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Vortrag 'Stoffflussmonitoring und Korrosion' - geopartner.ch

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Stoffflussmonitoring <strong>und</strong> Korrosion<br />

Dr. Leo S. Morf, GEO Partner AG, Züri<strong>ch</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Hauptursa<strong>ch</strong>e für Korrosionss<strong>ch</strong>äden in Verbrennungsanlagen sind naturgemäss die<br />

mit dem Brennstoff eingebra<strong>ch</strong>ten korrosiven Stoffe. Sie bilden das Korrosionspotenzial<br />

des Brennstoffes. Als wi<strong>ch</strong>tigste Problemstoffe gelten Chlor <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>wefel sowie<br />

eine Anzahl weiterer Elemente, wie z.B. Na, K, Pb etc. Korrosionspotenziale können<br />

anhand thermodynamis<strong>ch</strong>er Bere<strong>ch</strong>nungen bestimmt werden. Dazu ist die Kenntnis<br />

der Brennstoffzusammensetzung erforderli<strong>ch</strong>. Für Müllverbrennungsanlagen ist die<br />

Bestimmung des Brennstoffinputs ni<strong>ch</strong>t trivial. Seit mehr als fünf Jahren wird in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Müllverbrennungsanlagen in der S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> Österrei<strong>ch</strong> ein routinemässiges<br />

Stoffflussmonitoring na<strong>ch</strong> der Methode Morf <strong>und</strong> Brunner betrieben. Die<br />

Anwendung dieser Methode erlaubt es, routinemässig mit relativ geringem Aufwand<br />

statistis<strong>ch</strong> gut gesi<strong>ch</strong>erte Daten zum zeitli<strong>ch</strong>en Verhalten der Brennstoffqualität<br />

(Stoffgehalt bzw. -fra<strong>ch</strong>t) zu ermitteln. Ursprüngli<strong>ch</strong> lag der Fokus der Messungen vor<br />

allem in der Erfolgskontrolle von Massnahmen in der Abfallwirts<strong>ch</strong>aft (z.B. Kontrolle<br />

von S<strong>ch</strong>adstoffreduktionen im Restmüll). Seit kurzem wurde die Elementliste mit Cl<br />

<strong>und</strong> S um weitere für die Korrosionsproblematik interessante Stoffe wie K, Na etc.<br />

ergänzt. In einem Überblick werden Resultate dur<strong>ch</strong>geführter Stoffflussmonitoringprojekte<br />

sowie das Entwicklungspotenzial einer Kombination dieser Messungen<br />

mit anderen Untersu<strong>ch</strong>ungen (wie z.B. thermodynamis<strong>ch</strong>en Modellierungen, Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

an Belägen im Kessel etc.) aufgezeigt.<br />

Keywords:<br />

Stoffflussmonitoring, Korrosion, Müllverbrennungsanlage, Restmüll,<br />

Brennstoffzusammensetzung.


1 Einleitung<br />

Hauptursa<strong>ch</strong>e für Korrosionss<strong>ch</strong>äden in Verbrennungsanlagen sind naturgemäss die<br />

mit dem Brennstoff eingebra<strong>ch</strong>ten Problemstoffe. Sie bilden das Korrosionspotenzial<br />

des Brennstoffes. Als wi<strong>ch</strong>tigste Problemstoffe gelten Chlor <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>wefel als Basis<br />

zur Bildung von Chloriden <strong>und</strong> Sulfaten sowie eine Anzahl weiterer Elemente (z.B.<br />

Na, K, Ca, Si, Al, Pb <strong>und</strong> Zn). Korrosionspotenziale können anhand thermodynamis<strong>ch</strong>er<br />

Bere<strong>ch</strong>nungen (z.B. Alkali<strong>ch</strong>lorpotenzial, Chlorkorrosionspotenzial) bere<strong>ch</strong>net<br />

werden. Dazu ist die Kenntnis der Brennstoffzusammensetzung erforderli<strong>ch</strong> [Born,<br />

2004].<br />

Die Bestimmung der elementaren Zusammensetzung von meist heterogenen Brennstoffen,<br />

wie z.B. Restmüll, ist keine triviale Aufgabe. Es sind dazu vers<strong>ch</strong>iedene Methoden<br />

entwickelt worden. In [Brunner & Ernst, 1986] sind für Müll Methoden dargestellt<br />

bzw. vorges<strong>ch</strong>lagen worden. Neben der indirekten Bestimmung der Zusammensetzung<br />

von z.B. Restmüll anhand von Verbrau<strong>ch</strong>s- <strong>und</strong> Recyclingdaten wurden<br />

Methoden der direkten bzw. indirekten Analyse bes<strong>ch</strong>rieben.<br />

Direkte Analysen des Mülls wurden mehrfa<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt (z.B. [BUS, 1984],<br />

[Maystre & Viret, 1995], [Chandler et al., 1993]). Müll wird dabei direkt beprobt, aufgearbeitet<br />

<strong>und</strong> auf die elementare Zusammensetzung hin analysiert. Dieses Verfahren<br />

ist aber aufwendig, teuer <strong>und</strong> mit z.T. grossen Unsi<strong>ch</strong>erheiten behaftet.<br />

In den A<strong>ch</strong>tzigerjahren wurde die elementare Müllzusammensetzung erstmals indirekt<br />

bestimmt, z.B. in [Brunner & Ernst, 1986]. Zur indirekten Bestimmung der Müllzusammensetzung<br />

wurde der Müll als Input einer Müllverbrennungsanlage (MVA)<br />

bere<strong>ch</strong>net mittels der Summe der Stoffströme aller analysierten Outputs der MVA<br />

(Verbrennungsprodukte) dividiert dur<strong>ch</strong> den Massenstrom des Mülls. Ein Na<strong>ch</strong>teil<br />

dieser Methode besteht darin, dass in der Praxis aus Kostengründen meist nur ein<br />

Momentanzustand erfasst werden kann (Punktmessung). Damit sind keine Aussagen<br />

über zeitli<strong>ch</strong>e Verläufe der Stoffflüsse <strong>und</strong> der Müllzusammensetzung mögli<strong>ch</strong>.<br />

Deshalb wurde anfangs der Neunzigerjahre in Wien am Institut für Wassergüte <strong>und</strong><br />

Abfallwirts<strong>ch</strong>aft der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Universität damit begonnen, die in [Brunner &<br />

S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>ermayer, 1992] vorges<strong>ch</strong>lagene Methode zu entwickeln. Diese erlaubt es,<br />

effizient <strong>und</strong> mit der gewüns<strong>ch</strong>ten Genauigkeit ein routinemässiges Monitoring der<br />

elementaren Müllzusammensetzung zu betreiben. Die Methode basiert auf dem Ansatz<br />

der Analyse der Stoffe in nur einzelnen Outputs (Verbrennungsprodukte) der<br />

MVA. Sie bedient si<strong>ch</strong> dabei A-priori-Wissen (bekannte Stoffverteilung vom Müllinput<br />

in die Verbrennungsprodukte) <strong>und</strong> mathematis<strong>ch</strong>er Hilfsmittel. Die Entwicklung der<br />

Methode <strong>und</strong> deren Umsetzung in der Praxis erfolgte Ende der 90er Jahre [Morf,<br />

1998] [Morf& Brunner, 1998]. Heute wird sie auf MVA in Österrei<strong>ch</strong> <strong>und</strong> der S<strong>ch</strong>weiz<br />

seit mehr als 5 Jahren in der Praxis routinemässig angewandt.<br />

Ursprüngli<strong>ch</strong> lag der Fokus der Messungen vor allem in der Bewertung <strong>und</strong> Erfolgskontrolle<br />

von Massnahmen in der Abfallwirts<strong>ch</strong>aft (z.B. Erfolgskontrolle bezügli<strong>ch</strong> der<br />

S<strong>ch</strong>adstoffreduktion von Elementen, wie z.B. Hg im Restmüll). Seit mehr als einem<br />

Jahr wird in zwei MVA neben diesem Aspekt der Fokus verstärkt au<strong>ch</strong> auf korrosionsrelevante<br />

Elemente gelegt. Neben den bereits früher analysierten Stoffen Chlor,<br />

Blei <strong>und</strong> Zink werden dazu seit mehr als einem Jahr zusätzli<strong>ch</strong> die folgenden Ele-


mente analysiert: S, K, Na, Si, Ca. Die Resultate sollen als Gr<strong>und</strong>lage dienen, um<br />

den Einfluss des Müllinputs auf die Korrosion in der Verbrennungsanlage zu untersu<strong>ch</strong>en.<br />

Die vorliegende Arbeit zeigt einen Überblick von Resultaten aus abges<strong>ch</strong>lossenen<br />

<strong>und</strong> laufenden Stoffflussmonitoringprojekten auf MVA, wel<strong>ch</strong>e für die Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

von Korrosionsproblemen relevant sind. Es wird zusätzli<strong>ch</strong> das Entwicklungspotenzial<br />

einer Kombination dieser Messungen mit anderen Untersu<strong>ch</strong>ungen (wie<br />

z.B. thermodynamis<strong>ch</strong>en Modellierungen, Untersu<strong>ch</strong>ungen an Belägen im Kessel<br />

etc.) aufgezeigt. Im nä<strong>ch</strong>sten Kapitel wird zuerst eine kurze Einführung in die angewandte<br />

Methodik gegeben.<br />

2 Angewandte Methode<br />

Die angewandte Methode des Stoffflussmonitorings besteht aus vier Teilen. Im ersten<br />

Teil der Methode werden die Transferkoeffizienten 1<br />

<strong>und</strong> deren Unsi<strong>ch</strong>erheiten<br />

während einer definierten Zeitperiode experimentell bestimmt. Dabei werden die<br />

Stoffkonzentrationen aller relevanten Verbrennungsprodukte gemessen <strong>und</strong> mit den<br />

gemessenen Massenflüssen multipliziert. Unter Voraussetzung der Massenerhaltung<br />

ist die Summe der Outputstoffflüsse glei<strong>ch</strong> dem Inputstofffluss. Damit lässt si<strong>ch</strong> der<br />

Stofffluss im Müllinput ermitteln <strong>und</strong> die Transferkoeffizienten bere<strong>ch</strong>nen. Der zweite<br />

Teil der Methode besteht aus der Wahl des für jedes Element best geeigneten<br />

Verbrennungsproduktes zur routinemässgen Bestimmung der Müllzusammensetzung.<br />

Generell gilt, dass ein homogenes Verbrennungsprodukt mit geringem Massenfluss<br />

<strong>und</strong> einer hohen Akkumulationsrate (Transferkoeffizient) mit einer minimalen<br />

Varianz bevorzugt gewählt werden sollte. In der Praxis beeinflussen jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weitere<br />

Aspekte die Wahl des optimalen Produktes (z.B. Anlagekonfiguration, die gewüns<strong>ch</strong>te<br />

Genauigkeit der Resultate, sowie Kosten für Probenahme, -aufbereitung<br />

<strong>und</strong> Laboranalysen). Der dritte Teil beinhaltet die Definition von Methoden optimaler<br />

Probenahmestrategien für die gewählten Verbrennungsprodukte. Darunter versteht<br />

man im Wesentli<strong>ch</strong>en die Wahl der Probenahmefrequenz, des Probegewi<strong>ch</strong>tes <strong>und</strong><br />

der Art der Probenahme. Im vierten Teil wird die elementare Müllzusammensetzung<br />

dur<strong>ch</strong> die Analyse in jeweils nur einem Verbrennungsprodukt der MVA (z.B. Cd in der<br />

Filteras<strong>ch</strong>e) sowie unter Zuhilfenahme von a-priori Wissen (die im ersten Teil ermittelte<br />

Stoffverteilung <strong>und</strong> deren Unsi<strong>ch</strong>erheit) <strong>und</strong> mathematis<strong>ch</strong>-statistis<strong>ch</strong>er Zusammenhänge<br />

routinemässig bestimmt. Abbildung 1 zeigt das Vorgehen s<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>.<br />

Stoffflüsse <strong>und</strong> Stoffkonzentrationen für die ni<strong>ch</strong>t direkt beprobten <strong>und</strong> analysierten<br />

Verbrennungsprodukte (z.B. Cd in der S<strong>ch</strong>lacke) können in analoger Weise unter<br />

Zuhilfenahme der ermittelten Transferkoeffizienten aus dem nun bekannten Müllinputstofffluss<br />

unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Unsi<strong>ch</strong>erheit bere<strong>ch</strong>net werden. Die Methode<br />

zur routinemässigen Bestimmung der elementaren Müllzusammensetzung anhand<br />

der Analyse in nur einem Verbrennungsprodukt ist in [Morf, 1998] bzw. [Morf &<br />

Brunner,1998] im Detail bes<strong>ch</strong>rieben.<br />

1 Der Transferkoeffizient bes<strong>ch</strong>reibt die Verteilung eines Gutes oder Stoffes innerhalb eines Prozesses<br />

vom Edukt (Input) auf vers<strong>ch</strong>iedene Produkte (der Transferkoeffizient kann au<strong>ch</strong> als Verteilungskoeffizient<br />

bezei<strong>ch</strong>net werden). In der „ pathway analysis“ spri<strong>ch</strong>t man häufig von einem „partitioning<br />

coefficient“.


Die verwendete Methode basiert auf der Annahme, dass im untersu<strong>ch</strong>ten System<br />

(MVA) die Summe der gemessenen Stoffflüsse im Output glei<strong>ch</strong> dem gesamten<br />

Stofffluss im Input ist. Diese Annahme ist bere<strong>ch</strong>tigt, falls si<strong>ch</strong> die Stoffe im untersu<strong>ch</strong>ten<br />

System ni<strong>ch</strong>t umwandeln oder akkumulieren. Zusätzli<strong>ch</strong> muss bea<strong>ch</strong>tet werden,<br />

dass keine systematis<strong>ch</strong>en Veränderungen der Transferkoeffizienten stattfinden<br />

(z.B. Einbau eines neuen Verbrennungsrostes oder systematis<strong>ch</strong>e Änderung der Abfallzusammensetzung).<br />

Falls dies zutreffen sollte, wird empfohlen die Verteilung der<br />

Stoffe zu überprüfen, damit keine systematis<strong>ch</strong>en Resultatfehler entstehen.<br />

Abbildung 1: S<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>e Darstellung der Methode zur routinemässigen Bestimmung<br />

der elementaren Müllzusammensetzung anhand der Analyse in jeweils nur<br />

einem Verbrennungsprodukt na<strong>ch</strong> [Morf & Brunner, 1998]; Variablen mit Querbalken<br />

entspre<strong>ch</strong>en Mittelwerten.<br />

INPUT<br />

OUTPUT<br />

Produkt 1<br />

M P1<br />

, c P1<br />

Müll<br />

M e<br />

c e<br />

M e<br />

, c e<br />

MVA<br />

L=0<br />

Produkt 2<br />

Produkt 3<br />

M P1<br />

, c P1<br />

c<br />

e,<br />

Müll<br />

=<br />

m<br />

m<br />

P<br />

Müll<br />

c<br />

T<br />

e,<br />

P<br />

e,<br />

P<br />

Messung<br />

Bere<strong>ch</strong>nung<br />

M/m=Masse, c=Konzentration, P=Produkt, e=Element (Stoff), L= Lager<br />

n=Anzahl Produkte, =Fehler/Unsi<strong>ch</strong>erheit, T= Transferkoeffizient<br />

Abbildung 2 zeigt für die MVA Spittelau in Wien die für ausgewählte Elemente definierten<br />

Messpunkte der Routinemessung in den letzten 5 Jahren. Au<strong>ch</strong> für andere<br />

thermis<strong>ch</strong>e Verfahren, wel<strong>ch</strong>e einen heterogenen Input in homogenere Verbrennungsprodukte<br />

transformieren, kann die Methode in analoger Weise angewandt werden.


Abbildung 2: S<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>e Darstellung der Messorte für gewählte Stoffe während<br />

der routinemässigen Messung der Stoffkonzentration in der MVA Spittelau (Quelle:<br />

Dr. P. Krobath, Fernwärme Wien GmbH, mit eigenen Anpassungen).<br />

Kohlenstoff<br />

Reingas<br />

Quecksilber<br />

W-1-Abwasser<br />

Eisen<br />

Blei<br />

Cadmium<br />

Kupfer<br />

Zink<br />

Chlor<br />

S<strong>ch</strong>rott<br />

S<strong>ch</strong>lacke<br />

EF-As<strong>ch</strong>e<br />

Filterku<strong>ch</strong>en<br />

Abwasser<br />

3 Resultate <strong>und</strong> Diskussion<br />

Die in dieser Arbeit präsentierten Resultate sollen einen Überblick darüber geben,<br />

wel<strong>ch</strong>e Art von Daten mit dem online-Stoffflussmonitoring erzeugt werden können<br />

<strong>und</strong> wel<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lussfolgerungen man im Hinblick auf deren Verwendung als Gr<strong>und</strong>lage<br />

zum Studium von Korrosionsursa<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> –zusammenhängen ziehen kann.<br />

2.1 Massenflüsse in Müllverbrennungsanlagen<br />

Die Ermittlung von Massenflüssen in MVA ers<strong>ch</strong>eint im ersten Moment als triviales<br />

Unterfangen. Aber bei der genaueren Auseinandersetzung mit dieser Thematik stellt<br />

man oft folgendes fest: Viele Massenflüsse werden gar ni<strong>ch</strong>t erst ermittelt, weil sie<br />

ni<strong>ch</strong>t von direktem Interesse sind. Dies ist oft der Fall für z.B. Kesselas<strong>ch</strong>e, die viellei<strong>ch</strong>t<br />

einem anderen Verbrennungsprodukt beigemis<strong>ch</strong>t wird. Oft werden Massenflüsse<br />

au<strong>ch</strong> in einer Art ermittelt, dass deren Werte in hoher zeitli<strong>ch</strong>er Auflösung nur<br />

ungenau bekannt sind (z.B. As<strong>ch</strong>enaustrag mit grossem Silopuffervolumen, Müllgewi<strong>ch</strong>t,<br />

wel<strong>ch</strong>es ni<strong>ch</strong>t mittels einer Kranwaage im Bunker ermittelt wird). Weitere Flüsse<br />

werden viellei<strong>ch</strong>t ungenau bestimmt (z.B. volumetris<strong>ch</strong>e Messung eines Stromes,<br />

dessen Di<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> stark ändern kann). Au<strong>ch</strong> ist bei der Erfassung von Masseflüssen<br />

bei periodis<strong>ch</strong>en Vorgängen speziell zu bea<strong>ch</strong>ten (z.B. periodis<strong>ch</strong>e Abreinigung von<br />

Filteras<strong>ch</strong>e im Filter).<br />

Abbildung 3 zeigt einen Auss<strong>ch</strong>nitt eines zeitli<strong>ch</strong>en Verlaufs der mittels einer gravimetris<strong>ch</strong>en<br />

Bandwaage online gemessenen Elektrofilteras<strong>ch</strong>e in der MVA Spittelau,<br />

Wien. Ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wird dabei ohne Einbezug von Ausreisserwerten, dass kurzzeitige<br />

S<strong>ch</strong>wankungen innerhalb von zwei Tagen von bis zu ±25% auftreten. Die Differenz<br />

zwis<strong>ch</strong>en Minimal- <strong>und</strong> Maximalwerten einzelner Tage kann jedo<strong>ch</strong> bis zu 100%<br />

betragen. Diese Feststellungen zeigen, dass Staubfra<strong>ch</strong>ten in MVA in Abhängigkeit<br />

vom Müllinput stark s<strong>ch</strong>wanken, was – zusammen mit anderen Faktoren - au<strong>ch</strong> einen<br />

Einfluss auf die Bildung von Ablagerungen im Kessel hat.


Abbildung 3: Zeitli<strong>ch</strong>er Verlauf der tägli<strong>ch</strong>en Elektrofilteras<strong>ch</strong>emenge in der MVA<br />

Spittelau, Wien [t/Tag] September 2001 bis März 2002 [Morf et al., 2005].<br />

30<br />

25<br />

Tonnen pro Tag<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

01.09.2001<br />

15.09.2001<br />

29.09.2001<br />

13.10.2001<br />

27.10.2001<br />

10.11.2001<br />

24.11.2001<br />

08.12.2001<br />

22.12.2001<br />

05.01.2002<br />

19.01.2002<br />

02.02.2002<br />

16.02.2002<br />

02.03.2002<br />

16.03.2002<br />

30.03.2002<br />

Versu<strong>ch</strong>e auf mehreren Anlagen bestätigten au<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass (abhängig von<br />

der Verfahrenste<strong>ch</strong>nik <strong>und</strong> vom Müllinput) ni<strong>ch</strong>t von der Massenverteilung einer MVA<br />

auf die Massenverteilung einer anderen Anlage ges<strong>ch</strong>lossen werden kann. So werden<br />

z.T. grosse Differenzen <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>wankungen der spezifis<strong>ch</strong>en Reststoffmengen<br />

pro Tonne Müll festgestellt <strong>und</strong> die Aufteilung zwis<strong>ch</strong>en Kessel- <strong>und</strong> Elektrofilteras<strong>ch</strong>e<br />

kann au<strong>ch</strong> stark variieren.<br />

Weil die genaue Kenntnis der Massenflüsse eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist, um Stoffflüsse<br />

exakt zu bestimmen, ist es erforderli<strong>ch</strong>, diesen Messungen genügend Bea<strong>ch</strong>tung<br />

zu s<strong>ch</strong>enken. Erst die verlässli<strong>ch</strong>e Erfassung der Massenflüsse erlaubt eine seriöse<br />

routinemässige Bestimmung der Stoffflüsse. Systematis<strong>ch</strong>e Fehler bei der<br />

Massenerfassung in der Praxis bewegen si<strong>ch</strong> ohne die Bea<strong>ch</strong>tung obiger Aspekte<br />

s<strong>ch</strong>nell in einem Berei<strong>ch</strong> von 30% <strong>und</strong> mehr (relative Abwei<strong>ch</strong>ung vom wahren Wert).<br />

2.2 Stoffkonzentrationen <strong>und</strong> Stoffflüsse in Verbrennungsprodukten <strong>und</strong> im<br />

Müllinput<br />

Analysenwerte in einem Verbrennungsprodukt<br />

Analysiert man Stoffkonzentrationen nur in einzelnen Verbrennungsprodukten, wie<br />

z.B. im Kesselstaub, kann davon nur bedingt auf die Inputkonzentration bzw. –fra<strong>ch</strong>t<br />

der Verbrennung ges<strong>ch</strong>lossen werden. Dies wird in Abbildung 4 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Die<br />

Chlor-Konzentrationsmessung in der Elektrofilter (EF)-As<strong>ch</strong>e alleine erlaubt es ni<strong>ch</strong>t<br />

das Verhalten der Müllkonzentrationen zu bes<strong>ch</strong>reiben. Die Korrelation ist sehr<br />

s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> (Korrelationskoeffizient von 0.29).


EF-As<strong>ch</strong>e Stoffkonzentration in g/kgFS<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

EF_Cl-Konz<br />

Müll_Cl-Konz<br />

Cl<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Müllstoffkonzentration in g/kgFS<br />

0<br />

0<br />

Stofffluss in Tonnen/Monat<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Feb 00<br />

Mai 00<br />

EF_Cl-SF<br />

Müll_Cl-SF<br />

Cl<br />

Aug 00<br />

Nov 00<br />

Feb 01<br />

Mai 01<br />

Aug 01<br />

Nov 01<br />

Feb 02<br />

Mai 02<br />

Aug 02<br />

Nov 02<br />

Feb 03<br />

Mai 03<br />

Aug 03<br />

Nov 03<br />

Feb 04<br />

Mai 04<br />

Aug 04<br />

Abbildung 4: Verlauf der Chlorkonzentration (Konz.) bezogen auf Feu<strong>ch</strong>tsubstanz<br />

(FS) bzw. Stofffra<strong>ch</strong>t (SF) in Elektrofilteras<strong>ch</strong>e (EF) <strong>und</strong> Restmüll der MVA Spittelau<br />

in Wien vom Feb. 00 bis Sept. 04 [Morf et al. 2005].<br />

Punktmessungen in Verbrennungsprodukten<br />

Zusätzli<strong>ch</strong> zeigt Abbildung 4 au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ön, wie Monatsmittelwerte der Chlorkonzentration<br />

im Müll um bis zu ± 300% variieren können. Kurzzeitigere S<strong>ch</strong>wankungen (Tag,<br />

St<strong>und</strong>en) können no<strong>ch</strong> grösser sein [Morf et al., 2005]. Die monatli<strong>ch</strong>e Inputfra<strong>ch</strong>t<br />

(ohne die Revisionsmonate jeweils im Juni/Juli) variiert hingegen „nur“ bis ca. 60%.<br />

Au<strong>ch</strong> Trends oder periodis<strong>ch</strong> wiederkehrende Konzentrationsspitzen können mittels<br />

des routinemässigen Monitoring festgestellt werden (siehe z.B. konstante Zunahme<br />

der Chlorinputfra<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Aug. 02- Aug. 04). Mit wel<strong>ch</strong>er zeitli<strong>ch</strong>en Auflösung<br />

man Verläufe ermitteln will, ist anhand der jeweiligen Fragestellung <strong>und</strong> den zur Verfügung<br />

stehenden Mittel für jeden einzelnen Anwendungsfall individuell zu definieren.<br />

Chlor als Beispiel kann online analysiert werden <strong>und</strong> es können bei vorhandener<br />

Massenerfassung stündli<strong>ch</strong>e oder tägli<strong>ch</strong>e Stoffflüsse ermittelt werden [Morf et al.,<br />

2005]. Bisherige routinemässige Untersu<strong>ch</strong>ungen in der S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> in Österrei<strong>ch</strong><br />

zeigen deutli<strong>ch</strong>, dass anhand von Punktmessungen nur sehr bes<strong>ch</strong>ränkt Aussagen<br />

über den Müllinput oder die Reststoffqualität gema<strong>ch</strong>t werden können. Erst die routinemässige<br />

Erfassung der Stoffkonzentrationen <strong>und</strong> –fra<strong>ch</strong>ten erlaubt es au<strong>ch</strong>, das<br />

zeitli<strong>ch</strong>e Verhalten zu beoba<strong>ch</strong>ten.


Chlor-S<strong>ch</strong>wefel-Verhältnis im Müllinput<br />

Abbildung 5 zeigt für die Kehri<strong>ch</strong>tverbrennungsanlage (KVA) Thurgau neben dem<br />

Verlauf der monatli<strong>ch</strong>en Chlorkonzentration im Müll den seit einem Jahr au<strong>ch</strong> bestimmten<br />

Verlauf der S<strong>ch</strong>wefelkonzentration sowie (als Säulen) das Cl/S-Konzentrationsverhältnis<br />

im verbrannten Müll (re<strong>ch</strong>te y-A<strong>ch</strong>se). Dabei stellt man fest, dass dieses<br />

Verhältnis im Müll zwis<strong>ch</strong>en einzelnen Monaten um bis zu einen Faktor 2 variiert.<br />

Die Cl- <strong>und</strong> S- Konzentrationen selber variieren in dieser KVA um jeweils nahezu<br />

einen Faktor 3. Für Chlor ist dies eine ähnli<strong>ch</strong>e Variationsbreite wie in Wien (siehe<br />

Abbildung 4), aber auf deutli<strong>ch</strong> tieferem Niveau.<br />

9000<br />

30<br />

28<br />

8000<br />

7000<br />

Cl<br />

26<br />

24<br />

22<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

S<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Jan 01<br />

Mrz 01<br />

Mai 01<br />

Jul 01<br />

Sep 01<br />

Nov 01<br />

Jan 02<br />

Mrz 02<br />

Mai 02<br />

Jul 02<br />

Sep 02<br />

Nov 02<br />

Jan 03<br />

Mrz 03<br />

Mai 03<br />

Jul 03<br />

Sep 03<br />

Verhältnis Cl/S [-]<br />

Nov 03<br />

Jan 04<br />

Mrz 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

8<br />

6<br />

Cl/S<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Zeit [Monat]<br />

Abbildung 5: Verlauf der Chlor- <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>wefelkonzentration bezogen auf Feu<strong>ch</strong>tsubstanz<br />

(FS) im Müllinput der KVA Thurgau, S<strong>ch</strong>weiz, vom Jan. 01 bis Dez. 04; Fehler<br />

der Mittelwerte sind angegeben als Grenzen eines approx. 95%- Konfidenzintervalls<br />

(≈ ± 2σ). Angegeben ist au<strong>ch</strong> das Cl/S-Konzentrationsverhältnis [Morf, 2005a].<br />

Zeitli<strong>ch</strong>e Variationen korrosionsrelevanter S<strong>ch</strong>wermetalle<br />

Zum Verhalten von Gehalten an korrosionsrelevanten S<strong>ch</strong>wermetallen, wie Zn <strong>und</strong><br />

Pb im Müllinput liegen in der Regel keine oder nur sehr bes<strong>ch</strong>ränkte Informationen<br />

vor. Das routinemässige Monitoring liefert au<strong>ch</strong> hier unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />

Informationen zum zeitli<strong>ch</strong>en Verlauf sol<strong>ch</strong>er Elemente. Messungen bestätigen,<br />

dass sehr grosse S<strong>ch</strong>wankungen auftreten <strong>und</strong> einzelne Punktmessungen<br />

kaum eine repräsentative Aussage zum Stoffinput in einer bestimmten MVA erlauben.<br />

In der KVA Thurgau werden beispielsweise für Pb Differenzen zwis<strong>ch</strong>en minimalen<br />

<strong>und</strong> maximalen Monatsmittelwerten bis zu Faktor 3 gemessen. Au<strong>ch</strong> für Zn ist<br />

die Differenz grösser als Faktor 2. Au<strong>ch</strong> periodis<strong>ch</strong> wiederkehrende Maximalwerte<br />

oder Trends werden festgestellt. So zeigen z.B. Messungen in Wien, dass monatli<strong>ch</strong>e<br />

Maximalwerte für Pb mehrmals im Januar <strong>und</strong> für Zn im März auftreten [Morf et<br />

al., 2005]. Vers<strong>ch</strong>iedene Ursa<strong>ch</strong>en wie z.B. im Januar verstärkter Anfall Pb-haltiger


Abfälle der Festtage (Flas<strong>ch</strong>endeckel, Christbaums<strong>ch</strong>muck, Raketenreste, Ges<strong>ch</strong>enkpapier)<br />

kommen beispielsweise für diese Feststellungen in Frage. In<br />

Abbildung 6 ist für Pb im Müllinput der KVA Thurgau z.B. au<strong>ch</strong> ein no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t signifikanter<br />

aber deutli<strong>ch</strong> erkennbarer Trend der Zunahme messbar. Abbildung 6 zeigt<br />

au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ön die relativ starke Korrelation zwis<strong>ch</strong>en der Pb- <strong>und</strong> Zn- Konzentration im<br />

Müllinput der KVA Thurgau (Korrelationskoeffizient 0.9). All diese Informationen liefert<br />

das routinemässige Stoffflussmonitoring bei vernünftigem Aufwand.<br />

2500<br />

2250<br />

2000<br />

Zn<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

1750<br />

1500<br />

1250<br />

1000<br />

750<br />

Pb<br />

500<br />

250<br />

0<br />

Jan 01<br />

Feb 01<br />

Mrz 01<br />

Apr 01<br />

Mai 01<br />

Jun 01<br />

Jul 01<br />

Aug 01<br />

Sep 01<br />

Okt 01<br />

Nov 01<br />

Dez 01<br />

Jan 02<br />

Feb 02<br />

Mrz 02<br />

Apr 02<br />

Mai 02<br />

Jun 02<br />

Jul 02<br />

Aug 02<br />

Sep 02<br />

Okt 02<br />

Nov 02<br />

Dez 02<br />

Zeit [Monat]<br />

Abbildung 6: Verlauf der Zn- <strong>und</strong> Pb-Konzentration bezogen auf die Feu<strong>ch</strong>tsubstanz<br />

(FS) im Müllinput der KVA Thurgau, S<strong>ch</strong>weiz, vom Jan. 01 bis Dez. 02; Fehler der<br />

Mittelwerte sind angegeben als Grenzen eines approx. 95%- Konfidenzintervalls (≈ ±<br />

2σ) [Morf, 2005a].<br />

Trends bei korrosionsrelevanten Matrixelementen im Restmüll<br />

Weil dur<strong>ch</strong> einen erhöhten Alkalimetallgehalt (Na, K) in Kombination mit Chlor- <strong>und</strong><br />

S<strong>ch</strong>wefel im Verbrennungsprozess der MVA an den Rohrwänden des Kessels stark<br />

korrosive Verbindungen gebildet werden können <strong>und</strong> eine erhöhte Materialbelastung<br />

auftritt sind au<strong>ch</strong> Informationen zu diesen Elementen im Müll von Interesse. Zusammen<br />

mit den beiden anderen Matrixelementen Ca <strong>und</strong> Si sind exemplaris<strong>ch</strong> die Verläufe<br />

der Monatsmittel in der KVA Thurgau während eines Jahres dargestellt. Dabei<br />

wird si<strong>ch</strong>tbar, dass (a) au<strong>ch</strong> diese Verläufe deutli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wankungen unterliegen<br />

(Differenzen von bis zu Faktor 2 zwis<strong>ch</strong>en min. <strong>und</strong> max. Monatsmittelwert) <strong>und</strong> (b)<br />

die vier Verläufe stark korrelieren. Im Falle der KVA Thurgau ist innerhalb dieses<br />

Jahres für alle vier Elemente ein Abwärtstrend feststellbar.


7000<br />

6000<br />

Na<br />

4000<br />

3500<br />

K<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

0<br />

Jan 04<br />

Mrz 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

Jan 04<br />

Mrz 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

40000<br />

35000<br />

Ca<br />

40000<br />

35000<br />

Si<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

Konzentration [mg/kgFS]<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

0<br />

Jan 04<br />

Mrz 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

Jan 04<br />

Mrz 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

Abbildung 7: Verlauf der monatli<strong>ch</strong>en Müllkonzentration von Na, K, Ca <strong>und</strong> Si in der<br />

KVA Thurgau, S<strong>ch</strong>weiz, vom Jan. 04 bis Dez. 04; Fehler der Mittelwerte sind angegeben<br />

als Grenzen eines approx. 95%- Konfidenzintervalls (≈ ± 2σ) [Morf, 2005a].<br />

Korrelationen zwis<strong>ch</strong>en Stoffkonzentrationen im Müll<br />

In der MVA Spittelau konnten in den letzten fünf Jahren Korrelation zwis<strong>ch</strong>en Stoffkonzentrationen<br />

im Wiener Müll gef<strong>und</strong>en werden. Für a<strong>ch</strong>t Stoffpaare, wie z.B.<br />

Cd/Zn, Fe/Al, Cl/Cd etc. sind diese mit einer Irrtumswahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit von weniger<br />

als 1% als ho<strong>ch</strong> signifikant zu bezei<strong>ch</strong>nen. Der Pearson-Korrelationskoeffizienten<br />

betrug dabei zwis<strong>ch</strong>en r= 0.3 bis 0.6. Es gibt Korrelationen einzelner Stoffpaare, wel<strong>ch</strong>e<br />

über die Zeit relativ konstant sind (z.B. Fe/Zn). Für andere Stoffpaare variieren<br />

diese aber zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Jahren stark (z.B. Cl/Cd). Dies deutet auf<br />

variierende Anteile spezifis<strong>ch</strong>er Inputfraktionen (wie z.B. PVC) hin. Messungen in<br />

den letzten vier Jahren in der KVA Thurgau zeigen im Verglei<strong>ch</strong> zu Wien für einige<br />

Stoffpaare no<strong>ch</strong> stärkere Korrelationen, was auf das verstärkte Auftreten von typis<strong>ch</strong>en<br />

Abfallfraktionen hindeutet (z.B. PVC für Cl/Cd oder Flamms<strong>ch</strong>utzmittelbehandelte<br />

Kunststoffe für Br/Sb). Tabelle 1 zeigt für korrosionsrelevante Elemente im Müllinput<br />

der KVA Thurgau Korrelationskoeffizienten der mittleren monatli<strong>ch</strong>en Stoffkonzentrationen<br />

während des Jahres 2004. Müllkonzentrationen von K <strong>und</strong> Na korrelieren<br />

in der KVA Thurgau mit allen anderen Elementkonzentrationen sehr stark.<br />

Au<strong>ch</strong> stark ist die Korrelation zwis<strong>ch</strong>en Zn <strong>und</strong> Pb respektive zwis<strong>ch</strong>en Zn/S <strong>und</strong>


Zn/Cl. Weniger stark ist der Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Pb mit Cl <strong>und</strong> S sowie zwis<strong>ch</strong>en<br />

Cl <strong>und</strong> S.<br />

Cl S Pb Zn Na K<br />

Cl 1.00 0.63 0.69 0.85 0.97 0.95<br />

S 1.00 0.65 0.87 0.84 0.84<br />

Pb 1.00 0.89 0.86 0.88<br />

Zn 1.00 0.95 0.97<br />

Na 1.00 0.97<br />

K 1.00<br />

Tabelle 1: Korrelationen zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Stoffkonzentrationen im Müllinput<br />

der KVA Thurgau im Jahre 2004 [Morf, 2005a].<br />

Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Müllkonzentrationen vers<strong>ch</strong>iedener MVA<br />

Sowohl mittlere jährli<strong>ch</strong>e Stoffkonzentrationen oder Stofffra<strong>ch</strong>ten im Müllinput von<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen MVA als au<strong>ch</strong> deren zeitli<strong>ch</strong>es Verhalten variieren zum Teil stark von<br />

Ort zu Ort. Abbildung 8 zeigt deutli<strong>ch</strong>, wie die mittlere jährli<strong>ch</strong>e Müllkonzentration für<br />

die zwei ausgewählten korrosionsrelevanten Elemente Pb <strong>und</strong> Cl in drei Kehri<strong>ch</strong>tverbrennungsanlagen<br />

der S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> einer Müllverbrennungsanlage in Österrei<strong>ch</strong><br />

im Jahr 2002 deutli<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> sind. Bei Pb liegt die Müllkonzentration in Österrei<strong>ch</strong><br />

auf einem fast dreimal tieferen Niveau als in den drei Anlagen in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz. Für Chlor sind sowohl innerhalb der S<strong>ch</strong>weiz als au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en der<br />

S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> Österrei<strong>ch</strong> grosse Differenzen feststellbar. Neuere Untersu<strong>ch</strong>ungen der<br />

Zusammensetzung von Müllinputfraktionen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Herkunft (private<br />

Haushalte, Industrie- <strong>und</strong> Gewerbebetriebe) in der S<strong>ch</strong>weiz, zeigen z.T. sehr grosse<br />

<strong>und</strong> signifikante Differenzen zwis<strong>ch</strong>en vielen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Elementen [Morf, 2005b].<br />

Sol<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen sowie weitere für die Zukunft geplante Messungen werden<br />

wi<strong>ch</strong>tige Gr<strong>und</strong>lagen für die Ursa<strong>ch</strong>enanalyse von Variationen in der Müllinputzusammensetzung<br />

in S<strong>ch</strong>weizer KVA liefern. Dies wird au<strong>ch</strong> von Nutzen für die Erarbeitung<br />

von Gr<strong>und</strong>lagen zu korrosionsrelevanten Stoffen sein.<br />

Blei, 2002<br />

Chlor, 2002<br />

1200<br />

12000<br />

Konzentration mg/kgFS<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Österrei<strong>ch</strong><br />

Konzentration mg/kgFS<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Österrei<strong>ch</strong><br />

0<br />

A B C D<br />

0<br />

A B C D<br />

Abbildung 8: Mittlere jährli<strong>ch</strong>e Müllkonzentration von Pb <strong>und</strong> Cl in drei Kehri<strong>ch</strong>tverbrennungsanlagen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> einer Müllverbrennungsanlage in Österrei<strong>ch</strong><br />

im Jahr 2002 im Verglei<strong>ch</strong>; Fehler der Mittelwerte sind angegeben als Grenzen<br />

eines approx. 95%- Konfidenzintervalls (≈ ± 2σ).


Transferkoeffizienten –Prozessverhalten<br />

Für die wi<strong>ch</strong>tigsten korrosionsrelevanten Elemente ist der mittlere Transferkoeffizient<br />

in die Stäube (Kesselas<strong>ch</strong>e, Filteras<strong>ch</strong>e) grösser als 40%. Für diese Elemente muss<br />

davon ausgegangen werden, dass Konzentrationss<strong>ch</strong>wankungen im Müllinput einen<br />

ni<strong>ch</strong>t verna<strong>ch</strong>lässigbaren Einfluss auf das Korrosionsverhalten an den Heizflä<strong>ch</strong>en<br />

haben. Transferkoeffizienten von Stoffen, wel<strong>ch</strong>e in einer MVA vom Müll in die<br />

Verbrennungsprodukten transferiert werden, d.h. ni<strong>ch</strong>t zerstört werden, sind vom<br />

Prozess selber <strong>und</strong> vom Input abhängig [Belevi, 1998, Morf et al., 2000]. Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

haben gezeigt, dass es nur dur<strong>ch</strong> die Kenntnis der eingesetzten Te<strong>ch</strong>nologie<br />

(Rosttyp, Kesseltyp etc.) <strong>und</strong> ohne die direkte Messung der Transferkoeffizienten,<br />

für<br />

viele<br />

Elemente ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist, genügend verlässli<strong>ch</strong>e Werte für die Stoffverteilung in<br />

einer untersu<strong>ch</strong>ten MVA anzugeben [Morf, 1998]. Zink <strong>und</strong> Blei sind zwei sol<strong>ch</strong>e<br />

Elemente, deren Verteilung infolge grosser Variabilität zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen MVA<br />

ohne Messung kaum abs<strong>ch</strong>ätzbar ist. Die Verteilung der Stoffe zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lacke,<br />

der Kessel- <strong>und</strong> Filteras<strong>ch</strong>e variiert von MVA zu MVA sehr stark. Tabelle 2 zeigt für<br />

fünf vers<strong>ch</strong>iedene MVA die Transferkoeffizienten für Zn <strong>und</strong> Pb in die S<strong>ch</strong>lacke. Dabei<br />

sind deutli<strong>ch</strong>e Differenzen erkennbar.<br />

MVA Zn Pb<br />

1 0.53 ± 0.02 0.71 ± 0.02<br />

2 0.46 ± 0.03 0.46 ± 0.10<br />

3 0.40 ± 0.04 0.72 ± 0.20<br />

4 0.36 ± 0.19 0.70 ± 0.14<br />

5 0.36 ± 0.09 0.41 ± 0.12<br />

Tabelle 2: Verglei<strong>ch</strong> von mittleren Transferkoeffizienten von Zn <strong>und</strong> Pb in die S<strong>ch</strong>lacke<br />

von 5 vers<strong>ch</strong>iedenen MVA in Österrei<strong>ch</strong> <strong>und</strong> der S<strong>ch</strong>weiz; Fehler der Mittelwerte<br />

sind angegeben als Grenzen eines approx. 95%- Konfidenzintervalls (≈ ± 2σ).<br />

Variationen der Transferkoeffizienten in einer ausgewählten MVA sind in der Praxis<br />

vor allem dur<strong>ch</strong> den Input bestimmt. Kritis<strong>ch</strong>e Prozessparameter wie Feuerraumtemperatur,<br />

Luftverteilungen sowie die Feuerraumgeometrie sind im Routinebetrieb in<br />

der Regel konstant, so dass sie einen untergeordneten Einfluss auf die Stoffverteilung<br />

haben. Inputparameter, wel<strong>ch</strong>e einen deutli<strong>ch</strong>en Einfluss auf die Stoffverteilung<br />

haben, sind z.B. der Chlorgehalt, die Staubfra<strong>ch</strong>t sowie die <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Verbindung<br />

des Elementes [Verhulst, 1996, Belevi, 1998, Morf et al., 2000].<br />

Abbildung 9 zeigt für Zink den zeitli<strong>ch</strong>en Verlauf der monatli<strong>ch</strong> bestimmten Transferkoeffizienten<br />

in die S<strong>ch</strong>lacke. Der Koeffizient variiert relativ stark aber sto<strong>ch</strong>astis<strong>ch</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en 0.36 <strong>und</strong> 0.65. Mittels des Studiums des Transferkoeffizientenverhaltens<br />

kann Information als Gr<strong>und</strong>lage für die Steuerung der Stoffverteilung gewonnen werden.<br />

Modellresultate können so in der Praxis evaluiert werden.


1.0<br />

Transferkoeffizient [-]<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

Aug. 99<br />

Mrz. 00<br />

Okt. 00<br />

Apr. 01<br />

Nov. 01<br />

Mai. 02<br />

Dez. 02<br />

Jun. 03<br />

Jan. 04<br />

Aug. 04<br />

Feb. 05<br />

Monat<br />

Abbildung 9: Verlauf des mittleren monatli<strong>ch</strong>en Zink-Transferkoeffizienten in die<br />

S<strong>ch</strong>lacke der MVA Spittelau in Wien vom Aug. 99 bis Feb. 05 [Morf et al. 2005].<br />

4 S<strong>ch</strong>lussfolgerungen/Ausblick<br />

Massenflüsse als Basis für die Bestimmung von Stoffflüssen<br />

Die Massenbilanz einer MVA ist abhängig von der Verfahrenste<strong>ch</strong>nik <strong>und</strong> vom Müllinput,<br />

d.h. es kann ni<strong>ch</strong>t a-priori von der Massenverteilung einer MVA auf die Massenverteilung<br />

einer anderen Anlage ges<strong>ch</strong>lossen werden.<br />

Weil die genaue Kenntnis der Massenflüsse eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist, um Stoffflüsse<br />

exakt zu bestimmen, ist es erforderli<strong>ch</strong>, diesen Messungen genügend Bea<strong>ch</strong>tung<br />

zu s<strong>ch</strong>enken.<br />

Analysenwerte in einem Verbrennungsprodukt<br />

Stoffkonzentrationen der korrosionsrelevanten Elemente in den Verbrennungsprodukten<br />

von MVA variieren stark. Dies bedeutet, dass zur Untersu<strong>ch</strong>ung von Korrosionsphänomenen<br />

das zeitli<strong>ch</strong>e Verhalten der Elementkonzentrationen berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden muss. Infolge der grossen S<strong>ch</strong>wankungsbreiten ist es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> für den<br />

behandelten Müll mittels einzelner Sti<strong>ch</strong>proben (Punktmessungen) repräsentative<br />

Werte zu bestimmen.<br />

Wie Messungen belegen, können mittels Analysen in nur einzelnen Verbrennungsprodukten<br />

oder Belägen keine verlässli<strong>ch</strong>en Aussagen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Müllinputqualität<br />

gema<strong>ch</strong>t werden. Dazu brau<strong>ch</strong>t es ein umfassendes Stoffflussmonitoring.


Stoffkonzentrationen <strong>und</strong> –flüsse im Müllinput von MVA<br />

Zeitli<strong>ch</strong>e Variationen für die korrosionsrelevanten Elemente (Cl, S, Zn, Pb , Na, K ) in<br />

einer MVA sind gross. Alle diese Element sind kurzzeitigen Abwei<strong>ch</strong>ungen von ihren<br />

„Normalwerten“ unterworfen. Im Berei<strong>ch</strong> von einem Monat sind es Abwei<strong>ch</strong>ungen bis<br />

zu Faktor 3, für kürzere Zeiträume sind au<strong>ch</strong> grössere Variationen mögli<strong>ch</strong>. Au<strong>ch</strong> das<br />

mittlere monatli<strong>ch</strong>e Chlor-S<strong>ch</strong>wefel Verhältnis im Input einer MVA variiert innerhalb<br />

eines Jahrs um bis zu einem Faktor zwei. Erst das routinemässige Stoffflussmonitoring<br />

erlaubt die Bestimmung der Müllzusammensetzung <strong>und</strong> der Stofffra<strong>ch</strong>ten im<br />

Müllinput.<br />

Au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen MVA werden für Müllkonzentrationen von korrosionsrelevanten<br />

Elementen grosse Differenzen festgestellt. Um S<strong>ch</strong>lussfolgerungen aus<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen bezgl. des Korrosionsverhaltens in einzelnen MVA ableiten zu können,<br />

sollten neben Prozessparameter wie der O2-Gehalt, die Temperatur, die Anlagegeometrie<br />

etc. au<strong>ch</strong> die Inputzusammensetzung <strong>und</strong> deren Verhalten für die untersu<strong>ch</strong>ten<br />

MVA bestimmt werden.<br />

Einfluss der Transferkoeffizienten<br />

Transferkoeffizienten sind vom Müllinput <strong>und</strong> von der Verfahrenste<strong>ch</strong>nik abhängig.<br />

Innerhalb einer MVA variieren sie vorallem infolge Inputveränderungen. Das Studium<br />

der Transferkoeffizienten in der Praxis liefert Informationen als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Steuerung der Stoffverteilung, <strong>und</strong> Resultate aus Modellbere<strong>ch</strong>nungen können so<br />

überprüft werden.<br />

Ausblick<br />

Es fällt auf, dass in der Korrosionsfors<strong>ch</strong>ung der vergangenen Jahre der Fokus sehr<br />

stark auf Vorgänge in der Medio- (um die Kesselrohre) bzw. Mikro-Ebene (im Belag<br />

am Kesselrohr) gelegt worden ist. Na<strong>ch</strong> einigen Jahrzehnten Korrosionsfors<strong>ch</strong>ung<br />

wurden bessere (aber au<strong>ch</strong> teurere) Materialien <strong>und</strong> Konstruktionen entwickelt <strong>und</strong><br />

Unterhaltsarbeiten am Kessel können bedarfsgere<strong>ch</strong>ter geplant werden. Neben na<strong>ch</strong><br />

wie vor hohen Instandhaltungskosten bleiben au<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> viele Fragen offen.<br />

Für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> festgestelltes Korrosionsverhalten in vers<strong>ch</strong>iedenen untersu<strong>ch</strong>ten<br />

MVA können leider immer no<strong>ch</strong> nur bes<strong>ch</strong>ränkt Erklärungen gef<strong>und</strong>en werden. Es<br />

fällt aber au<strong>ch</strong> auf, dass auf der Makroebene (Gesamtanlagenbilanz, Müllinputfra<strong>ch</strong>ten)<br />

praktis<strong>ch</strong> keine verlässli<strong>ch</strong>en Daten erhoben werden.<br />

Um für die nahe Zukunft bessere Gr<strong>und</strong>lagen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Einflusses der elementaren<br />

Müllzusammensetzung auf das Korrosionsverhalten im Kessel bereit stellen<br />

zu können, wird empfohlen, die hier präsentierte Methodik des routinemässigen<br />

Stoffflussmonitorings in MVA sinnvoll mit anderen Untersu<strong>ch</strong>ungen zu verknüpfen.<br />

Vorges<strong>ch</strong>lagen wird im Wesentli<strong>ch</strong>en, dass:<br />

das routinemässige Stoffflussmonitoring bei Anlagenverglei<strong>ch</strong>en neben der<br />

Untersu<strong>ch</strong>ung von Parametern, wie in [Warnecke, 2005] vorges<strong>ch</strong>lagen (z.B.<br />

Konstruktionsanalyse, Belagsanalyse, Verfahrenste<strong>ch</strong>nikverglei<strong>ch</strong>) au<strong>ch</strong> angewandt<br />

wird. Mit den so ermittelten repräsentativen Daten zur Müllinputzusammensetzung<br />

könnten in Kombination mit den anderen erhobenen Prozessparametern<br />

wertvolle zusätzli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse zur Klärung der z.T. grossen<br />

Unters<strong>ch</strong>iede im Korrosionsverhalten in den vers<strong>ch</strong>iedenen MVA gewonnen<br />

werden.


mittels der Kombination des routinemässigen Stoffflussmonitorings mit<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tsmodellre<strong>ch</strong>nungen Korrosionspotenziale, wie in [Born, 2004]<br />

vorges<strong>ch</strong>lagen, in der Praxis genauer bestimmt werden. Dies könnte prioritär<br />

in MVA, in denen heute s<strong>ch</strong>on das routinemässige Monitoring angewandt wird<br />

dur<strong>ch</strong>geführt werden <strong>und</strong> bei Bedarf in weiteren Anlagen zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Anhand dieses Vorgehens könnten mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit wertvolle Antworten<br />

zu den folgenden heute no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t belegbaren <strong>und</strong> z.T. widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Hypothesen gef<strong>und</strong>en werden:<br />

(1) “Fuel <strong>ch</strong>lorine and alkali concentrations should be limited to less than one fifth of<br />

the total fuel sulfur on a molar basis to avoid corrosion problems.” [Baxter, L.].<br />

(2) „Brennstoffeigens<strong>ch</strong>aften spielen mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit eine untergeordnete<br />

Rolle hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Korrosionsproblematik an Kesselrohren von MVA.“<br />

[Warnecke, pers. Komm.]<br />

(3) „Hauptursa<strong>ch</strong>e für die Korrosionss<strong>ch</strong>äden sind naturgemäss die mit dem Brennstoff<br />

eingebra<strong>ch</strong>ten Problem-Elemente.” [Born, 2004]<br />

5 Dank<br />

Besonderen Dank gebührt den folgenden Institutionen, die dur<strong>ch</strong> ihre finanzielle <strong>und</strong><br />

organisatoris<strong>ch</strong>e Unterstützung die Projekte auf den vers<strong>ch</strong>iedenen MVA in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> Österrei<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> unterstützen: Fernwärme Wien GmbH,<br />

Verband KVA Thurgau, Entsorgungsamt der Stadt St. Gallen, Verband Kläranlage<br />

<strong>und</strong> Kehri<strong>ch</strong>tverbrennung Limmattal, die Magistratsabteilungen MA22 <strong>und</strong> MA48,<br />

B<strong>und</strong>esamt für Umwelt, Wald <strong>und</strong> Lands<strong>ch</strong>aft (BUWAL), Abteilung Abfall, Amt für<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz des Kanton St. Gallen, Amt für Umwelt des Kanton Thurgau.<br />

6 Literatur<br />

Baxter L., Energy laboratory homepage of <strong>ch</strong>emical engineering department,<br />

Brigham Young University, Provo, UT, U.S.A.,<br />

http://www.et.byu.edu/ ~larryb/corrosio1.htm<br />

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vdf Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulverlag AG der ETH Züri<strong>ch</strong>.<br />

Born, M. (2004), Dampferzeugerkorrosion <strong>und</strong> Mögli<strong>ch</strong>keiten ihrer Begrenzung,<br />

In: Depote<strong>ch</strong> 2004, Abfall- <strong>und</strong> Deponiete<strong>ch</strong>nik, Altlasten, Abfallwirts<strong>ch</strong>aft, Konferenzberi<strong>ch</strong>t<br />

der 7. Depote<strong>ch</strong> Fa<strong>ch</strong>tagung Leoben/Österrei<strong>ch</strong>/ 24.-26.11.2004, Herausgegeben<br />

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