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Die griechische Bibel (AT) deutsch - Septuaginta Deutsch

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1. Zur Entstehung der <strong>Septuaginta</strong> (LXX)<br />

<strong>Die</strong> <strong>griechische</strong> <strong>Bibel</strong> (<strong>AT</strong>) <strong>deutsch</strong><br />

Zur Begründung eines Übersetzungsprojektes<br />

Seit dem 3. Jh. v.Chr. werden im Bereich des hellenistischen Judentums einzelne Schriften Israels<br />

aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt, zuerst der Pentateuch. Ab Mitte des 2. Jh. v.Chr.<br />

umfaßt diese Übersetzung die meisten der für die Religion Israels grundlegenden Schriftwerke<br />

(Pentateuch, Propheten, erste Weisheitsschriften, soweit letztere nicht von vornherein in Griechisch<br />

entstanden; vgl. den Prolog des Sirachbuches). An einzelnen Schriftkomplexen wird bis in die<br />

neutestamentliche Zeit weitergearbeitet, so namentlich an den Psalmen. Noch bevor die<br />

Übersetzung aller heute in der LXX enthaltenen Schriften zum Abschluß kommt, entstehen<br />

Sammlungen - zunächst vermutlich in durchaus verschiedener Gestalt -, die schon bald bei<br />

hellenistischen Juden den Rang heiliger Schriften erhalten. Eine Entstehungslegende (überliefert<br />

durch den Aristeasbrief), in der die von Gott bestimmte Zahl von 70 (lat.: septuaginta) Übersetzern<br />

des Pentateuchs genannt wird, untermauert diese Entwicklung. <strong>Die</strong> Zahl wächst später als inscriptio<br />

dem Gesamtwerk zu und prägt dessen Namen. <strong>Die</strong> LXX ist also eine gewachsene Sammlung von<br />

Übersetzungen und Schriften. Ihr Abschluß wird irgendwann vorausgesetzt, aber nie wirklich<br />

festgelegt. Erst bei Origenes läßt sich von einer einigermaßen klaren Fixierung sprechen. Doch auch<br />

sie ändert nichts daran, daß ein offener Rand bleibt - sogar bis ins 20. Jh. hinein. Im Bereich der<br />

kleineren Schriften nehmen einzelne Handschriften nicht nur die großen Weisheitstexte des 3. Jh.<br />

v.Chr. bis l. Jh. v.Chr. oder n.Chr. auf (bes. Sirach und Sapientia Salomonis), sondern auch die<br />

Psalmen Salomos.<br />

2. Zur Eigenständigkeit der LXX<br />

Obwohl allmählich gewachsen, ist die LXX nicht einfach von dem uns bekannten hebräischen<br />

Bestand der heiligen Schriften abhängig. Denn auch der Bestand der hebräischen Schriften<br />

verfestigt sich erst im 3./2. Jh. v.Chr., jenseits des Pentateuch und der Propheten sogar noch später,<br />

wieder bis über die Zeitenwende hinaus. <strong>Die</strong> Gestaltfindung der hebräischen <strong>Bibel</strong> und der LXX<br />

verlaufen daher in einem komplizierten Nebeneinander. Wie sich aus dem Vergleich<br />

unterschiedlicher <strong>griechische</strong>r und hebräischer Textrezensionen ergibt, basiert die <strong>Septuaginta</strong> auf<br />

einem eigenständigen, teilweise sogar älteren hebräischen Text als dem, der später im Judentum<br />

kanonische Gültigkeit erreicht hat. Aufgrund der Qumranfunde ist für manche der biblischen<br />

Bücher inzwischen das hebräische Äquivalent der in der <strong>Septuaginta</strong> vorliegenden, vom<br />

"Masoretischen Text" abweichenden Textgestalt bekannt. Andererseits belegen die <strong>griechische</strong>n<br />

Rollen vom Toten Meer, daß noch vor der Zeitenwende eine erste Revisionsarbeit an den<br />

vorliegenden <strong>griechische</strong>n Übersetzungen einsetzt: Man beginnt, den LXX-Text dem nunmehrigen<br />

hebräischen Text anzugleichen (nachgewiesen an der 12-Propheten-Rolle von Nahal Hever).<br />

3. Zum Gebrauch der LXX<br />

Über das hellenistische Judentum geht der Bestand der LXX im 1. Jh. n.Chr. ins hellenistische<br />

Judenchristentum über. <strong>Die</strong> Autoren des Neuen Testaments fußen in ihrer Aufnahme<br />

alttestamentlicher Belege - selbst wenn sie, wie etwa Paulus oder Johannes, den hebräischen Text<br />

vermutlich kannten - mehr auf der <strong>Septuaginta</strong> als auf dem hebräischen (bzw. aramäischen) Text.<br />

Bei der Interpretation neutestamentlicher Aussagen spielt die <strong>griechische</strong> Textgestalt des Alten<br />

Testaments deshalb eine entscheidende Rolle. Im Zuge des Auseinandergehens der Wege von<br />

1


Christentum und Judentum wird die LXX immer eindeutiger zur Hl. Schrift der Kirche. Zwar<br />

versuchen im 2. Jh. noch einmal Übersetzer (Aquila, Theodotion), die sich genauer am hebräischen<br />

Text orientieren, eine <strong>griechische</strong> Übersetzung für das Judentum zu schaffen. Doch je länger je<br />

mehr lehnt das rabbinische Judentum eine <strong>griechische</strong> Übersetzung der Tora grundsätzlich ab. In<br />

der Kirche kennen dagegen nur noch wenige Gelehrte den hebräischen Text aus eigener Lektüre<br />

(Origenes, Hieronymus); im Gebrauch der (westlichen) Kirchen spielt er keine Rolle mehr. Erst die<br />

Humanisten des frühen 16. Jh. haben ihn für das westliche Christentum, vor allem die Kirchen der<br />

Reformation wiederentdeckt. Für das orientalische und byzantinische Christentum bleibt die LXX<br />

die verbindliche Textgestalt des Alten Testaments. Für das Neue Testament kommt jedenfalls der<br />

LXX als der Sammlung der heiligen Schriften mindestens der gleiche Stellenwert wie dem<br />

hebräischen Text zu. Für die Geschichte des Christentums von der Alten Kirche bis zum späten<br />

Mittelalter ist die LXX - neben der altlateinischen Übersetzung bzw. der Vulgata - zweifellos<br />

wichtiger als der hebräische Text. Für die östlichen Kirchen gilt das bis heute, was beim Bemühen<br />

um eine gemeinsame <strong>Bibel</strong> der Kirchen im ökumenischen Zeitalter keine geringen Probleme<br />

aufwirft (vor allem hinsichtlich der von Luther so genannten 'Apokryphen' und der Reihenfolge der<br />

biblischen Bücher im Kanon).<br />

4. Zur Notwendigkeit einer <strong>deutsch</strong>en Übersetzung der LXX<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der LXX steht in keinerlei Verhältnis zu ihrer Bekanntheit. Martin Luther orientierte<br />

seine <strong>Bibel</strong>übersetzung am hebräischen Text (und punktuell daneben an dem der Vulgata), und die<br />

römische Kirche legte sich im Tridentinum auf die Vulgata fest. <strong>Die</strong> LXX blieb für lange Zeit<br />

außerhalb der zu übersetzenden und weithin der benützten Schriften. Eine wichtige englische<br />

Übersetzung entstand im 19. Jh. (L.C.L. Brenton 1851, seit 1986 in mehreren Auflagen<br />

nachgedruckt), wurde jedoch bis heute nicht ersetzt. In Frankreich hat ein Übersetzungsprojekt<br />

begonnen ("La Bible d'Alexandrie", ed. par M. Harl et al.), das sich v.a. der LXX als heiliger Schrift<br />

der Kirchenväter zuwendet. In anderen Ländern gibt es weitere Übersetzungsprojekte. In<br />

<strong>Deutsch</strong>land fehlt eine Übersetzung bis heute. Trotz der überragenden Bedeutung der <strong>Septuaginta</strong><br />

für das Verständnis des antiken Judentums, des Neuen Testaments, der allgemeinen antiken<br />

Religionsgeschichte und der Alten Kirche spielt sie in der judaistischen, theologischen und<br />

altertumskundlichen Forschung und Ausbildung eine geringere Rolle als ihr zukommen müßte.<br />

Nicht zuletzt der Mangel einer Übersetzung schränkt die Beschäftigung mit ihr stark ein.<br />

<strong>Septuaginta</strong>-Forschung in <strong>Deutsch</strong>land erhält durch das Unternehmen der Göttinger Akademie der<br />

Wissenschaften, das die textkritischen bzw. textgeschichtlichen Grundlagen für eine <strong>Septuaginta</strong>-<br />

Ausgabe erarbeitet, wesentliche Voraussetzungen. An der Universität Halle-Wittenberg läuft ein<br />

Projekt, das sich der Edition und Erstellung einer Konkordanz der koptisch-sahidischen Version der<br />

<strong>Septuaginta</strong> widmet. Das hier vorzustellende Projekt steht nicht in Konkurrenz zu diesen<br />

Unternehmungen, sondern baut auf ihren Vorarbeiten auf.<br />

5. Zielsetzung<br />

Eine Übersetzung würde der <strong>Septuaginta</strong> in verschiedenen Studiengängen zu größerer Bedeutung<br />

verhelfen, sie aber auch in anderen Bereichen der Geisteswissenschaften sowie des kirchlichen und<br />

kulturellen Lebens ins Bewußtsein heben. Ein Kreis von Wissenschaftlern will sich dieses Problems<br />

annehmen und bereitet gegenwärtig eine Übersetzung der <strong>Septuaginta</strong> ins <strong>Deutsch</strong>e vor. Angestrebt<br />

wird eine <strong>deutsch</strong>e Ausgabe, die - soweit vorliegend - auf der Basis der Göttinger <strong>Septuaginta</strong>-<br />

Ausgabe erarbeitet wird, aber in den Anmerkungen auch die Textabweichungen berücksichtigt, die<br />

die am meisten gebräuchliche <strong>Septuaginta</strong>-Ausgabe von A. Rahlfs enthält. In den Fällen, in denen<br />

kein Text der Göttinger <strong>Septuaginta</strong> vorliegt, stellt die Rahlfs-Ausgabe die Basis der Übersetzung<br />

dar. Unterschiede zwischen Masoretischem Text und LXX werden durch verschiedene Drucktypen<br />

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in der Übersetzung kenntlich gemacht. Hinzu kommt ein knapper Apparat, der Hinweise auf<br />

wichtige <strong>griechische</strong> Varianten und Angaben zu Übersetzungsalternativen enthält. Ein etwa gleich<br />

umfangreicher Ergänzungsband enthält Einleitungen zu den einzelnen Schriften und bietet den<br />

Übersetzern Raum zur Begründung textkritischer Entscheidungen und Details der Übersetzung und<br />

für weitere Erläuterungen. Eine digitalisierte Ausgabe ist vorgesehen. Ziel bei der <strong>deutsch</strong>en<br />

Übersetzung ist eine philologisch zuverlässige und zugleich lesbare Wiedergabe des <strong>griechische</strong>n<br />

Textes.<br />

6. Durchführung<br />

Angesichts der Größe und des Umfangs der Aufgabe ist ein solches Unternehmen nur in<br />

Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen zu erreichen. Vertreter/innen des Alten und Neuen<br />

Testaments, der Judaistik, der Altphilologie, der Patristik und der Übersetzungswissenschaft<br />

müssen zusammenwirken. Auf internationale Verzahnung mit anderen <strong>Septuaginta</strong>-<br />

Übersetzungsprojekten ist zu achten. Als Herausgeber fungieren Prof. Dr. Wolfgang Kraus,<br />

Koblenz, und Prof. Dr. Martin Karrer, Wuppertal. Mitherausgeber sind Universitätsdozent Dr. Dr.<br />

Eberhard Bons, Strasbourg (Frankreich), Prof. Dr. Kai Brodersen, Mannheim, Prof. Dr. Helmut<br />

Engel SJ, Frankfurt, Prof. Dr. Heinz-Josef Fabry, Bonn, Prof. Dr. Siegfried Kreuzer, Wuppertal, PD<br />

Dr. Martin Rösel, Rostock, Prof. Dr. Helmut Utzschneider, Neuendettelsau, Prof. Dr. Dr. <strong>Die</strong>ter<br />

Vieweger, Wuppertal, Prof. Dr. Nikolaus Walter, Naumburg. <strong>Die</strong> Publikation wird durch die<br />

<strong>Deutsch</strong>e <strong>Bibel</strong>gesellschaft, Stuttgart, erfolgen. Für die Durchführung des Projektes sind 6 Jahre ab<br />

01.10.1999 veranschlagt. Regelmäßige Tagungen, bei denen alle Übersetzer und Herausgeber<br />

zusammenkommen, sollen die Kommunikation der Mitarbeitenden und die Einheitlichkeit der<br />

Übersetzung gewährleisten. <strong>Die</strong> dort gehaltenen Vorträge sollen publiziert werden und damit einen<br />

weiteren Forschungsimpuls setzen. Für die Aufgaben um die Koordinierung der Übersetzung wurde<br />

eine Arbeitsstelle mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter an der Universität Koblenz eingerichtet.<br />

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