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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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II. Die Politische Theologie 47<br />

entschei<strong>de</strong>nd, wie Schmitt <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Monotheismus bei voller Anerkennung<br />

<strong>de</strong>s Dogmas von <strong>de</strong>r Trinität rettet. Das ist eine spekulative, nicht<br />

eine geschichtliche Fragestellung. Unter diesem Aspekt sind die Ausführungen<br />

Schmitts dürftig. Er kommt in die Nähe <strong>de</strong>r Lösung an einer Stelle, wo er<br />

auf einen von Peterson im Jahr 1931 veröffentlichten Artikel zu sprechen<br />

kommt. Dort zitiert Peterson das geflügelte Wort „Rex regnat, non gubernat"<br />

in französischer Fassung: le roi regne, mais il ne gouverne pas. Dazu schreibt<br />

Schmitt: „Ich halte gera<strong>de</strong> diese Einschaltung in diesem Kontext für <strong>de</strong>n<br />

interessantesten Beitrag, <strong>de</strong>n Peterson - vielleicht unbewußt - zur Politischen<br />

Theologie beigesteuert hat. Er betrifft die Philosophie <strong>de</strong>s Aristoteles und die<br />

<strong>de</strong>s jüdischen o<strong>de</strong>r heidnischen Hellenismus und ist für <strong>de</strong>n Gedankengang<br />

<strong>de</strong>r Abhandlung in <strong>de</strong>r Sache zentral, obwohl er in <strong>de</strong>r Darlegung nur als<br />

Einsprengsel erscheint. Denn <strong>de</strong>r Monotheismus ist 'als politisches Problem<br />

aus <strong>de</strong>r hellenistischen Umbildung <strong>de</strong>s jüdischen Gottesglaubens hervorgegangen'."<br />

47<br />

Die katholische Theologie hat ohne Zweifel <strong>de</strong>n Monotheismus<br />

<strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums fortgeführt, doch nicht nur aus einem geschichtlichen Grund,<br />

son<strong>de</strong>rn weil <strong>de</strong>r Monotheismus wesentlich zum Christentum gehört. Gemäß<br />

je<strong>de</strong>r christlichen Theologie löst das Dogma <strong>de</strong>r Trinität <strong>de</strong>n Monotheismus<br />

nicht ab, son<strong>de</strong>rn bereichert ihn durch die Sicht in das innergöttliche Leben.<br />

Die Handlungen Gottes nach außen, d.h. in die Welt, sind Handlungen <strong>de</strong>s<br />

einen göttlichen Wesens. Sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Vater zugeschrieben, insofern aus<br />

<strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s innergöttlichen Lebens <strong>de</strong>r Vater das Prinzip <strong>de</strong>r trinitarischen<br />

Relationen ist. Diese theologischen Feinheiten konnte Schmitt natürlich nicht<br />

kennen. Wenn er aber gewußt hätte, daß die Existenz Gottes Objekt <strong>de</strong>r Philosophie,<br />

d.h. <strong>de</strong>r rationalen Erkenntnis ist, die auch in <strong>de</strong>r Offenbarungs-<br />

Theologie als wichtiges Grun<strong>de</strong>lement bestehen bleibt, dann wäre er ohne<br />

je<strong>de</strong>n Hinweis auf Ju<strong>de</strong>ntum o<strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>ntum ausgekommen. Das hätte auch<br />

Peterson wissen müssen.<br />

Kurz gesagt: Der Monotheismus ist auch ohne die Argumentation Schmitts<br />

gerettet und damit auch das Hauptanliegen seiner Politischen Theologie, d.h.<br />

<strong>de</strong>r Monotheismus als Ausgangsposition politischer Reflexion, die aber nicht<br />

notwendigerweise zum monarchischen Prinzip führen muß: Ein Gott, ein<br />

Volk, ein König. Auch bezüglich <strong>de</strong>s Parallelismus von katholischer Kirche<br />

und Staat sind noch einige wesentliche Vorbehalte anzumel<strong>de</strong>n.<br />

Schmitt, Politische Theologie II, 42.

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