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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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98 2. Kap.: Grundsätzliches zur Strukturierung <strong>de</strong>s Staates<br />

ist nicht zuletzt auch eine gewisse Bremse gegen das <strong>de</strong>n Einheitsstaat begünstigen<strong>de</strong><br />

Parteiwesen. Viele soziale Probleme, die wir aufgrund <strong>de</strong>r Anonymisierung<br />

<strong>de</strong>s einzelnen im Einheitsstaat nur mit Hilfe von teuren öffentlich-rechtlichen<br />

Institutionen lösen können, könnten durch die direkten zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen behoben wer<strong>de</strong>n. Diese Beziehungen am<br />

Leben zu erhalten, ist das Grundanliegen <strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus.<br />

Weil <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismus in erster Linie ein sozialethisches Prinzip ist, ist er<br />

mehr das Objekt <strong>de</strong>s klugen Ermessens als <strong>de</strong>r staatsrechtlichen Abgrenzung.<br />

In irgen<strong>de</strong>iner Weise muß er aber auch staatsrechtlich faßbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die negative Einstellung gegenüber <strong>de</strong>m Staat, wie sie <strong>de</strong>r Kommunitarismus<br />

vertritt, gleicht einer Politik <strong>de</strong>s Wildwuchses.<br />

Die Bedingungen <strong>de</strong>r staatsrechtlichen Formulierung <strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus als<br />

Bun<strong>de</strong>sstaat<br />

Der Fö<strong>de</strong>ralismus tendiert, wie gesagt, nach einer <strong>de</strong>m Subsidiaritätspsrinzip<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Aufteilung <strong>de</strong>r staatlichen Herrschaftsmacht. Es gibt dafür<br />

eine ganze Skala von staatsrechtlichen Formulierungen. Im folgen<strong>de</strong>n soll<br />

einzig die strengste staatsrechtliche Anwendung <strong>de</strong>s fö<strong>de</strong>ralistischen Prinzips<br />

ins Auge gefaßt wer<strong>de</strong>n, d.h. die Anwendung auf <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sstaat.<br />

An sich sind die staatsrechtlichen Stufen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sstaates leicht anzugeben:<br />

Gemein<strong>de</strong>, Provinz, Bun<strong>de</strong>sstaat. Es erhebt sich aber die Frage, unter welchen<br />

Bedingungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sstaat als gut geglie<strong>de</strong>rter Staatskörper funktioniert.<br />

Eine Reihe von sozialen, vor allem ethnischen und kulturellen und<br />

nicht zuletzt auch moralischen Bedingungen muß dazu erfüllt sein. Die einzelnen<br />

<strong>Teil</strong>e müssen eine gewisse Homogenität aufweisen, was meistens nur<br />

gegeben ist, wenn noch irgendwie <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>r Familienzusammengehörigkeit<br />

lebendig ist. Bei einer Überzahl von Einwan<strong>de</strong>rern ist ein fö<strong>de</strong>rativer<br />

Aufbau kaum möglich.<br />

In <strong>de</strong>r Literatur über <strong>de</strong>n Fö<strong>de</strong>ralismus wird die heutige Schweiz als hervorragen<strong>de</strong>s<br />

Beispiel erwähnt. Man stellt sie als Vorbild dar, wie ethnisch und<br />

sprachlich verschie<strong>de</strong>ne Gliedstaaten in einem Bun<strong>de</strong>sstaat in eine gut funktionieren<strong>de</strong><br />

Einheit gebracht wer<strong>de</strong>n können. Man vergißt aber die Kriege<br />

und äußeren politischen Diktate, die dieser Komposition vorausgegangen<br />

sind. Der schweizerische Fö<strong>de</strong>ralismus ist mehr das Resultat eines gemeinsam<br />

erlebten Schicksals als das eines gewachsenen Gebil<strong>de</strong>s. Geschichtlich<br />

gesehen ist aber nicht die vorgängige innere Verbun<strong>de</strong>nheit zwischen <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen und <strong>de</strong>n romanischen Kantonen <strong>de</strong>r Grund <strong>de</strong>s unverbrüchlichen<br />

Zusammenschlusses, wenngleich sich in allen Kantonen ein<br />

gesamtschweizerisches Empfin<strong>de</strong>n im Sinn eines Heimatgefühls durchgesetzt<br />

hat. Das hemmen<strong>de</strong> Element für die Entwicklung gegenseitiger Sympathie ist

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