das Magazin aus Freising - Supershit
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Stadtgespräch<br />
Über den Heiligen Korbinian – Schutzpatron<br />
der Stadt <strong>Freising</strong> – wurden schon<br />
viele Werke und wissenschaftliche Abhandlungen<br />
verfasst. Doch ein wichtiges Genre<br />
wurde dabei immer unberücksichtigt gelassen:<br />
<strong>das</strong> Bilderbuch. Diese Lücke wird nun<br />
mit dem vorliegenden Band „Der Bischof<br />
und der Bär – Die Legende des Heiligen<br />
Korbinian“ von Thomas Goerge geschlossen.<br />
Der Fink Media Verlag hat rechtzeitig<br />
zum Korbiniansfest dieses Bilderbuch über<br />
den Heiligen Korbinian veröffentlicht. Wir<br />
haben uns mit dem Illustrator<br />
und Mitautor<br />
Thomas Goerge, gebürtig<br />
in <strong>Freising</strong>, unterhalten.<br />
Herr Goerge, was hat<br />
Sie bewogen, <strong>das</strong> Buch<br />
zu machen?<br />
Über den Heiligen Korbinian<br />
gibt es bereits<br />
jede Menge wissenschaftlicher<br />
Bücher und<br />
viele Gemälde wie den<br />
Asam-Zyklus im <strong>Freising</strong>er<br />
Dom aber noch kein<br />
Bilderbuch. Mein Vater<br />
Rudolf wollte schon<br />
seit langem ein solches<br />
Buch her<strong>aus</strong>geben und<br />
hat mich gebeten, mir<br />
darüber Gedanken zu<br />
machen.<br />
Wie ist <strong>das</strong> Buch entstanden?<br />
Da ich beruflich viel unterwegs bin, hatte<br />
ich zunächst keine Zeit, mich um dieses<br />
Projekt zu kümmern. Auf dem Flughafen<br />
in Paris wartete ich gerade auf meinen Flug<br />
nach Ouagadougou in Burkina Faso. In<br />
der Wartehalle saß ich einer Werbung mit<br />
einem großen Braunbären gegenüber. Plötz-<br />
10 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />
lich fiel mir der Heilige Korbinian wieder<br />
ein. Dieser stammte ja <strong>aus</strong> der Nähe von Paris<br />
und war ständig auf Wanderschaft. Von<br />
Arpajon nach Rom, von Rom nach Südtirol,<br />
bis er schließlich in <strong>Freising</strong> landete. Sogar<br />
jetzt ist der Korbinian auf einer kleinen Reise,<br />
wenn am Korbiniansfest seine Reliquien<br />
zur Prozession umhergetragen werden. Aus<br />
meinem Rucksack holte ich sofort meinen<br />
Skizzenblock und legte mit den ersten Entwürfen<br />
los. In Afrika ließ ich mich stark<br />
zu dem Thema inspirieren. So entstanden<br />
dann auf den Flughäfen - z. B. Berlin, München,<br />
Frankfurt, Amsterdam, Wien, Johannesburg,<br />
Ouagadougou - nach und nach die<br />
Bilder.<br />
Herr Goerge, kurze Frage, warum sind Sie<br />
denn so viel unterwegs?<br />
Nach meinem Studium für Bühnen- und<br />
Filmgestaltung an der Universität für angewandte<br />
Kunst in Wien und meiner Assistenzzeit<br />
am Sch<strong>aus</strong>piel Frankfurt arbeite<br />
ich seit 2003 als freischaffender Bühnenbildner.<br />
Ich konzipierte Ausstattungen<br />
für Regisseure wie Christof Nel, Dimiter<br />
Gottchef, Jan Neumann und Christoph<br />
Schlingensief. Diese Arbeiten führten mich<br />
nach Hamburg und zu den Bregenzer Festspielen,<br />
nach Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf,<br />
ins Ruhrgebiet und nach München an<br />
die Bayerische Theaterakademie. In Berlin<br />
arbeitete ich an der Staatsoper Unter den<br />
Linden mit dem Dirigenten Daniel Barenboim<br />
zusammen. Bei den Bayreuther<br />
Festspielen gestaltete ich mit Daniel Angermayr<br />
<strong>das</strong> Bühnenbild für Parsifal. Hier<br />
führte Christoph Schlingensief Regie und<br />
Pierre Boulez dirigierte. In Afrika war ich<br />
als Gründungsmitglied an der Konzepti-<br />
on und Umsetzung für <strong>das</strong> „Festspielh<strong>aus</strong><br />
Afrika“ eng beteiligt. Derzeit ist auf der Biennale<br />
in Venedig ein Bühnenbild von mir<br />
<strong>aus</strong>gestellt.<br />
Das hört sich ja alles sehr interessant an.<br />
Doch zurück zu unserem Buch. Wie ging<br />
die Gestaltung weiter?<br />
Als ich einmal bei meinen Eltern zu Besuch<br />
war, entdeckte ich im Keller eine Kiste mit<br />
alten Kinderzeichnungen von mir. Unter<br />
diesen Zeichnungen fand sich ein Bild von<br />
1979 mit einem Heiligen Korbinian. Diese<br />
Filzstiftkritzelei hat mich schwer beeindruckt.<br />
Ich entdeckte zwischen Rittern,<br />
Indianern und Autos immer mehr Zeichnungen<br />
und Kinderbilder von mir über<br />
Korbinian. Offensichtlich war der Heilige<br />
damals für mich ziemlich in. Da war mir<br />
klar, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Buch <strong>aus</strong> drei Teilen collagiert<br />
werden musste. Einmal die Kinderzeichnungen,<br />
die Skizzen von den Flughäfen<br />
und die Fotos von meinen Reisen. Daneben<br />
ließ ich mich für die Komposition von den<br />
Votivtafeln <strong>aus</strong> der Wieskirche in <strong>Freising</strong><br />
beeinflussen.<br />
Woher stammen die Texte zu den Bildern?<br />
Die Grundlage bildet die „Vita Corbiniani“<br />
von Bischof Arbeo <strong>aus</strong> dem achten<br />
Jahrhundert. Das ist die einzige Quelle<br />
für <strong>das</strong> Leben vom Heiligen Korbinian.<br />
Diese Legenden haben mich völlig fasziniert.<br />
Die Geschichten erinnerten mich<br />
an Märchen, ja sogar Comics und es lassen<br />
sich z. B. der Kampf<br />
zwischen Gut und Böse<br />
finden und Korbinian<br />
erscheint oft wie ein<br />
archetypischer Heros.<br />
Das Ganze ist wie ein<br />
Hollywood Abenteuerfilm.<br />
Nein wirklich,<br />
ich bin überzeugt, <strong>das</strong>s<br />
eine Verfilmung gen<strong>aus</strong>o<br />
dramatisch wäre wie ein<br />
Indiana Jones Film. Die<br />
Spannung zwischen dem<br />
Gottesmann und dem<br />
aufbr<strong>aus</strong>enden Adeligen, der die Peitsche<br />
schwingt und nach Pferden verrückt war –<br />
einfach super. Diese Faszination zu diesem<br />
oft widersprüchlichen Charakter des Heiligen<br />
teilen mein Vater und mein Bruder. Zu<br />
dritt haben wir die Legende neu erzählt.<br />
Für wen ist <strong>das</strong> Buch gedacht?<br />
Das Buch ist in erster Linie für Kinder im<br />
Stadtgespräch<br />
Schulalter gedacht und eignet sich hervorragend<br />
zum Vorlesen. Aber auch Erwachsene<br />
dürfen <strong>das</strong> Bild für sich selbst lesen.<br />
Übrigens ist im Buch ein Bastelbogen enthalten,<br />
mit dem die Kinder die Reisen und<br />
Abenteuer des Heiligen Korbinian nachspielen<br />
können.<br />
Das Buch<br />
Mit den Mitteln der Collage sind die Illustrationen<br />
des Buches auf der Höhe der<br />
Zeit und regen zum Rätseln, Suchen und<br />
Finden an. In Anlehnung an Bischof Arbeos<br />
„Vita Corbiniani“ wird die Legende<br />
des Heiligen von den drei Autoren Korbinian,<br />
Thomas und Rudolf Goerge neu<br />
erzählt. In aktueller und leicht verständlicher<br />
Sprache gehalten, verbirgt sich so<br />
manches Augenzwinkern im Text.<br />
So ist „Der Bischof und der Bär“ ein Bilderbuch,<br />
<strong>das</strong> den Ansprüchen an die heutige<br />
Zeit gerecht wird und nicht nur Kinder<br />
zum Lesen und Vorlesen einlädt.<br />
Das Buch ist für 14,90 Euro im Buchhandel<br />
erhältlich.<br />
fink Das <strong>Freising</strong>er Stadtmagazin Dezember 2011<br />
Von hier von dort und anderen guten Dingen 11