- und Handlungsforschung<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 9


»„Die Zukunft der Personalentwicklung“ haben die Wissenschaftler Schermuly,<br />

Schröder, Nachtwei und Gläs 2012 in ihrer Delphi-Studie untersucht.«<br />

im Mittelpunkt des Interesses der Akademie und es wurden<br />

mit der Bearbeitung und der Europalizenz für das Reiss-Profil<br />

wiederum neue Akzente gesetzt. Mit der Fortführung der Erkenntnisse<br />

und neuen wissenschaftlichen Studien wurde die<br />

MSA-Motivstrukturanalyse vorangetrieben, MSA-Berater ausgebildet<br />

und das Werteanalysetool Intrinsic gemeinsam mit<br />

der Universität Gießen entwickelt.<br />

Es folgte die Charakterstärkenanalyse „Chara24“ und die umfangreiche<br />

Beschäftigung mit der positiven Psychologie von<br />

Martin Seligman und der Stimmungsforschung. Dies begründete<br />

2005 die Geburt der Protowissenschaft Launologie und<br />

zahlreicher Studien und Veröffentlichungen.<br />

Parallel wurde das Thema Traineraus- und Weiterbildung<br />

durch regelmäßige Evaluationen des klassischen Ausbildungslehrgangs<br />

im Auge behalten. Pünktlich zum Jubiläum 40 Jahre<br />

TAM Trainer Akademie München wurde dann der neue advanced<br />

Lehrgang zum Lernarchitekten und dem TAM-Masterdiplom<br />

bereitgestellt und zum 1. Januar <strong>2015</strong> gestartet.<br />

Handlungsleitende Entwicklungen –<br />

Quo vadis, Trainingsmarkt?<br />

„Die Zukunft der Personalentwicklung“ haben die Wissenschaftler<br />

Schermuly, Schröder, Nachtwei und Gläs 2012 in ihrer<br />

Delphi-Studie untersucht.<br />

Bei der Delphi-Methode handelt es sich um ein mehrstufiges<br />

»Mit der Fortführung<br />

der Erkenntnisse und<br />

neuen wissenschaftlichen<br />

Studien wurde die MSA-<br />

Motivstrukturanalyse<br />

vorangetrieben.«<br />

Experten-Befragungsverfahren, bei dem in späteren Runden<br />

die Ergebnisse der vorausgegangenen Runden in anonymisierter<br />

Form zurückgemeldet werden (zur Delphi-Methode<br />

vgl. z.B. Hader, 2009). Somit erfolgen die Expertenurteile unter<br />

dem Einfluss der Einschätzungen der fachlichen Kolleginnen<br />

und Kollegen, in deren Lichte die eigene Meinung erneut<br />

beurteilt werden kann. Dieses Vorgehen hat im Wesentlichen<br />

zwei Gründe: Erstens sind kollektive Einschätzungen in der Regel<br />

präziser und treffender als individuelle und zweitens werden<br />

über die starke Strukturierung und Anonymisierung des<br />

Kommunikationsprozesses urteilsverzerrende gruppendynamische<br />

Tendenzen ausgeschaltet.<br />

Die Ergebnisszenarien zeigen, dass in Zukunft Trainingsarbeit<br />

und Anspruch (PE) stärker mit Eignungsdiagnostik und<br />

Organisationsentwicklung verknüpft sein werden. Eine wichtige<br />

curriculare Grundlage, die von der TAM- Lernarchitekten-<br />

Ausbildung erfüllt wird und auch der herausgearbeitete Punkt<br />

10 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


der permanenten Evaluation von Bildungsmaßnahmen,<br />

um zu jeder Zeit deren Aufwand,<br />

Nutzen und Nachhaltigkeit belegen<br />

zu können, stehen im Mittelpunkt der LA-<br />

Ausbildung. Die Ausbildung der TAM-Lernarchitekten<br />

stellt besonders die Bedeutung<br />

der Einbindung von Führungskräften im<br />

Aufbau einer „lernenden organisation“ heraus<br />

und wird in Ihrer Ausrichtung durch aktuelle<br />

Studien bestätigt. Norbert Baszenski,<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter des in Düsseldorf<br />

ansässigen Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft<br />

zeigte diese bedeutende<br />

Verknüpfung im IFAA-Trendbarormeter zum<br />

Frühjahr 2013 bereits auf.<br />

Richtig auf demographischen Wandel reagieren<br />

Im Kontext der Delphi-Studie haben die Autoren<br />

eine qualitative Interviewstudie durchgeführt,<br />

wobei das methodische Vorgehen<br />

wissenschaftliche Ansprüche erfüllte. Alle<br />

Interviewteilnehmer waren erfahrene Experten<br />

und konnten fundierte und brauchbare<br />

Antworten geben. Die Ergebnisse der Experteninterviews<br />

zeigten auf, dass auf inhaltlicher<br />

Ebene der demografische Wandel und<br />

die zunehmende Internationalisierung eine<br />

entscheidende Rolle bei der Betrachtung von<br />

zukünftigen Weiterbildungsszenarien spielen<br />

werden. Der demografische Wandel lässt<br />

sich in Aussagen zur Mitarbeiterrekrutierung<br />

und -bindung sowie zur Führungskultur auseinanderhalten.<br />

Dabei konzentriert sich die<br />

Mitarbeiterrekrutierung zunehmend darauf,<br />

ausreichend Führungsnachwuchs zu generieren,<br />

obgleich auch Mitarbeiternachwuchs<br />

ohne Führungsaufgaben von Bedeutung ist.<br />

Bei der Führungskultur, die sich auch an die<br />

Werte der Generation Y anpassen muss, erfolgt<br />

Führung nicht mehr über die autoritäre<br />

Schiene, sondern über das Partizipative,<br />

wie Werther et al. in ihrer Betrachtung hervorgehoben<br />

haben. Für sie bedeutet das,<br />

dass die Entwicklung von Führungskräften<br />

von flacheren Hierarchien geprägt sein wird<br />

und Führungskräfte ihre Mitarbeiter stärker<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

Cheftrainer der TAM Trainer-Akademie München<br />

Dr. Helmut Fuchs, Cheftrainer und Programmentwickler<br />

der TAM-Trainer Akademie München, entwickelte<br />

die Ausbildung zum TAM-Businesstrainer und zum<br />

TAM-Lernarchitekten und ermutigt, inspiriert und lädt<br />

mit seinem „psychologischen Kabarett“ Unternehmen,<br />

Organisationen und Individuen ein, den längst<br />

überfälligen Paradigmenwechsel im Verständnis von<br />

Lernen und Veränderung einzuleiten.<br />

www.trainer-akademie.de<br />

www.helmutfuchs.de<br />

Buch-Empfehlung<br />

Vom Manager zum<br />

charismatischen Leader —<br />

Frankfurter Allgemeine Buch,<br />

<strong>2015</strong><br />

von Dr. Helmut Fuchs<br />

Mehr unter:<br />

www.zukunfttraining.de/<br />

buecher


Auf 5 hauseigenen High-Ropes-Anlagen hat die TAM-Trainer-Akademie München mehr als 250 Erlebnisorienterte Trainer ausgebildet.<br />

partizipativ begleiten anstatt autoritär führen müssen. Wobei<br />

eine genaue Zielvorgabe ebenso dazugehört, wie ein Stoß<br />

in die richtige Richtung. Ebenso müssen die Mitarbeiter aber<br />

auch die nötige Freiheit bekommen, um sich selbst zu organisieren,<br />

sich frei zu entfalten und sich aus eigenem Antrieb<br />

weiterentwickeln zu können. Auch die dem demografischen<br />

Wandel geschuldete alternde Belegschaft muss Berücksichtigung<br />

finden, wie das Employer Branding für neue Mitarbeiter.<br />

Aus dem Text der Untersuchung: „[...]und zwar kommen Leute,<br />

Mitarbeiter, Bewerber lieber zu Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />

entwickeln, und das ist immer ein Kriterium, weshalb<br />

sich Leute für bestimmte Arbeitgeber[...]entscheiden.“<br />

»Talent-Management und<br />

Wissensmanagement<br />

sind demnach zentrale<br />

Bestandteile der<br />

Veränderung. «<br />

Instrumente, auf die es wirklich ankommt<br />

Den Führungskräften muss auch die Bedeutung der Übernahme<br />

von Verantwortung für den Aufbau einer lernenden Organisation<br />

zum Erhalt des langfristigen Unternehmenserfolges<br />

stärker bewusst werden. Dabei wird nach Aussage der Studie<br />

die größte Herausforderung darin bestehen, die Führungskräfte<br />

mental für diese Aufgabe zu gewinnen.<br />

Nach Aussage der Interviewteilnehmer werden die zu verändernden<br />

Instrumente der Personalentwicklung - und damit<br />

auch die Betrachtung der Rolle von Seminaren und Trainern<br />

- eine wichtige Rolle spielen.<br />

Präsenztrainings mit „Vortragscharakter“ verlieren noch stärker<br />

an Bedeutung. On-the-Job-Trainings, Coaching und Supervision<br />

werden aktuell wichtiger, da hier die persönlichen und<br />

organisationellen Rahmenbedingungen eher berücksichtigt<br />

werden können. Die Rolle als „eine Art Tutor, Mentor, Ausbilder<br />

für eigene Mitarbeiter“ wie sie in der Ausbildung zum Lernarchitekten<br />

als „Transmissionsriemen“ für Entwicklung hervorgehoben<br />

wird, nennt die Studie als vorrangige Aufgabe.<br />

Der Schwerpunkt klassischer Präsenztrainings wird sich stärker<br />

in die E-learning und virtuelle Ebene verlagern. Selbstgesteuertes<br />

und eigenverantwortliches Lernen muss angestoßen<br />

werden (durch den Lernarchitekten). Nach Aussage der<br />

Studie werden digitale Medien bei der Weiterbildung zur Stärkung<br />

der Selbstwirksamkeit und auch Selbstverantwortung<br />

der Mitarbeiter, sich für die persönliche Weiterentwicklung<br />

auch selbst verantwortlich zu fühlen, anstoßen. Auch hier ist<br />

vermutlich noch Pionierarbeit notwendig.<br />

Talent-Management und Wissensmanagement sind demnach<br />

zentrale Bestandteile der Veränderung. Der Herausforderung,<br />

das teils unbezahlbare Wissen älterer Mitarbeiter zu mobilisieren<br />

und diesen Expertenstatus wertzuschätzen. Nach dem<br />

Motto: „Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß.....“ wird dies<br />

eine zentrale Aufgabe des Lernarchitekten sein und vielfältige<br />

Angebote erfordern.<br />

Neue Anforderungen für Führungskräfte<br />

Für Werther, Wright und Woschée kommt in der Betrachtung<br />

und Auswertung der Studie in der Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie“<br />

der Personalenwicklung eine neue Wertigkeit zu.<br />

12 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


»Führungskräfte betreuen zukünftig die Weiterentwicklungsprozesse ihrer<br />

Mitarbeiter, erfassen Veränderungen und betreuen die Evaluation«<br />

Mit den Themen und der veränderten Bedeutung einzelner<br />

Instrumente der PE geht demnach eine veränderte Beziehung<br />

zwischen Personalentwicklern (und Trainern) und Führungskräften<br />

einher, die vermutlich von intensiver Kooperation und<br />

ergänzendem Aufeinanderzugehen geprägt sein muss. Führungskräfte<br />

werden demnach aktiv in den Prozess des Lernens<br />

und als eigenständige Aufgabe eingebunden.<br />

Führungskräfte betreuen zukünftig die Weiterentwicklungsprozesse<br />

ihrer Mitarbeiter, erfassen Veränderungen und betreuen<br />

die Evaluation. In der Lernarchitektenausbildung wird<br />

dieser Herausforderung durch den Baustein „Die Führungskraft<br />

als Lernagent“<br />

Rechnung getragen<br />

und ein hauseigenes<br />

und praxiserprobtes<br />

Transfermodell eingeübt.<br />

Für den langfristigen<br />

Unternehmenserfolg<br />

wird es auch nach Aussage<br />

der Studie unabdingbar<br />

sein, die wichtigen<br />

Personalthemen<br />

mit der Strategie des<br />

Unternehmens zu verbinden<br />

und mit den<br />

Entscheidungsträgern zu diskutieren. Auch darauf sind die<br />

wenigsten Führungskräfte vorbereitet und bedürfen des Lernarchitekten<br />

als Entwicklungsbegleiter. Mit dem TAM-Solution-Programm<br />

für den Lernarchitekten bekommt auch diese<br />

Herausforderung in der Ausbildung den richtigen Stellenwert.<br />

Führung neu organisieren<br />

Werther et al. sehen darin die Festschreibung der Implikationen<br />

für die Organisationen. Demografischer Wandel und<br />

die zunehmende Internationalisierung erfordern es, die Führungskultur<br />

zu verändern. Zentral ist die Akzeptanz und Befürwortung<br />

von Vielfalt. Raelin (2005) plädiert für eine „Leaderful<br />

Organization“, die von Kollektivität und konstriktiver Autorität<br />

geprägt ist und die Vielfalt bereits in der Führungskultur<br />

abbildet. Kollektivität betont die Gemeinsamkeit und die intensive<br />

Zusammenarbeit, die es bereits im Hinblick auf die<br />

Kooperation zwischen Führungskräften und Personalentwicklung<br />

gab. Gleichzeitig ist dies aber auch für Führungskräfte untereinander<br />

und für die Zusammenarbeit zwischen Führungskräften<br />

und Mitarbeiter wichtig. Geteilte Führung (Werther<br />

2013) wird stärker an Bedeutung gewinnen, weil eine einzelne<br />

Führungskraft der zunehmenden Komplexität kaum noch<br />

gerecht werden kann. Dazu zählen Führungsaufgaben, die<br />

parallel oder rotierend von zwei oder mehr Führungskräften<br />

gemeinsam ausgeführt werden.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Führungskräften<br />

wird wichtiger,<br />

was auch in den Führungskräfteleitlinien<br />

verankert werden muss.<br />

Konstruktive Autorität<br />

bezieht sich vor allem<br />

auf Führungsaufgaben<br />

ohne Ausübung hierarchischer<br />

Positionsmacht.<br />

(Quistorp 2012).<br />

Mitarbeitern wird auf<br />

Augenhöhe begegnet<br />

und die positive Beziehung<br />

zwischen Führungskraft<br />

und Mitarbeiter ist entscheidend. Die Verankerung<br />

in der Führungskultur eines Unternehmens ist wichtig, weil<br />

dadurch die Bindung von Mitarbeitern sowie die Rekrutierung<br />

neuer Mitarbeiter erleichtert werden. Durch Ihren partizipativen<br />

und kollektiven Führungsstil werden vor allem Jüngere<br />

angesprochen, die im Kampf um Talente im Fokus stehen.<br />

»Für den langfristigen<br />

Unternehmenserfolg wird es<br />

auch nach Aussage der Studie<br />

unabdingbar sein, die wichtigen<br />

Personalthemen mit der Strategie<br />

des Unternehmens zu verbinden und<br />

mit den Entscheidungsträgern zu<br />

diskutieren«<br />

Führungskräfte müssen eng in den Personalentwicklungsprozess<br />

integriert werden, um die optimale Entwicklung ihrer Mitarbeiter<br />

zu garantieren. Ein erster Schritt kann sein, dass die<br />

Führungskräfte gegenüber ihrer eigenen Weiterentwicklung<br />

offen sind. Schließlich müssen sie mit gutem Beispiel vorangehen<br />

und Veränderung positiv vorleben. Darüber hinaus<br />

können ausgewählte Führungskräfte mit den Verantwortlichen<br />

der Personalentwicklung gemeinsam an zukünftigen<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 13


»Die Ziele einer<br />

evidenzbasierten<br />

Weiterbildung<br />

müssen<br />

an die strategischen<br />

Zielen<br />

des Unternehmens<br />

oder der<br />

Organisation<br />

eng gekoppelt<br />

sein«<br />

Strategien arbeiten und so als Multiplikatoren<br />

innerhalb des Unternehmens wirken<br />

(Werther et al.). Alle erkennbaren Signale<br />

weisen daraufhin, dass sich das Trainingsgeschäft<br />

grundlegend ändern wird.<br />

Änderung der Lernmethoden<br />

Die Tendenz zum integrierten Lernen<br />

(blended learning) ist unverkennbar. Blended<br />

Learning ist ein integriertes Lernkonzept,<br />

das die heute verfügbaren Möglichkeiten<br />

der Vernetzung über Internet oder<br />

Intranet in Verbindung mit ‚klassischen‘<br />

Lernmethoden und -medien in einem<br />

sinnvollen Lernarrangement optimal<br />

nutzt. Es ermöglicht Lernen, Kommunizieren,<br />

Informieren und Wissensmanagement,<br />

losgelöst von Ort und Zeit in Kombination<br />

mit Erfahrungsaustausch, Rollenspiel<br />

und persönlichen Begegnungen im<br />

klassischen Präsenztraining. Entsprechend<br />

werden neue curriculare und technische<br />

Grundkenntnisse bei Trainern, Berater und<br />

Coaches vorausgesetzt und zur selbstverständlichen<br />

Kompetenz.<br />

Strategische Ausrichtung.<br />

Die Ziele einer evidenzbasierten Weiterbildung<br />

müssen an den strategischen Zielen<br />

des Unternehmens oder der Organisation<br />

eng gekoppelt sein. Jahrelang wurde<br />

(und wird) - besonders in KMU- quasi mit<br />

der Stange im Nebel gestochert und was<br />

runter fiel wurde trainiert oder ein plötzlicher<br />

Einfall eines Mitglieds der Geschäftsleitung<br />

wurde zur Richtschnur für die<br />

geplanten Maßnahmen. Die Zeiten sind<br />

vorbei. Auch KMU-Unternehmen müssen<br />

sich der Frage stellen, ob sie es sich leisten<br />

können, weiterhin ihr Weiterbildungsbudget<br />

durch den Schornstein zu blasen. Um<br />

hier erfolgreich anzusetzen, reicht es für<br />

Trainer, Coaches und Berater nicht mehr<br />

aus, bloße Moderation-, Präsentationsoder<br />

Entertainmentkompetenzen mitzubringen.<br />

Jetzt wird umfassende Kompetenz<br />

und großes Hintergrundwissen,<br />

wie es in der Lernarchitektenausbildung<br />

vermittelt wird, notwendig sein, um nachhaltige<br />

Entwicklungen und Lernprozesse<br />

anzustoßen.<br />

Persönlichkeitsentwicklung und Werteorientierung.<br />

Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte<br />

werden als autonome Individuen<br />

betrachtet, was nicht nur die Stimmung<br />

und damit die Führungskultur maßgeblich<br />

beeinflusst. Auch und gerade die<br />

Kompetenz, wichtige Parameter vorzuleben<br />

und entsprechend zu handeln, setzen<br />

eine neue Aufmerksamkeit auf Bereiche<br />

wie Self-Leadership, Psychohygiene, mentale<br />

Belastbarkeit und wertschätzende<br />

Kommunikation voraus, die nicht einmal<br />

„schnell an der Ecke“ erworben werden<br />

können, sondern tiefgreifende Einbindung<br />

in entsprechende systematische Änderungsbemühungen<br />

voraussetzen. Dies<br />

alles mit den strategischen Zielen des Unternehmens<br />

abzustimmen erfordert enge<br />

und wertschätzende Zusammenarbeit<br />

von Weiterbildungsexperten (Lernarchitekten)<br />

und Führungskräften.<br />

Alle Experten sind sich einig, dass die Tätigkeit<br />

von Trainern, Coaches und Beratern<br />

massiv an Komplexität zunimmt und es<br />

evidenzbasierter und bedarfsanalytischer<br />

Greundkenntnisse und Fertigkeiten bedarf,<br />

um maßgeschneiderte Maßnahmen<br />

bereitstellen zu können. Hier ist der Lernarchitekt<br />

gefragt, der nicht auf das Umsetzen<br />

schneller und pauschaler Lösungen<br />

fixiert ist, sondern als Weiterbildungspartner<br />

einem Unternehmen helfen kann, zu<br />

einer lernenden Organisation zu werden<br />

und die dafür notwendigen fachlichen wie<br />

persönlichen Kompetenzen und Qualifikationen<br />

nachweislich zur Verfügung stellen<br />

kann.<br />

***<br />

Dr. Helmut Fuchs<br />

14 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


MOBIL • ONLINE • GEDRUCKT<br />

www.zukunfttraining.de<br />

ZUKUNFT-TRAINING<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 15


16 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


CHIN MEYER<br />

Keynote-Speaker, Finanz-Kabarettist,<br />

Launeus-Award-Preisträger<br />

WWW.TRAINER-AKADEMIE.DE<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 17


18 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


FUCKYOU<br />

WORK-LIFE-BALANCE<br />

EIN KLEINER CRASHKURS<br />

Was braucht der Mensch, um sich im beschleunigten Arbeitsleben zurechtzufinden und<br />

dabei das Leben so richtig zu genießen? Up-to-date sein, Born-again-Relaxen, Selfoptimizing?<br />

OMG! Warum es manchmal hilft, einfach einen Gang rauszunehmen, sich<br />

zurückzulehnen und laut zu lachen.<br />

von Chin Meyer<br />

Die Deutschen sind Weltmeister der Work-Life-Balance,<br />

las ich neulich. Das bedeutet anscheinend,<br />

dass wir im Großen und Ganzen ziemlich viel<br />

Asche verdienen, aber trotzdem relativ wenig<br />

arbeiten. Im Gegensatz zu etwa den Griechen,<br />

um nur mal ein Beispiel zu nennen. „Work-Life-Balance“ ist<br />

ein sperriger Begriff, einer, mit dem wir uns vor 10-15 Jahren<br />

noch überhaupt nicht rumschlagen mussten – er fällt in die<br />

gleiche Kategorie wie „Smartphone“, „Blue-Ray-Player-Update“<br />

oder „Tinder-Missbraucher“. Falls Sie besonders bei dem letzten<br />

Begriff Ihre Schwierigkeiten haben sollten, heißt das nichts<br />

Anderes, als dass Sie vermutlich über 30 sind und/oder einen<br />

festen Partner haben. Ein „Tinder-Missbraucher“ ist jemand,<br />

der über die Dating-App „Tinder“ ständig Menschen des anderen<br />

(oder auch gleichen) Geschlechts, die sich zufällig in der<br />

Umgebung aufhalten, datet.<br />

Arbeit und Leben meistern, gar nicht so einfach<br />

Damit Sie beim Thema Work-Life-Balance mitreden können:<br />

Hier ein kleiner Crashkurs! Work-Life-Balance beinhaltet<br />

ja zwei Dinge – erstens Arbeit und zweitens Leben.<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 19


»Das Wort „Stress“ existiert für Sie nicht. Höchstens ein<br />

„High Demand Challenge in engen Time-Frames“«<br />

Beides muss vorhanden sein, um ein<br />

Gleichgewicht herzustellen. Haben Sie<br />

keine Arbeit, können Sie den „Work“-Aspekt<br />

streichen und sich einfach um die<br />

„Life-Balance“ kümmern, die dann ungleich<br />

schwieriger wird, da ein Übergewicht<br />

an Leben viele erschlägt! Haben<br />

Sie jedoch Arbeit und kein Leben, gibt<br />

es auch dafür einen Fachbegriff: Burnout!<br />

Ebenfalls ein neuer Begriff und eine<br />

Abkürzung für „Ich-hab-so-dermaßendie-Schnauze-voll-ihr-könnt-mich-allemal-wie-weit-ist-es-noch-zur-Klapse?!“<br />

Es geht also darum, die einzelnen Aspekte<br />

des Lebens in ein Gleichgewicht<br />

zu bringen – Kenner sprechen hier von<br />

„Life Domains“, die ausbalanciert sein<br />

sollen (Life-Domains Balance). Behindern<br />

sich die „Life Domains“, spricht<br />

man von einem „Life-Domains-Konflikt“,<br />

unterstützen sie sich, handelt es sich<br />

um eine „Life-Domains-Facilitation“.<br />

Begreifen Sie jetzt, warum ihr Leben<br />

nicht funktioniert?<br />

Life-Domains bei Generation Y<br />

– alles klar?<br />

Doch damit nicht genug, gibt es je nach<br />

Generation auch unterschiedliche Vorstellungen<br />

von Work-Life-Balance: Die<br />

„Baby-Boomer“ setzen laut Wikipedia<br />

auf die Vereinbarkeit von Arbeit und<br />

Familie, die nachfolgende „Generation<br />

X“ (oft auch als Null-Bock-Generation<br />

verkannt) will die Balance durch abwechselnde<br />

Phasen von Berufstätigkeit<br />

und Kindererziehung oder außerberuflicher<br />

Tätigkeit, und die ab etwa<br />

1977 geborene Generation Y zielt eher<br />

danach, die eigene Zeit sinnvoll einzusetzen.<br />

Man könnte auch sagen: Die will<br />

den Burnout ohne Umwege!<br />

Sind Sie alleinstehend, ist die Work-Life-<br />

Balance noch einigermaßen schlicht,<br />

außer natürlich Sie haben „Tinder-<br />

Stress“ (siehe oben). Komplexer gestaltet<br />

sich das Ganze, wenn eine Familie<br />

hinzukommt. Dann multiplizieren sich<br />

die „Life-Domains“ und jede verlangt<br />

Aufmerksamkeit – schnell gleicht die<br />

Work-Life-Balance einem gehobenen<br />

Jonglage-Act! Letzterer wird zusätzlich<br />

erschwert durch das Erscheinen des sogenannten<br />

„Work-Life-Balance-Dämonen“,<br />

bislang noch als „Schwiegermutter“<br />

verschrien.<br />

Corporate High-End-Anglizismen<br />

gefällig?<br />

Um ein „Work-Life-Balance-Champion“<br />

zu werden, müssen Sie in erster Linie<br />

mit Anglizismen um sich schmeißen<br />

können. Stellen Sie sich am besten<br />

vor, Sie wären „Chief-Junior-Art-Director“<br />

einer wahnsinnig angesagten<br />

Werbeagentur. Vermeiden Sie ab sofort<br />

»Vermeiden Sie ab sofort Bemerkungen wie: „Am<br />

Wochenende geht’s ins Grüne!“ Korrekt wäre:<br />

„Zur Re-Etablierung einer ausgewogenen Work-<br />

Life-Balance haben Laura und ich decided, eine<br />

„fresh-air-nature-experience“ zu consumen«<br />

Bemerkungen wie: „Am Wochenende<br />

geht’s ins Grüne!“ Korrekt wäre: „Zur Re-<br />

Etablierung einer ausgewogenen Work-<br />

Life-Balance haben Laura und ich decided,<br />

eine „fresh-air-nature-experience“<br />

zu consumen.“<br />

Lassen Sie, auch um den nervigen Betriebspsychologen<br />

arbeitslos zu machen,<br />

nicht zu, dass man Ihnen den<br />

Business-Druck anmerkt. Das Wort<br />

„Stress“ existiert für Sie nicht. Höchstens<br />

ein „High Demand Challenge in engen<br />

Time-Frames“. Auch der braucht natürlich<br />

einen Ausgleich. Wo aber Versicherungsvertreter<br />

sich noch stammelnd<br />

für „Nutten und Koks“ entschuldigen,<br />

spricht der „Work-Life-Balance-Profi“<br />

nur von der Notwendigkeit „gutgebauter<br />

Lower-Body-Tension-Release-Expertinnen“<br />

und „High-Power-Rekreations-<br />

Stimulanzen!“<br />

Selbstoptimierung deluxe!<br />

Immerhin geht es für Sie auch darum,<br />

die Work-Life-Balance zu optimieren,<br />

um sowohl aus der Arbeit als auch aus<br />

dem Leben das Meiste herauszuholen.<br />

Eine perfekte Work-Life-Balance sollte<br />

alle Lebensbereiche umschließen! Sie<br />

entspannen nicht einfach doof vor sich<br />

hin – sie betreiben „Power-Napping“<br />

mit Hypnose-App für höhere Leistung.<br />

Selbst etwas so Banales wie ein Stuhlgang<br />

wird im Namen der WLB (Work-<br />

Life-Balance – müssen wir es wirklich<br />

noch ausschreiben? Time is Money! Es<br />

geht hier auch um Umweltressourcen,<br />

die geschont werden müssen) – wo<br />

waren wir? Ach so: Also auch ein Stuhlgang<br />

verwandelt sich im Namen der<br />

20 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


WLB mirakulöser weise in eine „Exkrement-<br />

Celebration“!<br />

Erwischt Sie bei der WLB-Disziplin des „Extreme<br />

Living“ doch noch mal so was wie ein<br />

Burnout, deklarieren Sie ihn kurzerhand um<br />

zu einer „Wachstumskrise mit nervösen Zuckungen,<br />

na und?! Du solltest dich mal sehen!<br />

Ich bin hier Leistungsträger, und nein, ich<br />

habe die Hotelzimmermöbel nicht mit einer<br />

Axt zertrümmert – ich habe ihnen nur neue<br />

Entfaltungsmöglichkeiten zugeordnet. Aus<br />

dem Chaos werden Sterne geboren, verstehst<br />

du? Schau mich nicht so behämmert<br />

an, ich kann die Fratze der Borniertheit nicht<br />

mehr sehen – mein Problem ist doch, dass<br />

ich von Mittelmaß umgeben bin! Wie sagte<br />

Diogenes so schön zu Alexander? Geh mir<br />

aus dem Schatten, ich muss kotzen!“<br />

In Work-Life-Balance succeeden?<br />

Manches muss man ignorieren<br />

Sogar die Arbeitslosigkeit muss der WLB-<br />

Profi nicht scheuen – er wird dann zum<br />

„Born-Again-Fulltime-Relaxer“, der die Arbeit<br />

aus seinem Leben „outgesourced“ hat, um<br />

mit Hilfe eines Sabbaticals wieder ganz viel<br />

„Life“ nachzutanken, dadurch „in seine Kraft“<br />

zu kommen und dann „um so aggressiver angreifen“<br />

zu können. Alternativ ordnet er sich<br />

einfach einer anderen Generation zu, etwa<br />

der Generation X, und definiert die letzten<br />

15 Jahre bis zur Rente als eine Phase der Regeneration<br />

und des „Hardcore Recyclings“,<br />

sprich Pfandflaschensammelns!<br />

Chin Meyer<br />

Finanz-Kabarettist<br />

Chin Meyer ist bei Firmenveranstaltungen, Kongressen<br />

oder Verbandstagungen ein gern gesehener<br />

Keynote Speaker der etwas anderen Art! Wo er herein<br />

platzt, ist Humor auf hohem Niveau garantiert. Mannigfaltige<br />

Feedbacks reichen von „Das hätte ich jetzt<br />

nicht gedacht“ (seine Mutter) über „haben dazu beigetragen,<br />

dass unser Fest ein großer Erfolg wurde“(AFA-<br />

Finanz) bis hin zu „war nicht überraschend, dass in einer<br />

anschließenden Umfrage unsere Führungskräfte<br />

die für sie unerwartete Eröffnung des Workshops als<br />

„hervorragend“ bewerteten“ (BP).<br />

www.chin-meyer.de<br />

Gottseidank gibt es auch noch eine andere<br />

Autobahn zur perfekten Work-Life-Balance:<br />

Für Frauen bietet sich ausgedehntes Kaffeetrinken<br />

ohne Kalorienzählen an. Männer<br />

sollten häufiger mal mit den Kumpels einen<br />

saufen gehen und ausgiebig ungehobelt<br />

grölen. Und beide sollten endlich das Unwort<br />

„Work-Life-Balance“ aus ihrem Wortschatz<br />

verbannen!<br />

***<br />

Chin Meyer


TAM-EHRENPREIS<br />

Für außergewöhnliche Leistung von TAM-Absolventen im<br />

Bereich Training und Weiterbildung<br />

PETER WECKESSER<br />

Peter Weckesser prägt seit mehr als drei Jahrzehnten die heimische Seminarlandschaft. Den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit wagt der Frankfurter bereits 1979. Seine damalige „Beratungsgruppe Getränke Marketing“ weist<br />

ihn schon zu dieser Zeit als außergewöhnlichen Unternehmer und erfolgreichen Berater für die Getränkebranche aus.<br />

Sein Talent, als Trainer und Referent, Menschen zu begeistern, erhält durch eine fundierte Ausbildung an der TAM im<br />

Jahre 1989 „den letzten Schliff“. Rückblickend sagt er heute: „Das war seinerzeit die beste Berufsinvestition, die ich<br />

machen konnte. In den darauffolgenden Jahren wurde mir bei nahezu jedem Seminar, dass ich gab, bewusst, wie<br />

sinnvoll und wichtig diese Ausbildung für mich war.“<br />

1990 gründet er gemeinsam mit Waltraud Maak – ebenfalls erfolgreiche TAM-Absolventin – und seinem Freund und<br />

Partner Detlef Sonnentag das Beratungs- und Trainingsteam „Pro Mensch im Unternehmen“. Zusammen entwickelten<br />

die drei 1994 ein neues Konzept zur Weiterbildung in der Gastronomie und Hotellerie: Die Veranstaltungsreihe „Pro<br />

Mensch Forum – Erfolgreich in die Zukunft!“, die in ihrer Form bis heute einmalig sein dürfte. Innerhalb kürzester<br />

Zeit wurde die aufwändige Veranstaltungsreihe zum Selbstläufer. Mehr als 150 Foren mit über 60.000 begeisterten<br />

Teilnehmern in den letzten 20 Jahren sprechen für sich. Anlässlich der Verleihung des diesjährigen TAM-Ehrenpreises<br />

an Peter Weckesser entstand dieses Interview, das einen kleinen Einblick in eine besondere Berater- und Trainerpersönlichkeit<br />

gewährt.<br />

22 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


“Peter Weckesser zählt<br />

zu den absoluten Vorzeigeprofis<br />

im Trainer- und<br />

Beraterbusiness. Gemeinsam<br />

mit seiner Partnerin<br />

Waltraud Maak sind beide<br />

ein Aushängeschild der<br />

TAM-Ausbildung und eine<br />

Zierde der Branche. Danke<br />

Peter und Waltraud -<br />

für alles!”<br />

Dr. Helmut Fuchs,<br />

Cheftrainer der TAM<br />

Trainer-Akademie-München<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 23


„<br />

WERTSCHÄTZENDE<br />

KOMMUNIKATION<br />

IST EINE INNERE HALTUNG<br />

„<br />

Peter Weckesser im Interview mit Tamara Dragus<br />

Wann hast Du Dein<br />

Talent erkannt, als<br />

Trainer und Referent<br />

Menschen zu<br />

begeistern, und<br />

welche Konsequenzen hatte das für<br />

Deine berufliche Laufbahn?<br />

PW: Nach meiner Ausbildung in einer<br />

großen Frankfurter Brauerei wechselte<br />

ich zu einer Werbeagentur, die sich auf<br />

die Getränkebranche spezialisiert hatte.<br />

Dort machte ich meine ersten Erfahrungen<br />

„coram publico“ in Form von Workshops<br />

und Präsentationen. Als ich mich<br />

1979 mit der „Beratungsgruppe Getränke-Marketing“<br />

selbstständig machte,<br />

initiierte ich auch umfangreiche Seminare<br />

für Führungskräfte und Verkäufer.<br />

Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe<br />

ich meine Leidenschaft und mein Talent<br />

entdeckt, als Trainer und Referent Menschen<br />

zu begeistern. Um diese Gabe zu<br />

professionalisieren und ihr ein festes<br />

Fundament zu geben, beschloss ich,<br />

eine qualifizierte Trainerausbildung zu<br />

absolvieren. Nach einer Analyse der am<br />

Markt vertretenen Ausbildungsinstitute<br />

fiel meine Wahl auf die TAM-Trainerakademie<br />

in Fulda. Rückblickend eine der<br />

»„Ein Mensch ist wie verwandelt, wenn<br />

man ihn als Mensch behandelt.“ Das<br />

bedeutet: Jedem, der mir begegnet, trete<br />

ich mit großem Wohlwollen gegenüber.<br />

Diese Sichtweise gebe ich an andere<br />

weiter.«<br />

besten Entscheidungen meiner persönlichen<br />

wie auch beruflichen Laufbahn.<br />

TD: Du sagst, die TAM habe Deinen<br />

späteren Werdegang durch das, was<br />

sie vermittelt hat, entscheidend beeinflusst.<br />

Was meinst Du konkret?<br />

PW: 1989 habe ich dort mein Trainerdiplom<br />

gemacht. Ein Jahr später gründete<br />

ich zusammen mit Waltraud Maak,<br />

die ebenfalls ihre Ausbildung bei Helmut<br />

Fuchs und Winfried Graichen absolvierte,<br />

das Beratungs- und Trainingsinstitut<br />

„Pro Mensch im Unternehmen“.<br />

Dort haben wir die TAM-Philosophie,<br />

die in ihrer Essenz auf Ermutigung und<br />

Wertschätzung basiert, individuell weiterentwickelt.<br />

Die sogenannte „Wertschätzende<br />

Kommunikation“ ist ja nicht<br />

nur eine psychologisch motivierte Methode,<br />

sie ist auch eine innere Haltung.<br />

TD: Was bedeutet für Dich „Wertschätzende<br />

Kommunikation“?<br />

PW: Eugen Roth hat es einst wunderbar<br />

auf den Punkt gebracht: „Ein Mensch<br />

ist wie verwandelt, wenn man ihn als<br />

Mensch behandelt.“ Das bedeutet: Jedem,<br />

der mir begegnet, trete ich mit<br />

großem Wohlwollen gegenüber. Diese<br />

Sichtweise gebe ich an andere weiter.<br />

In meiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer,<br />

Berater und Trainer hatte<br />

vor allem eines für mich oberste Prio-<br />

24 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


Waltraud Maak und Peter Weckesser, die beiden Gründer von<br />

Pro Mensch im Unternehmen<br />

So kennt ihn die Branche: immer den<br />

Menschen zugewandt.<br />

rität: Den Menschen ernst zu nehmen.<br />

Ihm Respekt entgegenzubringen in all<br />

seinem Sein und Tun. Ihm den Blick für<br />

die persönlichen Stärken zu öffnen und<br />

Mut zu machen, an die eigenen Fähigkeiten<br />

zu glauben. Von jeher bringen<br />

wir unseren Teilnehmern und Kunden<br />

nahe, dass einzig in dieser inneren<br />

Zugewandtheit – im Mit- und Füreinander<br />

– der Schlüssel zum Erfolg liegt.<br />

Das fachliche Know-How ist eine Sache.<br />

Wirklich Spaß an Arbeit und Leistung<br />

erfahre ich aber nur durch Motivation<br />

und Anerkennung – auf allen Ebenen.<br />

TD: Eure beeindruckenden Pro<br />

Mensch-Foren, die zwei Jahrzehnte<br />

lang die Seminarlandschaft bestimmt<br />

haben, unterschieden sich<br />

maßgeblich von anderen Veranstaltungen.<br />

Worin lag das Geheimnis Eures<br />

großen Erfolges?<br />

PW: Hier gilt die alte Weisheit: „Menschen<br />

vergessen, was du ihnen gesagt<br />

hast, aber sie vergessen nie, wie sie sich<br />

bei dir gefühlt haben.“ Ich denke, die<br />

Menschen haben gespürt, dass es uns<br />

um weit mehr ging, als bloße Wissensvermittlung.<br />

In vielen Seminaren werden<br />

komplizierte Theorien vermittelt.<br />

Das war nie unser Ansatz. Natürlich haben<br />

wir auch mit hochprofessionellen<br />

Referenten gearbeitet, die alle über ein<br />

fundiertes Rüstzeug verfügen, diese haben<br />

jedoch unsere Teilnehmer immer<br />

aktiv in den Lernprozess mit eingebunden<br />

und ihn so nachvollziehbar und<br />

erlebbar gemacht. Und genau damit<br />

haben wir ihre Begeisterung geweckt.<br />

Dabei ging es uns vor allem um drei<br />

Ziele: 1. Den Menschen Mut zu machen,<br />

2. ihnen konkrete Anregungen für ihren<br />

beruflichen und privaten Alltag zu geben,<br />

und – vor allem – 3. ihre Eigenverantwortung<br />

zu stärken.<br />

TD: Was sind Eure momentanen<br />

Projekte?<br />

PW: In unserer aktuellen Tätigkeit konzentrieren<br />

wir uns vorrangig auf die<br />

Konzeption und Realisierung erfolgreicher<br />

Veranstaltungen zur Kunden-<br />

Gewinnung und -Bindung sowie zur<br />

Mitarbeiter-Motivation und -Identifikation.<br />

Nähere Infos hierzu unter www.<br />

promensch.eu.<br />

TD: Lieber Peter, vielen Dank für<br />

dieses Gespräch.<br />

Das Interview führte Tamara Dragus,<br />

freie Journalistin und Texterin aus Köln.<br />

Sie kennt Peter Weckesser schon seit<br />

Jahren, hat viele seiner erfolgreichen Pro<br />

Mensch-Foren besucht und mit Freude<br />

darüber geschrieben.<br />

www.tamara-dragus.de<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 25


ELITESPEAKERS<br />

Die einfachste und effizienteste Art<br />

Speaker und Trainer zu finden.<br />

Jetzt Einladung sichern unter<br />

www.elitespeakers.de


28 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


RESILIENZ<br />

DIE KRAFT AUS DER KRISE<br />

ÜBER DIE NOTWENDIGKEIT EINER<br />

SCHLÜSSELFÄHIGKEIT<br />

Es gibt in der neuen Arbeitswelt eine Eigenschaft, die zum wichtigsten Gepäckstück gerade von<br />

Führungskräften zu avancieren scheint. Resilienz ist das Schlüsselwort, das als Gegenmittel<br />

zu allen Belastungen der vernetzten und beschleunigten Arbeitswelt wirken kann. Was Sie<br />

tun können, um konkrete und fühlbare Schritte zu mehr Gelassenheit und innerer Stärke zu<br />

gehen, weiß Jutta Heller aus eigener Erfahrung.<br />

von Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Es gibt ein Foto von Jutta Heller, das zeigt sie braungebrannt<br />

und strahlend auf dem Gipfel eines Berges.<br />

Hinter ihr blickt man in ein weites Tal mit dichtem<br />

Dschungel unter der Sonne Venezuelas. Man<br />

könnte neidisch werden auf diesen Augenblick, in<br />

dem offenbar alles stimmt im Leben dieser Frau. Dabei liegen<br />

in den wenigen Monaten vor der Aufnahme Ereignisse hinter<br />

Jutta Heller, die ihr Leben „aus den Angeln gehoben“ haben<br />

– eine schwere Trennung, eine Hals-über-Kopf-Abreise nach<br />

Venezuela ohne Rückflugticket, viele schlaflose Nächte und<br />

Momente der Hoffnungslosigkeit.<br />

Die Aufnahme ist sechzehn Jahre alt. Heute lebt Dr. Jutta Heller<br />

wieder in Deutschland, ist Professorin an der Hochschule<br />

für angewandtes Management in Erding und hat sich zu einem<br />

der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Resilienz entwickelt<br />

– der Fähigkeit, „gleich einem Stehaufmännchen nach<br />

Krisen und traumatischen Ereignissen wieder in die Senkrechte<br />

zu kommen“.<br />

Nicht zuletzt ihre persönlichen Erfahrungen haben sie fast<br />

zwangsläufig zu diesem Thema geführt.<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 29


»Positive Emotionen sind mit einer Weite und Öffnung des Körpers verbunden.«<br />

Die sieben Schlüsselfaktoren<br />

Laut der Expertin spielen sieben Schlüsselfaktoren zusammen,<br />

um einen Menschen resilient zu machen. „Die Reihenfolge der<br />

Schlüssel ist nicht entscheidend, sie ergänzen und verstärken<br />

sich jedoch gegenseitig“, erklärt Jutta Heller.<br />

Akzeptanz:<br />

„Was in der Vergangenheit war, können wir nicht mehr ändern.<br />

Es ist, wie es ist. Denkweisen wie ’wärst du doch ...’ oder ’hättest<br />

du nur ...’ sind rückwärtsgewandt. Sie erschweren, sich auf<br />

neue Wege zu begeben.“<br />

Optimismus:<br />

„Wem es gelingt, selbst im allergrößten Schlamassel noch kleine<br />

Glücksmomente wahrzunehmen, der wird viel besser mit<br />

den Widrigkeiten des Lebens fertig. Mit Schwarzsehen kommt<br />

man im Leben nicht weiter.“<br />

Selbstwirksamkeit:<br />

„Bei diesem Schlüssel geht es darum, sich seiner Kompetenzen<br />

besser bewusst zu werden und das Vertrauen in die vorhandene<br />

innere Stärke zu steigern. Gefragt ist auch hier eine positive<br />

Einstellung.“<br />

Verantwortung:<br />

„Es ist wichtig und bereichernd, Verantwortung für das, was<br />

man erlebt oder erlebt hat, zu übernehmen. Das bedeutet,<br />

sich selbst mit den eigenen Stärken und Schwächen anzunehmen<br />

und auf seine innere Stimme zu hören.“<br />

Netzwerkorientierung:<br />

„Gute soziale Kontakte in der Familie, unter Freunden und am<br />

Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten sind lebenswichtig.<br />

Ideal ist ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz. Dann<br />

fühlen wir uns stabil und sicher.“<br />

Lösungsorientierung:<br />

„Sich auf Lösungen zu konzentrieren hilft uns in jeder Situation<br />

unseres Lebens. Statt immer wieder um ein Problem zu<br />

kreisen und nach den Ursachen zu forschen, können wir ganz<br />

einfach prüfen, was gut funktioniert.“<br />

Zukunftsorientierung:<br />

„Um zufrieden zu sein, brauchen wir eine gute Balance zwischen<br />

Gegenwart und Zukunft. Ideal ist es, sich bewusst im<br />

Hier und Jetzt wahrzunehmen und sich darüber im klaren zu<br />

sein, dass alles im Leben seine Zeit hat.“<br />

Normalerweise werden zwar die Voraussetzungen für Resilienz<br />

schon in der Kindheit geschaffen. Wichtig ist beispielsweise<br />

die emotionale Bindung zu mindestens einem Familienmitglied,<br />

die positive Erfahrung von Akzeptanz, Respekt und Unterstützung.<br />

Aber Resilienz ist nicht angeboren - selbst wenn<br />

diese Voraussetzungen in der Kindheit kaum gegeben waren,<br />

kann innere Stärke in jedem Alter erlernt und weiterentwickelt<br />

werden. In ihren Büchern „Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere<br />

Stärke“ (Gräfe und Unzer, 5. Auflage <strong>2015</strong>) und „Resilienz.<br />

Innere Stärke für Führungskräfte“ (Orell Füssli, April <strong>2015</strong>) hat<br />

Heller praktische Übungen und Techniken aus ihrer langen<br />

Beratungspraxis zusammengetragen, mit denen Resilienz im<br />

Alltag trainiert werden kann.<br />

»Resilienz ist nicht<br />

angeboren - selbst wenn<br />

die Voraussetzungen in der<br />

Kindheit kaum gegeben<br />

waren, kann innere Stärke<br />

in jedem Alter erlernt und<br />

weiterentwickelt werden.«<br />

Praktische Übungen für mehr innere Stärke<br />

„Zum Beispiel gelingt das Annehmen von krisenhaften Situationen<br />

– also der Schlüssel Akzeptanz - gut durch die Übung<br />

„Submodalitäten ändern“. Hierbei schreibt man sein „inneres<br />

Drehbuch“ um: Man stellt sich die krisenhafte Situation<br />

als Film oder Bild vor und verändert dann Schritt für Schritt<br />

30 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


verschiedene Aspekte, wie z. B. Farbe, Lautstärke,<br />

Temperatur etc., bis man das innere<br />

Bild oder den Film angenehm empfindet und<br />

damit annehmen kann. Oder Optimismus:<br />

Den können wir stärken, indem wir bewusst<br />

für eine Veränderung im Körpergefühl sorgen,<br />

zum Beispiel uns aufrichten, bewusst<br />

ein- und kräftig wieder ausatmen. Denn positive<br />

Emotionen sind mit einer Weite und<br />

Öffnung des Körpers verbunden – und das<br />

funktioniert auch anders herum. Und dass<br />

der Körper durch Lachen Glückshormone<br />

ausschüttet, wussten Sie wahrscheinlich<br />

schon. Aber wussten Sie auch, dass Sie sich<br />

nicht zum Lächeln zwingen müssen, wenn<br />

Ihnen nicht danach ist? Nehmen Sie einfach<br />

einen Bleistift und beißen Sie drauf - der Effekt<br />

ist der Gleiche, da die gleichen Muskelgruppen<br />

und damit die Hormone angesteuert<br />

werden!<br />

Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Resilienz-Coach<br />

Jutta Heller hat das Thema „Resilienz“ verinnerlicht.<br />

Inzwischen hilft sie nicht nur als Trainerin und Coach<br />

anderen dabei, ihre seelische Widerstandskraft zu<br />

stärken, sondern bildet ab Herbst <strong>2015</strong> auch andere<br />

Profis – Coaches, Personalentwickler und Führungskräfte<br />

- zu Resilienzberatern aus, damit diese das Konzept<br />

bei ihren Kunden und Klienten nutzen können.<br />

www.juttaheller.de<br />

Auch zunächst einmal nur 3-5 Minuten mehrmals<br />

am Tag Power-Posing zu machen, ist<br />

eine hervorragende Übung, um den inneren<br />

Hormon-Cocktail zu aktivieren. Es gibt genug<br />

Möglichkeiten, Tag für Tag resilienter zu<br />

werden. Jeder einzelne Schlüssel kann durch<br />

Selbstcoaching-Übungen trainiert werden,<br />

denn der Bedarf für die einzelnen Schlüsselkompetenzen<br />

ist bei jedem Mensch in jeder<br />

Situation unterschiedlich“, sagt Jutta Heller.<br />

Kleine Übungen sind sicher nicht in jeder<br />

Situation ausreichend. Je nachdem, in welchem<br />

Ausmaß sich ein Mensch belastet fühlt,<br />

können mit einem gezielten Training in einer<br />

Gruppe die einzelnen Resilienzfaktoren<br />

durch Übungen und verschiedene Reflexionen<br />

gestärkt werden. Oder es braucht ein<br />

Resilienzcoaching und ggf. auch therapeutische<br />

Hilfe, um den Weg aus der Krise zu<br />

finden. Aber wer sich tagtäglich mit kleinen<br />

Resilienzübungen für zwischendurch für die<br />

Herausforderungen des Lebens wappnet,<br />

sensibilisiert sich für einen gelassenen Umgang<br />

mit Stress, beugt stressbedingten körperlichen<br />

Beschwerden und Burnout vor und<br />

wappnet sich für zukünftige Krisen.<br />

Buch-Empfehlung<br />

Resilienz — Innere Stärke<br />

für Führungskräfte, Orell<br />

Füssli, <strong>2015</strong><br />

von Prof. Dr. Jutta Heller<br />

Mehr unter:<br />

www.zukunfttraining.de/<br />

buecher


32 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


VOM GLÜCK DER<br />

FREUNDSCHAFT<br />

WARUM EINE ALTE TUGEND WIEDER ZUR KUNST<br />

ERHOBEN WERDEN MUSS<br />

Haben Sie Freunde? Eine einfache Frage, die bei längerem Nachdenken schwierig<br />

zu beantworten ist. Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid erklärt, was zu wahrer<br />

Freundschaft gehört, dieser Basis für Glück und für das Besinnen auf Wesentliches.<br />

von Wilhelm Schmid<br />

In der Geschichte der Philosophie ist zur Freundschaft einiges<br />

zu finden, denn diese gehört seit jeher für die verschiedensten<br />

philosophischen Schulen zur Lebenskunst.<br />

Sie wird als unverzichtbarer Bestandteil eines schönen,<br />

bejahenswerten Lebens betrachtet. In der Freundschaft<br />

ist das Selbst bereit, dem anderen jedes nur denkbare Privileg<br />

zuzugestehen, den Umgang mit ihm ohne jedes Kalkül zu<br />

pflegen, ihm zu geben, was es zu geben in der Lage ist. Auch<br />

die Wechselseitigkeit sollte hier nicht zur Forderung erhoben<br />

werden, vielmehr ist es wichtig, sich in den Anderen hineinzuversetzen<br />

und immer wieder an seiner Stelle zu fühlen. Und<br />

dies alles aus keinem anderen Grund als demjenigen, den die<br />

Freundschaft selbst bereits repräsentiert: „Weil er er ist, weil ich<br />

ich bin“, nach dem berühmten Wort von Michel de Montaigne,<br />

mit dem der französische Philosoph im 16. Jahrhundert in seinem<br />

Essay De l’amitié seine eigene Freundschaft mit Etienne<br />

de la Boëtie charakterisiert.<br />

Was wirklich wichtig ist<br />

Mit dem wahren Freund können die Gespräche geführt<br />

werden, auf die so viel im Leben ankommt: die tieferen<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 33


»Man muss nicht sich selbst aufgeben,<br />

um Freund sein zu können, ganz im Gegenteil.«<br />

Gespräche, in denen es darum geht, das Leben zu deuten und<br />

zu interpretieren, Geschehnisse, Begegnungen und Erfahrungen<br />

miteinander zu besprechen und Schlüsse daraus zu ziehen.<br />

In den Gesprächen mit dem Freund sind die kleinen und<br />

großen Lebensfragen zu besprechen und zu klären, die sich<br />

jedem Menschen stellen: Welche Erfahrungen wie einzuschätzen<br />

sind, welche verborgenen Zusammenhänge bei einer<br />

Sache ausfindig zu machen sind, welche Argumente für und<br />

gegen eine Wahl aufgeboten werden können, welchen Werten<br />

welche Bedeutung zugemessen werden soll, was wirklich<br />

wichtig ist im Leben, was schön ist, was Glück bedeutet.<br />

Exzellent miteinander umgehen<br />

Beide unterhalten bei dieser Form der Freundschaft nicht nur<br />

einen Bezug zur Freiheit, sondern auch zur Wahrheit, um sich<br />

auch mal „die Wahrheit zu sagen“, wie sie jedenfalls subjektiv<br />

erscheint. Eine Offenheit für Kritik besteht gerade dann, wenn<br />

das Selbst sich geborgen fühlen kann im Wohlwollen des Anderen.<br />

Beide spornen sich an zur Exzellenz in ihrer Haltung<br />

und ihrem Verhalten – die griechische Arete, landläufig mit<br />

„Tugend“ übersetzt, ist nicht so sehr als moralischer Begriff<br />

zu verstehen, sondern meint vor allem, dass alles, was mit<br />

der Gestaltung und Pflege der Beziehung der Freundschaft<br />

zu tun hat, auf vortreffliche, exzellente Weise getan und nicht<br />

nachlässig gehandhabt wird. Von Grund auf gehört dazu, die<br />

Freundschaft nicht instrumentell, den Freund nicht als Mittel<br />

zu einem egoistischen Zweck zu betrachten. Gerade dann gerät<br />

die Freundschaft zur wahren Lebenshilfe.<br />

Von der Hermeneutik der Existenz<br />

Es ist von unschätzbarem Wert, mit einem Menschen zusammen<br />

zu sein, mit dem sich alles, auch Intimes, besprechen<br />

lässt, dem wir uns zuwenden können und von dem wiederum<br />

Zuwendung zu erfahren ist, wechselseitige seelische Berührung.<br />

Im vertrauten Gespräch mit dem Freund gelingt es<br />

immer wieder von neuem, die eigene Lebensführung zu orientieren,<br />

sich in der Welt zurechtzufinden, Sinn und Bedeutung<br />

im Leben und in der Welt zu finden. Mit dem Freund<br />

gemeinsam ist die Hermeneutik der Existenz zu betreiben.<br />

Es kommt dabei nicht darauf an, den „eigentlichen“ Sinn des<br />

Lebens zu erschließen, den nicht einmal die Philosophen kennen.<br />

Es kann vielmehr der Sinn sein, den die Individuen selbst<br />

für überzeugend halten und auf den sie ihr Leben zu bauen<br />

bereit sind, den sie allerdings auch immer wieder kritisch befragen,<br />

um neue Überlegungen und Erfahrungen mit einzubeziehen.<br />

»Gemeinsam erfahren die<br />

Freunde eine größere Fülle<br />

des Lebens als jeder Einzelne<br />

für sich allein.«<br />

Glück aus Freundschaft entfalten<br />

Gemeinsam begeben sich die Freunde auf den Weg zu einem<br />

schönen und erfüllten Leben, und ihre innere Nähe im Fühlen<br />

und Denken, diese seelisch-geistige Berührung ist bereits,<br />

über Freiheit und Wahrheit hinaus, Schönheit und Erfüllung.<br />

Wenn die Erfüllung Glück ist, dann ist die Freundschaft die<br />

Erfahrung dieses Glücks, griechisch eudaimonía, einen „guten<br />

Dämon“, etwas Göttliches in sich zu haben und davon beseelt<br />

zu sein. Die wahre Freundschaft hat so großen Wert, weil in<br />

ihr sogar das Glück zu erlangen ist, also das, wonach alle Menschen<br />

suchen. Glücklich kann man nicht werden, wenn man<br />

sich wechselseitig zu irgendwelchen Zwecken missbraucht,<br />

sondern nur in der wechselseitigen Beziehung der Freunde<br />

um ihrer selbst willen, nicht abhängig von zufälligen Interessen<br />

und Lüsten.<br />

Es handelt sich jedoch um ein Glück, das nicht aus einer endlosen<br />

Abfolge von Glücksmomenten besteht, wie dies beim<br />

modernen Verständnis – oder besser Missverständnis – von<br />

Glück maßgebend ist, sondern um eines, das auch noch das<br />

Unglücklichsein und die Bewältigung von Unglück mit umfasst.<br />

Gemeinsam erfahren die Freunde eine größere Fülle des<br />

Lebens als jeder Einzelne für sich allein. Eine Fülle, die sowohl<br />

34 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


Angenehmes als auch Unangenehmes enthalten<br />

kann, denn es wäre töricht, nur auf<br />

angenehme Weise erfüllt sein zu wollen: Das<br />

ist vielmehr der Weg der bloßen Lustfreundschaft.<br />

Gemeinsam erschließen die Freunde<br />

sich zudem eine größere Fülle des Lebens,<br />

indem sie sich wechselseitig Hilfestellung<br />

bei der Eröffnung von Möglichkeiten des<br />

Lebens leisten. Aus all diesen Gründen zählt<br />

die Freundschaft zu den vortrefflichsten seelischen<br />

Gütern. Überraschend ist, dass das Eigeninteresse<br />

dabei keineswegs, wie vielleicht<br />

anzunehmen wäre, zurückstehen muss; es ist<br />

nicht moralisch verwerflich, vielmehr kann es<br />

aus exzellenten Gründen gepflegt werden.<br />

Man muss nicht sich selbst aufgeben, um<br />

Freund sein zu können, ganz im Gegenteil.<br />

Wie befreundet man sich mit dem Selbst?<br />

Die Grundlage dafür, überhaupt Beziehungen<br />

zu Anderen einzugehen, erst recht<br />

Freundschaft mit anderen schließen zu können,<br />

ist zweifellos die Freundschaft mit sich<br />

selbst, eine Selbstberührung seelischer Art.<br />

Natürlich kann man die Frage stellen, wer<br />

hier eigentlich mit wem befreundet ist: Das<br />

Selbst mit dem Selbst? Ist das nicht ein und<br />

dasselbe? Aber hinter dem angeblich einzigen<br />

Selbst verbergen sich verschiedene<br />

Selbste, die miteinander im Widerstreit liegen<br />

und sich wechselseitig ruinieren können:<br />

Etwa das gegebene und das vorgestellte<br />

Selbst; das Selbst des Denkens und das des<br />

Fühlens; innerhalb des Denkens wie des Fühlens<br />

wiederum widersprüchliche Gedanken<br />

und Gefühle, die sich jeweils als das eigentliche<br />

Selbst gebärden. Der innere Zwiespalt<br />

ist zu klären, indem er aufgeklärt, sodann<br />

aufgehoben oder auch bewusst beibehalten<br />

wird. Sich mit sich selbst befreunden heißt,<br />

die widerstreitenden Teile in ein gedeihliches<br />

Verhältnis zueinander zu setzen, sie im<br />

Idealfall zu einer spannungsvollen Harmonie<br />

zusammenzubringen.<br />

***<br />

Wilhelm Schmid<br />

Wilhelm Schmid<br />

Lebenskunstphilosoph<br />

Wilhelm Schmid, geb. 1953, lebt als freier Philosoph<br />

in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger<br />

Professor an der Universität Erfurt. 2012 erhielt er den<br />

deutschen Meckatzer-Philosophiepreis für besondere<br />

Verdienste bei der Vermittlung von Philosophie, 2013<br />

den schweizerischen Egnér-Preis für sein bisheriges<br />

Werk zur Lebenskunst.<br />

www.lebenskunstphilosophie.de<br />

@lebenskunstphil<br />

Buch-Empfehlung<br />

Vom Glück der<br />

Freundschaft — Was wir<br />

gewinnen, wenn wir älter<br />

werden, Insel Verlag, Berlin<br />

2014<br />

von Wilhelm Schmid<br />

Mehr unter:<br />

www.zukunfttraining.de/<br />

buecher


PERSONAL<strong>2015</strong><br />

6. bis 7. Mai <strong>2015</strong>, Hamburg Messe und Congress<br />

19. bis 20. Mai <strong>2015</strong>, Messe Stuttgart<br />

Agile Personalentwicklung ist gefragt<br />

Frühjahrsmessen PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd zeigen Trends auf dem Weiterbildungsmarkt<br />

Die Weiterbildungsbranche steht derzeit gut da – die Nachfrage<br />

nach klassischen Trainings und E-Learning steigt. Dies spiegelt<br />

zum einen die gesamtwirtschaftliche Lage, hat aber auch mit der<br />

Digitalisierung und Beschleunigung der Arbeitswelt zu tun: Um up<br />

to date zu bleiben, müssen Mitarbeiter ihre Kompetenzen ständig<br />

an neue Anforderungen anpassen. Wie Unternehmen eine<br />

agile Personalentwicklung unterstützen können, zeigen die Messen<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd in Stuttgart und Hamburg.<br />

die Systemische Prozessberaterausbildung berichten zudem Jette<br />

Greenland und Hans Hermann Rieckmann von Rambøll Management<br />

Consulting. Spannende Einblicke in die Personalentwicklung<br />

von morgen gibt auch Jörg Janzen, Senior Consultant faszinatour.<br />

Bei seinem Beitrag geht es um emotionales Lernen.<br />

Ein weiteres Trendthema im Trainingssektor ist Betriebliches Gesundheitsmanagement.<br />

Auf einen adäquaten Umgang mit Belastungen<br />

und Stress auf Grundlage neuer Erkenntnisse und Methoden<br />

der Prävention zur psychischen Gesundheit gehen etwa Dr.<br />

Frank Steinhoff und Dr. Anke Frieling von addisca ein. Unter dem<br />

Motto „Wer sich bewegt, bewegt was“ gibt Fitnesstrainerin Kerstin<br />

Franke Tipps für die gesunde Pausengestaltung.<br />

Wer sind die besten Dienstleister<br />

für die Personalentwicklung?<br />

Zuschauer drängen sich beim Keynote-Vortrag im Praxisforum © Fotostudio Franz Pfluegl<br />

Die immense Beschleunigung aufgrund digitaler Vernetzung verändert<br />

die Arbeitswelt massiv. Welche Folgen kommen auf Unternehmen<br />

und Gesellschaft zu? Was geschieht mit denjenigen, die<br />

sich von der digitalen Veränderung überfordert fühlen? Wird die<br />

Festanstellung zum Auslaufmodell? Tim Cole, Journalist, Buchautor<br />

und New-Media-Trainer, gibt als einer von insgesamt sechs Hauptrednern<br />

auf den führenden regionalen Frühjahrsmessen Antworten<br />

auf diese Fragen – und zwar gleich auf beiden Messen, der<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd.<br />

Auf den regional führenden HR-Plattformen erhalten Personalentscheider,<br />

Geschäftsführer und Mitarbeiter von Personalabteilungen<br />

neben derartigen Highlights einen Überblick über die Trends im<br />

Personalmanagement. Integriert in den Ausstellungsbereich läuft<br />

jeweils an beiden Messetagen ein umfassendes Begleitprogramm<br />

aus Vorträgen, Diskussionen und Networking-Formaten.<br />

Während viele Highlights an beiden Standorten laufen, setzen die<br />

Messen auch lokale Akzente. Um mehr Transparenz in den umfangreichen<br />

Markt für die Personalarbeit zu bringen, vergibt das<br />

Magazin Personal im Fokus gemeinsam mit ServiceValue auf<br />

der PERSONAL<strong>2015</strong> Nord erstmals den HR-Supporter-Award.<br />

Eine von zehn Kategorien ist „Weiterbildung & Training“. Die<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Süd punktet hingegen mit dem neuen Forum<br />

„Corporate Learning & Working“, in dem an beiden Messetagen<br />

spezifisches Programm zu Trends im arbeitsplatznahen Lernen<br />

läuft.<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Nord<br />

6. bis 7. Mai, Hamburg Messe und Congress, Halle A4<br />

rund 250 Aussteller<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Süd<br />

19. bis 20. Mai, Messe Stuttgart, Halle 6 & 8<br />

rund 280 Aussteller<br />

Weitere Informationen und Anmeldung:<br />

www.personal-messe.de<br />

Aktionsflächen:<br />

Der Trainer als Architekt im Wandel<br />

Neben den Beiträgen in den so genannten Praxisforen, den Haupt-<br />

Vortragsbühnen der Messen, lohnt sich für betriebliche Weiterbildungsexperten<br />

insbesondere ein Besuch auf den Aktionsflächen<br />

Training. Dort demonstrieren Trainer und Coachs Auszüge aus<br />

ihrem Seminarprogramm. Ein Schwerpunktthema der Weiterbildungsbranche<br />

ist derzeit Change-Leadership: Welche Führungsstile<br />

sind in Veränderungsprozessen gefragt und wie werden Personalentwickler<br />

zu Architekten im Wandel? Frank Leonhardt von<br />

Connect Change, Susanne Alwart von alwart+team und Cornelia<br />

Hogrefe von Competence on Top gehören zu den Referenten. Über<br />

Die Messen PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd<br />

sind Goldgruben zum Netzwerken<br />

© Fotostudio Franz Pfluegl


Budapest Genf Hamburg Istanbul Köln Moskau<br />

Stuttgart<br />

Wien<br />

Zürich<br />

<strong>2015</strong> Süd<br />

16. Fachmesse für Personalmanagement<br />

• Führende HR-Messe in Süddeutschland<br />

• Spezifische Themenreihen :<br />

Corporate Learning & Working,<br />

HR & IT, Personal & Verwaltung,<br />

• Parallel zur Corporate Health Convention ,<br />

Europäische Fachmesse für betriebliche<br />

Gesundheitsförderung und Demografie<br />

PERSONAL<strong>2015</strong> Nord<br />

Hamburg<br />

06.-07. Mai <strong>2015</strong><br />

19.-20. Mai <strong>2015</strong> Stuttgart<br />

people<br />

performance technology<br />

®<br />

www.personal-sued.com<br />

Für Geschäftsführer, Personalentscheider und Personalexperten sowie Trainer, Coaches und Führungskräfte<br />

Netzwerken Sie mit uns!<br />

Sparen Sie 40%<br />

bei Online-Registrierung!<br />

Mit freundlicher Unterstützung von<br />

Medienpartner


38 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


MACHEN SIE IHRE<br />

KUNDEN ZU FANS<br />

EMPFEHLUNGSMARKETING LEICHT GEMACHT<br />

Begeisterte Kunden sind für einen Trainer besonders wertvoll: Zum einen als treue<br />

Stammkäufer, zum anderen als gute Weiterempfehler. Wer zu leere Auftragsbücher hat,<br />

dem fehlt es meist an Anziehungskraft und Begeisterungsfähigkeit. Ein Beitrag der zeigt,<br />

wie sie diese erzeugen können - und langfristig Kunden begeistern.<br />

von Siegfried Haider<br />

Wenn Sie Neukunden „akquiriert“ haben, ist<br />

das ein gutes Gefühl und ein toller Erfolg.<br />

Die sind dann später von Ihren Trainings-<br />

Leistungen und Produkten hoffentlich<br />

begeistert, empfehlen Sie eventuell auch<br />

noch weiter. Sie buchen vielleicht ein zweites, drittes, viertes<br />

Mal. Und irgendwann ist Ihr Themen- und Produktsystem vollständig<br />

vom Kunden gekauft – das wäre der Idealfall.<br />

Die Realität sieht vielfach anders aus: Kunden sind heute<br />

„flüchtig“. Sie wechseln gern und schnell, von Ihnen weg, aber<br />

auch wieder zu Ihnen zurück. Aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen.<br />

Sie haben also viele Stunden und nicht selten Hunderte von<br />

Euro in die Akquise dieses Kunden investiert – und dann bucht<br />

er nicht mehr bei Ihnen. Dafür können Sie aber nicht den Kunden<br />

oder die Märkte verantwortlich machen. Nein: Hier hat<br />

entweder Ihr Angebot und dessen regelmäßige Positionierung<br />

und Präsentation beim Kunden ODER Ihr Kundenbeziehungs-Management<br />

(Customer-Relationship-Management,<br />

kurz CRM) versagt.<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 39


»Seien Sie interessant, aufregend, außergewöhnlich für Ihre Kunden.«<br />

Beim CRM geht es darum, Kunden nicht nur zufrieden zu<br />

stellen, sondern möglichst zu begeistern. Hierzu muss die<br />

von Ihnen erbrachte Leistung höher liegen als das, was sich<br />

der Kunde subjektiv von Ihnen erwartet hat. Aber worin liegt<br />

diese „subjektive Erwartung“? Mehr als die Hälfte der Kunden<br />

erwartet sehr guten Service, nur ein Drittel gutes Fachwissen<br />

und lediglich knapp zehn Prozent einen günstigen Preis. Also<br />

gehen Sie nicht über den Preis, sondern über Top-Angebote<br />

und Top-Service vom ersten Kontakt an. Und bleiben Sie auf<br />

diesem hohen Niveau. Mit großen und vor allem vielen kleinen<br />

innovativen Ideen, um Ihre Kunden immer wieder positiv zu<br />

überraschen und so dauerhaft zu begeistern. Sie müssen nicht<br />

der beste Trainer, Coach oder Speaker sein, um dauerhaft oft<br />

hohe Honorare zu erzielen, sondern ein hervorragender Weiterbildungs-Unternehmer.<br />

Um dauerhaft neue Kunden über<br />

Empfehlungen zu generieren und diese nie mehr zu verlieren,<br />

ist ein professionelles Kundenbeziehungs-Management mit<br />

einem kontinuierlichen Innovationsprozess die Voraussetzung.<br />

Hier einige Tipps aus meinem Buch „Ausverkauft! Marketing<br />

kann so einfach sein“:<br />

»Kunden, die Sie effektiv<br />

gebunden haben,<br />

können Sie dann in Ihr<br />

Empfehlungsmarketing<br />

integrieren.«<br />

CRM begeistert<br />

1. Kunden klassifizieren<br />

Nicht jeder Kunde ist gleich. Der eine kauft im Jahr für 50.000,<br />

der andere für 5.000 Euro. Der eine hat erst einmal gekauft,<br />

ist aber Vorstand einer Bank, der andere hat schon zehnmal<br />

gekauft, macht aber den Eindruck, wenig Budgeteinfluss zu<br />

haben. Gewichten Sie deshalb Ihre Kunden nach bisherigem<br />

und/oder erwartetem Umsatz. „Basteln“ Sie sich hierfür ein<br />

individuelles Klassifizierungsmodell (am verbreitetsten ist die<br />

ABC-Analyse). Neben der finanziellen Klassifizierung sollten<br />

Sie Ihren Kunden in Ihrer Datenbank differenzierende Merkmale<br />

zuordnen: Da gibt es zum Beispiel die „A-Lieferanten“,<br />

die „Entscheider“, die „Finanzdienstleister“. Wenn Sie jeden Datensatz<br />

mit Eigenschaften oder Merkmalen versehen, können<br />

Sie später leicht eine Strategie aufbauen: Adressen mit den Eigenschaften<br />

X, Y und Z erhalten von Ihnen beispielsweise eine<br />

regelmäßige E-Mail-Aussendung mit dem neuesten Buchtipp<br />

und damit eine unerwartete, positive Überraschung. A-<br />

Kunden, die Entscheider sind, bekommen die Einladung zum<br />

Jahres-Abschlussessen, etc.<br />

2. Maßgeschneiderte Strategien entwickeln<br />

Überlegen Sie nun, wie Sie jede einzelne Gruppe optimal<br />

betreuen. Ob Sie A-Kunden Website-Tipps, Pralinen oder die<br />

neuesten Trainingsinhalte senden, hängt von Ihrer CRM-Strategie<br />

ab. Planen Sie gemeinsame Erlebnisse, führen Sie Veranstaltungen<br />

durch (Eventmarketing), erweisen Sie ihnen kleine<br />

Gefälligkeiten. Wichtiger als der materielle Wert sind dabei<br />

Individualität und Originalität. Aus Ihren Überlegungen zur<br />

Strategieentwicklung leiten Sie dann konkrete Maßnahmen<br />

ab, die übers Jahr erledigt werden.<br />

3. CRM-Tools einsetzen<br />

Mit Word, Excel, Access und Outlook lassen sich zwar einige<br />

CRM-Aufgaben erledigen. Einfacher und besser geht´s allerdings<br />

mit einem speziellen CRM-System. Mit dem können Sie<br />

auf Knopfdruck Hunderte Adressen einfach mit einer Serienmitteilung<br />

(als Brief, Fax, Mail oder SMS) versorgen oder definierte<br />

Prozesse im System in der Wiedervorlage je Mitarbeiter<br />

installieren und abwickeln. Meine Erfahrung ist: Wenn das<br />

CRM-Tool Ihnen diese kleinen positiven Überraschungen und<br />

die damit verbundene Kommunikation nicht einfach durchführen<br />

lässt, machen Sie sie nicht. Was für ein Schaden!<br />

4. Erfolg messen<br />

Vergessen Sie nicht, den Erfolg Ihrer CRM-Maßnahmen zu<br />

kontrollieren. Denn Sie wollen doch wissen, ob Ihre Ideen, mit<br />

denen Sie Ihre Kunden regelmäßig überraschen und verwöhnen,<br />

auch Wirkung zeigen – ob sie also regelmäßigen Umsatz<br />

generieren und damit Loyalität schaffen. Denn wir kommunizieren<br />

nicht zum Zeitvertreib oder Selbstzweck, sondern um<br />

Umsätze zu steigern.<br />

Mehr als diese vier Punkte benötigen Sie in der Regel nicht, um<br />

Kunden regelmäßig positiv zu überraschen, zu begeistern und<br />

40 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


zu binden. Immer auf Basis von attraktiven<br />

Trainings-Angeboten und -Dienstleistungen<br />

natürlich, die an sich schon begeistern.<br />

Lassen Sie einmal gewonnene Kontakte<br />

nie mehr los (sofern diese profitabel sind).<br />

Schreiben Sie Briefe, handschriftliche Postkarten,<br />

nette E-Mails, senden Sie eine Audiooder<br />

Videobotschaft oder rufen Sie einfach<br />

mal an. Aber Achtung: Sie sollten etwas zu<br />

erzählen beziehungsweise etwas Neues anzubieten<br />

haben, egal ob wertvolle Information<br />

oder eben innovative neue Produkte.<br />

Begeisterung = Empfehlung<br />

Kunden, die Sie effektiv gebunden haben,<br />

können Sie dann in Ihr Empfehlungsmarketing<br />

integrieren. Sie wissen ja: Wer begeistert<br />

ist von einem Anbieter oder Produkt, erzählt<br />

anderen gerne davon (wer enttäuscht ist,<br />

sich womöglich so richtig über eine Firma<br />

geärgert hat, erzählt das übrigens noch viel<br />

mehr Leuten). Nutzen Sie die Begeisterung<br />

Ihrer Kunden für ein systematisches Empfehlungsmarketing.<br />

Entweder über die „Tella-Story“-Schiene<br />

oder über aktiv abgefragte<br />

Empfehlungen.<br />

Tell-a-Story-Marketing<br />

Den deutschen Begriff „Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda“ benutze ich ungern, weil „Propaganda“<br />

negativ besetzt ist. Besser gefällt<br />

mir der englische Ausdruck „Tell-a-Story-<br />

Marketing“. Denn die Menschheit erzählt sich<br />

schon immer Geschichten über positive und<br />

negative Erlebnisse. Wenn Sie hiervon profitieren<br />

wollen, sollten Sie vier Voraussetzungen<br />

schaffen:<br />

Seien Sie interessant, aufregend, außergewöhnlich<br />

für Ihre Kunden. Dann erzählen<br />

diese am Stammtisch Ihre Story. Der „verrückte“<br />

amerikanische Marketingguru und<br />

Speaker Dr. Joe Vitale organisierte mal ein<br />

Open-Air-Konzert für Hunde, und zwar in<br />

einem Frequenzbereich, der für Menschen<br />

nicht hörbar ist. Können Sie sich eine Band<br />

vorstellen, die enthusiastisch auf der Bühne<br />

Siegfried Haider<br />

Marketing-Experte<br />

Siegfried Haider, Geschäftsführer von experts4events,<br />

Gründer und Ehrenpräsident der German Speakers<br />

Association e.V., ist anerkannter Marketing-Experte<br />

für professionelle Positionierung, einfache Kundengewinnung<br />

und Kundenbindung. Sein Buch „Ausverkauft!“<br />

(www.ausverkauft-dasbuch.de) bietet ein<br />

einfach umsetzbares System für mehr Umsatz. Er ist<br />

erfahrener Praktiker, der jeden Tag erfolgreich umsetzt,<br />

was er anderen empfiehlt. Seine Trainings und<br />

Vorträge liefern wertvolles Know-How, klar und begeisternd<br />

präsentiert. Der studierte Wirtschaftsinformatiker<br />

und Hochschulfachökonom für HR hat in<br />

den letzten fünfzehn Jahren mit den bedeutendsten<br />

Weiterbildungsorganisationen und namhaftesten<br />

Top-Experten national wie international erfolgreich<br />

zusammengearbeitet. Zu seinen Kunden zählen Dax-<br />

Unternehmen genauso wie mittelständische und kleine<br />

Unternehmen.<br />

www.experts4events.com.<br />

Buch-Empfehlung<br />

Ausverkauft — Marketing<br />

kann so einfach sein, GABAL<br />

2011<br />

von Siegfried Haider<br />

Mehr unter:<br />

www.zukunfttraining.de/<br />

buecher


spielt, und Sie als zuhörender Mensch hören nichts, während<br />

die anwesenden Hunde rumfetzen und „abrocken“? Zu ihm<br />

hat diese Aktion gepasst, Presse war ihm sicher, Storys auch.<br />

Was passt zu Ihnen, mit welcher Überraschung können Sie<br />

Storytelling auslösen?<br />

Machen Sie Ihre Kunden bei jedem Kontakt mit Ihnen glücklich,<br />

schaffen sie die berühmten „magic moments“. Geben<br />

Sie ihnen vor allem das Gefühl, dass Sie sich wirklich um sie<br />

kümmern.<br />

Schaffen Sie Vertrauen in Ihre Kompetenz. Nur wer Ihnen<br />

vertraut, wagt es, auch Empfehlungen auszusprechen. Vertrauen<br />

entsteht nicht zufällig, sondern aufgrund einiger „Jas“<br />

zu Ihnen im Kopf des Kunden.<br />

Machen Sie es Ihren Kunden leicht, über Sie zu reden: Entwickeln<br />

Sie Ihre „coole“ Trainer- und Firmenstory, entwickeln<br />

Sie einfache Botschaften, mit denen Sie bald identifiziert<br />

wer den. Geben Sie bei persönlichen Treffen den Menschen<br />

etwas Werthaltiges (Content) mit, was an Sie und Ihre Marke<br />

erinnert. Implementieren Sie Twitter, Facebook und andere<br />

Empfehlungsknöpfe („tell a friend“) auf Ihrer Website und<br />

bereiten Sie fertige Empfehlungstexte vor. Entwickeln Sie zu<br />

Ihrem Produkt eine Broschüre über „Die 7 Geheimnisse des<br />

XY“ und verteilen Sie diese. Schaffen Sie Erlebnisse, die im<br />

Kopf bleiben.<br />

Aktives Empfehlungsmarketing<br />

»Schaffen Sie Vertrauen<br />

in Ihre Kompetenz. Nur<br />

wer Ihnen vertraut, wagt<br />

es, auch Empfehlungen<br />

auszusprechen. Vertrauen<br />

entsteht nicht zufällig,<br />

sondern aufgrund einiger<br />

„Jas“ zu Ihnen im Kopf des<br />

Kunden.«<br />

Es gibt Menschen, die grundsätzlich nicht von sich aus empfehlen,<br />

und wenn sie noch so begeistert von einer Firma oder<br />

einem Produkt sind. Da müssen Sie dann etwas anschieben.<br />

Bauen Sie die Frage nach Empfehlungen fest in Ihre Kundenupdate-Gespräche<br />

ein. Begeisterte Kunden reagieren<br />

auf die Frage, ob sie jemand kennen, der von Ihnen/Ihrem<br />

Angebot ebenfalls profitieren könnte, meist sehr offen.<br />

Probieren Sie es doch einfach mal aus: Fragen Sie drei Ihrer<br />

Hauptkunden, mit denen Sie schon lange zusammenarbeiten<br />

und die sehr zufrieden sind, ob sie nicht jemanden kennen,<br />

den Sie ähnlich zufriedenstellen und bereichern könnten<br />

wie diese Stammkunden selbst. Ich bin mir sicher, dass<br />

Sie von vielen Ihrer Stammkunden Empfehlungen erhalten.<br />

Die neuen (empfohlenen) Kunden begeistern Sie dann genauso<br />

und machen das Gleiche: aktiv fragen!<br />

***<br />

Siegfried Haider<br />

42 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


0,5 + 0,5 = 1,5<br />

WENN 2 MENSCHEN EINEN JOB<br />

TEILEN, GEWINNEN ALLE!<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 43<br />

www.<br />

.com


44 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


<strong>ZT</strong> EXPERTEN-AUTOR WERDEN<br />

JET<strong>ZT</strong> BEWERBEN<br />

info@zukunfttraining.de<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 45


46 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


HUMOR MACHT KARRIERE<br />

IM GESPRÄCH MIT FELIX GAUDO<br />

Felix Gaudo glaubt, dass mit Lachen das Leben und der Beruf einfacher<br />

werden. Davon überzeugt er regelmäßig Mitarbeiter und Führungskräfte der<br />

unterschiedlichsten Branchen. Er ist Comedian, Moderator und Humortrainer. Im<br />

Interview erzählt der Bensheimer, was fröhlich klingende Namen, Galgenhumor<br />

und Loriot mit seiner Berufung zu tun haben.<br />

Herr Gaudo, Sie sind glücklich, den<br />

ganz großen Spaß haben Sie nur<br />

knapp um ein „I“ verpasst ...<br />

(lacht) Ach, Sie meinen den<br />

Namen. Na ja, noch ein „I“ in Gaudo wäre ein bisschen<br />

platt gewesen.<br />

Aber es ist schon Ihr echter Name?<br />

Ehrlich gesagt, nein. Der Name ist vor Jahren direkt nach<br />

der Schauspielschule in meinem ersten Soloprogramm als<br />

Clown entstanden.<br />

Verraten Sie mir Ihren bürgerlichen Namen?<br />

.Ja klar. Robert Kaiser. Heute als Moderator und Comedian könnte ich selbstverständlich<br />

ganz normal mit meinem bürgerlichen Namen auf die Bühne<br />

gehen. Aber als junger Clown vor vielen Jahren habe ich mir diesen Namen<br />

gegeben. Er klingt fröhlich und passt zu dem was ich mache, und so ist er<br />

über die Jahre für mich Programm geworden.<br />

Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Oder wie definieren Sie Humor?<br />

Der Satz stimmt auf der einen Seite. Da ist der Galgenhumor gemeint, der<br />

in manchen Situationen einfach gut tut, der befreit und hilft, nicht zu verzweifeln.<br />

Aber Humor hat auch viel damit zu tun, sich wirklich für jemanden<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 47


zu interessieren und über den eigenen Tellerrand<br />

hinausschauen zu können. Der Regisseur<br />

und Intendant August Everding hat<br />

mal gesagt: Humorlosigkeit ist die Unfähigkeit,<br />

andere Wirklichkeiten wahrzunehmen<br />

als die eigene.<br />

»Es geht um Empathie,<br />

nicht um Schadenfreude.«<br />

Das heißt aber nicht, dass man nur über andere<br />

lachen soll? Umsetzung von Jobsharing?<br />

Auf keinen Fall! Es geht darum, etwas<br />

Neues entstehen zu lassen, Kommunikation<br />

zu beleben. Zu sensibilisieren für den<br />

wertschätzenden Humor in alltäglichen<br />

Gesprächssituationen. Das geht nur, wenn<br />

ich neugierig bin auf meine Gegenüber<br />

und die Welt drum herum. Es geht um Empathie,<br />

nicht um Schadenfreude. Sie hilft,<br />

humorvolle Situationen wahrzunehmen<br />

und sie aufzugreifen. Das wiederum schafft<br />

Vertrauen.<br />

Wie setzt man Humor als<br />

Anti-Stress-Mittel ein?<br />

Es ist wichtig, dass wir Abstand schaffen<br />

zu der Situation, die uns stresst. Dass es<br />

uns gelingt, die Angespanntheit herauszunehmen,<br />

damit der Ärger nicht zu groß<br />

wird. Ich mache dazu gerne eine Übung in<br />

meinen Vorträgen. Ich lasse die Teilnehmer<br />

mit ihren Nachbarn Gespräche führen über<br />

Situationen, in denen sie verärgert waren.<br />

Dann lenke ich die Gespräche nach einer<br />

bestimmten Spielregel. Das Ergebnis ist,<br />

dass der Zorn sich in Wohlgefallen auflöst.<br />

Diese Übung führt immer wieder zu dem<br />

Aha-Erlebnis, wie sehr wir unseren täglichen<br />

Frust und Ärger selber beeinflussen<br />

können. Ich habe diese Idee aus meiner Zusammenarbeit<br />

mit Eckart von Hirschhausen.(Anm.<br />

d. Red.: Arzt, Comedian und Autor)<br />

Wir standen viele Jahre zusammen auf<br />

der Bühne, heute arbeiten wir immer noch<br />

zusammen, durch seine Stiftung „HUMOR<br />

HILFT HEILEN“. Wir bringen Humor-Trainings<br />

in Krankenhäuser und bieten Workshops<br />

für Pflegepersonal und Ärzte an.<br />

Fast alle Mittel haben Risiken und Nebenwirkungen.<br />

Schon. Allein dadurch, dass Menschen<br />

einen sehr unterschiedlichen Humorgeschmack<br />

haben. Wer sich mit Humor beschäftigt,<br />

ihn anwendet und in Alltag und<br />

48 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


»Es ist wichtig, dass wir<br />

Abstand schaffen zu der<br />

Situation, die uns stresst.<br />

Dass es uns gelingt, die<br />

Angespanntheit herauszunehmen,<br />

damit der Ärger nicht zu groß<br />

wird.«<br />

Sprache bringt, kann auch mal danebenliegen.<br />

Alle kennen diesen Moment: Man<br />

hat etwas auf der Zunge liegen, traut sich<br />

dann aber doch nicht, es auszusprechen<br />

– aus der Angst heraus, es könne falsch<br />

verstanden werden. Humor ist also Risiko.<br />

Aber eben auch ein kreativer Prozess, und<br />

als solcher lebt er vom Üben und Scheitern.<br />

Jeder Berufskomiker kennt das übrigens:<br />

Man probiert eine Pointe und keiner lacht.<br />

Das ist erst einmal unangenehm – aber<br />

dann registriert man, dass die Welt davon<br />

nicht untergeht. Solche Erfahrungen machen<br />

sicherer.<br />

Sie vermitteln Humor-Techniken. Das heißt,<br />

Humor kann man lernen?<br />

Ja, das ist die gute Nachricht. Humor ist<br />

tatsächlich eine Kunst, und man kann sie<br />

erlernen wie das Klavierspielen. Aber man<br />

muss üben. Klavierspielen kann ja auch<br />

keiner, nur weil er das Instrument im Wohnzimmer<br />

stehen hat.<br />

Humorlose Menschen üben nicht – oder haben<br />

die Sie einfach noch nicht getroffen?<br />

(lacht). Das will ich jetzt nicht behaupten.<br />

Klar kann ich Übungen und Angebote an<br />

die Hand geben. Aber es gibt auch Leute,<br />

die Humor einfach nicht einsetzen. Nicht<br />

einsetzen wollen. Die Möglichkeit, humorvoll<br />

zu sein, steckt aber in jedem Menschen.<br />

»Die Möglichkeit, humorvoll zu sein,<br />

steckt in jedem Menschen!«<br />

Sie sind bereits vor Mitarbeitern von Audi und<br />

AOK aufgetreten, sprechen zu Lehrern, Sozialarbeitern<br />

und Hebammen. Braucht jede<br />

Berufsgruppe eine andere Humor-Schule?<br />

Grundsätzlich nicht. Aber es gibt schon<br />

branchenspezifische Sprachen. Da muss<br />

man sich erst mal reinfinden. Dazu kommt:<br />

Bei manchen Berufsgruppen darf es etwas<br />

rauer zugehen, bei anderen muss Humor<br />

subtiler funktionieren. Das Training ist aber<br />

eigentlich immer das gleiche. Da wir heutzutage<br />

ja fast alle unter Druck stehen, tut<br />

es jedem gut, zu lernen, wie Humor das<br />

Arbeitsleben erleichtert, wie man erfolgreicher<br />

wird. Ich bin überzeugt: Humor macht<br />

Karriere. Die medizinischen Berufe, der<br />

ganze Gesundheitsbereich liegt mir dabei<br />

persönlich besonders am Herzen.<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 49


Warum?<br />

Ich bin einmal in der Woche wieder als Clown im Krankenhaus<br />

aktiv. „Clowndoktoren“ nennt sich der Klinikclown-Verein, für<br />

den ich arbeite. Meine Kollegen und ich gehen regelmäßig<br />

zu den Kindern auf den Stationen. Ich mache das, weil ich erlebt<br />

habe, wie gut ein Clown Kindern tut, als meine Tochter<br />

im Krankenhaus war. Kinder fühlen sich oft ausgeliefert und<br />

fremdgesteuert in der Situation im Krankenhaus. Da sind sie<br />

glücklich, wenn mal einer vorbeischaut, der noch ein bisschen<br />

hilfloser ist als sie.<br />

Wie ist das eigentlich mit einem Felix Gaudo? Ist der nie gestresst?<br />

Ha, das wäre schön, wenn ich sagen könnte, ich wäre die Gelassenheit<br />

in Person. Ich bin ein fröhlicher Mensch, und dazu<br />

passt auch mein Name. Ich bin aber auch ein Hektiker, der in<br />

manchen Situationen in Stress gerät. Und der auch mal Angst<br />

davor hat, dass etwas nicht so klappt, beispielsweise ein Witz<br />

auf der Bühne nicht sitzt. Aber ich denke, gerade deshalb kann<br />

ich besonders gut vermitteln, wie man mit Humor solche Situationen<br />

meistert und sich die Freude und den Spaß an seinem<br />

Beruf erhält.<br />

Geben Sie mir einen Tipp: Ich sitze mit elf zum Teil überarbeiteten<br />

Redakteurskollegen in der 16-Uhr-Konferenz, ein zwölfter kritisiert<br />

die heutige Ausgabe und nörgelt nur herum – wie ist da noch<br />

mit Humor die Kurve zu kriegen?<br />

(lacht) Von außen ist es schwer, konkrete Tipps zu geben. Es<br />

helfen ja keine auswendig gelernten Texte. Wichtig ist: Nicht<br />

abschalten! Beobachten Sie ihren Kollegen. Wie sitzt er da?<br />

Wie guckt er? Wie äußert er die Kritik? Vielleicht können Sie in<br />

der Situation Komik erkennen – Situationskomik! Reagieren<br />

Sie nicht mit einem Gegenangriff. Machen Sie sich lieber über<br />

sich selbst lustig. Ergeben sie sich beispielsweise dramatisch<br />

und fordern eine Pause. Wer nicht zumacht und zuhört, erlebt<br />

vielleicht etwas Neues – auch noch um 16 Uhr.<br />

Wer ist eher Ihr Humorfavorit – Mario Barth oder Loriot?<br />

Oh, ich lache über beide. Loriot ist ganz klar der große<br />

Meister. Da ist sicher niemand böse, wenn ich sage, dass<br />

er ein großes Vorbild ist. Es gibt aber in dieser Frage sicher<br />

strikt getrennte Lager. Die einen sagen: nur Loriot.<br />

Die anderen: nur Barth. Ich lache generell schrecklich<br />

gern – über feinen Humor, aber auch, wenn er etwas<br />

polternd daherkommt.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gaudo!<br />

***<br />

Das Interview führte<br />

Britta Willeke.<br />

Felix Gaudo - Humortrainer, Moderator, Comedian<br />

Felix Gaudo, 1964 in Berlin geboren, hat zunächst Erfahrungen im Straßentheater gesammelt<br />

und 1985 seine Schauspielausbildung an der Freien Kleintheaterschule von Frieder Nögge in<br />

Stuttgart begonnen. Nach der Ausbildung hat er sich auf Solo-Clown-Programme konzentriert<br />

und gastierte als Conférencier in diversen Varietés. Unter anderem war er für drei Jahre<br />

mit dem Varieté „Et Cetera“ auf Tournee. Heute wohnt Gaudo in Bensheim, ist Moderator,<br />

Humortrainer und Comedian. Er ist Mitbegründer des Comedy-Ensembles „Think-Theatre“<br />

mit Bernhard Wolff und Eckart von Hirschhausen, veranstaltet die regelmäßige Veranstaltungsreihe<br />

„Comedy Brunch“ im Hochheimer Hof und ist mit seinem Bühnenpartner<br />

Dirk Scheffel mit dem Musik-Comedy-Programm „Kindskoeppe“ unterwegs.<br />

Außerdem engagiert sich der Vater zweier Kinder für die „Clown-Doktoren“.<br />

50 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


Mehr über Felix Gaudo auf: www.felixgaudo.de


52 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


FEURIGE MAJESTÄT<br />

OHNE FEUDALISMUS<br />

CARSTEN BEYREUTHER : EIN PORTRAIT<br />

Gute Trainings haben ein Ziel gemeinsam, das unter der Oberfläche ruht: Den Menschen<br />

aus seiner ´inneren Diktatur´ zu befreien. Dass dies ein langer Weg mit vielen Umwegen<br />

sein kann, weiß der Verkaufsprofi Carsten Beyreuther - und gibt es mit Leidenschaft weiter.<br />

Manchmal wirkt es fast peinlich, auf eine Frage<br />

mit der Wahrheit zu antworten. Zum Beispiel<br />

dann, wenn die Antwort überheblich klingt.<br />

Aber Carsten Beyreuther scheint es nicht zu<br />

liegen, sich an seiner Wahrheit vorbeizureden.<br />

Auf die Frage, wo er, der als Verkaufstrainer mit Stärke,<br />

Überlegenheit und Leichtigkeit brilliere, seine Schwächen<br />

habe, sagt er drei Atemzüge lang nichts.<br />

Aber Carsten Beyreuther lässt für diesen Satz nicht nur den<br />

Mund sprechen. Seine Augen erzählen von einem, der Spaß an<br />

der Provokation hat wie ein Viertklässler an seinem Treffer mit<br />

der Spritzpistole. Und dann: „Klar, ich bin nicht perfekt, aber ich<br />

finde mich in Ordnung.“ Bezüglich menschlicher Schwächen<br />

und Fehler vertritt er seine eigene Auffassung: „Ich schaue mir<br />

an, was ich schon kann und was andere können, denn auf dem<br />

Gekonnten kann ich aufbauen.“<br />

Sie alle zieht es in die Beyreuther-Schatzkammer<br />

Beyreuther schaut sich häufig an, was andere können. Und<br />

das mit Beyreuther-Leidenschaft. Gelegenheit dazu findet<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 53


»Beyreuther kommt als Carsten, und so will er auch angesprochen werden.«<br />

er als Coach und in seinen Verkaufstrainings. Er kennt die<br />

Unsicherheiten und Ängste von Verkäufern, weiß, woran Verkaufserfolg<br />

scheitert und was Umsatz garantiert. Aber er will<br />

mehr wissen. In seinen Seminaren wird er es gewahr. Frauen<br />

und Männer sitzen dort mit hellwachen Sinnen, haben<br />

sich vorgenommen, dem Verkaufskönig Beyreuther in seine<br />

Schatzkammer zu folgen. Sie wollen zumindest ein paar jener<br />

Juwelen ergattern, die das eigene Verkaufszepter später glänzen<br />

lassen. Doch dann die erste Überraschung: Seine Majestät<br />

hat weder Hermelin am Hals noch Hermès-Couture am Leib.<br />

Beyreuther kommt als Carsten, und so will er auch angesprochen<br />

werden. Sein Shirt flattert über der Jeans, seine Ärmel<br />

sind vorsorglich sommerlich kurz, so, als wüsste er schon vor<br />

dem Seminar: Es wird heiß.<br />

Recht hat er, und seine Seminarteilnehmer quittieren es ihm.<br />

Sie versuchen zu beschreiben, was sie mit ihm erleben, sprechen<br />

von einem „Carsten, der brennt.“ Andere nennen ihn<br />

„eine raumfüllende Feuerwalze“. Doch mit welchen Flammen<br />

männliche und weibliche Verkaufsprofis durch Carsten<br />

Beyreuther auch immer in Berührung kommen, sie stellen<br />

allesamt fest: Selbst bei der so vielfach gefürchteten Telefon-<br />

Akquise „schmelzen sämtliche Blockaden dahin.“<br />

Der spontane Sprung ins kalte Verkaufswasser<br />

Manche kommen mit Skepsis ins Seminar. Carsten gießt mit<br />

lockeren Sprüchen noch Öl darauf. Er scheint es zu genießen,<br />

wie seine Gäste sich erst einmal mit über der Brust verschränkten<br />

Armen gegen so manche allzu leicht klingende<br />

Beyreuther-Botschaft wappnen. Schließlich sind sie nicht naiv.<br />

Sie kennen ihre Käufer-Kaliber. Und das Leben sowieso. Doch<br />

dieser Carsten redet nicht nur. Der springt direkt vor seinen<br />

Leuten ins Verkaufswasser. Er lässt sich auf der Stelle mit einem<br />

Unternehmen verbinden, gerät ins Sekretariat, lässt seine<br />

Zuhörer über Lautsprecher mitverfolgen, wie er am anderen<br />

Ende Reserviertheit in Offenheit verwandelt und demonstriert,<br />

wie er in der obersten Etage landet.<br />

Dort oben weht zwar immer ein anderer Wind, aber Carsten<br />

Beyreuther ist mit Höhenluft vertraut. Wer ihn oben beim<br />

freien Durchatmen beobachtet, hat schnell das Gefühl, unten<br />

selbst nur an einer Sauerstoffflasche zu schnüffeln. Die Frage<br />

ist nur, wie, wo und wann dieser Carsten Beyreuther jene<br />

Leichtigkeit bekommen hat, die ihn aufsteigen lässt?<br />

„Ich war fast immer der Erste“<br />

Als er 19 Jahre alt war, zerfiel eine schwere Last der deutschen<br />

Geschichte, indem die Berliner Mauer zusammenbrach. Carsten<br />

Beyreuther befand sich aber von Geburt an auf jener Seite,<br />

wo Wirtschaftswachstum und Leichtigkeit nicht zu Hause waren.<br />

Seine Eltern wollten ihm geben, was in der DDR zu geben<br />

war. So hatte Carsten die Wahl zwischen Klavierunterricht und<br />

Radsport. Obwohl er seine Finger gern auf die Klaviatur gelegt<br />

hätte, zog er das Rennrad vor. „Grund für diese Entscheidung<br />

war nicht eine Liebe zum Sport per se,“ sagt er. „Die hatte und<br />

habe ich nicht.“ Es war mehr seine Zuneigung zum Milieu der<br />

Trainingsclique. Es reizte ihn, „einen Mannschaftssport zu machen,<br />

bei dem man dennoch für sich allein der Tretende ist.“<br />

Carsten Beyreuther trat dermaßen in die Pedale, dass er heute<br />

von sich sagen kann: „Ich war fast immer der Erste.“<br />

»Es reizte ihn, „einen<br />

Mannschaftssport zu machen,<br />

bei dem man dennoch für<br />

sich allein der Tretende ist.“<br />

Beyreuther trat so in die<br />

Pedale, dass er heute von<br />

sich sagen kann: „Ich war fast<br />

immer der Erste.“«<br />

Als er dann den Wunsch äußerte, Journalismus zu studieren,<br />

erhob die Staatssicherheit ihre Stimme. Sie sagte ihm, das sei<br />

okay, wenn er drei Jahre Dienst im Wachregiment der Stasi<br />

schiebe. Dieser Preis fürs Studium verunsicherte Beyreuther<br />

jedoch nicht. Er sagte einfach nein, und die Stasi gab ihm zur<br />

Antwort: „Dann ist Ihre Karriere als Intellektueller in diesem<br />

Land hiermit beendet.“<br />

54 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


Der geplatzte Traum<br />

So platzte sein Traum, irgendwann einen<br />

großen Verlag zu leiten und mit Wahrheiten<br />

zu provozieren. Am meisten bedauerte er<br />

dies, weil er wusste: „Nichts fällt mir leichter<br />

als Kommunikation.“ Aber kommunizieren<br />

lässt sich auch woanders. Carsten ließ sich<br />

privat Schauspielunterricht geben, machte<br />

eine Sprecherausbildung und arbeitete als<br />

DJ. „Als DJ brauchte man bei uns zwar so<br />

eine Art Kultur-TÜV, aber an diese Plakette<br />

kam ich heran.“<br />

Abend für Abend Venylplatten zu drehen<br />

und Stimmung zu machen, reichte ihm nicht.<br />

Er witterte ein besseres Geschäft, folgte der<br />

Intuition nach Ungarn, besorgte sich dort<br />

Platten aus Österreich, und heute ist ihm anzuhören,<br />

dass es ihm einen Riesenspaß gemacht<br />

hat, „die für das Zehnfache in der DDR<br />

zu vertickern.“ Nach der Wende hatte er mit<br />

25 Jahren sechs Schallplattenläden - unter<br />

anderem in Chemnitz und Dresden. Doch<br />

als 1994 die großen Media-Märkte kamen,<br />

konnte Beyreuther seine Preise nicht mehr<br />

halten.<br />

Carsten Beyreuther<br />

Experte für Verkaufstrainings<br />

Carsten Beyreuther ist Coach, Verkaufstrainer und<br />

Gründer der Firma beyreutherTRAINING in Berlin. Er<br />

führt bundesweit offene Verkaufstrainings und Workshops<br />

für Menschen durch, die ein selbstbestimmtes<br />

und glückliches Leben führen und als Verkäufer weniger<br />

übergangen und ausgenutzt werden und einfacher<br />

und öfter verkaufen möchten. Seine Trainingsteilnehmer<br />

sind offen für positive Veränderungen,<br />

ganz gleich ob im Privat- oder Berufsleben. Als einer<br />

von nicht mehr als eine Hand voll Experten weltweit<br />

arbeitet Carsten Beyreuther mit kybernetischen Verkaufstechniken<br />

– einer Kombination aus NLP-Technologien,<br />

Verkaufshypnose und speziellen Argumentationstechniken<br />

der Kurzzeittherapie.<br />

www.verkaufstraining-beyreuther.de<br />

Verhaftung auf dem Roten Platz<br />

Preise und ganz andere Währungen waren<br />

es, die ihn mit 26 Jahren nach Moskau zogen<br />

- zusammen mit einem 35-jährigen Polen<br />

als sogenannter Arbitrageur. Das heißt, er<br />

machte mit russischen Banken Zinsgeschäfte.<br />

Beyreuther wusste, dass sein Kollege im<br />

diplomatischen Dienst Polens arbeitete.<br />

Was er nicht wusste, war, dass dessen Vater<br />

Mitbegründer der polnischen Gewerkschaft<br />

Solidarnosc war. Aber nach neunmonatigem<br />

Moskauaufenthalt war die russische Polizei<br />

darüber im Bilde. In ihren Augen war ein Pole<br />

mit einem solchen Vater russischer Staatsfeind.<br />

Außerdem hatte des Polen Visum keine<br />

Gültigkeit mehr, was zur Folge hatte, dass<br />

beide auf dem Roten Platz verhaftet wurden<br />

und sechs Tage hinter Gittern verbrachten.


Da waren Beyreuthers Banken Feuer und Flamme<br />

Geld und Steuern waren es, die Carsten Beyreuther mit 27 Jahren<br />

in die Schweiz zogen. Dort landete er in der Telefonseelsorge<br />

und holte zwei Jahre lang den Klavierunterricht nach,<br />

gegen den er sich als Junge entschieden hatte. Den wesentlichen<br />

Impuls zum sozialen Metier hatte er von einem kokainabhängigen<br />

Freund bekommen. Beyreuther, der selbst nie<br />

mit Drogen in Berührung gekommen war, versuchte, seinem<br />

Freund zu helfen, riet ihm, sich bei einer der kirchlichen Telefonseelsorgestellen<br />

einen ersten Rat zu holen. Sein Freund<br />

wählte die entsprechende Nummer, kam aber nicht durch. Er<br />

versuchte es immer wieder, gelangte in der ständig besetzten<br />

Leitung aber nicht ans Ziel. Auf diese Weise kam Carsten<br />

Beyreuther jedoch auf eine Idee. Er gründete in der Schweiz<br />

eine private Telefonseelsorge, stellte 184 Mitarbeiter ein, unter<br />

ihnen Ärzte, Pädagogen, Feuerwehrleute, Sanitäter, setzte sie<br />

in ein Callcenter und bot Hilfesuchenden gegen Gebühr Ansprechpartner.<br />

»Trotz eines Verlustes von<br />

25 Millionen D-Mark und<br />

eines kompletten Neustarts<br />

sieht Beyreuther die<br />

Erfahrungen aus jener Zeit als<br />

persönlichen Gewinn.«<br />

Dieses Unternehmen florierte so schnell, dass Beyreuthers<br />

Banken Feuer und Flamme waren. Sie meinten, sein Unternehmen<br />

für seelische Gesundheit müsse durch Werbung so<br />

richtig gepowert werden und brachten ihren Kunden auf die<br />

Idee, Kontakt zu einem Medienmagnaten namens Leo Kirch<br />

aufzunehmen. Mit dem Ergebnis, dass die Kirch-Gruppe es<br />

sich nicht nehmen ließ, die finanzielle Gesundheit seines innovativen<br />

Projektes mit 34,2 Millionen D-Mark in Form von Fernsehwerbung<br />

zu fördern.<br />

„Die haben uns in den Medien zerfleischt“<br />

Den Kirchen bereitete Beyreuthers Weg zur geistigen Gesundheit<br />

Kopfschmerzen. Sie meinten, man dürfe Hilfesuchenden<br />

kein Geld aus der Tasche ziehen. Zum Niedergang seiner Firma<br />

für emotionale und geistige Hygiene sagt der Unternehmensgründer:<br />

„Die haben uns in den Medien zerfleischt.“<br />

Trotz eines Verlustes von 25 Millionen D-Mark und eines kompletten<br />

Neustarts sieht Carsten Beyreuther die Erfahrungen<br />

aus jener Zeit als persönlichen Gewinn. Er sagt, in seinen Telefongesprächen<br />

mit Hilfesuchenden habe er etwas Wesentliches<br />

begriffen: „Ich sah, es gibt eine sekundäre Gesellschaft,<br />

eine Problemwelt hinter der Problemwelt.“ Vielfach laute die<br />

Ursache menschlichen Übels nicht „zu wenig Geld, zu wenig<br />

Sonne, zu wenig Liebe oder Luxus. Ich stellte fest, das eigentliche<br />

Problem liegt in den Köpfen.“ Und er spricht in diesem<br />

Zusammenhang von einer „inneren Diktatur“.<br />

In zweieinhalb Jahren Telefonseelsorge habe er erkannt, auch<br />

selbst „Opfer der inneren Diktatur“ zu sein. Als ihm dies klar<br />

wurde, fragte er sich, warum er damals so wenig Enthusiasmus<br />

für die deutsche Wiedervereinigung empfunden habe. Er fand<br />

auch die Antwort: „Ich war schon damals jemand, dem die innere<br />

Freiheit mehr bedeutet hat als die äußere.“ Seine Devise:<br />

„Um Dinge, die ich nicht ändern kann, sorge ich mich nicht. Ich<br />

kümmere mich darum, oben im Kopf Ordnung zu halten.“ Dies<br />

ist für Beyreuther wie ein Leitspruch. Aber er hat noch einen:<br />

„Aus jeder Situation das Gute zu ziehen.“<br />

Ein bewegender Moment<br />

Der Prozess seiner eigenen „innere Weichenstellung“ dauerte<br />

bis 2009. Er erinnert sich noch genau an den Tag, an dem er<br />

sein so wichtiges Ziel erreichte. Damals veranstaltete er zum<br />

ersten Mal sein Trainingsformat „from ZERO to HERO“. „Da ging<br />

es nicht um Probleme wie in der Telefonseelsorge. Ich stand<br />

vor Leuten, die am Telefon ihren Verkauf hinkriegen mussten.“<br />

Noch heute hört er sich zu ihnen reden. Er erinnert sich daran,<br />

wie er seine Zuhörer damals mit Stimme, Aussage und Argumenten<br />

beflügelte und kann noch heute fast wie damals spüren,<br />

was ihm in dieser Situation in die Sinne schoss: „Ich spürte,<br />

dass ich mich selbst von meinen eigenen restlichen Ketten befreien<br />

konnte. Das hat mich so ergriffen, dass mir beim Reden<br />

die Tränen kamen und ich unterbrechen musste.“<br />

Carsten Beyreuther machte bald weiter. Und dann startete er<br />

durch, um nicht mehr aufzuhören. Denn der leidenschaftliche<br />

Ehemann und sechsfache Vater weiß genau, was ihm beruflich<br />

einen Höllenspaß macht: „Den Menschen, Vätern, Müttern,<br />

Jugendlichen, Unternehmern und Verkäufern zu zeigen, wie<br />

man sich von seiner inneren Diktatur befreit.“<br />

***<br />

von Andreas Kläne<br />

56 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


AUSBILDUNG ZUM<br />

TAM-LERNARCHITEKTEN<br />

WWW.TRAINER-AKADEMIE.DE<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 57


IMPRESSUM<br />

Zukunft - Training<br />

in Zusammenarbeit mit der Trainer-Akademie München. Als Mitherausgeber treten die<br />

Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen Beiträge auf.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden Quellen keine Gewähr für den Inhalt<br />

übernehmen. Jegliche Haftung für aus der Berichterstattung entstandene Schäden ist ausgeschlossen.<br />

Die bei <strong>ZT</strong> in erscheinung tretenden Autoren zahlen für die Veröffentlichung bei Zukunft-Training und sind somit als eine gesonderte Form<br />

der Anzeigenschaltung zu betrachten.<br />

Torstraße 37, 10119 Berlin, Telefon +49 151 511 84312, redaktion@zukunfttraining.de,<br />

anzeigen@zukunfttraining.de, Herausgeber: Frederic M. Fuchs Chefredaktion: Frederic M. Fuchs<br />

Lektorat Lilli Iliev Layout und Gestaltung: Frederic M. Fuchs - Zukunft-Training Web: Julius E. Sohn Beirat: Dr. Helmut Fuchs, Dr. Kerstin Gernig<br />

http://zukunfttraining.de/agbs<br />

58 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>


Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 59


Um den Markt zu bestimmen brauchen Sie die<br />

RICHTIGE AUSBILDUNG<br />

Die Trainer-Ausbildung der Trainer-Akademie München<br />

Jetzt anmelden und einen Platz sichern!<br />

Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 60<br />

www.trainer-akademie.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!