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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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II. Die Politische Theologie 43<br />

2. Die rational begrün<strong>de</strong>te Politische Theologie<br />

Keine Staatsphilosophie ohne Transzen<strong>de</strong>nz<br />

Um zu verstehen, warum Schmitt alles daran setzt, das Politische in letzter<br />

Analyse durch die Religion zu begrün<strong>de</strong>n, darf man nicht nur seine geschichtsphilosophischen<br />

und geschichtstheologischen Erörterungen heranziehen.<br />

Es geht ihm im Grun<strong>de</strong> nicht einmal um eine typisch geschichtliche<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung. Vielmehr will er grundsätzlich <strong>de</strong>n Gedanken vertreten,<br />

daß man <strong>de</strong>m Politischen nicht nahekommt, wenn man es nur als Kampf um<br />

die Macht auslegt. Der Staat, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Feind bestimmen muß, braucht eine in<br />

sich einheitliche Gesellschaft, die ihre Einheit nur durch eine I<strong>de</strong>e, nicht aber<br />

a priori durch einen technischen Vorgang, sagen wir es konkret, nicht durch<br />

einen Abstimmungsmodus erhält. Die I<strong>de</strong>e, die, aller Parteilichkeit und Zeitlichkeit<br />

enthoben, in <strong>de</strong>r Transzen<strong>de</strong>nz liegt, ist <strong>de</strong>mgemäß religiöser Natur.<br />

Welche Religion bietet die gesuchte I<strong>de</strong>e an? Es kann nur ein Monotheismus<br />

sein, <strong>de</strong>nn dieser allein begreift, daß die Autorität zu personifizieren ist. Das<br />

ist die Grundüberzeugung Schmitts und dazu braucht er die Politische Theologie.<br />

Es geht also um das Verhältnis zwischen religiöser Weltanschauung<br />

und politischem Denken. „Alles, was ich zu <strong>de</strong>m Thema Politische Theologie<br />

geäußert habe, sind Aussagen eines Juristen über eine rechtstheoretisch und<br />

rechtspraktisch sich aufdrängen<strong>de</strong>, systematische Struktur-Verwandtschaft<br />

von theologischen und juristischen Begriffen". 38<br />

Der Monotheismus hat seine<br />

analoge Parallele auf politischer Ebene in <strong>de</strong>r Monarchie.<br />

Man kann Grundgedanken von Schmitt übernehmen, ohne von seiner Definition<br />

<strong>de</strong>s Politischen auszugehen, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n antiken Autoren folgt und<br />

<strong>de</strong>n Staat als die vollkommene Gesellschaft begreift und entsprechend die<br />

Politik als jene Handlung <strong>de</strong>finiert, die direkt die Dezisionsgewalt in <strong>de</strong>r<br />

Bestimmung <strong>de</strong>s allgemeinen Wohls zum Ziel hat. Wenn man diese Intention<br />

zu En<strong>de</strong> <strong>de</strong>nkt, stößt man unweigerlich an die Transzen<strong>de</strong>nz. Man kann dann<br />

allerdings von einem Parallelismus zwischen Staatslehre und Religion o<strong>de</strong>r<br />

Politischer Theologie nicht mehr sprechen, <strong>de</strong>nn die Transzen<strong>de</strong>nz und damit<br />

die Theologie gehören wesentlich zur Begründung <strong>de</strong>s Staats und seiner<br />

Autorität. Der Parallelismus wür<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>mnach auf die Gegenüberstellung<br />

von weltlichem Staat und katholischer Kirche beschränken. Dennoch folge<br />

ich <strong>de</strong>m erweiterten Begriff <strong>de</strong>s Parallelismus, um <strong>de</strong>n Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n hier besprochenen Gedanken C. Schmitts zu bewahren. Lassen wir also<br />

einmal die Analogie zwischen Staatsphilosophie und Philosophie <strong>de</strong>r Religion<br />

bestehen.<br />

Politische Theologie II, 79, Anm. 1.

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