Lindner: UV Religion - Evangelische Religionspädagogik
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3.2. MODIFIKATIONEN DES BEARBEITUNGSSCHEMAS<br />
Für das Fach <strong>Evangelische</strong> <strong>Religion</strong>slehre wurde dieses Schema an vier Punkten geändert. Das ist<br />
kurz zu begründen. Die Änderungen ergeben sich aus den oben skizzierten Besonderheiten des<br />
Faches evangelische <strong>Religion</strong>slehre.<br />
3.2.1 Die Angaben zur Entstehung des Unterrichtsentwurfs wurden erweitert durch die Frage nach<br />
der persönlichen Begegnung des Lehrers mit dem Inhalt des Unterrichtsgegenstandes. Bei Glöckel<br />
wird darauf verwiesen, dass die Beschreibung besonderer Bedingungen des Entstehungsprozesses<br />
nicht selten zum besseren Verständnis der Unterrichtseinheit dienen könne. Die Besonderheiten<br />
können ebenso in der Klassensituation wie im Unterrichtsgegenstand oder in den gesellschaftlichen<br />
Vorbedingungen begründet sein.<br />
Bei der Vorbereitung von <strong>Religion</strong>sstunden begegnet der Lehrer immer wieder Inhalten, die für ihn<br />
auf ganz verschiedene Weise bedeutsam geworden sind. Das kann bei den Weihnachtserzählungen<br />
beginnen, die für viele mit sehr persönlichen, guten Erinnerungen verbunden sind, andererseits aber<br />
auch manche zu scharfer, emotional betonter Kritik herausfordern. Ebenso können bestimmte<br />
Begriffe, wie etwa die Vorstellung von Gott als dem Vater, gebündelt dargestellt im Gleichnis vom<br />
verlorenen Sohn, ambivalent wirken. Wundererzählungen erregen rationale Kritik, Gleichnisse<br />
finden fröhliche Zustimmung. Einzelne Bibelworte sind für manchen lebensbegleitende Hilfe und<br />
Glaubensgrund, andere kommen mit bestimmten Texten weder rational noch gefühlsmäßig zurecht.<br />
Der Hinweis im Bearbeitungsschema soll für den <strong>Religion</strong>slehrer ein Anstoß sein, sich dieser seiner<br />
eigenen Stellung zum Inhalt bewusst zu werden und sich damit auseinanderzusetzen. Das dient der<br />
Klärung im Vorfeld, ist aber auch für den Unterricht wichtig. Denn wenn der <strong>Religion</strong>slehrer seine<br />
Vorlieben und Abneigungen, seine Gefühle und Vorurteile unbedacht in die<br />
Unterrichtsvorbereitung einbringt, versperrt er sich möglicherweise Zugänge, die auch für die<br />
Schüler wichtig sein könnten. Zudem kann es sein, dass er dann Anfragen der Schüler, aber auch<br />
Sachproblemen verständnisbereiter begegnen kann.<br />
3.1.2 In der „Vorbereitung des Unterrichts” folgt auf die Darlegung des<br />
Entstehungszusammenhangs das Bearbeitungsschema, dem entsprechend der<br />
Begründungszusammenhang entfaltet werden soll. Es ermöglicht „eine zweckmäßige Darstellung<br />
des Unterrichtsentwurfs und seine lückenlose Begründung in einer vorgegebenen Abfolge der<br />
Argumente” 30 . Die vorgeschlagene, systematisch durchdachte Reihenfolge ist aus langjähriger<br />
Erfahrung gewachsen und hat sich pragmatisch bewährt. Sie ist nicht beliebig, aber auch nicht<br />
sakrosankt. Um unnötige Doppelungen zu vermeiden, wird dieses Schema hier nur kurz skizziert<br />
(siehe Abbildung S. ##f.).<br />
Der Begründungszusammenhang ist in zwei großen Schritten darzustellen: 1. der Begründung der<br />
Zielsetzung und 2. der Begründung des methodischen Entwurfs. Die Ziele und der Plan der<br />
Durchführung sind ebenso wie die Nachbereitung in diese Darstellung integriert. Die beiden<br />
Abschnitte umfassen sachgemäß gegliedert das ganze Spektrum der Faktoren, das für eine<br />
Unterrichtseinheit von Belang ist.<br />
30<br />
Glöckel, S.23<br />
19<br />
Diese Reflexion ist gegenüber Bibeltexten ebenso wichtig wie bei problemorientierten Themen.<br />
Auch die Stellung zur Frage der Euthanasie oder der Partnerschaft zwischen Frau und Mann ist<br />
nicht selten von „selbstverständlichen” Urteilen, Vorurteilen und Wertungen vorgeprägt, die zu<br />
bedenken sehr fruchtbar sein kann.<br />
Diese Anregung ist jedoch keine Verpflichtung, in jedem Fall tiefschürfend in sich hineinzubohren<br />
– es soll nur ein Hinweis sein, der erfahrungsgemäß helfen kann, den Unterricht reflektierter<br />
vorzubereiten. Deshalb ist die schriftliche Fixierung zwar nicht unbedingt gefordert, aber durchaus<br />
sinnvoll.<br />
3.2.2 Die „Begründung der Zielsetzung” in der „Vorbereitung des Unterrichts” wurde in<br />
„Entwicklung und Begründung der Zielsetzung” umbenannt und im Schema vor die ausformulierte<br />
Zielsetzung gestellt. Dies sollte nicht als grundsätzliche Änderung verstanden werden. Der<br />
eingefügte Begriff „Entwicklung” möchte stärker den Sachverhalt hervorheben, dass die Ziele und<br />
damit die Grundelemente des Unterrichtsentwurfs aus dem Entdeckungszusammenhang heraus<br />
entfaltet werden. In der Darstellung verbinden sich diese Aspekte mit der Struktur der Begründung,<br />
so dass sie auch für Außenstehende nachvollziehbar ist. Zudem lässt „Entwicklung” deutlicher die<br />
Zusammenhänge erkennen, in denen die Unterrichtseinheit steht. Die Verbindung mit<br />
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