1. ASPHALTBAUWEISE
1. ASPHALTBAUWEISE
1. ASPHALTBAUWEISE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong> <strong>ASPHALTBAUWEISE</strong><br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong> ANFORDERUNGEN<br />
Asphalt-tragsschichten haben sehr vielseitige Aufgaben. Im Rahmen der Bauausführung<br />
sollen die Unterlage schnell und wirksam gegen Niederschläge abdichtet werden, um deren<br />
Tragfähigkeit zu erhalten. Für den Einbau der folgenden Asphaltschichten müssen sie einen<br />
zügigen Baubetrieb ermöglichen und insbesondere den hochwertigen Binder- und<br />
Deckschichten eine gleichmäßige, standfeste und ebene Unterlage bieten. Später haben sie die<br />
Aufgabe, als dauerhaft gebundene Schichten im festen Verbund mit der Decke die<br />
Verkehrskräfte aufzunehmen und so zu verteilen, daß die ohne Schaden für die Straßen für die<br />
Straßenkonstruktion auf die Unterlage übertragen werden.<br />
Dafür muss die Mischgutzusammensetzung unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit und der<br />
gegebenen Beanspruchungen eine dauerhafte Bindung sicherstellen.<br />
Von der Seite der Verkehrsteilnehmer und der Umwelt müssen die Verkehrsflächen die<br />
folgenden Anforderungen erfüllen:<br />
• Im Sommer sollen die wegen der thermischen Beanspruchung und der<br />
Verkehrsbelastung entstehende Spurrinnen so gering sein, dass sie die<br />
Verkehrssicherheit nicht bedrohen,<br />
• Der Widerstand wegen der thermischen Beanspruchungen in der Winterkälte soll so<br />
groß sein, dass die Rissbildung vermeiden werden kann,<br />
• Der Kontakt zwischen den Reifen und der Fahrbahnoberfläche soll groß genug sein,<br />
damit eine entsprechende Kraftschluss auftreten kann,<br />
• Der Fahrtkomfort soll gut genug sein, d.h. die Ebenheit in der Längsrichtung<br />
beeinflusst die lotrechten Beschleunigungen und verursacht unangenehme Fahrt. Ein<br />
anderes Problem ist die Lärmemission, die nicht nur den Fahrer, sondern auch die<br />
Menschen stören, die neben den Verkehrsflächen wohnen.<br />
Mit einer entsprechenden Gestaltung des Asphaltmischgutes können diese Eigenschaften<br />
beeinflusst werden. Der Auswahl des Mischgutes ist natürlich eine Optimalisation, weil diese<br />
Anforderungen oft einander widersprechen.<br />
<strong>1.</strong>2. BAUSTOFFE DES ASPHALTES<br />
• Mineralstoffe,<br />
• Bituminöse Bindemittel,<br />
• Zusatzstoffe (stabilisierende Zusätze).<br />
<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong> Mineralstoffe<br />
Die Mineralstoffe stellen den größten Teil einer Asphaltmischung dar. Sie haben die<br />
auftretenden Druckkräfte aufzunehmen und in die unteren Schichten abzuleiten. Für die<br />
Verkehrssicherheit ist es sehr wichtig, daß bei jeder Witterung und Fahrgeschwindigkeit ein<br />
sicherer Kraftschluß zwischen Reifen und Fahrbahn zustande kommt. Die dazu notwendige<br />
Feinrauheit der Fahrbahnoberfläche beruht auf der Kantenschärfe und Rauhigkeit der an der<br />
Oberfläche befindlichen Splitte und Sande.<br />
An die Mineralstoffe sind deshalb hohe Qualitätsanforderungen zustellen. Mineralstoffe für<br />
den Straßenbau müssen den Anforderungen der gültigen Technischen Vorschriften<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 97
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
entsprechen. Nachstehend werden einige der wichtigsten Anforderungen und Prüfungen<br />
erläutert:<br />
• Korngrößenverteilung<br />
• Witterungsbeständigkeit<br />
• Widerstandsfähigkeit gegen Schlagbeanspruchung<br />
• Kornform<br />
• Bruchflächigkeit<br />
• Widerstandsfähigkeit gegen Polieren<br />
• Reinheit der Lieferkörnungen<br />
• Affinität zu Bitumen<br />
• Widerstand gegen Hitzebeanspruchung in der Trockentrommel<br />
<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Natürliche Mineralstoffe<br />
Die Entstehung der natürlichen Gesteine folgt aus der Entstehung der Erde. Natürlicher<br />
Mineralstoff ist ein Oberbegriff für magmatische, Sediment- und metamorphe Gesteine. Es<br />
wird sowohl ungebrochene (Rundkorn) als auch gebrochene (Brechkorn) Mineralstoffe bei<br />
der Herstellung von Asphalt verwendet. Die technischen Vorschriften unterscheiden die<br />
folgenden Gruppen der Mineralstoffe:<br />
Schotter<br />
Splitt<br />
Sand/Brechsand<br />
Gesteinsmehl/Fühler<br />
20 mm < d max<br />
2 mm < d max < 20 mm<br />
d max < 2 mm<br />
d < 0,09 mm<br />
<strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong>2. Künstliche Mineralstoffe<br />
Recyclingbaustoffe<br />
Die sind Baustoffe, die aus gebrauchten Stoffen zurückgewonnen und so aufbereitet wurden,<br />
daß sie die für den vorgesehenen Verwendungszweck geltenden Anforderungen erfüllen. Es<br />
sind Materialien, die schon mindestens einmal als Baustoffe eingesetzt waren und zur<br />
Erstellung einer neuen Bauleistung diene sollen. Recyclingbaustoffe sind Ausbau- und<br />
Fräsasphalt, Aufbruchbeton.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 98
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
Industrielle Nebenprodukte<br />
Bild II/7.<strong>1.</strong>: Recycling<br />
Industrielle Nebenprodukte sind aus industriellen Prozessen anfallender Reststoffe. Es sind<br />
die Hochofen-, Elektroofen- oder Hüttenschlacken, der Schmelzkammergranulat, die<br />
Steinkohleflugasche und die Müllverbrennungsasche. Vor dem Einbau müssen die<br />
chemischen und physikalischen Eigenschaften von diesen Materialien bestimmt werden, ob<br />
die eigentlich für straßenbauliche Nutzung geeignet sind.<br />
<strong>1.</strong>2.2. BituminösesBindemittel<br />
Straßenbaubitumen<br />
Bitumen ist ein viskoelastisches Material, dessen Viskosität von der jeweiligen Temperatur<br />
abhängig ist: bei hohen Temperaturen ist Bitumen dünnflüssig und bei niedrigen<br />
Temperaturen zähplastisch. Die stufenlos verlaufende Viskositätsänderung ist umkehrbar und<br />
wiederholbar und stellt die Grundlage der Verarbeitung dar. Die großtechnische Herstellung<br />
von Straßenbaubitumen in verschiedenen Sorten erfolgt in mehreren Stufen durch Steuerung<br />
der Destillation über Temperatur und Vakuum.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 99
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
Quelle: Shell Bitumen<br />
Bild II/7.2.: Herstellung von Straßenbaubitumen<br />
Die wichtigsten Bitumenprüfungen sind die Folgenden:<br />
• Nadelpenetration,<br />
• Erweichungspunkt Ring und Kugel (EWP RuK),<br />
• Brechpunkt nach Fraas.<br />
Bitumenlösung<br />
Bitumenlösung wird aus Straßenbaubitumen und Gasöl hergestellt. Nachdem das<br />
Straßenbaubitumen erhitzt wird, wird es mit Gasöl gelöst. Die wichtigsten Merkmale sind:<br />
• Die Viskosität,<br />
• Der Wassergehalt,<br />
• Die Haftung.<br />
Bitumenemulsion<br />
Während der Herstellung von Bitumenemulsion wird mittelhartes Bitumen in Anwesenheit<br />
von Emulgatoren in Wasser mit Hilfe einer Kolloidmühle fein verteilt. Die wichtigsten<br />
Merkmale sind:<br />
• Der Bitumengehalt,<br />
• Die Brechzeit.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 100
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong>3. AUFBAU DES ASPHALTES<br />
<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Verhältnisse im Asphalt<br />
Die Asphalttechnologie wird an den Gewicht- und Volumenverhältnissen im Asphalt basiert.<br />
Bild II/7.3.: Verhältnisse im Asphalt<br />
Um die angestrebten Eigenschaften der Asphaltschichten sicherzustellen, enthält der ÚT 2-<br />
3.301 Vorschrift je nach Mischgutart und – Sorte bestimmte Grenzwerte für den<br />
Hohlraumgehalt des Mischguts am Marshall-Probekörper und Mindestwerte für den beim<br />
Einbau zu erreichenden Verdichtungsgrad. Mit der Änderung des Hohlraumgehaltes der<br />
fertigen Asphaltschicht ändern sich auch ihre Gebrauchseigenschaften:<br />
• Widerstand gegen Nachverdichtung,<br />
• Wasserundurchlässigkeit,<br />
• Verschleißfestigkeit.<br />
<strong>1.</strong>3.2. Charakteristische Merkmale des Asphaltes<br />
Die Eigenschaften des Asphaltgemisches setzen sich aus den Folgenden zusammen:<br />
• Mineralstoffgemisch (Größtkorn, Kornverteilung),<br />
• Hohlraumgehalt des Kornhaufwerkes (klein, groß, sehr groß),<br />
• Hohlraumgehalt des fertigen Asphaltes, nach der Verdichtung (hohlraumarm,<br />
hohlraumreich),<br />
• Art des Bindemittels,<br />
• Einbau (heiß, warm, kalt).<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 101
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong>4. WALZASPHALT<br />
Grundsätzlich sollte der Hohlraumgehalt in Deckschichten aus Walzasphalt von 6.0 Vol.-%<br />
aus Gründen der Haltbarkeit nicht überschritten werden, aber aus Gründen der Standfestigkeit<br />
sollte er einen Wert von 2.0 Vol.-% auch nach einer Nachverdichtung durch den Verkehr<br />
nicht unterschreiten.<br />
<strong>1.</strong>4.<strong>1.</strong> Asphaltbeton<br />
Asphaltbeton gibt es in verschiedenen Körnungen mit jeweils unterschiedlichen<br />
Splittgehalten, Bitumengehalten, Hohlraumgehalten und Einbaudicken. Die Wahl der<br />
Mischgutsorte richtet sich in der Regel nach der jeweiligen Verkehrsbelastung oder der<br />
gewünschten Oberflächentextur. Die Grenzsieblinien eines AB Mischgutes stellt die<br />
Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />
Grenzsieblinien AB-12<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />
5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />
Bild II/7.4.: Grenzsieblinien für AB Mischgut<br />
<strong>1.</strong>4.2. Splittmastixasphalt<br />
Splittmastixasphalt besteht aus einem sehr splittreichen Mineralstoffgemisch mit<br />
Ausfallkörnung, Straßenbaubitumen und stabilisierenden Zusätzen, die in erster Linie als<br />
Bindemittelträger wirken. Der sehr hohe Splittgehalt führt im verdichteten Zustand zu einem<br />
in sich abgestützten, fest verspannten Splittgerüst, dessen Hohlräume durch einen<br />
bitumenreichen, mastixähnlichen Mörtel weitgehend ausgefüllt werden. Deckschichten aus<br />
Splittmastixasphalt haben sich seit mehr als 20 Jahren als sehr verschleißfest, standfest und<br />
ermüdungsbeständig erwiesen. Die Grenzsieblinien eines SMA Mischgutes stellt die<br />
Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 102
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
Grenzsieblinien ZMA 12<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />
5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />
Bild II/7.5.: Die Grenzsieblinien eines SMA Mischgutes<br />
<strong>1.</strong>4.3. Asphaltbinderschichten<br />
Bei der Herstellung von Binderschichten werden besonders splittreiche Mineralstoffgemische<br />
abgestufter Körnung mit Straßenbaubitumen als Bindemittel eingesetzt. Die Grenzsieblinien<br />
einer Bindeschicht stellt die Abbildung dar (Quelle: ÚT 2-3.301:2002).<br />
Grenzsieblinien K-12<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />
5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />
Bild II/7.6.: Die Grenzsieblinien einer Bindeschicht<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 103
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong>5. GUSSASPHALT<br />
Gußasphalt unterscheidet sich vom Walzasphalt durch seine Zusammensetzung, sein<br />
Gebrauschsverhalten und eine ganz andere zur Anwendung kommende Einbautechnik. Er<br />
wird aus Edelsplitt, Edelbrechsand oder Natursand, Füller und Bitumen so zusammengesetzt,<br />
daß die Hohlräume des Mineralstoffgemischs vollständig mit Bitumen ausgefüllt sind und<br />
darüber hinaus noch ein geringer Bitumenüberschuß besteht. Auf diese Weise entsteht eine im<br />
heißen Zustand gießbare oder streichbare Masse, die absolut dicht ist und deshalb beim<br />
Einbau keiner Verdichtung bedarf.<br />
In jedem Fall sind Deckschichten aus Gußasphalt aufgrund ihrer Zusammensetzung seht<br />
verschleißfest, in höchstem Maße witterungs- und alterungsbeständig und deshalb sehr<br />
dauerhaft. Kleinflächige Umbaumaßnahmen sind nur mit Gußasphalt möglich, da er von<br />
Hand ohne Qualitätsminderung eingebaut werden kann.<br />
Da beim Einbau von Gußasphalt immer ein „Mörtelspiegel“ an der Oberfläche entsteht, sind<br />
besondere Maßnamen zur Verbesserung der Anfangsgriffigkeit erforderlich.<br />
Grenzsieblinien ÖA-12<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
ÚT 2-3.301 0,09 0,2 0,63 2<br />
5 8 12,5 16 20 25 35 45<br />
Bild II/7.7.: Grenzsieblinien<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 104
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong>6. HERSTELLUNG, TRANSPORT, EINBAU<br />
Asphaltmischgut für den Heißeinbau wird in Trocken- und Mischanlagen hergestellt, die sich<br />
in den technischen Einrichtungen sehr weitgehend unterscheiden können. Die Mischleistung<br />
liegt im allgemein zwischen 120 und 300 t/h. Die Arbeitsgänge sind jedoch fast immer die<br />
gleichen:<br />
• Vordosieren der Mineralstoffe,<br />
• Trocknen und Erhitzen der Mineralstoffe,<br />
• Sieben, Zwischenlagern und Dosieren der heißen Mineralstoffe,<br />
• Zugeben des Gesteinsmehls,<br />
• Zugeben des Bitumens,<br />
• Mischen,<br />
• Zwischenlagern des Mischguts im Silo.<br />
Im Hinblick auf die gleichmäßige Schichtdicke und einwandfreie Verdichtung der<br />
Asphaltschichten müssen deren Unterlagen hinsichtlich Ebenheit und Standfestigkeit<br />
bestimmten Anforderungen genügen.<br />
Voraussetzung für ein langfristig befriedigendes Trag- und Verformungsverhalten einer<br />
Asphaltbefestigung ist, dass die einzelnen Asphaltschichten fest miteinander verbunden sind.<br />
Dazu muss die jeweils untere Asphaltschicht an ihrer Oberfläche sauber sein, und muss die<br />
Unterlage mit einem niedrigviskosen, dünnen bitumenhaltigen Bindemittel (z.B. Haftkleber)<br />
angesprüht werden. Unterlagen von Gußasphalt und Asphaltmastixdeckschichten werden<br />
nicht angesprüht, da sie über einen großen Bitumengehalt verfügen.<br />
Um Bindemittelverhärtung und größere Wärmeverluste während des Transports zu<br />
vermeiden, muss das Mischgut der Fahrtzeit entzogen und grundsätzlich abgedeckt<br />
transportiert werden.<br />
Eine ausreichend hohe Einbautemperatur ist eine wichtige Voraussetzung für die<br />
einwandfreie Verdichtung und einen guten Schichtenverbund. Deshalb dürfen die<br />
Mindesttemperaturen 150°C bei mit B50/70 hergestelltem Asphalt, 140°C bei mit B70/100<br />
hergestelltem Asphalt nicht unterschreiten. Bei Lufttemperatur unter +5°C dürfen keine<br />
Walzasphaltschichten, unter –5°C keine Gußasphaltschichten eingebaut werden (gemäß ÚT<br />
2-3.301).<br />
Für die Ebenheit und gleichmäßig gute Verdichtung ist es vorteilhaft, das Mischgut mit<br />
gleichmäßiger Geschwindigkeit einzubauen und den Fertiger möglichst nicht zum Stillstand<br />
kommen zu lassen. Deshalb sollten Mischleistung, Transportleistung und Einbauleistung<br />
aufeinander abgestimmt werden. Das fertige Mischgut wird mit Kippern transportiert.<br />
Aufgabe der Verdichtung ist es, eine so dichte Lagerung des eingebauten Asphaltmischgutes<br />
zu erzielen, dass eine Nachverdichtung durch den Verkehr weitgehend ausgeschlossen werden<br />
kann. Beim Verdichten von Deckschichten sollen außerdem ein niedriger Hohlraumgehalt<br />
und eine günstige Oberflächentextur erreicht werden.<br />
Die Verdichtung beginnt mit der Vorverdichtung durch die Einbaubohle des Fertigers, wobei<br />
konventionelle Bohlen etwa 85-92 % der Raumdichte des Marshall-Probekörpers erreichen.<br />
Für die Walzverdichtung können<br />
• statische Glattradwalzen (Verdichtung durch Eigengewicht),<br />
• Vibrationswalzen (Verdichtung durch Eigengewicht und Vibration),<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 105
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
• Gummiradwalzen (Verdichtung durch Eigengewicht und Knetwirkung) eingesetzt<br />
werden.<br />
Bild II/7.8.: Verdichtung<br />
Bild II/7.9.: Einbau einer Asphaltschicht<br />
<strong>1.</strong>7. DÜNNE ASPHALTSCHICHTEN ZUR INSTANDSETZUNG<br />
Instandsetzung bedeutet alle großflächigen Maßnahmen, die noch keine Erneuerung der<br />
Straßenbefestigung (Ersatz oder Verstärkung) darstellen. Dazu gehören insbesondere alle<br />
dünnen Asphaltschichten, die im wesentlichen Oberflächeneigenschaften wie beispielsweise<br />
Witterungsbeständigkeit, Verschleißfestigkeit, Griffigkeit und in geringem Umfang auch die<br />
Ebenheit der Straßenbefestigung verbessern können.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 106
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
Die Tragfähigkeit kann mit dünnen Asphaltschichten praktisch nicht erhöht, sondern durch<br />
Abdichten der Fahrbahnoberfläche gegen Niederschlagswasser nur erhalten werden. Deshalb<br />
müssen die zur Instandsetzung mit dünnen Asphaltschichten vorgesehenen<br />
Straßenbefestigungen ausreichend tragfähig, standfest und profilgerecht sein.<br />
Die Anwendungsgebiete dünner Asphaltschichten liegen vor allem bei höhengebundenen<br />
Straßen und folgenden Schadensbildern:<br />
• Ausgemagerte, poröse Oberfläche mit geringer Rissbildung,<br />
• Verminderte Griffigkeit durch poliertes Splittkorn,<br />
• Erhöhte Lärmemission infolge zu grober Oberflächentextur,<br />
• Geringe Unebenheiten.<br />
Die fertigen, dünnen Asphaltschichten sollen<br />
• Wasserdicht, eben und griffig,<br />
• Widerstandsfähig gegen Verdrückungen, aber dennoch ausreichend flexibel,<br />
• In jedem Fall aber dauerhaft mit ihrer Unterlage verbunden sein.<br />
<strong>1.</strong>7.<strong>1.</strong> Oberflächenbehandlungen<br />
Oberflächenbehandlungen werden durch Anspritzen der Unterlage mit Bitumen oder<br />
bitumenhaltigem Bindemittel, Abstreuen mit Edelsplitt und Andrücken des Splittes mit einer<br />
nachlaufenden Walze hergestellt. Als Bindemittel werden heute überwiegend<br />
polymermodifizierte Bitumen oder kationische Emulsionen daraus eingesetzt. Zum Abstreuen<br />
geeigneter Edelsplitt muss möglichst kubisch gebrochen, sehr kantenfest, schwer polierbar<br />
und vor allem besonders sauber sein. Für die Bauausführung benötigt man genau und<br />
gleichmäßig dosierende Rampenspritzgeräte, Splittstreugeräte mit verstellbarer Streubreite<br />
sowie Gummiradwalzen, die den Splitt schonend andrücken, ohne ihn zu zerbrechen.<br />
Geeignet sind auch kombinierte Einbauzüge.<br />
Oberflächenbehandlungen können in verschiedenen Varianten ausgeführt werden:<br />
• Die einfache Oberflächenbehandlung, die ein ordnungsgemäßes Einfahren nur in<br />
geringen Umfang zulassen (z.B. Stadtstraßen, Gehwege).<br />
Quelle: Shell Bitumen<br />
Bild II/7.10<br />
• Einfache Oberflächenbehandlung mit doppelter Absplittung. Diese Ausführungsart<br />
eignet sich für Straßen mit stärkerem und auch schnellerem Verkehr.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 107
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
Quelle: Shell Bitumen<br />
Bild II/7.1<strong>1.</strong>:<br />
<strong>1.</strong>7.2. Dünne Asphaltschichten im Heißeinbau<br />
Im Heißeinbau können dünne Asphaltschichten aus Walzasphalt oder Gußasphalt hergestellt<br />
werden. Wegen der geringen Schichtdicken (üblicherweise ≤ 20 mm) werden die<br />
feinkörnigen Mischgutsorte eingesetzt:<br />
• Asphaltbeton 0/5,<br />
• Splittmastixasphalt 0/5,<br />
• Gußasphalt 0/5.<br />
In dünner Lage eingebautes Heißmischgut kühlt schnell aus und verlangt deshalb günstige<br />
Witterungsverhältnisse und einen zügigen Walzeneinsatz sicht hinter dem fertiger. Geeignet<br />
sind statisch wirkende Glattmantelwalzen und Gummiradwalzen (Vibrationswalzen können<br />
Schäden verursachen).<br />
<strong>1.</strong>8. LABORPRÜFUNGEN<br />
Die ausreichende und sinnvolle Prüfung von Mineralstoffen und Asphalt ist eine wesentliche<br />
Voraussetzung für eine lange Gebrauchsdauer und eine gute Befahrbarkeit der Straße.<br />
Die Arten der Prüfungen sind die Folgenden:<br />
• Eignungsprüfungen,<br />
• Eigenüberwachungsprüfungen,<br />
• Kontrollprüfungen.<br />
Um mehrere Merkmale des Asphaltmischgutes oder der fertigen Asphaltschicht bestimmen zu<br />
können werden jeweils Marshall-Probekörpers hergestellt. Die Herstellung folgt mit dem<br />
Marshall-Verdichtungsgerät. Die Höhe des Probekörpers muss zwischen 60-65 mm liegen,<br />
der Durchmesser ist 101,6 mm. Es wird mit 2x50 oder 2x75 Schlägen hergestellt.<br />
Mittels des Marshall-Probekörpers können die folgenden Merkmale bestimmte werden:<br />
• Raumdichte,<br />
• Marshall Stabilität und Marshall Fließwert,<br />
• Bestimmung des Wassergehaltes,<br />
• Bestimmung von Hohlraumgehalt,<br />
• Bestimmung von Wasseraufnahme.<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 108
Strassen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40 Vorlesung 7.<br />
<strong>1.</strong>9. BEMESSUNG EINER NEUEN FAHRBAHNKONSTRUKTION<br />
Die Schritte der Bemessung sind die Folgenden:<br />
<strong>1.</strong> Bestimmung des Verkehrs zur Bemessung. Die Achsbelastung der verschiedenen<br />
Fahrzeugtypen werden auf F=100 kN Belastung mit den verschiedenen Koeffizienten<br />
umgerechnet. In der Zukunft wird diese Belastung auf F=115 kN erhöht, mit der<br />
Einstimmung den europäischen Vorschriften.<br />
F = 1,25∗365∗t<br />
∗r<br />
∗ s ∗(<br />
e ∗ DTV ∗k<br />
+ e ∗ DTV ∗k<br />
+ e ∗ DTV ∗k<br />
+ e ∗ DTV ∗k<br />
)<br />
100 A A A L L L LA LA LA S S S<br />
wobei<br />
1,25 Sicherheitsbeiwert<br />
t geplante Lebensdauer<br />
r Richtungskoeffizient (im allgemeinen r=0,5)<br />
s Fahrstreifenkoeffizient<br />
e Verkehrsentwicklungskoeffizient<br />
DTV Durchschnittlicher Täglicher Verkehr<br />
k Koeffizient zur Umrechnung auf F=100 kN<br />
Index<br />
A<br />
L<br />
LA<br />
S<br />
Autobus<br />
LKV<br />
LKV mit Anhänger<br />
Sattelschlepper<br />
Nach der Bestimmung des Bemessungsverkehrs kann die Belastungsklasse bestimmt werden:<br />
Bezeichnung Klasse Anzahl der Lastwechsel (F100,10 6 )<br />
A Sehr leicht Kleiner als 0,1<br />
B Leicht 0,1…0,3<br />
C Mittelmäßig 0,3…1,0<br />
D Schwer 1,0…3,0<br />
E Sehr schwer 3,0…10,0<br />
K Besonders schwer 10,0…22,0<br />
Tabelle II/7.<strong>1.</strong>: Bestimmung der Belastungsklasse<br />
2. Bestimmung der Tragfähigkeit der Erdbauten<br />
3. Bemessung der Schutzschicht<br />
4. Wahl einer standardisierten Straßenkonstruktion aus dem Katalog<br />
5. Bestimmung der Schichentaufbau innerhalb der Konstruktion<br />
Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 109