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Sozialethik. Mit internationaler Bibliographie, V. Teil - stiftung-utz.de

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II. Die Politische Theologie 37<br />

Das Politische ist, wie man sieht, ein reiner Zustand, <strong>de</strong>r durch die Beziehung<br />

zwischen zwei einan<strong>de</strong>r gegenüberstehen<strong>de</strong>n Staaten entsteht. Erst aus diesem<br />

Blickwinkel wer<strong>de</strong>n normative Begriffe zu politischen. „Je<strong>de</strong>r religiöse,<br />

moralische, ökonomische, ethnische o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Gegensatz verwan<strong>de</strong>lt sich<br />

in einen politischen Gegensatz, wenn er stark genug ist, die Menschen nach<br />

Freund und Feind effektiv zu gruppieren. Das Politische liegt nicht im Kampf<br />

selbst, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum seine eigenen technischen, psychologischen und militärischen<br />

Gesetze hat, son<strong>de</strong>rn, wie gesagt, in einem von dieser realen Möglichkeit<br />

bestimmten Verhalten, in <strong>de</strong>r klaren Erkenntnis <strong>de</strong>r eigenen, dadurch<br />

bestimmten Situation und in <strong>de</strong>r Aufgabe, Freund und Feind richtig zu unterschei<strong>de</strong>n."<br />

14<br />

Für die politische Theologie ist dieser rein sachliche, von je<strong>de</strong>r moralischen<br />

Wertung losgelöste Begriff <strong>de</strong>s Politischen als Freund-Feindbeziehung<br />

wichtig. „Eine religiöse Gemeinschaft, die als solche Kriege führt, sei es<br />

gegen die Angehörigen an<strong>de</strong>rer religiöser Gemeinschaften, sei es sonstige<br />

Kriege, ist über die religiöse Gemeinschaft hinaus eine politische Einheit. Sie<br />

ist auch dann eine politische Größe, wenn sie nur in negativem Sinne eine<br />

Einwirkungsmöglichkeit auf jenen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorgang hat, wenn sie in<br />

<strong>de</strong>r Lage ist, durch ein Verbot an ihre Angehörigen Kriege zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

d.h. die Fein<strong>de</strong>squalität eines Gegners maßgebend zu verneinen." 15<br />

C. Schmitt gibt allerdings in seinem Vorwort zu <strong>de</strong>n Ausgaben von 1963 und<br />

1991 einige Mängel <strong>de</strong>s Textes von 1932 zu. „Der Hauptmangel in <strong>de</strong>r Sache<br />

liegt darin, daß die verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s - konventioneller, wirklicher<br />

o<strong>de</strong>r absoluter Feind - nicht <strong>de</strong>utlich und präzise genug getrennt und<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n". 16<br />

Er nennt z.B. <strong>de</strong>n Partisanenkrieg 17 , <strong>de</strong>n Kalten<br />

Krieg. Diese Un<strong>de</strong>utlichkeiten spielen aber in unserer Darstellung keine<br />

Rolle.<br />

Zusammenfassend: Innerhalb <strong>de</strong>s Staates herrscht Frie<strong>de</strong>, basierend auf <strong>de</strong>r<br />

Homogenität <strong>de</strong>r Bürgerschaft und zusätzlich erzwungen durch die Angst vor<br />

einem möglichen Gegner. Politische Handlungen gibt es darum nicht im<br />

Innern <strong>de</strong>s Staates, son<strong>de</strong>rn nur in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit einem potentiellen<br />

Feind. Alle eventuellen innerstaatlichen Querelen können nur in entfernter<br />

Analogie, die mehr einer Metapher gleichkommt, als politisch bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Extremfall wer<strong>de</strong>n sie durch <strong>de</strong>n Träger <strong>de</strong>r Herrschaftsmacht<br />

entschie<strong>de</strong>n. Diese Dezisionsgewalt setzt, wie noch gezeigt<br />

wird, logischerweise eine Konzentration <strong>de</strong>r Machtbefugnis in einer Person<br />

14<br />

A.a.O. 37.<br />

15<br />

A.a.O. 37f.<br />

16<br />

A.a.O. 17.<br />

17<br />

Vgl. C. Schmitt, Theorie <strong>de</strong>s Partisanen - Zwischenbemerkung zum Begriff <strong>de</strong>s Politischen,<br />

Berlin 4 1963.

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