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HEFT 26/2013 ISSN 1221-3292<br />

DEUTSCH<br />

AKTUELL<br />

Aus der Theorie und Praxis des Deutschunterrichts<br />

EUROPABÜRGER SEIN – VONEINANDER LERNEN<br />

Sprachlehrer sind<br />

„im Dienste von Demokratie,<br />

Frieden und Entwicklung“<br />

XXII. Tagung des DVR<br />

Rund um den<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong><br />

<strong>Rumäniens</strong><br />

Deutsch hat Zukunft.<br />

Deutsch als DaM und DaF in<br />

Rumänien<br />

Was im Unterricht zählt<br />

AuSSerschulische<br />

Lernorte<br />

Willkommen in Hermannstadt. Oberbürgermeister Prof. Klaus<br />

Johannis bei der Eröffnung<br />

Die XV. IDT, 29.07-3.08.2013, in<br />

Bozen, Italien. DACHL - SEMINAR<br />

Gäste aus dem Ausland<br />

Wesen und Aufgaben des<br />

Deutschlehrers<br />

Umgang mit Sprachmaterialien<br />

Workshop mit der beliebten Schriftstellerin Karin Gündisch.<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Unsere Sprache hat Zukunft!<br />

Prof.Dr.h.c.mult. Hans Zehetmair,<br />

Ehrenpräsident der Hanns Seidel Stiftung......................................................................................................................................1<br />

Rund um den <strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong><br />

Silvia Florea........................................................................................................................................................................2<br />

Grußbotschaft für den <strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong><br />

Marianne Hepp.........................................................................................................................................................................4<br />

Deutschsprachiger Unterricht in Rumänien als Teil des Minderheitenschulwesens<br />

Christiane Gertrud Cosmatu ..............................................................................................................................................6<br />

Deutsch als Fremdsprache im rumänischen Schulwesen. Statistiken und Aktivitäten<br />

Sorin Giurumescu................................................................................................................................................................8<br />

IDT 2013 Bozen XV. Internationale Deutschlehrertagung „Deutsch von innen – Deutsch von außen“<br />

Erfahrung - Austausch - Erlebnisse<br />

Georgeta Totea................................................................................................................................................................10<br />

Was im Unterricht zählt<br />

Cristina Drescan, Helmine Pop..........................................................................................................................................14<br />

Von einer Tagung zur anderen<br />

Anni Bobu...........................................................................................................................................................................15<br />

Schon mal vom Deutschlernen im Museum gehört? Außerschulische Lernorte im DaF-Unterricht<br />

Kristine Lazar...................................................................................................................................................................16<br />

Aspekte der Varianz und der Sprachinnovation beim Rumäniendeutsch<br />

(am Beispiel der rumäniendeutschen Massenmedien)<br />

Adriana Dănilă.................................................................................................................................................................21<br />

Wesen und Aufgaben des Deutschlehrers in der technologisierten Gesellschaft<br />

Christine Ilea-Golea..........................................................................................................................................................24<br />

Die Position des Deutschen in der Türkei<br />

Christine Dikici ...............................................................................................................................................................27<br />

Deutscher Muttersprachenunterricht im Banater Hatzfeld - Jimbolia<br />

Anni Bobu........................................................................................................................................................................30<br />

Sprachräume er - fahren, Interkulturalität erleben und Wissen erwerben<br />

Alexandra Nicolaescu.......................................................................................................................................................32<br />

Optimierung des Umgangs mit Unterrichtsmaterialien<br />

Lerner, Vorsicht beim Umgang mit Nachschlagewerken!<br />

Deutsche Kultur in einem rumänisch-spanischen Reiseführer..............................................................................................34<br />

Deine, meine, unsere Geschichte<br />

Monica – Elena Man........................................................................................................................................................36<br />

IMPRESSUM DEUTSCH AKTUELL 26 / 2013:<br />

Zur XXII. Tagung des <strong>Deutschlehrerverband</strong>es <strong>Rumäniens</strong>.<br />

Aus der Theorie und Praxis des Deutschunterrichts.<br />

Herausgegeben vom <strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong>.<br />

Schriftleitung: Silvia Florea<br />

Autoren: Hans Zehetmair, Silvia Florea, Marianne Hepp, Christiane Gertrud Cosmatu,<br />

Alexander Szepesi, Sorin Giurumescu, Georgeta Totea, Cristina Drescan, Helmine Pop, Anni<br />

Bobu, Kristine Lazar, Adriana Dănilă, Christine Ilea-Golea, Christine Dikici, Anni Bobu, Alexandra<br />

Nicolaescu, Ana Karlstedt, Monica – Elena Man<br />

Redaktion: Silvia Florea, Christiane Cosmatu<br />

Layout: Raluca D. Hoisan Pilbáth, Silvia Florea<br />

DTP: info@green-steps.com<br />

Titelseite: Raluca D. Hoisan Pilbáth.<br />

Druckerei des Verlags Anima, Bukarest<br />

Adresse der Redaktion:<br />

Friedrich Schiller Kulturhaus<br />

Str. Batiste, Nr.15, Bukarest 020932<br />

Tel.: 021-3192688<br />

Fax: 021 319 26 87<br />

deutschlehrerverband@yahoo.com<br />

www. deutschlehrerverband.ro<br />

Werden Sie Autor in Deutsch aktuell! Sie erscheint bei den<br />

Tagungen des DVR in Druckform und online auf der Seite<br />

www. deutschlehrerverband.ro<br />

Die Zeitschrift wendet sich an alle, die Deutsch in Rumänien lehren<br />

und an die, die sich oder andere auf eine solche Lehre vorbereiten.<br />

Für Rückmeldungen, Hinweise und Vorschläge sind wir Ihnen sehr<br />

dankbar.<br />

Wir wünschen uns Texte, die für die Praxis brauchbar und anregend<br />

sind und Impulse für die Entwicklung des Faches und seinen<br />

Grundlagen geben können. Wichtig sind auch Berichte über<br />

Tagungen, relevante Publikationen, Projekte, Buchbesprechungen.<br />

Kurze und verständliche Beiträge haben bessere Chancen.


2013 Kindergärten und Schulen in deutscher Sprache<br />

Autor: Doz. Dr. Radu Cretulescu, Universitat Lucian Blaga,<br />

Hermannstadt<br />

Ein Loblied auf die Aufgabe der Lehrer. S.E. Dr. Michael<br />

Schwarzinger, ein lieber Gast unserer Tagungen<br />

Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretarin im DIB , i. A.<br />

der deutschen Minderheit in Rumanien, Hermannstadt 2012


Unsere Sprache hat Zukunft!<br />

Hans Zehetmair<br />

In der Wahrnehmung einer großen Mehrheit<br />

der Deutschen hat ihre Muttersprache in<br />

den letzten Jahren eine Statusminderung<br />

erfahren. Die Sorge vor einer sprachlichen<br />

Überfremdung ist zum Dauerthema geworden.<br />

Im Mittelpunkt dieser Sprachkritik steht<br />

der überbordende Gebrauch von Anglizismen<br />

in weiten Lebens- und Sprachbereichen.<br />

Insbesondere in Wissenschaft und Technik,<br />

aber auch in der Wirtschaft wird die deutsche<br />

Sprache häufig durch die englische ersetzt.<br />

Neu ist das im Kern nicht. Historisch gesehen<br />

ist Deutschland durchaus an Mehrsprachigkeit<br />

gewöhnt. So sprach um das Jahr 1800 jeder<br />

gebildete Deutsche Französisch. Zuvor war<br />

Latein bekanntlich die akademische Linguafranca.<br />

zehn Sprachen auf der Welt und ist in<br />

der Europäischen Union, gemessen an der Zahl<br />

der Sprecher, mit Abstand die bedeutendste Sprache.<br />

Diese Zahlen entbinden uns natürlich nicht von<br />

der Verpflichtung, uns wo immer wir können für unsere<br />

Sprache einzusetzen. Grund zum Pessimismus<br />

besteht gleichwohl nicht. Eine Sprache, die aktuell<br />

von über 14 Millionen Nichtmuttersprachlern<br />

gelernt wird und damit zu den wenigen Sprachen<br />

gehört, die weltweit unterrichtet werden, ist nicht<br />

dem Untergang geweiht, sondern hat Zukunft.<br />

Ihr Prof. Dr. h. c. mult. Hans Zehetmair<br />

Staatsminister a. D., Senator E. h.<br />

Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung<br />

Auch heute, in Zeiten weltweiter Vernetzung, ist es<br />

in vielen Bereichen sinnvoll, sich international auf<br />

wenige Sprachen als Kommunikationssprachen zu<br />

konzentrieren. Den Vorreiter bildet hier zweifellos<br />

die englische Sprache, deren Beherrschung zu einer<br />

der wichtigsten Schlüsselqualifikationen geworden ist.<br />

Mit etwa 100 Millionen Sprechern kann sich aber<br />

auch unsere Sprache im weltweiten Vergleich<br />

durchaus sehen lassen. Sie zählt zu den wichtigsten<br />

1


DEUTSCHLEHRERVERBAND RUMÄNIENS<br />

ASOCIAŢIA PROFESORILOR DE LIMBA GERMANĂ DIN ROMÂNIA<br />

www.deutschlehrerverband.ro<br />

Tel/Fax 0040 - (0)21-319 26 88, 0040-(0)21-319 26 87;<br />

Casa de Cultură Friedrich Schiller<br />

020932 Bucureşti, s. 2 , Str. Batiştei nr.15<br />

ROMANIA<br />

Rund um den<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong><br />

<strong>Rumäniens</strong><br />

Silvia Florea, Vorsitzende DVR<br />

Was ist der <strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong>?<br />

Der DVR ist einerseits eine große Organisation,<br />

die im Prinzip alle Deutschlehrerinnen und<br />

-lehrer in Rumänien vereinigt. Die DaM- und<br />

DaF-Zuständigen im Bildungsministerium<br />

schreiben in ihren Artikeln auf den folgenden Seiten<br />

dieser Zeitschrift, dass es um die 1200 gebe. Der<br />

DVR hat, laut Satzung, die Fort- und Weiterbildung<br />

der Deutschlehrer und die Förderung der deutschen<br />

Sprache und Kultur hierzulande als Ziele.<br />

Was hat der DVR in seiner Existenz getan?<br />

1. Am 15.01.1990 wurde der <strong>Deutschlehrerverband</strong> -<br />

Asociatia Profesorilor de Limba Germana gegründet<br />

und am 1.07.1991 als juristische Person im Sinne der<br />

rumänischen Gesetze vom Justizministerium anerkannt.<br />

2. 1993 entstanden 4 Zweigstellen des DVR: (Temeswar,<br />

Kronstadt, Jassy, Klausenburg/Cluj-Napoca) und er<br />

trat dem IDV bei.<br />

3. Mitgliederzahl: Mehr als 400 Deutschlehrer bekennen<br />

sich als Mitglieder, aber in den letzten Jahren haben fast<br />

nur ausschließlich Konferenzteilnehmer (ca.150) ihre<br />

Mitgliedsgebühr bezahlt.<br />

4. Erste nationale Tagung: 8. - 9.01.1993, Bukarest:<br />

Deutsch in Rumänien, 94 Teilnehmer.<br />

XXII. Tagung vom 10.-13.10.2013 Sibiu/Hermannstadt<br />

Europabürger sein - Voneinander lernen.<br />

Die Förderung der interkulturellen Bildung und<br />

des Unterrichts in den Sprachen der Minderheiten.<br />

Deutsch als Mutter- und Fremdsprache in Rumänien<br />

und die Donau entlang, ca. 200 Teilnehmer;<br />

5. Die Zeitschrift Deutsch aktuell, ISSN 1221-3292<br />

erschien 1991-2006 zweimal jährlich, mit Unterstützung<br />

des Goethe Instituts. Ab 2010 wurde mit Hilfe von<br />

Sponsoren eine Nummer der Zeitschrift und ein<br />

Programmheft zu jeder Tagung herausgegeben.<br />

6. Initiativen zur Förderung und Unterstützung von<br />

Deutsch in Rumänien:<br />

a. Schaffung von Deutschinspektorenstellen im<br />

Schulinspektorat Bukarest, Ministerium Temeswar,<br />

Kronstadt und in vielen anderen Kreisen. 1991 gab es<br />

schon 5 Fachinpektorenstellen, 2001- 38 Stellen. Seit<br />

2011 gibt es nur 3 Deutschinspektoren, sonst sorgen<br />

in den Schulkreisinspektoraten Zuständige für andere<br />

Fächer auch für Deutsch; in Bukarest wurde 2010 die<br />

DaF- Inspektorenstelle abgeschafft;<br />

b. 1992 Einführung von Klassen mit intensivem und<br />

bilingualem DaF-Unterricht und des DSD II;<br />

1998 erstmalige Einführung von Deutsch als 3. FS in<br />

der 9. Klasse;<br />

c. Curriculum- und Lehrwerkentwicklung für DaM und<br />

von DaF als 1.,2. und 3. FS sowie Veranstaltung von<br />

Fortbildungsseminaren dazu;<br />

d. Aktive Unterstützung des Schüleraustausches und der<br />

Lehrerstipendienvergabe von Seiten des Goethe Instituts,<br />

PAD, KulturKontakt, IDV, der Europäischen Union;<br />

e. 1998 Einführung an der Landesphase der DaF<br />

Olympiade von 4 Leistungstests ( LV, HV, G-W und SA),<br />

2


Die XXI.Tagung des <strong>Deutschlehrerverband</strong>s Rumänien,<br />

25.-28. Okt.2012, Sibiu/Hermannstadt<br />

2000 von Projekten als Teamarbeit und einer mündlichen<br />

Probe an der DaF Oympiade (Miteinander in Frieden<br />

leben, 2000-2006, Literaturprojekt 2005-2013).<br />

f. 2001- Einführung der Standards des Gemeinsamen<br />

Europäischen Referenzrahmens im Curriculum, bei der<br />

Abiturprüfung und der DaF-Olympiade.<br />

7. Initiator und Veranstalter in Zusammenarbeit mit<br />

dem Bildungsministerium, dem Goethe Institut und<br />

Kultur Kontakt Österreich, Universitäten von:<br />

a. der III. Internationalen Olympiade 2002 in Kronstadt<br />

und Schulerau /Poiana Brasov; und Teilnahme an allen<br />

internationalen Olympiaden<br />

b. der VI. Regionalen IDV Tagung 1997 in Predeal;<br />

c. der Konferenz zur Eröffnung des europäischen<br />

Sprachenjahres, März 2001, Kronstadt;<br />

d. eines regionalen Schülertheaterfestivals 2000-2005;<br />

f. von internationalen und regionalen Seminaren zur<br />

Aus- und Fortbildung der Multiplikatoren, Lehrwerk- und<br />

Lehrmaterialienautoren, für Zeitschriftredaktion;<br />

g. von Fort- und Weiterbildungskursen,<br />

Umqualifizierungskurse, Workshops und Seminare für<br />

Lehrer und Junglehrer;<br />

8. Austausch mit Fachverbänden aus dem Ausland<br />

(Albanien, Bulgarien, Bosnien Herzegowina, Serbien,<br />

Moldavien, Österreich, Deutschland, Schweiz,<br />

Griechenland, Kroatien, Makedonien, Türkei, Ukraine)<br />

und Inland;<br />

9. Organisation<br />

a. von Ferienlagern für Preisträger der Deutscholympiade<br />

in Caprioara, Sinaia, Radautz,Turnu-Severin;<br />

b. eines internationalen Schülerferienlagers in Eforie<br />

Sud zum EU-Sprachenjahr 2001 und eines Workshops<br />

für Theater an der XX.Tagung, Brasov/Kronstadt 2011;<br />

c. von 22 internationalen Tagungen, die letzten 5 mit<br />

über 200 Teilnehmern.<br />

freistellt, der Hanns Seidel Stiftung, des Goethe Instituts,<br />

KulturKontakt (bis vor zwei Jahren), des Mediascher<br />

Zentrums für Fortbildung der Lehrer, der Universitäten<br />

aus Bukarest, Lucian Blaga aus Hermannstadt, Babes-<br />

Bolyai aus Klausenburg, des Demokratischen Forums<br />

der Deutschen in Rumänien, des Fr. Schiller Kulturhauses<br />

Bukarest, des Hueber Verlags und anderer kleineren<br />

Sponsoren könnten wir nicht existieren. Deswegen ist<br />

die rechtzeitige Einzahlung der Mitgliedsgebühr wichtig.<br />

Ferner funktioniert der <strong>Deutschlehrerverband</strong><br />

weil er über die Kommunikationsadressen<br />

deutschlehrer-aus-rumanien @ googlegroups.com<br />

und deutschlehrerverband@gmail.ro sowie über die<br />

Internet-Seite www.deutschlehrerverband.ro verfügt.<br />

So stehen die Lehrer in ständigem Kontakt und können<br />

mitteilen, sich austauschen und über alles informiert<br />

werden.<br />

Aber das Wichtigste ist, dass unser Verband ein großes<br />

Potential hat, die Deutschlehrer in Rumänien. Begabte,<br />

arbeitssame, neugierige und fortbildungsfreudige Lehrer.<br />

Alle zusammen bilden wir den <strong>Deutschlehrerverband</strong><br />

<strong>Rumäniens</strong>. Wir sind stark, haben Ideen, Mut zum<br />

offenen Diskutieren, Kraft zum Durchführen unserer<br />

Projekte und können vieles in Bewegung bringen.<br />

An die Arbeit, liebe Kolleginnen und Kollegen, und<br />

wünschen wir uns gutes Gelingen!<br />

Silvia Florea<br />

Vorsitzende DVR<br />

Der DVR ist zugleich eine kleine Organisation, denn nur<br />

cca 150. Mitglieder bezahlen jährlich die Mitgliedsgebühr.<br />

Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, aber Buchhalterin,<br />

Buchhaltungexpertin und Site-Administrator werden<br />

bezahlt und das bedeutet zwei Drittel des Einkommens.<br />

Und wie kann unter diesen Bedingungen der DVR<br />

funktionieren?<br />

Er funktioniert, weil sich der Vorstand um<br />

Finanzierung bemüht. Ohne die Unterstützung des<br />

Departements für Minderheiten bei der Regierung, des<br />

Bildungsministeriums, das die Lehrer für die Tagung<br />

3


Grußbotschaft für den<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong><br />

ASOCIAŢIA PROFESORILOR DE LIMBA<br />

GERMANĂ DIN ROMÂNIA<br />

XXII. DVR Tagung, 10.-13.Okt. 2013, Hermannstadt<br />

die Sie, gemeinsam mit der Verbandspräsidentin Silvia<br />

Florea, unermüdlich im DVR leisten. Er ist vor allem<br />

auch verbunden mit der Erinnerung an die einmalige<br />

Gastfreundschaft des DVR im vergangenen Jahr bei<br />

der wissenschaftlich wie menschlich so bereichernden<br />

Tagung Miteinander in Frieden leben.<br />

Marianne Hepp<br />

Sehr verehrte Tagungsteilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer, liebe Vermittler/innen<br />

der deutschen Sprache und Kultur, zur Eröffnung<br />

Ihrer 22. Tagung darf ich erneut als Präsidentin<br />

des Internationalen <strong>Deutschlehrerverband</strong> mein<br />

Grußwort an Sie richten.<br />

Der diesjährige Tagungsgruß kommt vom neuen, im<br />

August 2013 auf der Vertreterversammlung in Bozen<br />

gewählten IDV-Vorstand, der wieder aus drei Kontinenten<br />

und 5 Ländern zusammengesetzt ist und auf diese<br />

Weise die Internationalität des Dachverbands von<br />

nunmehr 104 Verbänden aus 86 Ländern widerspiegelt.<br />

Der Dank des Vorstands samt Expertinnen und Experten<br />

aus den deutschsprachigen Ländern ist verbunden mit<br />

der Anerkennung für die engagierte Arbeit,<br />

Zwischen den beiden DVR-Tagungen, der letztjährigen<br />

und der diesjährigen, hat es ein Wiedersehen mit vielen<br />

von Ihnen auf der XV. IDT Bozen gegeben. Auch diese<br />

letzte IDT hat mit fast 2.700 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern erneut das weltweit anhaltende Interesse an<br />

der Vermittlung der deutschen Sprache dokumentieren<br />

können. Die Bozener Ausrichter und der IDV haben sich<br />

sehr über dieses große Interesse und die aktive Teilnahme<br />

auch vieler Mitglieder des <strong>Deutschlehrerverband</strong>s<br />

<strong>Rumäniens</strong> gefreut – an dieser Stelle vielen Dank dafür!<br />

Der IDV möchte der 21. Tagung des <strong>Deutschlehrerverband</strong>s<br />

<strong>Rumäniens</strong> ein gutes Gelingen wünschen!<br />

Pisa, den 16. 09. 2013<br />

Marianne Hepp<br />

Präsidentin des IDV<br />

4


Grußbotschaft für den <strong>Deutschlehrerverband</strong> <strong>Rumäniens</strong><br />

Georgeta Totea, Vizepräsidentin des DVR im Rumänien-Fenster<br />

bei der IDT 2013 in Bozen, Italien<br />

Tagungspräsidium mit Prof. Dr. Marianne Hepp, Präsidentin IDV<br />

IDV-Vertreterversammlung Bozen 2013<br />

IDV-Vorstand 2013-17 : Marianne Hepp, Alina Dorota Jarzabek<br />

Puneet Kaur, Benjamin Hedzic und Jan Carvalho<br />

5


Deutschsprachiger Unterricht<br />

in Rumänien als Teil<br />

des Minderheitenschulwesens<br />

Christiane Gertrud Cosmatu<br />

Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische<br />

Beziehungen im Rahmen der Rumänischen Regierung<br />

Der deutschsprachige Unterricht findet in<br />

einem traditionsreichen Netz von Schulen<br />

und Abteilungen statt und erfasst Kinder<br />

und Jugendliche, die zur deutschen<br />

Minderheit gehören, aber auch rumänische und<br />

andersnationale Kinder und Jugendliche, deren Eltern<br />

diese Unterrichtsform laut Gesetz wählen können.<br />

Der präuniversitäre Unterricht in deutscher Sprache ist in<br />

15 Kreisen <strong>Rumäniens</strong> (Alba, Arad, Bihor, Bistriţa-Năsăud,<br />

Braşov, Caraş-Severin, Cluj, Hunedoara, Maramureş,<br />

Mureş, Satu-Mare, Sălaj, Sibiu, Suceava, Timiş) und in<br />

Bukarest vertreten. Außer den traditionsreichen Schulen<br />

mit muttersprachlichem Unterricht, wie das Nationale<br />

Kolleg „Samuel von Brukenthal“ in Hermannstadt/Sibiu, das<br />

Theoretische Lyzeum „Johannes Honterus“ in Kronstadt/<br />

Braşov, das Theoretische Lyzeum „Nikolaus Lenau“<br />

in Temeswar/Timişoara, das Deutsche Goethe Kolleg<br />

in Bukarest/Bucureşti, gibt es Abteilungen in anderen<br />

traditionsreichen Schulen, wie z.B. das Theoretische<br />

Lyzeum „Josph Haltrich“ in Schässburg/Sighişoara, auch<br />

als Bergschule bekannt, das Theoretische Lyzeum „Stefan<br />

Ludwig Roth” in Mediasch/Mediaş, das Theoretische<br />

Lyzeum „Adam Müller Guttenbrunn” in Arad, das Nationale<br />

Kolleg „Liviu Rebreanu” in Bistritz/Bistriţa, das Nationale<br />

Kolleg „George Coşbuc“ in Klausenburg/Cluj Napoca,<br />

das Pädagogische Lyzeum „A. Șaguna“ in Hermannstadt/<br />

Sibiu. Nach 1990 wurden Lyzealabteilungen mit deutscher<br />

Unterrichtssprache eingerichtet bzw. wieder eingerichtet,<br />

wie z.B.: das Theoretische Lyzeum „Johann Ettinger“ in<br />

Sathmar/Satu-Mare, das Theoretische Lyzeum „Diaconovici-<br />

Tietz“ in Reschitza/Reşiţa, das Nationale Kolleg „Al. Papiu<br />

Ilarian” in Neumarkt/Târgu Mureş, das „Colegiul Bănăţean”<br />

in Temeswar/Timişoara, das Theoretische Lyzeum<br />

„Onisifor Ghibu” in Hermannstadt/Sibiu, das Theoretische<br />

Lyzeum „ Friedrich Schiller” in Großwardein/Oradea, usw.<br />

Im Schuljahr 2012-2013 lernten mehr als 20.000<br />

Kinder und Schüler in Kindergärten und Schulen mit<br />

deutschprachigem Unterricht. Eine konstante Anzahl<br />

von Kindern und Schülern ist seit Beginn der ´90<br />

Jahre festzustellen. In dem staatlichen und privaten<br />

Vorschulunterricht mit deutscher Unterrichtssprache, sind<br />

5.211 Kinder in mehr als 130 Kindergärten eingeschrieben.<br />

In dem Grundschulunterricht lernen 8.154 Schüler, in<br />

der gymnasialen Stufe (V-VIII) 4.852 Schüler und in der<br />

lyzealen Stufe (IX-XII) 3.757 Schüler. In dieser Stufe<br />

gibt es 26 Lyzeen und Abteilungen in denen man den<br />

deutschsprachigen Unterricht vorfindet. Das hohe Interesse<br />

der Elternschaft für den deutschsprachigen Unterricht<br />

ist weiterhin groß, insbesondere in den Großstädten.<br />

In dem Hochschulbereich gibt es deutschsprachige<br />

Studiengänge am „Politechnikum“ und an der<br />

Wirtschaftsakademie in Bukarest/Bucureşti, an der„Babeş-<br />

Bolyai”Universität und an der Technischen Universität in<br />

Klausenburg/Cluj Napoca, an der „Lucian Blaga” Universität<br />

in Hermannstadt/Sibiu, an der „West Universität” und an<br />

dem „Politechnikum in Temeswar/Timișoara, usw. In den<br />

11 Hochschulzentern gibt es fünf Germanistiklehrstühle an<br />

denen über 1000 Studenten studieren und über 70 andere<br />

Studiengänge in deutscher Sprache.<br />

Die Fortbildung der Lehrkräfte, die im präuniversitären<br />

deutschsprachigen Unterricht tätig sind, erfolgt an den<br />

Universitäten und am Fortbildungszentrum Mediasch/<br />

Mediaş, das in Temeswar/Timişoara eine Zweigstelle hat.<br />

Das Zentrum unternimmt Fortbildungsmaßnahmen für<br />

Deutschlehrer (Deutsch als Muttersprache und Deutsch<br />

als Fremdsprache) und für Lehrer, die deutschsprachigen<br />

Unterricht in anderen Fächern erteilen. Die Veranstaltungen<br />

finden nicht nur in Mediasch/Mediaş statt, sondern auch<br />

in anderen Gebieten, die für den deutschsprachigen<br />

Unterricht relevant sind. Sie werden von Fortbildern<br />

des Zentrums, des Goethe Instituts und von der<br />

Fachberatung, beziehungsweise von Lehrern aus dem<br />

Lehrerentsendeprogramm durchgeführt. In den letzten<br />

zwei Schuljahren haben über 85 Fortbildungsmaßnahmen<br />

stattgefunden, an denen insgesamt über 2800 Lehrkräfte<br />

teilgenommen haben. Beginnend mit dem Schuljahr 2012-<br />

2013 werden die Einschreibungen zu den Fortbildungen<br />

ausschließlich on-line durchgeführt. Es wurde auch eine<br />

Datenbank der an den Fortbildungen teilnehmenden<br />

Lehrkräften aufgestellt, die im Monat September 2013<br />

eine Anzahl von 894 Lehrern führt, die Deutsch als<br />

Muttersprache, als Fremdsprache oder deutschsprachigen<br />

Fachunterricht erteilen.<br />

An der Landesphase des Wettbewerbs im Fach Deutsch als<br />

Muttersprache (als Deutscholympiade bekannt), die jährlich<br />

vom Bildungsministerium organisiert und finanziert wird,<br />

nehmen gewöhnlich über 100 Schüler der Klassen VII – XII<br />

teil. Der Wettbewerb fördert insbesondere die Kreativität<br />

der Schüler. Das Ministerium verleiht den besten Schülern<br />

6


Deutschsprachiger Unterricht in Rumänien<br />

als Teil des Minderheitenschulwesens!<br />

auf Landesebene Preise und Belobigungen. Die deutsche<br />

Botschaft gewährt den Preisträgern Bücher. Ausserdem<br />

vergibt der Deutsche Pädagogische Austauschdienst (PAD)<br />

Stipendien für Schüler mit besonderen Leistungen bei den<br />

Deutscholympiaden für Deutsch als Fremdsprache und als<br />

Muttersprache. Der Deutsche Akademische Austauschdienst<br />

bietet jährlich neben den Stipendien für Forscher und<br />

Jungwissenschaftler, eine begrenzte Zahl von Stipendien für<br />

Angehörige der deutschen Minderheit an, so wie Stipendien<br />

für die besten Abiturienten der „Spezialabteilungen“,<br />

beziehungsweise der „Sprachdiplomschulen”.<br />

Auf Grund des Abkommens zwischen der Regierung<br />

<strong>Rumäniens</strong> und der Regierung der Bundesrepublik<br />

Deutschland zwecks schulischer Zusammenarbeit können<br />

die Schulabgänger der Spezialabteilungen in Bukarest und<br />

Temeswar die Allgemeine Deutsche Hochschulreife und das<br />

rumänische Bakkalaureat ablegen. Somit erlangen sie die<br />

Hochschulberechtigung in Rumänien und in Deutschland.<br />

Schüler, die Schulen und Abteilungen besuchen die<br />

als Prüfungszentren, bzw. als Zubringerschulen für das<br />

DSD II, C1 der Kulturministerkonferenz der Länder der<br />

Bundesrepublik Deutschland anerkannt sind, erfreuen<br />

sich der Rechte die ihnen diese europäischen Diplome<br />

verleihen. Seit 1995 erzielt Rumänien jährlich besonders<br />

gute Ergebnisse bei der Deutschen Sprachdiplomprüfung<br />

der Kulturministerkonferenz der Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Jährlich bestehen die Kandidaten, die zu einem<br />

Großteil aus Schulen mit deutscher Unterrichtssprache<br />

kommen, diese anspruchsvolle Prüfung, die aus<br />

mehreren Teilen besteht und erhalten das Diplom, das<br />

gute Deutschkenntnisse unter Beweis stellt. Landesweit<br />

haben über 1000 Schüler im Jahr 2012 diese Prüfung<br />

bestanden, wobei einige nur eine Teilbescheinigung (B2)<br />

erzielt haben. Aus den von der Fachberatung mitgeteilten<br />

Zahlen geht hervor, dass die Schüler aus 44 Schulen<br />

kommen, von denen 19 aus dem Tätigkeitsbereich des<br />

Hermannstädter Fachberaters kommen, 17 aus dem<br />

Tätigkeitsbereich des Temeswarer Fachberaters und 8<br />

aus dem Tätigkeitsbereich des Bukarester Fachberaters.<br />

Das deutschsprachige Schulwesen ist ein Bestandteil<br />

des Minderheitenschulwesens in Rumänien. Das Fach<br />

Muttersprache, bzw. Geschichte und Traditionen der<br />

Minderheit sind wichtige Bestandteile der Identitätsfindung<br />

und –bewahrung für alle Minderheiten. Schulwesen in<br />

den Sprachen der Minderheiten ist von Bedeutung für<br />

die Förderung der Kooperation und der interkulturellen<br />

Kommunikation, trägt zum Austausch von Werten und<br />

zur Verständigung bei. Jugendliche aus den Reihen<br />

der Minderheiten haben Zugang zur Bildung in ihrer<br />

Muttersprache, können aber gleichzeitig Zugang<br />

haben zu Informationen aus dem europäischen Raum,<br />

da sie insbesondere zu den Ländern in denen ihre<br />

Muttersprache Amtssprache ist, regen Kontakt pflegen.<br />

Die Verfassung <strong>Rumäniens</strong> und das nationale<br />

Bildungsgesetz Nr. 1/2011, Sektion 12 die sich auf<br />

den “ Unterricht für Personen, die den nationalen<br />

Minderheiten angehören” bezieht, stecken den<br />

Rahmen für die Rechte der Minderheiten ab.<br />

Es gibt auch eine „Umsetzungsbestimmung im Bezug auf<br />

muttersprachlichen Unterricht, auf das Fach Muttersprache<br />

und Literatur, auf das Fach rumänische Sprache und<br />

Literatur, auf das Fach Geschichte und Tradition der<br />

jeweiligen nationalen Minderheit und auf das Fach Musik,<br />

unter Berücksichtigung des muttersprachlichen Repertoirs,<br />

genehmigt durch Erlass des Ministers für Bildung, Forschung,<br />

Jugend und Sport nr. 5671/ 10.09.2012 (veröffentlicht im<br />

Amtsblatt von Rumänien). Rumänien hat die Europäische<br />

Charta der Regional- oder Minderheitensprachen<br />

im Jahre 1995 unterzeichnet und 2008 ratifiziert.<br />

Gemäß der gültigen Gesetzgebung versteht man<br />

unter muttersprachlichem Schulwesen jene Form des<br />

Unterrichts in der alle Fächer außer dem Fach Rumänische<br />

Sprache und Literatur in der Muttersprache unterrichtet<br />

werden können. Den Schülern, die rumänischsprachige<br />

Schulen besuchen oder in einer anderen Sprache als die<br />

Muttersprache unterrichtet werden, sichert man auf Antrag<br />

und unter den Bedingungen der gültigen Gesetzgebung<br />

als Unterrichtsfächer Sprache und Literatur der Minderheit,<br />

Geschichte und Tradition der betreffenden nationalen<br />

Minderheit und das Fach Musik, das dem jeweiligen<br />

Musikvolksgut Rechnung trägt. Zur Zeit gibt es die zwei<br />

Unterrichtsformen, in den jeweiligen Sprachen (z.B.<br />

Ungarisch, Deutsch, Ukrainisch, Slowakisch, Serbisch)<br />

oder in rumänischsprachigen Schulen in denen das<br />

Fach Muttersprache angeboten wird (z.B. Armenisch,<br />

Bulgarisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch,<br />

Romanes, Russisch, Tschechisch, Türkisch).<br />

Christiane Gertrud Cosmatu<br />

Unterstaatssekretärin im Departement für<br />

Interethnische Beziehungen im Rahmen der<br />

Rumänischen Regierung<br />

Dr. Alexandru Szepesi<br />

Rumänisches Bildungsministerium<br />

7


Deutsch als Fremdsprache<br />

im rumänischen Schulwesen.<br />

Statistiken und Aktivitäten<br />

Sorin Giurumescu<br />

Rumänisches Bildungsministerium, Generalinspektor für<br />

Deutsch als Fremdsprache<br />

Das Schulfach Deutsch als Fremdsprache<br />

(DaF) erfreut sich heutzutage in Rumänien<br />

einer großen Attraktivität. Die Nachfrage ist<br />

in den letzten Jahren gestiegen, wobei die<br />

freien Plätze in den Schulen weniger geworden sind..<br />

Ein Blick in den Statistiken kann diese Situation klar machen.<br />

2003 gab es, nach den starken Förderungsmaßnahmen<br />

für Deutsch, die Bildungsminister Marga 1998-2000<br />

getroffen hatte, fast 1300 Lehrerdeputate für Deutsch<br />

als Fremdsprache, d.h. 5,74% der Deputate für<br />

Fremdsprachen. 2009, gleich nach einer Änderung in der<br />

Stundentafel, in der Sport und die zweite Fremdsprache<br />

am meisten „verloren” hatten, gab es nur noch wenig mehr<br />

als 1000 Deputaten für DaF, d.h. 4,77%. Bei Deutsch<br />

als Muttersprache gab es eine konstante Steigerung<br />

der Zahlen (von 92 auf 104 Deputaten und dasselbe<br />

passierte auch in Bereichen Vorschule und Grundschule).<br />

Bei den Schüleranzahlen gibt es eine ähnliche Tendenz.<br />

2005-2006 gab es fast 64000 Schüler mit Deutsch als<br />

erste Fremdsprache (2,48%) und 2009-2010 44250<br />

Schüler (1,87%). Bei Deutsch als zweite Fremdsprache<br />

waren es 2005-2006 119213 Schüler (7,86%) und<br />

2009-2010 122627 Schüler (7,33%). Die stärkste<br />

Tendenz ist, dass Englisch sich als erste Fremdsprache<br />

etabliert hat (etwa 15 % Steigerung, bis auf 70% der<br />

Fremdsprachen, fast alles auf Kosten von Französisch).<br />

Heutzutage lernen gegen 180000 Schüler Deutsch als<br />

Fremdsprache, etwa 7% der Schüler in Rumänien, die meisten<br />

als zweite Fremdsprache. Die Lehrerdeputate für DaF sind<br />

in den letzten 3 Jahren nur wenig reduziert worden, was der<br />

generellen Tendenz von allen Lehrerdeputaten entspricht.<br />

Es gab 2012 912 Lehrerdeputate für DaF und 110 für DaM<br />

(plus 303 für Grundschule und 293 für Kindergarten – wobei<br />

hier nur die öffentlichen Kindergärten gezählt werden).<br />

Es sind in den letzten Jahren viele Deutschlehrer in Rente<br />

gegangen und diese Anzahl wird in den nächsten 10<br />

Jahren noch steigen. Die mittlere Generation, der 40 bis<br />

50 Jährigen Lehrkräften, ist schwach vertreten, weil in den<br />

90-er Jahren die Attraktivität des Berufs plötzlich gesunken<br />

ist und gleichzeitig die Nachfrage von Deutschsprechenden<br />

auf dem freien Markt rasant gestiegen ist.<br />

Mit dem EU-Beitritt ist das Interesse für Deutsch noch<br />

einmal gestiegen und die Eltern sind sich in den letzten<br />

paar Jahren bewusster geworden, welche Chance Deutsch<br />

für ihre Kinder bietet.. Besonders stark ist das Phänomen<br />

bei den DaM-Schulen zu erkennen, wenn man z.B. das<br />

Interesse für den Schulanfang ansieht. Die Eltern wünschen<br />

sich sehr für ihre Kinder den Frühsprachenerwerb. Bei<br />

den DaF-Schulen ist der Druck nur deshalb geringer,<br />

weil die bildungsorientierten Eltern nicht an einem Ort<br />

konzentriert sind. Aber es kommen immer öfter auch da<br />

solche Fälle vor: in einem besonders guten Gymnasium<br />

aus dem Süden des Landes haben in diesem Herbst<br />

nur 4 Elternpaare der Klasse 5 Französisch als zweite<br />

Fremdsprache gewählt, als Folge werden jetzt alle Klassen<br />

Deutsch als zweite Fremdsprache lernen (wobei es 7550<br />

Lehrerdeputate für Französisch auf Landesebene gibt).<br />

Unter diesen Umständen kann man einige<br />

Schlussfolgerungen ziehen.<br />

Den Lehrpersonen mit Deutsch geht es gut, weil man<br />

sie braucht. Dem Fach Deutsch als Fremdsprache geht<br />

es auf der einer Seite gut, weil es sehr nachgefragt<br />

ist, andererseits nicht so gut, weil es nicht genügend<br />

Lehrer gibt. Dazu kommen noch die Probleme mit der<br />

Motivation der Lehrer. Die Gehälter der Lehrer sind<br />

im Allgemeinen niedrig und es gibt neben den Ärzten<br />

auch Lehrer, die nach Deutschland ziehen, um dort als<br />

Kindergärtnerinnen mehr zu verdienen. Die Deutschlehrer<br />

können in der Freizeit ihre Deutschkenntnisse finanziell<br />

gut nützen, was natürlich auf Kosten der Qualität<br />

im Unterricht gehen kann (weniger Vorbereitung).<br />

Auf der anderen Seite gibt es „Rückkehrer“ in den<br />

Beruf, solche die einige Jahre auf dem freien Markt ihre<br />

Deutschkenntnisse gebraucht haben. Diese sind oft sehr<br />

selbstbewusst und können sich schnell und gut entwickeln.<br />

Seit vier Jahren organisieren wir, das Goethe-Institut Bukarest<br />

und das Bildungsministerium, jährlich, ein zweiwöchiges<br />

Junglehrerseminar und es ist erstaunlich, trotz der geringen<br />

finanziellen Attraktivität des Berufs, was für motivierte,<br />

intelligente und selbstbewusste junge LehrerInnen es gibt.<br />

Die Fortbildung ist von enormer Bedeutung für das ganze<br />

Schulwesen. Die Studien (s. John Hattie) haben bewiesen,<br />

dass die Qualität und die Motivation der Lehrpersonen am<br />

wichtigsten für den Erfolg der Lehr-Lernprozessen sind.<br />

8


Deutsch als Fremdsprache im rumänischen Schulwesen.<br />

Statistiken und Aktivitäten<br />

In Rumänien sind Fortbildungen auch für die Ausbildung<br />

notwendig, denn die ursprüngliche Lehrerausbildung<br />

ist gerade im wichtigen didaktischen Bereich nicht gut<br />

ausgebaut. Ohne ein reflektierendes Praktikum und eine auf<br />

Grund des Praktikums verstandene Didaktik und Methodik<br />

können aus Studenten keine echten Lehrer werden. Darum<br />

gilt ein Deutschlehrer erst dann als „Profi“, wenn er/sie hinter<br />

sich ein Junglehrerseminar und/oder ein „Grünes Diplom“,<br />

eine Multis-Ausbildung und viele Seminarstunden hat.<br />

Die Lehrer, die immer wieder an Deutschlehrertagungen<br />

teilnehmen, können es verstehen, warum eine gemeinsame<br />

Basis für professionelle Deutschlehrer nötig ist.<br />

Die Fortbildung ist auch ein wichtiger Motivationsfaktor.<br />

Erst durch Fortbildung steigt in den Lehrern das<br />

Selbstbewusstsein als „Profi“ und sie entdecken, wie viele<br />

andere „Gleichgesinnten“ es im Lande gibt. „Zu Hause“, in<br />

den eigenen Schulen, sind Deutschlehrer oft von blasierten<br />

Kolleginnen und Kollegen umkreist, die nichts mit ihrem<br />

Beruf anfangen können. In Fortbildungsseminaren ist der<br />

Erfahrungsaustausch stark und deshalb ist es sinnvoll,<br />

immer wieder neue Konstellationen von Teilnehmern zu<br />

haben, aus dem ganzen Land, (das ist ein Schwachpunkt<br />

der regelmäßigen regionalen Fortbildungen).<br />

Die Olympiade für DaF ist auch ein Motivationsfaktor für<br />

Lehrer und Schüler und wurde eine wesentliche Stütze für<br />

Fortbildung. Die Zentralkommission der DaF-Olympiade hat<br />

die Struktur immer wieder entwickelt, viele sehen „von außen“<br />

zuerst die Nachteile, aber langsam wird allen bewusst, wie<br />

sich das Ganze auf die Qualität des Unterrichtes auswirkt.<br />

Seit 2000 gibt es die Projektprobe, die einen riesigen<br />

Schwung für den handlungsorientierten Unterricht brachte .<br />

Seit 2007 haben wir ein Literaturprojekt für diese Probe, was<br />

noch mehr Vorteile mit sich bringt (Förderung der Lektüre<br />

und des Spracherwerbs, intensivere Arbeit und dadurch<br />

Arbeitsdisziplin). Die „neutrale Bewertung“ wird zu einer<br />

Schulung der Evaluation für alle Lehrer, was sich positiv auf<br />

die Gesamtqualität des Deutschunterrichts auswirken wird.<br />

Aus diesen Bedingungen ergeben sich, m.E., einige<br />

Prioritäten für die Zukunft, wie:<br />

• Fortbildung und Gewinnung von mehr jungen<br />

Deutschlehrern, intensivierte Unterstützung der jüngeren<br />

Deutschlehrer (weil die mittlere Generation schwach<br />

vertreten ist und die jüngeren „früher“ als sonst wichtigere<br />

Rollen, z.B. als Fortbildner, übernehmen sollen),<br />

• EU-Projekte zur Motivation der Deutschlehrer,<br />

um über Deutsch und die gute Organisierung der<br />

Deutschlehreraktivitäten auf den Rest der Lehrkräfte und<br />

der Gesellschaft positiv einzuwirken, was sich indirekt auf<br />

den Ruf der Deutschlehrer und Deutsch positiv auswirkt.<br />

Es wäre natürlich wünschenswert, dass die ganze<br />

Gesellschaft auf die Bedeutung des Lehrerberufs früher<br />

aufmerksam wird und angemessen darauf reagiert, durch<br />

attraktive Gehälter und qualitative Ausbildungsprogramme,<br />

die momentan wegen des mangelnden Interesses<br />

schwierig sind. Inzwischen machen wir, Deutschlehrer,<br />

unsere Arbeit immer besser und professioneller und<br />

tun unser Bestes in der Hoffnung, dass immer mehr<br />

Mitglieder der Gesellschaft dasselbe an ihren Stellen tun.<br />

Sorin Giurumescu<br />

Rumänisches Bildungsministerium, Generalinspektor für<br />

Deutsch als Fremdsprache<br />

Deutsch mit Spaß, Eforie 2013<br />

Junglehrerseminar in Eforie, September 2013<br />

9


IDT 2013 Bozen<br />

XV. Internationale Deutschlehrertagung<br />

„Deutsch von innen – Deutsch von außen“<br />

Erfahrung - Austausch - Erlebnisse<br />

Georgeta Totea, Vizepräsidentin des DVR<br />

Diesen Sommer, fand die Internationale<br />

Deutschlehrertagung in Bozen - Südtirol in der<br />

Zeitspanne vom 29.Juli - 3.August 2013 statt.<br />

Diese Tagung wird alle vier Jahre organisiert<br />

und diesen Sommer hat Südtirol diese riesengroße<br />

Veranstaltung beherbergt.<br />

vertreten. Es beteiligten sich an der Tagung auch andere<br />

rumänische Kollegen, Deutschlehrer.<br />

Aus Rumänien war auch ein Sektionsleiter, Herr Prof.<br />

Dr. Ioan Lăzărescu von der Hochschule aus Bukarest.<br />

Auf der Tagung konnte man sich nach Wahl an den 48<br />

Sektionen, die nach 8 Themenfeldern, in je zwei Blöcken<br />

eingeteilt waren, beteiligen. Die Eröffnung fand am<br />

Montag, dem 29.Juli.2013, im Auditorium Haydn statt.<br />

Die Tagung bot ein reichhaltiges Programm:<br />

• ein Fachprogramm mit wissenschaftlichen und<br />

unterrichtspraktischen Diskussionen, sowie für den<br />

Wissens- und Meinungsaustausch im Fach Deutsch<br />

als Fremd-, Zweit- und Muttersprache;<br />

• ein Rahmenprogramm, mit einem abwechslungsreichen<br />

Kulturprogramm, das von internationalen<br />

Künstlern und Autoren aus Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz, Liechtenstein und Italien belebt wurde<br />

und aus Konzerten, Autorenlesungen, Poetry Slam,<br />

der IDT - Filmwoche bestand, sowie einem breit<br />

gefächerten Ausflugsprogramm, am Mittwoch, den<br />

31. Juli, das den Teilnehmern die Gelegenheit bot<br />

Südtirol näher kennenzulernen. Es ging „Auf den<br />

Spuren Goethes an den Gardasee“, nach Venedig,<br />

oder Südtiroler Alltag erleben und die sprachlichen<br />

Minderheiten Südtirols kennen lernen.<br />

Es trafen sich hier Lehrende, Forschende und Studierende<br />

aus der ganzen Welt und tauschten sich über verschiedene<br />

Themen zur deutschen Sprache aus.<br />

An der Tagung beteiligten sich 2684 Teilnehmer aus .110<br />

Ländern und 5 Kontinenten.<br />

Ich bin glücklich, dass ich eine von diesen<br />

Teilnehmerinnen war, und mit sehr vielen Erfahrungen<br />

und Erinnerungen zurückgekehrt bin.<br />

Ich durfte den Rumänischen <strong>Deutschlehrerverband</strong><br />

Zum Programm gehörten noch die wertvollen<br />

Hauptvorträge, die Podien, die IDV Podien und IDV<br />

D-A-CH-L-Fenster, die didaktischen Werkstätten und<br />

nicht zu vergessen sind die Verlagspräsentationen und<br />

Verlagsausstellungen.<br />

10


IDT 2013 Bozen<br />

XV. Internationale Deutschlehrertagung<br />

„Deutsch von innen – Deutsch von außen“<br />

Erfahrung - Austausch - Erlebnisse<br />

Jeder Teilnehmer erhielt vom Tagungsmanagement bei der<br />

Registrierung vor Ort den Tagungsrucksack, in dem sich die<br />

nötigen Materialien mit wichtigen Informationen befanden.<br />

Darin gab es die Teilnahmekarte, das Programmheft, das<br />

Heft für das Kulturprogramm und noch andere Materialien<br />

und den Deutschpfad, das ist ein Plan mit den Straßen<br />

die zu den Gebäuden führen, in denen verschiedene<br />

Veranstaltungen, Programme stattfinden.<br />

Das Programm war sehr lehrreich und anregend. Als<br />

Teilnehmer war es schwer, sich zu entscheiden, an<br />

welchem Hauptvortrag, Seminar oder Workshop man<br />

teilnehmen sollte.<br />

Viele Programme liefen parallel und jeder hat dann<br />

die Wahl, je nach Interessen und Schwerpunkten die<br />

Entscheidung zu treffen.<br />

Auch der Eurac und das wunderschöne Schloss<br />

Maretsch waren gut besucht.<br />

Im EURAC waren verschiedene Stände, z.B. der Goethe<br />

Institut Stand, der Ösdaf- Stand der Schweizer Stand u.<br />

a. Außerdem fanden hier verschiedene Veranstaltungen<br />

statt, so die IDV und DACHL Fenster. In den Fenstern<br />

konnten die Verlage der Länder ihren Verlag vorstellen.<br />

Am Montag, dem 29.07., um 13.30 Uhr habe ich den<br />

Rumänischen <strong>Deutschlehrerverband</strong> vorgestellt. Am<br />

Stand habe ich die Tätigkeit des Verbandes präsentiert,<br />

ein Poster von einer Tagung angepinnt und den<br />

Besuchern die Zeitschrift des Verbandes vorgestellt und<br />

auch manche Materialien inklusive kleine rumänische<br />

Fähnchen verteilt. An dem Stand habe ich auch die<br />

Bücher über Minderheiten aus Rumänien, die mir<br />

Prof. Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretärin im<br />

Departement fur Interethnische Beziehungen.<br />

Der Tagungsort waren die Freie Universität Bozen, und<br />

die EURAC. Andere Orte, wo die Sektionen veranstaltet<br />

wurden, waren die Sparkasse die Akademie, das<br />

Kolpinghaus, das Schloss Maretsch, Pastoralzentrum<br />

und verschiedene Museen.<br />

Eine große Hilfe waren die Schritte, Fußstapfen, die uns<br />

vom Bahnhof zu den verschiedenen Veranstaltungsorten<br />

führten. Das war wirklich ein Beweis der Kreativität<br />

des Managementteams, Hannes Hell u.a., die uns immer<br />

hilfreich und freundlich zur Verfügung standen und auf<br />

alle Fragen antworteten.<br />

Ich bedanke mich hiermit bei der Präsidentin unseres<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong>es, Prof. Silvia Florea für das<br />

Vertrauen und ihre Unterstützung, um mich bei der<br />

11


IDT 2013 Bozen<br />

XV. Internationale Deutschlehrertagung<br />

„Deutsch von innen – Deutsch von außen“<br />

Erfahrung - Austausch - Erlebnisse<br />

Dann konnte man an Ausstellungen der Verlage sich viele<br />

Bücher anschauen, bestellen oder kaufen. Bei der großen<br />

Hitze schenkte uns, den allen Teilnehmern, der Hueber<br />

Verlag eine Thermosflasche, die man sich an dem Brunnen<br />

in der Ausstellung immer nachfüllen konnte.<br />

Fachleute von Verlagen präsentierten Lehrbücher<br />

während des Tages. Oft liefen diese auch parallel und<br />

wieder musste man an das Sprichwort „Wer die Wahl<br />

hat, hat die Qual“ denken.<br />

Tagung und dem DACHL Fenster zu präsentieren. Leider<br />

konnte sie aus gesundheitlichen Gründen sich nicht an der<br />

IDT Bozen beteiligen, obwohl sie das ganze schriftliche<br />

Protokoll durchgeführt hat Als rumänische Spezialitäten<br />

habe ich rumänischen Käse in Tannenrinde und ein sehr<br />

kleines Gläschen typisch rumänischen Schnaps, sowie<br />

auch ein kleines rumänisches Fähnchen als Andenken,<br />

geboten.<br />

Ausstellungen boten Verlage wie: Hueber, Klett-<br />

Langenscheidt, Cornelsen, Ernst Klett, Philipp Reclam<br />

jun., Stauffenburg, Schubert, vitamin. de, g.a.st.<br />

Testdaf, oder Aussteller wie: Deutsche Welle, Telc,<br />

Zfa, österreichisches Sprachdiplom, Pädagogischer<br />

Austauschdienst u.a.<br />

Nicht zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass die<br />

Hauptvorträge sehr wertvoll und interessant waren.<br />

12


IDT 2013 Bozen<br />

XV. Internationale Deutschlehrertagung<br />

„Deutsch von innen – Deutsch von außen“<br />

Erfahrung - Austausch - Erlebnisse<br />

Die Tagung war für mich und für alle Teilnehmer sehr<br />

lehrreich und sie war ein Erlebnis, das man nicht vergisst.<br />

Da ich im Umland gewohnt habe (Lana bei Meran), konnte<br />

ich mehr landeskundliche Elemente mitbekommen. Ich<br />

bin mit sehr vielen Kenntnissen, Ideen und Anregungen<br />

für den Unterricht und mein didaktisches Schaffen<br />

zurückgekehrt, also kann ich behaupten, dass das,<br />

was sich die Organisatoren vorgenommen haben,<br />

erzielt wurde, „also „Impulse geben und dazu beitragen,<br />

dass die großen Herausforderungen der sprachlichen<br />

und kulturellen HETEROGENITÄT unserer modernen<br />

Migrationsgesellschaft mit Verantwortungsbewusstsein,<br />

Sachkenntnis und Freude am Beruf angenommen<br />

werden können“.<br />

Dabei möchte ich mich bei den Organisatoren, dem<br />

Vorstand des IDV, den lokalen Organisatoren von<br />

der Freien Universität Bozen für die ausgezeichnete<br />

Organisation und das reichhaltige Programm, das<br />

geboten wurde, herzlich bedanken.<br />

Vietnam Fenster<br />

Georgeta Totea<br />

Vizepräsidentin des DVR<br />

Das ist das Team des<br />

Tagungsmanagement geleitet von<br />

Hannes Hell, der Organisations-<br />

Chef, der bei unserer XXI. DVR<br />

Tagung 2012 in Hermannstadt<br />

zu Gast war und die XV. IDT im<br />

Plenum präsentiert hat.<br />

Rumänien - Fenster<br />

Universität: Georgeta Totea mit<br />

Prof. Dr. Shinichi Sambe von der<br />

Universitat Kioto, Japan<br />

13


Was im Unterricht zählt<br />

Cristina Drescan, Sӓchsisch-Regen/Reghin<br />

Helmine Pop, Neumarkt/T-gu Mureș<br />

Auf der Suche nach etwas Neuem,<br />

Abwechslungsreichem und Relevantem<br />

im Lehrerberuf kommt man regelmäßig<br />

zur gleichen Schlussfolgerung: Der<br />

Mensch macht den Unterschied. Das zeigt<br />

auch der Neuseeländer John Hattie, Professor<br />

für Erziehungswissenschaften an der Universität<br />

Melbourne, der über 800 Metaanalysen und 5.000<br />

Einzelstudien bewertet hat: Die Qualität des<br />

Unterrichts hängt vor allem von der Qualität des<br />

Lehrers ab und nicht von der Ausstattung, dem Gehalt<br />

oder der Klassengröße. Was zum Erfolg erforderlich ist,<br />

ist kein Mehr, sondern ein Anders.<br />

Gemäß Hattie muss die Lehrerperson kein Superheld<br />

sein, soll aber, soweit wie möglich, vertrauensvoll,<br />

strukturiert, fachbezogen, disziplinbewusst und<br />

immer im Mittelpunkt des Geschehens sein.<br />

Fernerhin sollte der Lehrer ein fehlerfreundliches<br />

Klima in der Klasse schaffen und gleichzeitig höhere<br />

Erwartungen von seinen Schűlern haben: Haben<br />

sie Angst ausgelacht zu werden, machen sie nicht<br />

mit. Werden sie nicht angespornt, sich selber zu<br />

űbertreffen, langweilen sich unsere Lernenden und<br />

setzen sich bescheidene Ziele. Gute Lehrer gibt es an<br />

jeder einzelnen Schule. Stimmt das? Auf jeden Fall<br />

bringt der lehrergeleitete Unterricht viel mehr als man<br />

bisher annahm. Der offene, lernerzentrierte Unterricht,<br />

andererseits, bringt weniger als gedacht, falls sich<br />

die Lehrkraft damit nicht aktiv auseinandersetzt. Aber<br />

aufgepasst: Die direkte Instruktion sollte nicht mit dem<br />

Lehrermonolog des Frontalunterrichts verwechselt<br />

werden. Sollen seine Schüler gute Ergebnisse<br />

erzielen und erfolgreich sein, muss sich ein Lehrer<br />

als Regisseur (activator) verstehen, und nicht als<br />

Lernbegleiter (facilitator). Kein Lehrer darf Zeit mit<br />

unwichtigen Sachen verschwenden. Hattie hat Belege<br />

gefunden, dass ein Lehrer, der seine Klasse stets im<br />

Griff und jeden Einzelnen immer im Blick hat, den<br />

Unterrichtausgang maßgebend verbessert.<br />

Eine wichtige Rolle wird der Klassenführung (classroom<br />

management) zugemessen. Die Lehrerperson muss<br />

rasch erkennen, ob sie auf eine Störung mit Strenge<br />

oder mit Humor reagieren sollte. Noch wichtiger ist die<br />

Klarheit (teacher clarity), da die Lernenden verstehen<br />

müssen, was der Lehrer verfolgt und von ihnen will.<br />

Beide werden stark unterschätzt und spielen kaum<br />

eine Rolle in der Pädagogenausbildung. Dabei geht mit<br />

dem Verteilen von Arbeitsblättern, der Disziplinierung<br />

der Klasse oder dem Kredenzieren von Vorträgen viel<br />

Lernzeit verloren. Interessanterweise vernachlӓssigen<br />

Lehrer oft einfache, aber wesentliche Sachen. In<br />

diesem Zusammenhang műssten sich alle Lehrer vor<br />

Augen halten, dass der ganze Unterricht wirkungslos<br />

ist, wenn sie zu Beginn nicht klarmachen, worauf es in<br />

der nächsten Stunde ankommt.<br />

Hattie fordert eine Pädagogik der permanenten<br />

Selbstreflexion. In diesem Sinne darf die Lehrkraft<br />

nicht ewig den Mangel an Fleiß, die falsche Eignung<br />

oder die fehlende Unterstützung des Elternhauses<br />

kritisieren. Stattdessen sollte sie sich die Frage stellen:<br />

Was mache ich falsch, dass meine Klasse beim Lernen<br />

nicht vorankommt? Was kann ich besser machen? Nur<br />

so kann man eine negative Stimmung drehen und den<br />

Lernrückstand verkleinern.<br />

Weiterhin misst Hattie der Kultur des Feedbacks<br />

eine zentrale Stelle bei - kein Begriff kommt häufiger<br />

in seinem Buch Visible Learning vor. Die Lehrperson<br />

muss regelmӓβig ihren Unterricht hinterfragen, ob<br />

Verbesserung oder Ӓnderung angebracht sind.<br />

Ein guter Lehrer verfügt aber auch über ein breites<br />

Repertoire an Unterrichtsstilen, die er je nach Klasse<br />

einsetzt, überprüft und, falls notwendig, verwirft.<br />

Hatties Befunde sind eine Provokation für alle,<br />

nicht nur für Lehrer, Schüler und deren Eltern. Aber<br />

nur der einzelne Lehrer kann das Lernen fördern und<br />

Schule verbessern.<br />

Cristina Drescan, Sӓchsisch-Regen/Reghin<br />

Helmine Pop, Neumarkt/T-gu Mureș<br />

Bibliographie<br />

Beywl, W., Spiewak, M., Zierer, K., Schaut hin! Zeit Online, Mai 2013<br />

http://www.zeit.de/2013/19/schulforscher-john-hattie<br />

Hattie, J., Visible Learning for Teachers. Maximising Impact on<br />

Learning, Routledge, 2012<br />

Spiewak, M., Hattie-Studie. Ich bin superwichtig! Zeit Online,<br />

Januar 2013<br />

http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-<br />

Learning/komplettansicht 25.02.2013<br />

14


Von einer Tagung zur anderen<br />

Der DVR beteiligte sich an der III. Tagung<br />

des BHDLV (der bosnisch-herzegowinische<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong>), die zwischen<br />

dem 12-14.X.2012 in Bihac stattgefunden<br />

hat. Vertreterin des DVRs war Frau Anni Bobu,<br />

Vorstandsmitglied des DVRs. Die Tagung fand unter<br />

dem Motto: „Deutsch mit Herz, Hand und Verstand“<br />

statt.<br />

Internationale Teilnahme. Auch DeutschlehrerInnen<br />

aus Kroatien und Serbien haben an der Tagung<br />

teilgenommen! Plenarvorträge, Workshops, freie<br />

Foren, Beiträge aus der Praxis, Kulturprogramme.<br />

Zielgruppen: ErzieherInnen (Kindergarten), LehrerInnen<br />

der Primarstufe (Grundschule + Klassen V-VIII), und der<br />

Sekundarstufe.<br />

24. Oktober 2012<br />

Hueber-Fortildungsseminar<br />

Wo? - Schiller-Haus Bukarest<br />

Was? Vorstellung Lehrwerke: „Menschen“ (A1 + B1),<br />

„Sicher“ (B1+ - C1) in zwei Seminaren (Vormittags und<br />

Nachmittags)<br />

Wer? Seminarleiterin Anne Robert, Hueber Verlag<br />

Zielgruppe: LehrerInnen aus Bukarest und Umgebung<br />

An der XXII. Tagung des BDV (Bulgarischer<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong>), die zwischen dem 12.-14. April<br />

2013. April 2013 in Albena stattgefunden hat, wurde der<br />

DVR von Frau Cristina Drescan, Generalsekretärin<br />

des DVR vertreten. Die Arbeiten der Tagung verliefen<br />

unter dem Motto „Wir lieben Deutsch“.<br />

hat in Bozen/ Italien stattgefunden unter dem Motto:<br />

„Deutsch von innen. Deutsch von außen“. An<br />

der Tagung haben DeutschlehrerInnen aus 110<br />

Ländern teilgenommen. Acht Themenfelder boten<br />

den Teilnehmern Gelegenheit ihre Neugierde und<br />

Arbeitslust zu befriedigen. Vorträge, Agora, Podien,<br />

didaktische Werkstätten, Verlagsausstellungen und –<br />

präsentationen, Kulturveranstaltungen und Ausflüge in<br />

die Südtiroler Berg- und Kulturlandschaften rundeten<br />

das Veranstaltungsprogramm ab.<br />

Berlin, 6. – 8. September 2013, Start eines EU- Projekts<br />

„Der Wert Europa“ des Bürger Europas e.V. an dem<br />

sich DeutschlehrerInnen und Deutschlernende aus 10<br />

europäischen Staaten beteiligen. An diesem ersten<br />

Treffen dieses Projekts beteiligte sich Frau Helmine<br />

Pop, als Vizeprasidentin des DVR. Das Projekt wird bis<br />

Oktober 2014 dauern und vom 9.-12.Oktober 2014 in<br />

Hermannstadt mit einer großen internationalen Tagung<br />

enden. Auf unserer Seite www.deutschlehrerverband.ro<br />

finden Sie mehr zum Projekt.<br />

Beim DACHL Seminar vom 08.07 bis zum 27.07<br />

2013 in Leipzig (Deutschland), Winterthur (Schweiz),<br />

Liechtenstein und Innsbruck (Österreich) hat die<br />

Junglehrerin und Assistentin Alexandra Nicolaescu den<br />

DVR Vertreten.<br />

Sie wird die neu erworbenen Kenntnisse in ihrem<br />

Unterricht anwenden aber auch in einem Seminar für<br />

junge Kolleginnen zeigen.<br />

Anni Bobu, Temeswar<br />

23.-24.03 April 2013, fand im Schiller -Kulturhaus<br />

Bukarest ein erneutes Treffen mit Frau Anne Robert<br />

in einem Seminar, das den Neuveröffentlichungen des<br />

Hueberverlags gewidmet war.<br />

Auf der XV. Tagung des IDVs (Internationaler<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong>), vom 28.07-3.08.2013<br />

wurde der DVR von Frau Georgeta Țoțea,<br />

Vizepräsidentin des DVR repräsentiert. Die Tagung<br />

15


Schon mal vom Deutschlernen im<br />

Museum gehört? Außerschulische<br />

Lernorte im DaF-Unterricht<br />

Kristine Lazar, Goethe Institut Bukarest<br />

Seit ein paar Jahren habe ich mich mit Lernen<br />

außerhalb des Klassenraums beschäftigt und<br />

erfolgreiche Unterrichtsgänge in Museen,<br />

in einem Park oder in einer der ältesten<br />

Kirchenburgen in Siebenbürgen durchgeführt. In<br />

diesem Zusammenhang verwende ich den Begriff<br />

„außerschulische Lernorte.<br />

Primäre und sekundäre Lernorte<br />

Unter dem Begriff außerschulischer Lernort wird<br />

zunächst einmal wortgetreu ein Ort außerhalb der Schule<br />

verstanden, der von Schülerinnen und Schülern<br />

gemeinsam mit den Lehrkräften im Rahmen des<br />

Unterrichts zum Zweck des anschaulichen Lernens<br />

besucht wird.<br />

Außerschulische Lernorte kann man hinsichtlich<br />

ihrer Vorstrukturierung unterteilen. So spricht man<br />

beispielsweise von primären und sekundären<br />

oder von natürlichen und speziellen Lernorten.<br />

Primäre Lernorte werden extra für das Lernen eingerichtet<br />

(z. B. Schule, Universität), während sekundäre<br />

Lernorte (z. B. Kino) zunächst anderen Aufgaben<br />

dienen, jedoch auch als Lernort zur Verfügung stehen.<br />

Natürliche Lernorte sind alltägliche und bereits bekannte<br />

Orte (z. B. Parks, Gärtnerei). Sie werden durch die<br />

Anleitung des Lehrers und die Verknüpfung mit einem<br />

pädagogischen Anliegen zu einem außerschulischen<br />

Lernort. Spezielle Lernorte besitzen hingegen von<br />

vornherein einen pädagogischen Hintergrund, sind<br />

pädagogisch vorbereitet/ vorstrukturiert und verfolgen oft<br />

spezielle Zielsetzungen (z. B. Museen, Science Center).<br />

Die Entwicklung digitaler Medien macht zudem eine<br />

Unterscheidung zwischen realen Lernorten (z. B. Theater)<br />

und virtuellen Lernorten (z. B. plattformgestütztes Lernen<br />

in virtuellen Klassenräumen) sinnvoll.<br />

Außerschulische Lernorte ermöglichen eine besondere<br />

Form der Herstellung eines Praxisbezugs in der<br />

Schulbildung. Der Besuch eines außerschulischen<br />

Lernorts kann höchst unterschiedlich sein. Es<br />

ist möglich, dass Lerner in gärtnerische oder<br />

handwerkliche Arbeiten aktiv mit einbezogen werden<br />

und diese gezielt und wiederkehrend besuchen. So<br />

bilden Aufenthalte in sogenannten Schullandheimen<br />

mehrtägiges außerschulisches Lernen zu bestimmten<br />

Themen (Natur, Umwelt, Kultur-, Geschichte, Biologie,<br />

Geographie, Geologie). Als Exkursionsziele eignen<br />

sich außerschulische Lernorte besonders. In der Regel<br />

beschränkt sich der Besuch aber auf einen einzigen<br />

Tag, da er integraler Bestandteil einer schulischen<br />

Unterrichtseinheit zu einem Thema sein kann.<br />

Historisch gesehen ist die Einbeziehung außerschulischer<br />

Lernorte in schulische Bildungsprozesse in<br />

der Reformpädagogik verankert.<br />

Merkmale außerschulischer Lernorte<br />

Die außerschulischen Lernorte ergänzen den „normalen“<br />

Unterricht und umgekehrt, sie stehen nicht isoliert da. Sie<br />

werden im Klassenzimmer vorbereitet und gesammelte<br />

Erfahrungen werden zusammengetragen, geordnet und<br />

überprüft, so dass sie als Ausgangspunkt für weitere<br />

Lernprozesse und Arbeitsformen dienen können.<br />

Der Lernprozess wird ‚entschult‘, diese Lernerfahrungen<br />

haben Erlebnis- und Ereignischarakter, denn dieses<br />

Lernen ist konkret, anschaulich, sinnlich, spontan und<br />

situativ. Dabei kann der didaktische Ort zu Beginn, in der<br />

Mitte oder am Ende einer Einheit liegen.<br />

Details suchen<br />

16


Schon mal vom Deutschlernen im Museum gehört?<br />

Außerschulische Lernorte im DaF-Unterricht<br />

Formen außerschulischen Lernens<br />

Bönsch erkennt, dass der Begriff „Formen des<br />

außerschulischen Lernens“ nicht das überall auftretende<br />

außerschulische Lernen am Nachmittag bedeuten kann.<br />

Für das Verlassen des Schulgebäudes werden in der<br />

Literatur verschiedene Begriffe verwendet, in denen der<br />

Zeitaufwand, das Verkehrsmittel oder die Arbeitsintention<br />

ausschlaggebend sein kann.<br />

Er spricht von Unterrichts- oder Informationsgang mit<br />

einer Dauer von bis zu zwei Stunden, der Lehr- oder<br />

Tageswanderung, die über einen Zeitraum von halben bis zu<br />

ganzen Tagen verlaufen kann und der Lehrfahrt, Studienfahrt<br />

bzw. Mehrtageexpedition, die mehrere Tage dauern kann.<br />

„Man kann die Exkursion, Lehrwanderung und den<br />

Unterrichtsgang als planvolle, unterrichtsorientierte<br />

Veranstaltungen, die den Schülern außerhalb des<br />

Schulgeländes konkrete Sacherfahrungen und<br />

Erkenntnisse vermitteln, definieren“. (Bönsch)<br />

Findet die Lehrwanderung am Anfang einer<br />

Unterrichtssequenz statt, dient sie mehr der Motivation<br />

für die nachfolgende Arbeit im Klassenraum. Viele<br />

Veranstaltungen dieser Art werden innerhalb einer<br />

Unterrichtsequenz platziert, da eine vorbereitende<br />

Phase, die Durchführung und eine Nachbereitung<br />

stattfindet. Sollte sie am Ende einer Unterrichtssequenz<br />

durchgeführt werden, dient sie der Bestätigung oder<br />

Wiederholung der vorangegangenen Unterrichtsinhalte.<br />

in Bukarest befindet, dessen Bau 1827 begann und<br />

der 1937 fertig gestellt wurde. Es beherbergt wertvolle<br />

mittelalterliche und moderne Sammlungen rumänischer<br />

Kunst, sowie eine internationale Kunstsammlung, die<br />

von der königlichen Familie zusammengetragen worden<br />

ist. Mehrere Kriege und Brände zogen das Schloss in<br />

Mitleidenschaft, dennoch erstrahlt es heute mehr denn<br />

je in vollem Glanz nach einer eingehenden Renovierung<br />

1990-2000. Wo einst Könige durch die Gänge wandelten,<br />

hängen heute Bilder von Monet, Rubens oder Rembrandt<br />

sowie verschiedener rumänischer Künstler.<br />

Vorbereitung des Museumsbesuchs<br />

In meiner C2 Klasse im Goethe-Institut Bukarest hat<br />

sich herausgestellt, dass auch gebürtige Bukarester<br />

höchstens einmal oder sogar noch nie in der<br />

Nationalgalerie gewesen waren, ein Grund umso mehr<br />

es jetzt gemeinsam zu tun.<br />

Uns standen dann 3 Unterrichtseinheiten zur Verfügung<br />

d.h. zweieinhalb Stunden. Nachdem der Wochentag<br />

und die Uhrzeit geklärt wurden, beschäftigten wir uns<br />

mit den inhaltlichen Dingen. Im Vorfeld bekamen meine<br />

Lerner den Auftrag, Informationen zu ein paar großen<br />

Malern oder Strömungen (Rembrandt, Brueghel, Manet<br />

usw. bzw. Grigorescu, Luchian, ) zu sammeln, die wir im<br />

Museum treffen wollten.<br />

Meine Vorbereitung bestand zunächst darin, dass ich mit<br />

einem Fotoapparat mir Fotos von den Gemälden machte,<br />

damit ich dazu passende Aufgabenstellungen entwickeln<br />

konnte. Ich suchte in Ausstellungskatalogen, surfte im<br />

Internet, sammelte Informationen von überall. Ich habe<br />

eine Reihe von Aufgaben entwickelt und sie bei mehreren<br />

Besuchen mit unterschiedlichen Klassen durchgeführt. Es<br />

waren unterschiedliche Niveaus von A2 bis C2. Bei meiner<br />

C2 hatte ich dann weitere Aufgaben, allerdings auch<br />

sprachlich anspruchsvollere hinzugefügt.<br />

Lerner besprechen gemeinsam die Aufgabe<br />

Ein Unterrichtsgang im Nationalen Kunstmuseum<br />

in Bukarest<br />

Ich habe das Nationale Kunstmuseum von Rumänien<br />

gewählt, weil es sich im ehemaligen königlichen Palast<br />

Lernerin bei der Arbeit<br />

17


Schon mal vom Deutschlernen im Museum gehört?<br />

Außerschulische Lernorte im DaF-Unterricht<br />

Die Durchführung<br />

Im Museum selbst habe ich dann auf die Verhaltensregeln<br />

aufmerksam gemacht (im Museum wird nur leise<br />

gesprochen, Handys werden abgestellt, Gemälde<br />

werden nicht berührt etc.) Im Vorfeld hatte ich darum<br />

gebeten eine feste Schreibunterlage mitzubringen,<br />

damit es das Schreiben erleichtert, da es eine ganze<br />

Reihe von Aufgaben gab, die das Schreiben erforderten.<br />

Jeder Teilnehmer bekam ein eigenes Arbeitsblatt<br />

und musste selbst zu einem Gemälde seiner Wahl<br />

eine Aufgabe stellen, die alle gemeinsam lösten.<br />

So sollten Schlüsselwörter zu einem Gemälde, Richtig-<br />

Falsch-Aussagen oder Lückensätze formuliert werden.<br />

Eine Bildbeschreibung verwandelte sich in ein<br />

Bilddiktat, Fragmente von Konturen wurden<br />

gezeichnet und im Bild wieder gefunden.<br />

Kärtchen mit verschiedenen Farben halfen bei der<br />

Entdeckung der farblichen Gestaltung.<br />

Hier ein paar Beispiele:<br />

1. Aufgabe<br />

Schreiben Sie 7-8 Schlüsselwörter zu einem Gemälde<br />

auf je ein Kärtchen.<br />

z.B. in einem Landschaftsbild gibt es vielleicht:<br />

Wald<br />

1. Arbeitsauftrag für die ganze Gruppe<br />

Ziehen Sie ein Kärtchen mit einem Wort und klären Sie<br />

mit Ihren Gruppenkollegen, welche Bedeutung dieses<br />

Wort für das Gemälde hat.<br />

Schlüsselwörter suchen<br />

4. Aufgabe<br />

Bereiten Sie eine Bildbeschreibung vor, damit Ihre<br />

Gruppenkollegen nach Ihrer Beschreibung eine<br />

Skizze des Gemäldes machen können. Dabei können<br />

folgende Redemittel hilfreich sein:<br />

links oben<br />

rechts oben<br />

Bilddiktat<br />

Manche Aufgaben ließen sich individuell durchführen<br />

(z.B. eine Geschichte zu einem Bild schreiben, ein<br />

Elfchen schreiben etc.), andere ließen sich viel effektiver<br />

in Partnerarbeit durchführen (Fragen an ein Bild<br />

stellen, Aussagen zu einem Bild machen nach dem<br />

Prinzip Richtig-Falsch etc.) Da es sich um eine sehr<br />

kleine Gruppe handelte (9 Leute) haben wir uns für die<br />

individuelle Arbeit mit Gemälden entschieden.<br />

links unten<br />

rechts unten<br />

18


Schon mal vom Deutschlernen im Museum gehört?<br />

Außerschulische Lernorte im DaF-Unterricht<br />

das Bild ist im Hochformat / Querformat angelegt;<br />

die Bildfläche ist in .. geteilt<br />

am rechten Bildrand; am linken Bildrand<br />

in der Bildmitte; im Hintergrund; im Vordergrund; im<br />

Mittelgrund<br />

Objekte lagern sich rechts von ...<br />

.. nimmt ein Drittel der Bildfläche ein<br />

rechts vorne/ rechts hinten<br />

links vorne/ links hinten<br />

4. Arbeitsauftrag für die ganze Gruppe<br />

Bilddiktat<br />

Stellen Sie sich mit dem Rücken zum Bild. Zeichnen Sie<br />

nach der Bildbeschreibung Ihrer Kollegen das Bild.<br />

Worin besteht der Mehrwert?<br />

Vergleichen Sie zum Schluss Ihre Skizze mit dem<br />

Original und achten Sie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede.<br />

Überlegen Sie im Anschluss: Zu welcher Strömung<br />

könnte das Bild gehören? Was wissen Sie selbst über<br />

den Maler? etc.<br />

7. Aufgabe<br />

Sie finden viele Farben, suchen Sie die passenden<br />

Farben zu Ihrem Bild aus. Legen Sie auch 2 Farben dazu,<br />

die nicht im Bild enthalten sind. Ihre Kollegen müssen sich<br />

dann mit den Farben beschäftigen.<br />

7. Arbeitsauftrag für die gesamte Gruppe<br />

Jeder Kollege erhält einen Farbstreifen. Wo sind die<br />

Farben im Bild angesiedelt? Welche Farben passen<br />

nicht zum Bild? Welche Bedeutung könnte die<br />

Farbpalette für die Aussage des Gemäldes haben?<br />

Im Anschluss unterhalten Sie sich über den Maler, die<br />

Epoche etc.<br />

Krug erkennt, dass die Einbeziehung außerschulischer<br />

Lernorte in den normalen Unterricht ausunterschiedlichen<br />

Gründen anzustreben ist.<br />

Sie erweitern den Klassenraum und eröffnen neue<br />

Erfahrungshorizonte, außerdem tragen sie dazu bei,<br />

die Identifikation mit der eigenen Heimat zu stärken<br />

und schaffen Bezüge zur realen Lebensumwelt der<br />

Schüler. Sie ermöglichen „originale Begegnungen“<br />

und Erfahrungen aus „erster Hand“ und unterstützen<br />

den Wechsel zwischen konzentrierten und<br />

bewegungsintensiven Arbeitsphasen und verbinden<br />

abstraktes und konkretes Lernen.<br />

Sie geben Gelegenheit zum differenzierten Herangehen<br />

an bestimmte Themen und fördern das entdeckende und<br />

forschende Lernen, die kreative Arbeit, das schöpferische<br />

Tun, das bewusste eigene Erleben bzw.Erschließen des<br />

Lerngegenstandes, das mehrdimensionale Arbeiten und<br />

das ganzheitliche Lernen.<br />

Ein Unterrichtsgang unterstützt fächerübergreifende<br />

und fächerverbindende Projekte, da er<br />

kulturelle, künstlerische, naturwissenschaftliche,<br />

gesellschaftspolitische Fragestellungen miteinander<br />

verbindet.<br />

Der Museumsbesuch führt zur Beschäftigung mit<br />

Kunstbildern, die für Lerner eine Bereicherung als<br />

19


Schon mal vom Deutschlernen im Museum gehört?<br />

Außerschulische Lernorte im DaF-Unterricht<br />

„bedeutsam-belangvolle Texte“ (Hellwig ) darstellen.<br />

Sie sind komplex-bedeutungsbeschichtet, mehrdeutig,<br />

interpretationsoffen, problemhaltig, befremdend,<br />

rätselhaft, beunruhigend und innovativ.<br />

Aus der Perspektive der mündlichen Kommunikation<br />

kommt es zu individuell-eigenständigen differenzierten<br />

Sprachleistungen in der Fremdsprache. Kunstbilder<br />

ermöglichen authentische Sprachhandlungen.(Lazar):<br />

Beschreiben, Kommentieren, Interpretieren, Erzählen,<br />

Vergleichen, Mutmaßen, Fragen, Spekulieren etc. Eine<br />

Reihe von Textsorten sind das Ergebnis: Beschreibung,<br />

Kommentar, Interpretation, erzählte Geschichten, u.a.<br />

Außerdem wird das Vorwissen, werden vorhandene<br />

Ausdrucksmöglichkeiten aktiviert, bereichert und<br />

verfeinert.<br />

Der affektive Bereich wird ebenfalls angesprochen,<br />

da Gefühlsbereiche (Vorstellungskraft, Fantasie,<br />

Affektivität, Empathie, Kreativität) eröffnet werden und<br />

Assoziationsraum entsteht.<br />

Durch das komplexe Wahrnehmungstraining,<br />

stufenweises Aufdecken der Bedeutungsschichten<br />

bis hin zum Bildverstehen wird dem „flüchtigen Blick<br />

beim stehenden Blick“ (Weidenmann) und dem<br />

oberflächlichen Medienkonsum entgegengesteuert.<br />

Sozialerzieherisch wirkt sich der Umgang mit dem<br />

Kunstbild in einem Museum bedeutsam aus durch die<br />

Herausforderung von Mitteilung und Kommunikation,<br />

als Folge von Partner- oder Kleingruppenarbeit. Eine<br />

Reihe von Schlüsselqualifikationen werden mittrainiert:<br />

Toleranz, forschende Neugier und autonomes Lernen,<br />

Empathiefähigkeit, aber auch Teamfähigkeit, in der<br />

Gruppe seine eigene Rolle finden und einen wertvollen<br />

Beitrag zum Ziel der Gruppe leisten können.<br />

handlungs- und produktionsorientierten Lernens<br />

mit Leben gefüllt werden. Es wurde mit dem<br />

Lehrinnovationspreis 2013 ausgezeichnet und hat<br />

das Ziel angehende Deutschlehrer auf die Planung<br />

und Durchführung von Unterricht außerhalb des<br />

Klassenraums vorzubereiten.<br />

Bibliographie<br />

Bönsch, Manfred: „Unterrichtsmethodik für außerschulische<br />

Lernorte“.<br />

In: Das Schullandheim (0724-5262) - 2003 (2003) 2,<br />

S. 4-10 Hellwig, Karlheinz (1995): „Bildkunst im<br />

Fremdsprachenunterricht als Weg zu prozessorientiertem<br />

Lernen“ in: Block, Friedrich W./Funk, Hermann Hg. Kunst<br />

– Sprache – Vermittlung. Zum Zusammenhang von Kunst<br />

und Sprache in Vermittlungsprozessen. München: Goethe-<br />

Institut, 1995, 230-247<br />

Krug, Hilde (1994): Handlungs- und erfahrungsorientiertes<br />

Lernen in der Erwachsenenbildung am Beispiel<br />

von Outdoor Trainings, http://www.kap-outdoor.de/<br />

Handlungs-und-Erfahrungsorientiertes-Lernen-in-<br />

der-Erwachsenenbildung-am-Beispiel-von-Outdoor-<br />

Trainings.522.0.html<br />

Lazar, Ana Cristina (2005): Das Kunstbild und die<br />

Entwicklung der Fertigkeit Sprechen, Diss. unveröffentlicht.<br />

Weidenmann, Bernd (1988): “Der flüchtige Blick beim<br />

stehenden Bild: Zur oberflächlichen Verarbeitung von<br />

pädagogischen Illustrationen” in: Unterrichtswissenschaft,<br />

16, Heft 3, Weinheim: Juventa, 1988, 43-56<br />

Kristine Lazar<br />

Goethe Institut Bukarest<br />

Fazit<br />

Wie wichtig die Arbeit an solchen außerschulischen<br />

Lernorten ist und welchen Stellenwert sie einnimmt,<br />

zeigt uns das Projektseminar der Uni Kassel „Vom<br />

sprachlosen Staunen zum angeregten Gespräch<br />

- erfahrungsorientiertes Lernen außerhalb des<br />

Klassenraums“. Es zeigt wie man theoretische und<br />

praktische Aspekte so miteinander verbindet, dass<br />

die pädagogischen Schlagwörter des ganzheitlichen,<br />

Workshop Smart board. Dr. Kristine Lazar, Goethe Institut<br />

20


Aspekte der Varianz und<br />

der Sprachinnovation beim<br />

Rumäniendeutsch<br />

(am Beispiel der rumäniendeutschen<br />

Massenmedien)<br />

Lektor Dr. Adriana Dănilă<br />

Universitatea Creştină „Dimitrie Cantemir”<br />

Facultatea de Limbi şi Literaturi Străine<br />

Die stilistische Manigfaltigkeit der<br />

Gegenwartssprache (des Rumänischen<br />

und auch der anderen Fremdsprachen, mit<br />

denen diese in Kontakt kommt) unterscheidet<br />

in hohem Maß die gegenwärtigen Sprachvarietäten von<br />

den vorangehenden historischen Sprachvarianten. Die<br />

wissenschaftliche Untersuchung im Bereich der Linguistik<br />

kann heute die schnelle Veränderung bezüglich der<br />

Stellung der sprachlichen Elemente nicht vernachlässigen:<br />

den Übergang von der Stellung als Sprachelement im<br />

Sprachgebrauch zur Stellung als Sprachelement im<br />

System. Dieses Phänomen wird von der Veränderung<br />

der kommunikativen Matrix sowie implizite auch von der<br />

Modifizierung der Matrix der sprachlichen Codes in Richtung<br />

einer Auflösung der Grenzen zwischen den verschiedenen<br />

Sprachvarianten und der Bildung neuer Grenzen in Bezug<br />

auf die sprachliche Differenzierung zwischen diesen<br />

bestimmt bzw. bedingt.<br />

Die deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien bieten<br />

ein wertvolles Forschungsgebiet dadurch an, dass<br />

die Pressetexte das in diesem Bereich komplexeste<br />

Sprachkorpus darstellen. Es geht um ein Korpus, das<br />

in schriftlicher publizierter Form in standardsprachlicher<br />

Variante vorliegt und das die Formulierung relevanter<br />

Bemerkungen und Bewertungen in Bezug auf den<br />

Funktionalstil Pressesprache ermöglicht und nebenbei<br />

in Bezug auf das umgangssprachliche Niveau der<br />

gegenwärtigen Ausdrucksweise (beachtet man die<br />

Tatsache, dass es für dieses Sprachregister kein<br />

representatives, dem wissenschaftlichen Zweck<br />

entsprechendes Sprachkorpus gibt). Folglich ist<br />

das hier berücksichtigte Sprachkorpus nützlich bei<br />

der Darstellung der Merkmale der Pressesprache<br />

(Funktionalstil mit spezifischen Merkmalen) und<br />

andererseits für die Hervorhebung einiger Merkmale<br />

der Umgangssprache, wenn man ins Auge fasst,<br />

dass im letzten Jahrzehnt die Pressesprache durch<br />

das Eindringen der umgangssprachlichen Oralität<br />

(Mündlichkeit) in die schriftliche Sprache gekennzeichnet<br />

ist. (siehe zu diesem Thema Zafiu 2001, 2002, 2007)<br />

Im Folgenden werden wir kurz die Ergebnisse einer<br />

Studie zum Thema sprachliche Erscheinungsformen der<br />

Oralität (Mündlichkeit) in der Titelformulierung darstellen,<br />

die sich zum Ziel gesetzt hat, die umgangssprachlichen<br />

Konstruktionen auf der Ebene des verbalen<br />

Peritextes zu beschreiben und ihre Funktion in der<br />

Pressekommunikation in Rumänien zu analysieren.<br />

Das Sprachdatenkorpus setzt sich aus Zeitungsartikeln<br />

der Neuer Weg (NW) (Zeitraum 1948 -1992) / Scînteia<br />

(S) (Zeitraum 1948 -1989) beziehungsweise Allgemeine<br />

Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ) (Zeitraum 1993<br />

-2008) / Adevărul (A) (Zeitraum 1990 – 2008) zusammen.<br />

Die Untersuchung geht von der Feststellung aus,<br />

dass es auf der Ebene des journalistischen Titels<br />

spezifische Elemente der mündlichen Kommunikation<br />

gibt. Diese Sprachelemente können dem mündlichen<br />

21


Aspekte der Varianz und der Sprachinnovation beim Rumäniendeutsch<br />

(am Beispiel der rumäniendeutschen Massenmedien)<br />

Kommunikationskanal innewohnende Merkmale<br />

(zufällige Lautverschiebungen, morpho-syntaktische<br />

Phänomene – verbale Periphrase, Wiederholungen,<br />

Ellipse, Anakoluth – dialogale Sprechakte,<br />

umgangssprachliche Lexik, die typisch für die<br />

mündliche Kommunikation ist) wiederspiegeln oder<br />

Merkmale hinweisen, die aus soziolinguistischen<br />

Gründen der Oralität zugeordnet sind (Elemente, die<br />

nach ihrer Zugehörigkeit zu diastratischen Varietäten<br />

des nicht gepflegten Rumänischen und Deutschen –<br />

Alltagssprache, Umgangssprache, Argot - gruppiert<br />

wurden).<br />

Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Hypothese,<br />

laut derer es einen bedeutenden (quantitativen)<br />

Unterschied in Bezug auf das Auftreten der sprachlichen<br />

Erscheinungsformen der Oralität in dem journalistischen<br />

Titel zwischen der Vor- und Nachrevolutionszeit sowohl in<br />

der rumänischen als auch in der deutschen Presse gibt.<br />

Dieses Merkmal kann dadurch erklärt werden, dass die<br />

sprachliche Pseudo-Interaktion in dem kommunistischen<br />

öffentlich-medialen Raum, vorwiegend in der hölzernen<br />

Sprache, durch extremen Formalismus gekennzeichnet<br />

und mit einer durchgesetzten sozialen Distanz, der<br />

Hochachtung verknüpft als Ausdruck eines strikt durch<br />

die Sittenlehre und die sozialistische Gleichrechtigkeit<br />

geregelten sprachlichen Verhaltens, nach 1989 mit einer<br />

neuen Interaktionsart ersetzt wurde.<br />

Das kulturelle Modell des öffentlichen kommunistischen<br />

Diskurses, von dem Prestige der Wissenschaftssprache,<br />

des „geschriebenen (oralisierten) vorher überarbeiteten,<br />

zensurierten, neutralen, entpersönlichten und von jeder<br />

stilistischen Färbung befreiten Wortes dominiert wurde<br />

durch ein neues Diskursmodell ersetzt, das leicht<br />

verständlich und von der Alltagssprache der kolloquialen<br />

Oralität überfüllt ist. (siehe Zafiu 2001: 7-10)<br />

In Bezug auf die quantitative Verteilung der<br />

umgangssprachlichen Elemente in den deutschen und<br />

rumänischen Zeitungstexten kann man Folgendes<br />

feststellen:<br />

In den rumänischen Pressetiteln sowohl der Vor- als<br />

auch der Nachrevolutionszeit ist das Bestandverzeichnis<br />

der Oralitätselemente größer und mannigfaltiger.<br />

Dieses Phänomen ist durch die schon in der Fachliteratur<br />

ausgedrückte Tatsache in Bezug auf den sprachlichen<br />

Verhaltenstyp des Rumänischen zu erklären, dass „die<br />

Schwatzhaftigkeit, die sichere polemische Stimmung,<br />

den rhetorischen Charakter verleiht“ (siehe Pană-<br />

Boroianu 1992: 88) zweifelsohne kennzeichnende<br />

Merkmale des verbalen südlichen Temperaments sind.<br />

Was die sprachlichen Merkmale auf grammatischer<br />

Ebene haben wir, im Wesentlichen, folgende Aspekte<br />

festgestellt:<br />

Auf morphologischer Ebene ist das Auftreten der<br />

Oralitätselemente auf den nach-totalitären Zeitraum<br />

beschränkt.<br />

Für die deutsche Zeitung wurden zwei morphologische<br />

Verfahren verzeichnet, die charakteristisch für das<br />

umgangssprachliche Niveau der Sprache sind, und<br />

zwar:<br />

- das Anhängen grammatischer Morpheme, die einem<br />

anderen sprachlichen Kode (dem Englischen) gehören,<br />

wie zum Beispiel:<br />

Clubbing in der Kleinstadt (ADZ, 3.VIII.2007, p. 8)<br />

- das Verschmelzen der Präposition mit dem bestimmten<br />

Artikel<br />

Gekrümmt durchs Leben (Untertitel) Größter Mensch<br />

der Welt will nicht verzweifeln (ADZ, 25.IV.1998, p. 5)<br />

Die rumänische Zeitung wendet andere für die nicht<br />

gehobene Sprachvariante spezifische Mittel an, wobei<br />

eine größere Wirkung beim Leser erzielt wird, wie in den<br />

Beispielen:<br />

- pronominale Formen<br />

Cioabă şi ai lui – susţinători ai lui Iliescu şi ai PDSR-ului<br />

(A, 1.VIII.1996, p. 2)<br />

- Adverbien<br />

Seminţe da – beneficiari ba! (A, 6-7.IV.1991, p. 5)<br />

- den Gebrauch kurzer verbaler Formen des Verbs „a fi”<br />

(sein) mit prädikativen Wert: -s („îs”, „sunt”) und –i („îi”<br />

– „este”)<br />

Nu-s sticle, nu-i nici ulei! (A, 13-14.IV.1991, p. 1)<br />

22


Aspekte der Varianz und der Sprachinnovation beim Rumäniendeutsch<br />

(am Beispiel der rumäniendeutschen Massenmedien)<br />

Auf der Ebene der syntaktischen Organisation wurden<br />

Unterschiede zwischen den zwei analysierten Zeitungen<br />

festgestellt, die auf die Struktur der beiden Sprachen<br />

zurückzuführen sind.<br />

Die deutschsprachige Zeitung gebraucht in der<br />

Titelformulierung für die Syntax des umgangsprachlichen<br />

Dialogs spezifische Strukturen:<br />

- wegen + Dativ<br />

25.000 Euro Strafe für Inter wegen rassistischen<br />

Schmährufen (ADZ, 6.IV.2006, p. 7)<br />

- das Treten des finiten Verbs an die erste Stelle in einem<br />

Aussagesatz, Formulierung, die charakteristisch für eine<br />

familiäre Kommunikationssituation ist<br />

Haben wir nicht ... (ADZ, 10.I.2007, p. 3)<br />

- Nebensatz ohne finite Verbform an letzter Stelle<br />

Kumpel in Hungerstreik weil Geld knapp geworden<br />

(Untertitel) Arbeitslose Bergarbeiter ohne Zukunft (ADZ,<br />

19.V.1998, p. 1)<br />

Wenn Einladung sind 500 Euro nicht nötig (ADZ,<br />

12.IX.2002, p. 1)<br />

- das Treten lexikalischer Elemente an erste Stelle zum<br />

Zweck der Hervorhebung<br />

(Obertitel) Was die Trainer nach dem Spiel sagen:<br />

(Titel) Gewonnen hat das ganze Team (Untertitel) Jenei<br />

diplomatisch wie immer, Beckenbauer optimistisch wie<br />

selten, Nepomniatschi überheblich wie kein anderer<br />

(NW, 13.VI.1990, p. 5)<br />

Diese Merkmale erscheinen nur in dem nach-totalitären<br />

Zeitraum in Nachrichten und Reportagen.<br />

Für die rumänische Zeitung wurde die vereinfachte<br />

Syntax verzeichnet, die verschiedene<br />

Erscheinungsformen wie Parataxe, Ellipse,<br />

Wiederholungen, Umstellungen, Thematisierung<br />

aufweist. Diese bekommen aber einen Oralitätscharakter<br />

nur wenn sie mit zur Umgangs- und Volkssprache<br />

gehörenden Formen gebraucht werden.<br />

Die Verwendung von volkstümlichen lexikalischen<br />

Elementen innerhalb der vereinfachten Syntax erscheint<br />

besonders nach 1990.<br />

(Obertitel) Datorită incapacităţii poliţiei de a pune<br />

capăt haosului din circulaţia rutieră (Titel) Pe şoselele<br />

României, oamenii mor ca muştele (A, 7.IV.1998, p. 1)<br />

Die allgemeine Schlussfolgerung der Analyse bestätigt<br />

die Hypothese der Studie, dass es auf der Ebene<br />

des journalistischen Titels quantitative und qualitative<br />

Unterschiede zwischen der Vor- und Nachrevolutionszeit<br />

in Bezug auf das Auftreten mancher Oralitätselemente<br />

in der Schriftsprache gibt, wobei sich die Zeitspanne<br />

nach 1990 durch eine Verbreitung des Phänomens in<br />

Bereichen kennzeichnet, die vorwiegend spezifisch für<br />

die schriftliche /hochsprachliche Kommunikation sind.<br />

Quellen<br />

Neuer Weg, [Tageszeitung, Bucureşti, Jahr I:1949-<br />

1992]<br />

ADZ [Tageszeitung, Bucureşti, Jahr I: 1993]<br />

Scînteia [Tageszeitung, Bucureşti, Jahr I: 1931]<br />

Adevărul [Tageszeitung Bucureşti, Jahr I: 1989]<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

Lektor Dr. Adriana Dănilă<br />

Universitatea Creştină „Dimitrie Cantemir”<br />

Facultatea de Limbi şi Literaturi Străine<br />

Pană–Boroianu, R. (1992). „Note sintactice asupra<br />

graiurilor munteneşti”, în FD, XII: 87 – 96.<br />

Zafiu, R. (2001). Diversitate stilistică în româna actuală,<br />

Editura Universităţii din Bucureşti.<br />

Zafiu, R. (2002). „Mărci ale oralităţii în limbajul jurnalistic<br />

actual”, în Pană Dindelegan, G., (coord.), Aspecte ale<br />

dinamicii limbii române actuale, Bucureşti, Editura<br />

Universităţii din Bucureşti: 399-430.<br />

Zafiu, R. (2007). Limbaj şi politică, Bucureşti, Editura<br />

Universităţii din Bucureşti.<br />

23


Wesen und Aufgaben<br />

des Deutschlehrers<br />

in der technologisierten Gesellschaft<br />

Da kein Bereich des sozialen Lebens heute<br />

ohne die modernen Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien auskommen<br />

kann, wächst auch im Unterichtswesen der<br />

Trend dazu, immer mehr Technologien im Unterricht<br />

einzubeziehen. Das führt dazu, dass Aufgaben und<br />

Unterrichtsweise der Lehrkräfte neu interpretiert und<br />

gestaltet werden müssen.<br />

Die Lebenswelt der heutigen Kinder und Jugendlichen<br />

wird in unserem Kulturkreis von Medien geprägt.<br />

Man stellt sich als Lehrer die Frage “Wie gestalte ich<br />

meinen Unterricht heute?” Reichen noch Lehrbuch<br />

und Arbeitsheft, Tafel und Kreide (oder sogar Flipchart<br />

und bunte Marker), Plakate und Hörtexte oder bunte<br />

Papierschnipsel und Bewegungsspiele unseren<br />

Schülern? Oder erwarten diese E-Natives, die schon<br />

mit Tablette und Smartphone aufwachsen, die im Kino<br />

3D-Filme regelmäßig sehen und sich nicht mehr im<br />

Café, sondern im Sozialnetz treffen, etwas Neues,<br />

Zeitgerechteres von uns?<br />

Unsere Welt ändert sich. müssen wir Lehrer uns<br />

mitändern? Oder mindestens uns auf eine andere<br />

Art und Weise einstellen, den Unterricht zu planen,<br />

zu gestalten und zu erteilen? Werden wir in etlichen<br />

Jahren zu experimentierten Technologie-Freaks, die<br />

sich Unterrichtsprogrammen bedienen, die unsere<br />

Arbeit machen? Und kann die Unterrichtsqualität im<br />

Bereich der Neuen Fremdsprachen durch Erweiterung<br />

der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern<br />

sowie von Lehrkräften tatsächlich verbessert werden?<br />

Der vorliegende Bericht versucht diese Fragen zu<br />

beantworten und einige praktische Hinweise zum Einsatz<br />

neuer Medien im Fremdsprachenunterricht zu liefern.<br />

Was sind eigentlich die »Neuen Medien«? Die<br />

Fachliteratur liefert mehrere Definitionen des Begriffes.<br />

Wir übernehmen hier die etwas ältere, trotzdem<br />

zutreffende Definition von Bollmann:„alle Verfahren<br />

und Mittel, die mit Hilfe digitaler Technologie, also<br />

computerunterstützt, bislang nicht gebräuchliche Formen<br />

von Informationsübertragung, Informationsspeicherung<br />

und Informationsübertragung, aber auch neuartige<br />

Formen von Kommunikation ermöglichen“<br />

(Bollmann,1998, 12).<br />

Im Fremdsprachenunterricht lassen sich Computer und<br />

IuK-Technologien vielfältig verwenden: als Werkzeug<br />

(Texte und Multimedia-Präsentationen erstellen,<br />

Text, Bild-, Ton- oder Videomaterial aus dem Internet<br />

sichten, auf den eigenen Computer laden und dort<br />

weiterverarbeiten), als Kommunikationsmittel (in<br />

weltweit einfach und rapide mit Muttersprachlern der<br />

erlernten Sprache in Kontakt kommen und dadurch<br />

Klassenpartnerschaften schließen; alternative Lehrund<br />

Lernformen wie Fernunterricht, Tandemlernen oder<br />

autonomes Lernen werden dadurch möglich) als Lehrund<br />

Lernmedium (Einsatz von Lernprogrammen mit<br />

oder ohne multimediale Komponenten) als Lerninhalt<br />

(notwendige Redemittel zum Umgang mit Computern)<br />

Darüber hinaus weiß jeder Deutschlehrer aus eigener<br />

Unterrichtserfahrung, wie sich der Computer in unserem<br />

Beruf behilflich macht: Erstellen von Arbeitsblättern<br />

(hier können bedienungsfreundliche Autorenprogramme<br />

wie Übungsblätter per Mäuseklick oder Zarb aber auch<br />

die Standardprogramme von Microsoft Office große<br />

Hilfe leisten), Erstellen von Unterrichtsmaterialen für<br />

den Frontalunterricht (die PowerPoint Präsentationen<br />

können viel Zeit ersparen und das Vermitteln der<br />

Lehrinhalte unterstützen), auf speziellem Lehr- und<br />

Lernsoftware basierter Unterricht, der eine breite<br />

Pallette an multimedialen Übungen zu bieten hat und<br />

bei Schülern hohe Motivationsquoten auslöst oder<br />

Projektarbeiten, die auf Internetrecherchen beruhen<br />

(mit oder ohne Anwendung von Unterrichtsplatformen)<br />

Medienkompetenz der Lehrenden<br />

Auf Lehrbuch total zu verzichten, zur kombinierten<br />

Nutzung verschiedener Medien zu greifen, von der<br />

Vielfalt der multimedialen interaktiven und vernetzten<br />

Non-Print-Angebote wählen können gehört zur<br />

Medienkompetenz eines jeden Deutschlehrers.<br />

Dabei gibt es drei Hauptbedingungen einer realen<br />

Medienkompetenz bei Lehrern:<br />

1. Sich des Potentials der Neuen Medien bewusst<br />

sein: Computer und Internet können den Unterricht<br />

positiv beeinflussen. Neue Medien bringen einen neuen<br />

Schwung in den FSU, Ihr Einsatz heißt mehr Farbe und<br />

Spannung im Klassenraum, erspart Zeit und Energie,<br />

24


Wesen und Aufgaben des Deutschlehrers<br />

in der technologisierten Gesellschaft<br />

motiviert die Lernenden. Als Fremdspachenlehrer<br />

sollte man die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der<br />

IuK Technologien im Allgemeinen kennen und für den<br />

eigenen Unterricht die entsprechenden wählen können.<br />

2. Eine kritische Auffassung: man sollte sich als<br />

Lehrer immer die Frage stellen, wie in Erziehung<br />

und Unterricht die Medienkompetenz der Schüler<br />

in einer Weise ausgebaut werden kann, dass<br />

sie der Bildung der Subjekte zugutekommt.<br />

Andererseits sollte ein jeder Lehrer, der Wert auf Einsatz<br />

neuer Medien im FSU legt, imstande sein, selbstständig<br />

und kritisch folgendes auszuführen:<br />

a) eine Evaluation von Sprachlernsoftware in Anbetracht<br />

des eigenen Unterrichts durchzuführen;<br />

b) Lehrplattformen einschätzen und bewerten zu können;<br />

c) von Autorenprogrammen gelieferte Möglichkeiten zur<br />

Erstellung eigenspezifischer Übungen kennen.<br />

3. Multidimensionale mehrfachliche Kompetenzen<br />

Dazu gehören die inhaltlich-fachliche, die methodischdidaktische,<br />

die soziale und die technische<br />

Kompetenz. Die verschiedenenen zusamenhängenden<br />

Kompetenzen bilden die Prämisse der kombinierten<br />

Nutzung verschiedener Medien. Zu einer umfassenden<br />

Medienkompetenz gehören heute zweifellos ein<br />

differenziertes Medienbewusstsein ebenso wie die<br />

Fähigkeit moderne IuK-Technologien und herkömmliche<br />

Medien wie Bücher gewinnbringend innerhalb und<br />

außerhalb des Unterrichts für sich zu nutzen um einen<br />

multidimensionalen Unterricht zu gestalten.<br />

Optimierung des Fremdsprachenunterrichts<br />

durch Anpassung an den Erwartungshorizont der<br />

Schüler<br />

Medienkompetent zu unterrichten heißt nicht,<br />

dass Lehrkräfte außer Wissensbeständen und<br />

fachbezogenen Kompetenzen, den Lernenden auch<br />

noch die Medienkompetenz ermitteln sollen, vielmehr<br />

geht es darum, dass man sich als Lehrer der schon<br />

vorhandenen Medienkompetenz der Schüler anpasst.<br />

Computer und Internet stehen den Kindern von heute<br />

jederzeit problemlos zur Verfügung und scheinen eine für<br />

Erwachsene schwer zu verstehende Anziehungskraft auf<br />

sie auszuüben. Zahllose Gadgets prägen ihre Welt, die<br />

eine völlig andere ist als die Kinderwelt ihrer Lehrer und<br />

Eltern. Die Entwicklung der Kindermedien ist heutzutage<br />

eine Chance für den frühzeitigen (oft vorschulischen!!!)<br />

Erwerb einer allgemeinen Medienkompetenz, aber auch<br />

eine Chance für den Fremdsprachenunterricht, der vom<br />

großen Angebot dieses Teils des Software-Marktes<br />

profitieren kann, indem man für Kinder hergestellte<br />

Medienprodukte in den Unterricht einbezieht.<br />

Das Internet kann ein effizienter Komunikationskanal sein<br />

und dadurch die Kommunikation zwischen Lehrkräften<br />

und Lernenden wesentlich verbessern. Jeder Lehrer hat<br />

mindestens einmal im Leben folgende Situation erlebt: er<br />

teilt den Schülern die Hausaufgabe mit, manchmal erklärt<br />

er sogar einen Teil davon. Die Schüler protestieren nicht,<br />

nicken zu, scheinen etwas in ihre Hefte aufzuschreiben.<br />

Im nächsten Unterricht sind dann manche perplex, wenn<br />

nach Hausaufgaben gefragt wird. Sie scheinen gar nicht<br />

gewusst zu haben, dass es etwas zum Schreiben gab.<br />

Und zwar zu Hause. Die Schüler sind keine Schwindler,<br />

sie haben einfach nicht mitgekriegt, dass der Lehrer eine<br />

Hausaufgabe erteilt hat. Nachdem sich mehrere Szenen<br />

dieser Art wiederholt haben, postete ein verzweifelter<br />

Deutschlehrer die Hausaufgabe auf Facebook. In den<br />

nächsten Unterricht kamen hundert Prozent der Schüler<br />

mit hundert Prozent geschriebener Hausaufgabe. Die<br />

Anekdote weist darauf hin, dass Lehrkräfte sich an<br />

die Realität ihrer Schüler anpassen müssen, auch<br />

wenn diese eine rein virtuelle ist und Facebook oder<br />

Twitter heißt. Denn das ist eigentlich der Sinn des<br />

lernerzentrierten Unterrichts.<br />

Darüberhinaus: eine aktuelle Studie des deutschen<br />

Meinungsforschungsinstituts Icon Kids & Youth zeigte,<br />

was Kinder im Alter von sechs bis dreizehn Jahren<br />

glücklich macht. Dabei erwies sich, dass Kinder auch in<br />

der Schule Glück erleben können, wenn der Unterricht<br />

spannend ist und Lehrer die Eigenaktivität der Schüler<br />

fördern. Schule hat also Potential in sich, das Glück zu<br />

erhöhen, wenn der Unterricht so geplant und durchgeführt<br />

wird, dass er mehr und vielfältige Aktivitäten ermöglicht.<br />

Die Neuen Medien lassen die Lekräfte einen von<br />

Schülern als spannend erlebten Unterricht erteilen, der<br />

ein passiver Konsum von Lerninhalten in audiovisueller<br />

25


Wesen und Aufgaben des Deutschlehrers<br />

in der technologisierten Gesellschaft<br />

Form mit aktiver Tätigkeit durch Recherchearbeiten und<br />

Kommunikation im Internet auf glücklicher Art und Weise<br />

verbindet.<br />

Man sollte jedoch als Lehrer die Gefahren der<br />

verlockenden IuK-Technologien zu vermeiden wissen.<br />

Je attraktiver ein multimedialer Unterricht ist, je mehr<br />

Technologie ins Klassenzimmer kommt, desto größer ist<br />

die Gefahr, dass Lernende sich nur noch auf die Show<br />

konzentrieren. Nicht zu vergessen, dass wir mit einer<br />

Generation von Kindern arbeiten, die mit Cartoons im<br />

Fernsehen aufgewachsen sind und deshalb ständige<br />

Reize brauchen, um ihre Aufmerksamkeit auf etwas<br />

zu zentrieren. Andererseits verlangt die Aneignung<br />

einer Fremdsprache Konzentration und Selbststudium,<br />

Reflexion und nicht zuletzt Leidenschaft und Geduld.<br />

Und das kann nur ein begabter Pädagoge, ein Mentor<br />

seinen Schützlingen einflößen.<br />

Bibliographie:<br />

Bollmann, S. (1998): In: Bollmann, S. (Hrsg.) (1998):<br />

Kursbuch Neue Medien.<br />

Czermak, J. (2001): Vorwort. In: Koch, H. /<br />

Neckel, H. (2001): Unterrichten mit Internet & Co. -<br />

Methodenhandbuch für die Sekundarstufe I und II.<br />

Berlin,Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co. KG.<br />

Grüner, Margit; Hassert,Timm,(2000):Computer im<br />

Deutschunterricht, Ed. Langenscheidt, Berlin<br />

Und was passiert, wenn eines Tages die Technik nicht<br />

funktioniert?!?... Dann sitzt man vor einem teuren<br />

Smartboard, der aus technischen Gründen nichts mehr<br />

auf der magischen Oberfläche bewegen will und zu<br />

einem ganz normalen Whiteboard geworden ist oder<br />

vor Computern, die wegen Strompanne trotz UPS nicht<br />

gestartet werden können und man ist hilflos…<br />

Es ist unbestreitbar, dass die Einführung der IuK-<br />

Technologien in den FSU und die damit verbundene<br />

Erweiterung der Medienkompetenz von Schülern und<br />

Lehrkräften zur Verbesserung der Unterrichtsqualität<br />

im Bereich der Fremdsprachen geführt hat und noch<br />

weiterhin führen wird. Trozdem sei ist auch die beste<br />

Computerausstattung in der Schule keine Garantie für<br />

besseren Unterricht oder ein höheres Leistungsniveau<br />

von Schülerinnen und Schülern. Viele Faktoren müssen<br />

zusammenkommen,um neue Medien in der Schule auf<br />

sinnvolle Weise zu verankern. (Czermak 2001: 8). Und<br />

der Lehrende selbst ist vielleicht der wichtigste davon.<br />

Poster zum Fortbildungsseminar 22.-23.03.2013 in<br />

Zusammenarbeit mit dem Hueber Verlag und<br />

dem Fr. Schiller Kulturhaus<br />

Lektor Dr. Christine Ilea-Golea<br />

Polizeiakademie Bukarest<br />

26


Die Position des Deutschen<br />

in der Türkei<br />

an qualifiziertem, flieβend biligualem Fachpersonal<br />

für die Bereiche Wirtschaft, Handel und Technik,<br />

Wissenschaft und Kultur sowie Tourismus<br />

Christine Dikici M.A.<br />

Marmara Universität Istanbul<br />

Die deutsche Sprache hat in der Türkei<br />

traditionell den Rang der zweiten<br />

Fremdsprache nach dem Englischen.<br />

In Anbetracht der vielfältigen, engen<br />

kulturellen und wirtschaftlichen Kontakte zwischen<br />

der Türkei und Deutschland ist es verwunderlich, dass<br />

das Deutsche an fast allen staatlichen Schulen mit nur<br />

zwei erteilten Wochenstunden nie aus dem Schatten<br />

des Englischen herausgekommen ist. Dennoch ist<br />

die Rolle und Bedeutung des Deutschen qualitativ<br />

und zahlenunabhängig eine sehr bedeutende, nicht<br />

zuletzt dadurch bedingt, dass die deutschsprachigen<br />

Schulen zu den Eliteschulen der Türkei gehören.<br />

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der<br />

Türkei, was sich sowohl auf den Import als auch auf<br />

den Export bezieht. 1 Waren und Dienstleistungen<br />

im Wert von ca. 1 Milliarde US-Dollar wurden nach<br />

Deutschland exportiert, der Import deutscher Waren<br />

und Dienstleistungen belief sich auf 2,1 Millarden<br />

Dollar. Auf Platz 1 der importierten Waren stehen<br />

Fahrzeuge, beim Export liegen mineralische Öle und<br />

Brennstoffe vorne. Über 1500 deutsche Firmen sind<br />

in der Türkei ansässig, und jedes Jahr besuchen<br />

über 3 Millionen deutsche Touristen die Türkei. Aus<br />

diesen Zahlen ergibt sich ein permanenter Bedarf<br />

Neben den engen wirtschaftlichen Beziehungen<br />

bestehen traditionell gewachsene Kontakte zwischen<br />

den beiden Ländern. Diese beruhen nicht nur auf<br />

der Tatsache, dass mehr als 1,5 Millionen Menschen<br />

mit türkischem Pass in Deutschland leben, sondern<br />

auch auf einer langjährigen Präsenz von Deutschen<br />

in der Türkei, die von der deutschen und türkischen<br />

Öffentlichkeit oft wesentlich weniger wahrgenommen<br />

wird als die der in Deutschland lebenden Türken. Die<br />

Anwesenheit von Deutschen nahm ihren Anfang mit<br />

den sogenannten “Bosporusdeutschen”, die im 19.<br />

Jahrhundert als Geschäftsleute, Handwerker und<br />

Militärberater vor allem nach Istanbul, aber auch in<br />

andere Teile des Landes kamen. Sie setzt sich fort mit<br />

den über Tausend deutschsprachigen Exilanten, die die<br />

Türkei in den Jahren des Nationalsozialismus aufnahm<br />

und die u. a. am Aufbau des Hochschulsystems<br />

beteiligt waren, und führt hin bis zu den mehr als 40.000<br />

Deutschen, die in der Türkei als Vertreter deutscher<br />

Firmen, Partner türkischer Unternehmen, Lehrer,<br />

Universitätsdozenten oder Freiberufler ansässig sind. 2<br />

An den bedeutendsten Universitäten des Landes in<br />

den Groβstädten Istanbul, Ankara und Izmir, aber auch<br />

an zahlreichen Universitäten in der Provinz gibt es<br />

Deutschabteilungen, die zum einen Deutschlehrer und<br />

Germanisten, zum anderen Übersetzer und Dolmetscher<br />

ausbilden. Besonders der Bedarf an qualifizierten<br />

Sprach- und Kulturmittlern ist in den vergangenen<br />

Jahren stark angestiegen, so dass an staatlichen und<br />

privaten Universitäten übersetzungswissenschaftliche<br />

BA-, MA- und Doktorprogramme aufgebaut<br />

wurden. Darüber hinaus gibt es seit einigen<br />

Jahren deutschsprachige Programme im Bereich<br />

Ingenieurwesen und Informatik, u.a. an der staatlichen<br />

1<br />

Vgl. Angaben der Türkisch-Deutschen Auβenhandelskammer von April 2013<br />

(http://www.td-ihk.de/t%C3%BCrkischer-au%C3%9Fenhand; aufgerufen am 14.09.2013)<br />

2<br />

Vgl. Dikici, Christine (2013): Position und Wahrnehmung von Ausländern in der Türkei. In: Tagunsgband der Asienkonferenz “Deutsch<br />

im Herzen Asiens”,Ulaanbaatar: Admon Verlag, S. 120-126<br />

27


Die Position des Deutschen in der Türkei<br />

Marmara Universität Istanbul. Zum Wintersemester<br />

2013/14 nimmt auβerdem die Türkisch-Deutsche<br />

Universität in Istanbul den Lehrbetrieb auf. Viele der<br />

Studierenden, die sich für einen Studiengang an einer<br />

dieser Institutionen entscheiden, kommen entweder<br />

von einer der insgesamt 37 deutschsprachigen Schulen<br />

wie den sogenannten staatlichen Anadolu Lisesi oder<br />

von deutschsprachigen Privatschulen.<br />

Die Anadolu Lisesi wurden in den 80er Jahren gegründet,<br />

um türkischen Rückkehrerkindern die Weiterführung<br />

ihrer in Deutschland begonnenen deutschsprachigen<br />

Schulausbildung zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig<br />

den Einstieg in das türkische Bildungssystem zu<br />

erleichtern. Der Anteil der Rückkehrerkinder an<br />

diesen Schulen ist von ehemals 40 - bis 50 %<br />

auf jetzt etwa 4 % zurückgegangen. Das aktuelle<br />

Hauptziel des Anadolu-Programms ist deshalb die<br />

Vorbereitung der türkischen Schüler auf das Deutsche<br />

Sprachdiplom Stufe II der Kultusministerkonferenz,<br />

das jedes Jahr 400 bis 500 Schüler erwerben. 3<br />

Zu den privaten deutschsprachigen Schulen gehören<br />

das 1860 gegründete Deutsche Gymnasium sowie<br />

das österreichische St. Georg Gymnasium. Beide<br />

Schulen gehören zu den angesehendsten Gymnasien<br />

des Landes. Eine weitere deutschsprachige<br />

Eliteschule ist das Istanbul Gymnasium, das 1913 als<br />

Istanbuler Knabenlyzeum gegründet wurde, offiziell<br />

als deutsche Auslandsschule anerkannt ist und vom<br />

deutschen Staat finanziert wird. Die drei Gymnasien<br />

ermöglichen ihren Absolventen, das deutsche Abitur<br />

bzw. die österreichische Matura abzulegen. Sowohl<br />

an den Anadolu-Schulen als auch an den traditionellen<br />

deutschsprachigen Privatgymnasien unterrichten<br />

türkische und deutsche Lehrer. Der Standort<br />

Istanbul ist die beliebteste Stadt der deutschen<br />

Programmlehrer: Über 100 entsandte deutsche<br />

Lehrer unterrichten derzeit an den Anadolu-Schulen<br />

und den privaten deutschen Gymnasien in Istanbul.<br />

Mit der Einführung der zweiten Pflichtfremdsprache<br />

im Schuljahr 2004/2005 an staatlichen Gymnasien<br />

mit Fremdsprachenschwerpunkt, die nicht zu<br />

den beiden oben genannten Kategorien gehören,<br />

entschieden sich die meisten Schüler für Deutsch<br />

als zweite Fremdsprache. Auf Platz drei in der<br />

Hierarchie der Fremdsprachen liegt Französisch, das<br />

jedoch mit einer wesentlich geringeren Lernerzahl<br />

von ca. 2 bis 3 % dem Deutschen nie den Rang als<br />

zweitbedeutendste Fremdsprache ablaufen konnte.<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, sind die im Lehrplan<br />

vorgesehenen zwei Wochenstunden Deutschunterricht<br />

bei weitem nicht ausreichend, um über ein sehr<br />

begrenztes Anfängerniveau hinauszukommen. Die<br />

Erhöhung der Wochenstundenzahl sowie die Einstellung<br />

neuer Lehrer für staatliche Gymnasien könnte zur<br />

Verbesserung dieser Situation beitragen und wird auch<br />

seit Jahren vom türkischen Erziehungsministerium<br />

gefordert. Dieses stellte jedoch 2011 von insgesmat<br />

40.000 neu zu besetzenden Lehrerstellen nur ganze<br />

drei Stellen davon für Deutschlehrer zur Verfügung,<br />

was einen Sturm der Entrüstung der vielen gut<br />

ausgebildeten, aber entweder arbeitslosen oder<br />

fachfremd arbeitenden Deutschlehrer nach sich zog. 4<br />

Der Trend zur globalen Verkehrssprache Englisch<br />

bestärkt nicht nur die Bildungsplaner, sondern auch<br />

viele Eltern und Schüler in der Annahme, weitere<br />

Fremdsprachen seien unnötiger Luxus und würden<br />

darüber hinaus vor allem bei einer als schwierig<br />

geltenden Sprache wie der Deutschen möglicherweise<br />

das Gesamtergebnis des Abschlusszeugnisses<br />

verschlechtern. Hierbei sind die Kinder der<br />

Rückwanderer eine Ausnahme, da sie zumeist mit sehr<br />

guten Deutschkenntnissen in die Türkei kommen. Neben<br />

dem Englischen sind aufgrund der in den vergangenen<br />

3<br />

http://www.istanbul.diplo.de/Vertretung/istanbul/de/06/Bilaterale__Kulturbeziehungen/Bilaterale__Kulturbeziehungen.html (aufgerufen<br />

am 15.09.2013)<br />

4<br />

Vgl. http://www.change.org/tr/kampanyalar/atamalar (aufgerufen am 15.09.2013)<br />

28


Die Position des Deutschen in der Türkei<br />

Jahrzehnten aufgekommenen Handelsbeziehungen<br />

zu Russland und China, aber auch zur arabischen<br />

Welt, Russisch, Chinesisch und Arabisch auf dem<br />

Vormarsch und werden bereits an einigen privaten<br />

Grundschulen und Gymnasien sowie an verschiedenen<br />

Universitäten unterrichtet. Den Rang des Deutschen als<br />

zweitwichtigste Fremdsprache werden diese Sprachen<br />

jedoch kaum ernsthaft in Gefahr bringen können.<br />

Anstatt die Position des Deutschen auf Platz 2 zu<br />

beklagen, ist es sicherlich besser, die vorhandene<br />

Position auszubauen und weiter zu festigen. Die drei<br />

Goethe-Institute in der Türkei an den Standorten<br />

Istanbul, Ankara und Izmir sowie die Fachberater und<br />

Koordinatoren für Deutsch des Bundesverwaltungsamts<br />

- Zentralstelle für Auslandsschulwesen – tragen mit<br />

ihrer Verbindungsarbeit zur weiteren Verbesserung<br />

der Situation bei, in dem sie z. B. Forbildungskurse<br />

für Lehrer anbieten. Jenseits der drei gröβten Städte<br />

hat das Goethe-Institut in den Provinzstaedten<br />

Edirne, Bursa und Eskişehir sogenannten Treffpunkte<br />

Deutsch eingerichtet, die Anlaufstelle für alle sind,<br />

die sich für Deutschland und die deutsche Sprache<br />

interessieren. Im Rahmen des Projekts “Almanca<br />

Yollarda – Deutsch Unterwegs” in Zusammenarbeit<br />

mit der Robert-Bosch-Stiftung legte der Deutsch-<br />

Bus bereits 28.000 Kilometer durch die gesamte<br />

Türkei zurück, wobei er an über 240 Schulen und<br />

Universitäten in 68 Orten Station machte. Fast 23.000<br />

Schüler und Studenten beteiligten sich an den Aktionen<br />

des Deutsch-Busses. Am 30. Dezember 2013 wird in<br />

der nordostanatolischen Stadt Trabzon am Schwarzen<br />

Meer der Abschluss des dreijährigen Projektes gefeiert. 5<br />

des Deutschen in der Türkei beitragen. Somit bleibt<br />

die aktuelle Rolle des Deutschen im türkischen<br />

Bildungs- und Schulsystem stabil und ausbaufähig.<br />

Verfasserin:<br />

Christine Dikici M.A.<br />

Marmara Universität Istanbul<br />

Abteilung Übersetzen Dolmetschen<br />

Doktorandin im Bereich Translationswissenschaft an<br />

der Universität Sakarya<br />

Workshop Sorin Giurumescu, Technische Neuigkeiten bei<br />

der Olympiade, XXI.Tagung des DVR, 2012<br />

Abschlieβend kann gesagt werden, dass die engen<br />

wirtschaftlichen Verflechtungen, die historisch<br />

gewachsene Freundschaft und die in Deutschland<br />

lebendenTürken, die zum Teil auch die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit haben, zum positiven Status<br />

5<br />

Vgl.http://www.goethe.de/ins/tr/ist/lhr/ayl/deindex.htm (aufgerufen am 15.09.2013)<br />

29


Deutscher<br />

Muttersprachenunterricht im<br />

Banater Hatzfeld -Jimbolia<br />

Anni Bobu<br />

Fortbildnerin am Zentrum für Lehrerforbildung in deutscher<br />

Sprache Mediasch/ Filiale Temeswar und Deutschlehrerin am<br />

Technologischen Lyzeum Hatzfeld/ Jimbolia<br />

Hatzfeld liegt in der Teißtiefebene und war vor<br />

der Ansiedlung der Schwaben (1766) ein<br />

Sumpfgebiet. Auf dem Ort, an dem Hatzfeld<br />

angesiedelt wurde, befand sich Chumbul,<br />

das 1333 im Zehentregister der Diözese Tschanad<br />

erwähnt wird. Während des Türkeneinfalls von 1552<br />

wurde der Ort völlig zerstört und lag brach bis 1766, als<br />

die Schwaben angesiedelt wurden. Den Namen erhielt<br />

die neue Siedlung nach Graf Karl Friedrich Anton von<br />

Hatzfeld-Gleichen, dem dirigierenden Staatsminister<br />

des Inneren unter Kaiserin Maria Theresia.<br />

Anfangs gab es keine Regelungen für die Gestaltung<br />

des Unterrichts und die Einstellung von Lehrern. Doch<br />

bereits 1774 tritt die „Allgemeine Schulordnung für<br />

die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in<br />

sämtlichen kaiserlich und königlichen Erbländern“<br />

in Kraft und prägte für Jahrzehnte das katholische<br />

Schulwesen im Banat. Bereits einige Monat früher<br />

hat die Temeswarer Verwaltung nach Wien gemeldet,<br />

dass die „Landschulen in denen Catholischen –<br />

sowohl teutschen als National Ortschaften allerorten<br />

mit geprüften Schulmeistern bestellt seyen“.<br />

Infolge dieser Regelungen, durfte die Gemeinde den<br />

Lehrer auswählen und anstellen, musste ihn aber<br />

dem Schuldirektor (eine Funktion, die dem heutigen<br />

Generalinspektor des Schulinspektorats eines Kreises<br />

entspricht) zur Bestätigung vorschlagen. Die Gemeinde<br />

durfte den Lehrer nicht ohne die Zustimmung des<br />

Schuldirektors entlassen. Die Lehrer unterrichteten<br />

ihre Schüler in der Bibel, Sittenlehre, Lesen und<br />

Schreiben und vermittelten ihnen Grundkenntnisse<br />

im Rechnen. Meistens hatten die Lehrer auch eine<br />

Zweitbeschäftigung als Gemeindeschreiber oder<br />

Gemeindediener, Kantor, Messner und Glöckner. Die<br />

Frau des Lehrers musste Hostien für die Kirche backen<br />

und die Messgewänder waschen. Erst in der ersten<br />

Häfte des 19. Jahrhunderts waren die Lehrer und ihre<br />

Familie nicht mehr zu diesen Arbeiten verpflichtet.<br />

Obwohl die Magyarisierung offiziell nach dem<br />

Österreichisch-Ungarischen Ausgleich (1867)<br />

durchgesetzt wurde, gab es schon davor Versuche,<br />

den Banater Unterricht ungarisch zu gestalten. So<br />

der Pressburger Reichstag, der 1930 beschloss, dass<br />

„die Kinder, welche die Schulen in den Dörfern und<br />

Fleken besuchen, mit Ausschluss des Gebrauchs<br />

anderer Sprachen das Lesen, Schreiben, Rechnen<br />

und die Gebethe nur in der madyarischen Sprache<br />

lernen“ Dieser Beschluss wurde von der Hatzfelder<br />

Gemeinde einfach ignoriert, da die Lehrer Deutsche<br />

waren, Absolventen der Temeswarer Präparandie<br />

und ihren Schülern weiterhin Unterricht in ihrer<br />

Muttersprache erteilten. Der Tschanader Bischof<br />

Alexander Bonnaz ordnete noch durch die Verordnung<br />

Nr. 1126/ 1852 an „daß in allen Volksschulen die<br />

Muttersprache der Schüler Unterrichtssprache sein<br />

müsse; der Unterricht in einer zweiten Landessprache<br />

dürfe nur auf ausdrückliches Verlangen der Gemeinde<br />

ab dem zweiten Schuljahr eingeführt werden.“ Doch<br />

schon 1976, noch im Jahre des Ausgleichs, wurde<br />

die ungarische Sprache als Unterrichtssprache<br />

angeordnet, die Lehrer zum Erlernen dieser Sprache<br />

gezwungen, wollten sie noch weiter Lehrer bleiben.<br />

Ein weiterer Schlag erhielt die Hatzfelder<br />

Lehrerschaft 1901, als die Gemeindevertretung<br />

den Beschluss fasste, die Schule dem Staat zu<br />

überlassen, was zur Folge hatte, dass auch in den<br />

Kindergärten Ungarisch als Unterrichtssprache<br />

eingesetzt werden muss, da die Schulkinder, die<br />

Sprache, in der ihnen in der Schule Sachkenntnisse<br />

vermittelt werden, schon beherrschen sollten.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Hatzfeld von Serbien<br />

besetzt, was 1920 durch den Vertrag von Trianon<br />

besiegelt wurde. Die serbischen Behörden gestatteten<br />

zwar den Unterricht in deutscher Sprache, aber<br />

bestanden jedoch auf die Einführung des Serbischen.<br />

Dieser Zustand hielt bis 1924 an, als Hatzfeld, Großscham<br />

(Jamu Mare), Tschene (Cenei) und Neuburg an der<br />

Bega (Uivar) an Rumänien und Modosch (Jaša Tomić)<br />

und Parjan an Serbien angeschlossen wurden, infolge<br />

der Belgrader Konvention vom 24. November 1923 zur<br />

Grenzbereinigung. Unter rumänischer Herrschaft wurde<br />

der Unterricht weiterin in deutscher Sprache abgehalten.<br />

Nach 1924 setzte jedoch eine Romanisierungswelle ein,<br />

die in 1935 gipfelte, als das für das Banat zuständige<br />

30


Deutscher Muttersprachenunterricht im Banater Hatzfeld -Jimbolia<br />

Inspektorat verfügte, dass die 5., 6. und 7. Klasse<br />

in rumänsicher Sprache unterrichtet werden sollten.<br />

1940 jedoch gelang es der deutschen Volksgruppe,<br />

dass sie das Recht erhielt, den Unterricht in den<br />

Volksschulen und Mittelschulen in der Muttersprache<br />

zu gestalten. Mit einer Pause zwischen 1944 – 1946,<br />

wurde der deutschsprachige Unterricht weitergeführt.<br />

Der politische Umsturz in 1989 hatte in Hatzfeld,<br />

wie auch in allen anderen deutschen Siedlungen<br />

<strong>Rumäniens</strong> eine verheerende Auswirkung auf den<br />

Muttersprachenunterricht. Infolge der massiven<br />

Auswanderung der deutschen Bevölkerung wurde<br />

der deutsche Unterricht mangels Schülern und<br />

Lehrkräfte 1994 im Hatzfelder Lyzeum eingestellt.<br />

In der Achtklassenschule gab eine Zeit lang<br />

Simultanunterricht bis 2010, die Grundschule hielt<br />

bis 2012 ebenfalls im Simultanunterricht durch. Zur<br />

Zeit gibt es nur noch einen deutschen Kindergarten.<br />

Bibiographie:<br />

„Heimatbuch des Heidestädchens Hatzfeld im Banat“,<br />

Redaktion Dr. Anton Peter Petri,<br />

herausgegeben von der Heimatsortsgemeinschaft<br />

Hatzfeld 1991<br />

www.wikipedia.org<br />

Anni Bobu<br />

Fortbildnerin am Zentrum für Lehrerforbildung in<br />

deutscher Sprache Mediasch/ Filiale Temeswar und<br />

Deutschlehrerin am Technologischen Lyzeum Hatzfeld/<br />

Jimbolia<br />

www.hatzfeld-banat.de<br />

3.Hatzfelder Lyzeum, Quelle: „Heimatbuch des Heidestädtchens<br />

Hatzfeld im Banat, Red. Dr. Anton Peter Petri”, Hrg. HOG Hatzfeld,<br />

Th. Breit Druck + Verlag, 8215 Marqusrtstein<br />

4. Hatzfelder Lyzeum, Quelle: Ghidul orasului Jimbolia, ed. a II-a,<br />

Art Press Timisoara 2007<br />

Stefan Jäger - „In der Kirche”, Quelle: www.stefan-jaeger.net<br />

31


Sprachräume er - fahren,<br />

Interkulturalität erleben<br />

und Wissen erwerben<br />

Fortbildung fand an vier Orten statt, weil das DACHL<br />

- Konzept von dem Prinzip des Plurizentrismus und<br />

von der Idee, das die Vielfalt des deutschsprachigen<br />

Raumes im Deutschunterricht eine besondere Rolle<br />

spielen sollte, ausgeht.<br />

Als Teilnehmerin bei diesem ganz besonderen<br />

Fortbildungsseminar möchte ich hiermit versuchen, ein<br />

paar Erfahrungen und Eindrücke, die ich gesammelt<br />

habe, weiterzugeben.<br />

Alexandra Nicolaescu<br />

Universität für Architektur und Urbanismus „Ion Mincu“ Bukarest,<br />

Friedrich Schiller-Kulturhaus Bukarest<br />

An einem Montagabend trafen sich<br />

in Auerbachs Keller in Leipzig<br />

zu einem Festabendessen 20<br />

BürgerInnen verschiedener Länder<br />

dieser Welt, die sich noch nie bisher gesehen<br />

hatten. Man könnte sich wohl fragen, was für ein<br />

Anlass diese 20 Menschen mit verschiedenen<br />

kulturellen Hintergründen zusammenbrachte<br />

und was haben sie überhaupt gemeinsam?<br />

Wohl den IDV. Der Anlass war das vom Internationalen<br />

<strong>Deutschlehrerverband</strong> organisierte DACHL -<br />

Landeskundeseminar “Sprachräume er-fahren” .<br />

Sicher auch die Liebe für die deutsche Sprache,<br />

beziehungsweise für den Deutschunterricht und<br />

den Wunsch, mit- und voneinander zu lernen.<br />

Das DACHL hat vom 08.07 bis zum 27.07 2013 in Leipzig<br />

(Deutschland), Winterthur (Schweiz), Liechtenstein und<br />

Innsbruck (Österreich) DACHL-Seminar stattgefunden.<br />

Teilgenommen haben daran DeutschlehrerInnen<br />

und MultiplikatorInnen aus Armenien, Ägypten, Benin,<br />

Brasilien, Bulgarien, Elfenbeinküste, Finnland, Indien,<br />

Indonesien, Kuba, Kolumbien, Lettland, Mongolei,<br />

Polen, Rumänien, Ukraine, Slowakei, Thailand und USA<br />

teilgenommen haben. Das Seminar wurde in<br />

Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut, der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der<br />

Schweizerischen Eidgenossenschaft, Departement für<br />

Auswärtige Angelegenheiten, dem Bundesministerium<br />

für Unterricht, Kunst und Kultur Österreich und dem<br />

Schulamt Fürstentum Liechtenstein organisiert. Diese<br />

Nach dem Auftakt im obengenannten traditionsreichen<br />

Lokal begaben wir uns weiterhin auf den Spuren von<br />

Goethe, Bach und Leibniz, denn am ersten Tag stand<br />

die gruppenweise Stadterkundung im Programm.<br />

Die Ergebnisse der Stadterkundung wurden in<br />

Unterrichtseinheiten ausgearbeitet, ausgehend von<br />

Themen wie zum Beispiel Freizeit in Leipzig oder<br />

die Friedliche Revolution. Bei den Workshops, die<br />

verschiedene thematische Schwerpunkte hatten,<br />

wie zum Beispiel Sprachgeschichte, Phonetik im<br />

Unterricht oder die Regionen Deutschlands, hatte<br />

unsere Gruppe die Gelegenheit nochmals zu beweisen,<br />

dass LehrerInnen zugleich lehr- und lernfreudig sind.<br />

Zur Entspannung nach der Arbeit gab es während<br />

des Aufenthalts in Leipzig auch einen Konzertbesuch<br />

und an einem ganz besonderen Abend wurde<br />

sächsisch gekocht. Ein weiterer Höhepunkt des<br />

Deutschlandaufenthalts war zweifellos die Exkursion<br />

nach Bautzen. Diese kleine Ortschaft beherbergt die<br />

Minderheit der Sorben und beim Besuch im Haus der<br />

Sorben kam es zu einem lebhaften Meinungsaustausch<br />

zum Thema Erhalt der Sprachen von Minderheiten.<br />

Nach einer Woche vom Seminarbeginn führte uns der<br />

Weg in die Schweiz, nämlich in die Stadt Winterthur.<br />

Für viele von uns war die Schweiz bisher nur aus Fotos<br />

oder Büchern bekannt, aber das ließ sich dann in Kürze<br />

ändern, denn das Gespräch mit dem Stadtrat Stefan<br />

Fritschi, dem Vorsteher des Departements für Schule<br />

und Sport, hat uns wertvolle Einblicke in den Aufbau<br />

und den Funktionen der politischen Gemeinde, sowie<br />

in Bildungsfragen ermöglicht und das im Programm<br />

sogenannte “spielerische Recherchieren” durch<br />

Winterthur und andere Ortschaften, wie zum Beispiel<br />

Zürich oder Luzern erwies sich als äußerst produktiv,<br />

32


Sprachräume er - fahren, Interkulturalität erleben und Wissen erwerben<br />

da weitere Unterrichtseinheiten für verschiedene<br />

Zielgruppen entstanden, diesmal selbstverständlich<br />

mit dem Schwerpunkt “die Schweiz”. Am letzten Abend<br />

wurde gegrillt, oder wie es auf Schweizer Deutsch heißt,<br />

“grilliert” und die Arbeitsergebnisse wurden präsentiert.<br />

Man konnte ganz deutlich erkennen, dass der Workshop<br />

zum Thema neue Medien am Anfang der Schweizer<br />

Woche viel genutzt hatte, denn alle Präsentation<br />

enthielten u.a. Videos und Interviews, die von den<br />

Seminarteilnehmer selbst erstellt wurden. Die interaktive<br />

Lesung mit Max Huwyler trug zur lockeren Stimmung bei.<br />

Weiter ging es in Richtung Liechtenstein. Hier<br />

erwarteten uns andere traumhafte Landschaften und<br />

die gastfreundlichen Liechtensteiner. Während des hier<br />

verbrachten Wochenendes haben wir die Hauptstadt<br />

Vaduz, die Burg Gutenberg in Balzers, sowie eine<br />

Schule in Schaan besucht und außerdem haben wir<br />

uns mit den neuesten Liechtensteiner Lehrmittel für DaF<br />

vertraut gemacht. Die Ausführungen des ehemaligen<br />

Schulamtsleiters Guido Wolfinger ermöglichten uns<br />

die Bereicherung der bisherigen landeskundlichen<br />

Kenntnisse über diese Region.<br />

Die letzte Seminarwoche verbrachten wir in Innsbruck,<br />

Österreich. Während dieser Woche kam vor allem die<br />

Kreativität der SeminarteilnehmerInnen zum Vorschau,<br />

denn die Schwerpunkte der hier organisierten Workshops<br />

befanden sich u.a. im Bereich Theater, bzw. Musik.<br />

Das Endprodukt der Arbeit in Innsbruck war eine<br />

halbstündige Radiosendung zu österreichbezogenen<br />

Themen, wie zum Beispiel Kaffeehauskultur oder<br />

das Leben von Migranten in Österreich. Damit<br />

diese Sendung entstehen konnte, standen uns<br />

professionelle Aufnahmegeräte zur Verfügung,<br />

die wir alle beim Interviewen fleißig benutz haben.<br />

Beim Schnitt bekamen wir Hilfe von einer Expertin,<br />

die von unserer Aufnahmearbeit beeindruckt war.<br />

Abschließend möchte ich nur noch ergänzen, dass<br />

es während des ganzen Seminars viel gelacht und<br />

gesungen, aber auch über die Transfermöglichkeiten<br />

des erworbenen Wissens lange reflektiert wurde.<br />

Die Interkulturalität war ständig spürbar und dieses<br />

Zusammentreffen mehrerer Kulturen war für uns alle eine<br />

Bereicherung, da wir dadurch unmittelbar erleben konnten,<br />

dass Vielfalt in erster Linie voneinander Lernen bedeutet.<br />

Alexandra Nicolaescu<br />

Universität für Architektur und Urbanismus „Ion Mincu“<br />

Bukarest,<br />

Fr. Schiller Kulturhaus, Bukarest<br />

Die Teilnehmer am DACHL-Seminar 2013<br />

33


Optimierung des Umgangs mit<br />

Unterrichtsmaterialien<br />

Lerner, Vorsicht beim Umgang mit<br />

Nachschlagewerken!<br />

Deutsche Kultur in einem rumänischspanischen<br />

Reiseführer<br />

Ana Karlstedt<br />

Goethe-Institut Bukarest, Universität Bukarest<br />

So unverfänglich einfache Kommunikationssituationen<br />

auch erscheinen mögen,<br />

das Potential für kulturelle Fehler und<br />

Missverständnisse ist immer vorhanden.<br />

Solche Fehler treten zum Beispiel dann auf, wenn<br />

man sich darauf verlässt, durch Sprache allein alles zu<br />

wissen, was man über das fremde Land wissen sollte.<br />

Sprachführer zum Beispiel können unter Umständen<br />

irreführend sein. Dass solche Werke oft auf die<br />

Sprache allein abzielen und dabei kulturelle Aspekte<br />

ausklammern, sei an einem rumänisch-spanischen<br />

Sprachführer veranschaulicht.<br />

Diesen Sprachführer kann man beispielhaft im DaF-<br />

Unterricht einsetzen, um den Eigenheiten der deutschen<br />

Kultur auf den Grund zu gehen. Denn er wurde aus dem<br />

Deutschen ins Rumänische übersetzt und war somit<br />

ursprünglich eigentlich für deutsche Lernende konzipiert.<br />

Im Kapitel zum Thema Gastronomie erscheint, nur<br />

im Rumänischen, folgender Satz: „V-a plăcut?”, mit<br />

dem Kommentar „Această întrebare nu vi se va pune<br />

niciodată la restaurant – cu toate acestea, puteți să<br />

lăudați bucătăria spaniolă.”, worauf im Anschluss<br />

entsprechende Formulierungen eingeführt werden.<br />

(Nogales 2007: 79) Die rumänische Korrespondenz „V-a<br />

plăcut?” ist ebenso wenig bzw. kaum verbreitet. Der<br />

rumänische Leser, für den angeblich der Sprachführer<br />

bestimmt war, wird sich gewiss wundern, wieso er auf<br />

die Idee kommen sollte, die Frage „Hat’s geschmeckt?“<br />

im Restaurant zu erwarten. Denn das ist eine deutsche,<br />

keineswegs eine rumänische Gepflogenheit.<br />

Ein weiteres Beispiel:<br />

Spania este o țară ospitalieră pentru copii. Și la ocazii<br />

festive (sărbători ale orașului, nunți, zile onomastice)<br />

copiii petrec până târziu în noapte. Chiar dacă de multe<br />

ori lipsesc dotările speciale pentru copii (interfon pentru<br />

bebeluși, scaune de bicicletă pentru copii ș.a.) totuși<br />

spaniolii își dau silința pentru ca familiile cu copii să-și<br />

petreacă concediul în mod plăcut și confortabil. (Nogales<br />

2007: 60)<br />

Dass „ospitalier pentru copii“ kinderfreundlich bedeutet,<br />

kann sich ein nichtdeutschsprechender Rumäne<br />

nicht ableiten, ebenso wenig, was diese Formulierung<br />

bedeuten soll. Inwiefern ist man in Spanien „ospitalier<br />

pentru copii“ (zu Deutsch: „gastfreundlich Kindern<br />

gegenüber“)? Bedeutet das etwa, spanische Kinder<br />

seien wie Gäste, die einen speziellen Status haben und<br />

besonders gut behandelt werden müssen? Überhaupt<br />

34


Optimierung des Umgangs mit Unterrichtsmaterialien<br />

Lerner, Vorsicht beim Umgang mit Nachschlagewerken!<br />

Deutsche Kultur in einem rumänisch-spanischen Reiseführer<br />

sind Wortzusammensetzungen, die auf -freundlich enden,<br />

angloamerikanischer Prägung und können nur sehr<br />

mühevoll ins Rumänische übertragen und nachvollzogen<br />

werden. Man denke an Wörter wie benutzerfreundlich,<br />

behindertenfreundlich oder ausländerfreundlich. Solche<br />

Wörter müssen im Rumänischen in vollständigen<br />

Sätzen paraphrasiert werden. Daher ist eine Form wie<br />

„ospitalier pentru copii“, so kompakt sie auch sein mag,<br />

nicht aufschlussreich, sondern stattdessen verwirrend.<br />

Darüber hinaus stecken die soziokulturellen<br />

Gegebenheiten, die in Deutschland im Zusammenhang<br />

mit Kinderbetreuung, Kindererziehung, kindgerechten<br />

Einrichtungen oder Gegenständen, die im Sprachführer<br />

als „dotările speciale pentru copii“ beschrieben<br />

werden, hierzulande noch in den … Kinderschuhen.<br />

Freilich hat sich seit dem Erscheinungsjahr dieses<br />

Sprachführers (2007) und dem Beitritt <strong>Rumäniens</strong> in<br />

die EU diesbezüglich noch einiges getan, doch sind die<br />

hier beschriebenen Gegebenheiten immer noch keine<br />

Selbstverständlichkeiten auf rumänischem Boden. Somit<br />

ist die Tatsache, dass Spanien eben auch in einigen<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen hinterherhinkt für den<br />

rumänischen Deutschlernenden kein Novum, wie es<br />

der deutsche Sprachführer mit Recht den deutschen<br />

Spanischlernenden präsentiert, sondern eine kulturelle<br />

Ähnlichkeit zwischen Spanien und Rumänien. Und dass<br />

(Klein-)Kinder in Spanien zu besonderen Anlässen bis<br />

spät in die Nacht aufbleiben und die Feierlichkeiten<br />

miterleben dürfen, ist für den rumänischen Studenten<br />

wohl genauso wenig schockierend.<br />

Für Lernende kann der Einsatz dieses Materials als<br />

Teil der interkulturellen Sensibilisierung besonders<br />

wirksam sein. So können sie gleich einen Aha-Effekt<br />

erzielen und erkennen, wie wichtig es ist, dass sie<br />

in den Sprachkursen, die sie besuchen, „Deutsch<br />

für Rumänen“ und nicht „Deutsch im Allgemeinen“<br />

lernen. Durch ein solches Lernen schärft sich ihre<br />

Wahrnehmung für Nachschlagewerke. Denn vor der<br />

ersten tatsächlichen Begegnung mit Deutschen stehen<br />

Lernenden im Unterricht Materialien zur Verfügung, die<br />

solche Begegnungen simulieren. Und wenn sie lernen,<br />

wie sie vorhandene Materialien einschätzen oder selbst<br />

Materialien für Projekte auswählen und bewerten<br />

können, werden sie zum eigenständigen Lernen<br />

befähigt. Somit schult ein solches Lernen den Umgang<br />

mit Nachschlagewerken. Lerner sind all zu oft daran<br />

gewöhnt Lexika, Wörterbüchern und Sprachführern<br />

blind Glauben zu schenken. Stattdessen sollten sie<br />

Wege finden, kritisch mit ihnen umzugehen.<br />

Literatur:<br />

Ana Karlstedt<br />

Goethe-Institut Bukarest, Universität Bukarest<br />

NOGALES, Rosina (2007): Ghid practic român spaniol &<br />

dicționar minimal. București: Editura Niculescu.<br />

Die Beispiele sollen zeigen, was passieren kann,<br />

wenn kulturelle Besonderheiten der Ziel- und<br />

Ausgangssprache ausgeblendet werden. Freilich<br />

geht die deutsche Originalfassung darauf ein, nicht<br />

aber die rumänische Übersetzung. Der rumänische<br />

Verlag geht davon aus, dass nur Sprachkenntnisse<br />

vermittelt werden müssen und vergisst dabei, dass<br />

Sprachführer eine zumindest minimale Verbindung<br />

zwischen Ausgangs- und Zielland herstellen müssen.<br />

Genauso verhält es sich im Fremdsprachenunterricht.<br />

Kein Fremdsprachenunterricht, der außer Sprache<br />

auch Kompetenzen vermitteln möchte, ist ein allgemein<br />

gültiger, sondern einer, der die Brücke zwischen<br />

Ausgangs- und Zielkultur schlägt.<br />

35


Deine, meine, unsere Geschichte<br />

Monica – Elena Man<br />

Colegiul Naţional “O.Goga” Sibiu / Hermannstadt<br />

Rumänisch – österreichisches Gemeinschaftsprojekt<br />

“Lerne mehr als Deutsch kennen” heißt die<br />

internationale Schulpartnerschaft zwischen der 8.E<br />

Klasse des Nationalkollegs „O.Goga” Sibiu, Rumänien<br />

und der 4ABC der Neuen Mittelschule Graz Webling,<br />

mit Unterstützung von Radio Igel, Österreich, unter der<br />

Leitung von Magistra Daniela Hodschar.<br />

Im Oktober 2011 haben wir uns auf einem Radioseminar<br />

in Graz kennen gelernt – Mag. Daniela Hodschar<br />

und ich, - und dort wurde die Idee des ersten<br />

Gemeinschaftsprojektes meiner damaligen 6.DaM<br />

Klasse und der Radio Igel – Schüler geboren: länderund<br />

sprachübergreifend gemeinsam Geschichten zu<br />

schreiben und diese fürs Radio einzusprechen.<br />

Schüler und Schülerinnen aus Graz und Sibiu starteten<br />

jeweils eine Geschichte und schickten “ihren” Beginn<br />

dann per email in die jeweils andere Stadt. Dort<br />

wurden die Ideen und Charaktere mit Begeisterung<br />

aufgenommen und ihre Abenteuer weitererzählt.<br />

„Mit großer Spannung warteten die Grazer Kinder auf<br />

die Fortsetzung “ihrer” Geschichte und kamen aus dem<br />

Staunen gar nicht mehr heraus, wie toll, mitreißend<br />

und gefühlsbetont die Fortsetzung der Jugendlichen<br />

aus Sibiu ausgefallen war! Ein weiteres Mal werden die<br />

Geschichten noch hin und her wandern zwischen Sibiu<br />

und Graz, neue Ideen werden entwickelt, Atmosphäre<br />

erspürt, Gefühle weitergesponnen - dann sollten die<br />

Abenteuer bestanden und fertig zum Einsprechen sein!”,<br />

erzählt Frau Hodschar auf dem Blog http://efl-yourwings.blogspot.co.at/.<br />

nach dem ersten Austausch.<br />

Vier spannende, mitreißende, zum Nachden-ken<br />

einladende, unterhaltsame Geschichten entstanden<br />

auf diese Weise - die jeweils im Alleingang erarbeiteten<br />

“Originale” (auf Deutsch und Rumänisch) und<br />

die als Co-Produktionen im Wechsel verfassten<br />

“Gemeinschaftsgeschichten” (auf Deutsch).<br />

Die Spannung des Wartens und der Wunsch die Partner<br />

durch einen interessanten Inhalt zu überraschen, waren<br />

die kreative treibende Kraft dieser Zusammenarbeit.<br />

Die österreichische Gruppe hat unter der Leitung von<br />

Maga Daniela Hodschar die von uns begonnene Co-<br />

Produktion auch ins Englische übersetzt und eine Power<br />

Point Präsentation dafür erstellt. Diese wurde auf dem<br />

Blog hochgeladen und auch an uns geschickt.<br />

Die rumänische Gruppe hat die andere gemeinsame<br />

Geschichte (mit der österreichischen Einleitung)<br />

illustriert und das Endprodukt bis Ende des Schuljahres<br />

2012 / 2013 den Partnern geschickt.<br />

Die Idee für das Schuljahr 2013/14 wird nach dem Beginn<br />

des Schuljahres besprochen und eine Entscheidung<br />

getroffen.<br />

Wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit noch lange<br />

Zeit dauern wird.<br />

Monica – Elena Man<br />

Colegiul Naţional “O.Goga” Sibiu / Hermannstadt<br />

Rumänisch – österreichisches Gemeinschaftsprojekt<br />

36


Workshop Anne Robert, Hueber Verlag, Hermannstadt 2012<br />

Workshop Smartboard. Dr. Kristine Lazar, Goethe Institut Bucuresti, ,<br />

Hermannstadt 2012<br />

Der Vorstand des IDV auf Besuch bei der Verbandssitzung 2012, nach XXI.<br />

DVR Tagung<br />

Guvernul României<br />

DRI, MEN


2013 Kindergärten und Schulen in deutscher Sprache<br />

Autor: Doz. Dr. Radu Cretulescu, Universitat Lucian Blaga,<br />

Hermannstadt<br />

Ein Loblied auf die Aufgabe der Lehrer. S.E. Dr. Michael<br />

Schwarzinger, ein lieber Gast unserer Tagungen<br />

Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretarin im DIB , i. A.<br />

der deutschen Minderheit in Rumanien, Hermannstadt 2012

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