Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de
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46 1. Kap.: Die Politik als Objekt <strong>de</strong>r Ethik<br />
nicht Theologie sein, <strong>de</strong>nn die Offenbarung enthält keine solchen Mo<strong>de</strong>lle.<br />
Auch die Anerkennung <strong>de</strong>s römischen Staates <strong>de</strong>s ersten Jahrhun<strong>de</strong>rts war<br />
bloß tatsächliche Anerkennung, ebenso wie diejenige aller an<strong>de</strong>rn, im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Zehn Gebote möglichen Mo<strong>de</strong>lle". 43<br />
Barion scheint nicht zu beachten,<br />
daß 1. das kirchliche Dokument Gaudium et Spes nicht die klassische<br />
Naturrechtslehre eines Thomas von Aquin, die allein in die typisch theologische<br />
Argumentation hineinpaßt, darstellen will, son<strong>de</strong>rn, wie gesagt, von <strong>de</strong>n<br />
natürlichen Rechten <strong>de</strong>s Menschen unter Ben<strong>utz</strong>ung <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Begriffswelt<br />
spricht, um auf diese Weise im Sinn <strong>de</strong>s pastoralen Anliegens <strong>de</strong>s<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils leichter Zugang zu <strong>de</strong>n Menschen unserer<br />
Zeit zu fin<strong>de</strong>n, 44<br />
und 2. solche Aussagen keine dogmatischen Aussagen sind<br />
und nichts mit <strong>de</strong>m zu tun haben, was die konkrete Politik <strong>de</strong>r Kirche betrifft.<br />
Die katholische Soziallehre ist nicht mit <strong>de</strong>r Kirchenpolitik (Anerkennung<br />
<strong>de</strong>s römischen Staates) zu verwechseln. 3. ist zu bemerken, daß das alles<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r „Struktur-I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Begriffe theologischer<br />
und juristischer Argumentationen und Erkenntnisse" 45<br />
liegt, worum es eigentlich<br />
im Problem <strong>de</strong>r Politischen Theologie geht.<br />
Kehren wir also zurück zur Frage, ob das trinitarische Dogma die Politische<br />
Theologie „erledigt" hat, wie Peterson 46<br />
meint, d.h. ob die Parallele zwischen<br />
Monotheismus und Monarchie eine Illusion ist, so daß die ganze These<br />
Schmitts dahinfällt.<br />
Es ist für das hier anstehen<strong>de</strong> Problem wenig sinnvoll, die Geschichte <strong>de</strong>s<br />
Arianismus nochmals aufzurollen, <strong>de</strong>nn darum han<strong>de</strong>lt es sich in <strong>de</strong>r Streitfrage<br />
von <strong>de</strong>r Trinität <strong>de</strong>r Personen in <strong>de</strong>m einen göttlichen Wesen. Schmitt<br />
gibt sich alle Mühe, <strong>de</strong>n Origenes-Schüler Eusebius von Caesarea, <strong>de</strong>r als<br />
Freund von Konstantin um die Rettung <strong>de</strong>s Monotheismus innerhalb <strong>de</strong>r<br />
politischen Reflexion besorgt war, von <strong>de</strong>n polemischen Verunglimpfungen<br />
zu retten. Das alles ist für die grundsätzliche Bewertung <strong>de</strong>r Schmittchen<br />
Argumentation nebensächlich. Im Zentrum unserer Darstellung ist die Frage<br />
43<br />
Zitat aus: Politische Theologie II, 23.<br />
44<br />
Gleiches ist von <strong>de</strong>r katholischen Soziallehre zu sagen. Diese hat die alte Systematik <strong>de</strong>r<br />
klassischen Naturrechtslehre verlassen. Ich habe diese Entwicklung anhand <strong>de</strong>r naturrechtichen<br />
Begriffe „Eigentumsrecht" und „Gemeinwohl" dargelegt in: Der Begriff <strong>de</strong>s Eigentumsrechts in<br />
<strong>de</strong>r katholischen Soziallehre und seine Beziehung zur Wirtschaftsordnung, in: A.F. Utz, Hrsg.,<br />
Die katholische Soziallehre und die Wirtschaftsordnung, Trier 1991, 109-162. Wichtig ist auch<br />
<strong>de</strong>r Artikel daselbst von Marcel Thomann: Der rationalistische Einfluß auf die katholische<br />
Soziallehre, 163-202.<br />
45<br />
Schmitt, Politische Theologie II, 19.<br />
46<br />
Peterson (1890-1960) war Professor für Alte Kirchengeschichte und Neues Testament an <strong>de</strong>r<br />
Evangelisch-Theologischen Fakultät in Bonn. Er konvertierte 1930 zum katholischen Glauben.<br />
Die Verwurzelung in <strong>de</strong>r protestantischen Theologie ist wohl <strong>de</strong>r Grund dafür, daß Peterson die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r rationalen Theologie für die Theologie aus <strong>de</strong>m Glauben nicht kannte. Zur<br />
Biographie von Peterson: B. Nichtweiß, Erik Peterson, Neue Sicht auf Leben und Werk, Freiburg<br />
i.Br. 2 1994.