Lindner: UV Religion - Evangelische Religionspädagogik

4. Das Bearbeitungsschema
▪ Eingrenzung
▪ Einordnung in größere Zusammenhänge
THEMA (DER UNTERRICHTSEINHEIT/UNTERRICHTSSEQUENZ)
– Lehrplanbezug
– Angaben zur Entstehung des Unterrichtsentwurfs
(falls von Verfasser[in] als zweckmäßig erachtet)
Aufgrund der besonderen Situation des RU ist dieser Arbeitsschritt durch die Frage nach der
persönlichen Begegnung des Lehrers mit dem Inhalt (Thema/Text) zu ergänzen.
Sowohl biblische Texte, als auch Inhalte von der Glaubenslehre und Ethik haben nicht selten in
der Biographie des Religionslehrers auf ganz verschiedene Weise Erfahrungen initiiert und
Lernprozesse in Gang gesetzt. Die dadurch entstandene, oft emotional geprägte Einstellung, die
von intensiver Bejahung bis zu deutlicher Distanz reichen kann, bedarf der bewussten,
reflektierenden Klärung. Deshalb ist der fachwissenschaftlichen Erschließung das Nachdenken
über die persönliche Begegnung mit den Unterrichtsinhalten voranzustellen.
A. ZIELSETZUNG
1. Entwicklung und Begründung der Zielsetzung
1.1 – aus der fachwissenschaftlichen Erschließung des Themas
bei biblischen Inhalten:
Auslegung des Textes/Klärung der Hintergründe mit dem Ziel, die ursprüngliche Intention
und die theologische Bedeutung des Textes zu erheben durch
▪ Kontextanalyse – die Frage nach dem Zusammenhang
▪ Strukturanalyse – die Frage nach Gliederung und Aufbau
▪ Literarkritische Nachfrage
▪ Form-, traditions- und redaktionsgeschichtliche Nachfrage
▪ zeitgeschichtliche und religionsgeschichtliche Aspekte
▪ Klärung sprachlicher Bilder und Begriffe (auch in didaktischer Hinsicht)
▪ Exegese – Nachsprechen des Aussagezusammenhangs
▪ Theologische Aussage des Textes – Skoposformulierung
▪ systematisch-theologische Reflexion unter Einbeziehung biblischer Grundaussagen
bei kirchengeschichtlichen Inhalten:
▪ Erhellung des historischen Geschehens und seiner Zusammenhänge
▪ Klärung der Wirkungsgeschichte / Bezug zur biblischen Überlieferung
▪ Beachtung der ökumenischen Dimension und des Bezugs zur gegenwärtigen Kirche
bei Inhalten aus dem Gebiet (nichtchristlicher) Religionen oder
Weltanschauungen:
▪ Darstellung der jeweiligen religiösen/weltanschaulichen Grundanschauungen und
Erscheinungsformen in ihrem geschichtlichen, kulturellen und politischen Kontext
▪ Aufzeigen der Beziehungen zum Christentum
▪ Vergleich mit christlichen Anschauungen/Erscheinungsformen
Alle Inhalte erfordern eine systematisch-theologische Reflexion des Sachgebiets auf die Mitte
christlichen Glaubens und deren Maßstäbe (das „Evangelium” von Jesus Christus, das
Doppelgebot der Liebe ...) sowie seiner Bedeutung angesichts gegenwärtiger
Herausforderungen an den einzelnen und die Gesellschaft (vgl. Religionspädagogisches
Kompendium, S. 164f., 178f.)
1.2 – von übergeordneten Zielen her
Das Thema im Rahmen der Ziele des evangelischen Religionsunterrichts, die im „Auftrag des
Religionsunterrichts” 37 präzisiert sind, und im Gesamtrahmen pädagogischer und schulischer
Zielsetzungen
1.3 – von der Individuallage der Lerngruppe und den situativen
Bedingungen her
Lernvoraussetzungen bei den Schülern, die primär durch empirische Beobachtungen der
Lerngruppe zu erheben sind. Religionspädagogische und psychologische Literatur ist
heranzuziehen.
1.4 – aus der fachdidaktischen Erschließung des Themas
Didaktische Reflexion des Inhalts im Blick auf Schüler und Situation unter Aufnahme der
Punkte 1.1 – 1.3. Kritische Analyse und ggf. Aufnahme vorhandener Unterrichtsmodelle
bei problem- und lebensorientierten Themen:
Erschließung des Inhalts, insbesondere seiner Struktur durch
▪ fachwissenschaftliche (außertheologische) Informationen
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37
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Lehrplan für den Evang. RU an Hauptschulen in Bayern (München 1983), S.7; vgl. oben Punkt 2.2.