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SFT 1/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 12/19<strong>84</strong><br />

Clifford D. Simak<br />

POKER UM DIE ZUKUNFT<br />

(Special Deliverance)<br />

München 1983, KnaurTB 5768<br />

Deutsch von Ulrich Kiesow<br />

Als vielgeplagter Leser amerikanischer<br />

<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Produkte ist man ja einiges<br />

gewohnt, hat man sich ein dikkes<br />

Fell zugelegt, glaubt sich immunisiert –<br />

und erlebt doch immer wieder unliebsame<br />

Überraschungen.<br />

Was hat Mr. Simak da verbrochen! Er<br />

versetzt seinen Professor Lansing auf<br />

eine Parallelwelt, läßt ihn in einem Gasthaus<br />

mit illustrer Gesellschaft zusammentreffen<br />

und schickt die Landpartie<br />

– einen General, den Roboter Jürgens,<br />

die emanzipierte Ingenieurin Mary, einen<br />

Pastor, eine Dichterin und eben den<br />

Professor – fort, in die Wüste – und das<br />

ist wörtlich· und im übertragenen Sinne<br />

zu verstehen. Der öde Haufen zu unseliger<br />

Scheinexistenz erweckter Theaterrequisiten<br />

quält sich durch eine karge,<br />

unfruchtbare (Gefühls-) Welt, betreibt<br />

Konversation, wo es um die Bewältigung<br />

einer existenzbedrohenden Erfahrung<br />

gehen müßte, stellt auch schon mal<br />

Theorien auf über den Transfer an diesen<br />

ungastlichen Ort – um nach schlimmster<br />

Phrasendrescherei zum offenbar Wichtigeren<br />

überzugehen: wer denn den Tee<br />

aufsetzt, wer denn das Feuerholz holt<br />

etc. pp.<br />

Da überrascht es nicht weiter, daß der<br />

so schrecklich überforderte Autor zum<br />

Äußersten greifen muß, um die Geister<br />

der Langeweile, die er rief, zu bannen:<br />

wen er nicht mehr braucht, den läßt er<br />

eben umkommen.<br />

Die Übriggebliebenen (genau, Mary<br />

und Lansing, die sich ineinander verliebt<br />

haben) finden natürlich den Schlüssel<br />

aus der Kiste der Beziehungslosigkeiten<br />

und erfahren, daß sie berufen sind, an<br />

der Formierung einer neuen Gesellschaft<br />

mitzuwirken. Happy End also im Wachsfigurenkabinett!<br />

Man wird zurecht verärgert sein, hat<br />

man, allein aus Respekt vor dem geschriebenen<br />

Wort, diesen stümperhaften<br />

Absud der Dummheit über sich ergehen<br />

lassen. Bevor man das zum Buch aufgeblähte<br />

Nichts allerdings dorthin befördert,<br />

wo es hingehört – in die Makulatur<br />

der nächsten Altpapiersammlung – sollte<br />

man sich vergegenwärtigen, daß solche<br />

Ausschußware, so schlecht sie gemacht<br />

ist, eine nicht zu unterschätzende politische<br />

Funktion erfüllt: unseren Begriff<br />

von Wirklichkeit auf ein Niveau ähnlich<br />

jenem zu reduzieren, welches uns aus<br />

der „Dallas“-Halbwelt allwöchentlich<br />

vom Bildschirm entgegenflimmert.<br />

Hubert Heinzl<br />

J. G. Ballard<br />

DAS KATASTROPHENGEBIET<br />

(The Disaster Area)<br />

Frankfurt 1983, Suhrkamp TB 924<br />

Deutsch von Alfred Scholz und Charlotte<br />

Franke<br />

recht belanglose Geschichte über einen<br />

Mann, der nachts den Ruf des Meeres<br />

vernimmt und ihm schließlich erliegt.<br />

Ungleich besser ist „Die Konzentrationsstadt“<br />

, vor Jahren bereits im Heftroman<br />

auf Deutsch erschienen, eine Geschichte,<br />

in der die ganze Erde mit einer gigantischen<br />

Stadt zugebaut wurde, in der der<br />

„Kubikfuß“ Raum horrende Summen<br />

kostet und es so etwas wie freien Raum<br />

überhaupt nicht mehr gibt.<br />

Diese Story dürfte neben „Sturmvogel,<br />

Sturmträumer“ und „Der unmögliche<br />

Mensch“ sicher ein Höhepunkt einer<br />

Sammlung sein, die einen Aspekt von<br />

Ballards Schaffen repräsentiert und alles<br />

in allem sicherlich lesenswert ist, aber<br />

nichts von dem Ballard zeigt, der so meisterhafte<br />

Geschichten schreibt wie die,<br />

die etwa im VIERDIMENSIONALEN<br />

ALP. TRAUM enthalten sind.<br />

Joachim Körber<br />

Hennan Wouk<br />

DAS LAND IM MOND<br />

(Kein Originaltitel angegeben)<br />

München 1983, Goldmann TB 23439<br />

Deutsch von Tony Westermayr<br />

Was der Klappentext als „schreckliche<br />

Geschichte des Krieges im All“ und<br />

„atemberaubende Abenteuer mit beißender<br />

Satire“ zu verkaufen versucht,<br />

entpuppt sich sehr bald als Staatsroman-<br />

Traktat, als längere Erzählung, ·nicht<br />

Nachdem man in der Phantastischen Bibliothek<br />

bei Suhrkamp anscheinend alle<br />

bedeutenden Köpfe der internationalen<br />

SF im Programm „sammeln“ möchte,<br />

hat man mit J. G. Ballard sicher zurecht<br />

den bedeutendsten SF-Autor Großbritanniens<br />

eingekauft. Insgesamt sind cirka<br />

dreizehn Bücher von ihm geplant, von<br />

denen vier bereits erschienen sind.<br />

DAS KATASTROPHENGEBIET, als<br />

Storysammlung im Original 1967 erstmals<br />

erschienen, faßt einige frühe Kurzgeschichten<br />

Ballards zusammen, die teils<br />

noch der vergleichsweise traditionellen<br />

SF verhaftet sind, teils aber auch schon<br />

deutlich den stilistischen und inhaltlichen<br />

Weg aufzeigen, den Ballard später<br />

einschlug. So ist „Lockruf des Meeres“<br />

eine zwar sehr einfühlsam und stimmungsvoll<br />

geschilderte, ansonsten aber

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