Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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95 VI. DER FÖDERALISMUS Die Tendenz zum Unitarismus in Gesellschaft und Staat Die Marktwirtschaft drängt von Natur zur Vereinheitlichung oder, wie man heute allgemein sagt, zur Globalisierung. Sobald der Einzelunternehmer nicht mehr nur für seinen Lebensunterhalt, sondern auch für den Markt arbeitet, wird seine Entscheidung in einen größeren Verbund von Entscheidungen verwoben. Er wird gezwungen zu rationalisieren und zu technisieren. Da die Zollgrenzen zunehmend verschwinden, bleibt ihm nur noch die Entscheidung, sich dem Trend in die Weltwirtschaft anzuschließen, d.h. zu rationalisieren und zu technisieren, wie es die Mehrzahl oder die Stärkeren in der Weltwirtschaft wollen. Die universale Tendenz zum billigeren Preis im wirtschaftlichen Bereich hat aber einschneidende Folgen für das gesellschaftliche und politische Leben, die ihrerseits wiederum zurückwirken auf die Kosten in der Wirtschaft. Alle sozialen Probleme scheinen nur noch durch die einheitliche oberste Staatsmacht gelöst zu werden. Der Einheitsstaat scheint unvermeidlich zu sein. Das Heer von Arbeitslosen, das durch die Kapitalisierung und Technisierung entstanden ist, wendet sich direkt gegen den Staat. Der Streik, vor allem der Schwerpunktstreik, der die gesamte Konsumentenwelt in Mitleidenschaft zieht, droht zur politischen Aktion gegen den Staat zu werden. Das Defizit der Arbeitslosenversicherung hat der Staat zu tragen. Und wenn bei den Arbeitslosen die Schmerzgrenze überschritten ist, kommt es zu einer politischen Wende, die in irgendeiner Weise, entweder nach links oder nach rechts, zum Totalitarismus steuert. Die Dezentralisierung durch den staatsrechtlichen Föderalismus Gegen die sozial nachteiligen Wirkungen des Einheitsstaates scheint sich einzig die Aufteilung der Staatsmacht in kleinere Regionen und gesellschaftliche Gruppen anzubieten, das heißt ein Föderalismus rein staatsrechtlichen Formates. Anders als in der feudalen Gesellschaft steht in der modernen Demokratie die staatsrechtliche Formulierung des Föderalismus im Vordergrund. Auf keinem anderen Weg als dem des Staatsrechts kann sich in der Demokratie der Föderalismus stabilisieren. Darum fällt auch die Geschichte des Föderalismus mit der Entwicklung des Einheitsstaates zum dezentrali-

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VI. DER FÖDERALISMUS<br />

Die Ten<strong>de</strong>nz zum Unitarismus in Gesellschaft und Staat<br />

Die Marktwirtschaft drängt von Natur zur Vereinheitlichung o<strong>de</strong>r, wie man<br />

heute allgemein sagt, zur Globalisierung. Sobald <strong>de</strong>r Einzelunternehmer nicht<br />

mehr nur für seinen Lebensunterhalt, son<strong>de</strong>rn auch für <strong>de</strong>n Markt arbeitet,<br />

wird seine Entscheidung in einen größeren Verbund von Entscheidungen<br />

verwoben. Er wird gezwungen zu rationalisieren und zu technisieren. Da die<br />

Zollgrenzen zunehmend verschwin<strong>de</strong>n, bleibt ihm nur noch die Entscheidung,<br />

sich <strong>de</strong>m Trend in die Weltwirtschaft anzuschließen, d.h. zu rationalisieren<br />

und zu technisieren, wie es die Mehrzahl o<strong>de</strong>r die Stärkeren in <strong>de</strong>r<br />

Weltwirtschaft wollen.<br />

Die universale Ten<strong>de</strong>nz zum billigeren Preis im wirtschaftlichen Bereich hat<br />

aber einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Folgen für das gesellschaftliche und politische Leben,<br />

die ihrerseits wie<strong>de</strong>rum zurückwirken auf die Kosten in <strong>de</strong>r Wirtschaft. Alle<br />

sozialen Probleme scheinen nur noch durch die einheitliche oberste Staatsmacht<br />

gelöst zu wer<strong>de</strong>n. Der Einheitsstaat scheint unvermeidlich zu sein. Das<br />

Heer von Arbeitslosen, das durch die Kapitalisierung und Technisierung<br />

entstan<strong>de</strong>n ist, wen<strong>de</strong>t sich direkt gegen <strong>de</strong>n Staat. Der Streik, vor allem <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunktstreik, <strong>de</strong>r die gesamte Konsumentenwelt in <strong>Mit</strong>lei<strong>de</strong>nschaft<br />

zieht, droht zur politischen Aktion gegen <strong>de</strong>n Staat zu wer<strong>de</strong>n. Das Defizit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitslosenversicherung hat <strong>de</strong>r Staat zu tragen. Und wenn bei <strong>de</strong>n Arbeitslosen<br />

die Schmerzgrenze überschritten ist, kommt es zu einer politischen<br />

Wen<strong>de</strong>, die in irgen<strong>de</strong>iner Weise, entwe<strong>de</strong>r nach links o<strong>de</strong>r nach rechts, zum<br />

Totalitarismus steuert.<br />

Die Dezentralisierung durch <strong>de</strong>n staatsrechtlichen Fö<strong>de</strong>ralismus<br />

Gegen die sozial nachteiligen Wirkungen <strong>de</strong>s Einheitsstaates scheint sich<br />

einzig die Aufteilung <strong>de</strong>r Staatsmacht in kleinere Regionen und gesellschaftliche<br />

Gruppen anzubieten, das heißt ein Fö<strong>de</strong>ralismus rein staatsrechtlichen<br />

Formates. An<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r feudalen Gesellschaft steht in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Demokratie die staatsrechtliche Formulierung <strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Auf keinem an<strong>de</strong>ren Weg als <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Staatsrechts kann sich in <strong>de</strong>r<br />

Demokratie <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismus stabilisieren. Darum fällt auch die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Einheitsstaates zum <strong>de</strong>zentrali-

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