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Dieffenbachie - Universität Wien

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<strong>Dieffenbachie</strong><br />

Dieffenbachia spp.<br />

Schweigohr, Giftaron<br />

ARONSTABGEWÄCHSE (Araceae)<br />

V ORKOMMEN: T ropisches Mittel- und Südamerika, Karibik, vor allem in den<br />

Regenwäldern Brasiliens und Kolumbiens, von dort etwa 30 Arten bekannt.<br />

B OTANISCHE B ESCHREIBUNG: Pflanze ausdauernd, krautig, bis 2 m hoch;<br />

Stamm gerade; Laubblätter dickrippig, oft gefleckt, mit scheidigen Stielen; Blüten<br />

unscheinbar, ähnlich jenen des Aronstabs (Blütenkolbenappendix), mit gelben<br />

Duftorganen.<br />

I NHALTSSTOFFE, V ERWENDUNG: Die ganze Pflanze ist stark giftig. Cyanogene<br />

Glycoside im Pflanzensaft und die freie Oxalsäure in den Blattzellen verursachen<br />

Hautreizungen bei äußerlichem Kontakt. An den Augen kann der Pflanzensaft<br />

irreversible Hornhautschäden hervorrufen. Alle Organe der Pflanze enthalten<br />

außerdem in sogenannten Schießzellen nadelförmige Calciumoxalatkristalle, die<br />

beim Verzehr von Pflanzenteilen in Mund- und Rachenschleimhäute, eindringen.<br />

Ähnlich wie die Giftzähne von Schlangen haben diese Kristallnadeln feine Rinnen,<br />

in denen sowohl lösliche Oxalate als auch andere giftige Stoffe des Pflanzensaftes<br />

in die Wunden gelangen. Vergiftungserscheinungen bei Verzehr von Pflanzenteilen<br />

bestehen in Schwellungen von Zunge und Rachenschleimhäuten, Benommenheit,<br />

Herzrhythmusstörungen und Lähmungen. Verschiedene Arten von Dieffenbachia<br />

weisen unterschiedliche Giftigkeiten auf, auch unterscheiden sich die Angaben bei<br />

verschiedenen Autoren. Möglicherweise können bereits wenige Gramm von<br />

D. seguina für den Menschen tödlich sein, auch abgeflossenes Gießwasser soll<br />

noch stark giftig wirken.<br />

In der Homöopathie werden alle Teile der frischen Pflanze gegen Juckreiz und<br />

sexuelle Übererregbarkeit eingesetzt. Einige Arten der <strong>Dieffenbachie</strong> sind beliebte<br />

Zimmerpflanzen: Dieffenbachia maculata var. camilla mit cremefarbenen oder<br />

weißen Blättern mit dünnem Rand, oder Dieffenbachia maculata var. compacta mit<br />

mehr Grünanteil.<br />

K ULTURGESCHICHTE, E THNOBOTANIK: Ihren Namen erhielt die <strong>Dieffenbachie</strong><br />

(ebenso wie die Dieffenbachgasse im 15. <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirk) nach<br />

J. DIEFFENBACH, dem langjährigen Obergärtner des Botanischen<br />

<strong>Universität</strong>sgartens in <strong>Wien</strong> (Mitte 19. Jahrhundert), sozusagen als Ehrung für viele<br />

verdienstvolle Jahre. Der Name Schweigohr bezieht sich auf die Verwendung der<br />

Dieffenbachia seguine in der Karibik als Strafmaßnahme gegen Sklaven: Diese<br />

wurden von ihren Aufsehern gezwungen, Wurzel und Stengel der Pflanze zu kauen,<br />

worauf sie wegen der Schwellungen im gesamten Mund- und Rachenraum oft einen<br />

Tag lang nicht sprechen konnten.


KIEHN M. , LASSNIG P., LIEBHART T., SCHEMBERA E., WALTER J., 1996: Giftpflanzen.<br />

Katalog zur Ausstellung im Institut für Botanik und Botanischen Garten der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>,<br />

Juni bis September 1996, 64 Seiten. - <strong>Wien</strong>: Inst. Bot. u. Bot. Garten

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