ZT | Sonderausgabe 2015
Werde Gärtner deines Lebens - Berufliche und private Erfolgsstrategien
Werde Gärtner deines Lebens - Berufliche und private Erfolgsstrategien
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LERNKONGRESS <strong>2015</strong><br />
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Ein Vorwort<br />
Liebe Kollegen, liebe Freunde,<br />
und schon wieder ist ein Jahr vorbei. Ein Jahr voller Herausforderungen und kurzfristiger<br />
Anpassungsleistungen an eine sich immer schneller drehende Welt liegt hinter uns. Neben<br />
dem Tagesgeschäft haben wir uns in der TAM-Trainer Akademie München den Zeitthemen<br />
demografischer Wandel, Employer branding, Arbeitgeberattraktivität und letztlich dem<br />
schon beim letzten Kongress angekündigten Paradigmenwechsel in der betrieblichen Weiterbildung<br />
gestellt und im Januar <strong>2015</strong> unseren ersten 4-semestrigen Ausbildungsgang<br />
zum Lernarchitekten gestartet.<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Cheftrainer der TAM-<br />
Trainer-Akademie München<br />
13 hochmotivierte Kolleginnen und Kollegen nehmen an dem Pilotkurs teil und haben bereits<br />
das Pre-Modul und den ersten Baustein absolviert. Die Themen Evaluierung und evidenzbasiertes<br />
HRM sind integrierte Bestandteile der Ausbildung. Gemeinsam mit Prof. Dr.<br />
Dr. Hennig (Referent beim letztjährigen Kongress) von der Justus Liebig Universität Gießen<br />
haben wir dazu eine spezielle toolbox für Trainer und Berater entwickelt, die erstmals durch<br />
die Lernarchitekten zum Einsatz kommen wird.<br />
Natürlich sind diese wichtigen Impulse auch beim diesjährigen TAM-Lernkongress wieder<br />
zielführend. Mit Siegfried Haider, dem Begründer der GSA German Speakers Association<br />
haben wir einen exzellenten Kenner der Speaker-Szene und mit Frau Prof. Dr. Heller eine<br />
herausragende Spezialistin für Coaching und Resilienztraining am Mikrofon. Carsten Beyreuther<br />
zählt zu den Top-Verkaufstrainer der Branche und ist immer für Überraschungen gut.<br />
Und wie immer - eine Herzensangelegenheit - ist natürlich auch der Lebenskunstphilosoph<br />
Wilhelm Schmid wieder mit dabei. Der Bestseller-Autor, sein Büchlein Gelassenheit führt seit<br />
Monaten die Spiegel-Bestsellerliste, wird uns sein neues Thema Freundschaft im Vortrag<br />
und Workshop vorstellen.<br />
Mit der Übergabe des TAM-Ehrenpreises und dem Launeus-Award <strong>2015</strong> wird dieser Tag<br />
-auch durch die immer wieder begeisternde Moderation von Felix Gaudo - sicher ein weiteres<br />
wichtiges Highlight in der langen Kongressgeschichte der TAM-Familie sein.<br />
Ich freue mich auf Euch alle!<br />
Mit launologischem Gruß<br />
Helmut Fuchs
DIE<br />
REFERENTEN<br />
Felix Gaudo<br />
Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Carsten Beyreuther<br />
AGENDA<br />
Vormittag<br />
10.00 Uhr<br />
10.30 Uhr<br />
11.15 Uhr<br />
12.00 Uhr<br />
12.30 Uhr<br />
13.30 Uhr<br />
Begrüßung<br />
— Felix Gaudo & Helmut Fuchs<br />
Helium-Marketing für Trainer und Speaker<br />
— Dr. Helmut Fuchs<br />
Resiliente Organisation<br />
— Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Kaffeepause<br />
Die Charakterstarke<br />
Verkaufspersönlichkeit<br />
— Carsten Beyreuther<br />
Mittagsbuffet & offene Kommunikation
Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Chin Meyer<br />
Siegfreid Haider<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Nachmittag<br />
14.30 Uhr<br />
15.30 Uhr<br />
16.00 Uhr<br />
17.00 Uhr<br />
17.15 Uhr<br />
18.00 Uhr<br />
19.00 Uhr<br />
19.30 Uhr<br />
20.00 Uhr<br />
21.30 Uhr<br />
Vom Glück der Freundschaft — Und warum<br />
Selbstfreundschaft die Grundlage ist<br />
— Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Kaffeepause<br />
Workshops<br />
Heller • Beyreuther • Schmid<br />
Kaffeepause<br />
Werde Gärtner Deines Lebens<br />
— Dr. Helmut Fuchs<br />
Festliches Dinner<br />
Übergabe des TAM-Ehrenpreises<br />
— Übergabe durch Prof. Dr. Günter Dhom<br />
Ehrenvolle Übergabe des<br />
LAUNEUS-AWARD <strong>2015</strong><br />
— Übergabe durch<br />
Prof. Dr. Elisabeth Heinemann<br />
Chin WWW.TAM-LERNKONGRESS.INFO<br />
Meyer LIVE<br />
Ausklang und Gespräche
INHALT<br />
08<br />
18 22<br />
32<br />
36 18<br />
28<br />
48 38<br />
Fotocredits<br />
Die verwendeten Fotos stammen von<br />
fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />
privaten Archiv unserer Autoren.<br />
Kontakt<br />
Web<br />
Anzeigen<br />
Redaktion<br />
Mediadaten<br />
www.zukunfttrainining.de<br />
anzeigen@zukunfttraining.de<br />
redaktion@zukunfttraining.de<br />
www.zukunfttraining.de/mediadaten.pdf<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
TAM-Edition Verlag<br />
Trainer-Akademie München<br />
6 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> — <strong>2015</strong><br />
08<br />
18<br />
Der Lernarchitekt<br />
Die logische Antwort auf tiefgreifende gesellschaftliche<br />
und institutionelle Veränderungens<br />
von Dr. Helmut Fuchs<br />
Fuck you Work-Life-Balance<br />
Ein kleiner Crashkurs<br />
von Chin Meyer<br />
22<br />
Wertschätzende Kommunikation ist eine innere Haltung<br />
Peter Weckesser im Interview<br />
30 46<br />
28<br />
Resilienz - Die Kraft aus der Krise<br />
Über die Notwendigkeit einer Schlüsselfähigkeit<br />
32<br />
von Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Vom Glück der Freundschaft<br />
Warum eine alte Tugend wieder zur Kunst erhoben werden muss<br />
52<br />
38<br />
von Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Machen Sie Ihre Kunden zu Fans<br />
Empfehlungsmarketing leicht gemacht<br />
46<br />
von Siegfried Haider<br />
Humor macht Karriere<br />
Im Gespräch mit Felix Gaudo<br />
52<br />
Feurige Majestät ohne Feudalismus<br />
Carsten Beyreuther : Ein Portrait<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 7
8 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
DER<br />
LERNARCHITEKT<br />
DIE LOGISCHE ANTWORT AUF TIEFGREIFENDE<br />
GESELLSCHAFTLICHE UND INSTITUTIONELLE<br />
VERÄNDERUNGEN<br />
Seit Jahrzehnten prägt die TAM-Trainer-Akademie den Weiterbildungs- und Trainermarkt<br />
nicht nur, sondern gibt maßgeblich vorbildhafte und zukunftsweisende Entwicklungen<br />
vor. Nicht nur mit der Gegenwart Schritt zu halten, sondern die Zukunft mitzugestalten, ist<br />
das Markenzeichen von TAM. Warum, lesen Sie hier.<br />
von Dr. Helmut Fuchs, TAM-Trainer-Akademie-München<br />
Mit dem Startschuss zum ersten Ausbildungsgang<br />
für Lernarchitekten nach gründlicher<br />
5-jähriger Vorbereitung setzt die TAM-Trainer<br />
Akademie München im Management- und<br />
Trainingsumfeld wieder neue Akzente. Mit<br />
der frühzeitigen Ausrichtung auf Lerntransferunterstützung<br />
durch Führungskräfte mit einem bundesweit anerkannten<br />
Trainingstool (es folgten Lernstatt, Qualitycircle und ähnliche<br />
Modelle) wurde die TAM in Zusammenarbeit mit der<br />
deutschen Bahn schon Ende der achtziger Jahre mit dem<br />
deutschen Trainingspreis in Gold ausgezeichnet. Es folgte Anfang<br />
der neunziger Jahre die Etablierung der Begrifflichkeit<br />
„Erlebnisorientiertes Managementtraining“ (siehe Handbuch<br />
der Personalentwicklung), der Bau von 5 hauseigenen High-<br />
Ropes-Anlagen, hochschulunterstützte Wirksamkeitsforschung<br />
und das Curriculum und der Lehrgang für mittlerweile<br />
mehr als 250 ausgebildete High-Ropes-Trainer.<br />
Neues Jahrtausend, neue Maßstäbe in der Weiterbildung<br />
Anfang des neuen Jahrtausends standen zuerst die Erkenntnisse<br />
der Motivations, Volitions- und Handlungsforschung<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 9
»„Die Zukunft der Personalentwicklung“ haben die Wissenschaftler Schermuly,<br />
Schröder, Nachtwei und Gläs 2012 in ihrer Delphi-Studie untersucht.«<br />
im Mittelpunkt des Interesses der Akademie und es wurden<br />
mit der Bearbeitung und der Europalizenz für das Reiss-Profil<br />
wiederum neue Akzente gesetzt. Mit der Fortführung der Erkenntnisse<br />
und neuen wissenschaftlichen Studien wurde die<br />
MSA-Motivstrukturanalyse vorangetrieben, MSA-Berater ausgebildet<br />
und das Werteanalysetool Intrinsic gemeinsam mit<br />
der Universität Gießen entwickelt.<br />
Es folgte die Charakterstärkenanalyse „Chara24“ und die umfangreiche<br />
Beschäftigung mit der positiven Psychologie von<br />
Martin Seligman und der Stimmungsforschung. Dies begründete<br />
2005 die Geburt der Protowissenschaft Launologie und<br />
zahlreicher Studien und Veröffentlichungen.<br />
Parallel wurde das Thema Traineraus- und Weiterbildung<br />
durch regelmäßige Evaluationen des klassischen Ausbildungslehrgangs<br />
im Auge behalten. Pünktlich zum Jubiläum 40 Jahre<br />
TAM Trainer Akademie München wurde dann der neue advanced<br />
Lehrgang zum Lernarchitekten und dem TAM-Masterdiplom<br />
bereitgestellt und zum 1. Januar <strong>2015</strong> gestartet.<br />
Handlungsleitende Entwicklungen –<br />
Quo vadis, Trainingsmarkt?<br />
„Die Zukunft der Personalentwicklung“ haben die Wissenschaftler<br />
Schermuly, Schröder, Nachtwei und Gläs 2012 in ihrer<br />
Delphi-Studie untersucht.<br />
Bei der Delphi-Methode handelt es sich um ein mehrstufiges<br />
»Mit der Fortführung<br />
der Erkenntnisse und<br />
neuen wissenschaftlichen<br />
Studien wurde die MSA-<br />
Motivstrukturanalyse<br />
vorangetrieben.«<br />
Experten-Befragungsverfahren, bei dem in späteren Runden<br />
die Ergebnisse der vorausgegangenen Runden in anonymisierter<br />
Form zurückgemeldet werden (zur Delphi-Methode<br />
vgl. z.B. Hader, 2009). Somit erfolgen die Expertenurteile unter<br />
dem Einfluss der Einschätzungen der fachlichen Kolleginnen<br />
und Kollegen, in deren Lichte die eigene Meinung erneut<br />
beurteilt werden kann. Dieses Vorgehen hat im Wesentlichen<br />
zwei Gründe: Erstens sind kollektive Einschätzungen in der Regel<br />
präziser und treffender als individuelle und zweitens werden<br />
über die starke Strukturierung und Anonymisierung des<br />
Kommunikationsprozesses urteilsverzerrende gruppendynamische<br />
Tendenzen ausgeschaltet.<br />
Die Ergebnisszenarien zeigen, dass in Zukunft Trainingsarbeit<br />
und Anspruch (PE) stärker mit Eignungsdiagnostik und<br />
Organisationsentwicklung verknüpft sein werden. Eine wichtige<br />
curriculare Grundlage, die von der TAM- Lernarchitekten-<br />
Ausbildung erfüllt wird und auch der herausgearbeitete Punkt<br />
10 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
der permanenten Evaluation von Bildungsmaßnahmen,<br />
um zu jeder Zeit deren Aufwand,<br />
Nutzen und Nachhaltigkeit belegen<br />
zu können, stehen im Mittelpunkt der LA-<br />
Ausbildung. Die Ausbildung der TAM-Lernarchitekten<br />
stellt besonders die Bedeutung<br />
der Einbindung von Führungskräften im<br />
Aufbau einer „lernenden organisation“ heraus<br />
und wird in Ihrer Ausrichtung durch aktuelle<br />
Studien bestätigt. Norbert Baszenski,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter des in Düsseldorf<br />
ansässigen Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft<br />
zeigte diese bedeutende<br />
Verknüpfung im IFAA-Trendbarormeter zum<br />
Frühjahr 2013 bereits auf.<br />
Richtig auf demographischen Wandel reagieren<br />
Im Kontext der Delphi-Studie haben die Autoren<br />
eine qualitative Interviewstudie durchgeführt,<br />
wobei das methodische Vorgehen<br />
wissenschaftliche Ansprüche erfüllte. Alle<br />
Interviewteilnehmer waren erfahrene Experten<br />
und konnten fundierte und brauchbare<br />
Antworten geben. Die Ergebnisse der Experteninterviews<br />
zeigten auf, dass auf inhaltlicher<br />
Ebene der demografische Wandel und<br />
die zunehmende Internationalisierung eine<br />
entscheidende Rolle bei der Betrachtung von<br />
zukünftigen Weiterbildungsszenarien spielen<br />
werden. Der demografische Wandel lässt<br />
sich in Aussagen zur Mitarbeiterrekrutierung<br />
und -bindung sowie zur Führungskultur auseinanderhalten.<br />
Dabei konzentriert sich die<br />
Mitarbeiterrekrutierung zunehmend darauf,<br />
ausreichend Führungsnachwuchs zu generieren,<br />
obgleich auch Mitarbeiternachwuchs<br />
ohne Führungsaufgaben von Bedeutung ist.<br />
Bei der Führungskultur, die sich auch an die<br />
Werte der Generation Y anpassen muss, erfolgt<br />
Führung nicht mehr über die autoritäre<br />
Schiene, sondern über das Partizipative,<br />
wie Werther et al. in ihrer Betrachtung hervorgehoben<br />
haben. Für sie bedeutet das,<br />
dass die Entwicklung von Führungskräften<br />
von flacheren Hierarchien geprägt sein wird<br />
und Führungskräfte ihre Mitarbeiter stärker<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Cheftrainer der TAM Trainer-Akademie München<br />
Dr. Helmut Fuchs, Cheftrainer und Programmentwickler<br />
der TAM-Trainer Akademie München, entwickelte<br />
die Ausbildung zum TAM-Businesstrainer und zum<br />
TAM-Lernarchitekten und ermutigt, inspiriert und lädt<br />
mit seinem „psychologischen Kabarett“ Unternehmen,<br />
Organisationen und Individuen ein, den längst<br />
überfälligen Paradigmenwechsel im Verständnis von<br />
Lernen und Veränderung einzuleiten.<br />
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Vom Manager zum<br />
charismatischen Leader —<br />
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buecher
Auf 5 hauseigenen High-Ropes-Anlagen hat die TAM-Trainer-Akademie München mehr als 250 Erlebnisorienterte Trainer ausgebildet.<br />
partizipativ begleiten anstatt autoritär führen müssen. Wobei<br />
eine genaue Zielvorgabe ebenso dazugehört, wie ein Stoß<br />
in die richtige Richtung. Ebenso müssen die Mitarbeiter aber<br />
auch die nötige Freiheit bekommen, um sich selbst zu organisieren,<br />
sich frei zu entfalten und sich aus eigenem Antrieb<br />
weiterentwickeln zu können. Auch die dem demografischen<br />
Wandel geschuldete alternde Belegschaft muss Berücksichtigung<br />
finden, wie das Employer Branding für neue Mitarbeiter.<br />
Aus dem Text der Untersuchung: „[...]und zwar kommen Leute,<br />
Mitarbeiter, Bewerber lieber zu Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />
entwickeln, und das ist immer ein Kriterium, weshalb<br />
sich Leute für bestimmte Arbeitgeber[...]entscheiden.“<br />
»Talent-Management und<br />
Wissensmanagement<br />
sind demnach zentrale<br />
Bestandteile der<br />
Veränderung. «<br />
Instrumente, auf die es wirklich ankommt<br />
Den Führungskräften muss auch die Bedeutung der Übernahme<br />
von Verantwortung für den Aufbau einer lernenden Organisation<br />
zum Erhalt des langfristigen Unternehmenserfolges<br />
stärker bewusst werden. Dabei wird nach Aussage der Studie<br />
die größte Herausforderung darin bestehen, die Führungskräfte<br />
mental für diese Aufgabe zu gewinnen.<br />
Nach Aussage der Interviewteilnehmer werden die zu verändernden<br />
Instrumente der Personalentwicklung - und damit<br />
auch die Betrachtung der Rolle von Seminaren und Trainern<br />
- eine wichtige Rolle spielen.<br />
Präsenztrainings mit „Vortragscharakter“ verlieren noch stärker<br />
an Bedeutung. On-the-Job-Trainings, Coaching und Supervision<br />
werden aktuell wichtiger, da hier die persönlichen und<br />
organisationellen Rahmenbedingungen eher berücksichtigt<br />
werden können. Die Rolle als „eine Art Tutor, Mentor, Ausbilder<br />
für eigene Mitarbeiter“ wie sie in der Ausbildung zum Lernarchitekten<br />
als „Transmissionsriemen“ für Entwicklung hervorgehoben<br />
wird, nennt die Studie als vorrangige Aufgabe.<br />
Der Schwerpunkt klassischer Präsenztrainings wird sich stärker<br />
in die E-learning und virtuelle Ebene verlagern. Selbstgesteuertes<br />
und eigenverantwortliches Lernen muss angestoßen<br />
werden (durch den Lernarchitekten). Nach Aussage der<br />
Studie werden digitale Medien bei der Weiterbildung zur Stärkung<br />
der Selbstwirksamkeit und auch Selbstverantwortung<br />
der Mitarbeiter, sich für die persönliche Weiterentwicklung<br />
auch selbst verantwortlich zu fühlen, anstoßen. Auch hier ist<br />
vermutlich noch Pionierarbeit notwendig.<br />
Talent-Management und Wissensmanagement sind demnach<br />
zentrale Bestandteile der Veränderung. Der Herausforderung,<br />
das teils unbezahlbare Wissen älterer Mitarbeiter zu mobilisieren<br />
und diesen Expertenstatus wertzuschätzen. Nach dem<br />
Motto: „Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß.....“ wird dies<br />
eine zentrale Aufgabe des Lernarchitekten sein und vielfältige<br />
Angebote erfordern.<br />
Neue Anforderungen für Führungskräfte<br />
Für Werther, Wright und Woschée kommt in der Betrachtung<br />
und Auswertung der Studie in der Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie“<br />
der Personalenwicklung eine neue Wertigkeit zu.<br />
12 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
»Führungskräfte betreuen zukünftig die Weiterentwicklungsprozesse ihrer<br />
Mitarbeiter, erfassen Veränderungen und betreuen die Evaluation«<br />
Mit den Themen und der veränderten Bedeutung einzelner<br />
Instrumente der PE geht demnach eine veränderte Beziehung<br />
zwischen Personalentwicklern (und Trainern) und Führungskräften<br />
einher, die vermutlich von intensiver Kooperation und<br />
ergänzendem Aufeinanderzugehen geprägt sein muss. Führungskräfte<br />
werden demnach aktiv in den Prozess des Lernens<br />
und als eigenständige Aufgabe eingebunden.<br />
Führungskräfte betreuen zukünftig die Weiterentwicklungsprozesse<br />
ihrer Mitarbeiter, erfassen Veränderungen und betreuen<br />
die Evaluation. In der Lernarchitektenausbildung wird<br />
dieser Herausforderung durch den Baustein „Die Führungskraft<br />
als Lernagent“<br />
Rechnung getragen<br />
und ein hauseigenes<br />
und praxiserprobtes<br />
Transfermodell eingeübt.<br />
Für den langfristigen<br />
Unternehmenserfolg<br />
wird es auch nach Aussage<br />
der Studie unabdingbar<br />
sein, die wichtigen<br />
Personalthemen<br />
mit der Strategie des<br />
Unternehmens zu verbinden<br />
und mit den<br />
Entscheidungsträgern zu diskutieren. Auch darauf sind die<br />
wenigsten Führungskräfte vorbereitet und bedürfen des Lernarchitekten<br />
als Entwicklungsbegleiter. Mit dem TAM-Solution-Programm<br />
für den Lernarchitekten bekommt auch diese<br />
Herausforderung in der Ausbildung den richtigen Stellenwert.<br />
Führung neu organisieren<br />
Werther et al. sehen darin die Festschreibung der Implikationen<br />
für die Organisationen. Demografischer Wandel und<br />
die zunehmende Internationalisierung erfordern es, die Führungskultur<br />
zu verändern. Zentral ist die Akzeptanz und Befürwortung<br />
von Vielfalt. Raelin (2005) plädiert für eine „Leaderful<br />
Organization“, die von Kollektivität und konstriktiver Autorität<br />
geprägt ist und die Vielfalt bereits in der Führungskultur<br />
abbildet. Kollektivität betont die Gemeinsamkeit und die intensive<br />
Zusammenarbeit, die es bereits im Hinblick auf die<br />
Kooperation zwischen Führungskräften und Personalentwicklung<br />
gab. Gleichzeitig ist dies aber auch für Führungskräfte untereinander<br />
und für die Zusammenarbeit zwischen Führungskräften<br />
und Mitarbeiter wichtig. Geteilte Führung (Werther<br />
2013) wird stärker an Bedeutung gewinnen, weil eine einzelne<br />
Führungskraft der zunehmenden Komplexität kaum noch<br />
gerecht werden kann. Dazu zählen Führungsaufgaben, die<br />
parallel oder rotierend von zwei oder mehr Führungskräften<br />
gemeinsam ausgeführt werden.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Führungskräften<br />
wird wichtiger,<br />
was auch in den Führungskräfteleitlinien<br />
verankert werden muss.<br />
Konstruktive Autorität<br />
bezieht sich vor allem<br />
auf Führungsaufgaben<br />
ohne Ausübung hierarchischer<br />
Positionsmacht.<br />
(Quistorp 2012).<br />
Mitarbeitern wird auf<br />
Augenhöhe begegnet<br />
und die positive Beziehung<br />
zwischen Führungskraft<br />
und Mitarbeiter ist entscheidend. Die Verankerung<br />
in der Führungskultur eines Unternehmens ist wichtig, weil<br />
dadurch die Bindung von Mitarbeitern sowie die Rekrutierung<br />
neuer Mitarbeiter erleichtert werden. Durch Ihren partizipativen<br />
und kollektiven Führungsstil werden vor allem Jüngere<br />
angesprochen, die im Kampf um Talente im Fokus stehen.<br />
»Für den langfristigen<br />
Unternehmenserfolg wird es<br />
auch nach Aussage der Studie<br />
unabdingbar sein, die wichtigen<br />
Personalthemen mit der Strategie<br />
des Unternehmens zu verbinden und<br />
mit den Entscheidungsträgern zu<br />
diskutieren«<br />
Führungskräfte müssen eng in den Personalentwicklungsprozess<br />
integriert werden, um die optimale Entwicklung ihrer Mitarbeiter<br />
zu garantieren. Ein erster Schritt kann sein, dass die<br />
Führungskräfte gegenüber ihrer eigenen Weiterentwicklung<br />
offen sind. Schließlich müssen sie mit gutem Beispiel vorangehen<br />
und Veränderung positiv vorleben. Darüber hinaus<br />
können ausgewählte Führungskräfte mit den Verantwortlichen<br />
der Personalentwicklung gemeinsam an zukünftigen<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 13
»Die Ziele einer<br />
evidenzbasierten<br />
Weiterbildung<br />
müssen<br />
an die strategischen<br />
Zielen<br />
des Unternehmens<br />
oder der<br />
Organisation<br />
eng gekoppelt<br />
sein«<br />
Strategien arbeiten und so als Multiplikatoren<br />
innerhalb des Unternehmens wirken<br />
(Werther et al.). Alle erkennbaren Signale<br />
weisen daraufhin, dass sich das Trainingsgeschäft<br />
grundlegend ändern wird.<br />
Änderung der Lernmethoden<br />
Die Tendenz zum integrierten Lernen<br />
(blended learning) ist unverkennbar. Blended<br />
Learning ist ein integriertes Lernkonzept,<br />
das die heute verfügbaren Möglichkeiten<br />
der Vernetzung über Internet oder<br />
Intranet in Verbindung mit ‚klassischen‘<br />
Lernmethoden und -medien in einem<br />
sinnvollen Lernarrangement optimal<br />
nutzt. Es ermöglicht Lernen, Kommunizieren,<br />
Informieren und Wissensmanagement,<br />
losgelöst von Ort und Zeit in Kombination<br />
mit Erfahrungsaustausch, Rollenspiel<br />
und persönlichen Begegnungen im<br />
klassischen Präsenztraining. Entsprechend<br />
werden neue curriculare und technische<br />
Grundkenntnisse bei Trainern, Berater und<br />
Coaches vorausgesetzt und zur selbstverständlichen<br />
Kompetenz.<br />
Strategische Ausrichtung.<br />
Die Ziele einer evidenzbasierten Weiterbildung<br />
müssen an den strategischen Zielen<br />
des Unternehmens oder der Organisation<br />
eng gekoppelt sein. Jahrelang wurde<br />
(und wird) - besonders in KMU- quasi mit<br />
der Stange im Nebel gestochert und was<br />
runter fiel wurde trainiert oder ein plötzlicher<br />
Einfall eines Mitglieds der Geschäftsleitung<br />
wurde zur Richtschnur für die<br />
geplanten Maßnahmen. Die Zeiten sind<br />
vorbei. Auch KMU-Unternehmen müssen<br />
sich der Frage stellen, ob sie es sich leisten<br />
können, weiterhin ihr Weiterbildungsbudget<br />
durch den Schornstein zu blasen. Um<br />
hier erfolgreich anzusetzen, reicht es für<br />
Trainer, Coaches und Berater nicht mehr<br />
aus, bloße Moderation-, Präsentationsoder<br />
Entertainmentkompetenzen mitzubringen.<br />
Jetzt wird umfassende Kompetenz<br />
und großes Hintergrundwissen,<br />
wie es in der Lernarchitektenausbildung<br />
vermittelt wird, notwendig sein, um nachhaltige<br />
Entwicklungen und Lernprozesse<br />
anzustoßen.<br />
Persönlichkeitsentwicklung und Werteorientierung.<br />
Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte<br />
werden als autonome Individuen<br />
betrachtet, was nicht nur die Stimmung<br />
und damit die Führungskultur maßgeblich<br />
beeinflusst. Auch und gerade die<br />
Kompetenz, wichtige Parameter vorzuleben<br />
und entsprechend zu handeln, setzen<br />
eine neue Aufmerksamkeit auf Bereiche<br />
wie Self-Leadership, Psychohygiene, mentale<br />
Belastbarkeit und wertschätzende<br />
Kommunikation voraus, die nicht einmal<br />
„schnell an der Ecke“ erworben werden<br />
können, sondern tiefgreifende Einbindung<br />
in entsprechende systematische Änderungsbemühungen<br />
voraussetzen. Dies<br />
alles mit den strategischen Zielen des Unternehmens<br />
abzustimmen erfordert enge<br />
und wertschätzende Zusammenarbeit<br />
von Weiterbildungsexperten (Lernarchitekten)<br />
und Führungskräften.<br />
Alle Experten sind sich einig, dass die Tätigkeit<br />
von Trainern, Coaches und Beratern<br />
massiv an Komplexität zunimmt und es<br />
evidenzbasierter und bedarfsanalytischer<br />
Greundkenntnisse und Fertigkeiten bedarf,<br />
um maßgeschneiderte Maßnahmen<br />
bereitstellen zu können. Hier ist der Lernarchitekt<br />
gefragt, der nicht auf das Umsetzen<br />
schneller und pauschaler Lösungen<br />
fixiert ist, sondern als Weiterbildungspartner<br />
einem Unternehmen helfen kann, zu<br />
einer lernenden Organisation zu werden<br />
und die dafür notwendigen fachlichen wie<br />
persönlichen Kompetenzen und Qualifikationen<br />
nachweislich zur Verfügung stellen<br />
kann.<br />
***<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
14 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
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ZUKUNFT-TRAINING<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 15
16 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
CHIN MEYER<br />
Keynote-Speaker, Finanz-Kabarettist,<br />
Launeus-Award-Preisträger<br />
WWW.TRAINER-AKADEMIE.DE<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 17
18 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
FUCKYOU<br />
WORK-LIFE-BALANCE<br />
EIN KLEINER CRASHKURS<br />
Was braucht der Mensch, um sich im beschleunigten Arbeitsleben zurechtzufinden und<br />
dabei das Leben so richtig zu genießen? Up-to-date sein, Born-again-Relaxen, Selfoptimizing?<br />
OMG! Warum es manchmal hilft, einfach einen Gang rauszunehmen, sich<br />
zurückzulehnen und laut zu lachen.<br />
von Chin Meyer<br />
Die Deutschen sind Weltmeister der Work-Life-Balance,<br />
las ich neulich. Das bedeutet anscheinend,<br />
dass wir im Großen und Ganzen ziemlich viel<br />
Asche verdienen, aber trotzdem relativ wenig<br />
arbeiten. Im Gegensatz zu etwa den Griechen,<br />
um nur mal ein Beispiel zu nennen. „Work-Life-Balance“ ist<br />
ein sperriger Begriff, einer, mit dem wir uns vor 10-15 Jahren<br />
noch überhaupt nicht rumschlagen mussten – er fällt in die<br />
gleiche Kategorie wie „Smartphone“, „Blue-Ray-Player-Update“<br />
oder „Tinder-Missbraucher“. Falls Sie besonders bei dem letzten<br />
Begriff Ihre Schwierigkeiten haben sollten, heißt das nichts<br />
Anderes, als dass Sie vermutlich über 30 sind und/oder einen<br />
festen Partner haben. Ein „Tinder-Missbraucher“ ist jemand,<br />
der über die Dating-App „Tinder“ ständig Menschen des anderen<br />
(oder auch gleichen) Geschlechts, die sich zufällig in der<br />
Umgebung aufhalten, datet.<br />
Arbeit und Leben meistern, gar nicht so einfach<br />
Damit Sie beim Thema Work-Life-Balance mitreden können:<br />
Hier ein kleiner Crashkurs! Work-Life-Balance beinhaltet<br />
ja zwei Dinge – erstens Arbeit und zweitens Leben.<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 19
»Das Wort „Stress“ existiert für Sie nicht. Höchstens ein<br />
„High Demand Challenge in engen Time-Frames“«<br />
Beides muss vorhanden sein, um ein<br />
Gleichgewicht herzustellen. Haben Sie<br />
keine Arbeit, können Sie den „Work“-Aspekt<br />
streichen und sich einfach um die<br />
„Life-Balance“ kümmern, die dann ungleich<br />
schwieriger wird, da ein Übergewicht<br />
an Leben viele erschlägt! Haben<br />
Sie jedoch Arbeit und kein Leben, gibt<br />
es auch dafür einen Fachbegriff: Burnout!<br />
Ebenfalls ein neuer Begriff und eine<br />
Abkürzung für „Ich-hab-so-dermaßendie-Schnauze-voll-ihr-könnt-mich-allemal-wie-weit-ist-es-noch-zur-Klapse?!“<br />
Es geht also darum, die einzelnen Aspekte<br />
des Lebens in ein Gleichgewicht<br />
zu bringen – Kenner sprechen hier von<br />
„Life Domains“, die ausbalanciert sein<br />
sollen (Life-Domains Balance). Behindern<br />
sich die „Life Domains“, spricht<br />
man von einem „Life-Domains-Konflikt“,<br />
unterstützen sie sich, handelt es sich<br />
um eine „Life-Domains-Facilitation“.<br />
Begreifen Sie jetzt, warum ihr Leben<br />
nicht funktioniert?<br />
Life-Domains bei Generation Y<br />
– alles klar?<br />
Doch damit nicht genug, gibt es je nach<br />
Generation auch unterschiedliche Vorstellungen<br />
von Work-Life-Balance: Die<br />
„Baby-Boomer“ setzen laut Wikipedia<br />
auf die Vereinbarkeit von Arbeit und<br />
Familie, die nachfolgende „Generation<br />
X“ (oft auch als Null-Bock-Generation<br />
verkannt) will die Balance durch abwechselnde<br />
Phasen von Berufstätigkeit<br />
und Kindererziehung oder außerberuflicher<br />
Tätigkeit, und die ab etwa<br />
1977 geborene Generation Y zielt eher<br />
danach, die eigene Zeit sinnvoll einzusetzen.<br />
Man könnte auch sagen: Die will<br />
den Burnout ohne Umwege!<br />
Sind Sie alleinstehend, ist die Work-Life-<br />
Balance noch einigermaßen schlicht,<br />
außer natürlich Sie haben „Tinder-<br />
Stress“ (siehe oben). Komplexer gestaltet<br />
sich das Ganze, wenn eine Familie<br />
hinzukommt. Dann multiplizieren sich<br />
die „Life-Domains“ und jede verlangt<br />
Aufmerksamkeit – schnell gleicht die<br />
Work-Life-Balance einem gehobenen<br />
Jonglage-Act! Letzterer wird zusätzlich<br />
erschwert durch das Erscheinen des sogenannten<br />
„Work-Life-Balance-Dämonen“,<br />
bislang noch als „Schwiegermutter“<br />
verschrien.<br />
Corporate High-End-Anglizismen<br />
gefällig?<br />
Um ein „Work-Life-Balance-Champion“<br />
zu werden, müssen Sie in erster Linie<br />
mit Anglizismen um sich schmeißen<br />
können. Stellen Sie sich am besten<br />
vor, Sie wären „Chief-Junior-Art-Director“<br />
einer wahnsinnig angesagten<br />
Werbeagentur. Vermeiden Sie ab sofort<br />
»Vermeiden Sie ab sofort Bemerkungen wie: „Am<br />
Wochenende geht’s ins Grüne!“ Korrekt wäre:<br />
„Zur Re-Etablierung einer ausgewogenen Work-<br />
Life-Balance haben Laura und ich decided, eine<br />
„fresh-air-nature-experience“ zu consumen«<br />
Bemerkungen wie: „Am Wochenende<br />
geht’s ins Grüne!“ Korrekt wäre: „Zur Re-<br />
Etablierung einer ausgewogenen Work-<br />
Life-Balance haben Laura und ich decided,<br />
eine „fresh-air-nature-experience“<br />
zu consumen.“<br />
Lassen Sie, auch um den nervigen Betriebspsychologen<br />
arbeitslos zu machen,<br />
nicht zu, dass man Ihnen den<br />
Business-Druck anmerkt. Das Wort<br />
„Stress“ existiert für Sie nicht. Höchstens<br />
ein „High Demand Challenge in engen<br />
Time-Frames“. Auch der braucht natürlich<br />
einen Ausgleich. Wo aber Versicherungsvertreter<br />
sich noch stammelnd<br />
für „Nutten und Koks“ entschuldigen,<br />
spricht der „Work-Life-Balance-Profi“<br />
nur von der Notwendigkeit „gutgebauter<br />
Lower-Body-Tension-Release-Expertinnen“<br />
und „High-Power-Rekreations-<br />
Stimulanzen!“<br />
Selbstoptimierung deluxe!<br />
Immerhin geht es für Sie auch darum,<br />
die Work-Life-Balance zu optimieren,<br />
um sowohl aus der Arbeit als auch aus<br />
dem Leben das Meiste herauszuholen.<br />
Eine perfekte Work-Life-Balance sollte<br />
alle Lebensbereiche umschließen! Sie<br />
entspannen nicht einfach doof vor sich<br />
hin – sie betreiben „Power-Napping“<br />
mit Hypnose-App für höhere Leistung.<br />
Selbst etwas so Banales wie ein Stuhlgang<br />
wird im Namen der WLB (Work-<br />
Life-Balance – müssen wir es wirklich<br />
noch ausschreiben? Time is Money! Es<br />
geht hier auch um Umweltressourcen,<br />
die geschont werden müssen) – wo<br />
waren wir? Ach so: Also auch ein Stuhlgang<br />
verwandelt sich im Namen der<br />
20 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
WLB mirakulöser weise in eine „Exkrement-<br />
Celebration“!<br />
Erwischt Sie bei der WLB-Disziplin des „Extreme<br />
Living“ doch noch mal so was wie ein<br />
Burnout, deklarieren Sie ihn kurzerhand um<br />
zu einer „Wachstumskrise mit nervösen Zuckungen,<br />
na und?! Du solltest dich mal sehen!<br />
Ich bin hier Leistungsträger, und nein, ich<br />
habe die Hotelzimmermöbel nicht mit einer<br />
Axt zertrümmert – ich habe ihnen nur neue<br />
Entfaltungsmöglichkeiten zugeordnet. Aus<br />
dem Chaos werden Sterne geboren, verstehst<br />
du? Schau mich nicht so behämmert<br />
an, ich kann die Fratze der Borniertheit nicht<br />
mehr sehen – mein Problem ist doch, dass<br />
ich von Mittelmaß umgeben bin! Wie sagte<br />
Diogenes so schön zu Alexander? Geh mir<br />
aus dem Schatten, ich muss kotzen!“<br />
In Work-Life-Balance succeeden?<br />
Manches muss man ignorieren<br />
Sogar die Arbeitslosigkeit muss der WLB-<br />
Profi nicht scheuen – er wird dann zum<br />
„Born-Again-Fulltime-Relaxer“, der die Arbeit<br />
aus seinem Leben „outgesourced“ hat, um<br />
mit Hilfe eines Sabbaticals wieder ganz viel<br />
„Life“ nachzutanken, dadurch „in seine Kraft“<br />
zu kommen und dann „um so aggressiver angreifen“<br />
zu können. Alternativ ordnet er sich<br />
einfach einer anderen Generation zu, etwa<br />
der Generation X, und definiert die letzten<br />
15 Jahre bis zur Rente als eine Phase der Regeneration<br />
und des „Hardcore Recyclings“,<br />
sprich Pfandflaschensammelns!<br />
Chin Meyer<br />
Finanz-Kabarettist<br />
Chin Meyer ist bei Firmenveranstaltungen, Kongressen<br />
oder Verbandstagungen ein gern gesehener<br />
Keynote Speaker der etwas anderen Art! Wo er herein<br />
platzt, ist Humor auf hohem Niveau garantiert. Mannigfaltige<br />
Feedbacks reichen von „Das hätte ich jetzt<br />
nicht gedacht“ (seine Mutter) über „haben dazu beigetragen,<br />
dass unser Fest ein großer Erfolg wurde“(AFA-<br />
Finanz) bis hin zu „war nicht überraschend, dass in einer<br />
anschließenden Umfrage unsere Führungskräfte<br />
die für sie unerwartete Eröffnung des Workshops als<br />
„hervorragend“ bewerteten“ (BP).<br />
www.chin-meyer.de<br />
Gottseidank gibt es auch noch eine andere<br />
Autobahn zur perfekten Work-Life-Balance:<br />
Für Frauen bietet sich ausgedehntes Kaffeetrinken<br />
ohne Kalorienzählen an. Männer<br />
sollten häufiger mal mit den Kumpels einen<br />
saufen gehen und ausgiebig ungehobelt<br />
grölen. Und beide sollten endlich das Unwort<br />
„Work-Life-Balance“ aus ihrem Wortschatz<br />
verbannen!<br />
***<br />
Chin Meyer
TAM-EHRENPREIS<br />
Für außergewöhnliche Leistung von TAM-Absolventen im<br />
Bereich Training und Weiterbildung<br />
PETER WECKESSER<br />
Peter Weckesser prägt seit mehr als drei Jahrzehnten die heimische Seminarlandschaft. Den Schritt in die<br />
Selbstständigkeit wagt der Frankfurter bereits 1979. Seine damalige „Beratungsgruppe Getränke Marketing“ weist<br />
ihn schon zu dieser Zeit als außergewöhnlichen Unternehmer und erfolgreichen Berater für die Getränkebranche aus.<br />
Sein Talent, als Trainer und Referent, Menschen zu begeistern, erhält durch eine fundierte Ausbildung an der TAM im<br />
Jahre 1989 „den letzten Schliff“. Rückblickend sagt er heute: „Das war seinerzeit die beste Berufsinvestition, die ich<br />
machen konnte. In den darauffolgenden Jahren wurde mir bei nahezu jedem Seminar, dass ich gab, bewusst, wie<br />
sinnvoll und wichtig diese Ausbildung für mich war.“<br />
1990 gründet er gemeinsam mit Waltraud Maak – ebenfalls erfolgreiche TAM-Absolventin – und seinem Freund und<br />
Partner Detlef Sonnentag das Beratungs- und Trainingsteam „Pro Mensch im Unternehmen“. Zusammen entwickelten<br />
die drei 1994 ein neues Konzept zur Weiterbildung in der Gastronomie und Hotellerie: Die Veranstaltungsreihe „Pro<br />
Mensch Forum – Erfolgreich in die Zukunft!“, die in ihrer Form bis heute einmalig sein dürfte. Innerhalb kürzester<br />
Zeit wurde die aufwändige Veranstaltungsreihe zum Selbstläufer. Mehr als 150 Foren mit über 60.000 begeisterten<br />
Teilnehmern in den letzten 20 Jahren sprechen für sich. Anlässlich der Verleihung des diesjährigen TAM-Ehrenpreises<br />
an Peter Weckesser entstand dieses Interview, das einen kleinen Einblick in eine besondere Berater- und Trainerpersönlichkeit<br />
gewährt.<br />
22 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
“Peter Weckesser zählt<br />
zu den absoluten Vorzeigeprofis<br />
im Trainer- und<br />
Beraterbusiness. Gemeinsam<br />
mit seiner Partnerin<br />
Waltraud Maak sind beide<br />
ein Aushängeschild der<br />
TAM-Ausbildung und eine<br />
Zierde der Branche. Danke<br />
Peter und Waltraud -<br />
für alles!”<br />
Dr. Helmut Fuchs,<br />
Cheftrainer der TAM<br />
Trainer-Akademie-München<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 23
„<br />
WERTSCHÄTZENDE<br />
KOMMUNIKATION<br />
IST EINE INNERE HALTUNG<br />
„<br />
Peter Weckesser im Interview mit Tamara Dragus<br />
Wann hast Du Dein<br />
Talent erkannt, als<br />
Trainer und Referent<br />
Menschen zu<br />
begeistern, und<br />
welche Konsequenzen hatte das für<br />
Deine berufliche Laufbahn?<br />
PW: Nach meiner Ausbildung in einer<br />
großen Frankfurter Brauerei wechselte<br />
ich zu einer Werbeagentur, die sich auf<br />
die Getränkebranche spezialisiert hatte.<br />
Dort machte ich meine ersten Erfahrungen<br />
„coram publico“ in Form von Workshops<br />
und Präsentationen. Als ich mich<br />
1979 mit der „Beratungsgruppe Getränke-Marketing“<br />
selbstständig machte,<br />
initiierte ich auch umfangreiche Seminare<br />
für Führungskräfte und Verkäufer.<br />
Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe<br />
ich meine Leidenschaft und mein Talent<br />
entdeckt, als Trainer und Referent Menschen<br />
zu begeistern. Um diese Gabe zu<br />
professionalisieren und ihr ein festes<br />
Fundament zu geben, beschloss ich,<br />
eine qualifizierte Trainerausbildung zu<br />
absolvieren. Nach einer Analyse der am<br />
Markt vertretenen Ausbildungsinstitute<br />
fiel meine Wahl auf die TAM-Trainerakademie<br />
in Fulda. Rückblickend eine der<br />
»„Ein Mensch ist wie verwandelt, wenn<br />
man ihn als Mensch behandelt.“ Das<br />
bedeutet: Jedem, der mir begegnet, trete<br />
ich mit großem Wohlwollen gegenüber.<br />
Diese Sichtweise gebe ich an andere<br />
weiter.«<br />
besten Entscheidungen meiner persönlichen<br />
wie auch beruflichen Laufbahn.<br />
TD: Du sagst, die TAM habe Deinen<br />
späteren Werdegang durch das, was<br />
sie vermittelt hat, entscheidend beeinflusst.<br />
Was meinst Du konkret?<br />
PW: 1989 habe ich dort mein Trainerdiplom<br />
gemacht. Ein Jahr später gründete<br />
ich zusammen mit Waltraud Maak,<br />
die ebenfalls ihre Ausbildung bei Helmut<br />
Fuchs und Winfried Graichen absolvierte,<br />
das Beratungs- und Trainingsinstitut<br />
„Pro Mensch im Unternehmen“.<br />
Dort haben wir die TAM-Philosophie,<br />
die in ihrer Essenz auf Ermutigung und<br />
Wertschätzung basiert, individuell weiterentwickelt.<br />
Die sogenannte „Wertschätzende<br />
Kommunikation“ ist ja nicht<br />
nur eine psychologisch motivierte Methode,<br />
sie ist auch eine innere Haltung.<br />
TD: Was bedeutet für Dich „Wertschätzende<br />
Kommunikation“?<br />
PW: Eugen Roth hat es einst wunderbar<br />
auf den Punkt gebracht: „Ein Mensch<br />
ist wie verwandelt, wenn man ihn als<br />
Mensch behandelt.“ Das bedeutet: Jedem,<br />
der mir begegnet, trete ich mit<br />
großem Wohlwollen gegenüber. Diese<br />
Sichtweise gebe ich an andere weiter.<br />
In meiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer,<br />
Berater und Trainer hatte<br />
vor allem eines für mich oberste Prio-<br />
24 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
Waltraud Maak und Peter Weckesser, die beiden Gründer von<br />
Pro Mensch im Unternehmen<br />
So kennt ihn die Branche: immer den<br />
Menschen zugewandt.<br />
rität: Den Menschen ernst zu nehmen.<br />
Ihm Respekt entgegenzubringen in all<br />
seinem Sein und Tun. Ihm den Blick für<br />
die persönlichen Stärken zu öffnen und<br />
Mut zu machen, an die eigenen Fähigkeiten<br />
zu glauben. Von jeher bringen<br />
wir unseren Teilnehmern und Kunden<br />
nahe, dass einzig in dieser inneren<br />
Zugewandtheit – im Mit- und Füreinander<br />
– der Schlüssel zum Erfolg liegt.<br />
Das fachliche Know-How ist eine Sache.<br />
Wirklich Spaß an Arbeit und Leistung<br />
erfahre ich aber nur durch Motivation<br />
und Anerkennung – auf allen Ebenen.<br />
TD: Eure beeindruckenden Pro<br />
Mensch-Foren, die zwei Jahrzehnte<br />
lang die Seminarlandschaft bestimmt<br />
haben, unterschieden sich<br />
maßgeblich von anderen Veranstaltungen.<br />
Worin lag das Geheimnis Eures<br />
großen Erfolges?<br />
PW: Hier gilt die alte Weisheit: „Menschen<br />
vergessen, was du ihnen gesagt<br />
hast, aber sie vergessen nie, wie sie sich<br />
bei dir gefühlt haben.“ Ich denke, die<br />
Menschen haben gespürt, dass es uns<br />
um weit mehr ging, als bloße Wissensvermittlung.<br />
In vielen Seminaren werden<br />
komplizierte Theorien vermittelt.<br />
Das war nie unser Ansatz. Natürlich haben<br />
wir auch mit hochprofessionellen<br />
Referenten gearbeitet, die alle über ein<br />
fundiertes Rüstzeug verfügen, diese haben<br />
jedoch unsere Teilnehmer immer<br />
aktiv in den Lernprozess mit eingebunden<br />
und ihn so nachvollziehbar und<br />
erlebbar gemacht. Und genau damit<br />
haben wir ihre Begeisterung geweckt.<br />
Dabei ging es uns vor allem um drei<br />
Ziele: 1. Den Menschen Mut zu machen,<br />
2. ihnen konkrete Anregungen für ihren<br />
beruflichen und privaten Alltag zu geben,<br />
und – vor allem – 3. ihre Eigenverantwortung<br />
zu stärken.<br />
TD: Was sind Eure momentanen<br />
Projekte?<br />
PW: In unserer aktuellen Tätigkeit konzentrieren<br />
wir uns vorrangig auf die<br />
Konzeption und Realisierung erfolgreicher<br />
Veranstaltungen zur Kunden-<br />
Gewinnung und -Bindung sowie zur<br />
Mitarbeiter-Motivation und -Identifikation.<br />
Nähere Infos hierzu unter www.<br />
promensch.eu.<br />
TD: Lieber Peter, vielen Dank für<br />
dieses Gespräch.<br />
Das Interview führte Tamara Dragus,<br />
freie Journalistin und Texterin aus Köln.<br />
Sie kennt Peter Weckesser schon seit<br />
Jahren, hat viele seiner erfolgreichen Pro<br />
Mensch-Foren besucht und mit Freude<br />
darüber geschrieben.<br />
www.tamara-dragus.de<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 25
ELITESPEAKERS<br />
Die einfachste und effizienteste Art<br />
Speaker und Trainer zu finden.<br />
Jetzt Einladung sichern unter<br />
www.elitespeakers.de
28 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
RESILIENZ<br />
DIE KRAFT AUS DER KRISE<br />
ÜBER DIE NOTWENDIGKEIT EINER<br />
SCHLÜSSELFÄHIGKEIT<br />
Es gibt in der neuen Arbeitswelt eine Eigenschaft, die zum wichtigsten Gepäckstück gerade von<br />
Führungskräften zu avancieren scheint. Resilienz ist das Schlüsselwort, das als Gegenmittel<br />
zu allen Belastungen der vernetzten und beschleunigten Arbeitswelt wirken kann. Was Sie<br />
tun können, um konkrete und fühlbare Schritte zu mehr Gelassenheit und innerer Stärke zu<br />
gehen, weiß Jutta Heller aus eigener Erfahrung.<br />
von Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Es gibt ein Foto von Jutta Heller, das zeigt sie braungebrannt<br />
und strahlend auf dem Gipfel eines Berges.<br />
Hinter ihr blickt man in ein weites Tal mit dichtem<br />
Dschungel unter der Sonne Venezuelas. Man<br />
könnte neidisch werden auf diesen Augenblick, in<br />
dem offenbar alles stimmt im Leben dieser Frau. Dabei liegen<br />
in den wenigen Monaten vor der Aufnahme Ereignisse hinter<br />
Jutta Heller, die ihr Leben „aus den Angeln gehoben“ haben<br />
– eine schwere Trennung, eine Hals-über-Kopf-Abreise nach<br />
Venezuela ohne Rückflugticket, viele schlaflose Nächte und<br />
Momente der Hoffnungslosigkeit.<br />
Die Aufnahme ist sechzehn Jahre alt. Heute lebt Dr. Jutta Heller<br />
wieder in Deutschland, ist Professorin an der Hochschule<br />
für angewandtes Management in Erding und hat sich zu einem<br />
der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Resilienz entwickelt<br />
– der Fähigkeit, „gleich einem Stehaufmännchen nach<br />
Krisen und traumatischen Ereignissen wieder in die Senkrechte<br />
zu kommen“.<br />
Nicht zuletzt ihre persönlichen Erfahrungen haben sie fast<br />
zwangsläufig zu diesem Thema geführt.<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 29
»Positive Emotionen sind mit einer Weite und Öffnung des Körpers verbunden.«<br />
Die sieben Schlüsselfaktoren<br />
Laut der Expertin spielen sieben Schlüsselfaktoren zusammen,<br />
um einen Menschen resilient zu machen. „Die Reihenfolge der<br />
Schlüssel ist nicht entscheidend, sie ergänzen und verstärken<br />
sich jedoch gegenseitig“, erklärt Jutta Heller.<br />
Akzeptanz:<br />
„Was in der Vergangenheit war, können wir nicht mehr ändern.<br />
Es ist, wie es ist. Denkweisen wie ’wärst du doch ...’ oder ’hättest<br />
du nur ...’ sind rückwärtsgewandt. Sie erschweren, sich auf<br />
neue Wege zu begeben.“<br />
Optimismus:<br />
„Wem es gelingt, selbst im allergrößten Schlamassel noch kleine<br />
Glücksmomente wahrzunehmen, der wird viel besser mit<br />
den Widrigkeiten des Lebens fertig. Mit Schwarzsehen kommt<br />
man im Leben nicht weiter.“<br />
Selbstwirksamkeit:<br />
„Bei diesem Schlüssel geht es darum, sich seiner Kompetenzen<br />
besser bewusst zu werden und das Vertrauen in die vorhandene<br />
innere Stärke zu steigern. Gefragt ist auch hier eine positive<br />
Einstellung.“<br />
Verantwortung:<br />
„Es ist wichtig und bereichernd, Verantwortung für das, was<br />
man erlebt oder erlebt hat, zu übernehmen. Das bedeutet,<br />
sich selbst mit den eigenen Stärken und Schwächen anzunehmen<br />
und auf seine innere Stimme zu hören.“<br />
Netzwerkorientierung:<br />
„Gute soziale Kontakte in der Familie, unter Freunden und am<br />
Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten sind lebenswichtig.<br />
Ideal ist ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz. Dann<br />
fühlen wir uns stabil und sicher.“<br />
Lösungsorientierung:<br />
„Sich auf Lösungen zu konzentrieren hilft uns in jeder Situation<br />
unseres Lebens. Statt immer wieder um ein Problem zu<br />
kreisen und nach den Ursachen zu forschen, können wir ganz<br />
einfach prüfen, was gut funktioniert.“<br />
Zukunftsorientierung:<br />
„Um zufrieden zu sein, brauchen wir eine gute Balance zwischen<br />
Gegenwart und Zukunft. Ideal ist es, sich bewusst im<br />
Hier und Jetzt wahrzunehmen und sich darüber im klaren zu<br />
sein, dass alles im Leben seine Zeit hat.“<br />
Normalerweise werden zwar die Voraussetzungen für Resilienz<br />
schon in der Kindheit geschaffen. Wichtig ist beispielsweise<br />
die emotionale Bindung zu mindestens einem Familienmitglied,<br />
die positive Erfahrung von Akzeptanz, Respekt und Unterstützung.<br />
Aber Resilienz ist nicht angeboren - selbst wenn<br />
diese Voraussetzungen in der Kindheit kaum gegeben waren,<br />
kann innere Stärke in jedem Alter erlernt und weiterentwickelt<br />
werden. In ihren Büchern „Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere<br />
Stärke“ (Gräfe und Unzer, 5. Auflage <strong>2015</strong>) und „Resilienz.<br />
Innere Stärke für Führungskräfte“ (Orell Füssli, April <strong>2015</strong>) hat<br />
Heller praktische Übungen und Techniken aus ihrer langen<br />
Beratungspraxis zusammengetragen, mit denen Resilienz im<br />
Alltag trainiert werden kann.<br />
»Resilienz ist nicht<br />
angeboren - selbst wenn<br />
die Voraussetzungen in der<br />
Kindheit kaum gegeben<br />
waren, kann innere Stärke<br />
in jedem Alter erlernt und<br />
weiterentwickelt werden.«<br />
Praktische Übungen für mehr innere Stärke<br />
„Zum Beispiel gelingt das Annehmen von krisenhaften Situationen<br />
– also der Schlüssel Akzeptanz - gut durch die Übung<br />
„Submodalitäten ändern“. Hierbei schreibt man sein „inneres<br />
Drehbuch“ um: Man stellt sich die krisenhafte Situation<br />
als Film oder Bild vor und verändert dann Schritt für Schritt<br />
30 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
verschiedene Aspekte, wie z. B. Farbe, Lautstärke,<br />
Temperatur etc., bis man das innere<br />
Bild oder den Film angenehm empfindet und<br />
damit annehmen kann. Oder Optimismus:<br />
Den können wir stärken, indem wir bewusst<br />
für eine Veränderung im Körpergefühl sorgen,<br />
zum Beispiel uns aufrichten, bewusst<br />
ein- und kräftig wieder ausatmen. Denn positive<br />
Emotionen sind mit einer Weite und<br />
Öffnung des Körpers verbunden – und das<br />
funktioniert auch anders herum. Und dass<br />
der Körper durch Lachen Glückshormone<br />
ausschüttet, wussten Sie wahrscheinlich<br />
schon. Aber wussten Sie auch, dass Sie sich<br />
nicht zum Lächeln zwingen müssen, wenn<br />
Ihnen nicht danach ist? Nehmen Sie einfach<br />
einen Bleistift und beißen Sie drauf - der Effekt<br />
ist der Gleiche, da die gleichen Muskelgruppen<br />
und damit die Hormone angesteuert<br />
werden!<br />
Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Resilienz-Coach<br />
Jutta Heller hat das Thema „Resilienz“ verinnerlicht.<br />
Inzwischen hilft sie nicht nur als Trainerin und Coach<br />
anderen dabei, ihre seelische Widerstandskraft zu<br />
stärken, sondern bildet ab Herbst <strong>2015</strong> auch andere<br />
Profis – Coaches, Personalentwickler und Führungskräfte<br />
- zu Resilienzberatern aus, damit diese das Konzept<br />
bei ihren Kunden und Klienten nutzen können.<br />
www.juttaheller.de<br />
Auch zunächst einmal nur 3-5 Minuten mehrmals<br />
am Tag Power-Posing zu machen, ist<br />
eine hervorragende Übung, um den inneren<br />
Hormon-Cocktail zu aktivieren. Es gibt genug<br />
Möglichkeiten, Tag für Tag resilienter zu<br />
werden. Jeder einzelne Schlüssel kann durch<br />
Selbstcoaching-Übungen trainiert werden,<br />
denn der Bedarf für die einzelnen Schlüsselkompetenzen<br />
ist bei jedem Mensch in jeder<br />
Situation unterschiedlich“, sagt Jutta Heller.<br />
Kleine Übungen sind sicher nicht in jeder<br />
Situation ausreichend. Je nachdem, in welchem<br />
Ausmaß sich ein Mensch belastet fühlt,<br />
können mit einem gezielten Training in einer<br />
Gruppe die einzelnen Resilienzfaktoren<br />
durch Übungen und verschiedene Reflexionen<br />
gestärkt werden. Oder es braucht ein<br />
Resilienzcoaching und ggf. auch therapeutische<br />
Hilfe, um den Weg aus der Krise zu<br />
finden. Aber wer sich tagtäglich mit kleinen<br />
Resilienzübungen für zwischendurch für die<br />
Herausforderungen des Lebens wappnet,<br />
sensibilisiert sich für einen gelassenen Umgang<br />
mit Stress, beugt stressbedingten körperlichen<br />
Beschwerden und Burnout vor und<br />
wappnet sich für zukünftige Krisen.<br />
Buch-Empfehlung<br />
Resilienz — Innere Stärke<br />
für Führungskräfte, Orell<br />
Füssli, <strong>2015</strong><br />
von Prof. Dr. Jutta Heller<br />
Mehr unter:<br />
www.zukunfttraining.de/<br />
buecher
32 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
VOM GLÜCK DER<br />
FREUNDSCHAFT<br />
WARUM EINE ALTE TUGEND WIEDER ZUR KUNST<br />
ERHOBEN WERDEN MUSS<br />
Haben Sie Freunde? Eine einfache Frage, die bei längerem Nachdenken schwierig<br />
zu beantworten ist. Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid erklärt, was zu wahrer<br />
Freundschaft gehört, dieser Basis für Glück und für das Besinnen auf Wesentliches.<br />
von Wilhelm Schmid<br />
In der Geschichte der Philosophie ist zur Freundschaft einiges<br />
zu finden, denn diese gehört seit jeher für die verschiedensten<br />
philosophischen Schulen zur Lebenskunst.<br />
Sie wird als unverzichtbarer Bestandteil eines schönen,<br />
bejahenswerten Lebens betrachtet. In der Freundschaft<br />
ist das Selbst bereit, dem anderen jedes nur denkbare Privileg<br />
zuzugestehen, den Umgang mit ihm ohne jedes Kalkül zu<br />
pflegen, ihm zu geben, was es zu geben in der Lage ist. Auch<br />
die Wechselseitigkeit sollte hier nicht zur Forderung erhoben<br />
werden, vielmehr ist es wichtig, sich in den Anderen hineinzuversetzen<br />
und immer wieder an seiner Stelle zu fühlen. Und<br />
dies alles aus keinem anderen Grund als demjenigen, den die<br />
Freundschaft selbst bereits repräsentiert: „Weil er er ist, weil ich<br />
ich bin“, nach dem berühmten Wort von Michel de Montaigne,<br />
mit dem der französische Philosoph im 16. Jahrhundert in seinem<br />
Essay De l’amitié seine eigene Freundschaft mit Etienne<br />
de la Boëtie charakterisiert.<br />
Was wirklich wichtig ist<br />
Mit dem wahren Freund können die Gespräche geführt<br />
werden, auf die so viel im Leben ankommt: die tieferen<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 33
»Man muss nicht sich selbst aufgeben,<br />
um Freund sein zu können, ganz im Gegenteil.«<br />
Gespräche, in denen es darum geht, das Leben zu deuten und<br />
zu interpretieren, Geschehnisse, Begegnungen und Erfahrungen<br />
miteinander zu besprechen und Schlüsse daraus zu ziehen.<br />
In den Gesprächen mit dem Freund sind die kleinen und<br />
großen Lebensfragen zu besprechen und zu klären, die sich<br />
jedem Menschen stellen: Welche Erfahrungen wie einzuschätzen<br />
sind, welche verborgenen Zusammenhänge bei einer<br />
Sache ausfindig zu machen sind, welche Argumente für und<br />
gegen eine Wahl aufgeboten werden können, welchen Werten<br />
welche Bedeutung zugemessen werden soll, was wirklich<br />
wichtig ist im Leben, was schön ist, was Glück bedeutet.<br />
Exzellent miteinander umgehen<br />
Beide unterhalten bei dieser Form der Freundschaft nicht nur<br />
einen Bezug zur Freiheit, sondern auch zur Wahrheit, um sich<br />
auch mal „die Wahrheit zu sagen“, wie sie jedenfalls subjektiv<br />
erscheint. Eine Offenheit für Kritik besteht gerade dann, wenn<br />
das Selbst sich geborgen fühlen kann im Wohlwollen des Anderen.<br />
Beide spornen sich an zur Exzellenz in ihrer Haltung<br />
und ihrem Verhalten – die griechische Arete, landläufig mit<br />
„Tugend“ übersetzt, ist nicht so sehr als moralischer Begriff<br />
zu verstehen, sondern meint vor allem, dass alles, was mit<br />
der Gestaltung und Pflege der Beziehung der Freundschaft<br />
zu tun hat, auf vortreffliche, exzellente Weise getan und nicht<br />
nachlässig gehandhabt wird. Von Grund auf gehört dazu, die<br />
Freundschaft nicht instrumentell, den Freund nicht als Mittel<br />
zu einem egoistischen Zweck zu betrachten. Gerade dann gerät<br />
die Freundschaft zur wahren Lebenshilfe.<br />
Von der Hermeneutik der Existenz<br />
Es ist von unschätzbarem Wert, mit einem Menschen zusammen<br />
zu sein, mit dem sich alles, auch Intimes, besprechen<br />
lässt, dem wir uns zuwenden können und von dem wiederum<br />
Zuwendung zu erfahren ist, wechselseitige seelische Berührung.<br />
Im vertrauten Gespräch mit dem Freund gelingt es<br />
immer wieder von neuem, die eigene Lebensführung zu orientieren,<br />
sich in der Welt zurechtzufinden, Sinn und Bedeutung<br />
im Leben und in der Welt zu finden. Mit dem Freund<br />
gemeinsam ist die Hermeneutik der Existenz zu betreiben.<br />
Es kommt dabei nicht darauf an, den „eigentlichen“ Sinn des<br />
Lebens zu erschließen, den nicht einmal die Philosophen kennen.<br />
Es kann vielmehr der Sinn sein, den die Individuen selbst<br />
für überzeugend halten und auf den sie ihr Leben zu bauen<br />
bereit sind, den sie allerdings auch immer wieder kritisch befragen,<br />
um neue Überlegungen und Erfahrungen mit einzubeziehen.<br />
»Gemeinsam erfahren die<br />
Freunde eine größere Fülle<br />
des Lebens als jeder Einzelne<br />
für sich allein.«<br />
Glück aus Freundschaft entfalten<br />
Gemeinsam begeben sich die Freunde auf den Weg zu einem<br />
schönen und erfüllten Leben, und ihre innere Nähe im Fühlen<br />
und Denken, diese seelisch-geistige Berührung ist bereits,<br />
über Freiheit und Wahrheit hinaus, Schönheit und Erfüllung.<br />
Wenn die Erfüllung Glück ist, dann ist die Freundschaft die<br />
Erfahrung dieses Glücks, griechisch eudaimonía, einen „guten<br />
Dämon“, etwas Göttliches in sich zu haben und davon beseelt<br />
zu sein. Die wahre Freundschaft hat so großen Wert, weil in<br />
ihr sogar das Glück zu erlangen ist, also das, wonach alle Menschen<br />
suchen. Glücklich kann man nicht werden, wenn man<br />
sich wechselseitig zu irgendwelchen Zwecken missbraucht,<br />
sondern nur in der wechselseitigen Beziehung der Freunde<br />
um ihrer selbst willen, nicht abhängig von zufälligen Interessen<br />
und Lüsten.<br />
Es handelt sich jedoch um ein Glück, das nicht aus einer endlosen<br />
Abfolge von Glücksmomenten besteht, wie dies beim<br />
modernen Verständnis – oder besser Missverständnis – von<br />
Glück maßgebend ist, sondern um eines, das auch noch das<br />
Unglücklichsein und die Bewältigung von Unglück mit umfasst.<br />
Gemeinsam erfahren die Freunde eine größere Fülle des<br />
Lebens als jeder Einzelne für sich allein. Eine Fülle, die sowohl<br />
34 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
Angenehmes als auch Unangenehmes enthalten<br />
kann, denn es wäre töricht, nur auf<br />
angenehme Weise erfüllt sein zu wollen: Das<br />
ist vielmehr der Weg der bloßen Lustfreundschaft.<br />
Gemeinsam erschließen die Freunde<br />
sich zudem eine größere Fülle des Lebens,<br />
indem sie sich wechselseitig Hilfestellung<br />
bei der Eröffnung von Möglichkeiten des<br />
Lebens leisten. Aus all diesen Gründen zählt<br />
die Freundschaft zu den vortrefflichsten seelischen<br />
Gütern. Überraschend ist, dass das Eigeninteresse<br />
dabei keineswegs, wie vielleicht<br />
anzunehmen wäre, zurückstehen muss; es ist<br />
nicht moralisch verwerflich, vielmehr kann es<br />
aus exzellenten Gründen gepflegt werden.<br />
Man muss nicht sich selbst aufgeben, um<br />
Freund sein zu können, ganz im Gegenteil.<br />
Wie befreundet man sich mit dem Selbst?<br />
Die Grundlage dafür, überhaupt Beziehungen<br />
zu Anderen einzugehen, erst recht<br />
Freundschaft mit anderen schließen zu können,<br />
ist zweifellos die Freundschaft mit sich<br />
selbst, eine Selbstberührung seelischer Art.<br />
Natürlich kann man die Frage stellen, wer<br />
hier eigentlich mit wem befreundet ist: Das<br />
Selbst mit dem Selbst? Ist das nicht ein und<br />
dasselbe? Aber hinter dem angeblich einzigen<br />
Selbst verbergen sich verschiedene<br />
Selbste, die miteinander im Widerstreit liegen<br />
und sich wechselseitig ruinieren können:<br />
Etwa das gegebene und das vorgestellte<br />
Selbst; das Selbst des Denkens und das des<br />
Fühlens; innerhalb des Denkens wie des Fühlens<br />
wiederum widersprüchliche Gedanken<br />
und Gefühle, die sich jeweils als das eigentliche<br />
Selbst gebärden. Der innere Zwiespalt<br />
ist zu klären, indem er aufgeklärt, sodann<br />
aufgehoben oder auch bewusst beibehalten<br />
wird. Sich mit sich selbst befreunden heißt,<br />
die widerstreitenden Teile in ein gedeihliches<br />
Verhältnis zueinander zu setzen, sie im<br />
Idealfall zu einer spannungsvollen Harmonie<br />
zusammenzubringen.<br />
***<br />
Wilhelm Schmid<br />
Wilhelm Schmid<br />
Lebenskunstphilosoph<br />
Wilhelm Schmid, geb. 1953, lebt als freier Philosoph<br />
in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger<br />
Professor an der Universität Erfurt. 2012 erhielt er den<br />
deutschen Meckatzer-Philosophiepreis für besondere<br />
Verdienste bei der Vermittlung von Philosophie, 2013<br />
den schweizerischen Egnér-Preis für sein bisheriges<br />
Werk zur Lebenskunst.<br />
www.lebenskunstphilosophie.de<br />
@lebenskunstphil<br />
Buch-Empfehlung<br />
Vom Glück der<br />
Freundschaft — Was wir<br />
gewinnen, wenn wir älter<br />
werden, Insel Verlag, Berlin<br />
2014<br />
von Wilhelm Schmid<br />
Mehr unter:<br />
www.zukunfttraining.de/<br />
buecher
PERSONAL<strong>2015</strong><br />
6. bis 7. Mai <strong>2015</strong>, Hamburg Messe und Congress<br />
19. bis 20. Mai <strong>2015</strong>, Messe Stuttgart<br />
Agile Personalentwicklung ist gefragt<br />
Frühjahrsmessen PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd zeigen Trends auf dem Weiterbildungsmarkt<br />
Die Weiterbildungsbranche steht derzeit gut da – die Nachfrage<br />
nach klassischen Trainings und E-Learning steigt. Dies spiegelt<br />
zum einen die gesamtwirtschaftliche Lage, hat aber auch mit der<br />
Digitalisierung und Beschleunigung der Arbeitswelt zu tun: Um up<br />
to date zu bleiben, müssen Mitarbeiter ihre Kompetenzen ständig<br />
an neue Anforderungen anpassen. Wie Unternehmen eine<br />
agile Personalentwicklung unterstützen können, zeigen die Messen<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd in Stuttgart und Hamburg.<br />
die Systemische Prozessberaterausbildung berichten zudem Jette<br />
Greenland und Hans Hermann Rieckmann von Rambøll Management<br />
Consulting. Spannende Einblicke in die Personalentwicklung<br />
von morgen gibt auch Jörg Janzen, Senior Consultant faszinatour.<br />
Bei seinem Beitrag geht es um emotionales Lernen.<br />
Ein weiteres Trendthema im Trainingssektor ist Betriebliches Gesundheitsmanagement.<br />
Auf einen adäquaten Umgang mit Belastungen<br />
und Stress auf Grundlage neuer Erkenntnisse und Methoden<br />
der Prävention zur psychischen Gesundheit gehen etwa Dr.<br />
Frank Steinhoff und Dr. Anke Frieling von addisca ein. Unter dem<br />
Motto „Wer sich bewegt, bewegt was“ gibt Fitnesstrainerin Kerstin<br />
Franke Tipps für die gesunde Pausengestaltung.<br />
Wer sind die besten Dienstleister<br />
für die Personalentwicklung?<br />
Zuschauer drängen sich beim Keynote-Vortrag im Praxisforum © Fotostudio Franz Pfluegl<br />
Die immense Beschleunigung aufgrund digitaler Vernetzung verändert<br />
die Arbeitswelt massiv. Welche Folgen kommen auf Unternehmen<br />
und Gesellschaft zu? Was geschieht mit denjenigen, die<br />
sich von der digitalen Veränderung überfordert fühlen? Wird die<br />
Festanstellung zum Auslaufmodell? Tim Cole, Journalist, Buchautor<br />
und New-Media-Trainer, gibt als einer von insgesamt sechs Hauptrednern<br />
auf den führenden regionalen Frühjahrsmessen Antworten<br />
auf diese Fragen – und zwar gleich auf beiden Messen, der<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd.<br />
Auf den regional führenden HR-Plattformen erhalten Personalentscheider,<br />
Geschäftsführer und Mitarbeiter von Personalabteilungen<br />
neben derartigen Highlights einen Überblick über die Trends im<br />
Personalmanagement. Integriert in den Ausstellungsbereich läuft<br />
jeweils an beiden Messetagen ein umfassendes Begleitprogramm<br />
aus Vorträgen, Diskussionen und Networking-Formaten.<br />
Während viele Highlights an beiden Standorten laufen, setzen die<br />
Messen auch lokale Akzente. Um mehr Transparenz in den umfangreichen<br />
Markt für die Personalarbeit zu bringen, vergibt das<br />
Magazin Personal im Fokus gemeinsam mit ServiceValue auf<br />
der PERSONAL<strong>2015</strong> Nord erstmals den HR-Supporter-Award.<br />
Eine von zehn Kategorien ist „Weiterbildung & Training“. Die<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Süd punktet hingegen mit dem neuen Forum<br />
„Corporate Learning & Working“, in dem an beiden Messetagen<br />
spezifisches Programm zu Trends im arbeitsplatznahen Lernen<br />
läuft.<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Nord<br />
6. bis 7. Mai, Hamburg Messe und Congress, Halle A4<br />
rund 250 Aussteller<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Süd<br />
19. bis 20. Mai, Messe Stuttgart, Halle 6 & 8<br />
rund 280 Aussteller<br />
Weitere Informationen und Anmeldung:<br />
www.personal-messe.de<br />
Aktionsflächen:<br />
Der Trainer als Architekt im Wandel<br />
Neben den Beiträgen in den so genannten Praxisforen, den Haupt-<br />
Vortragsbühnen der Messen, lohnt sich für betriebliche Weiterbildungsexperten<br />
insbesondere ein Besuch auf den Aktionsflächen<br />
Training. Dort demonstrieren Trainer und Coachs Auszüge aus<br />
ihrem Seminarprogramm. Ein Schwerpunktthema der Weiterbildungsbranche<br />
ist derzeit Change-Leadership: Welche Führungsstile<br />
sind in Veränderungsprozessen gefragt und wie werden Personalentwickler<br />
zu Architekten im Wandel? Frank Leonhardt von<br />
Connect Change, Susanne Alwart von alwart+team und Cornelia<br />
Hogrefe von Competence on Top gehören zu den Referenten. Über<br />
Die Messen PERSONAL<strong>2015</strong> Nord und Süd<br />
sind Goldgruben zum Netzwerken<br />
© Fotostudio Franz Pfluegl
Budapest Genf Hamburg Istanbul Köln Moskau<br />
Stuttgart<br />
Wien<br />
Zürich<br />
<strong>2015</strong> Süd<br />
16. Fachmesse für Personalmanagement<br />
• Führende HR-Messe in Süddeutschland<br />
• Spezifische Themenreihen :<br />
Corporate Learning & Working,<br />
HR & IT, Personal & Verwaltung,<br />
• Parallel zur Corporate Health Convention ,<br />
Europäische Fachmesse für betriebliche<br />
Gesundheitsförderung und Demografie<br />
PERSONAL<strong>2015</strong> Nord<br />
Hamburg<br />
06.-07. Mai <strong>2015</strong><br />
19.-20. Mai <strong>2015</strong> Stuttgart<br />
people<br />
performance technology<br />
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www.personal-sued.com<br />
Für Geschäftsführer, Personalentscheider und Personalexperten sowie Trainer, Coaches und Führungskräfte<br />
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38 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
MACHEN SIE IHRE<br />
KUNDEN ZU FANS<br />
EMPFEHLUNGSMARKETING LEICHT GEMACHT<br />
Begeisterte Kunden sind für einen Trainer besonders wertvoll: Zum einen als treue<br />
Stammkäufer, zum anderen als gute Weiterempfehler. Wer zu leere Auftragsbücher hat,<br />
dem fehlt es meist an Anziehungskraft und Begeisterungsfähigkeit. Ein Beitrag der zeigt,<br />
wie sie diese erzeugen können - und langfristig Kunden begeistern.<br />
von Siegfried Haider<br />
Wenn Sie Neukunden „akquiriert“ haben, ist<br />
das ein gutes Gefühl und ein toller Erfolg.<br />
Die sind dann später von Ihren Trainings-<br />
Leistungen und Produkten hoffentlich<br />
begeistert, empfehlen Sie eventuell auch<br />
noch weiter. Sie buchen vielleicht ein zweites, drittes, viertes<br />
Mal. Und irgendwann ist Ihr Themen- und Produktsystem vollständig<br />
vom Kunden gekauft – das wäre der Idealfall.<br />
Die Realität sieht vielfach anders aus: Kunden sind heute<br />
„flüchtig“. Sie wechseln gern und schnell, von Ihnen weg, aber<br />
auch wieder zu Ihnen zurück. Aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen.<br />
Sie haben also viele Stunden und nicht selten Hunderte von<br />
Euro in die Akquise dieses Kunden investiert – und dann bucht<br />
er nicht mehr bei Ihnen. Dafür können Sie aber nicht den Kunden<br />
oder die Märkte verantwortlich machen. Nein: Hier hat<br />
entweder Ihr Angebot und dessen regelmäßige Positionierung<br />
und Präsentation beim Kunden ODER Ihr Kundenbeziehungs-Management<br />
(Customer-Relationship-Management,<br />
kurz CRM) versagt.<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 39
»Seien Sie interessant, aufregend, außergewöhnlich für Ihre Kunden.«<br />
Beim CRM geht es darum, Kunden nicht nur zufrieden zu<br />
stellen, sondern möglichst zu begeistern. Hierzu muss die<br />
von Ihnen erbrachte Leistung höher liegen als das, was sich<br />
der Kunde subjektiv von Ihnen erwartet hat. Aber worin liegt<br />
diese „subjektive Erwartung“? Mehr als die Hälfte der Kunden<br />
erwartet sehr guten Service, nur ein Drittel gutes Fachwissen<br />
und lediglich knapp zehn Prozent einen günstigen Preis. Also<br />
gehen Sie nicht über den Preis, sondern über Top-Angebote<br />
und Top-Service vom ersten Kontakt an. Und bleiben Sie auf<br />
diesem hohen Niveau. Mit großen und vor allem vielen kleinen<br />
innovativen Ideen, um Ihre Kunden immer wieder positiv zu<br />
überraschen und so dauerhaft zu begeistern. Sie müssen nicht<br />
der beste Trainer, Coach oder Speaker sein, um dauerhaft oft<br />
hohe Honorare zu erzielen, sondern ein hervorragender Weiterbildungs-Unternehmer.<br />
Um dauerhaft neue Kunden über<br />
Empfehlungen zu generieren und diese nie mehr zu verlieren,<br />
ist ein professionelles Kundenbeziehungs-Management mit<br />
einem kontinuierlichen Innovationsprozess die Voraussetzung.<br />
Hier einige Tipps aus meinem Buch „Ausverkauft! Marketing<br />
kann so einfach sein“:<br />
»Kunden, die Sie effektiv<br />
gebunden haben,<br />
können Sie dann in Ihr<br />
Empfehlungsmarketing<br />
integrieren.«<br />
CRM begeistert<br />
1. Kunden klassifizieren<br />
Nicht jeder Kunde ist gleich. Der eine kauft im Jahr für 50.000,<br />
der andere für 5.000 Euro. Der eine hat erst einmal gekauft,<br />
ist aber Vorstand einer Bank, der andere hat schon zehnmal<br />
gekauft, macht aber den Eindruck, wenig Budgeteinfluss zu<br />
haben. Gewichten Sie deshalb Ihre Kunden nach bisherigem<br />
und/oder erwartetem Umsatz. „Basteln“ Sie sich hierfür ein<br />
individuelles Klassifizierungsmodell (am verbreitetsten ist die<br />
ABC-Analyse). Neben der finanziellen Klassifizierung sollten<br />
Sie Ihren Kunden in Ihrer Datenbank differenzierende Merkmale<br />
zuordnen: Da gibt es zum Beispiel die „A-Lieferanten“,<br />
die „Entscheider“, die „Finanzdienstleister“. Wenn Sie jeden Datensatz<br />
mit Eigenschaften oder Merkmalen versehen, können<br />
Sie später leicht eine Strategie aufbauen: Adressen mit den Eigenschaften<br />
X, Y und Z erhalten von Ihnen beispielsweise eine<br />
regelmäßige E-Mail-Aussendung mit dem neuesten Buchtipp<br />
und damit eine unerwartete, positive Überraschung. A-<br />
Kunden, die Entscheider sind, bekommen die Einladung zum<br />
Jahres-Abschlussessen, etc.<br />
2. Maßgeschneiderte Strategien entwickeln<br />
Überlegen Sie nun, wie Sie jede einzelne Gruppe optimal<br />
betreuen. Ob Sie A-Kunden Website-Tipps, Pralinen oder die<br />
neuesten Trainingsinhalte senden, hängt von Ihrer CRM-Strategie<br />
ab. Planen Sie gemeinsame Erlebnisse, führen Sie Veranstaltungen<br />
durch (Eventmarketing), erweisen Sie ihnen kleine<br />
Gefälligkeiten. Wichtiger als der materielle Wert sind dabei<br />
Individualität und Originalität. Aus Ihren Überlegungen zur<br />
Strategieentwicklung leiten Sie dann konkrete Maßnahmen<br />
ab, die übers Jahr erledigt werden.<br />
3. CRM-Tools einsetzen<br />
Mit Word, Excel, Access und Outlook lassen sich zwar einige<br />
CRM-Aufgaben erledigen. Einfacher und besser geht´s allerdings<br />
mit einem speziellen CRM-System. Mit dem können Sie<br />
auf Knopfdruck Hunderte Adressen einfach mit einer Serienmitteilung<br />
(als Brief, Fax, Mail oder SMS) versorgen oder definierte<br />
Prozesse im System in der Wiedervorlage je Mitarbeiter<br />
installieren und abwickeln. Meine Erfahrung ist: Wenn das<br />
CRM-Tool Ihnen diese kleinen positiven Überraschungen und<br />
die damit verbundene Kommunikation nicht einfach durchführen<br />
lässt, machen Sie sie nicht. Was für ein Schaden!<br />
4. Erfolg messen<br />
Vergessen Sie nicht, den Erfolg Ihrer CRM-Maßnahmen zu<br />
kontrollieren. Denn Sie wollen doch wissen, ob Ihre Ideen, mit<br />
denen Sie Ihre Kunden regelmäßig überraschen und verwöhnen,<br />
auch Wirkung zeigen – ob sie also regelmäßigen Umsatz<br />
generieren und damit Loyalität schaffen. Denn wir kommunizieren<br />
nicht zum Zeitvertreib oder Selbstzweck, sondern um<br />
Umsätze zu steigern.<br />
Mehr als diese vier Punkte benötigen Sie in der Regel nicht, um<br />
Kunden regelmäßig positiv zu überraschen, zu begeistern und<br />
40 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
zu binden. Immer auf Basis von attraktiven<br />
Trainings-Angeboten und -Dienstleistungen<br />
natürlich, die an sich schon begeistern.<br />
Lassen Sie einmal gewonnene Kontakte<br />
nie mehr los (sofern diese profitabel sind).<br />
Schreiben Sie Briefe, handschriftliche Postkarten,<br />
nette E-Mails, senden Sie eine Audiooder<br />
Videobotschaft oder rufen Sie einfach<br />
mal an. Aber Achtung: Sie sollten etwas zu<br />
erzählen beziehungsweise etwas Neues anzubieten<br />
haben, egal ob wertvolle Information<br />
oder eben innovative neue Produkte.<br />
Begeisterung = Empfehlung<br />
Kunden, die Sie effektiv gebunden haben,<br />
können Sie dann in Ihr Empfehlungsmarketing<br />
integrieren. Sie wissen ja: Wer begeistert<br />
ist von einem Anbieter oder Produkt, erzählt<br />
anderen gerne davon (wer enttäuscht ist,<br />
sich womöglich so richtig über eine Firma<br />
geärgert hat, erzählt das übrigens noch viel<br />
mehr Leuten). Nutzen Sie die Begeisterung<br />
Ihrer Kunden für ein systematisches Empfehlungsmarketing.<br />
Entweder über die „Tella-Story“-Schiene<br />
oder über aktiv abgefragte<br />
Empfehlungen.<br />
Tell-a-Story-Marketing<br />
Den deutschen Begriff „Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda“ benutze ich ungern, weil „Propaganda“<br />
negativ besetzt ist. Besser gefällt<br />
mir der englische Ausdruck „Tell-a-Story-<br />
Marketing“. Denn die Menschheit erzählt sich<br />
schon immer Geschichten über positive und<br />
negative Erlebnisse. Wenn Sie hiervon profitieren<br />
wollen, sollten Sie vier Voraussetzungen<br />
schaffen:<br />
Seien Sie interessant, aufregend, außergewöhnlich<br />
für Ihre Kunden. Dann erzählen<br />
diese am Stammtisch Ihre Story. Der „verrückte“<br />
amerikanische Marketingguru und<br />
Speaker Dr. Joe Vitale organisierte mal ein<br />
Open-Air-Konzert für Hunde, und zwar in<br />
einem Frequenzbereich, der für Menschen<br />
nicht hörbar ist. Können Sie sich eine Band<br />
vorstellen, die enthusiastisch auf der Bühne<br />
Siegfried Haider<br />
Marketing-Experte<br />
Siegfried Haider, Geschäftsführer von experts4events,<br />
Gründer und Ehrenpräsident der German Speakers<br />
Association e.V., ist anerkannter Marketing-Experte<br />
für professionelle Positionierung, einfache Kundengewinnung<br />
und Kundenbindung. Sein Buch „Ausverkauft!“<br />
(www.ausverkauft-dasbuch.de) bietet ein<br />
einfach umsetzbares System für mehr Umsatz. Er ist<br />
erfahrener Praktiker, der jeden Tag erfolgreich umsetzt,<br />
was er anderen empfiehlt. Seine Trainings und<br />
Vorträge liefern wertvolles Know-How, klar und begeisternd<br />
präsentiert. Der studierte Wirtschaftsinformatiker<br />
und Hochschulfachökonom für HR hat in<br />
den letzten fünfzehn Jahren mit den bedeutendsten<br />
Weiterbildungsorganisationen und namhaftesten<br />
Top-Experten national wie international erfolgreich<br />
zusammengearbeitet. Zu seinen Kunden zählen Dax-<br />
Unternehmen genauso wie mittelständische und kleine<br />
Unternehmen.<br />
www.experts4events.com.<br />
Buch-Empfehlung<br />
Ausverkauft — Marketing<br />
kann so einfach sein, GABAL<br />
2011<br />
von Siegfried Haider<br />
Mehr unter:<br />
www.zukunfttraining.de/<br />
buecher
spielt, und Sie als zuhörender Mensch hören nichts, während<br />
die anwesenden Hunde rumfetzen und „abrocken“? Zu ihm<br />
hat diese Aktion gepasst, Presse war ihm sicher, Storys auch.<br />
Was passt zu Ihnen, mit welcher Überraschung können Sie<br />
Storytelling auslösen?<br />
Machen Sie Ihre Kunden bei jedem Kontakt mit Ihnen glücklich,<br />
schaffen sie die berühmten „magic moments“. Geben<br />
Sie ihnen vor allem das Gefühl, dass Sie sich wirklich um sie<br />
kümmern.<br />
Schaffen Sie Vertrauen in Ihre Kompetenz. Nur wer Ihnen<br />
vertraut, wagt es, auch Empfehlungen auszusprechen. Vertrauen<br />
entsteht nicht zufällig, sondern aufgrund einiger „Jas“<br />
zu Ihnen im Kopf des Kunden.<br />
Machen Sie es Ihren Kunden leicht, über Sie zu reden: Entwickeln<br />
Sie Ihre „coole“ Trainer- und Firmenstory, entwickeln<br />
Sie einfache Botschaften, mit denen Sie bald identifiziert<br />
wer den. Geben Sie bei persönlichen Treffen den Menschen<br />
etwas Werthaltiges (Content) mit, was an Sie und Ihre Marke<br />
erinnert. Implementieren Sie Twitter, Facebook und andere<br />
Empfehlungsknöpfe („tell a friend“) auf Ihrer Website und<br />
bereiten Sie fertige Empfehlungstexte vor. Entwickeln Sie zu<br />
Ihrem Produkt eine Broschüre über „Die 7 Geheimnisse des<br />
XY“ und verteilen Sie diese. Schaffen Sie Erlebnisse, die im<br />
Kopf bleiben.<br />
Aktives Empfehlungsmarketing<br />
»Schaffen Sie Vertrauen<br />
in Ihre Kompetenz. Nur<br />
wer Ihnen vertraut, wagt<br />
es, auch Empfehlungen<br />
auszusprechen. Vertrauen<br />
entsteht nicht zufällig,<br />
sondern aufgrund einiger<br />
„Jas“ zu Ihnen im Kopf des<br />
Kunden.«<br />
Es gibt Menschen, die grundsätzlich nicht von sich aus empfehlen,<br />
und wenn sie noch so begeistert von einer Firma oder<br />
einem Produkt sind. Da müssen Sie dann etwas anschieben.<br />
Bauen Sie die Frage nach Empfehlungen fest in Ihre Kundenupdate-Gespräche<br />
ein. Begeisterte Kunden reagieren<br />
auf die Frage, ob sie jemand kennen, der von Ihnen/Ihrem<br />
Angebot ebenfalls profitieren könnte, meist sehr offen.<br />
Probieren Sie es doch einfach mal aus: Fragen Sie drei Ihrer<br />
Hauptkunden, mit denen Sie schon lange zusammenarbeiten<br />
und die sehr zufrieden sind, ob sie nicht jemanden kennen,<br />
den Sie ähnlich zufriedenstellen und bereichern könnten<br />
wie diese Stammkunden selbst. Ich bin mir sicher, dass<br />
Sie von vielen Ihrer Stammkunden Empfehlungen erhalten.<br />
Die neuen (empfohlenen) Kunden begeistern Sie dann genauso<br />
und machen das Gleiche: aktiv fragen!<br />
***<br />
Siegfried Haider<br />
42 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
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Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 45
46 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
HUMOR MACHT KARRIERE<br />
IM GESPRÄCH MIT FELIX GAUDO<br />
Felix Gaudo glaubt, dass mit Lachen das Leben und der Beruf einfacher<br />
werden. Davon überzeugt er regelmäßig Mitarbeiter und Führungskräfte der<br />
unterschiedlichsten Branchen. Er ist Comedian, Moderator und Humortrainer. Im<br />
Interview erzählt der Bensheimer, was fröhlich klingende Namen, Galgenhumor<br />
und Loriot mit seiner Berufung zu tun haben.<br />
Herr Gaudo, Sie sind glücklich, den<br />
ganz großen Spaß haben Sie nur<br />
knapp um ein „I“ verpasst ...<br />
(lacht) Ach, Sie meinen den<br />
Namen. Na ja, noch ein „I“ in Gaudo wäre ein bisschen<br />
platt gewesen.<br />
Aber es ist schon Ihr echter Name?<br />
Ehrlich gesagt, nein. Der Name ist vor Jahren direkt nach<br />
der Schauspielschule in meinem ersten Soloprogramm als<br />
Clown entstanden.<br />
Verraten Sie mir Ihren bürgerlichen Namen?<br />
.Ja klar. Robert Kaiser. Heute als Moderator und Comedian könnte ich selbstverständlich<br />
ganz normal mit meinem bürgerlichen Namen auf die Bühne<br />
gehen. Aber als junger Clown vor vielen Jahren habe ich mir diesen Namen<br />
gegeben. Er klingt fröhlich und passt zu dem was ich mache, und so ist er<br />
über die Jahre für mich Programm geworden.<br />
Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Oder wie definieren Sie Humor?<br />
Der Satz stimmt auf der einen Seite. Da ist der Galgenhumor gemeint, der<br />
in manchen Situationen einfach gut tut, der befreit und hilft, nicht zu verzweifeln.<br />
Aber Humor hat auch viel damit zu tun, sich wirklich für jemanden<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 47
zu interessieren und über den eigenen Tellerrand<br />
hinausschauen zu können. Der Regisseur<br />
und Intendant August Everding hat<br />
mal gesagt: Humorlosigkeit ist die Unfähigkeit,<br />
andere Wirklichkeiten wahrzunehmen<br />
als die eigene.<br />
»Es geht um Empathie,<br />
nicht um Schadenfreude.«<br />
Das heißt aber nicht, dass man nur über andere<br />
lachen soll? Umsetzung von Jobsharing?<br />
Auf keinen Fall! Es geht darum, etwas<br />
Neues entstehen zu lassen, Kommunikation<br />
zu beleben. Zu sensibilisieren für den<br />
wertschätzenden Humor in alltäglichen<br />
Gesprächssituationen. Das geht nur, wenn<br />
ich neugierig bin auf meine Gegenüber<br />
und die Welt drum herum. Es geht um Empathie,<br />
nicht um Schadenfreude. Sie hilft,<br />
humorvolle Situationen wahrzunehmen<br />
und sie aufzugreifen. Das wiederum schafft<br />
Vertrauen.<br />
Wie setzt man Humor als<br />
Anti-Stress-Mittel ein?<br />
Es ist wichtig, dass wir Abstand schaffen<br />
zu der Situation, die uns stresst. Dass es<br />
uns gelingt, die Angespanntheit herauszunehmen,<br />
damit der Ärger nicht zu groß<br />
wird. Ich mache dazu gerne eine Übung in<br />
meinen Vorträgen. Ich lasse die Teilnehmer<br />
mit ihren Nachbarn Gespräche führen über<br />
Situationen, in denen sie verärgert waren.<br />
Dann lenke ich die Gespräche nach einer<br />
bestimmten Spielregel. Das Ergebnis ist,<br />
dass der Zorn sich in Wohlgefallen auflöst.<br />
Diese Übung führt immer wieder zu dem<br />
Aha-Erlebnis, wie sehr wir unseren täglichen<br />
Frust und Ärger selber beeinflussen<br />
können. Ich habe diese Idee aus meiner Zusammenarbeit<br />
mit Eckart von Hirschhausen.(Anm.<br />
d. Red.: Arzt, Comedian und Autor)<br />
Wir standen viele Jahre zusammen auf<br />
der Bühne, heute arbeiten wir immer noch<br />
zusammen, durch seine Stiftung „HUMOR<br />
HILFT HEILEN“. Wir bringen Humor-Trainings<br />
in Krankenhäuser und bieten Workshops<br />
für Pflegepersonal und Ärzte an.<br />
Fast alle Mittel haben Risiken und Nebenwirkungen.<br />
Schon. Allein dadurch, dass Menschen<br />
einen sehr unterschiedlichen Humorgeschmack<br />
haben. Wer sich mit Humor beschäftigt,<br />
ihn anwendet und in Alltag und<br />
48 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
»Es ist wichtig, dass wir<br />
Abstand schaffen zu der<br />
Situation, die uns stresst.<br />
Dass es uns gelingt, die<br />
Angespanntheit herauszunehmen,<br />
damit der Ärger nicht zu groß<br />
wird.«<br />
Sprache bringt, kann auch mal danebenliegen.<br />
Alle kennen diesen Moment: Man<br />
hat etwas auf der Zunge liegen, traut sich<br />
dann aber doch nicht, es auszusprechen<br />
– aus der Angst heraus, es könne falsch<br />
verstanden werden. Humor ist also Risiko.<br />
Aber eben auch ein kreativer Prozess, und<br />
als solcher lebt er vom Üben und Scheitern.<br />
Jeder Berufskomiker kennt das übrigens:<br />
Man probiert eine Pointe und keiner lacht.<br />
Das ist erst einmal unangenehm – aber<br />
dann registriert man, dass die Welt davon<br />
nicht untergeht. Solche Erfahrungen machen<br />
sicherer.<br />
Sie vermitteln Humor-Techniken. Das heißt,<br />
Humor kann man lernen?<br />
Ja, das ist die gute Nachricht. Humor ist<br />
tatsächlich eine Kunst, und man kann sie<br />
erlernen wie das Klavierspielen. Aber man<br />
muss üben. Klavierspielen kann ja auch<br />
keiner, nur weil er das Instrument im Wohnzimmer<br />
stehen hat.<br />
Humorlose Menschen üben nicht – oder haben<br />
die Sie einfach noch nicht getroffen?<br />
(lacht). Das will ich jetzt nicht behaupten.<br />
Klar kann ich Übungen und Angebote an<br />
die Hand geben. Aber es gibt auch Leute,<br />
die Humor einfach nicht einsetzen. Nicht<br />
einsetzen wollen. Die Möglichkeit, humorvoll<br />
zu sein, steckt aber in jedem Menschen.<br />
»Die Möglichkeit, humorvoll zu sein,<br />
steckt in jedem Menschen!«<br />
Sie sind bereits vor Mitarbeitern von Audi und<br />
AOK aufgetreten, sprechen zu Lehrern, Sozialarbeitern<br />
und Hebammen. Braucht jede<br />
Berufsgruppe eine andere Humor-Schule?<br />
Grundsätzlich nicht. Aber es gibt schon<br />
branchenspezifische Sprachen. Da muss<br />
man sich erst mal reinfinden. Dazu kommt:<br />
Bei manchen Berufsgruppen darf es etwas<br />
rauer zugehen, bei anderen muss Humor<br />
subtiler funktionieren. Das Training ist aber<br />
eigentlich immer das gleiche. Da wir heutzutage<br />
ja fast alle unter Druck stehen, tut<br />
es jedem gut, zu lernen, wie Humor das<br />
Arbeitsleben erleichtert, wie man erfolgreicher<br />
wird. Ich bin überzeugt: Humor macht<br />
Karriere. Die medizinischen Berufe, der<br />
ganze Gesundheitsbereich liegt mir dabei<br />
persönlich besonders am Herzen.<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 49
Warum?<br />
Ich bin einmal in der Woche wieder als Clown im Krankenhaus<br />
aktiv. „Clowndoktoren“ nennt sich der Klinikclown-Verein, für<br />
den ich arbeite. Meine Kollegen und ich gehen regelmäßig<br />
zu den Kindern auf den Stationen. Ich mache das, weil ich erlebt<br />
habe, wie gut ein Clown Kindern tut, als meine Tochter<br />
im Krankenhaus war. Kinder fühlen sich oft ausgeliefert und<br />
fremdgesteuert in der Situation im Krankenhaus. Da sind sie<br />
glücklich, wenn mal einer vorbeischaut, der noch ein bisschen<br />
hilfloser ist als sie.<br />
Wie ist das eigentlich mit einem Felix Gaudo? Ist der nie gestresst?<br />
Ha, das wäre schön, wenn ich sagen könnte, ich wäre die Gelassenheit<br />
in Person. Ich bin ein fröhlicher Mensch, und dazu<br />
passt auch mein Name. Ich bin aber auch ein Hektiker, der in<br />
manchen Situationen in Stress gerät. Und der auch mal Angst<br />
davor hat, dass etwas nicht so klappt, beispielsweise ein Witz<br />
auf der Bühne nicht sitzt. Aber ich denke, gerade deshalb kann<br />
ich besonders gut vermitteln, wie man mit Humor solche Situationen<br />
meistert und sich die Freude und den Spaß an seinem<br />
Beruf erhält.<br />
Geben Sie mir einen Tipp: Ich sitze mit elf zum Teil überarbeiteten<br />
Redakteurskollegen in der 16-Uhr-Konferenz, ein zwölfter kritisiert<br />
die heutige Ausgabe und nörgelt nur herum – wie ist da noch<br />
mit Humor die Kurve zu kriegen?<br />
(lacht) Von außen ist es schwer, konkrete Tipps zu geben. Es<br />
helfen ja keine auswendig gelernten Texte. Wichtig ist: Nicht<br />
abschalten! Beobachten Sie ihren Kollegen. Wie sitzt er da?<br />
Wie guckt er? Wie äußert er die Kritik? Vielleicht können Sie in<br />
der Situation Komik erkennen – Situationskomik! Reagieren<br />
Sie nicht mit einem Gegenangriff. Machen Sie sich lieber über<br />
sich selbst lustig. Ergeben sie sich beispielsweise dramatisch<br />
und fordern eine Pause. Wer nicht zumacht und zuhört, erlebt<br />
vielleicht etwas Neues – auch noch um 16 Uhr.<br />
Wer ist eher Ihr Humorfavorit – Mario Barth oder Loriot?<br />
Oh, ich lache über beide. Loriot ist ganz klar der große<br />
Meister. Da ist sicher niemand böse, wenn ich sage, dass<br />
er ein großes Vorbild ist. Es gibt aber in dieser Frage sicher<br />
strikt getrennte Lager. Die einen sagen: nur Loriot.<br />
Die anderen: nur Barth. Ich lache generell schrecklich<br />
gern – über feinen Humor, aber auch, wenn er etwas<br />
polternd daherkommt.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gaudo!<br />
***<br />
Das Interview führte<br />
Britta Willeke.<br />
Felix Gaudo - Humortrainer, Moderator, Comedian<br />
Felix Gaudo, 1964 in Berlin geboren, hat zunächst Erfahrungen im Straßentheater gesammelt<br />
und 1985 seine Schauspielausbildung an der Freien Kleintheaterschule von Frieder Nögge in<br />
Stuttgart begonnen. Nach der Ausbildung hat er sich auf Solo-Clown-Programme konzentriert<br />
und gastierte als Conférencier in diversen Varietés. Unter anderem war er für drei Jahre<br />
mit dem Varieté „Et Cetera“ auf Tournee. Heute wohnt Gaudo in Bensheim, ist Moderator,<br />
Humortrainer und Comedian. Er ist Mitbegründer des Comedy-Ensembles „Think-Theatre“<br />
mit Bernhard Wolff und Eckart von Hirschhausen, veranstaltet die regelmäßige Veranstaltungsreihe<br />
„Comedy Brunch“ im Hochheimer Hof und ist mit seinem Bühnenpartner<br />
Dirk Scheffel mit dem Musik-Comedy-Programm „Kindskoeppe“ unterwegs.<br />
Außerdem engagiert sich der Vater zweier Kinder für die „Clown-Doktoren“.<br />
50 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
Mehr über Felix Gaudo auf: www.felixgaudo.de
52 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
FEURIGE MAJESTÄT<br />
OHNE FEUDALISMUS<br />
CARSTEN BEYREUTHER : EIN PORTRAIT<br />
Gute Trainings haben ein Ziel gemeinsam, das unter der Oberfläche ruht: Den Menschen<br />
aus seiner ´inneren Diktatur´ zu befreien. Dass dies ein langer Weg mit vielen Umwegen<br />
sein kann, weiß der Verkaufsprofi Carsten Beyreuther - und gibt es mit Leidenschaft weiter.<br />
Manchmal wirkt es fast peinlich, auf eine Frage<br />
mit der Wahrheit zu antworten. Zum Beispiel<br />
dann, wenn die Antwort überheblich klingt.<br />
Aber Carsten Beyreuther scheint es nicht zu<br />
liegen, sich an seiner Wahrheit vorbeizureden.<br />
Auf die Frage, wo er, der als Verkaufstrainer mit Stärke,<br />
Überlegenheit und Leichtigkeit brilliere, seine Schwächen<br />
habe, sagt er drei Atemzüge lang nichts.<br />
Aber Carsten Beyreuther lässt für diesen Satz nicht nur den<br />
Mund sprechen. Seine Augen erzählen von einem, der Spaß an<br />
der Provokation hat wie ein Viertklässler an seinem Treffer mit<br />
der Spritzpistole. Und dann: „Klar, ich bin nicht perfekt, aber ich<br />
finde mich in Ordnung.“ Bezüglich menschlicher Schwächen<br />
und Fehler vertritt er seine eigene Auffassung: „Ich schaue mir<br />
an, was ich schon kann und was andere können, denn auf dem<br />
Gekonnten kann ich aufbauen.“<br />
Sie alle zieht es in die Beyreuther-Schatzkammer<br />
Beyreuther schaut sich häufig an, was andere können. Und<br />
das mit Beyreuther-Leidenschaft. Gelegenheit dazu findet<br />
Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong> | 53
»Beyreuther kommt als Carsten, und so will er auch angesprochen werden.«<br />
er als Coach und in seinen Verkaufstrainings. Er kennt die<br />
Unsicherheiten und Ängste von Verkäufern, weiß, woran Verkaufserfolg<br />
scheitert und was Umsatz garantiert. Aber er will<br />
mehr wissen. In seinen Seminaren wird er es gewahr. Frauen<br />
und Männer sitzen dort mit hellwachen Sinnen, haben<br />
sich vorgenommen, dem Verkaufskönig Beyreuther in seine<br />
Schatzkammer zu folgen. Sie wollen zumindest ein paar jener<br />
Juwelen ergattern, die das eigene Verkaufszepter später glänzen<br />
lassen. Doch dann die erste Überraschung: Seine Majestät<br />
hat weder Hermelin am Hals noch Hermès-Couture am Leib.<br />
Beyreuther kommt als Carsten, und so will er auch angesprochen<br />
werden. Sein Shirt flattert über der Jeans, seine Ärmel<br />
sind vorsorglich sommerlich kurz, so, als wüsste er schon vor<br />
dem Seminar: Es wird heiß.<br />
Recht hat er, und seine Seminarteilnehmer quittieren es ihm.<br />
Sie versuchen zu beschreiben, was sie mit ihm erleben, sprechen<br />
von einem „Carsten, der brennt.“ Andere nennen ihn<br />
„eine raumfüllende Feuerwalze“. Doch mit welchen Flammen<br />
männliche und weibliche Verkaufsprofis durch Carsten<br />
Beyreuther auch immer in Berührung kommen, sie stellen<br />
allesamt fest: Selbst bei der so vielfach gefürchteten Telefon-<br />
Akquise „schmelzen sämtliche Blockaden dahin.“<br />
Der spontane Sprung ins kalte Verkaufswasser<br />
Manche kommen mit Skepsis ins Seminar. Carsten gießt mit<br />
lockeren Sprüchen noch Öl darauf. Er scheint es zu genießen,<br />
wie seine Gäste sich erst einmal mit über der Brust verschränkten<br />
Armen gegen so manche allzu leicht klingende<br />
Beyreuther-Botschaft wappnen. Schließlich sind sie nicht naiv.<br />
Sie kennen ihre Käufer-Kaliber. Und das Leben sowieso. Doch<br />
dieser Carsten redet nicht nur. Der springt direkt vor seinen<br />
Leuten ins Verkaufswasser. Er lässt sich auf der Stelle mit einem<br />
Unternehmen verbinden, gerät ins Sekretariat, lässt seine<br />
Zuhörer über Lautsprecher mitverfolgen, wie er am anderen<br />
Ende Reserviertheit in Offenheit verwandelt und demonstriert,<br />
wie er in der obersten Etage landet.<br />
Dort oben weht zwar immer ein anderer Wind, aber Carsten<br />
Beyreuther ist mit Höhenluft vertraut. Wer ihn oben beim<br />
freien Durchatmen beobachtet, hat schnell das Gefühl, unten<br />
selbst nur an einer Sauerstoffflasche zu schnüffeln. Die Frage<br />
ist nur, wie, wo und wann dieser Carsten Beyreuther jene<br />
Leichtigkeit bekommen hat, die ihn aufsteigen lässt?<br />
„Ich war fast immer der Erste“<br />
Als er 19 Jahre alt war, zerfiel eine schwere Last der deutschen<br />
Geschichte, indem die Berliner Mauer zusammenbrach. Carsten<br />
Beyreuther befand sich aber von Geburt an auf jener Seite,<br />
wo Wirtschaftswachstum und Leichtigkeit nicht zu Hause waren.<br />
Seine Eltern wollten ihm geben, was in der DDR zu geben<br />
war. So hatte Carsten die Wahl zwischen Klavierunterricht und<br />
Radsport. Obwohl er seine Finger gern auf die Klaviatur gelegt<br />
hätte, zog er das Rennrad vor. „Grund für diese Entscheidung<br />
war nicht eine Liebe zum Sport per se,“ sagt er. „Die hatte und<br />
habe ich nicht.“ Es war mehr seine Zuneigung zum Milieu der<br />
Trainingsclique. Es reizte ihn, „einen Mannschaftssport zu machen,<br />
bei dem man dennoch für sich allein der Tretende ist.“<br />
Carsten Beyreuther trat dermaßen in die Pedale, dass er heute<br />
von sich sagen kann: „Ich war fast immer der Erste.“<br />
»Es reizte ihn, „einen<br />
Mannschaftssport zu machen,<br />
bei dem man dennoch für<br />
sich allein der Tretende ist.“<br />
Beyreuther trat so in die<br />
Pedale, dass er heute von<br />
sich sagen kann: „Ich war fast<br />
immer der Erste.“«<br />
Als er dann den Wunsch äußerte, Journalismus zu studieren,<br />
erhob die Staatssicherheit ihre Stimme. Sie sagte ihm, das sei<br />
okay, wenn er drei Jahre Dienst im Wachregiment der Stasi<br />
schiebe. Dieser Preis fürs Studium verunsicherte Beyreuther<br />
jedoch nicht. Er sagte einfach nein, und die Stasi gab ihm zur<br />
Antwort: „Dann ist Ihre Karriere als Intellektueller in diesem<br />
Land hiermit beendet.“<br />
54 | Zukunft-Training • TAM-Lernkongress <strong>Sonderausgabe</strong>
Der geplatzte Traum<br />
So platzte sein Traum, irgendwann einen<br />
großen Verlag zu leiten und mit Wahrheiten<br />
zu provozieren. Am meisten bedauerte er<br />
dies, weil er wusste: „Nichts fällt mir leichter<br />
als Kommunikation.“ Aber kommunizieren<br />
lässt sich auch woanders. Carsten ließ sich<br />
privat Schauspielunterricht geben, machte<br />
eine Sprecherausbildung und arbeitete als<br />
DJ. „Als DJ brauchte man bei uns zwar so<br />
eine Art Kultur-TÜV, aber an diese Plakette<br />
kam ich heran.“<br />
Abend für Abend Venylplatten zu drehen<br />
und Stimmung zu machen, reichte ihm nicht.<br />
Er witterte ein besseres Geschäft, folgte der<br />
Intuition nach Ungarn, besorgte sich dort<br />
Platten aus Österreich, und heute ist ihm anzuhören,<br />
dass es ihm einen Riesenspaß gemacht<br />
hat, „die für das Zehnfache in der DDR<br />
zu vertickern.“ Nach der Wende hatte er mit<br />
25 Jahren sechs Schallplattenläden - unter<br />
anderem in Chemnitz und Dresden. Doch<br />
als 1994 die großen Media-Märkte kamen,<br />
konnte Beyreuther seine Preise nicht mehr<br />
halten.<br />
Carsten Beyreuther<br />
Experte für Verkaufstrainings<br />
Carsten Beyreuther ist Coach, Verkaufstrainer und<br />
Gründer der Firma beyreutherTRAINING in Berlin. Er<br />
führt bundesweit offene Verkaufstrainings und Workshops<br />
für Menschen durch, die ein selbstbestimmtes<br />
und glückliches Leben führen und als Verkäufer weniger<br />
übergangen und ausgenutzt werden und einfacher<br />
und öfter verkaufen möchten. Seine Trainingsteilnehmer<br />
sind offen für positive Veränderungen,<br />
ganz gleich ob im Privat- oder Berufsleben. Als einer<br />
von nicht mehr als eine Hand voll Experten weltweit<br />
arbeitet Carsten Beyreuther mit kybernetischen Verkaufstechniken<br />
– einer Kombination aus NLP-Technologien,<br />
Verkaufshypnose und speziellen Argumentationstechniken<br />
der Kurzzeittherapie.<br />
www.verkaufstraining-beyreuther.de<br />
Verhaftung auf dem Roten Platz<br />
Preise und ganz andere Währungen waren<br />
es, die ihn mit 26 Jahren nach Moskau zogen<br />
- zusammen mit einem 35-jährigen Polen<br />
als sogenannter Arbitrageur. Das heißt, er<br />
machte mit russischen Banken Zinsgeschäfte.<br />
Beyreuther wusste, dass sein Kollege im<br />
diplomatischen Dienst Polens arbeitete.<br />
Was er nicht wusste, war, dass dessen Vater<br />
Mitbegründer der polnischen Gewerkschaft<br />
Solidarnosc war. Aber nach neunmonatigem<br />
Moskauaufenthalt war die russische Polizei<br />
darüber im Bilde. In ihren Augen war ein Pole<br />
mit einem solchen Vater russischer Staatsfeind.<br />
Außerdem hatte des Polen Visum keine<br />
Gültigkeit mehr, was zur Folge hatte, dass<br />
beide auf dem Roten Platz verhaftet wurden<br />
und sechs Tage hinter Gittern verbrachten.
Da waren Beyreuthers Banken Feuer und Flamme<br />
Geld und Steuern waren es, die Carsten Beyreuther mit 27 Jahren<br />
in die Schweiz zogen. Dort landete er in der Telefonseelsorge<br />
und holte zwei Jahre lang den Klavierunterricht nach,<br />
gegen den er sich als Junge entschieden hatte. Den wesentlichen<br />
Impuls zum sozialen Metier hatte er von einem kokainabhängigen<br />
Freund bekommen. Beyreuther, der selbst nie<br />
mit Drogen in Berührung gekommen war, versuchte, seinem<br />
Freund zu helfen, riet ihm, sich bei einer der kirchlichen Telefonseelsorgestellen<br />
einen ersten Rat zu holen. Sein Freund<br />
wählte die entsprechende Nummer, kam aber nicht durch. Er<br />
versuchte es immer wieder, gelangte in der ständig besetzten<br />
Leitung aber nicht ans Ziel. Auf diese Weise kam Carsten<br />
Beyreuther jedoch auf eine Idee. Er gründete in der Schweiz<br />
eine private Telefonseelsorge, stellte 184 Mitarbeiter ein, unter<br />
ihnen Ärzte, Pädagogen, Feuerwehrleute, Sanitäter, setzte sie<br />
in ein Callcenter und bot Hilfesuchenden gegen Gebühr Ansprechpartner.<br />
»Trotz eines Verlustes von<br />
25 Millionen D-Mark und<br />
eines kompletten Neustarts<br />
sieht Beyreuther die<br />
Erfahrungen aus jener Zeit als<br />
persönlichen Gewinn.«<br />
Dieses Unternehmen florierte so schnell, dass Beyreuthers<br />
Banken Feuer und Flamme waren. Sie meinten, sein Unternehmen<br />
für seelische Gesundheit müsse durch Werbung so<br />
richtig gepowert werden und brachten ihren Kunden auf die<br />
Idee, Kontakt zu einem Medienmagnaten namens Leo Kirch<br />
aufzunehmen. Mit dem Ergebnis, dass die Kirch-Gruppe es<br />
sich nicht nehmen ließ, die finanzielle Gesundheit seines innovativen<br />
Projektes mit 34,2 Millionen D-Mark in Form von Fernsehwerbung<br />
zu fördern.<br />
„Die haben uns in den Medien zerfleischt“<br />
Den Kirchen bereitete Beyreuthers Weg zur geistigen Gesundheit<br />
Kopfschmerzen. Sie meinten, man dürfe Hilfesuchenden<br />
kein Geld aus der Tasche ziehen. Zum Niedergang seiner Firma<br />
für emotionale und geistige Hygiene sagt der Unternehmensgründer:<br />
„Die haben uns in den Medien zerfleischt.“<br />
Trotz eines Verlustes von 25 Millionen D-Mark und eines kompletten<br />
Neustarts sieht Carsten Beyreuther die Erfahrungen<br />
aus jener Zeit als persönlichen Gewinn. Er sagt, in seinen Telefongesprächen<br />
mit Hilfesuchenden habe er etwas Wesentliches<br />
begriffen: „Ich sah, es gibt eine sekundäre Gesellschaft,<br />
eine Problemwelt hinter der Problemwelt.“ Vielfach laute die<br />
Ursache menschlichen Übels nicht „zu wenig Geld, zu wenig<br />
Sonne, zu wenig Liebe oder Luxus. Ich stellte fest, das eigentliche<br />
Problem liegt in den Köpfen.“ Und er spricht in diesem<br />
Zusammenhang von einer „inneren Diktatur“.<br />
In zweieinhalb Jahren Telefonseelsorge habe er erkannt, auch<br />
selbst „Opfer der inneren Diktatur“ zu sein. Als ihm dies klar<br />
wurde, fragte er sich, warum er damals so wenig Enthusiasmus<br />
für die deutsche Wiedervereinigung empfunden habe. Er fand<br />
auch die Antwort: „Ich war schon damals jemand, dem die innere<br />
Freiheit mehr bedeutet hat als die äußere.“ Seine Devise:<br />
„Um Dinge, die ich nicht ändern kann, sorge ich mich nicht. Ich<br />
kümmere mich darum, oben im Kopf Ordnung zu halten.“ Dies<br />
ist für Beyreuther wie ein Leitspruch. Aber er hat noch einen:<br />
„Aus jeder Situation das Gute zu ziehen.“<br />
Ein bewegender Moment<br />
Der Prozess seiner eigenen „innere Weichenstellung“ dauerte<br />
bis 2009. Er erinnert sich noch genau an den Tag, an dem er<br />
sein so wichtiges Ziel erreichte. Damals veranstaltete er zum<br />
ersten Mal sein Trainingsformat „from ZERO to HERO“. „Da ging<br />
es nicht um Probleme wie in der Telefonseelsorge. Ich stand<br />
vor Leuten, die am Telefon ihren Verkauf hinkriegen mussten.“<br />
Noch heute hört er sich zu ihnen reden. Er erinnert sich daran,<br />
wie er seine Zuhörer damals mit Stimme, Aussage und Argumenten<br />
beflügelte und kann noch heute fast wie damals spüren,<br />
was ihm in dieser Situation in die Sinne schoss: „Ich spürte,<br />
dass ich mich selbst von meinen eigenen restlichen Ketten befreien<br />
konnte. Das hat mich so ergriffen, dass mir beim Reden<br />
die Tränen kamen und ich unterbrechen musste.“<br />
Carsten Beyreuther machte bald weiter. Und dann startete er<br />
durch, um nicht mehr aufzuhören. Denn der leidenschaftliche<br />
Ehemann und sechsfache Vater weiß genau, was ihm beruflich<br />
einen Höllenspaß macht: „Den Menschen, Vätern, Müttern,<br />
Jugendlichen, Unternehmern und Verkäufern zu zeigen, wie<br />
man sich von seiner inneren Diktatur befreit.“<br />
***<br />
von Andreas Kläne<br />
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