Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de
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44 1. Kap.: Die Politik als Objekt <strong>de</strong>r Ethik<br />
Schmitt fin<strong>de</strong>t diesen Parallelismus bereits in <strong>de</strong>r Antike. Er wird <strong>de</strong>utlich bei<br />
Plato ausgesprochen, ebenso bei Aristoteles, <strong>de</strong>r von einem metaphysischen<br />
Naturrecht ausgeht und so die vielen Götter umgeht. Die Ansicht Schmitts,<br />
daß es sich bei Aristoteles mehr um eine metaphysisch-naturrechtliche als<br />
eine religiöse Begründung <strong>de</strong>r Monarchie han<strong>de</strong>lt, ist durchaus korrekt. Für<br />
Aristoteles stand die Einheit <strong>de</strong>r gesamten Weltordnung im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />
eine Einheit, die sich analog auch im Staat verwirklicht. Das aristotelische<br />
Naturrecht ist mehr anthropologischer Natur. Thomas von Aquin, <strong>de</strong>n Schmitt<br />
offenbar nicht kennt, hat dann dieser Einheit die theologische Begründung<br />
gegeben in seiner Lehre vom Ewigen Gesetz. Es ist dieser Monotheismus,<br />
<strong>de</strong>n Schmitt als Analogie zur politischen Monarchie braucht: Ein Gott, ein<br />
Volk, ein König. Schmitt verfolgt, wie gesagt, diese Theologie durch die<br />
Geschichte <strong>de</strong>s christlichen Altertums bis zur endgültigen Säkularisierung in<br />
<strong>de</strong>r Industriegesellschaft. 3 '<br />
An sich wäre damit die Grundthese Schmitts ausreichend gerechtfertigt,<br />
nämlich <strong>de</strong>r Nachweis erbracht, daß <strong>de</strong>r Monotheismus das politische Denken<br />
orientiert und man <strong>de</strong>shalb von einer Politischen Theologie sprechen<br />
kann und muß, wenn nicht Erik Peterson die These aufgestellt hätte, daß mit<br />
<strong>de</strong>r christlichen Lehre von drei Personen in Gott <strong>de</strong>r Monotheismus aufgehört<br />
hätte, Grundlage einer Politischen Theologie zu sein. 40<br />
Schmitt verfaßte sein<br />
Buch „Politische Theologie II" als Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r These Petersons. Peterson<br />
faßte seine These in drei Sätzen zusammen: „1. Die Lehre von <strong>de</strong>r göttlichen<br />
Monarchie mußte am trinitarischen Dogma und die Interpretation <strong>de</strong>r<br />
Pax Augusta an <strong>de</strong>r christlichen Eschatologie scheitern. 2. Damit ist nicht nur<br />
theologisch <strong>de</strong>r Monotheismus als politisches Problem erledigt und <strong>de</strong>r<br />
christliche Glaube aus <strong>de</strong>r Verkettung mit <strong>de</strong>m Imperium Romanum befreit<br />
wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch grundsätzlich <strong>de</strong>r Bruch mit je<strong>de</strong>r politischen Theologie'<br />
vollzogen, die die christliche Verkündigung zur Rechtfertigung einer<br />
politischen Situation mißbraucht. 3. Nur auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums o<strong>de</strong>r<br />
Hei<strong>de</strong>ntums kann es so etwas wie eine .politische Theologie' geben". 41<br />
Schmitt hätte an sich mit <strong>de</strong>m dritten Satz zufrie<strong>de</strong>n sein können. Er hätte nur<br />
nachweisen müssen, daß es die rational begrün<strong>de</strong>te Theologie gibt, die monotheistisch<br />
ist. Man mag sie heidnisch nennen, weil sie ohne die christliche<br />
Offenbarung auskommt. Sie ist zugleich ein Element <strong>de</strong>r Offenbarung, <strong>de</strong>nn<br />
die christliche Offenbarung setzt die rationale Theologie voraus o<strong>de</strong>r schließt<br />
sie ein, weil die Offenbarung ein rationales Fundament braucht, eben die<br />
39<br />
Nicht nur in: Römischer Katholizismus, son<strong>de</strong>rn auch sehr extensiv in: Politische Theologie II.<br />
40<br />
Erik Peterson, Der Monotheismus als politisches Problem, Ein Beitrag zur Geschichte <strong>de</strong>r<br />
politischen Theologie im Imperium Romanum, Leipzig 1935. Ders.: Theologische Traktate,<br />
München 1951, 45-147. Ders.: Ausgewählte Schriften, hrsg. von B. Nichtweiß, Bd. 1, Würzburg<br />
1994, 23-81.<br />
41<br />
Zitiert in Politische Theologie II, 74.