das Magazin aus Freising - Supershit
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Stadtgespräch<br />
Bräustüberl Folge 51<br />
Der Leser hält nun, unschwer zu erkennen,<br />
die Dezember-Ausgabe in den frierenden<br />
Händen. Sau kalt ist es draußen und vielleicht<br />
liegt nach Redaktionsschluss sogar<br />
ein bisschen Schnee. Durch meinen FINK-<br />
Knebel-Vertrag bin ich leider dazu gezwungen,<br />
in der Dezember Ausgabe über „beliebte<br />
Weihnachtliche Themen“ zu referieren. Am<br />
besten geh ich also zum Christmas-Shopping<br />
6 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />
Timi geht essen:<br />
nach New York und esse dort rein zufällig<br />
ein unglaublich gutes Steak, welches ich euch<br />
wärmstens für die kalte Jahreszeit empfehlen<br />
kann. Als Einleitung würde ich dann in etwa<br />
folgendes schreiben:<br />
Dr<strong>aus</strong>sen ist <strong>das</strong> leise Knistern der Tannenzweige<br />
zu hören. Drinnen brennt ein<br />
wohlig warmes Feuer im Kamin. Der Duft<br />
Sonntag 11.12.2011, live Musik zum zweijährigen.<br />
Denken Sie daran auch für Silvester zu reservieren. A bientôt!<br />
von honigsüßen Vanille-Kipferln liegt in der<br />
Luft. Bereits vier Sorten Plätzchen füllen die<br />
alten Blechdosen, die sich langsam bis zur<br />
Decke stapeln. Die Kinder spielen, tief in<br />
ihre Phantasie eingetaucht, mit ihrer kleinen<br />
Eisenbahn, die ihnen der Papa <strong>aus</strong> dem Keller<br />
geholt und liebevoll im Kinderzimmer vor<br />
dem großen Fenster aufgebaut hat. Durch <strong>das</strong><br />
Fenster kann man den alten Mann erkennen,<br />
der gegenüber wohnt. Er sieht traurig <strong>aus</strong>. Keine<br />
Weihnachtsbeleuchtung am Dach, kein<br />
Spekulatius-Gebäck im H<strong>aus</strong>. Was ist wohl<br />
mit dem alten...<br />
Ach komm, hör mir auf mit dem Schmarn!<br />
Von der ganzen Spekulatius-Theatralik krieg<br />
ich ganz schön Hunger. Hunger auf was richtiges...<br />
Kurzentschlossen lege ich den Laptop<br />
zur Seite und fahre mit Sack und Pack zum<br />
Weihenstephaner Bräustüberl. Hier war ich<br />
schon ewig nicht mehr, also nix wie hin!<br />
An diesem Sonntag Mittag bekomm ich<br />
kaum einen Parkplatz - ganz schön was los<br />
hier. Durch die Eingangstüre und gleich<br />
links in den Stephans-Keller wollen wir uns<br />
setzten. Eine Tafel begrüßt uns international:<br />
„Welcome to Stephans Keller“ steht da<br />
geschrieben. Die englische Sprache in bayerischen<br />
Gasthäusern bedeutet für mich nichts<br />
anderes als: Achtung, hier werden Touristen<br />
abgezockt! Da bin ich ja mal gespannt...<br />
Der Bereich, in dem wir Platz genommen<br />
haben ist wirklich wunderschön! Indirekte,<br />
gelb-warme Beleuchtung strahlt von unten<br />
und hinter den Bänken die Ziegelwände des<br />
Gewölbes an. Ein unvergleichlicher, dreidimensionaler<br />
Effekt, den ich sofort lieb gewinne.<br />
Die Tische sind wunderbar massiv <strong>aus</strong><br />
Fichte oder vielleicht sogar Eiche, ich bin da<br />
leider nicht so der Schreiner. Auf jeden Fall laden<br />
die Tische zum „Zamsitzen“ und ein paar<br />
Bieren ein. Chapeau, liebe Innenarchitekten.<br />
Der Akustiker hingegen bekommt eine Abmahnung:<br />
Ein irrer Lärm regiert hier unten<br />
die Ohren des Gastes. Durch die gewölbte<br />
Decke wird jedes Wort verstärkt und in jede<br />
Richtung reflektiert. Für gemütliche Abende<br />
empfehle ich einen anderen Raum. Zum Biertrinken<br />
mit Spezis ist es allerdings sehr fein.<br />
Auf der sympathischen und gar nicht so<br />
großen Speisekarte entdecke ich als erstes die<br />
Empfehlung des H<strong>aus</strong>es: „Der Küchenchef<br />
empfiehlt...“ Das genügt mir. Ich bestell <strong>das</strong><br />
Gericht. Der Herr ist ja schließlich Küchenchef.<br />
Der wird schon wissen, was gut ist. Karte<br />
zu und ne Apfelschorle, bitte. Der Kellner<br />
fummelt zwar noch 4 Minuten mit seinem<br />
Bestell-Handy rum und flucht ein paar mal,<br />
weil <strong>das</strong> Gerät nicht macht, was er will, aber<br />
dann ist die Bestellung auch schon im Kasten,<br />
äh Kästchen.<br />
Auf einem kleinen Flyer, der im Salz-und-<br />
Pfeffer-Streuer-Halter steckt, werden die<br />
Highlights der kommenden Monate im<br />
Bräustüberl angekündigt. Unter anderem <strong>das</strong><br />
beliebte „Feines mit Innereien“. Alles klar,<br />
damit wäre die Zielgruppe definiert. Denn<br />
auch wenn ich mich hier unter den ca. 120<br />
Gästen so umsehe, ist - <strong>aus</strong>ser ein paar Kindern<br />
- kaum jemand unter 50. Da kommen<br />
Innereien sicher prima an.<br />
Die Zeit des Wartens nutze ich für einen<br />
Gang auf die Toilette. Kurz überlege ich -<br />
mit schelmischem Grinsen - ob ich nicht den<br />
Lifta-Treppenlift nehmen soll. Ich tu`s dann<br />
natürlich nicht, weil ich ein kleiner Feigling<br />
bin. Die Toiletten sind großzügig und sauber,<br />
ein total „hipper“ Dyson Airblade Händetrockner<br />
hängt in lässigem gelb und silber<br />
an der Wand. Und er funktioniert wirklich!<br />
Der hat nix gemeinsam mit den ineffektiven<br />
Geräten <strong>aus</strong> den 80ern. Der pustet die Hände<br />
mit geschätzten 50.000 Watt in ein paar Sekunden<br />
komplett trocken. Gute Erfindung.<br />
(www.dyson.de) Dennoch: Hier stinkst! Es<br />
verbreitet sich hier ein übler Uringeruch, der<br />
kaum jemandem Freude bereitet. Das geht<br />
besser! An der Wand hängt allerdings eine<br />
Art Luftfilter, oder Luft-Deo, <strong>das</strong> auch zu<br />
funktionieren scheint. Ich weiß also leider<br />
beim besten Willen nicht, was der Grund für<br />
die Geruchsbelästigung sein kann. Schnell<br />
Hände waschen und ab nach oben, hier hält<br />
man es nicht wirklich lange <strong>aus</strong>.<br />
Kaum bin ich wieder am Tisch, sitzen wir<br />
nicht mehr alleine. Ein älteres Pärchen wurde<br />
zu uns gesetzt. Das ist unvermeidlich an den<br />
großen 8-Personen-Tischen hier im Stephans-<br />
Keller. Mich stört <strong>das</strong> nicht, könnte mir aber<br />
vorstellen, <strong>das</strong>s es für andere Leute unangenehm<br />
sein kann.<br />
Das Essen kommt. Stille. Der Kopf rattert, der<br />
Gaumen vibriert, die Zunge tanzt Samba. Der<br />
absolute Oberhammer. Die Empfehlung des<br />
Chefkochs war <strong>das</strong> so genannt „Wildreindl“<br />
mit Preiselbeersoße, Blaukraut und Spätzle.<br />
Man kann jetzt Wild mögen oder nicht, <strong>das</strong><br />
Gericht zeugt von höchstem Können und<br />
Liebe. Serviert in der universellen gusseisenen<br />
Pfanne, bekommt allein <strong>das</strong> Blaukraut den<br />
ersten Platz in der „bestes Blaukraut nördlich<br />
von Kapstadt“-Wertung. Luftig, würzig,<br />
deftig, süßlich. Und sogar mit einem Klecks<br />
Birnenmarmelade garniert - als Dekoration<br />
Stadtgespräch<br />
und für den besonderen Frucht-Kick. Die<br />
Spätzle sind selbst gemacht, und die Soße auf<br />
ein Minimum reduziert: perfekte Konsistenz<br />
und schön kräftig, buttriger Geschmack. Das<br />
Fleisch ist hier tatsächlich nur noch Beilage<br />
und müsste gar nicht mit dabei sein. Dennoch<br />
sind der Hase, <strong>das</strong> Wildschwein und<br />
der Hirsch, von ihrer Konsistenz her klar als<br />
solche zu erkennen. Der Hirsch ist rosa gebraten,<br />
der Mümmelmann löst sich zart vom<br />
Knochen. Wow!<br />
Das ist wirklich kein Alte-Leute-Essen. Das<br />
ist top modern, jung, universell und wirklich<br />
umwerfend! <strong>Freising</strong>s Jugend: Geht ins Bräustüberl!<br />
Da gibt`s noch was Ordentliches und<br />
Gesundes auf den Teller! Ausserdem könnt<br />
ihr hier auch die Oma mitnehmen... Die sollte<br />
dann allerdings auch den Geldbeutel dabei<br />
haben. Wirklich billig ist es hier nämlich<br />
nicht. Aber Qualität kostet halt. Die Freundin<br />
freut sich aber sicherlich auch, wenn ihr<br />
sie hierher <strong>aus</strong>führt!<br />
Meine kleine Liste an Verbesserungsvorschlägen<br />
hätte ich aber dennoch gerne abgearbeitet:<br />
Nehmt die englischen Schildchen weg,<br />
sorgt für eine ordentliche Belüftungs-Anlage<br />
auf den Toiletten und gebt euren Kellnern<br />
Kugelschreiber und Papier. Dann werde ich<br />
euer neuer Stammgast!<br />
Das wars auch schon wieder. Sorry, <strong>das</strong>s es in<br />
dieser Folge nicht ganz so weihnachtlich zugegangen<br />
ist. Als Wiedergutmachung für die verpasste<br />
Weihnachtsstimmung empfehle ich den<br />
<strong>Freising</strong>er Christkindl Markt („<strong>Freising</strong>er Advent“).<br />
Hier gibt es wieder jede Menge Krimskrams,<br />
Glühwein, und auf jeden Fall mehr vorweihnachtliche<br />
Stimmung als bei mir...<br />
Kling Glöckchen,<br />
Timi<br />
fink Das <strong>Freising</strong>er Stadtmagazin Dezember 2011<br />
Von hier von dort und anderen guten Dingen 7