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SFT 9/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 9/ 19<strong>84</strong><br />

15<br />

Struktur anbetrifft. von Robert Altman<br />

stammen könnte : Mit exquisiter Häme<br />

zeigt Kaufman Aufzucht und anschließende<br />

Vermarktung der Astronauten zu<br />

Duplo-Abziehbildern , mit viel Sympa·<br />

thie schildert er auch ihre halbherzigen<br />

Bemühungen. sich dem zu widersetzen.<br />

In ihnen findet er Menschen, die sich<br />

iluer Manipulation Lwar bewußt sind,<br />

dagegen jedoch nichts ausrichten können<br />

oder wollen. weil der Ruhm nun<br />

mal ein Dinner mit Jackie mit sich<br />

bringt: " a. prima! Superman und Tarzan<br />

., lästert etwa Gordon C ooper, als<br />

John Glenn samt Freund in medizinischen<br />

Tests brillieren. Kein Wunder,<br />

daß der ehemalige Präsidentschaftskandidat<br />

der Demokraten, der im Film kräftig<br />

der Lächerlichkeit preisgegeben wird,<br />

von THE RIGHT STUFF nicht allzu begeistert<br />

gewesen war.<br />

Viele dieser ironischen Brüche, von<br />

denen der Film geradezu wimmelt, sind<br />

natürlich leicht zu durchschauen: Wenn<br />

ein Paar von Astronau tenanwerbern als<br />

Pat + Patachon auftritt; wenn Lyndon<br />

B. Johnson als zorniges Wichtelmännchen<br />

in seiner Staatskarosse umhertobt,<br />

weil sich die stotternde Annie Glenn<br />

weigert, ihn zu empfangen ; wenn der<br />

Soundtrack bei der ersten Pressekonferenz<br />

der Mercury-Astronauten in himmlisches<br />

"Hallelujah"-Gejubel ausbricht,<br />

dann sind das allzu probate Mittel.<br />

Würde sich THE RIGHT STUFF ausschließlich<br />

auf derlei Humor beschränken,<br />

wäre in der Tat auch nur ein Film<br />

herausgekommen , der wie so viele vor<br />

ihm nur den Lack zerkratzt und das Gehäuse<br />

ganz läßt.<br />

Aber Kaufman bleibt restlos konsequent:<br />

Während Bill Contis monumentale<br />

Klänge pausenlosen Heroismus ve r­<br />

breiten, verweigert Kaufman durch präzise<br />

getimle Brüche im Erzählrhythmus<br />

in Wahrheit dem Publikum radikal jenes<br />

epische Flair, aus dem so gerne historische<br />

Größe und Pathos entstehen. Nur<br />

wenigen Regisseuren ( Altman vieJleicht?)<br />

würde wohl einfallen , in den spannend·<br />

sten Momenten der heroischsten Taten<br />

einfach wegzuschneiden und sie so rabiat<br />

zu unterminieren. Hier zeigt sich<br />

dann die ganze , schneidende Schärfe<br />

von Tl !E RIGHT STUFF, der in der Tat<br />

ein Opus über Helden ist. Nicht über<br />

jene freilich , wie sie durch die Köpfe<br />

unserer Politiker spuken . Für sie hat dieser<br />

bitterböse Film nur Spott übrig.<br />

Norbert Stresau<br />

DER FEUERTEUFEL<br />

(Firestarter), USA 19<strong>84</strong><br />

Regie: Mark Lester<br />

Buch: Stanley Mann (nach dem Roman<br />

von Stephen King)<br />

Kamera: Guiseppe Rozzolini<br />

Musik : Tangerine Dream<br />

mit Drew Barrymore, David Keith,<br />

George C. Scott, Martin Sheen, Louise<br />

Fleteher<br />

Daß Quantität nicht immer Qualität mit<br />

sich bringt, zeigt diese fünfte Stephen·<br />

King-Verfilmung binnen eines Jahres<br />

wieder mal aufs Neue: Weil der mysteriöse<br />

"Shop" die Gene ihrer Eltern bei<br />

einem Drogenexperiment verkorkst.hat,<br />

kann Charlie McGee seit ihrer Geburt<br />

mit bloßer Willenskraft Feuer entfachen.<br />

Neun Jahre danach bläst der<br />

"Shop" aus nationalem Interesse ("Sie<br />

könnte mit einem einzigen Gedanken<br />

eine Atomexplosion auslösen!") schließlich<br />

zum großen Halali. Mehrere Male<br />

entkommen Vater und Tochter, am Ende<br />

erwischt man sie doch. Nach lang·<br />

wierigen Versuchen, das Gör zur Kooperation<br />

zu zwingen, wird der Vater beim<br />

Fluchtversuch erschossen. Der folgende<br />

Höhepunkt fällt angemessen feurig aus.<br />

Mark Lester ist ein kompetenter<br />

Effekt-Regisseur, entsprechend kompetent<br />

und durchschnittlich ist denn auch<br />

seine recht unverhohlene CARRIE-Neuauflage<br />

geworden: Die inszenatorische<br />

Originalität und der psychologische Unterbau<br />

eines Brian de Palma - jene Verknüpfung<br />

aus PSI und Pubertät - fehlt<br />

hier ebenso wie eine bündige Kritik an<br />

Menschenversuchen , wie sie etwa Cronenbergs<br />

SCA NERS auszeichnete. Was<br />

den Film letztlich vor den Niederungen<br />

eines KINDER DES ZORNS bewahrt,<br />

ist das schauspielerische Talent von<br />

Drew Barrymore und Louise Fletcher,<br />

die selbst in der kleinsten Nebenrolle<br />

noch alle anderen überstrahlt. George<br />

C. Scott in der Rolle des psychopathischen<br />

Indianers Rainbird hingegen chargiert<br />

so schamlos, als ob er sich ansteHe<br />

Marlon Brandos ins DUELL AM MIS­<br />

SOURI verirrt hätte.<br />

Norbert Stresau<br />

SPLASH - JUNGFRAU AM HAKEN<br />

(Splash), USA 19<strong>84</strong><br />

Regie: Ron Howard<br />

Buch: Lowell Ganz, Babaloo Mandel,<br />

Bruce Jay Friedman<br />

Kamera: Don Peterman<br />

Musik: Lee Holdridge<br />

mit Daryl Hannah, Tom Hanks, John<br />

Candy, Eugene Levy, Dody Goodman,<br />

Shecky Green<br />

"Paß mal auf, was für ein Film ist das?<br />

Im Fernseher läuft 20000 MEILEN UN­<br />

TER DEM MEER und der Held singt<br />

'Zip·A-Dee-Doo-Dah'".<br />

"Ein Disney-Film!"<br />

"Nicht ganz : Disney hat da ein neues<br />

Label für Erwachsenenfilme gegründet<br />

und SPLASIJ ist der erste davon: Dreht<br />

sich um eine Meerjungfrau, die ihrem geliebten<br />

Gemüsegroßhändler inkognito<br />

nach New York folgt und dort unter anderem<br />

von einem verrückten Wissenschaftler<br />

mit der Spritzflasche verfolgt<br />

wird. Wenn ihre Fü f~ e naß werden, verwandeln<br />

sie sich nämlich in einen Fischschwanz<br />

zurück. Eines Tages erwischt<br />

er sie dann doch und die Regierung<br />

sperrt sie in einen großen Wassertank."<br />

"Ja, ja, und dann kommt die große<br />

Rettungsaktion. Klingt genauso läppisch<br />

wie TRO und DAS SCIIWARZE<br />

LOCH und die ganzen anderen Filme,<br />

mit denen Disney in letzter Zeit sein<br />

Image aufpolieren wollte."<br />

"Nein, eben nicht. Die Leute wissen<br />

wirklich haargenau , wie sie sowas zeit·<br />

gemäß aufziehen müssen. Also, die Mischung<br />

aus trockenem Humor und der<br />

Love-Story, das war fü r mich die beste<br />

seit Clairs MEINE FRAU, DIE HEXE.<br />

Und die Daryl Hannah sieht nicht nur<br />

gut aus, die kann auch schauspielern.<br />

Die spielt so manchen bekannten Star<br />

glatt an die Wand . Natü rlich ist auch ein<br />

bißchen Sozialkritik drin: Die Naive aus<br />

dem Unterwasserparadies in der harten<br />

Großstadt und so."<br />

"Klingt gut, sollt' ich mir vielleicht<br />

ansehen".<br />

"Klar. Gefa ll t dir sicher".<br />

Norbert Stresau

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