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1. ASPHALTBAUWEISE

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Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />

<strong>1.</strong> <strong>ASPHALTBAUWEISE</strong><br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong> ANFORDERUNGEN<br />

Asphalt-tragsschichten haben sehr vielseitige Aufgaben. Im Rahmen der Bauausführung<br />

sollen die Unterlage schnell und wirksam gegen Niederschläge abdichtet werden, um deren<br />

Tragfähigkeit zu erhalten. Für den Einbau der folgenden Asphaltschichten müssen sie einen<br />

zügigen Baubetrieb ermöglichen und insbesondere den hochwertigen Binder- und<br />

Deckschichten eine gleichmäßige, standfeste und ebene Unterlage bieten. Später haben sie die<br />

Aufgabe, als dauerhaft gebundene Schichten im festen Verbund mit der Decke die<br />

Verkehrskräfte aufzunehmen und so zu verteilen, daß die ohne Schaden für die Straßen für die<br />

Straßenkonstruktion auf die Unterlage übertragen werden.<br />

Dafür muss die Mischgutzusammensetzung unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit und der<br />

gegebenen Beanspruchungen eine dauerhafte Bindung sicherstellen.<br />

Von der Seite der Verkehrsteilnehmer und der Umwelt müssen die Verkehrsflächen die<br />

folgenden Anforderungen erfüllen:<br />

• Im Sommer sollen die wegen der thermischen Beanspruchung und der<br />

Verkehrsbelastung entstehende Spurrinnen so gering sein, dass sie die<br />

Verkehrssicherheit nicht bedrohen,<br />

• Der Widerstand wegen der thermischen Beanspruchungen in der Winterkälte soll so<br />

groß sein, dass die Rissbildung vermeiden werden kann,<br />

• Der Kontakt zwischen den Reifen und der Fahrbahnoberfläche soll groß genug sein,<br />

damit eine entsprechende Kraftschluss auftreten kann,<br />

• Der Fahrtkomfort soll gut genug sein, d.h. die Ebenheit in der Längsrichtung<br />

beeinflusst die lotrechten Beschleunigungen und verursacht unangenehme Fahrt. Ein<br />

anderes Problem ist die Lärmemission, die nicht nur den Fahrer, sondern auch die<br />

Menschen stören, die neben den Verkehrsflächen wohnen.<br />

Mit einer entsprechenden Gestaltung des Asphaltmischgutes können diese Eigenschaften<br />

beeinflusst werden. Der Auswahl des Mischgutes ist natürlich eine Optimalisation, weil diese<br />

Anforderungen oft einander widersprechen.<br />

<strong>1.</strong>2. BAUSTOFFE DES ASPHALTES<br />

• Mineralstoffe,<br />

• Bituminöse Bindemittel,<br />

• Zusatzstoffe (stabilisierende Zusätze).<br />

<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong> Mineralstoffe<br />

Die Mineralstoffe stellen den größten Teil einer Asphaltmischung dar. Sie haben die<br />

auftretenden Druckkräfte aufzunehmen und in die unteren Schichten abzuleiten. Für die<br />

Verkehrssicherheit ist es sehr wichtig, daß bei jeder Witterung und Fahrgeschwindigkeit ein<br />

sicherer Kraftschluß zwischen Reifen und Fahrbahn zustande kommt. Die dazu notwendige<br />

Feinrauheit der Fahrbahnoberfläche beruht auf der Kantenschärfe und Rauhigkeit der an der<br />

Oberfläche befindlichen Splitte und Sande.<br />

An die Mineralstoffe sind deshalb hohe Qualitätsanforderungen zustellen. Mineralstoffe für<br />

den Straßenbau müssen den Anforderungen der gültigen Technischen Vorschriften<br />

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Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />

entsprechen. Nachstehend werden einige der wichtigsten Anforderungen und Prüfungen<br />

erläutert:<br />

• Korngrößenverteilung<br />

• Witterungsbeständigkeit<br />

• Widerstandsfähigkeit gegen Schlagbeanspruchung<br />

• Kornform<br />

• Bruchflächigkeit<br />

• Widerstandsfähigkeit gegen Polieren<br />

• Reinheit der Lieferkörnungen<br />

• Affinität zu Bitumen<br />

• Widerstand gegen Hitzebeanspruchung in der Trockentrommel<br />

<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Natürliche Mineralstoffe<br />

Die Entstehung der natürlichen Gesteine folgt aus der Entstehung der Erde. Natürlicher<br />

Mineralstoff ist ein Oberbegriff für magmatische, Sediment- und metamorphe Gesteine. Es<br />

wird sowohl ungebrochene (Rundkorn) als auch gebrochene (Brechkorn) Mineralstoffe bei<br />

der Herstellung von Asphalt verwendet. Die technischen Vorschriften unterscheiden die<br />

folgenden Gruppen der Mineralstoffe:<br />

Schotter<br />

Splitt<br />

Sand/Brechsand<br />

Gesteinsmehl/Fühler<br />

20 mm < d max<br />

2 mm < d max < 20 mm<br />

d max < 2 mm<br />

d < 0,09 mm<br />

<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong>2. Künstliche Mineralstoffe<br />

Recyclingbaustoffe<br />

Die sind Baustoffe, die aus gebrauchten Stoffen zurückgewonnen und so aufbereitet wurden,<br />

daß sie die für den vorgesehenen Verwendungszweck geltenden Anforderungen erfüllen. Es<br />

sind Materialien, die schon mindestens einmal als Baustoffe eingesetzt waren und zur<br />

Erstellung einer neuen Bauleistung diene sollen. Recyclingbaustoffe sind Ausbau- und<br />

Fräsasphalt, Aufbruchbeton.<br />

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Industrielle Nebenprodukte<br />

Bild II/7.<strong>1.</strong>: Recycling<br />

Industrielle Nebenprodukte sind aus industriellen Prozessen anfallender Reststoffe. Es sind<br />

die Hochofen-, Elektroofen- oder Hüttenschlacken, der Schmelzkammergranulat, die<br />

Steinkohleflugasche und die Müllverbrennungsasche. Vor dem Einbau müssen die<br />

chemischen und physikalischen Eigenschaften von diesen Materialien bestimmt werden, ob<br />

die eigentlich für straßenbauliche Nutzung geeignet sind.<br />

<strong>1.</strong>2.2. BituminösesBindemittel<br />

Straßenbaubitumen<br />

Bitumen ist ein viskoelastisches Material, dessen Viskosität von der jeweiligen Temperatur<br />

abhängig ist: bei hohen Temperaturen ist Bitumen dünnflüssig und bei niedrigen<br />

Temperaturen zähplastisch. Die stufenlos verlaufende Viskositätsänderung ist umkehrbar und<br />

wiederholbar und stellt die Grundlage der Verarbeitung dar. Die großtechnische Herstellung<br />

von Straßenbaubitumen in verschiedenen Sorten erfolgt in mehreren Stufen durch Steuerung<br />

der Destillation über Temperatur und Vakuum.<br />

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Quelle: Shell Bitumen<br />

Bild II/7.2.: Herstellung von Straßenbaubitumen<br />

Die wichtigsten Bitumenprüfungen sind die Folgenden:<br />

• Nadelpenetration,<br />

• Erweichungspunkt Ring und Kugel (EWP RuK),<br />

• Brechpunkt nach Fraas.<br />

Bitumenlösung<br />

Bitumenlösung wird aus Straßenbaubitumen und Gasöl hergestellt. Nachdem das<br />

Straßenbaubitumen erhitzt wird, wird es mit Gasöl gelöst. Die wichtigsten Merkmale sind:<br />

• Die Viskosität,<br />

• Der Wassergehalt,<br />

• Die Haftung.<br />

Bitumenemulsion<br />

Während der Herstellung von Bitumenemulsion wird mittelhartes Bitumen in Anwesenheit<br />

von Emulgatoren in Wasser mit Hilfe einer Kolloidmühle fein verteilt. Die wichtigsten<br />

Merkmale sind:<br />

• Der Bitumengehalt,<br />

• Die Brechzeit.<br />

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<strong>1.</strong>3. AUFBAU DES ASPHALTES<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Verhältnisse im Asphalt<br />

Die Asphalttechnologie wird an den Gewicht- und Volumenverhältnissen im Asphalt basiert.<br />

Bild II/7.3.: Verhältnisse im Asphalt<br />

Um die angestrebten Eigenschaften der Asphaltschichten sicherzustellen, enthält der ÚT 2-<br />

3.301 Vorschrift je nach Mischgutart und – Sorte bestimmte Grenzwerte für den<br />

Hohlraumgehalt des Mischguts am Marshall-Probekörper und Mindestwerte für den beim<br />

Einbau zu erreichenden Verdichtungsgrad. Mit der Änderung des Hohlraumgehaltes der<br />

fertigen Asphaltschicht ändern sich auch ihre Gebrauchseigenschaften:<br />

• Widerstand gegen Nachverdichtung,<br />

• Wasserundurchlässigkeit,<br />

• Verschleißfestigkeit.<br />

<strong>1.</strong>3.2. Charakteristische Merkmale des Asphaltes<br />

Die Eigenschaften des Asphaltgemisches setzen sich aus den Folgenden zusammen:<br />

• Mineralstoffgemisch (Größtkorn, Kornverteilung),<br />

• Hohlraumgehalt des Kornhaufwerkes (klein, groß, sehr groß),<br />

• Hohlraumgehalt des fertigen Asphaltes, nach der Verdichtung (hohlraumarm,<br />

hohlraumreich),<br />

• Art des Bindemittels,<br />

• Einbau (heiß, warm, kalt).<br />

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<strong>1.</strong>4. WALZASPHALT<br />

Grundsätzlich sollte der Hohlraumgehalt in Deckschichten aus Walzasphalt von 6.0 Vol.-%<br />

aus Gründen der Haltbarkeit nicht überschritten werden, aber aus Gründen der Standfestigkeit<br />

sollte er einen Wert von 2.0 Vol.-% auch nach einer Nachverdichtung durch den Verkehr<br />

nicht unterschreiten.<br />

<strong>1.</strong>4.<strong>1.</strong> Asphaltbeton<br />

Asphaltbeton gibt es in verschiedenen Körnungen mit jeweils unterschiedlichen<br />

Splittgehalten, Bitumengehalten, Hohlraumgehalten und Einbaudicken. Die Wahl der<br />

Mischgutsorte richtet sich in der Regel nach der jeweiligen Verkehrsbelastung oder der<br />

gewünschten Oberflächentextur. Die Grenzsieblinien eines AB Mischgutes stellt die<br />

Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />

Grenzsieblinien AB-12<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />

5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />

Bild II/7.4.: Grenzsieblinien für AB Mischgut<br />

<strong>1.</strong>4.2. Splittmastixasphalt<br />

Splittmastixasphalt besteht aus einem sehr splittreichen Mineralstoffgemisch mit<br />

Ausfallkörnung, Straßenbaubitumen und stabilisierenden Zusätzen, die in erster Linie als<br />

Bindemittelträger wirken. Der sehr hohe Splittgehalt führt im verdichteten Zustand zu einem<br />

in sich abgestützten, fest verspannten Splittgerüst, dessen Hohlräume durch einen<br />

bitumenreichen, mastixähnlichen Mörtel weitgehend ausgefüllt werden. Deckschichten aus<br />

Splittmastixasphalt haben sich seit mehr als 20 Jahren als sehr verschleißfest, standfest und<br />

ermüdungsbeständig erwiesen. Die Grenzsieblinien eines SMA Mischgutes stellt die<br />

Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />

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Grenzsieblinien ZMA 12<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />

5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />

Bild II/7.5.: Die Grenzsieblinien eines SMA Mischgutes<br />

<strong>1.</strong>4.3. Asphaltbinderschichten<br />

Bei der Herstellung von Binderschichten werden besonders splittreiche Mineralstoffgemische<br />

abgestufter Körnung mit Straßenbaubitumen als Bindemittel eingesetzt. Die Grenzsieblinien<br />

einer Bindeschicht stellt die Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />

Grenzsieblinien K-12<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />

5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />

Bild II/7.6.: Die Grenzsieblinien einer Bindeschicht<br />

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<strong>1.</strong>5. GUSSASPHALT<br />

Gußasphalt unterscheidet sich vom Walzasphalt durch seine Zusammensetzung, sein<br />

Gebrauschsverhalten und eine ganz andere zur Anwendung kommende Einbautechnik. Er<br />

wird aus Edelsplitt, Edelbrechsand oder Natursand, Füller und Bitumen so zusammengesetzt,<br />

daß die Hohlräume des Mineralstoffgemischs vollständig mit Bitumen ausgefüllt sind und<br />

darüber hinaus noch ein geringer Bitumenüberschuß besteht. Auf diese Weise entsteht eine im<br />

heißen Zustand gießbare oder streichbare Masse, die absolut dicht ist und deshalb beim<br />

Einbau keiner Verdichtung bedarf.<br />

In jedem Fall sind Deckschichten aus Gußasphalt aufgrund ihrer Zusammensetzung seht<br />

verschleißfest, in höchstem Maße witterungs- und alterungsbeständig und deshalb sehr<br />

dauerhaft. Kleinflächige Umbaumaßnahmen sind nur mit Gußasphalt möglich, da er von<br />

Hand ohne Qualitätsminderung eingebaut werden kann.<br />

Da beim Einbau von Gußasphalt immer ein „Mörtelspiegel“ an der Oberfläche entsteht, sind<br />

besondere Maßnamen zur Verbesserung der Anfangsgriffigkeit erforderlich.<br />

Grenzsieblinien ÖA-12<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />

5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />

Bild II/7.7.: Grenzsieblinien<br />

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<strong>1.</strong>6. HERSTELLUNG, TRANSPORT, EINBAU<br />

Asphaltmischgut für den Heißeinbau wird in Trocken- und Mischanlagen hergestellt, die sich<br />

in den technischen Einrichtungen sehr weitgehend unterscheiden können. Die Mischleistung<br />

liegt im allgemein zwischen 120 und 300 t/h. Die Arbeitsgänge sind jedoch fast immer die<br />

gleichen:<br />

• Vordosieren der Mineralstoffe,<br />

• Trocknen und Erhitzen der Mineralstoffe,<br />

• Sieben, Zwischenlagern und Dosieren der heißen Mineralstoffe,<br />

• Zugeben des Gesteinsmehls,<br />

• Zugeben des Bitumens,<br />

• Mischen,<br />

• Zwischenlagern des Mischguts im Silo.<br />

Im Hinblick auf die gleichmäßige Schichtdicke und einwandfreie Verdichtung der<br />

Asphaltschichten müssen deren Unterlagen hinsichtlich Ebenheit und Standfestigkeit<br />

bestimmten Anforderungen genügen.<br />

Voraussetzung für ein langfristig befriedigendes Trag- und Verformungsverhalten einer<br />

Asphaltbefestigung ist, dass die einzelnen Asphaltschichten fest miteinander verbunden sind.<br />

Dazu muss die jeweils untere Asphaltschicht an ihrer Oberfläche sauber sein, und muss die<br />

Unterlage mit einem niedrigviskosen, dünnen bitumenhaltigen Bindemittel (z.B. Haftkleber)<br />

angesprüht werden. Unterlagen von Gußasphalt und Asphaltmastixdeckschichten werden<br />

nicht angesprüht, da sie über einen großen Bitumengehalt verfügen.<br />

Um Bindemittelverhärtung und größere Wärmeverluste während des Transports zu<br />

vermeiden, muss das Mischgut der Fahrtzeit entzogen und grundsätzlich abgedeckt<br />

transportiert werden.<br />

Eine ausreichend hohe Einbautemperatur ist eine wichtige Voraussetzung für die<br />

einwandfreie Verdichtung und einen guten Schichtenverbund. Deshalb dürfen die<br />

Mindesttemperaturen 150°C bei mit B50/70 hergestelltem Asphalt, 140°C bei mit B70/100<br />

hergestelltem Asphalt nicht unterschreiten. Bei Lufttemperatur unter +5°C dürfen keine<br />

Walzasphaltschichten, unter –5°C keine Gußasphaltschichten eingebaut werden (gemäß ÚT<br />

2-3.301).<br />

Für die Ebenheit und gleichmäßig gute Verdichtung ist es vorteilhaft, das Mischgut mit<br />

gleichmäßiger Geschwindigkeit einzubauen und den Fertiger möglichst nicht zum Stillstand<br />

kommen zu lassen. Deshalb sollten Mischleistung, Transportleistung und Einbauleistung<br />

aufeinander abgestimmt werden. Das fertige Mischgut wird mit Kippern transportiert.<br />

Aufgabe der Verdichtung ist es, eine so dichte Lagerung des eingebauten Asphaltmischgutes<br />

zu erzielen, dass eine Nachverdichtung durch den Verkehr weitgehend ausgeschlossen werden<br />

kann. Beim Verdichten von Deckschichten sollen außerdem ein niedriger Hohlraumgehalt<br />

und eine günstige Oberflächentextur erreicht werden.<br />

Die Verdichtung beginnt mit der Vorverdichtung durch die Einbaubohle des Fertigers, wobei<br />

konventionelle Bohlen etwa 85-92 % der Raumdichte des Marshall-Probekörpers erreichen.<br />

Für die Walzverdichtung können<br />

• statische Glattradwalzen (Verdichtung durch Eigengewicht),<br />

• Vibrationswalzen (Verdichtung durch Eigengewicht und Vibration),<br />

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• Gummiradwalzen (Verdichtung durch Eigengewicht und Knetwirkung) eingesetzt<br />

werden.<br />

Bild II/7.8.: Verdichtung<br />

Bild II/7.9.: Einbau einer Asphaltschicht<br />

<strong>1.</strong>7. DÜNNE ASPHALTSCHICHTEN ZUR INSTANDSETZUNG<br />

Instandsetzung bedeutet alle großflächigen Maßnahmen, die noch keine Erneuerung der<br />

Straßenbefestigung (Ersatz oder Verstärkung) darstellen. Dazu gehören insbesondere alle<br />

dünnen Asphaltschichten, die im wesentlichen Oberflächeneigenschaften wie beispielsweise<br />

Witterungsbeständigkeit, Verschleißfestigkeit, Griffigkeit und in geringem Umfang auch die<br />

Ebenheit der Straßenbefestigung verbessern können.<br />

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Die Tragfähigkeit kann mit dünnen Asphaltschichten praktisch nicht erhöht, sondern durch<br />

Abdichten der Fahrbahnoberfläche gegen Niederschlagswasser nur erhalten werden. Deshalb<br />

müssen die zur Instandsetzung mit dünnen Asphaltschichten vorgesehenen<br />

Straßenbefestigungen ausreichend tragfähig, standfest und profilgerecht sein.<br />

Die Anwendungsgebiete dünner Asphaltschichten liegen vor allem bei höhengebundenen<br />

Straßen und folgenden Schadensbildern:<br />

• Ausgemagerte, poröse Oberfläche mit geringer Rissbildung,<br />

• Verminderte Griffigkeit durch poliertes Splittkorn,<br />

• Erhöhte Lärmemission infolge zu grober Oberflächentextur,<br />

• Geringe Unebenheiten.<br />

Die fertigen, dünnen Asphaltschichten sollen<br />

• Wasserdicht, eben und griffig,<br />

• Widerstandsfähig gegen Verdrückungen, aber dennoch ausreichend flexibel,<br />

• In jedem Fall aber dauerhaft mit ihrer Unterlage verbunden sein.<br />

<strong>1.</strong>7.<strong>1.</strong> Oberflächenbehandlungen<br />

Oberflächenbehandlungen werden durch Anspritzen der Unterlage mit Bitumen oder<br />

bitumenhaltigem Bindemittel, Abstreuen mit Edelsplitt und Andrücken des Splittes mit einer<br />

nachlaufenden Walze hergestellt. Als Bindemittel werden heute überwiegend<br />

polymermodifizierte Bitumen oder kationische Emulsionen daraus eingesetzt. Zum Abstreuen<br />

geeigneter Edelsplitt muss möglichst kubisch gebrochen, sehr kantenfest, schwer polierbar<br />

und vor allem besonders sauber sein. Für die Bauausführung benötigt man genau und<br />

gleichmäßig dosierende Rampenspritzgeräte, Splittstreugeräte mit verstellbarer Streubreite<br />

sowie Gummiradwalzen, die den Splitt schonend andrücken, ohne ihn zu zerbrechen.<br />

Geeignet sind auch kombinierte Einbauzüge.<br />

Oberflächenbehandlungen können in verschiedenen Varianten ausgeführt werden:<br />

• Die einfache Oberflächenbehandlung, die ein ordnungsgemäßes Einfahren nur in<br />

geringen Umfang zulassen (z.B. Stadtstraßen, Gehwege).<br />

Quelle: Shell Bitumen<br />

Bild II/7.10<br />

• Einfache Oberflächenbehandlung mit doppelter Absplittung. Diese Ausführungsart<br />

eignet sich für Straßen mit stärkerem und auch schnellerem Verkehr.<br />

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Quelle: Shell Bitumen<br />

Bild II/7.1<strong>1.</strong>:<br />

<strong>1.</strong>7.2. Dünne Asphaltschichten im Heißeinbau<br />

Im Heißeinbau können dünne Asphaltschichten aus Walzasphalt oder Gußasphalt hergestellt<br />

werden. Wegen der geringen Schichtdicken (üblicherweise ≤ 20 mm) werden die<br />

feinkörnigen Mischgutsorte eingesetzt:<br />

• Asphaltbeton 0/5,<br />

• Splittmastixasphalt 0/5,<br />

• Gußasphalt 0/5.<br />

In dünner Lage eingebautes Heißmischgut kühlt schnell aus und verlangt deshalb günstige<br />

Witterungsverhältnisse und einen zügigen Walzeneinsatz sicht hinter dem fertiger. Geeignet<br />

sind statisch wirkende Glattmantelwalzen und Gummiradwalzen (Vibrationswalzen können<br />

Schäden verursachen).<br />

<strong>1.</strong>8. LABORPRÜFUNGEN<br />

Die ausreichende und sinnvolle Prüfung von Mineralstoffen und Asphalt ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für eine lange Gebrauchsdauer und eine gute Befahrbarkeit der Straße.<br />

Die Arten der Prüfungen sind die Folgenden:<br />

• Eignungsprüfungen,<br />

• Eigenüberwachungsprüfungen,<br />

• Kontrollprüfungen.<br />

Um mehrere Merkmale des Asphaltmischgutes oder der fertigen Asphaltschicht bestimmen zu<br />

können werden jeweils Marshall-Probekörpers hergestellt. Die Herstellung folgt mit dem<br />

Marshall-Verdichtungsgerät. Die Höhe des Probekörpers muss zwischen 60-65 mm liegen,<br />

der Durchmesser ist 101,6 mm. Es wird mit 2x50 oder 2x75 Schlägen hergestellt.<br />

Mittels des Marshall-Probekörpers können die folgenden Merkmale bestimmte werden:<br />

• Raumdichte,<br />

• Marshall Stabilität und Marshall Fließwert,<br />

• Bestimmung des Wassergehaltes,<br />

• Bestimmung von Hohlraumgehalt,<br />

• Bestimmung von Wasseraufnahme.<br />

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<strong>1.</strong>9. BEMESSUNG EINER NEUEN FAHRBAHNKONSTRUKTION<br />

Die Schritte der Bemessung sind die Folgenden:<br />

<strong>1.</strong> Bestimmung des Verkehrs zur Bemessung. Die Achsbelastung der verschiedenen<br />

Fahrzeugtypen werden auf F=100 kN Belastung mit den verschiedenen Koeffizienten<br />

umgerechnet. In der Zukunft wird diese Belastung auf F=115 kN erhöht, mit der<br />

Einstimmung den europäischen Vorschriften.<br />

F = 1,25∗365∗t<br />

∗r<br />

∗ s ∗(<br />

e ∗ DTV ∗k<br />

+ e ∗ DTV ∗k<br />

+ e ∗ DTV ∗k<br />

+ e ∗ DTV ∗k<br />

)<br />

100 A A A L L L LA LA LA S S S<br />

wobei<br />

1,25 Sicherheitsbeiwert<br />

t geplante Lebensdauer<br />

r Richtungskoeffizient (im allgemeinen r=0,5)<br />

s Fahrstreifenkoeffizient<br />

e Verkehrsentwicklungskoeffizient<br />

DTV Durchschnittlicher Täglicher Verkehr<br />

k Koeffizient zur Umrechnung auf F=100 kN<br />

Index<br />

A<br />

L<br />

LA<br />

S<br />

Autobus<br />

LKV<br />

LKV mit Anhänger<br />

Sattelschlepper<br />

Nach der Bestimmung des Bemessungsverkehrs kann die Belastungsklasse bestimmt werden:<br />

Bezeichnung Klasse Anzahl der Lastwechsel (F100,10 6 )<br />

A Sehr leicht Kleiner als 0,1<br />

B Leicht 0,1…0,3<br />

C Mittelmäßig 0,3…1,0<br />

D Schwer 1,0…3,0<br />

E Sehr schwer 3,0…10,0<br />

K Besonders schwer 10,0…22,0<br />

Tabelle II/7.<strong>1.</strong>: Bestimmung der Belastungsklasse<br />

2. Bestimmung der Tragfähigkeit der Erdbauten<br />

3. Bemessung der Schutzschicht<br />

4. Wahl einer standardisierten Straßenkonstruktion aus dem Katalog<br />

5. Bestimmung der Schichentaufbau innerhalb der Konstruktion<br />

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