30.04.2015 Aufrufe

ansehen - Deutschlehrerverband Rumäniens

ansehen - Deutschlehrerverband Rumäniens

ansehen - Deutschlehrerverband Rumäniens

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutsch als Fremdsprache<br />

im rumänischen Schulwesen.<br />

Statistiken und Aktivitäten<br />

Sorin Giurumescu<br />

Rumänisches Bildungsministerium, Generalinspektor für<br />

Deutsch als Fremdsprache<br />

Das Schulfach Deutsch als Fremdsprache<br />

(DaF) erfreut sich heutzutage in Rumänien<br />

einer großen Attraktivität. Die Nachfrage ist<br />

in den letzten Jahren gestiegen, wobei die<br />

freien Plätze in den Schulen weniger geworden sind..<br />

Ein Blick in den Statistiken kann diese Situation klar machen.<br />

2003 gab es, nach den starken Förderungsmaßnahmen<br />

für Deutsch, die Bildungsminister Marga 1998-2000<br />

getroffen hatte, fast 1300 Lehrerdeputate für Deutsch<br />

als Fremdsprache, d.h. 5,74% der Deputate für<br />

Fremdsprachen. 2009, gleich nach einer Änderung in der<br />

Stundentafel, in der Sport und die zweite Fremdsprache<br />

am meisten „verloren” hatten, gab es nur noch wenig mehr<br />

als 1000 Deputaten für DaF, d.h. 4,77%. Bei Deutsch<br />

als Muttersprache gab es eine konstante Steigerung<br />

der Zahlen (von 92 auf 104 Deputaten und dasselbe<br />

passierte auch in Bereichen Vorschule und Grundschule).<br />

Bei den Schüleranzahlen gibt es eine ähnliche Tendenz.<br />

2005-2006 gab es fast 64000 Schüler mit Deutsch als<br />

erste Fremdsprache (2,48%) und 2009-2010 44250<br />

Schüler (1,87%). Bei Deutsch als zweite Fremdsprache<br />

waren es 2005-2006 119213 Schüler (7,86%) und<br />

2009-2010 122627 Schüler (7,33%). Die stärkste<br />

Tendenz ist, dass Englisch sich als erste Fremdsprache<br />

etabliert hat (etwa 15 % Steigerung, bis auf 70% der<br />

Fremdsprachen, fast alles auf Kosten von Französisch).<br />

Heutzutage lernen gegen 180000 Schüler Deutsch als<br />

Fremdsprache, etwa 7% der Schüler in Rumänien, die meisten<br />

als zweite Fremdsprache. Die Lehrerdeputate für DaF sind<br />

in den letzten 3 Jahren nur wenig reduziert worden, was der<br />

generellen Tendenz von allen Lehrerdeputaten entspricht.<br />

Es gab 2012 912 Lehrerdeputate für DaF und 110 für DaM<br />

(plus 303 für Grundschule und 293 für Kindergarten – wobei<br />

hier nur die öffentlichen Kindergärten gezählt werden).<br />

Es sind in den letzten Jahren viele Deutschlehrer in Rente<br />

gegangen und diese Anzahl wird in den nächsten 10<br />

Jahren noch steigen. Die mittlere Generation, der 40 bis<br />

50 Jährigen Lehrkräften, ist schwach vertreten, weil in den<br />

90-er Jahren die Attraktivität des Berufs plötzlich gesunken<br />

ist und gleichzeitig die Nachfrage von Deutschsprechenden<br />

auf dem freien Markt rasant gestiegen ist.<br />

Mit dem EU-Beitritt ist das Interesse für Deutsch noch<br />

einmal gestiegen und die Eltern sind sich in den letzten<br />

paar Jahren bewusster geworden, welche Chance Deutsch<br />

für ihre Kinder bietet.. Besonders stark ist das Phänomen<br />

bei den DaM-Schulen zu erkennen, wenn man z.B. das<br />

Interesse für den Schulanfang ansieht. Die Eltern wünschen<br />

sich sehr für ihre Kinder den Frühsprachenerwerb. Bei<br />

den DaF-Schulen ist der Druck nur deshalb geringer,<br />

weil die bildungsorientierten Eltern nicht an einem Ort<br />

konzentriert sind. Aber es kommen immer öfter auch da<br />

solche Fälle vor: in einem besonders guten Gymnasium<br />

aus dem Süden des Landes haben in diesem Herbst<br />

nur 4 Elternpaare der Klasse 5 Französisch als zweite<br />

Fremdsprache gewählt, als Folge werden jetzt alle Klassen<br />

Deutsch als zweite Fremdsprache lernen (wobei es 7550<br />

Lehrerdeputate für Französisch auf Landesebene gibt).<br />

Unter diesen Umständen kann man einige<br />

Schlussfolgerungen ziehen.<br />

Den Lehrpersonen mit Deutsch geht es gut, weil man<br />

sie braucht. Dem Fach Deutsch als Fremdsprache geht<br />

es auf der einer Seite gut, weil es sehr nachgefragt<br />

ist, andererseits nicht so gut, weil es nicht genügend<br />

Lehrer gibt. Dazu kommen noch die Probleme mit der<br />

Motivation der Lehrer. Die Gehälter der Lehrer sind<br />

im Allgemeinen niedrig und es gibt neben den Ärzten<br />

auch Lehrer, die nach Deutschland ziehen, um dort als<br />

Kindergärtnerinnen mehr zu verdienen. Die Deutschlehrer<br />

können in der Freizeit ihre Deutschkenntnisse finanziell<br />

gut nützen, was natürlich auf Kosten der Qualität<br />

im Unterricht gehen kann (weniger Vorbereitung).<br />

Auf der anderen Seite gibt es „Rückkehrer“ in den<br />

Beruf, solche die einige Jahre auf dem freien Markt ihre<br />

Deutschkenntnisse gebraucht haben. Diese sind oft sehr<br />

selbstbewusst und können sich schnell und gut entwickeln.<br />

Seit vier Jahren organisieren wir, das Goethe-Institut Bukarest<br />

und das Bildungsministerium, jährlich, ein zweiwöchiges<br />

Junglehrerseminar und es ist erstaunlich, trotz der geringen<br />

finanziellen Attraktivität des Berufs, was für motivierte,<br />

intelligente und selbstbewusste junge LehrerInnen es gibt.<br />

Die Fortbildung ist von enormer Bedeutung für das ganze<br />

Schulwesen. Die Studien (s. John Hattie) haben bewiesen,<br />

dass die Qualität und die Motivation der Lehrpersonen am<br />

wichtigsten für den Erfolg der Lehr-Lernprozessen sind.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!