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Lindner: UV Religion - Evangelische Religionspädagogik

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„Begründung” macht gleichzeitig auf die Notwendigkeit systematischer und sachlogischer<br />

Gedankenführung aufmerksam.<br />

3.2.3 Die stärkere Hervorhebung der fachwissenschaftlichen Erschließung im Zusammenhang der<br />

Begründung der Zielsetzung ist wohl die gewichtigste Änderung. In der langen Diskussion um den<br />

Unterrichtsgegenstand sind zwei Grundsätze herausgearbeitet worden:<br />

Der Lehrer, gleich welcher Provenienz, muss mit dem Gegenstand des Unterrichts, der „Sache”,<br />

nicht nur vertraut sein, sondern ihn sehr gut kennen. Der andere Grundsatz ist, dass diese Sache nur<br />

in didaktischer Reduktion, „elementar”, weitergegeben werden kann, wobei Altersstufe und<br />

Lernvoraussetzungen die entscheidende Rolle spielen.<br />

Der Pädagoge H. Roth hat beinahe emphatisch ausgerufen: „Es geht zunächst um die Sache, um<br />

das, was größer ist als wir. Was wir nicht zwingen, sondern was uns zwingt: Die Wahrheit.” 31<br />

Anders setzt W. Klafki den Akzent, wenn er sagt: „... diese Sache ist für ihn (sc. den Lehrer) von<br />

vornherein ein unter pädagogischem Aspekt gesehener ‘Gegenstand’, der einem jungen Menschen<br />

zum geistigen Eigentum werden soll, kurz ein Bildungsinhalt.” 32 Auch wenn H. Roth’s Forderung<br />

im Blick auf eine Unterrichtseinheit überhöht erscheint, so muss doch seine Intention anerkannt<br />

werden: Grundlegende Sachkenntnis ist Voraussetzung des Unterrichts. „Nur wenn er (scil. der<br />

Lehrer) mehr weiß und verstanden hat als er den Schülern später vermitteln will, kann er<br />

Wesentliches vom Unwesentlichen unterscheiden, ... die notwendige ‘Elementarisierung’ oder die<br />

‘didaktische Reduktion’ in rechter Weise leisten.” 33<br />

Eine absolute Trennung zwischen Sachanalyse und elementarisierender Auswahl ist nicht zu<br />

vollziehen. Glöckel sieht hier zwei ineinander übergehende Arbeitsschritte, keine Alternative.<br />

Gleichwohl ist es im Fach <strong>Religion</strong>sunterricht geboten, zuerst eine gründliche Sachanalyse zu<br />

leisten. Ich möchte mich hier R. Lachmann anschließen, der trotz seiner Betonung der didaktischen<br />

Analyse für „eine theologische Sachanalyse als relativ selbständige(s) Element<br />

religionsunterrichtlicher Unterrichtsvorbereitung” plädiert 34 . Für eine solche Einschätzung sprechen<br />

einige Gründe. Zum ersten sollte das Eigengewicht des Unterrichtsgegenstandes zum Bewusstsein<br />

kommen. Wenn es sich um einen Bibeltext handelt, so wäre seine, sicher nicht immer ganz zu<br />

erahnende, Bedeutungsfülle sichtbar zu machen. Bei anderen Themen geht es eher um das Erfassen<br />

ihrer Dimensionen und ihrer Grenzen. Diese Präzisierung und Vertiefung des Wissens um den<br />

Gegenstand kann sicherlich manchmal noch weitergehende Fragehorizonte eröffnen und neue<br />

Probleme schaffen. Doch vor allem erschließt sie Möglichkeiten für den Unterricht, die auf einen<br />

ersten Blick noch nicht zu sehen waren. Weiterhin verhilft solche Sachanalyse zu einem gegenüber<br />

dem ersten subjektiven Eindruck vertieften Einblick in Erfahrungen und Erkenntnisse anderer<br />

Christen in Vergangenheit und Gegenwart in eben dieser Sache. Eigene Gedanken werden bestärkt,<br />

aber auch in Frage gestellt. Der Unterrichtsgegenstand kann nach einer solchen Analyse nicht mehr<br />

zum beliebig manipulierbaren Inhalt werden, sondern bleibt „Gegen-Stand” mit eigenem Recht und<br />

mit eigener Würde.<br />

Im Blick auf gute Ideen und unterrichtliche Schritte, die sich beim ersten Überblick kreativ formten,<br />

übernimmt solche sachgemäße Analyse die Funktion der Kontrolle. Entspricht das gefundene<br />

Medium (Dia, Film, Folie ...) der Textaussage? Ist der Einsatz eines Spiels vom Inhalt her<br />

begründet? Sind die formulierten Ziele sachgemäß...?<br />

Ein weiterer Aspekt gerade für die Situation der Ausbildung und der ersten Jahre des<br />

<strong>Religion</strong>slehrers im Beruf kommt hinzu. Die gründliche, sachgemäße Erarbeitung der Inhalte und<br />

deren systematische Zuordnung ist eine Aufgabe, die, in jeder ordentlichen Unterrichtsvorbereitung<br />

vollzogen, den Lehrer souveräner macht. Er ist nicht Herr über die Sache, aber er wird immer mehr<br />

mit dem vertraut, was er weiterzugeben hat. Konkrete Einzelvorbereitung und fachliche Aus- und<br />

Weiterbildung gehen an dieser Stelle ineinander über. Dies ist auch ein Weg, den grundsätzlich<br />

empfundenen Schwierigkeiten mit den Inhalten des <strong>Religion</strong>sunterrichtes zu begegnen. Aus diesen<br />

Gründen wird die Vorgehensweise der fachwissenschaftlichen Analyse in den einzelnen Bereichen<br />

genauer erläutert (s. u.).<br />

In der „Vorbereitung des Unterrichts” sind mit der fachwissenschaftlichen Analyse fachdidaktische<br />

Reflexionen verbunden, die sich auf die Sachstruktur des Gegenstandes beziehen. 35 Eine Reihe sehr<br />

differenzierter Fragen dient der Erschließung. „Was ist das überhaupt für eine Sache, die der<br />

Schüler da lernen soll? Wie komplex ist sie, was sind ihre Elemente und deren Beziehungen, welche<br />

Denkschritte verlangt sie zur Bewältigung ...?” 36<br />

Wir meinen, dass im Sinn der Verflechtung der verschiedenen Bereiche (Individuallage,<br />

Sachanalyse und übergeordnete Ziele) dieser Schritt auch an anderer Stelle eingeordnet werden<br />

kann und zwar nach ihrer Darstellung, also im Punkt 1.4 (vgl. Bearbeitungsschema).<br />

3.2.4 Alternativen bei der Aufzeichnung des Plans der Durchführung werden angeboten. Unser<br />

Bearbeitungsschema bietet zwei Möglichkeiten der Aufzeichnung an, die nach den Bedürfnissen<br />

der Unterrichtenden eingesetzt werden sollen. Es gibt Erfahrungen, dass die Alternative – fünf<br />

Spalten – von manchen Anfängern hilfreich empfunden wird, da sie einen deutlichen Überblick<br />

ermöglicht. Die kurzen Begründungen im Bearbeitungsschema weisen darauf hin. Doch sollte eine<br />

Unterrichtsvorbereitung nicht so gepresst werden, dass alle Spalten gleichmäßig ausgefüllt sind.<br />

Die bei Glöckel hervorgehobenen Hinweise gelten in jedem Fall, da der Plan der Durchführung ja<br />

auch eine Funktion als Merkhilfe hat: Wörtliche Formulierung von entscheidenden Stellen, genaue<br />

Vorbereitung organisatorischer Maßnahmen, Darstellung des Inhalts in Stichworten u.a.m..<br />

Letztlich muss die Darstellung des Ablaufs für den Lehrer, der den Unterricht hält, übersichtlich<br />

und damit hilfreich sein.<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

H,Roth, Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens (Hannover 196710), S.120.<br />

W.Klafki, Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung, in: Auswahl, Reihe A 1 (Hannover 196910),<br />

S.8.<br />

Glöckel, S.32<br />

R.Lachmann, Wege der Unterrichtsvorbereitung, in: Adam/Lachmann (vgl.Anm.1), S.151.<br />

21<br />

35<br />

36<br />

22<br />

Glöckel, S.32f.<br />

Glöckel, Unterricht in Spannung, S.36.

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