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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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II. Die Politische Theologie 41<br />

Wichtig und wesentlich für die Politische Theologie Schmitts ist die Tatsache,<br />

daß <strong>de</strong>r universale Rationalismus <strong>de</strong>s Katholizismus institutionell abgesichert<br />

wird: „Dieser Rationalismus liegt im Institutionellen und ist wesentlich<br />

juristisch; seine große Leistung besteht darin, daß er das Priestertum zu<br />

einem Amte macht, aber auch das wie<strong>de</strong>r in einer beson<strong>de</strong>ren Art. Der Papst<br />

ist nicht <strong>de</strong>r Prophet, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Stellvertreter Christi. Alle fanatische Wildheit<br />

eines zügellosen Prophetentums wird durch eine solche Formierung fern<br />

gehalten. Dadurch, daß das Amt vom Charisma unabhängig gemacht ist,<br />

erhält <strong>de</strong>r Priester eine Wür<strong>de</strong>, die von seiner konkreten Person ganz zu abstrahieren<br />

scheint. Trotz<strong>de</strong>m ist er nicht <strong>de</strong>r Funktionär und Kommissar <strong>de</strong>s<br />

republikanischen Denkens und seine Wür<strong>de</strong> nicht unpersönlich wie die <strong>de</strong>s<br />

mo<strong>de</strong>rnen Beamten, son<strong>de</strong>rn sein Amt geht, in ununterbrochener Kette, auf<br />

<strong>de</strong>n persönlichen Auftrag und die Person Christi zurück. Das ist wohl die<br />

erstaunlichste complexio oppositorum. In solchen Distinktionen liegt die<br />

rationale Schöpferkraft und zugleich die Humanität <strong>de</strong>s Katholizismus". 32<br />

Ökonomie und Technik mögen sich in <strong>de</strong>n Rang eines universalen Machthabers<br />

aufschwingen, aber „kein politisches System kann mit bloßer Technik<br />

<strong>de</strong>r Machtbehauptung auch nur eine Generation überdauern. Zum Politischen<br />

gehört die I<strong>de</strong>e, weil es keine Politik gibt ohne Autorität und keine Autorität<br />

ohne ein Ethos <strong>de</strong>r Überzeugung". 33<br />

Das also ist die politische Konzeption Schmitts. Politik ist nur als Repräsentation<br />

einer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>nkbar. „Repräsentieren im eminenten Sinne kann nur eine<br />

Person und zwar - zum Unterschie<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r einfachen .Stellvertretung' -<br />

eine autoritäre Person o<strong>de</strong>r eine I<strong>de</strong>e, die sich, sobald sie repräsentiert wird,<br />

ebenfalls personifiziert. Gott, o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen I<strong>de</strong>ologie das Volk,<br />

o<strong>de</strong>r abstrakte I<strong>de</strong>en wie Freiheit und Gleichheit sind <strong>de</strong>nkbarer Inhalt einer<br />

Repräsentation, aber nicht Produktion und Konsum". 34<br />

Demokratie hat nach<br />

Schmitt nur dann Repräsentationskraft, wenn die I<strong>de</strong>e in einer homogenen<br />

Gesellschaft verkörpert ist. Sonst wäre die I<strong>de</strong>e nicht personifizierbar. Die<br />

Personifizierung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e ist nichts an<strong>de</strong>res als die essentielle Bedingung<br />

einer souveränen Repräsentation, die auch <strong>de</strong>n Extremfall, und diesen vor<br />

allem, meistert. „Die Norm braucht ein homogenes Medium. Diese faktische<br />

Normalität ist nicht bloß eine ,äußere Voraussetzung', die <strong>de</strong>r Jurist ignorieren<br />

kann; sie gehört vielmehr zu ihrer immanenten Geltung. Es gibt keine<br />

Norm, die auf ein Chaos anwendbar wäre. Die Ordnung muß hergestellt sein,<br />

damit die Rechtsordnung einen Sinn hat. Es muß eine normale Situation<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n, und souverän ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finitiv darüber entschei<strong>de</strong>t,<br />

ob dieser normale Zustand wirklich herrscht. Alles Recht ist, Situationsrecht'.<br />

Der Souverän schafft und garantiert die Situation als Ganzes in<br />

Op. cit. 23f.<br />

Op. cit. 28.<br />

Op. cit. 36.

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