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SFT 9/84 - Science Fiction Times

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Seience Fietion <strong>Times</strong> 9/ 19<strong>84</strong><br />

13<br />

SILKWOOD<br />

USA 1983<br />

Regie : Mike Nichols<br />

Drehbuch: Nora Ephron. Alice Arien<br />

Kamera : Miroslav Ondricek<br />

Musik: Georges Delerue<br />

Darsteller: Meryl Streep, Kurt RusselI ,<br />

Cher. Craig T. Nelson, Diana Scarwid,<br />

Fred Ward, Paul Stone<br />

Länge: 128 Minuten; Prädikat: " Besonders<br />

wertvoU"<br />

Karen Silkwood, Arbeiterin in einem<br />

Werk der Kerr-McGee Corporation , wo<br />

nukleare Brennstäbe wiederaufbereitet<br />

werden. ist mit ihrem Wagen unterwegs<br />

zu einem Treffen mit einem lournalisten<br />

der "New York Tunes", Eine Mappe<br />

mit belastendem Material, welches<br />

die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen<br />

der Firma beweisen soll, liegt auf<br />

dem Beifahrersitz. Plötzlich tauchen<br />

aufgeblendete Scheinwerfer im Rückspiegel<br />

auf, die rasch näher kommen. -<br />

I<br />

Schnitt' - Karen Silkwoods Wagen ist<br />

von der Straße abgekommen; die Insassin<br />

fand bei dem Unglück den Tod. Das<br />

Beweismaterial ist spurlos verschwunden.<br />

Für die Atomgegner wurde Karen<br />

Silkwood zur Symbolfigur. Die genauen<br />

Umstände ihres mysteriösen Todes<br />

im Jahre 1974 konnten nicht aufgeklärt<br />

werden. Howard Kahn , ein Reporter<br />

des "Rolling Stone"-Magazins, recherchierte<br />

sechseinhalb Jahre zu diesem<br />

Fall. Anschließend veröffentlichte er<br />

sein aufsehenerregendes Buch "Wer tö·<br />

tete Karen Silkwood?" (die deutsche<br />

Ausgabe ist bei '2001 ' erhältlich). Fast<br />

zehn Jahre später kommt die filmische<br />

Bearbeitu ng der Ereignisse (nach dem<br />

Motto 'Geschichten, die das Leben<br />

schrieb') in unsere Kinos. Unter der behutsamen<br />

Regie von Mike Nichols<br />

(WER HAT ANGST VOR VIRGINIA<br />

WOOLFE?, DIE REIFEPRüFUNG,<br />

CATCH 22) wurde SILKWOOD nicht<br />

zu einem spektakulären Hollywood-Dra·<br />

ma, wie zu beflirchten war. Vielmehr<br />

entstand ein realistischer und fairer ,<br />

aber dennoch f.,sselnder Problemfilm,<br />

der die Frage, ob Karen Silkwood einem<br />

Unfall oder einem geplanten Anschlag<br />

zum Opfer fiel, der Entscheidung des<br />

Zuschauers überläßt.<br />

Der Film beginnt mit ruhigen Einstellungen<br />

, die die Hauptpersonen einfUhren<br />

und Einblicke in ihr Arbeits- und Lebensumfeld<br />

gewähren. Karen (Meryl<br />

Streep), ihr Freund Drew (Kurt RusselI)<br />

sowie ihre Freundin Dolly (Cher), die in<br />

einer Art Wohngemeinschaft zusammenleben,<br />

sind alle drei bei der Kerr-McGee<br />

Corporation beschäftigt. Obwohl dort<br />

mit gefahrlichem Plutonium hantiert<br />

wird, sind die Sicherheitsbestimmungen<br />

laseh. So läßt die Finnenleitung nachts<br />

einen radioaktiv verseuchten LKW einfach<br />

'verschwinden'. Aus Sicherheitsgründen<br />

angefertigte Röntgenaufnahmen,<br />

die Risse oder poröse Schweißnähte<br />

an Brennstäben zeigen, werden<br />

sogar einfach nachträglich manipuliert.<br />

Aber auch die Arbeiter verdrängen die<br />

Gefahren, denen sie tagtäglich ausgesetzt<br />

sind. Karen wird erst aktiv, als sie<br />

selbst und später sogar ihr Haus durch<br />

Plutonium verseucht werden. Sie engagiert<br />

sich fLir die Gewerkschaft , ve r­<br />

sucht, Beweise beizubringen. Eine Auf·<br />

klärung der Arbeiter erweist sich als<br />

fruchtlos, da bei den meisten die Angst<br />

um den Arbeitsplatz überwiegt. Schließlich<br />

fahrt Karen zu dem Treffen mit einem<br />

"New York <strong>Times</strong>"·Reportec, bei<br />

dem sie nie ankommt.<br />

Die Aufbereitungsfirma mußte übrigens<br />

ein Jahr später auf Betreiben der<br />

Atomenergie-Kommission wegen mangelnder<br />

Sicherheitsvorkehrungen den<br />

Betrieb einstellen und wu rde kürzlich<br />

außerdem zu einer Entschädigung in<br />

Millionenhöhe verurteilt. Der Vorwurf,<br />

amerikanische Filme übten vielfach Kritik<br />

an politischen, gesell schaftlichen<br />

oder wirtschaftlichen Auswüchsen, um<br />

das Gesamtsystem im Endeffekt nur zu<br />

bestätigen , trifft SILKWOOD nicht.<br />

Mike Nichols' Film zeigt den amerikanischen<br />

Alltag umetuschiert, ohne Beschönigungen,<br />

wie wir ihn ansonsten nur<br />

aus den Produktionen kleiner, unabhängiger<br />

Filmemacher kennen. Das Leben<br />

untertedt sich in Arbeit, Essen, Trinken,<br />

Schlafen. Das kleine, private Glück findet<br />

ein bescheidenes Refugium in dem<br />

verwahrlosten Haus, welches Karen,<br />

Drew und Dolly gemeinsam bewohnen.<br />

Die amerikanischen Highways in<br />

SILKWOOD zeugen nicht von Freiheit,<br />

Abenteuer und der grenzenlosen Weite<br />

des Landes, sondern strahlen höchstens

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