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Konzernsteuerrecht (WS 2010/11)<br />
27. Oktober 2010<br />
RA Stb Dipl.-Volksw. Dr. Christian Dorenkamp LL.M. (NYU)<br />
Leiter Steuerpolitik, Steuern USA, Exporte/Zölle, Deutsche Telekom<br />
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A. Einführung<br />
I. Überblick Vorlesung 20. Oktober (heute)<br />
B. Konzernaspekte Einkommensteuer (Wiederholung)<br />
I. Konzernaspekte Einkommensteuer<br />
1. Transparenzprinzip (Verlustverrechnung)<br />
2. Übertragung stiller Reserven bei Einzelwirtschaftsgütern, § 6 Abs. 5 EStG<br />
3. ….<br />
C. Konzernaspekte Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer<br />
I. …<br />
II. Konzernaspekte Körperschaftsteuer<br />
1. Halbeinkünfteverfahren, § 8b KStG<br />
2. Verdeckte Gewinnausschüttung, verdeckte Einlage<br />
3. Zinsschranke, § 4h EStG i.V.m. § 8a KStG<br />
III.<br />
Konzernaspekte Gewerbesteuer<br />
1. Hinzurechnungen, § 8 Nr. 1 GewStG<br />
2. Gewerbesteuer“insel“ Personengesellschaft<br />
3. Binnenbezogenheit<br />
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C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Halbeinkünfteverfahren, § 8b<br />
Anteilseigner<br />
300<br />
Vergleich<br />
250<br />
M AG<br />
- (1) Steuerbelastungen ohne § 8b I KStG<br />
- (2) Steuerbelastungen mit § 8b I, V KStG<br />
50<br />
T<br />
50<br />
50<br />
KG<br />
- (3) Steuerbelastung aus PersGesellschaft<br />
50 50<br />
3
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – vGA, verdeckte Einlage<br />
Verdeckte Gewinnausschüttung<br />
• Vermögenseinbuße, die durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst ist<br />
• Außerbilanzielle Hinzurechnung<br />
•95% Steuerbefreiung gemäß § 8b Abs. 1 KStG<br />
• vGA im Organkreis (vorweggenommene Gewinnabführung)<br />
Verdeckte Einlage<br />
• Auswirkung auf steuerliche Bemessungsgrundlage und Anschaffungskosten<br />
• Nichteinlagefähigkeit von Nutzungen (Bsp. Zinsloses Darlehen von T1 GmbH an T2 GmbH)<br />
•Anwendungsbeispiel: Investmentbank-Vertrag mit Konzernobergesellschaft<br />
•Abgekürzter Vertragsweg?<br />
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C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Zinsschranke, § 4h EStG (1)<br />
4. Bekanntes Prüfungsschema Zinsschranke<br />
Zinssaldo< 0<br />
nein<br />
Zinssaldo < 1 Mio. €<br />
nein<br />
Zinssaldo < 30% EBITDA<br />
nein<br />
Escape?<br />
- keine Konzernzugehörigkeit oder EK-Escape<br />
- keine schädliche Fremdfinanzierung<br />
nein<br />
Abzugsfähigkeit beschränkt auf 30% stl. EBITDA, im Übrigen Zinsvortrag<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
Volle Abzugsfähigkeit
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Zinsschranke, § 4h EStG (2)<br />
Stand Alone-Escape: Ausweg Organschaft (bei reinem Inlandskonzern)<br />
Bildung Organschaft falls nur inländische Konzerngesellschaften<br />
• Organkreis (= Konzern) gilt als ein Betrieb und bildet allein keinen Konzern<br />
Organträger<br />
EAV<br />
Organges.<br />
Tochterges.<br />
Organträger<br />
EAV<br />
EAV<br />
Organges. Tochterges.<br />
Kein „stand alone“-Escape, weil Organkreis<br />
mit Tochtergesellschaft Konzern bildet<br />
(Zinsabzug bis 30% EBITDA)<br />
Voller Zinsabzug für gesamten Organkreis<br />
wegen „stand alone“ - Escape<br />
(keine 30%-EBITDA Begrenzung)
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Zinsschranke, § 4h EStG (3)<br />
Eigenkapital-Escape: Auswirkungen Beteiligungsbuchwertkürzung (Bsp. 1)<br />
Inland GmbH<br />
Tochter Ausland 50 EK 40<br />
Maschinen 50 FK 60<br />
100 100<br />
EK-Quote 40%<br />
Tochter Ausland<br />
Maschinen 250 EK 50<br />
FK 200<br />
250 250<br />
EK-Quote 20%<br />
Konzern<br />
Maschinen 300 EK 40<br />
FK 260<br />
300 300<br />
EK-Quote 13%<br />
Im Beispiel ergibt sich ein rechnerisch<br />
negatives EK Inland: 40 EK ./. 50<br />
Beteiligung, d.h. EK-Quote = ./. 10<br />
(gekürztes EK)/50 (gekürzte Bilanzsumme)=<br />
./. 20%.<br />
Sachwidriges Ergebnis: Obwohl die<br />
Auslandstochter deutlich schlechter<br />
finanziert ist als das Inland (20% statt 40%<br />
EK), ist die EK-Quote im Inland nach der<br />
Kürzung rechnerisch negativ und damit<br />
kleiner als im Konzern (./. 20% < 13%).<br />
Escape-Klausel läuft trotz geringer Konzern-<br />
EK-Quote (hohes Auslands-FK) leer.
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Zinsschranke, § 4h EStG (4)<br />
Eigenkapital-Escape: Auswirkungen Beteiligungsbuchwertkürzung (Bsp. 2)<br />
Bilanz Deutsche Telekom Konzern Inland<br />
Mio. €<br />
31.12.2006 31.12.2006<br />
AKTIVA<br />
Kurzfristige Vermögenswerte 15.951 12.982<br />
Langfristige Vermögenswerte 114.209 114.880<br />
- Sonstige finanzielle Vermögenswerte 657 66.730<br />
Bilanzsumme Aktiva 130.160 127.862<br />
PASSIVA<br />
Schulden 80.490 60.043<br />
Eigenkapital 49.670 67.819<br />
Bilanzsumme Passiva 130.160 127.862<br />
Zur Ausschüttung vorgesehene Beträge -3.123 -3.123<br />
EK-Quote 35,8 % 50,6 %<br />
• Die Beteiligungsbuchwertkürzung (minus<br />
€ 66.730 Mio. ) erfasst nahezu das<br />
gesamte Inlands-EK (€ 67.819 Mio.), so<br />
dass die EK-Quote des Konzerns nach<br />
BBWK nicht erreichbar ist.<br />
• Die (negative) EK-Quote des<br />
Inlandskonzerns würde für<br />
Zinsschrankenzwecke ./.1,6% betragen ./.<br />
2.034 (gekürztes EK, abzüglich<br />
Ausschüttungsbeträge)/61.132 (gekürzte<br />
Bilanzsumme)= ./. 1,59%<br />
• Der Escape wäre verwehrt, und zwar trotz<br />
eigentlicher Inlands-EK-Quote von 51%<br />
(statt 36% Gesamtkonzern).
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte KStG – Zinsschranke, § 4h EStG (6)<br />
Exkurs Steuerrechtspolitik: Holdingregelung (Verzicht auf Buchwertkürzung)<br />
Formulierungsvorschlag Finanzausschuss Bundesrat (Bayern)<br />
• „Auf gemeinsamen Antrag eines Mutterunternehmens, das nicht selbst<br />
gleichzeitig auch Tochterunternehmen ist, und aller ihm nachgeordneten<br />
Gesellschaften im Sinne des Absatzes 3 Satz 5 sind die im Einzelabschluss<br />
des Mutterunternehmens aktivierten Anteile an den anderen Gesellschaften<br />
der Antragsgemeinschaft nicht zu kürzen. In diesem Fall findet Satz 1<br />
Buchstabe c Satz 1 bei den anderen Gesellschaften der Antragsgemeinschaft<br />
keine Anwendung. Der Antrag ist an das Finanzamt zu richten,<br />
das für den Betrieb zuständig ist, auf den Satz 5a Anwendung finden soll.“
C. Konzernaspekte ESt, KSt, GewSt<br />
II. Konzernaspekte GewSt – Hinzurechnungen, § 8 Nr. 1<br />
Gewerbesteuerliche Nichtabzugsfähigkeit von 25% des Finanzierungsaufwands<br />
• Zinsen (“Entgelter für Schulden”), 50% Miete Gebäude, 20% Leasing bewegliche Wirtschaftsgüter<br />
• Gewerbesteuerbelastung 3,5%<br />
•3,5% Messzahl * 400% Hebesatz = 14% GewSt * 25% Hinzurechnung = 3,5% ertragsfremde Steuer<br />
•Mehrfachbelastung im Konzern droht – Darlehen Muttergesellschaft an Tochtergesellschaft (fremdfinanziert)<br />
•Und: Hinzurechnung verursacht weiteren Nachteil von Gewerbesteuerinsel PersGesellschaft (z.B. Anmiet-KG)<br />
Aber: Abschn. 41 Abs. 1 Sätze 5 ff. (Lösung Organschaft)<br />
• “Es unterbleiben aber Hinzurechnungen nach § 8 GewStG, soweit die Hinzurechnungen zu einer doppelten<br />
steuerlichen Belastung führen. Eine doppelte steuerliche Belastung kann eintreten, wenn die für die<br />
HInzurechnung in Betracht kommenden Beträge bereits in einem der zusammenhängenden Gewerbeerträge<br />
enthalten sind. “<br />
•“Beispiel: Der Organträger hat der Organgesellschaft einen verzinslichen Dauerkredit in Höhe von 1 Mio.<br />
DM eingeräumt. Die Zinsen für diesen Kredit sind im Gewerbeertrag des Organträgers enthalten. Sie sind<br />
bei der Ermittlung des Gewerbeertrags des Organs nicht hinzuzurechnen.”<br />
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