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ansehen - Deutschlehrerverband Rumäniens

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Deutscher<br />

Muttersprachenunterricht im<br />

Banater Hatzfeld -Jimbolia<br />

Anni Bobu<br />

Fortbildnerin am Zentrum für Lehrerforbildung in deutscher<br />

Sprache Mediasch/ Filiale Temeswar und Deutschlehrerin am<br />

Technologischen Lyzeum Hatzfeld/ Jimbolia<br />

Hatzfeld liegt in der Teißtiefebene und war vor<br />

der Ansiedlung der Schwaben (1766) ein<br />

Sumpfgebiet. Auf dem Ort, an dem Hatzfeld<br />

angesiedelt wurde, befand sich Chumbul,<br />

das 1333 im Zehentregister der Diözese Tschanad<br />

erwähnt wird. Während des Türkeneinfalls von 1552<br />

wurde der Ort völlig zerstört und lag brach bis 1766, als<br />

die Schwaben angesiedelt wurden. Den Namen erhielt<br />

die neue Siedlung nach Graf Karl Friedrich Anton von<br />

Hatzfeld-Gleichen, dem dirigierenden Staatsminister<br />

des Inneren unter Kaiserin Maria Theresia.<br />

Anfangs gab es keine Regelungen für die Gestaltung<br />

des Unterrichts und die Einstellung von Lehrern. Doch<br />

bereits 1774 tritt die „Allgemeine Schulordnung für<br />

die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in<br />

sämtlichen kaiserlich und königlichen Erbländern“<br />

in Kraft und prägte für Jahrzehnte das katholische<br />

Schulwesen im Banat. Bereits einige Monat früher<br />

hat die Temeswarer Verwaltung nach Wien gemeldet,<br />

dass die „Landschulen in denen Catholischen –<br />

sowohl teutschen als National Ortschaften allerorten<br />

mit geprüften Schulmeistern bestellt seyen“.<br />

Infolge dieser Regelungen, durfte die Gemeinde den<br />

Lehrer auswählen und anstellen, musste ihn aber<br />

dem Schuldirektor (eine Funktion, die dem heutigen<br />

Generalinspektor des Schulinspektorats eines Kreises<br />

entspricht) zur Bestätigung vorschlagen. Die Gemeinde<br />

durfte den Lehrer nicht ohne die Zustimmung des<br />

Schuldirektors entlassen. Die Lehrer unterrichteten<br />

ihre Schüler in der Bibel, Sittenlehre, Lesen und<br />

Schreiben und vermittelten ihnen Grundkenntnisse<br />

im Rechnen. Meistens hatten die Lehrer auch eine<br />

Zweitbeschäftigung als Gemeindeschreiber oder<br />

Gemeindediener, Kantor, Messner und Glöckner. Die<br />

Frau des Lehrers musste Hostien für die Kirche backen<br />

und die Messgewänder waschen. Erst in der ersten<br />

Häfte des 19. Jahrhunderts waren die Lehrer und ihre<br />

Familie nicht mehr zu diesen Arbeiten verpflichtet.<br />

Obwohl die Magyarisierung offiziell nach dem<br />

Österreichisch-Ungarischen Ausgleich (1867)<br />

durchgesetzt wurde, gab es schon davor Versuche,<br />

den Banater Unterricht ungarisch zu gestalten. So<br />

der Pressburger Reichstag, der 1930 beschloss, dass<br />

„die Kinder, welche die Schulen in den Dörfern und<br />

Fleken besuchen, mit Ausschluss des Gebrauchs<br />

anderer Sprachen das Lesen, Schreiben, Rechnen<br />

und die Gebethe nur in der madyarischen Sprache<br />

lernen“ Dieser Beschluss wurde von der Hatzfelder<br />

Gemeinde einfach ignoriert, da die Lehrer Deutsche<br />

waren, Absolventen der Temeswarer Präparandie<br />

und ihren Schülern weiterhin Unterricht in ihrer<br />

Muttersprache erteilten. Der Tschanader Bischof<br />

Alexander Bonnaz ordnete noch durch die Verordnung<br />

Nr. 1126/ 1852 an „daß in allen Volksschulen die<br />

Muttersprache der Schüler Unterrichtssprache sein<br />

müsse; der Unterricht in einer zweiten Landessprache<br />

dürfe nur auf ausdrückliches Verlangen der Gemeinde<br />

ab dem zweiten Schuljahr eingeführt werden.“ Doch<br />

schon 1976, noch im Jahre des Ausgleichs, wurde<br />

die ungarische Sprache als Unterrichtssprache<br />

angeordnet, die Lehrer zum Erlernen dieser Sprache<br />

gezwungen, wollten sie noch weiter Lehrer bleiben.<br />

Ein weiterer Schlag erhielt die Hatzfelder<br />

Lehrerschaft 1901, als die Gemeindevertretung<br />

den Beschluss fasste, die Schule dem Staat zu<br />

überlassen, was zur Folge hatte, dass auch in den<br />

Kindergärten Ungarisch als Unterrichtssprache<br />

eingesetzt werden muss, da die Schulkinder, die<br />

Sprache, in der ihnen in der Schule Sachkenntnisse<br />

vermittelt werden, schon beherrschen sollten.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Hatzfeld von Serbien<br />

besetzt, was 1920 durch den Vertrag von Trianon<br />

besiegelt wurde. Die serbischen Behörden gestatteten<br />

zwar den Unterricht in deutscher Sprache, aber<br />

bestanden jedoch auf die Einführung des Serbischen.<br />

Dieser Zustand hielt bis 1924 an, als Hatzfeld, Großscham<br />

(Jamu Mare), Tschene (Cenei) und Neuburg an der<br />

Bega (Uivar) an Rumänien und Modosch (Jaša Tomić)<br />

und Parjan an Serbien angeschlossen wurden, infolge<br />

der Belgrader Konvention vom 24. November 1923 zur<br />

Grenzbereinigung. Unter rumänischer Herrschaft wurde<br />

der Unterricht weiterin in deutscher Sprache abgehalten.<br />

Nach 1924 setzte jedoch eine Romanisierungswelle ein,<br />

die in 1935 gipfelte, als das für das Banat zuständige<br />

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